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Lehmbruck Museum: Jahresprogramm 2025

 Redaktion Harald Jeschke
    







Plastik Fantastik

Präsentation der Kunstvermittlung zur Ausstellung „Mika Rottenberg. Queer Ecology“
Laufzeit: 26. Oktober 2025 bis bis 31. Mai 2026
Soft Opening: Sonntag, 26. Oktober, 15 Uhr

Duisburg, 22. Oktober 2025 - Originelle Exponate, ein verführerisches Nagelstudio und ein fantastischer Souvenir-Shop verleiten zum Tauschen, Staunen und Bereuen. Ein „Beichtstuhl“ mit einem Regal der Reue ermöglicht es, Buße zu tun und dem eigenen Konsumverhalten mit einem Augenzwinkern zu begegnen.

 Inspiriert von Mika Rottenbergs surrealen Werken entsteht ein kreativer Raum, der zum Mitmachen, Nachdenken und Gestalten einlädt. Durch interaktive Workshops, Führungen und performative Formate erschließen sich neue Perspektiven auf Kunst, Alltag, Umwelt und gesellschaftliche Zusammenhänge – poetisch, spielerisch und kritisch zugleich.

Das Lehmbruck Museum kooperiert mit der Maker-Szene und Nachhaltigkeitsinitiativen in Duisburg-Ruhrort, um ökologische Themen auch außerhalb des Museums kreativ erlebbar zu machen. Müll kann wertvoll sein, Weggeworfenes wird zu ungeahnten Schätzen.

Zusammen räumen wir die Nachbarschaft mal ordentlich auf, um neue Perspektiven für die Zukunft zu gewinnen. Ebenso wie die Werke von Mika Rottenberg widmet sich auch die Präsentation Plastik Fantastik den Gewohnheiten unseres Alltags und rückt die Dinge in ein neues Licht: Kunst ist ein Mittel, um alltägliches Handeln und Umweltbewusstsein neu zu verknüpfen.

Zwei Werke von Mika Rottenberg schlagen eine direkte Brücke zur Ausstellung „Mika Rottenberg. Queer Ecology“. Ein besonderes Highlight ist Rottenbergs erster und bisher einziger Spielfilm REMOTE (2022, 92 Minuten), der in ihrer bekannten surrealen Ästhetik gemeinsames Alleinsein in unserer vernetzten und doch immer stärker isolierenden Welt thematisiert. Die Vorführzeiten sind täglich um 13 und 15 Uhr, am Wochenende zusätzlich um 11.15 Uhr.

Plastik Fantastik zeigt darüber hinaus Werke von Benjamin Tiberius Adler, Aljoscha, Dirk Krüll, Monika Radhoff-Troll, Joachim Römer und Anna Vasof. Weitere Beteiligte sind die Blockblocks Cleanup gGmbH, Dr. Sonja Ehlers, Dr. Julius A. Ellrich, Shunji Furukama, RuhrortPlus, Jola Schwarzer (Schwarzer-design), Fabian Bos (Startupscheune) und die Wirtschaftsbetriebe Duisburg. 


Die Präsentation wird gefördert von der Targo Bank und den Duisburger Akzenten.
Plastik Fantastik ist eine Präsentation der Kunstvermittlung zur Ausstellung „Mika Rottenberg. Queer Ecology“, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kunststiftung NRW, der Stadt Duisburg, der Sparkasse Duisburg sowie duisport - Duisburger Hafen AG. 

Statement Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums:
„Mit PLASTIK FANTASTIK laden wir zum aktiven Tun und Mitgestalten ein: An interaktiven Stationen und in Workshops geht es ums Umgestalten und Experimentieren. Es ist erstaunlich und schön zu sehen, wie aus Abfall neue Energie und aus Konsum Verantwortung entstehen. Gute Absichten und feste Vorsätze verwandeln sich (fast) wie von selbst in gemeinsames Handeln.“

Dirk Krüll, Rheinschwemmfigur (vorne), © VG Bild-Kunst Bonn, 2025 / Joachim Römer, Plastic Army (hinten), © Künstler, Foto: Museum

Ausgestellte Künstlerinnen und Künstler und ihre Werke (Auswahl)
- Benjamin Tiberius Adler, "Ton Kuli Skulptur oder Kuli Ton Skulptur?", Ton, Epoxidharz, Kugelschreiber, 2025
- Aljoscha, "Emergenz des Luminaria-Werdens", Acrylglas pigmentiert, 2025
- Dirk Krüll, "Plastic Army", Fotoserie, 2017 bis 2020
- Katharina Lautsch, Theater an der Ruhr, "Müllviecher und Anthroplasten", gefundene Wertstoffe, Holz, Draht, 2020
- Monika Radhoff-Troll, "Duck Stream", Plastiktüten, Plastikenten, 2011/2025
- Joachim Römer, "Rheinschwemmfiguren", Fundstücke, bemalt, 1998 bis 2010
- Mika Rottenberg, "Sex on the Beach", Sperrholz, Aluminium, mechanische Bauteile, künstlicher Finger, Haare, 2022
- Mika Rottenberg, "REMOTE", Spielfilm, 2022
- Anna Vasof, "Anachronism", Video, 2025

Weitere Beteiligte
- Blockblocks Cleanup gGmbH, Exponate aus der "Sammlung Zeit im Fluss", Fundstücke, 1933 bis 1991
- Dr. Sonja Ehlers, Dr. Julius A. Ellrich, Shunji Furukama, Plastiglomerate und Pyroplastik, gefunden 2021 bis 2022 in Japan
- Startupscheune, Fabian Bos, Schredderfahrrad, Handschredder, 3D-Drucker
Wirtschaftsbetriebe Duisburg, Sortiertonnen, Magnetspiel, Bobbycars

Workshops - Recyclebar
26.10.2025 und 22.2.2026, jeweils sonntags, 15–17 Uhr
Aus Plastik wird Fantastik: Aus lokalem Plastikabfall entstehen kleine, einzigartige Objekte. Bringen Sie saubere Flaschendeckel, Shampooflaschen und Waschmittelcontainer mit und tauschen Sie diese gegen fantastische Souvenirs.

Müll à la Carte
Sonntag, 18.1.2026, 14–17 Uhr
Kunststoff wird zum kreativen Material: Mit künstlerischen Techniken entstehen Collagen, Assemblagen und Objekte.

Maker Magie
23.11.2025 und 14.12.2025, jeweils sonntags, 14–17 Uhr
Spritzguss, 3D Druck und mehr: Probieren Sie technische Verfahren aus und verwandeln Sie Recyclingkunststoff in eigene Prototypen.

