Nashville,
Februar 2010 - Es sind erst seine zweiten Olympischen Spiele, er zählt mit
26 Jahren noch zu den Jüngeren im Team, dennoch will Marcel Goc in Vancouver
besondere Aufgaben übernehmen. „Wenn die Jungen all die Superstars sehen,
müssen sie aufpassen, dass sie nicht mehr Zuschauer als Spieler sind“, sagt
der NHL-Profi von den Nashville Predators: „Ich werde ihnen sagen, dass sie
ganz frech aufspielen sollen. Die kochen auch nur mit Wasser.“
Goc spricht aus Erfahrung. Der Mittelstürmer trifft seit 2004 in der NHL auf
die Besten der Besten, zunächst fünf Spielzeiten in San Jose, seit
Saisonbeginn in Nashville. Bei den Predators hat er sich einen Stammplatz
erkämpft. „Erst wusste ich nicht, was mich hier erwartet“, sagt der
ehemalige Schwenninger und Mannheimer DEL-Profi: „Ich habe bei Null
angefangen. Aber es war richtig, dass ich mich für Nashville entschieden
habe. Ich habe mehr Eiszeit als in San Jose, mehr Selbstbewusstsein und
dadurch auch mehr Punkte.“
„Seine bislang beste Saison“ attestiert Bundestrainer Uwe Krupp dem
57-maligen Nationalspieler: „Er hat eine wichtige Rolle in der Mannschaft
übernommen und definiert sich jetzt als NHL-Spieler.“ Der Lohn: Seine beste
Punktausbeute aus der Saison 2005/06 (22) hatte Goc schon vor der
Olympiapause fast erreicht. Kein Wunder, dass er sich mit seinem neuen Klub
schnell auf eine Vertragsverlängerung einigte.
Angesichts seiner sportlichen Weiterentwicklung kann Goc es auch
verschmerzen, dass er nicht gerade in einer Eishockey-Hochburg gelandet ist.
„Hier ist American Football die Nummer eins, die Tennessee Titans sind der
Zuschauermagnet“, berichtet der Nationalspieler, der mit seiner Frau Susanne
in Brentwood 15 Autominuten entfernt von Nashville wohnt. Den Stellenwert
des schnellsten Mannschaftssports der Welt könne man in „Music City“ „noch
verbessern“, sagt er, „aber dass die Halle nicht voll ist, hat auch mit der
Wirtschaftskrise zu tun.“
Andererseits genießt es Goc, dass nicht alle Augen auf die Eishockey-Profis
der Predators gerichtet sind. „Es ist ganz gut so, du kannst überall
hingehen, ohne erkannt zu werden“, sagt er: „In San Jose war es ähnlich
ruhig.“ Ganz anders wird es in Vancouver sein. „Da hat Eishockey einen ganz
anderen Stellenwert“, sagt Goc, der bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt
Lake City kurz vor Turnierbeginn vom damaligen Bundestrainer Hans Zach
aussortiert und nach Hause geschickt worden war.
Vor vier Jahren in Turin gab er dann sein olympisches Debüt, im zweiten
Anlauf erwartet er in jeder Hinsicht mehr als in Italien. „Alles wird hier
eine Nummer größer sein, und wir wollen auch besser abschneiden“, sagt Goc.
2006 gab es keinen einzigen Sieg und am Ende nur Platz zehn. „Wir haben die
beste Mannschaft seit Jahren, so viele NHL-Spieler wie noch nie, die
Voraussetzungen sind sehr gut.“
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Fort Lauderdale, 11. Februar
2010 - Dennis Seidenberg arbeitet, wo andere Urlaub machen. Fort Lauderdale
ist nur wenige Auto-Minuten entfernt, doch die touristischen Vorzüge seiner
Wahlheimat kann der Eishockey-Nationalspieler gar nicht genießen. „Ich war
erst einmal am Strand“, sagt der Verteidiger der Florida Panthers, „wir
spielen viel zu oft, ich habe dafür keine Zeit.“
Aber auch ohne Sonnenbad am Atlantik ist der 28-Jährige im US-Sonnenstaat
rundum zufrieden. „Es läuft sehr, sehr gut für mich“, berichtet Seidenberg,
„ich genieße es, dass ich viel spiele und eine wichtige Rolle habe.“ Fast 25
Minuten steht der gebürtige Schwenninger für die Panthers in jedem Spiel auf
dem Eis - immer dann, wenn die Stars des Gegners im Einsatz sind.
„Er blockt Schüsse und checkt hart – er ist einfach ein harter Kerl, den man
nicht gerne als Gegner hat“, lobt Trainer Peter DeBoer den Deutschen, den
sich die Panthers immerhin 2,25 Millionen Dollar im Jahr kosten lassen. Die
Verpflichtung Seidenbergs hat sich für Florida gelohnt. Nicht zuletzt dank
der starken Defensivleistungen des ehemaligen Mannheimers ist ein
Play-off-Platz in Reichweite, sein Ex-Klub Carolina Hurricanes steht ohne
ihn ganz am Ende der Tabelle.
