Duisburg, 27. Juli 2023 - Bienen, Wespen
und co. gehören zum Sommer dazu wie die Sonne – und sind
wichtige Bestandteile unseres Ökosystems. Kommt es zwischen
Insekten und uns Menschen jedoch zu einem Zusammenstoß,
endet dieser oft mit einem schmerzhaften Stich. Foto Helios
Prof. Dr. Alexander Kreuter informiert, was gegen den
Juckreiz helfen kann, ab wann man ärztliche Hilfe benötigt
und warum Medizinerinnen und Mediziner in Deutschland nach
Stichen immer mehr tropische Infektionskrankheiten behandeln
müssen.
Immer mehr Menschen reagieren auf
einen Insektenstich und müssen auch in der Helios
St. Johannes Klinik mit akuten, sogenannten hyperergen
Stichreaktionen behandelt werden. „Für die Meisten sind
Insektenstiche zwar unangenehm aber sehr oft ungefährlich.
In den letzten Jahren entwickeln jedoch immer mehr Menschen
hyperge, also starke Stichreaktionen“, weiß Prof. Dr.
Alexander Kreuter. Der Chefarzt der Dermatologie,
Venerologie und Allergologie an der Oberhausener und
Duisburger Helios Klinik erklärt: „Durch den Klimawandel und
das internationale Reiseverhalten gelangen bislang
nicht-heimische Insekten und damit auch
Infektionskrankheiten nach Deutschland – auch bis nach
Duisburg.“ Gleichzeitig bietet das aktuelle Klima im
Ruhrgebiet mit einer Kombination aus Regenschauern und
warmen Temperaturen optimale Bedingungen für eine Vermehrung
der Insekten, insbesondere Mücken. „Diese Insekten
übertragen mitunter gefährliche, virale Infektionen, wie das
Dengue- und das Zika-Virus, und Erkrankungen, die wir bis
dato noch gar nicht kennen“, mahnt Kreuter. Sogenannte
Leishmaniosen (auch Orientbeule), eine Gruppe
sub-/tropischer Infektionskrankheiten, werden beispielsweise
durch Sandmücken übertragen. Die Asiatische Tigermücke (auch
Tigermoskito genannt) ist ein weiteres, sehr kleines,
aber dafür besonders stichfreudiges Beispiel.
Muss also künftig jeder Stich medizinisch behandelt
werden? Nein. Weiterhin gilt: Wenn sich eine
Rötung und Schwellung ungewöhnlich weit ausbreitet oder die
Schmerzen sehr stark werden, sollte man medizinische Hilfe
suchen. „In der Hautklinik verabreichen wir dann lokal
eine Kortison-Salbe oder -Creme und greifen auf
Antihistaminika zurück. Bei sehr ausgeweiteten
Stichreaktionen wird hochdosiertes Cortison als Infusion
verabreicht“, erklärt der Mediziner. Direkt in eine
Notaufnahme müssen Allergiker und -innen, bei denen ein
Stich einer Wespe oder Biene zu einem anaphylaktischen
Schock führen und damit lebensbedrohlich sein kann. Diese
Patientinnen und Patientenkönnen sich mit einer so genannten
Hyposensibilisierung immunisieren lassen. Für
Nicht-Allergiker und -innen helfen meist bekannte
Hausmittel: Die Stichstelle kühlen, um Schwellung, Rötung
und Überwärmung zu lindern. Das Auflegen einer
aufgeschnittenen Zwiebel hilft gegen den Juckreiz und auch
ein elektronischer Stichbehandler bringt Erleichterung,
indem die für den Juckreiz verantwortlichen Proteine durch
Erhitzen denaturieren.
„Wichtig für eine
Behandlung und den Ausschluss eines allergischen Schocks
ist, welches Tier gestochen hat“, rät Kreuter. Grund für
akute, sehr schmerzhafte Stichreaktionen sind meist
Hymenoptera (Bienen, Wespen, Hornissen und Hummeln).
Steigern sich die Symptome nur langsam, ist ein Mückenstich
wahrscheinlich. Drei bis vier Stiche in einer Linie sind
charakteristisch für Flöhe (übertragen durch Katze oder
Hunde) oder Wanzen (übertragen durch Bettwäsche). Werden
Menschen von unzähligen, stark juckenden Stichen geplagt,
sind häufig Milben der Grund. Von Juli bis Oktober ist
die sogenannte Erntekrätze.
Weiß man es nicht genau,
hilft auch ein Hinweis auf den Ort: Ein Gang zum Mülleimer
deutet beispielsweise auf eine Wespe. Ein Stich bei
einem Spaziergang durchs Feld lässt auf eine Biene
schließen.
Anzeichen eines Allergieschocks nach
Wespen- oder Bienenstich: Eine Anaphylaxie kündigt sich nach
wenigen Minuten durch Juckreiz an den Händen aber auch unter
den Achseln oder in den Ohren an. Es entwickeln sich
Quaddeln (Nesselfieber) am Körper. Dagegen wirken Kortison
und Antihistaminika-Tabletten. Der Adrenalin-Pen kommt zum
Einsatz, wenn Halskratzen, Probleme mit der Atmung,
Schwindel und Herz-Kreislauf-Probleme auftreten. Wenn kein
Notfallpack zur Hand ist, sofort den Notruf 112 anrufen.
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