Duisburg, 9. Juli 2014 - Nachdem
Oberbürgermeister Sören Link mitteilte, "Duisburg ist noch
nicht reif für ein Kunstwerk, dem Verwirrungs- und
Paniksituationen immanent sind" und in diesem Zusammenhang
auf die 'Loveparade-Katastrophe 2010' anspielte, bei der 21
Tote und über 500 Verletzte zu beklagen waren, und mit
dieser Begründung die Kunstinstallation 'Totlast' des
Künstlers Gregor Schneider stoppte, erreichen uns
Pressemitteilungen und Lesebriefe.
Die
Tendenz spricht klar für die Überschrift und gegen den
Duisburger Oberbürgermeister! Leserbrief:
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, über
Kunst jedoch nicht. Was sich unser Oberbürgermeister bei
dem von ihm verhängten Verbot des Kunstwerkes von Gregor
Schneider mit dem Namen “Totlast” , gedacht hat, mag sein
Geheimnis bleiben. Nach eigener Aussage hat er es sich nicht
leicht gemacht, er hat sogar Schlaf geopfert. Scheinbar
zu wenig. Es kann doch einem Oberbürgermeister nicht
verborgen geblieben sein, dass sich die Vorarbeiten für die
Übergabe des Kunstwerkes über Monate hinzogen. Sein
Bauordnungsamt hat das Werden des Werkes begleitet. Er
(der OB) als Vorsitzender des Kuratorium Lehmbruck Museum
war seit langer Zeit informiert. Das hat den OB
scheinbar nicht zum Nachdenken angeregt. Zum Handeln auch
nicht. Was mag es denn gewesen sein, dass er
kurzfristig, sehr kurzfristig, diese Entscheidung trifft.
Die Stadt sei noch nicht reif für ein solches Kunstwerk.
Wann denn, Herr Link? W Wer sagt Ihnen denn, wann es
so weit ist? War der Grund etwa der, dass er in den
Medien der Republik seien Nachhall findet? Warum fährt
er nicht zur WM und lässt sich mit Herrn Löw abbilden. Dann
kommt er auch in alle Zeitungen. Aber besser. So
hallt es durch unser Land “schon wieder Duisburg” . Die
Kultur in dieser Stadt rangiert an letzter Stelle, die
Zuwanderer bekommt die Stadt nicht in den Griff, die Firmen
laufen weg, weil keine Grundstücke da sind, die
Gewerbesteuer dafür absolute Spitze ist, die Straßen dieser
Stadt sind unter aller S........ und nun auch noch das.
Es gibt in Duisburg Gruppierungen und Vereine, die sich um
die Betroffenen und Hinterbliebenen der Loveparade kümmern.
Er, der OB, hat das auch mehrfach versprochen. Er wollte
sich kümmern. Warum hat er diese Menschen denn nicht
gefragt, was sie von der Installation halten? Er geht
hin und verbietet Kraft seines Amtes die Installation und
fährt in Urlaub. Wenn ich wiederkommen, ist die Sache
vergessen, wird er sich wohl gedacht haben. Wie lange
hat ein OB eigentlich Urlaub? Hoffentlich lang, sehr lang.
Name und Anschrift des Verfassers sind der
Redaktion bekannt.
Netzbürger der
Facebookgruppe 'Stadt- und Bürgerpolitik Duisburg'
appellieren an den Oberbürgermeister für die Freiheit der
Kunst. Darunter Kulturschaffende, Politiker und hiesige
Medienarbeiter.
Duisburger Appell zur Freiheit der Kunst
Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit. Friedrich
Schiller Der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link hat
offensichtlich im Alleingang die Installation des
Kunstwerkes Totlast von Gregor Schneider im Lehmbruck-Museum
untersagt. Die Rechtsgrundlage dazu ist unklar. Diese
einsame Entscheidung ist nicht nur ein Affront gegen einen
renommierten Künstler und die Ruhrtriennale. Die Kunstzensur
Sören Links offenbart darüber hinaus ein nicht hinnehmbares
Verständnis vom Amt des Oberbürgermeisters.
