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„Als der Walkman laufen lernte“
Was ist ein Walkman?

Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 26. März 2016 - Gut, dass kein Test geschrieben wurde. Das hatte der Essener Kabarettist Moses W. eingangs seines Programms „Als der Walkman laufen lernte“ im Kulturtreff Alte Dorfschule in Rumeln angedeutet. Er machte klar, dass es nur Bands in den 80er-Jahren geschafft hätten anhand eines Soundschnipsel sofort erkennbar zu sein und begann diese nun munter abzufragen. So fingen die etwa 100 Zuschauer im Kulturspielhaus an, eifrig mit zu raten, als gefühlte zwanzig Musikthemen auf sie einprasselten und sie etwa den treibenden Drumbeat aus Michael Jacksons „Billy Jean“ oder die  Keyboards aus „Tainted Love“ von Soft Cell in diesen Klangbeispielen hörten – merkten aber auch, dass sie so manche Lücke hatten.  

Moses W. hat eine Vorgeschichte im Heavy Metal. „Mit der Musik bin ich groß geworden“, leugnet er nicht. Ein Buch hat der Essener über seine vorpubertäre musikalische Entwicklung geschrieben mit dem Titel „Das rockt“, bei dem er sich selbst wie auf dem Cover der Scorpions-LP „Blackout“ in Szene setzt. Der Tonträgerwechsel von LP auf die CD ist ein großes Thema für ihn – und für  Männer überhaupt. „Oder glauben Sie, dass eine Frau darüber ernsthaft philosophiert, ob ein Lied weicher und zarter auf LP klingt als dann auf einer CD?“, wundert sich der 50-Jährige. Drei Tonträgerwechsel (LP, CD, mp3) habe er erlebt und fragt: „Ist jemand im Publikum, der mehr mitgemacht hat?“ Vereinzelte Schellack-Fans melden sich zu Wort.

Es ist eine gezielte Abrechnung mit der Musikgeschichte, die Moses W. da macht: „In den 80er-Jahren war alles auf Hochglanz poliert, die Musiker waren gestylter als ihre Groupies.“

Im Hintergrund steht als Inbegriff ein Starschnitt von Gene Simmons, dem „aufgebrezelten“ Sänger und Bassisten der Hard-Rock-Band „Kiss“, aus dieser Zeit. In den 90er-Jahren habe man sich gehen lassen, als Beispiel dient der „Grunge“ mit Stil-Ikone Kurt Cobain von Nirvana und der aufkommende Techno, der keine Songstrukturen mehr hatte. Richtig gut wird Moses W., wenn er sein Lieblingsthema „Bond-Titelmelodien“ beackert: Er präsentiert Ricky Martins Hit „Livin La vida loca“ und Will Smiths „Men in Black“, in die er wohl selbst eine schneidende „Bondgitarre“ herein gesampelt hat  - denn DJ-Erfahrung hat der 50-Jährige auch -  und bringt die Zuschauer damit zum johlen, wenn er  singt und tanzt. Selbst in Robbie Williams Mega-Hit „Millenium“ vermutet er noch eine Bond-Verschwörung: „Hören Sie doch mal das gegenläufige Melodiethema, das ist doch wie aus Nancy Sinatras Bond-Hit geklaut!“, behauptet er jetzt mit übergestreiftem Smoking und Fliege - im Daniel Craig-Style.

Daneben gibt es noch eine Zeitreise durch die technischen Errungenschaften, der jeweiligen Epochen, die er sich aber hätte sparen sollen. Denn die Zuschauer wollten den Diskurs über die musikalischen Absonderlichkeiten  von den 80er-Jahren bis heute.  Man hörte in der Pause einige Zuschauer darüber philosophieren, wie lange der Titel „Moonlight Shadow“ von Mike Oldfield in Radiosendungen wie „Schlagerrallye“ und „Mal Sondock“ einen Sendeplatz bekommen hatte. Das war auch ein Phänomen der 80er – und manche hätten wohl gerne darüber einen Test geschrieben ...