Landtag Düsseldorf, 04.
Januar 2022:
Vorbemerkung der Kleinen Anfrage
Beim ökologischen Landbau bleibt Nordrhein-Westfalen
weit hinter den meisten anderen Bundesländern
zurück.1 Auf ganz NRW gerechnet wirtschafteten 2020
lediglich 5,82 Prozent der Betriebe ökologisch und
unterhielten an der gesamten landwirtschaftlich
genutzten Fläche einen Anteil von 5,75 Prozent2 . Im
September 2020 verkündete Landwirtschaftsministerin
Heinen-Esser, dass bis zum Jahr 2030 der Anteil an
ökologisch wirtschaftenden Betrieben auf 20 Prozent
gesteigert werden solle.
Da Nordrhein-Westfalen in
seiner landwirtschaftlichen Struktur sehr heterogen
ist, wird es auch bei der Umsetzung des
20-Prozent-Ziels unterschiedliche Startpunkte und
Hindernisse je nach Stadt oder Kreis geben. So sind
in den drei kürzlich ausgewählten Öko-Modellregionen
Bergisches RheinLand, Kulturland Kreis Höxter und
Niederrhein gute Entwicklungen möglich. Diese müssen
aber auch tatsächlich Vorbild für andere Regionen in
NRW sein, damit auch flächendeckend der Anteil an
ökologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen
Betrieben steigen wird.
Ökologische Landwirtschaft ist sowohl für den
Klimaschutz als auch für die Wirtschaft vor Ort
besonders vorteilhaft, wenn es kleinteilige,
regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen
gibt. Auch dieser Aspekt wird bei der
Konzept-Umsetzung mitgedacht, wobei sich aber auch
hierbei die Frage stellt, wie heterogen die
Voraussetzungen in den einzelnen Kreisen und
kreisfreien Städten des Landes sind.
1
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/agrar-berlin-beim-oeko-landbau-hinkt-nordrhein-westfalen-hinterherdpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200710-99-747714
2
https://www.it.nrw/statistik/eckdaten/landwirtschaftliche-betriebe-nach-groessenklassen-1481
3
https://www.umwelt.nrw.de/presse/detail/landwirtschaft-2030-eine-branche-mit-zukunft-fuer-nordrhein-westfalen-1600770853
4
https://www.it.nrw/statistik/eckdaten/landwirtschaftliche-betriebe-mit-oekologischer-wirtschaftsweise-1484
Die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft,
Natur- und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage
6179 mit Schreiben vom 27. Dezember 2021 namens der
Landesregierung beantwortet.
Vorbemerkung der Landesregierung
Mit der Serie Kleiner Anfragen (Kleine Anfrage 6171
bis 6200, 6205 bis 6219 und 6223 bis 6230) werden
gleichlautend je Kreis und je kreisfreier Stadt
Daten zur Situation und Entwicklung des ökologischen
Landbaus (Fragen 1 und 2), dem Umfang von Flächen
mit Extensivierungsauflagen (Frage 3) und
durchschnittlichen Entfernungen von Betrieben mit
Milchviehhaltung respektive Schweinehaltung zu
ökologisch zertifizierten Molkereien respektive
Schlachtstätten erfragt (Fragen 4 und 5).
Die Daten aus dem Kontrollverfahren zur
EU-Öko-Verordnung, das alle der Kontrolle
unterliegenden Unternehmen und im Falle
landwirtschaftlicher Unternehmen deren Fläche
umfasst, liegen in der gewünschten Regionalisierung
nicht in elektronisch verarbeitbarer Form vor. Die
jährlichen Berichtspflichten zu Betrieben und
Flächen sehen lediglich eine aggregierte
Datenlieferung der einzelnen Kontrollstellen für das
jeweilige Bundesland vor. Die aggregierten Daten
werden über die zuständige Behörde an die
Bundesanstalt für Ernährung (BLE) geliefert. Die BLE
veröffentlicht diese Daten jährlich.
Zur Beantwortung der Fragen 1 und 2 wurden aus
diesem Grunde die Daten aus der
Landwirtschaftszählung herangezogen. Aufgrund der
Erfassungsgrenzen und unterschiedlicher Stichtage
der Erfassung ergeben sich allerdings erwartbare
Unterschiede. So umfassen die von IT.NRW
veröffentlichten aggregierten Daten zur
Landwirtschaftszählung 2020 mit 1.950 Betrieben und
83.971 Hektar insgesamt 302 Öko-Betriebe und 12.046
Hektar ökologisch bewirtschaftete Fläche weniger als
die von der BLE veröffentlichten Zahlen zum Stichtag
31.12.2020 (mit 2.252 Betrieben und 96.017 Hektar).