Waste Walks
5.11.2025, 20.12.2025, 17.1.2026, 21.2.2026, Jeweils samstags, 10.30 Uhr
In Duisburg-Ruhrort mit Marcus Franken Aus gesammelten, sauberen Verpackungsresten entstehen "Müllviecher": fantasievolle Wesen, in die man sogar hineinschlüpfen kann – halb Mensch, halb Plastik.
Treffpunkt: UMWELT-lokal, Weinhagenstraße 23, 47119 Duisburg

Sculpture 21st: Peter Kogler

Laufzeit: 4. Juli bis 19. Oktober 2025 - Eröffnung: Donnerstag, 3.7. 19 Uhr
Duisburg, 2. Juli 2025 - Die ganze Welt ist Netz! Netzstrukturen prägen die Glashalle, das „Schaufenster“ des Lehmbruck Museums, das der österreichische Künstler Peter Kogler (*1959) als neuesten Beitrag zur Reihe „Sculpture 21st“ gestaltet hat. Bis zu 15 Meter breite und über 5 Meter hohe, von der Decke bis zum Boden reichende Stoffbahnen lösen die Grenzen des musealen Raumes auf. Die verschobenen, wie in Schwingungen versetzten Netzmuster Koglers lassen die Betrachtenden in eine andere Realitätsebene eintauchen.


Es ist die erste Ausstellung, die sich so umfassend dem skulpturalen Werk Peter Koglers widmet. 28 Werke aus zwei Jahrzehnten geben einen tiefen Einblick in das Denken und die Motivwelt eines der konzeptstärksten Künstler der Gegenwart. Kogler ist ein Pionier der Medienkunst, der schon 1984 begann, den Computer in den Fokus seines künstlerischen Schaffensprozesses zu rücken.

Zugleich bewegt er sich in den verschiedensten Kunstgattungen und Techniken, wie Skulptur, Zeichnung, Film, Videoprojektion und Computeranimation, die er zum Teil in großen Kunstinstallationen im öffentlichen Raum zusammenführt. Vielfach beweist er sich als Meister in der Gestaltung von Räumen, indem er die Wirkmacht der Architektur sichtbar macht und verstärkt. Die Nordhalle des Lehmbruck Museums, ihre Öffnung zum Kantpark und zur Stadt, bietet den Vorbeigehenden nun eine neue Perspektive in die Symbolwelten Peter Koglers.

Peter Kogler, Untitled, 2016, Lehmbruck Museum © Künstler, Foto Fabian Strauch

Innerhalb der großen Installation sind in skulpturaler Form Motive verteilt, die in Koglers Ouevre immer wieder vorkommen. Große stilisierte Gehirne, an der Decke hängend oder auf dem Boden liegend, lassen neuronale Netze assoziieren. Verschiedene Projektionen der Weltkugel auf geometrische Körper („platonische Körper“) veranschaulichen die „Vernetzung“ der Welt in Längen- und Breitengraden.

Zugleich ist der Raum von Ameisen bevölkert, die sich subtil in Netzstrukturen einfügen, welche sich wiederum als benutzbare Sitzbänke entpuppen. Kogler kombiniert seine charakteristische Motivwelt zu einem Ineinander von Mikro- und Makrostrukturen. Als universell vertraute, erkennbare Motive stehen sie als zeitlose Metaphern für globale Netzwerke, Informationsströme und ein kollektives Bewusstsein.

Besuchende können sich noch tiefer in den Welten Peter Koglers verlieren, wenn sie einen schwarzen Kubus betreten, in dem sich die Raumerfahrung der Ausstellung noch einmal steigert: Drei Seiten des Kubus bestehen aus Monitoren, die anderen aus Spiegeln. Eine pulsierende, in Schwarz-Grau-Weiß gehaltene Welt aus rotierenden und fließenden Formen umgibt die Betrachtenden und fordert ihre Sinne in schwindelerregender Weise heraus. Begleitet werden die bewegten Animationen durch eine Klangkomposition von Franz Pomassl – einem langjährigen Künstlerkollegen Peter Koglers.


Eine besondere Erweiterung erfährt die Präsentation im Lehmbruck Museum durch Augmented Reality. Alle Besuchenden können auf ihren eigenen Smartphones ein virtuelles Objekt – eine Ameise – sichtbar machen und diese in Koglers vielschichtigem Kosmos platzieren. Die „Mixed Reality“, die der aus typischen Elementen des Koglerschen Symbolrepertoires bestehende Raum bietet, lädt dazu ein, Kunst nicht nur zu sehen, sondern auch zu erleben und sich zwischen Räumen, Ebenen und Realitäten hin und her zu bewegen.

In Verbindung mit der räumlichen Inszenierung in der Nordhalle schafft Peter Kogler auf der Galerie der Glashalle eine gelungene Sammlungsintervention. Mit einer Sitzbank in Form einer Hand mit zeigendem Finger verweist er auf zwei prominente Werke von Antoine Pevsner und Naum Gabo – als Wegbereiter konstruktiver, raumbezogener Skulpturen knüpft Kogler damit an seine historischen Vorbilder an. Im Zentrum von Pevsners und Gabos künstlerischer Arbeit standen nicht Masse oder Volumen der Skulptur, sondern Konstruktion, Linie und Dynamik: Prinzipien, die sich eben auch in Koglers analogem wie digitalem Werk widerspiegeln. Die Ausstellung wird gefördert durch die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.

Sculpture 21st
Unter dem Titel „Sculpture 21st” präsentiert das Lehmbruck Museum seit 2014, anlässlich des 50. Jubiläum des Museums, wechselnde Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts. Einige der wichtigsten Bildhauer:innen der Gegenwart – unter ihnen Tino Sehgal, Jeppe Hein, Eija-Liisa Ahtila, Julian Opie, Mona Hatoum und zuletzt Shirin Neshat – präsentieren in der ikonischen Glashalle des Museums ihre Werke und zeigten, wie sie die Skulptur im 21. Jahrhundert neu definieren.

Dabei werden sowohl dem Museum, der Gesellschaft, aber auch der Kunst selbst Fragen gestellt, auf die es keine einfachen Antworten zu geben scheint. Die Grenzen der Bildhauerei werden in einem der bedeutendsten Museen für Skulptur in Europa neu verhandelt.

Die imposante Nordhalle des Lehmbruck Museums mit ihren über sieben Meter hohen Glasscheiben bildet die architektonische Verbindung zwischen Museum und Öffentlichkeit. Mit jeder weiteren künstlerischen Interpretation dieses Raumes durch die gastierenden Künstler:innen wird die außergewöhnliche Museumsarchitektur Manfred Lehmbrucks stets aufs Neue zu einer einzigartigen Raumerfahrung.

Durch die Glaswände sind die eindrucksvollen Werke auch außerhalb des Museums im Immanuel-Kant-Park sichtbar und bilden so die Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit und musealem Raum. Gerade die Reihe „Sculpture 21st“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Grenzen zwischen Außenwelt und Innenraum aufzulösen und die Öffentlichkeit in die Verhandlungen um die Position der Skulptur mit einzubeziehen.

