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Vom Kakaosaal, Quäkerspeise und Künstleratelier
75 Jahre Mozartschule in Neudorf


Duisburg 2. Mai 2012 – Nachdem die Bevölkerungszahl in Neudorf immer größer wurde, waren die Schulplätze in den Volksschulen — heute “Gemeinschafts-Grundschule mit Schulkindergarten“ — nicht mehr ausreichend. Es musste eine neue Volksschule gebaut werden. Der beste Platz und von vielen gut zu erreichen war das Gelände zwischen Bahndamm und Mozartstraße.
1927 wurden die ersten Pläne für den Schulneubau gemacht. Wie sich herausstellte würde es ein Millionen teurer Bau werden. Es dauerte noch bis zum Herbst des Jahres 1929, bis man mit dem Bau begann. Da dachten vielleicht die Wenigsten daran, wie schnell die Hoffnung auf einen Schulneubau zerstört werden sollte. Denn bereits Anfang 1930 musste wegen fehlender Mittel der Baubetrieb eingestellt werden und lediglich die Pläne blieben, nach denen alles auf das Feinste hergerichtet werden sollte.
Verschiedentlich hat dann der Schulneubau an der Mozartstraße zur Debatte gestanden, aber stets fehlte die Initiative, den einmal begonnenen Bau fortzusetzen. Der Teil der bereits errichteten Mauern glich den Trümmern eines bereits dagewesenen Neubaues, und schon glaubte keiner mehr daran, dass in Neudorf noch eine Schule errichtet würde.
Durch die tatkräftige Arbeit der Stadtverwaltung, besonders Stadtrates Rouenhoff war es nun gelungen, ein Darlehens der Regierung zu erhalten, so dass die Finanzierung des Schulneubaues an der Mozartstraße Nr. 30 gesichert war.
1930 wurde der Neubau unterbrochen, als man die halbe Höhe des jetzigen Erdgeschosses erreicht hatte. Das Stadtbauamt war von den ersten Plänen abgegangen, hatte aber auf die bereits errichteten Mauern Rücksicht genommen, so dass nur ganz wenige Veränderungen vorgenommen werden brauchten.
Die Kosten des Projektes wurden verringert und in Höhe von 365 000 RM veranschlagt.
Trotzdem wurde der Schulneubau der Mozartstraße, der noch in dem Schuljahr 1936 fertiggestellt sein sollte, also bereits zu Ostern 1937 spätestens bezogen werden konnte, allen neuzeitlichen Ansprüchen gerecht, wenngleich wegen der beschränkten Mittel darauf verzichtet werden muss Brauseanlagen und eine Turnhalle zu errichten.
Der Plan zu dem Schulneubau sah vor, dass er im Mittelteil dreigeschossig sein sollte, während die Seitenflügel zweigeschossig durchgeführt werden. Der gesamte Bau erstreckte sich in einer Länge von 83 Metern, 18 Meter tief und 9 bzw. 13 Meter hoch.

Duisburgs schönste Schule 1938 — kurz nach ihrer Fertigstellung

Und heute
Im Innern des Neubaues waren die breiten Flure besonders auffallend. Die Schule erhielt zwei getrennte Treppenhäuser, drei Hauptein- und -ausgänge sowie getrennte Abortanlagen für Mädchen und Jungen.
Im Untergeschoss waren acht Klassenräume vorgesehen, dazu zwei Lehrmittelzimmer und ein Dienstzimmer. Im Mittelbau wurde weiter eine Wohnung für den Hausmeister eingerichtet. Neben der Hausmeisterwohnung war der Kakaosaal, in dem die Kinder Kakao und später, nach Kriegsende, Quäkerspeise bekamen.
Im ersten Obergeschoss befinden sich zehn Unterrichtsräume, dazu zwei Lehrmittelzimmer.
Im Mittelbau des ersten Obergeschosses wie auch im zweiten sind in erster Linie größere Räume für Werkunterricht, Nadelarbeiten, ein Zeichensaal und ein Gesangssaal vorgesehen.
Alles sollte den neuesten Anforderungen der Gesundheitspflege entsprechen, wozu auch gehört, dass Licht und Luft reichlich vorhanden sind. Die Beheizung der Räume sollte durch eine Warmwasserheizung erfolgen, die an die Leitungen der Einschornsteinsiedlung angeschlossen wird.

Heute sind in dem Gebäude 16 Klassenräume, eine Bücherei mit Lesesaal, PC-Raum, Aula, Rektorzimmer, Sekretärinzimmer, Lehrerzimmer und eine Küche untergebracht. Auch ist ein Atelier von einem Künstler untergebracht worden, der die Kindern im kreativen Schaffen unterrichtet.
Ebenfalls den neuzeitlichen Anforderungen entsprechend ist das Gelände, das zu der Schule gehört und als Hof bestimmt ist. 909 Quadratmeter umfasst die Fläche hinter der Schule, wobei wegen der finanziellen Möglichkeit auch noch eine Turnhalle errichtet werden sollte.
Vor der Schule dagegen befindet sich ein Vorgarten. Bei den Plänen wurde darauf geachtet, dass sich der Schulneubau der Umgebung anpasst.

Gestern ...

... und heute
Für tausend Schulkinder etwa wird der Schulneubau eine neue Unterrichtsstätte sein, die ganz den Ansprüchen für den Unterricht gerecht wird. Durch diesen Schulneubau wurde die Reihe der Neubauten, die bereits in Duisburg in den letzten Jahren errichtet wurden, fortgesetzt.
Auf Grund der Ereignisse 1940 wurde befohlen, im Hof der Schule eine Bunkeranlage für die Kinder und Lehrer zu errichten. Sie wurde ganz unter der Erde gebaut, um möglichst viel vom Schulhof zu erhalten, auf dem Kinder in den Pausen die Pausenzeiten verbringen. Der Boden lag 3,25 m unter dem Schulhof, es führten 18 Stufen hinunter. Rechts und links waren Sitzbänke angebracht. Später nach dem Krieg wurde den Bunker zugeschüttet und der oberirdische Teil abgetragen. Mancher Leser wird sich noch erinnern, wie er auf der Mauer saß und Schularbeiten machte.
Es dauerte noch bis zum Jahr 1960, bis die neue Turnhalle gebaut werden konnte. Nach Abschluss der Planungsarbeiten wurde am 12. Dezember 1962 der Grundstein für die neue Halle gelegt. Die Kosten wurden mit 630 000 Mark veranschlagt. Den Auftrag erhielt der Architekt Kraputh. Ende Mai 1963 konnte die Halle in Betrieb genommen werden.
Damit entfiel auch der zeitraubende Weg zur Gneisenauschule wenn es hieß: “Kinder, wir gehen jetzt zum Turnen“. (duma)

Erschienen 2005 in „Op de Heid“ - der ersten von zwei Chroniken des Bürgervereins Duisburg-Neudorf e.V.