Duisburg, 30. Oktober 2014 - Normalerweise
laufen bei Familie Weyand nur etwa 200 gackernde Hühner im
Stall auf ihrem Steinschenhof herum. Am Sonntag kamen noch
200 rockende Fans dazu, die die ausgebaute ehemalige Scheune
des Hofes in Baerl zum Kochen brachten: Denn Sohn Hendrik
hatte sich seinen Jugendtraum wahr gemacht und wollte Genesis
einmal live erleben – zumindest hatte er eine sehr gute
Coverband mit „True Collins“ in die Location geholt, in der
ansonsten Zumba getanzt wird.
Ursprünglich war das
Konzert schon für Juli geplant, aber: „Wegen terminlicher
Schwierigkeiten der Band mussten wir in den Herbst gehen“,
sagt der 33-jährige Diplom-Kaufmann, der zur Hochzeit von
Genesis in den 80er-Jahren gerade geboren wurde – und die
experimentelle Frühphase der Band mit Sänger Peter Gabriel
aus den 70ern nur aus der Konserve kennt. „Mit 16 Jahren habe
ich diese Stimme von Phil Collins gehört und die hat mich
nicht mehr losgelassen“, schwärmt Hendrik Weiand noch heute.
Diesen einzigartigen Gesang kriegt Sänger Tom Ludwig
wirklich gut hin und auch äußerlich hat er etwas von Phil
Collins – wenn er im weißen Hemd und schwarzer Weste seinen
stechenden Blick ins Publikum richtet und seine Fangemeinde,
die vom ganzen Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet nach Baerl
gereist ist, mit kreisenden Armen dazu anstachelt doch mit zu
klatschen.
Die Fans sind inzwischen leicht in die
Jahre gekommen, kaum jemand ist unter 40 - aber da fast jeder
Song von Genesis aus den 80ern ein Top-Ten-Hit in Deutschland
war, ist der Wiedererkennungswert hoch und die
Tanzbereitschaft im Publikum steigt proportional: Wirklich
alle Klassiker sind dabei von „Another day in Paradise“ über
„Mama“ hin zu „Follow me, follow you“. Bei „No son of mine“
treibt Sänger Tom Ludwig in bester exzentrischer Phil
Collins-Manier seinen Gitarristen Harald Eisert zu einem
wilden, aber detailgetreuen Gitarrensolo an und dieser
erinnert doch schwer an Mike Rutherford, dem Original. „Wir
covern schon eins zu eins, ansonsten macht der Song für uns
und das Publikum keinen Sinn“, verrät der Gitarrist später.
Selbst die Loops und sphärischen Keyboardteppiche als
Intro der ruhigeren Welt-Hits „In the air tonight“ oder eben
„Tonight, tonight, tonight“ klingen so, als hätte der DJ
gerade die CD aufgelegt. Auch wenn Tom Ludwig mit hoher
Kopfstimme singt bei „Easy Lover“, er bildet sein Vorbild
prägnant ab. „Dabei mochte ich Genesis als Jugendlicher erst
gar nicht“, gesteht der Sänger – heute ist er mit „True
Collins“, die es seit 2005 gibt, fast jedes Wochenende in
Deutschland unterwegs und erhält die Erinnerung wach an die
1967 gegründete Rock-Band, die weltweit über 150 Millionen
Tonträger verkaufte. Und mit Klassikern wie „Land of
Confusion“, „Invisible Touch“ und „I can't dance“ im
Zugabenteil ging ein Konzert zu Ende, das doch nostalgischen
Charakter hatte – zumal es schwierig sein wird für die Fans,
„Phil Collins aufgrund gesundheitlicher Probleme noch einmal
live zu erleben“. 200 Fans waren in der Scheune aus dem
Häuschen. Was ist mit Hendrik Weyand? Der braucht für
seinen Traum von (der) Genesis nicht das Alte Testament,
sondern macht munter weiter. Am 21. November kommt ein
weiterer Musiker in den Steinschen Hof: Der
Multi-Instrumentalist Donovan Aston, vielleicht auch mit
Stücken aus der Prog-Rock-Phase mit Sänger Peter Gabriel.
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