Der Künstler
Peter Kogler (*1959 in Innsbruck) ist ein österreichischer Medienkünstler. Ab 1974 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Innsbruck. 1993 wurde er Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien und leitete ab 1997 die Klasse für Neue Medien. Seit 2008 hat er eine Professur für Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München inne. Kogler gestaltet durch Muster, Computeranimationen und Videoprojektionen begehbare Installationen, die immersive Räume erzeugen. Sein Oeuvre erstreckt sich auch auf Kunst im öffentlichen Raum und im Kontext von Architektur. Er lebt und arbeitet in Wien.

Porträt Peter Kogler, Lehmbruck Museum © Künstler, Foto Fabian Strauch

Peter Kogler hat mehrfach an bedeutenden Kunstbiennalen teilgenommen, u. a. an der Documenta IX in Kassel (1992); der 45. Biennale von Venedig (1993); für die 46. Biennale von Venedig gestaltete er den österreichischen Pavillon (1995); an der Documenta X in Kassel (1997) sowie an der Expo 2017 im Astana Contemporary Art Center in Astana, Kasachstan (2017). Peter Kogler hat sein Werk in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert, u. a. auf der Ars Electronic in Linz (1999); im Kunsthaus Bregenz (2000); in der Villa Arson in Nizza (2002), im Kunstverein Hannover (2004); im Kölnischen Kunstverein in Köln (2006); im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien (2008); Museu Colleccao Berardo, Lisbon (2009); in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main (2010); MSU – Museum of Contemporary Art in Zagreb, Kroatien (2014) sowie im Kunsthaus Graz (2019). Außerdem realisierte er zahlreiche Projekte und Auftragsarbeiten für Institutionen wie die Art Basel, Miami (2007); die ETH Zürich (2015); die Art Brüssel (2016) und das Österreichische Parlament (2023).

Statements der Förder*innen
Edeltraud Klabuhn, Bürgermeisterin der Stadt Duisburg:
„Für das Lehmbruck Museum hat Peter Kogler eine beeindruckende Installation geschaffen, an der auch Passanten und Passantinnen im Kantpark teilhaben können. Diese bewusste Öffnung in den Außenraum zeigt, wie eng Kunst, Architektur und die urbane Lebenswelt miteinander verbunden sind. In den Abendstunden wird das Museum durch die beleuchteten Werke zu einem kulturellen Erlebnis im Herzen Duisburgs.“

Korinna Krumpholz, Stiftung der Sparda-Bank West:
„Mit der Reihe Sculpture 21st eröffnet das Lehmbruck Museum spannende Perspektiven auf die Skulptur unserer Zeit – ein Anliegen, das wir als Stiftung mit Überzeugung unterstützen. Die Ausstellung von Peter Kogler begeistert durch ihre kraftvolle Verbindung von realem und virtuellem Raum und lädt zu einer intensiven Kunsterfahrung ein.“

Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums:
„Peter Kogler gelingt es, mit seiner Kunst die Stimmungen des digitalen Zeitalters einzufangen. Seine Bildcodes sind zugleich universell verständlich und ikonisch: Haben wir sie einmal gesehen, erkennen wir die charakteristischen Netzmuster, Ameisendarstellungen und Gehirne immer wieder. Über die bisherige Dauer seines Schaffens hinweg schuf Kogler ein einzigartiges  Bildvokabular, das sich in unser Bildgedächtnis eingeschrieben hat.“

Mechanik und Menschlichkeit. Eva Aeppli und Jean Tinguely
Zum 100. Geburtstag

Laufzeit: 23. März bis 24. August 2025 Eröffnung: Samstag, 22. März, 16 Uhr

Duisburg, 20. März 2025 - Das Lehmbruck Museum präsentiert anlässlich des 100. Geburtstags die weltweit erste umfassende Ausstellung von Jean Tinguely (1925-1991) und Eva Aeppli (1925-2015). Der Lehmbruck-Preisträger Jean Tinguely, bekannt für seine kinetischen Skulpturen und seinen innovativen Umgang mit gefundenen Materialien, trifft auf Eva Aeppli, eine Künstlerin, die es mit ihren handgenähten Figuren vermag, eine berührende Menschlichkeit einzufangen.

Die Ausstellung stellt das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine in den Fokus, das beide auf spielerische und zugleich kritische Weise geprägt haben.


links: Eva Aeppli, Aurevoir/Auf Wiedersehen, 1962, Galerie Michael Haas, © Susanne Gyger, Luzern, Foto: Christoph Reichwein rechts: Eva Aeppli, Groupe de 48/48erGruppe, 1969-70, Moderna Museet, Stockholm, © Susanne Gyger, Luzern, Foto: Christoph Reichwein

Eva Aeppli, Jean Tinguely, Erste Hexe, 1990-91, Galerie Michael Haas, © Susanne Gyger, Luzern, VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de Der Titel der Ausstellung „Mechanik und Menschlichkeit“ wirft eine vermeintlich einfache Frage auf: Kann eine Maschine menschlich sein? Wieviel Menschliches ist in einer Maschine und wie viel Maschinelles ist dem Menschen eigen?


Diese vertrackte Beziehung prägt unsere Gesellschaft bis heute. Angesichts der Vernichtungsmaschinerien der beiden Weltkriege bekommen diese Themen im Europa der Nachkriegszeit (und auch heute wieder) eine besondere Brisanz. Was macht den Menschen aus, dem auch eine zerstörerische Unmenschlichkeit zu eigen ist? Eva Aeppli und Jean Tinguely werden beide 1925 in der Schweiz geboren (Aeppli am 2. Mai in Zofingen, Tinguely am 22. Mai in Freiburg im Üechtland).


Sie wachsen in Basel auf und lernen sich Mitte der 1940er-Jahre auf der Kunstgewerbeschule kennen. Sie verbringen rund zwölf Jahre ihres Lebens zusammen. Es sind wichtige Jahre ihrer künstlerischen Entwicklung, die ihr weiteres Leben und Schaffen prägen. Entscheidend für ihr Werk ist der gemeinsame Umzug nach Paris im Jahr 1953. In dieser Zeit entfaltet sich ihr rebellischer Sinn, mit dem sie Kunst und Gesellschaft verändern.


Es entstehen Tinguelys ikonischen Maschinenskulpturen, für die er weltweit bekannt wird. Zeitgleich entwirft Aeppli ihre feingearbeiteten Stofffiguren, die in der Kunstgeschichte ohne Vorbild sind. Sie zeigen die außergewöhnliche Fähigkeit der Künstlerin, Komik und tiefen Ernst miteinander zu verbinden. So spiegeln sie die innere Zerrissenheit des Menschen zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Sowohl Aeppli als auch Tinguely, die von 1951 bis 1960 verheiratet waren, verarbeiten in ihren Werken die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und rebellieren gegen die Macht der Maschinen, die unser Leben bestimmen.

