Duisburg, 10. Mai 2021 - Wenn der Job zur
Zitterpartie wird: Infolge der Corona-Pandemie tragen
Beschäftigte, die in Duisburg einen befristeten
Arbeitsvertrag haben, ein besonders hohes Risiko, ihre
Stelle zu verlieren. Davor warnt die IG BAU. Im vergangenen
Jahr hatten 37 Prozent aller Neueinstellungen in der Stadt
ein Verfallsdatum. Von rund 8.900 Arbeitsverträgen, die im
zweiten Quartal neu abgeschlossen wurden, waren etwa 3.300
befristet, so die Gewerkschaft unter Verweis auf eine
aktuelle Auswertung des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der
Hans-Böckler-Stiftung.
„Die Zahlen zeigen, dass auf dem heimischen Arbeitsmarkt
etwas aus dem Ruder gelaufen ist. In der Corona-Krise können
Befristungen für die Betroffenen leicht zur Falle werden,
wenn Unternehmen solche Stellen nicht mehr verlängern“, sagt
Karina Pfau, Bezirksvorsitzende der IG BAU
Duisburg-Niederrhein.
Nach Beobachtung der Gewerkschafterin sind befristete
Stellen in Branchen wie der Gebäudereinigung und der
Landwirtschaft stark verbreitet. Junge Beschäftigte seien
besonders häufig betroffen. „Wer als Berufseinsteiger eine
Wohnung finden oder einen Kredit aufnehmen will, der hat mit
einem befristeten Vertrag schlechte Karten. Wegen der
Unsicherheit muss manchmal sogar der Wunsch nach eigenen
Kindern vertagt werden“, kritisiert Pfau.
Die IG BAU fordert die Bundesregierung dazu auf, ihr
Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und
Befristungen ohne einen sogenannten Sachgrund einzudämmen.
Als Sachgründe gelten etwa eine Schwangerschaftsvertretung
oder eine Probezeit.
Ein aktueller Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister
Hubertus Heil (SPD) sieht vor, dass sachgrundlose
Befristungen künftig nur maximal 18 anstatt bisher 24 Monate
andauern und in diesem Zeitraum nur noch einmal statt wie
bisher dreimal verlängert werden dürfen. In Betrieben mit
mehr als 75 Beschäftigten sollen solche Verträge auf
höchstens 2,5 Prozent der Belegschaft begrenzt werden.
„Bisher stand die Union bei diesem Vorhaben auf der Bremse.
Aber das Gesetz ist überfällig – und es bleiben nur noch
wenige Wochen, um es in dieser Legislaturperiode durch den
Bundestag zu bringen“, betont Gewerkschafterin Pfau. Die
Pandemie habe gezeigt, dass neben den kaum abgesicherten
Minijobs und Leiharbeitsverhältnissen auch Befristungen
alles andere als krisenfest seien.
Nach Angaben des WSI waren im zweiten Quartal vergangenen
Jahres im bundesweiten Durchschnitt gut 39 Prozent aller
Neueinstellungen befristet. In der Altersgruppe bis
25 Jahren hatten knapp 51 Prozent aller neu abgeschlossenen
Verträge ein Ablaufdatum (Azubis nicht mitgerechnet). Frauen
sind häufiger von Befristungen betroffen als Männer, auch
ein Migrationshintergrund wirkt sich negativ aus, so das
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Im
vergangenen Jahr wurden befristete Verträge laut IAB
seltener verlängert, die Personalabgänge nach
Befristungsende stiegen an und die Zahl der Übernahmen in
unbefristete Beschäftigung sank deutlich.
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