Nach der Landwirtschaftszählung ergibt sich so ein
Anteil von rund 5,7 Prozent ökologisch
bewirtschafteter Fläche an der landwirtschaftlich
genutzten Fläche für 2020.
Die Statistik der BLE weist für Nordrhein-Westfalen
einen Anteil von rund 6,5 Prozent der Fläche aus.
Diese Hintergrundinformationen sind bei der
Interpretation der für die Beantwortung dieser
Kleinen Anfrage verwendeten Daten zu beachten.
Weitere wichtige Hinweise zur statistischen
Grundlage sind den jeweiligen Antworten auf die
Fragen 1 bis 5 zu entnehmen. 1.
1. Wie viel Fläche wurde in Duisburg bereits
ökologisch bewirtschaftet?
(Bitte Entwicklung aufzeigen durch Aufschlüsselung
nach den absoluten Werten und den relativen Anteilen
an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche,
jeweils für die Jahre 2020, 2016, 2010, 2007, 1999.)
Vergleichbare Daten liegen für die Jahre 2010, 2016
und 2020 aus der jeweiligen Landwirtschaftszählung
vor und sind in nachfolgender Tabelle aufgeführt.
Die Daten aus vorangegangenen Erhebungen lassen eine
vergleichende Betrachtung nicht zu, da sich mit der
Landwirtschaftszählung 2010 die Erfassungsgrenzen zu
stark verändert haben. Zu beachten ist weiterhin,
dass im Rahmen der Landwirtschaftszählung die
Flächen nicht lagegenau erfasst werden. Um keine
Unschärfen in der Darstellung zu erzeugen, muss auf
die Ausweisung des relativen Anteils an der Fläche
auf der Datengrundlage der Landwirtschaftszählung
verzichtet werden.

Ökologisch bewirtschaftete Fläche von Betrieben mit
Betriebssitz im Kreis bzw. kreisfreier Stadt,
unabhängig von ihrer Lage innerhalb oder außerhalb
des Gebietes des Kreises oder kreisfreien Stadt 2)
Wert unterliegt der statistischen
Geheimhaltungspflicht Quelle: IT.NRW Um dem
Informationsbedarf nach Ausweisung des relativen
Flächenanteils dennoch näherungsweise nachzukommen,
wurde zusätzlich auf eine Auswertung von Förderdaten
im Rahmen von Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik
(GAP) zurückgegriffen.
Die zu diesem Zweck
vorgenommene Sonderauswertung für 2020 erfasst die
Lage der ökologisch bewirtschafteten und im Rahmen
der Förderung erfassten Flächen in den betrachteten
Verwaltungsgrenzen. Danach wurde in Duisburg
im Jahr 2020 ein Anteil von rund 2,4 Prozent und im
Jahr 2016 ein Anteil von rund 1,6 Prozent der im
Rahmen der EU-Fördermaßnahmen erfassten
landwirtschaftlichen Fläche ökologisch
bewirtschaftet.
Auch hier gilt es zu beachten, dass nicht alle ganz
oder teilweise ökologisch wirtschaftenden
Unternehmen an einer Förderung im Rahmen der GAP
teilnehmen. Eine entsprechende Darstellung über die
Jahre 2010, 2007 und 1999 ist aufgrund der fehlenden
Geo-Referenzierung nicht möglich. 2. Wie viele
Betriebe in Duisburg betrieben 2020 bereits
ökologische Landwirtschaft? (Bitte den absoluten
Wert und den relativen Anteil an allen
landwirtschaftlichen Betrieben nennen.)
Vergleichbare Daten liegen für die Jahre 2010, 2016
und 2020 aus der jeweiligen Landwirtschaftszählung
vor, und sind in nachfolgender Tabelle aufgeführt.
Die Daten aus vorangegangenen
Erhebungen lassen eine vergleichende Betrachtung
nicht zu, da sich mit der Landwirtschaftszählung
2010 die Erfassungsgrenzen zu stark verändert haben.

3. Wie viel Fläche mit
Extensivierungsauflagen befindet sich auf dem Gebiet
in Duisburg?
Zur Beantwortung wurde auf eine Auswertung von
Förderdaten zurückgegriffen, mit denen Förderflächen
erfasst werden, auf denen im Rahmen der
Agrarumweltmaßnahmen oder des Vertragsnaturschutzes
mehrjährige Bewirtschaftungsverpflichtungen zur
Extensivierung der Produktion freiwillig eingehalten
werden.