1953 zieht das Paar nach Paris in ein Atelier in der heute legendären Künstlerkolonie Impasse Ronsin im Quartier Montparnasse. In der pulsierenden Kunstszene der Metropole beginnt Tinguely kleine Motoren in seine Werke zu integrieren. Aeppli fertigt in dieser Zeit ihre ersten selbstgenähten Handpuppen. Tinguely erinnert sich später, wie sehr sie ihn in dieser frühen Zeit antrieb: »Ohne Eva Aeppli, meine erste weibliche Kollegin und meine erste Gattin, hätte ich nie funktioniert« [...] »Die Begegnung mit Eva war […] für mich entscheidend: Diese Frau hat mich einfach geführt, sie hat es verstanden, mich aus mir selbst herauszuholen, mich zu strukturieren.«   


1954 finden ihre ersten Ausstellungen in Paris statt. Für Tinguely markiert dies den Beginn einer großen Karriere. Mit seinen Maschinenskulpturen aus gefundenen Materialien und Schrott definiert er die Regeln der Kunst neu. Seine Werke wachsen schon bald ins Monumentale und durchbrechen die Grenzen zur Alltagswelt. 1976 erhält Jean Tinguely in Duisburg den Wilhelm-Lehmbruck-Preis für sein künstlerisches Werk, mit dem er unsere Beziehung zur Maschine verändert und „menschlicher“ gemacht hat.


Mitte der 1960er-Jahre entstehen die ersten lebensgroßen Stofffiguren von Eva Aeppli. Technisch sind sie eine Weiterentwicklung ihrer frühen Handpuppen, künstlerisch entfalten sie eine völlig neue Wirkung. Die seidenen Köpfe formt Aeppli zu plastischen Objekten und verleiht ihnen durch feine Nähte einen besonderen Ausdruck. Nach ihren Einzelfiguren entstehen ganze Gruppen, die entweder auf Stühlen sitzen oder frei im Raum stehen.


Ihre monumentalste Installation Groupe de 48 (48er-Gruppe, 1969/70) ist ein Epochenwerk. Sie besticht durch ihre ergreifende Präsenz: Die lebensgroßen Figuren, in schwarze, samtene Gewänder gehüllt, erheben sich kraftvoll im Raum. Sie formieren sich zu einer Einheit, die ein gemeinsames Ziel verfolgt. Die theatrale Installation hat die ästhetische Kraft, zum ikonischen Ausdruck der Nachkriegszeit zu werden.


Denn in ihr spiegelt sich Widerstand und Rebellion. Sie steht beispielhaft – gleichwohl einzigartig in ihrer Form – für die Aufbruch- und Protestbewegung der späten 1960er-und 1970er-Jahre, für die Auflehnung gegen die verbliebenen Strukturen des totalitären Regimes und gegen eine Geisteshaltung, die zu Gewalt und Unterdrückung führt.  

links: Jean Tinguely, Méta-Matic No. 10, 1959, Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle/Ein Kulturengagement von Roche, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Christoph Reichwein

rechts: Jean Tinguely, Miostar No. 2, 1974, Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle/Ein Kulturengagement von Roche, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de


Ein Höhepunkt der Ausstellung sind die Gemeinschaftswerke von Eva Aeppli und Jean Tinguely, die bislang kaum bekannt sind. 1990 schaffen die beiden 13 großformatige Installationen, die die mechanischen Skulpturen Tinguelys mit den ausdrucksstarken Figuren Aepplis verbinden. Unter dem Titel „Collaboration“ wurden sie 1991 in der Baseler Galerie Littmann präsentiert.


Es sind fantastische Maschinenwesen, in denen sich ihr Sinn für das Groteske und das Makabre entfaltet. Inspiriert vom Ausnahmezustand der Fasnacht inszenieren Aeppli und Tinguely das Schaurige, das uns in den Bann zieht, und hebeln es mit Humor gemeinsam aus. In ihrem Gemeinschaftswerk trifft sich das Vergnügen an der Revolte und dem Rebellischen, das beide miteinander teilen.


Ihr spätes Gemeinschaftswerk, das kurz vor dem Tod Tinguelys entsteht, ist Ergebnis ihres unbändigen Freiheitswillens. Mit ihren Werken überschreiten sie Grenzen – die Grenzen der Kunst, die Grenzen der bürgerlichen Konventionen und die Grenzen des sogenannten „guten Geschmacks“.


In ihrer Gratwanderung zwischen Jahrmarktästhetik und Kunst nehmen sie sich jede Freiheit. Die mit Menschen bestückten Apparate stehen paradigmatisch für die Freiheit, sich über den Tod lustig zu machen. Die Ausstellung und die begleitende Publikation leisten Pionierarbeit, denn sowohl das Gemeinschaftswerk als auch das Werk Eva Aepplis ist europaweit und auch weltweit nur wenig bekannt.


Mit 76 Werken (37 von Eva Aeppli, 25 von Jean Tinguely, 9 Gemeinschaftswerken und 5 Kollaborationen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern) präsentieren sie die bedeutendsten Schaffensphasen Tinguelys und Aepplis umfassend. Ausstellung und Publikation rücken Aepplis Werke in den Fokus und verschaffen damit einer bisher lange nur wenig beachteten Künstlerin die angemessene Sichtbarkeit.

links: Eva Aeppli, Die Planeten (zehnteiliger Zyklus) Sonne; Mond; Merkur; Venus; Mars; Jupiter, 1975-67, Moderna Museet, Stockholm, Schenkung der Künstlerin, © Susanne Gyger, Luzern, Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de


rechts: Eva Aeppli, Les Amoureux/Die Liebenden, 1988-89, Moderna Museet, Stockholm, © Susanne Gyger, Luzern, Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de


Die Synergie zwischen Tinguelys und Aepplis Schaffen bildet den Grundstein für die Vermittlung der Ausstellung. Tinguely und Eva Aeppli werden 2025 zwar 100 Jahre alt, ihre Themen und Ansichten sind jedoch aktueller denn je. Ihre Werke finden neue Formen für das Spiel zwischen Mensch und Maschine, das wir jeden Tag erleben. So stehen in der Vermittlung die Interaktion und der Dialog der Werke mit den Besuchenden sowie die Freude am Entdecken neuer Dinge im Mittelpunkt.


Die Themen Nachhaltigkeit, Wandel und Vergänglichkeit schaffen zahlreiche Bezüge zur eigenen Lebensrealität. Die Ausstellung wird gefördert von dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der duisport – Duisburger Hafen AG und den Duisburger Akzenten.  

links: Jean Tinguely, Maschinenbar (Detail), 1960-85, Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle/ Ein Kulturengagement von Roche, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de

rechts: Eva Aeppli, Jean Tinguely, Kerzenhalter mit drei Larven, um 1990, Kunstmuseum Solothurn, Schenkung Josef Imhof und Ursula Winkler Imhof, © Susanne Gyger, Luzern, VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de


Statements der Partner und Förderinnen und Förderer: Roland Wetzel, Direktor des Museum Tinguely, Basel „Tinguely hat mit seiner Kunst die Betrachtenden bewegt. Für ihn und seine Generation war zentral, dass ihre Kunst in die Breite wirkt; es ging ihm um gesellschaftlich relevante Kunst. Tinguely hat viele zeitlose, im Alltag bedeutsame Themen bearbeitet – das Verhältnis Mensch und Maschine, Zeitlichkeit, die Rolle des Zufalls und die Bedeutung des Spiels, Sinnlichkeit, Konsumkritik, Leben und Tod.