Nicht nur aus sportlichen Gründen sieht Seidenberg den Umzug aus Raleigh,
North Carolina nach Florida positiv. „Es ist wunderschön hier, du kommst aus
dem Stadion in kurzer Hose, die Sonne scheint, es sind 25 Grad.“ Mit seiner
amerikanischen Ehefrau Rebecca und dem zweijährigen Töchterchen Story wohnt
er in Plantation, günstig gelegen zwischen Fort Lauderdale, der
Trainingshalle in Coral Springs und dem Stadion in Sunrise, „dort fangen
schon die Everglades an, einen Alligator habe ich aber noch nicht gesehen.“
Für Seidenberg, der seit 2002 über 350 NHL-Spiele bestritten hat, ist
Amerika längst zur Heimat geworden. „Ich bin schon seit drei Jahren nicht
mehr in Deutschland gewesen“, sagt er. Den Sommer verbringt er nicht wie
seine deutschen Kollegen in der alten Heimat, sondern bei den
Schwiegereltern in New Jersey.
Obwohl er erst in seiner siebten NHL-Saison ist, hat er schon mehr gesehen
als andere. Florida ist bereits seine vierte Station in der stärksten
Eishockey-Liga der Welt. In Philadelphia erlebte er „eine absolute
Eishockey-Stadt“, in Phoenix die Eishockey-Legende Wayne Gretzky als Trainer
(„Als Spieler war er der Beste, als Coach konnte er es nicht umsetzen, ohne
ihn ist Phoenix wesentlich erfolgreicher“) und in Carolina das
Stanley-Cup-Halbfinale.
„Er war überall Stammspieler, das zeigt, aus welchem Holz er geschnitzt
ist“, sagt Bundestrainer Uwe Krupp, der Seidenberg bei den Olympischen
Spiele in Vancouver in einer Führungsrolle erwartet. Bei seiner dritten
Olympia-Teilnahme ist er längst „ein gestandener NHL-Spieler“. |
Buffalo, 12.Februar 2010 -
Jochen Hecht kann die Aufregung gar nicht verstehen. „Ich bin immer davon
ausgegangen, dass ich dabei bin“, sagt der Eishockey-Nationalspieler, der
von Bundestrainer Uwe Krupp erst im zweiten Anlauf für die Olympischen
Spiele in Vancouver nominiert wurde. Als der erste 23-köpfige Kader kurz
nach Weihnachten bekannt gegeben wurde, hatte der 32-Jährige noch gefehlt.
„Uwe hat mir damals schon gesagt, dass ich alle Chancen habe“, berichtet
Hecht, „deshalb habe ich mir keine großen Gedanken gemacht.“ Krupp
registrierte mit Freude, dass der Stürmer der Buffalo Sabres in den
folgenden Wochen ganz starke Leistungen zeigte. „Er hat sich die Nominierung
verdient“, sagt der Bundestrainer: “In der Form der letzten anderthalb
Monate brauchen wir ihn.“
Vier Tore in den ersten fünf Spielen im neuen Jahr unterstrichen
eindrucksvoll Hechts Leistungssteigerung. „Ich spiele wieder in der ersten
Reihe, dadurch klappt offensiv viel mehr, und ich werde mit Punkten
belohnt“, sagt der Ex-Mannheimer, der seine elfte Saison in der NHL
bestreitet.
Nach einer schwachen Spielzeit mit nur 27 Punkten in 70 Spielen und der
verkorksten WM in der Schweiz als Tiefpunkt ist Hecht wieder auf dem Weg
nach oben, wie auch Krupp registriert hat: „Jochen hat nach einer für ihn
enttäuschenden Saison wieder an seine alte Leistungsstärke angeknüpft.“
Dass die eigene Leistungskurve wieder nach oben zeigt, macht Hecht auch für
Olympia optimistisch. „Wir haben einen kompletten Block aus der NHL.
Natürlich wird der Druck groß sein, und alle werden auf uns schauen, aber
das sind wir gewohnt“, sagt der Sabres-Stürmer, der nach 1998 und 2002 seine
dritten Olympischen Spiele bestreitet.
Die WM in Bern mit Platz 15 hat Hecht abgehakt. „Man muss seine Fehler sehen
und daraus lernen“, sagt er: “Wir haben einfach zu wenig Tore gemacht.“
Durchaus selbstkritisch fügt er an: „Auch ich habe nicht das gebracht, was
ich von mir selbst erwartet habe.“
Der WM-Frust ist längst der Vorfreude auf Olympia im Eishockey-Mutterland
gewichen. „Das wird verrückt. Das ganze Land redet von nichts anderem, fast
alles ist ausverkauft, die Leute verlangen für die Eishockey-Tickets
horrende Preise“, sagt Hecht, der mit Buffalo erst am 25. Januar in
Vancouver zu Gast war: „Spiele in Kanada sind etwas ganz Besonderes. Die
Leute sind völlig eishockeyverrückt. Du kannst nicht auf die Straße, ohne
erkannt zu werden.“ : |