Duisburg, 23. Oktober 2014 - Der Anlass
war eigentlich zu schön, als dass die Besucher missmutig
werden konnten, spielte doch das Rheinpreussen-Orchester
sein 11. Jahreskonzert wieder in der Homberger Rheinkirche –
eben für den Erhalt derselben. Doch als Elisabeth Schwarz
vom Presbyterium vermeldete, dass die fehlende Summe für die
Renovierung noch weit über eine Million Euro hinaus gehe,
fiel so manchem der mehr als 300 Zuschauer die Kinnlade
herunter, der mit seinem Besuch ja schließlich einen
Solidaritätsbeitrag für den Weiterbetrieb leisten wollte.
Die Kinnladen musste Orchesterleiter Bernd Franken mit
seinen Musikern im Folgenden wieder aufrichten: Das sehr
gute Orchester startete mit dem Marsch des Hannoverschen
Kronprinz Dragoner Regiments aus dem Jahre 1866, in dem vor
allem die Schlagwerker, also die Trommler, für manchen
Wirbel sorgten. Genau zwei überregional beachtete Werke hat
der relativ unbekannte Komponist Keler Bela, der 1820 in
Ungarn geboren wurde, geschrieben: Eins davon ist die
Lustspiel-Ouvertüre, und das Ensemble streifte mal kurz die
Launenhaftigkeit der Operette, als sich die Klarinetten auf
einmal wie Violinen aus dem Orchestergraben anhörten.
Insgesamt bildete die Rheinkirche mit ihrer interessanten
Akustik aber den Klang so ab, wie er eigentlich sein muss,
nämlich sehr blechern.
Danach folgte ein etwa
zehnminütiger Konzertwalzer von Johann Strauß Sohn, der
eigentlich Ingenieur war, zwei große Kehrmaschinen entworfen
hatte, aber nebenbei dann noch an die 300 Kompositionen der
Nachwelt hinterließ: Der Titel „Dorfschwalben aus
Österreich“ war auch gleichzeitig Bernd Frankens
persönlicher Favorit. Hier erzeugten die Piccolo-Flöten
einen Widerhall der Schwalben im Landeanflug auf das Dorf im
schwebenden 3-4-Takt.
„Ein Werk der leichten Muse“
folgte mit dem „Operettenzauber“ von Hans Kolditz, in ihm
waren berühmte Melodien der Komponisten Johann Strauß, Vater
und Sohn, Joseph Strauß und Carl Zeller geschickt
miteinander verknüpft. Und ein bisschen „Bonanza“-Feeling
kam auf - das passte ja auch zum Sonntagabend, weil diese
Western-Serie in den 70er-Jahren dort auch ihren
TV-Sendeplatz hatte: In einem Country-Potpourri von Harold
L. Walters erweckte das Ensemble Erinnerungen an den
Marlboro-Cowboy, wie er einsam auf seinem Pferd durch die
Prärie zog. Ein bisschen „Paprika und Puszta-Atmosphäre“
erzeugten die Musiker mit der „Reise nach Ungarn“ von Gerald
Servit und als Höhepunkt dieses schönen Konzertabends gab es
ein Medley über die „Comedian Harmonists in Concert“ - und
bei „Ein Freund, ein guter Freund“ und „Mein kleiner, grüner
Kaktus“ klatschten die Zuschauer endlich begeistert mit.
Zum Abschluss sang das Adelhardt-Duo noch ein
Polka-Potpourri „Auf Wiedersehen und gute Nacht“, und die
Musiker setzten sich ihre Bergmannsmützen auf -
natürlich beendeten die ehemaligen DSK-Bergleute ihr Konzert
mit dem „Glück Auf Marsch“, während die Zuhörer den
Gesangspart des Stückes übernahmen.
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