Duisburg, 29. Januar 2021 - Wenn die
Pandemie den Job kostet: Im Zuge der Coronakrise ist die
Zahl der Minijobs in Duisburg um 7 Prozent gesunken. Mitte
vergangenen Jahres gab es rund 33.400 geringfügig entlohnte
Arbeitsverhältnisse – ein Jahr zuvor waren es noch 35.900.
Besonders stark war der Rückgang im Gastgewerbe. In der
Branche gingen binnen eines Jahres 748 Minijobs verloren –
ein Minus von 17 Prozent. Das teilt die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit und beruft sich hierbei
auf neueste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
"450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der
Wirtschaftskrise. Sie haben bislang keinen Anspruch auf
Kurzarbeitergeld, werden häufiger gekündigt und sind sozial
kaum abgesichert", sagt Hans-Jürgen Hufer, Geschäftsführer
der NGG-Region Nordrhein.
Die Statistik spiegele eine „enorme Unwucht“ auf dem
heimischen Arbeitsmarkt wider. Während dank staatlicher
Hilfen wie der Kurzarbeit die Zahl der
sozialversicherungspflichtigen Stellen in der Region nahezu
konstant geblieben sei, treffe die Pandemie prekär
Beschäftigte besonders hart. Nach dem Prinzip „Hire and Fire“
(Heuern und Feuern) lebten sie in ständiger Angst vor dem
Verlust des Arbeitsplatzes.
„Betroffen sind gerade Frauen, die eine 450-Euro-Stelle als
Kellnerin oder Küchenhilfe oft als einzige Einnahmequelle
haben. Auch für viele Studierende, die sich nebenher etwas
hinzuverdienen, sind die Folgen des Jobverlustes
dramatisch“, betont Hufer.
Der Gewerkschafter kritisiert die Entlassungen, hat aber
angesichts der historischen Krise Verständnis für die Lage
der Hotels und Restaurants. „Das Problem ist vielmehr, dass
die Politik durch abgabenfreie Minijobs schon seit Jahren
falsche Anreize setzt. Es ist höchste Zeit, diese Stellen
sozialversicherungspflichtig zu machen.“ Nur wenn
Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und
Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten
Beschäftigte wirksam geschützt werden.
Eine Heraufsetzung der Verdienstgrenze bei den Minijobs auf
monatlich 600 Euro, wie sie derzeit Teile der Union fordern,
gehe dagegen „in die völlig falsche Richtung“, so Hufer.
Damit werde eine prekäre Beschäftigungsform weiter
ausgebaut, statt sie einzudämmen. Nach Angaben des Deutschen
Gewerkschaftsbundes (DGB) würden durch eine Heraufsetzung
bundesweit rund 470.000 Menschen mit regulären Stellen
ungewollt zu Minijobbern.
„Die Coronakrise hat den Blick auf viele gesellschaftliche
Probleme gelenkt. Dazu gehören die Minijobs. Die Politik
muss hier arbeitsmarktpolitisch umsteuern“, fordert Hufer.
Zum Vergleich: Laut Arbeitsagentur nahm die Zahl
sozialversicherungspflichtiger Stellen in Duisburg zwischen
Juni 2019 und Juni 2020 um lediglich 0,4 Prozent ab.
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