Duisburg, 29. Februar 2016 - Es ist die Suche nach
Heimat,:das Thema, das Ali Yakar zeitlebens beschäftigte.
Heimat, die sich zuerst in Anatolien befand, die Ali Yakar
vor mehr als 40 Jahren über Dortmund nach Rheinhausen
verlegte. In seinen Gedichten aus seinem kürzlich
erschienenen Buch „Dost Dilinden“ (Von einer freundlichen
Zunge) geht es um die Suche nach der geistigen und
emotionalen Heimat. Leider sind diese Gedichte, bis auf
eins, nur in Türkisch erschienen.
„Ich kann das, was
ich sagen will, nur in meiner Muttersprache wirklich
ausdrücken“, sagt der 65-jährige Autor. „Meine Heimat sehe
ich aber ganz klar hier in Deutschland.“
Dieses eine
Gedicht „Inniger Freund“ zeigt aber die Gefühle, die Ali
Yakar rückblickend gehabt hat, wenn er an den Abschied von
seiner Mutter am Istanbuler Bahnhof,damals in den
70er-Jahren zurückdenkt. „Sie sang, ich schmelze wie warme
Butter“, fasst der Schriftsteller den Abschied in Worte.
„Wir können nicht gehen und wollen auch nicht bleiben“,
schildert Ali Yakar seinen inneren Zwiespalt, den er
zeitlebens gehabt hat, als er ab 1977 auf dem
Rheinhauser Krupp-Werk als Rangiererer arbeitete –
zeitgleich mit Wehmut an die Zeit als Jugendlicher in der
Türkei zurückdenkt: „Ich hab noch lockiges Haar, lange
Wimpern, schwarze Augen“, schreibt er.
In den
anderen Gedichten beschäftigt er sich auf Türkisch mit den
Gefühlen, die die damalige „Gastarbeiter-Generation“ in
Deutschland entwickelte – mit Blick auf ihr ursprüngliches
Heimatland. Türkei. Ali Yakar wurde in Deutschland zum
politischen Menschen, trat 1987 in die SPD ein und war
Vertrauensmann bei der IG-Metall in den Wirren des
Rheinhauser Arbeitskampfes und organisierte von da aus
die Besetzung der“ Brücke der Solidarität“ mit. Immer wieder
mischte er sich in deutsch-türkische Probleme ein und
glättete die Wogen. Ab 1988 fing der 65-Jährige an, als
Journalist für die türkischen Zeitungen „Miliyet“ und
„Hürriyet“ zu schreiben. Zu dieser Zeit begegnete er großen
„linken“ Politikern wie Oskar Lafontaine, Johannes Rau und
später Gerhard Schröder. „Ich denke, diese Politiker haben
mich auch in vielen Sichtweisen geprägt“, sagt der
Schriftsteller heute.
Zweimal war er verheiratet, hat
zwei Söhne aus erster Ehe und drei Töchter mit seiner
jetzigen Frau. „Ich bin stolz auf meine sechs
Enkelkinder“, sagt er. 2008 wurde er vom Zentrum für
Türkeistudien mit einer besonderen Plakette für Integration
ausgezeichnet im Beisein des damaligen Duisburger
Oberbürgermeisters Adolf Sauerland. Yakar sieht sich heute
noch als Vermittler zwischen Deutschen und Türken. In der
Margarethen-Siedlung habe er sich für die Einrichtung einer
30-er-Zone eingesetzt. „Das war für mich eine
Herzensangelegenheit“, sagt er heute.
Sechs Bücher
hat er bereits geschrieben, mit seinem aktuellen Gedichtband
will er vor allen Dingen die damaligen „Gastarbeiter“ und
Kollegen bei Krupp erreichen. „Ich denke viele türkische
Kollegen haben ähnliche Gefühle wie ich in Bezug auf den
Begriff „Heimat““, denkt Ali Yakar. Er kann nicht gehen –
und will bleiben...
Einige Exemplare sind beim Autor
noch selbst zu erhalten. E-mail:
aliyakar@live.de
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