Duisburg, 28. Januar 2016 - Volker Strübing hört gerne
Seemannslieder und singt sie auch. Er fürchtet sich vor den
Hipster-Kids, die inzwischen in seinem Viertel am
Prenzlauer Berg in Berlin herumlaufen, wenn „ich sehe, wie
meinen Kumpels da immer etwas neues Kleines aus dem
Bart raus wächst.“ Der Noch-nicht-Vater betrachtet die
Entwicklung bei seinen Freunden mit Sorge. „Neulich hörte
ich den Namen 'Brunhild' am Spielplatz -
wahrscheinlich merken da manche Eltern, dass die Stimmung im
Volk kippt“. - „Und wenn ich denen dann sage, dass ich deren
Kindergeldzuschüsse mal locker über die Freigetränke bei
meinen Lesungen auf einer Tournee raushole - dann finden
meine Kumpels das gar nicht komisch“, lächelt der
44-jährige.Nicht-Vater-Versteher., ohne zu berlinern.
So diffus präsentiert sich das Multi-Talent Volker
Strübing im Kulturspielhaus Rumeln an der Dorfstraße.
Veranstalter Tim Pügner: „Wir haben den mit seinen Videos
auf youtube gesehen und durch Zufall war er jetzt gerade in
der Nähe, so klappte es mit dem Auftritt.“ Ja, Videos macht
er auch – aberwitzige: In der Video-Reihe „Norbert erklärt
die Welt“ sind es Kloß und Spinne, die den genervten
Kneipenwirt Norbert nerven. „Ich habe bei der Entwicklung
der Figur Norberts, Charaktereigenschaften von allen Wirten,
die ich real kenne, mit rein genommen“, sagt Strübing. Und
genial muss er das Vibrieren des Lungen- und
Zwerchfellberreiches ebendieser Wirte beim Sprechen
beobachtet haben, das in einem ständigen Heben und Senken
des Brustbeins in der von ihm gezeichneten Comic-Figur
weiterlebt. Alle Zeichentrickcharaktere sind von ihm
eingesprochen und die Dialoge entwickeln sich, ähnlich wie
bei dem lesenden Comedian Thorsten Sträter, aus einer
banalen Alltagssituation heraus ins
Metaphysisch-Ko(s)mische, ja ins Absurde. Dabei bewahrt
Volker Strübing konsequent seinen „Schwiegersohn-Charme“,
mit denen er die etwa 90 Gäste in Rumeln umfängt.
Seine Kurzgeschichten verdienen Beachtung. In „Kaffee ohne
Hitler“ geht es um das Lyrische-Ich, das in der Bahn
sitzend, einen Kaffee mit Milch bestellt, sich aber über die
Umwelt verschmutzenden Milch-Döschen ärgert, die im Zug zum
Kaffee verabreicht werden. Lieber sollte es nur ein
Tröpfchen aus einem Tetrapack sein. „Das ist eine andere
Kostenstelle – und im übrigen habe ich meine Anweisungen!“,
entgegnet ihm der Bahnbedienstete. „Die hatte Eichmann
auch“, gibt es da aus dem kollektiven Gewissen zurück und 90
Kehlen stockt das Lachen im Hals.
„Ich schreibe
gerne Märchen“, gesteht Volker Strübing. Eins heißt „Das
Mädchen mit dem Rohr im Ohr und der Junge mit dem Löffel im
Hals“. Beide verstehen sich „blind“, hört das Mädchen doch
nur Fragmente des Gesprochenen, und versteht den Jungen aber
prächtig, da er „wegen seines Löffels im Hals“ einen
Sprachfehler hat und alle Vokale doppelt. Ein anderes
Märchen „Der Fischer und seine Katze“ ist sogar als Video
verfügbar, allerdings bösartiger im Verlauf als das
Grimmsche Original.
Sein Ankertattoo am Oberarm zeigt
er Gästen nicht, auch wenn er zum Schluss die eingangs
erwähnten Seemannslieder, die er schreibt und singt, auf
einer „kleinen Gitarre“ einspielt. „Ich versuche zu
verstehen, warum Sänger wie Freddy Quinn sie sonst immer mit
einer „großen Gitarre“ spielen?“, fragt er ins lachende
Publikum. „Spree-Mann, lass das träumen...“, tönt es.
Nächste Veranstaltungen: Am 13. Februar
kommt die „Ladies`Night“ erprobte Eva
Eiselt mit „Neurosen und andere Blumen“ aus Köln.
Eintritt: VVK 14 Euro, AK 16 Euro. Infos:
www.kulturtreffaltedorfschule.de
Die Veranstaltung mit Stefan Verhasselt am 29. Februar
ist bereits ausverkauft im Kulturtreff Alte Dorfschule.
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