Duisburg, 10. Oktober 2023 - Der
Konstanzer Journalist und Autor Dennis Riehle ist von der
Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. mit dem
Medienpreis ausgezeichnet worden. Der 38-Jährige war vor
rund 20 Jahren einer der ersten Betroffenen des psychischen
Leidens, der mit dem Antrieb zur Entstigmatisierung des
damals noch recht unbekannten Beschwerdebildes an die
Öffentlichkeit ging, um dort darüber aufzuklären, was hinter
den für den Außenstehenden oftmals schwer nachvollziehbaren
Zwangshandlungen und Zwangsgedanken tatsächlich steckt.
Mittlerweile ist die Erkrankung auch in der Wahrnehmung der
Bevölkerung, bei Psychotherapeuten und Fachärzten zu einer
häufig im Alltag auftretenden mentalen Störung geworden, die
sich unter anderem durch übermäßig häufiges Waschen,
Kontrollieren, Sortieren, Putzen oder Zählen beziehungsweise
sich dem Betroffenen permanent aufdrängende Gedankenspiralen
mit aggressiven, sexuellen oder religiösen Inhalte
auszeichnet. Die Patienten verfallen in einen Kreislauf
eines Neutralisationsverhaltens, sie wollen durch ihr
übertriebenes Handeln und Denken den in ihnen aufkommenden
Ängsten und Gefühlen begegnen - fallen damit aber immer
weiter in ein Zweifeln und verstärken somit die Symptomatik.
Sie nehmen diese sich aufdrängenden Sorgen und Befürchtungen
als ihrer Person widersprechend wahr und fühlen sich dadurch
massiv belastet. Oftmals kommt es zu einer
Erwerbsunfähigkeit und Schwerbehinderung, da Erkrankte nicht
mehr in der Lage sind, am Berufs- oder Privatleben adäquat
teilzunehmen. Die Ursachen sind in neurobiologischen
Prozessen, aber auch in antrainierten Reaktionsmustern,
verzerrten Assoziationen und psychodynamischen Prozessen der
Persönlichkeit und der Vergangenheitsbewältigung zu suchen.
Die Behandlung erfolgt zumeist mit kognitiver
Verhaltenstherapie, nicht selten kombiniert mit einer
medikamentösen Behandlung.
Dennis Riehle hat
zeitweise bis zu 16 Stunden am Tag mit Zwängen verbracht.
Trotzdem hat er das Abitur bewältigt und anschließend
verschiedene Ausbildungen absolviert. Früh engagierte er
sich im Aufbau einer Selbsthilfegruppe zum Thema bei ihm vor
Ort - und ist nunmehr seit 19 Jahren für die DGZ e.V.
ehrenamtlich aktiv, unter anderem als Kuratoriumsmitglied
und Landesbeauftragter für Baden-Württemberg. Zudem hat er
die Psychosoziale Mailberatung des Vereins angestoßen und
beantwortet dort regelmäßig Anfragen von Betroffenen und
Angehörigen. Da er seine eigene Erkrankung mittlerweile um
bis zu 60 bis 70 Prozent zurückdrängen konnte und sich
selbst zur Erkundung von Kausalitäten jahrzehntelang
beobachtet hat, kann er mit viel Erfahrung anderen Patienten
zur Seite stehen. Riehle ist mit seiner Krankheitsgeschichte
in über 10 Fernsehformaten von Reportagen und Live-Sendungen
wie "stern TV", "Explosiv" oder dem
"Sat.1-Frühstücksfernsehen" über Talkrunden wie dem
"Nachtcafé" bis hin zu Interviews bei "Aeschbacher"
aufgetreten, wurde unter anderem von Zeitschriften wie der
"BRAVO" und für zahlreiche Studienarbeiten interviewt und
hat selbst mehrere Bücher zum Thema geschrieben. Darüber
hinaus hat er mittlerweile einige Dutzend Artikel für die
"z-aktuell", die Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft
Zwangserkrankungen, verfasst - und fungiert mittlerweile
auch als Pressereferent der Selbsthilfeorganisation. Für all
diesen Einsatz wurde er nunmehr auf der Jahrestagung geehrt.
Aufgrund seiner mittlerweile vorherrschenden
Parkinson-Erkrankung konnte er den dotierten Preis in
Tübingen zwar nicht selbst in Empfang nehmen, übermittelte
aber in einer Grußbotschaft die Bereitschaft, sich auch
weiterhin mit Vehemenz dafür einzusetzen, dass die
Versorgung der Betroffenen verbessert wird und die
Sensibilisierung für die komplexe psychiatrische Erkrankung
voranschreitet. "Dies gelingt aus meiner Sicht nur durch
eine offenherzige und authentische Darstellung von
Patientengeschichten, aus denen man am besten ablesen kann,
unter welchem großen Leidensdruck sie stehen. Aber auch
durch eine breitflächige Information über das
Erscheinungsbild, die Zusammenhänge und die Möglichkeiten
der Behandlung. Selbst wenn ich mittlerweile meine eigenen
Zwänge gut im Griff habe und nahezu ein alter Hase in dieser
Sache bin, werde ich mit viel Leidenschaft und Vitalität so
lange wie möglich daran arbeiten, dieses Störungsbild
bekannt zu machen. Denn die Zahl der Patienten ist zuletzt
deutlich gestiegen. Sie haben Anspruch auf mehr Verständnis,
wozu ich mit Medienarbeit auch künftig beitragen will", so
Riehle in einem Statement.
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