Es sind alles Themen, die eine wunderbare Basis bieten für ein aktuelles und zukunftsweisendes Programm am Museum Tinguely. Moving Art ist unsere Kernkompetenz.“


Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg „Die Ausstellung Mechanik und Menschlichkeit stellt einen besonderen Höhepunkt in der Geschichte des Lehmbruck Museums und der Stadt Duisburg dar. Es ist die weltweit erste umfassende Ausstellung des Künstlerpaars Jean Tinguely und Eva Aeppli. Sie vereint das Werk eines international bekannten Bildhauers mit den Skulpturen einer Künstlerin, die lange Zeit nur einem kleinen Kreis bekannt war.


In unserer Ausstellung, die wir zu den 100. Geburtstagen beider Persönlichkeiten ausrichten, feiern wir also nicht nur Jean Tinguely, der als Träger des Wilhelm-Lehmbruck-Preises tief in der kulturellen Geschichte unserer Stadt verankert ist, sondern leisten zugleich Pionierarbeit, um dem Werk von Eva Aeppli wohlverdiente Sichtbarkeit zu verschaffen.“


Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland „Die einzigartigen Werke Aepplis und Tinguelys zeichnen sich durch ihre Menschlichkeit aus. Sie bestehen aus Materialien und Elementen, die uns vertraut sind. Ihre Bedeutung erschließt sich uns deshalb ohne viele Worte – das ist die Qualität großer Kunst. Das Rheinland hat Tinguely und Aeppli schon früh einen Raum zur Entfaltung geboten und gab ihnen die Möglichkeit, ihre Ideen umzusetzen.

Umso schöner ist es, dass diese Ausstellung hier in Duisburg nun der Auftakt des 100. Geburtstagsjahres beider ist. Der Landschaftsverband Rheinland unterstützt diese Ausstellung mit großer Überzeugung.“ Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder „Mit dieser Doppelausstellung trägt das Lehmbruck Museum dazu bei, dass die Werke Eva Aepplis endlich die ihnen gebührende Würdigung erhalten.


Bis in die jüngste Vergangenheit wurden Künstlerinnen durch die Ankaufs- und Ausstellungspolitik der meisten Museen benachteiligt. Ich freue mich, dass die Kulturstiftung der Länder in den vergangenen Jahren zahlreiche Ausstellungsvorhaben unterstützen konnte, deren Ziel es ist, dieser Ungerechtigkeit entgegenzuwirken. Die erste umfassende Präsentation des Gemeinschaftswerks von Tinguely und Aeppli ermöglicht es, das künstlerische Schaffen beider in einem neuen Kontext zu betrachten.“


Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung „Gerade heute, im Jahr 2025, haben die Werke von Tinguely und Aeppli eine ungebrochene Wirkung – umso unverständlicher ist es, dass vor allem die Arbeiten von Eva Aeppli so lange unerforscht bleiben konnten. Ich freue mich mit der Ernst von Siemens Kunststiftung, diese Ausstellung und den Katalog zu unterstützen, die das außergewöhnliche künstlerische Erbe von Eva Aeppli und Jean Tinguely würdigen.“


Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums „In ihrem Vergnügen an der Revolte und dem Rebellischen treffen sich die Werke von Eva Aeppli und Jean Tinguely. Eros und Thanatos - der Lebenstrieb und der Todestrieb gehen in ihrem Gemeinschaftswerk eine seltene Allianz ein.“


Markus Bangen, Vorstandsvorsitzender der duisport – Duisburger Hafen AG „Bewegung und Veränderung sind die prägenden Merkmale unserer Zeit. Es sind auch die Eigenschaften, die das Werk von Tinguely und Aeppli mit dem Kern unserer Arbeit hier im Duisburger Hafen verbinden. Es freut mich daher sehr, dass wir die Ausstellung mit dem Transport der wertvollen Leihgaben aus ganz Europa unterstützen können.

Aus dem Museum Tinguely in Basel reisen über 40 prominente Werke nach Duisburg, und das Moderna Museet in Stockholm stellt einige der bedeutendsten Skulpturen von Eva Aeppli zur Verfügung. Diese internationalen Kooperationen mit renommierten Institutionen aus ganz Europa machen die Ausstellung zu einem Ereignis von weltweiter Strahlkraft.“  

links: Jean Tinguely, Cenodoxus, 1981, Helvetia Kunstsammlung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Christoph Reichwein rechts: Eva Aeppli, La Table / Die Tafel, 1965-67, Moderna Museet, Stockholm, © Susanne Gyger, Luzern, Foto: Christoph Reichwein

Katalog
Der begleitende Katalog mit Texten von Dr. Söke Dinkla, Roland Wetzel, Anne Groh, Sarah Louisa Henn sowie Barbara Räderscheidt im Gespräch mit Daniel Spoerri präsentiert erstmals das individuelle und gemeinsame Werk des Paares umfassend. Anhand von Schlüsselwerken zeichnet die Publikation ihre künstlerische Entwicklung nach – von Tinguelys frühen kinetischen Reliefs über Aepplis lebensgroßen Figuren bis zu ihrem späten Gemeinschaftswerk, das die Ideenwelten der beiden vereint.


168 Seiten, 122 Abbildungen, Preis: 24 € Begleitprogramm
Begleitend zur Ausstellung lädt das Lehmbruck Museum zu einer Reihe von Veranstaltungen ein. Aktuelle Informationen werden auf der Website des Lehmbruck Museums (www.lehmbruckmuseum.de) veröffentlicht.


Feste
·         Sonntag, 23. März, 11 bis 17 Uhr Lauschen und Staunen – ein Familientag mit Eva und Jean
·         Freitag, 1. August, 11 bis 17 Uhr Schnitterfest
·         Sonntag, 24. August, 11 bis 17 Uhr Sparda-Sommerfest Lesungen und Ausstellungsgespräche
·         Mittwoch, 30. April, 18 Uhr Niklaus Talman: „Die Tinguely-Clique“
·         Donnerstag, 15. Mai, 18 Uhr Dominik Müller: „Jean Tinguely – Motor der Kunst“ ·         Donnerstag, 12. Juni, 17 Uhr Ausstellungsrundgang mit Prof. Dr. Georg Imdahl und Dr. Söke Dinkla Kuratorinnenführungen
·         Freitag, 25. April, 17.30 Uhr „Eva Aeppli und Jean Tinguely – ein ungleiches Künstlerpaar?“, mit Dr. Söke Dinkla
·         Samstag, 31. Mai, 14 Uhr „Rebellion gegen den Tod“, mit Anne Groh Weltweite Veranstaltungen zu Jean Tinguelys 100. Geburtstag finden Sie auf der Website tinguely100.com.

