Duisburg, 03. März 2016 - Wahrscheinlich ist Matt Epp lieber
in Europa als in den USA unterwegs wegen der einfacheren
Einreisebestimmungen: „Man braucht zwei Visa als Kanadier um
in den Vereinigten Staaten eine Tour zu spielen, die sind
nicht billig - in Europa ist das zum Glück anders.“
Aber er kann auch auf eine breite Fanbase
bauen, die sich inzwischen durch das Land zieht. Fast
zwanzig Termine hat der rastlose Mitdreißiger, begleitet von
seinem jüngeren Bruder, jetzt in Deutschland gespielt, bevor
er in seinem „Wohnzimmer“ im Tempel-Keller bei den
Folk-Festspielen diese Tour ausklingen ließ. „Bei Hannes und
Heiner“, wie er sagte.
Auch wenn sein „gutaussehender
Bassist“, Joel Couture von seiner Band „Amorian Assembly“,
„nicht dabei ist“, die Frauen im Publikum wussten auch so,
wo sie hingucken konnten. Denn der smarte blonde Musiker
hatte seine Fans, an die hundert, sofort im Griff und sagte:
„Es muss unser Ziel hier sein, dass ich beim nächsten Mal
nur die Gitarre spiele – und ihr alle singt die Songs, das
üben wir jetzt!“, lachte er auf Englisch ins Publikum. Die
Bereitschaft der Zuhörer jedenfalls war sofort vorhanden,
viele summten schon von Anbeginn mit. Und so war es ein
leichtes für Matt Epp, quasi ein „Best of“ seiner Songs zu
spielen. Zwei Titel „North Star“ und „Ready in Time“ des
neuen Albums hatte er für die Solo-Akustikgitarre
vorbereitet - doch merkte man, dass da Melodielinien fehlten
- verglichen mit der breitwandig produzierten Studioversion.
Umso mehr konnte der sympathische Sänger punkten,
spielte er Stücke von dem Vorgänger-Album „Luma“, das er
seiner eineinhalbjährigen Tochter gewidmet hatte. Diese sind
selbst nur spärlich mit Flächendeckenden Keyboards und
sphärischer Gitarre produziert und. passten somit besser zu
diesem Songwriter-Auftritt. „Birch to Birch“, eine Metapher
für die Orientierungslosigkeit in unserer Gesellschaft, „und
darüber, dass Menschen einfach nicht aus der Geschichte
lernen wollen“, oder eine Up-Tempo-Nummer „Put it back“ und
„Promised Land“ stimmten gut ein, und dann konnte Matt Epp
quer durch die Vorgänger-Alben, quasi sein Frühwerk,
zitieren und der gesamte Tempel-Keller sang mit: „This old
house“ wurde umgehend mit dem Chorus „...like my love for
you“ vom Publikum vollendet, bei „Met someone“ schraubte
.Matt Epp seinen schneidigen Falsett in ungeahnte Höhen,
während die Fans die Basslinie weiter hielten. Und „Met
someone“ dazu donnerten.
Witzige Arrangements gibt es
auch zu hören: der Song „To Cool down“ bekommt ein
paar Jazz-Akkorde verpasst, doch dadurch gewann Matt Epp
auch nicht die 10.000 Dollar, die bei einem kanadischen
Jazz-Radio ausgeschrieben waren, wenn er da den Siegertitel
eingereicht hätte - wie er in seiner Ansage schmunzelnd
verlauten lässt. „Es ist witzig, dieses Jazz-Radio überhaupt
zu hören“, sagt er lachend.
Dann wird es noch mal
rockig bei „Anthem for the rich and broken hearted“ singt
der Chor „...use your head“, bevor Matt Epp nach zwei
Stunden action das Konzert mit der Zugabe „There shall be
peace“ beschließt. Katrin Hanske ist oft im Tempel-Keller:
„Wieder ein Konzert mit einer tollen Qualität.“
Für
Matt Epp geht es jetzt wieder zurück nach Kanada. „Als
nächstes fahre ich dann zum Folk-Alliance-Festival in die
USA nach Kansas City“, verrät der Sänger. Doch vorher muss
er sich noch zwei Visa für die Einreise besorgen...
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