Das ist
nicht unsere Vorstellung von Demokratie. Nach wochenlanger
Planung, in die unser OB als Kuratoriumsvorsitzender der
Lehmbruck-Stiftung eingebunden war, maßt sich der 38-jährige
Verwaltungsfachwirt die Deutungshoheit über Kunst an und
entscheidet, die Stadt sei noch nicht reif für Gregor
Schneiders Totlast. Für uns als Kultur erfahrende und
Kultur schaffende Bürger dieser Stadt erweckt eher Sören
Link den Eindruck, noch nicht reif genug zu sein – für die
Stadt Duisburg und für das Amt des Oberbürgermeisters.
Aus unserer Sicht ist dem öffentlichen Ansehen der Stadt
schwerer Schaden zugefügt worden. Der Duisburger Zensurfall
sorgt inzwischen europaweit für Empörung.
Wir fordern unseren Oberbürgermeister Sören Link
auf: Wenden Sie Schaden von der Stadt Duisburg ab.
Revidieren Sie Ihre Entscheidung. Machen Sie unsere
Stadt vor der Welt nicht weiterhin lächerlich. Werden
Sie nicht zur Totlast für Duisburg.
Erstunterzeichner: Justus Klasen, Alexander Klomparend,
Thomas Meiser, Frank Noroschat, Elisabeth Höller, Dagmar
Schink, Matthias Eidens, Magret Fink, Roland Busche, Thomas
Rodenbücher
Die Duisburger PIRATEN sehen die
'Tunnelkunst als Chance gelebter Demokratie'
Am 7. Juli 2014 gehen Meldungen durch die Presse, das
der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link die Ausführung
eines Kunstprojekts für die Ruhrtriennale 2014 überraschend
gestoppt hat. Es geht um die begehbare Installation "Totlast"
des Raumkünstlers Gregor Schneider. Für seine Vorgehensweise
und Begründung erntet der OB weit über die Stadtgrenzen
hinaus harsche Kritik. Die Duisburger PIRATEN sehen in der
aktuellen Aufregung aber auch eine Chance für gelebte
Demokratie.
OB Sören Link ist unter anderem
Kuratoriumsvorsitzender des Lehmbruck Museums und war daher
von Beginn an in die Planungen eingeweiht. Seine Begründung
für den kurzfristige Stopp: >>Duisburg ist noch nicht reif
für ein Kunstwerk, dem Verwirrungs- und Paniksituationen
immanent sind.<< OB Link bezieht sich damit auf die
Loveparade-Katastrophe vom 24. Juli 2010. Nach seiner
Ansicht erzeugt die Rauminstallation negative Assoziationen
mit diesem Ereignis. Während der gesamten Planungszeit ist
das Projekt jedoch nie offen mit diesem Thema in Verbindung
gebracht worden. Die Kritiker sprechen daher ganz hart von
Zensur und empfinden die Entscheidung des OB als
unerträgliche Bevormundung.
Offensichtlich hat Sören
Link das Kunstprojekt gestoppt, weil er sich als OB um das
Wohlergehen der Menschen in Duisburg sorgt. Dies wird auch
von ihm erwartet. Die Reaktionen auf den Projektstopp zeigen
jedoch, dass er eine Fehlentscheidung getroffen hat. Sören
Link hat nun die einmalige Chance, als OB unmittelbar auf
die Menschen in seiner Stadt einzugehen und das Projekt
wieder freizugeben.
Eine Fehlentscheidung
zuzugeben und sie sogar zurückzunehmen ist keine Schmach,
sondern zeugt von persönlicher Souveränität. Auch
das wird von einem Oberbürgermeister erwartet. Die
Duisburger PIRATEN fordern Sören Link daher auf, seine
Entscheidung noch einmal zu überdenken.
Ich
bin ein mündiger Bürger, der selber
entscheidet, ob er sich für das Kunstwerk interessiert, ob
ich die Skulptur 'Totlast' erleben, begehen möchte!
Es ist meine, nur meine Entscheidung! Zumindest
in einer gelebten Demokratie.
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