In Duisburg waren dies in 2020
zusätzlich zu den ökologisch bewirtschafteten
Flächen rund 11,1 Prozent aller landwirtschaftlich
genutzten Flächen.
4. Wie weit sind die Milchvieh haltenden
ökologischen Betriebe in Duisburg durchschnittlich
von der nächsten, ökologisch zertifizierten Molkerei
entfernt?
Für die Beantwortung der Frage nach der
durchschnittlichen Entfernung der Milchvieh
haltenden Betriebe von der nächsten, ökologisch
zertifizierten Molkerei stehen die verfügbaren Daten
nicht automatisch auswertbar in der notwendigen
Detailschärfe zur Verfügung. Gemäß der
EU-Öko-Verordnung zertifizierte Molkereien an
folgenden Standorten holen derzeit in relevantem
Umfang ökologisch erzeugte Milch von
nordrhein-westfälischen Öko-Betrieben auf:
- Arla Foods Deutschland GmbH, Niederlassung
Pronsfeld, 54597 Pronsfeld (Rheinland-Pfalz)
- Aurora Kaas GmbH, 47559 Kranenburg
- DMK Eis GmbH, 48351 Everswinkel
- Friesland Campina Germany GmbH, Standort 50739
Köln
- Molkerei SÖBBEKE GmbH, 48599 Gronau-Epe
- Privatmolkerei Naarmann GmbH, 48485 Neuenkirchen
- Sahnemolkerei H. Wiesehoff GmbH, 48624 Schöppingen
- Upländer Bauernmolkerei GmbH, 34508
Willingen-Usseln (Hessen)
- WIEMO Wiehengebirgs-Molkerei Unterlübbe KG, 32479
Hille
- ab 1.1.22 wird voraussichtlich die
„Bio-Milcherzeugergemeinschaft der
Mittelgebirgsbauern w.V. (Hamm)“ mit ca. 70
Öko-Milcherzeugern aus NRW, Hessen, RheinlandPfalz
und dem Saarland an die Moers Frischeprodukte GmbH &
Co. KG (Molkerei Gropper) in 47441 Moers vermarkten
- Die räumliche Verteilung ist nachfolgender
Abbildung zu entnehmen.

5. Wie weit sind die Schweine haltenden
ökologischen Betriebe in Duisburg durchschnittlich
von der nächsten, ökologisch zertifizierten
Schlachtstätte entfernt?
Für die Beantwortung der Frage nach der
durchschnittlichen Entfernung der Schweine haltenden
Betriebe von der nächsten, ökologisch zertifizierten
Schlachtstätte stehen die verfügbaren Daten nicht
automatisch auswertbar in der notwendigen
Detailschärfe zur Verfügung. Gemäß der
EU-Öko-Verordnung zertifizierte Schlachtstätten an
folgenden Standorten stehen derzeit in relevantem
Umfang für die Schlachtung von Schweinen aus
Öko-Betrieben in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung:
- Firma Theodor Bonkhoff, 59387 Ascheberg (Kreis
Coesfeld)
- Bochumer Fleischhandelsgesellschaft mbH & CO.KG,
44809 Bochum
- FVV Jedowski Unna mbH, 59423 Unna (Kreis Unna)
- Reisinger GmbH, 33378 Rheda-Wiedenbrück
- Sonnet Vieh + Fleisch, 33758 Stukenbrock (Kreis
Gütersloh)
- Thönes e.K. Großschlachterei, 47669 Wachtendonk
(Kreis Kleve)
- Heinz Tummel GmbH & Co. KG, 48624 Schöppingen
(Kreis Borken)
- Westfleisch SCE mbH, Fleischcenter Coesfeld, 48653
Coesfeld
- Brand Qualitätsfleisch GmbH & Co KG, 49393 Lohne
(Niedersachsen)
- EGO Schlachthof Georgsmarienhütte (Steinemann
Holding GmbH & Co. KG, Oldenburg), 49124
Georgsmarienhütte (Niedersachsen)
- Die räumliche Verteilung ist nachfolgender
Abbildung zu entnehmen.

Zusätzlich besteht an weiteren Schlachtstätten die
Möglichkeit für eine Schlachtung von ökologischen
Tieren im Auftrag der Öko-Betriebe. Auch in diesem
Fall unterstehen die Schlachtstätten dem
Öko-Kontrollverfahren, erhalten aber kein
selbständiges Öko-Zertifikat, sondern sind in die
Zertifizierung des auftraggebenden Unternehmens
eingebunden.
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