Lehmbruck Museum: Jahresprogramm 2025 Ausstellungen, Projekte, Veranstaltungen, Kooperationen

Duisburg, 28. Januar 2025 - Das Lehmbruck Museum 2025
Ausstellungen
Mechanik und Menschlichkeit. Eva Aeppli und Jean Tinguely
Zum 100. Geburtstag
23. März bis 24. August 2025


Jean Tinguely und Eva Aeppli, Impasse Rosin, Paris, 18. Sept. 1962, Foto Shunk-Kender © J. Paul Getty Trust.


Das Lehmbruck Museum präsentiert anlässlich des 100. Geburtstag die weltweit erste umfassende Ausstellung von Jean Tinguely (1925-1991) und Eva Aeppli (1925-2015). Der Lehmbruck-Preisträger Jean Tinguely, bekannt für seine kinetischen Skulpturen und seinen innovativen Umgang mit gefundenen Materialien, trifft auf Eva Aeppli, eine Künstlerin, die es mit ihren handgenähten Figuren vermag, eine berührende Menschlichkeit einzufangen.


Die Ausstellung stellt das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine in den Fokus, das beide auf spielerische und zugleich kritische Weise geprägt haben. Sowohl Aeppli als auch Tinguely, die von 1951 bis 1960 verheiratet waren, verarbeiten in ihren Arbeiten die schmerzhaften Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und rebellieren gleichzeitig gegen die bis heute andauernde, immer stärker werdende Präsenz von Maschinen und Technik in unserem Alltag.

Die Ausstellung und die begleitende Publikation leisten dabei Pionierarbeit, denn das Werk Eva Aepplis ist europaweit und auch weltweit nur wenig bekannt. Mit mehr als 90 Werken präsentieren sie die verschiedenen Schaffensphasen Tinguelys und Aepplis. Von Tinguelys bewegten Reliefs, die von Lebensfreude und Ironie strotzen, bis hin zu Aepplis stillen Figuren, die die Psyche des Menschen, seine Spiritualität und seine Zweifel ergründen. Die Ausstellung rückt Aepplis Werke und sie als starke und einzigartige Künstlerin in den Fokus und verschafft damit einer bisher langen unbeachteten Frau der Kunstgeschichte Sichtbarkeit.

Eva Aeppli, Les Amoureux (Niki de Saint Phalle et Jean Tinguely), 1988-89, © Susanne Gyger, Luzern, Foto Moderna Museet Stockholm.png


Ein weiterer wichtiger Teil der Ausstellung sind die Gemeinschaftswerke von Eva Aeppli und Jean Tinguely, die ebenfalls kaum bekannt sind. In den frühen 1990er-Jahren schaffen die beiden eine ganze Reihe großformatiger Installationen, die die lauten, mechanischen Skulpturen Tinguelys mit den ausdrucksstarken und doch zarten Figuren Aepplis verbinden. Zwischen Stille und Lärm, Statik und Bewegung, Leben und Tod befassen sich die Arbeiten mit den Bedingungen des Menschseins und sprechen dabei universelle menschliche Erfahrungen an.

Die Synergie zwischen Tinguelys und Aepplis Schaffen bildet auch den Grundstein für die Vermittlung der Ausstellung. Die Werke Tinguelys und Aepplis finden neue Formen für das Spiel zwischen Mensch und Maschine, das wir jeden Tag erleben. So stehen in der Vermittlung die Interaktion und der Dialog der Werke mit den Besuchenden sowie die Freude am Entdecken neuer Dinge im Mittelpunkt.


In der Auseinandersetzung mit Aepplis und Tinguelys Schaffen entstehen zugleich zahlreiche Anknüpfungspunkte zur eigenen Lebensrealität und zu Fragen wie Nachhaltigkeit, Bewegung, Wandel und Vergänglichkeit. Tinguely und Aeppli werden 2025 zwar 100 Jahre alt, ihre Themen und Ansichten sind jedoch aktueller denn je.


Die Ausstellung wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der duisport – Duisburger Hafen AG und den Duisburger Akzenten.


Queer Ecology. Mika Rottenberg
27. September 2025 bis 1. März 2026


Rottenberg NoNoseKnows2015 Still.


Unter dem Titel „Queer Ecology“ stehen die neuesten Werke der argentinisch-israelischen Künstlerin Mika Rottenberg (*1976 in Buenos Aires) im Zentrum der Ausstellung. Die Werke handeln von der Rolle des Menschen in dem stetig wachsenden System des globalen Konsums. Sie zeigen die Absurdität der exzessiven, kapitalistischen Warenproduktion und die prekären Arbeitsbedingungen, insbesondere von Frauen, auf humorvolle, manchmal bissige und sarkastische Weise.

Mit mehr als 30 Arbeiten – Skulpturen, Videos, begehbaren Rauminstallationen, interaktiven Werken sowie ihrem ersten Spielfilm „REMOTE“ (2022) – ist es bis heute die international umfassendste repräsentative Präsentation der Künstlerin der letzten zwei Jahrzehnte. Den kommunikativen Mittelpunkt der Ausstellung, die von der Künstlerin speziell für das Lehmbruck Museum konzipiert wird, bilden die neuen Skulpturen „Lampshares“ aus organischen Materialien und recyceltem Plastik, mit denen sie erstmals in ihrem Studio einen Produktionskreislauf realisiert.


Die Ausstellung entfaltet sich netzförmig mit den Themen „Arbeit“, „Körper“ und „Zukunft“. Sie knüpft Verbindungen zu den Hauptwerken „NoNoseKnows“ (2015), „Cosmic Generator“ (2017) und „Cheese“ (2008). Bei dieser Ausstellung initiiert das Lehmbruck Museum eine Kooperation mit dem Modellprojekt „Urban Zero“, das den ambitionierten Versuch unternimmt, den Stadtteil Duisburg-Ruhrort umweltneutral zu transformieren. Die Ausstellung widmet sich mit ihrem Thema einer existenziellen Frage unserer Zeit und verlässt dabei bewusst den Raum des Museums.

Der Titel „Queer Ecology“ beschreibt die Verstrickung zwischen Mensch, Technologie und Umwelt und macht Prozesse der Transformation und Fluidität erlebbar. „Queer Ecology“ ist ein Weg, die binären Auffassungen von Mensch und Natur aufzulösen und zusammen zu denken: Wie muss sich unser Denken über die Welt und die Materie verändern, um den Folgen des Kapitalismus und wirtschaftlichen Missverhältnissen zu entkommen?



