Duisburg, 31. Juli 2023 - Abschied in
der Helios Marien Klinik: Die Beziehung zu unseren
PatientInnen war für mich einer der bewegendsten Aspekte
meiner Arbeit. Ein Leben lang beim gleichen Arbeitgeber? Das
scheint heutzutage eher ungewöhnlich zu sein. Jedoch gibt es
immer noch Menschen, die Jahrzehnte lang am selben Ort
arbeiten.
So wie Iwona Mazur und Hans Schmeißer. Ende Juni
verabschiedeten sich die Pflegekraft und der Diplom
Heilpädagoge an der Helios Marien Klinik Duisburg nach fast
vier Jahrzehnten in der Psychiatrie in den Ruhestand. Wie
sich ihr Fachbereich in den letzten Jahren verändert hat und
welche Erfahrungen sie gemacht haben, verraten Sie im
Interview.
Gratulation zum bevorstehenden
Ruhestand. Wie fühlt sich der Abschied an? Hans Schmeißer:
Es ist ein bittersüßer Moment für mich. Einerseits freue
ich mich auf die kommenden Jahre und die neuen
Möglichkeiten, andererseits hinterlässt der Abschied aus der
Klinik auch ein Gefühl der Dankbarkeit für die vielen
Erinnerungen und die wertvolle Zeit, die ich hier verbracht
habe.
Iwona Mazur: Ja, das kann ich nur
bestätigen. Es ist ein Abschied voller Emotionen. Ich bin
stolz auf das, was ich hier erreicht habe, und werde meine
Zeit in der Klinik sehr vermissen. Aber ich freue mich auch
darauf, neue Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen und mich
anderen Interessen zu widmen.
Wie haben Sie den
Abschied in der Klinik empfunden? Iwona Mazur: Es
war eine sehr emotionale Feier. Sehr viele unserer Kollegen
und Kolleginnen sind gekommen, um unseren Abschied zu
feiern. Teilweise verbindet uns eine Jahrzehnte lange
Zusammenarbeit, in dieser Zeit hat man sehr viel zusammen
erlebt und auch verändern können.
Hans Schmeißer:
Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich
war überwältigt davon, wie viele Menschen erschienen sind,
um mit uns zu feiern. Zu einem großen Teil wird der Kontakt
weiterhin auf privater Ebene bestehen bleiben.
Über fast vier Jahrzehnte haben Sie beide die Entwicklungen
im Fachbereich Psychologie hautnah miterlebt. Wie würden Sie
diese Veränderungen beschreiben? Iwona Mazur: Die
Patient:innen stehen nun mehr im Mittelpunkt. Wir versuchen,
individuelle Ansätze zu finden, um ihnen bestmöglich zu
helfen. Es ist schön zu sehen, wie die Menschen Fortschritte
machen und ihren Weg zur Genesung gehen.
Hans
Schmeißer: Genau, früher stand oft die Krankheit im
Vordergrund, aber in den letzten Jahren hat sich ein
Paradigmenwechsel vollzogen. Heutzutage wird der Mensch als
Individuum betrachtet und man versucht, die Ursachen hinter
den Krankheiten zu verstehen. Dadurch ist die Betreuung und
Behandlung psychischer Erkrankungen deutlich verbessert
worden.
War es schon immer Ihr Traum, in der
Psychiatrie zu arbeiten? Hans Schmeißer: Ich habe
damals meinen Zivildienst in einer Psychiatrie geleistet,
diese Arbeit hat mich sehr fasziniert und auch geprägt.
Jedoch entschied ich mich dazu, Elektrotechnik zu studieren.
Nach einer gewissen Zeit, vermisste ich die sinnstiftende
Arbeit in der Psychiatrie. Ich absolvierte danach mein
Diplom als Heilpädagoge und arbeitete im therapeutischen
Dienst.
Iwona Mazur: Mein Traum war es schon
von klein auf Krankenschwester zu werden. Im meiner Heimat
Polen absolvierte ich die Ausbildung zur Krankenschwester.
Nach einigen Jahren Berufserfahrung entschied ich mich dazu,
in der Psychiatrie zu arbeiten. Mich interessieren die
Geschichten hinter der Krankheit.
Interviewer: In
Ihren vielen Jahren in der Helios Marien Klinik haben Sie
sicherlich eine enge Bindung zu Ihren Patient:innen
aufgebaut. Was empfinden Sie, wenn Sie auf diese Zeit
zurückblicken? Heinz-Jürgen Schmeißer: Die Beziehung
zu unseren Patient:innen war für mich einer der bewegendsten
Aspekte meiner Arbeit. Manche begleite ich bereits seit mehr
als 30 Jahren. Es ist unglaublich bereichernd, ihre
Fortschritte zu sehen und zu wissen, dass ich einen
positiven Einfluss auf ihr Leben hatte.
Iwona
Mazur: Ganz genau, die Dankbarkeit und das Vertrauen,
das uns entgegengebracht wurde, waren stets eine starke
Motivation. Unsere Patient:innen haben uns viel gelehrt, und
ich bin dankbar für diese Erfahrungen.
Zum
Abschluss möchten wir noch erfahren, welche Pläne Sie für
Ihren Ruhestand haben. Iwona Mazur: Ich werde die
Zeit nutzen, um mehr mit meiner Familie zu unternehmen und
mich zu entspannen. Wellness und Reisen stehen dabei auf
meiner Liste. Ich habe mir vorgenommen, die atemberaubenden
Fjorde in Norwegen zu besuchen.
Heinz-Jürgen
Schmeißer: Ich freue mich darauf, meine Leidenschaft für
das Klavierspiel weiterzuentwickeln. Außerdem möchte ich die
Natur genießen und vermehrt wandern und fotografieren. Mein
nächstes Ziel ist eine Reise nach New York, ich bin schon
sehr gespannt auf diese pulsierende Metropole.
|