Mika Rottenberg, #33 with bamboo and bicycle, 2020, © Mika Rottenberg, Courtesy the artist and Hauser & Wirth – Photo Zak Kelley.


Mit der Kreislaufwirtschaft der „Lampshares“ und dem Outreach-Programm initiiert das Museum ein Modellprojekt, das seinerseits auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Es ist das Ziel des Projekts, das Bewusstsein und die Urteilskraft für Nachhaltigkeit und ökologische Themen zu schärfen. In diesem Kontext wirken Rottenbergs Arbeiten als aktiver Katalysator für Veränderungsprozesse, sodass Ressourcen neu gedacht und künstlerische Prozesse nachhaltig gestaltet werden können.

Mika Rottenberg ist in Israel aufgewachsen, lebt und arbeitet in New York. Sie erwarb 2000 ihren Bachelor an der School of Visual Arts in New York und 2004 ihren MFA an der Columbia University. 2019 gewann Rottenberg den den Kurt Schwitters Preis. Rottenbergs Videoinstallation NoNoseKnows war 2015 auf der 56. Biennale di Venezia zu sehen.


Einzelpräsentationen Rottenbergs waren unter anderem im Museum Tinguely, Basel (2023), im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk (2021), im MOCA Museum of Contemporary Art Toronto (2020), im Sprengel Museum, Hannover (2020), im Museo d’Arte Moderna di Bologna (2019) und im MCA Museum of Contemporary Art, Chicago (2019) zu sehen.

Rottenbergs Werke sind Teil wichtiger Sammlungen auf der ganzen Welt, darunter das Solomon R. Guggenheim Museum, New York, das MoMA, New York, die JULIA STOSCHEK FOUNDATION, Düsseldorf und das Si Shang Art Museum, Beijing.

Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und der Sparkasse Duisburg.


Sculpture 21st: Peter Kogler
5. Juli bis 20. Oktober 2025

Peter Kogler, Ohne Titel, Digitaldruck auf Folie, Artists & Robots, Grand Palais, Paris, 2018, © Künstler


Peter Kogler (*1959) ist ein Meister in der Gestaltung von Räumen und der Verstärkung der Wirkmacht von Architektur. Sein Werk zeichnet sich durch eine enorme Formen- und Medienvielfalt aus: Er arbeitet in den Bereichen Skulptur, Film, Videoprojektionen, Computeranimationen, Zeichnung und großen Projekten im öffentlichen Raum. Seine Raumvision entfaltet sich als doppelbödige Erfahrung von Bildraum und Erlebnisraum.

Für die Glashalle des Lehmbruck Museums entwirft Peter Kogler innerhalb der Reihe „Sculpture 21st“ einen immersiven Raum, der eine ganz eigene künstliche Realität erschafft. Raumfüllende Vorhänge schaffen einen illusionistischen Raum, den sie sich mit metallenen Objekten und einem verspiegelten, begehbaren Kubus teilen. Dieser ermöglicht es uns, in einen virtuellen Kosmos aus schwarz-weißen Mustern einzutauchen und irritierende Bewusstseinsphänomene zu erleben.


Diese Raumerfahrungen erweitert Kogler mit Wesen, die sich virtuell zu den Objekten in der Glashalle gesellen. Die virtuellen Realitäten Koglers können auch über das eigene Smartphone erlebt werden. An der Schnittstelle zwischen dem öffentlichen Raum des Kantparks und der Glashalle des Museums erleben wir die „Mixed Reality“ Peter Koglers.

Peter Kogler gehört zu den Pionieren der Medienkunst. Er begann bereits 1984, mit Computern zu arbeiten, und perfektionierte die Gestaltung von mediatisierten Räumen in den 1990er-Jahren. Zur charakteristischen Motivwelt seiner prägnanten Computeranimationen gehören Röhren, Weltkugeln, Gehirne und Ameisen.


Kogler entwirft Bildcodes für unsere heutige Zeit, die von Datenströmen geprägt ist, und verbindet mit ihnen eine körperliche Erfahrung von Desorientierung. Mit großer Experimentierfreude schafft er architektonische Illusionen an der Schnittstelle von realer und virtueller Raumvorstellung. Es sind immersive Räume, die uns mit allen Sinnen einnehmen.

Peter Kogler hat an der documenta 1992 und 1997 teilgenommen, 1995 gestaltete er auf der 46. Biennale di Venezia den Österreichischen Pavillon. Kogler stellte bereits in verschiedenen internationalen Museen aus, darunter das Centre Georges Pompidou in Paris (1994), das Museum of Modern Art (MoMA) (2006), das MUMOK Wien (2008) und die Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main (2010). Kogler realisiert bis heute diverse Projekte im öffentlichen Raum – seine Werke sind am Wiener Flughafen, dem Grazer Hauptbahnhof oder im österreichischen Parlament.

Die Ausstellung wird gefördert von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.


Hans-Jürgen Vorsatz. Zum 80. Geburtstag
23. Februar bis 7. September 2025


Hans-Jürgen Vorsatz (*1945) gehört zu den bedeutendsten Bildhauern der Stadt Duisburg. Anlässlich seines 80. Geburtstags würdigt das Lehmbruck Museum ihn mit einer Ausstellung. Er hat in den vergangenen fast fünfzig Jahren ein bemerkenswertes Werk von Skulpturen, Gemälden und Collagen geschaffen. Seine bevorzugten Materialien sind Stein und Metall, die er in seinen teilweise großen und raumgreifenden Skulpturen verwendet.


Die begehbare Brunnenanlage vor der Zentrale der Stadtwerke Duisburg und das Monument „Ehre den Moorsoldaten: Ein Denkmal für den Widerstand gegen den Faschismus“ prägen das Bild der Stadt und der Region. Die Ausstellung wird eine Auswahl seiner Arbeiten aus allen Lebens- und Schaffensphasen präsentieren.

Die Ausstellung wird gefördert von der Stadt Duisburg, dem Kulturbeirat der Stadt Duisburg und der Duisburger Sezession.

Projekte
Audio-Guide: Kunst im Kantpark

Der Skulpturenpark des Lehmbruck Museums ist eine besondere Sehenswürdigkeit. Der gerade erschienene Audio-Guide gibt Kunstinteressierten die wichtigsten Informationen über hochkarätige Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Meret Oppenheim, Richard Serra, Henry Moore, Julian Opie, Magdalena Abakanowicz und Dani Karavan.


Im Kantpark können Besuchende nun rund um die Uhr und kostenlos die Werke auch digital erfahren, entweder von zuhause aus oder beim nächsten Spaziergang durch den Park. Der Audio-Guide ist einfach über die Website des Lehmbruck Museums aufrufbar: https://lehmbruckmuseum.de/museum/public-art/kunst-im-kantpark/audio-guide/


Der Audio-Guide ist im Rahmen eines Forschungsvolontariats entstanden, das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wurde.


Ruhrkunstbewegt – Ein Vermittlungsprojekt der RuhrKunstMuseen

Das Lehmbruck Museum ist Teil des seit 2010 bestehenden Netzwerks der RuhrKunstMuseen. Dieses hat sich mit seinem vielseitigen Programm und besonderen Bildungs- und Vermittlungsangeboten, wie den Collection- Tours, RuhrKunstNachbarn, RuhrKunstUrban, oder der Entwicklung einer gemein-samen Schulmatrix auch außerhalb der Region etabliert.


Die RuhrKunstMuseen entwickeln mit RuhrKunstbewegt gezielt ein Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche.
Das aktuelle Projekt verstärkt die bereits bestehende die Zusammenarbeit mit Schulen der Region sowie mit Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen. Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen und Schulformen lernen das Museum als neuen Erlebnisort kennen und erweitern ihre Kompetenzen durch kreative Ausdrucksformen. Dabei ergänzen Zugänge aus Theater, Tanz und Musik museale Angebote, um Kindern und Jugendlichen eine Vielzahl von Zugängen zu Kunst und Kultur anzubieten.


„Ziel eines solchen Projekts ist neben der Stärkung der Bildungsarbeit des Netzwerkes auch ein wichtiges Standbein für künstlerisch-ästhetische Bildung im Ruhrgebiet zu sein und somit Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen gemeinsam zu fördern“, sagt Barbara Walter, Sprecherin der Arbeitsgruppe Bildung und Vermittlung. Bis August 2026 können Kinder und Jugendliche an verschiedenen Workshops teilnehmen.


Das Vermittlungsprojekt RuhrKunstbewegt wird gefördert durch die RWE Foundation, die sich wie auch die RuhrKunstMuseen für Chancengerechtigkeit zu Angeboten kultureller Bildung einsetzt.

Deine City - Dein Museum

Foto Anne Orthen (1).

Die neue Initiative des Lehmbruck Museums bietet kostenlosen Zugang zu Kunst und Kultur für Bürgerinnen und Bürger ausgewählter Stadtteile in Duisburg. Es finden niedrigschwellige Abendveranstaltungen mit familienfreundlichen Führungen, Workshops und Musik von Kunstschaffenden aus dem Stadtteil statt. Für Snacks, Getränke und die Übernahme der Transferkosten wird gesorgt. Das Ziel ist der Abbau von Hemmschwellen und die Integration von Bezirken außerhalb des Stadtzentrums.


Das Projekt bietet eine wertvolle Gelegenheit, die kulturelle Teilhabe in Duisburg zu fördern und sozial zu stärken. Durch die Schaffung eines einladenden und integrativen Umfelds im Lehmbruck Museum wird die Gemeinschaft aktiv in den kulturellen Dialog einbezogen und die Identifikation mit dem Museum als kulturelles Zentrum gefördert. Am besten gelingt dies, wenn es als Ort des Wohlbefindens, der Erholung und Entspannung wahrgenommen wird und einen informellen Austausch fördert.

"Deine City - Dein Museum" richtet sich an diverse Zielgruppen, insbesondere Kinder und Jugendliche. Der gesamte Stadtteil ist als Gemeinschaft eingeladen.

„Deine City – Dein Museum“ ist inspiriert von der erfolgreichen Veranstaltungsreihe „Dein Kunstpalast“ in dem gleichnamigen Museum, das wiederum auf das Bildungsprojekt „City Meets Museum“ des Gemeentemuseums in Den Haag zurückgeht.

Veranstaltungen
Extraschicht – Nacht der Industriekultur - Samstag, 28. Juni 2025

Auch 2025 nimmt das Lehmbruck Museum an der Nacht der Industriekultur teil. Jedes Jahr präsentiert sich das Ruhrgebiet von seiner buntesten und auch magischsten Seite und feiert dabei das einzigartige kulturelle Erbe der Region. Das Kulturfestival zieht sich durch die ganze Region und zum dritten Mal ist auch das Lehmbruck Museum dabei und öffnet seine Türen bis spät in die Nacht und präsentiert dabei ein außergewöhnliches Programm.


Sparda-Sommerfest: Sonntag, 24. August 2025
Zum sechsten Mal lädt das Lehmbruck Museum am letzten Wochenende der Sommerferien zum „Sparda- Sommerfest“ ein. An dem Sonntag, an dem auch die Ausstellung „Mechanik und Menschlichkeit. Eva Aeppli und Jean Tinguely“ endet, können Besuchende, egal ob jung oder alt, als Einzelperson oder als Familie, mit einem abwechslungsreichen Programm aus Führungen, Workshop, Musik und Aktionen rechnen.

Kooperationen - 21x21
Das breite Spektrum der Sammlungen der RuhrKunstMuseen wird aktuell auf der Website 21x21.de mit rund 420 Kunstwerken online erfahrbar. Jedes der 21 Museen wählte zunächst ein Kunstwerk aus, das stellvertretend für die eigene Sammlung steht. Der sogenannte Impuls gibt damit eine thematische, formale oder zeitliche Richtung vor. Die anderen Häuser reagierten mit je einem sogenannten Reaktionswerk aus ihren Sammlungen auf jedes der 21 Ankerwerke, wo immer dies möglich und inhaltlich sinnvoll war.


Ab dem 11. April können außerdem ausgewählte Werke in der Villa Hügel erlebt werden: Erstmalig vereinen sich die 21 RuhrKunstMuseen zu einer gemeinsamen Ausstellung. Unter dem Titel „21x21. Die RuhrKunstMuseen auf dem Hügel“ treten Werke moderner und zeitgenössischer Kunst aus den Sammlungen der 21 Museen in Themenräumen in Dialog miteinander.


O Mensch! Wilhelm Lehmbruck – die letzten Jahre
Kunsthaus Zürich, 24.10.2025-18.1.2026


Kunstmuseum Moritzburg, 22.3.-28.6.2026

Wilhelm Lehmbruck (1881-1919), einer der wichtigsten Bildhauer der Moderne, zog 1916 aus Deutschland nach Zürich. In der Zeit des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt zu einem Treffpunkt für internationale Kunstschaffende. In diesem inspirierenden Umfeld erreichte Lehmbruck einen Höhepunkt seines Schaffens: Gerade in seinen letzten Werken zeigt er sich als Visionär, der mit seinen Plastiken und seiner einzigartigen Formensprache in eine neue Richtung wies.


Als Dialogpartner der Gegenwart begegnet ihm in der Ausstellung der bekannte Schweizer Künstler Yves Netzhammer (*1970 Schaffhausen), der auch bereits im Lehmbruck Museum zu sehen war. Seine Zeichnungen, Rauminstallationen und mit Hilfe des Computers generierten Videofilme faszinieren durch ihre körperhafte Ausstrahlung und die bildnerische Erzählweise. Netzhammer wird neue Arbeiten entwickeln und die Gestaltung der Ausstellung konzipieren.