Duisburg,
23. Dezember 2022 - Die Stahlerzeugung der Zukunft
ist auf große Mengen Wasserstoff angewiesen. Im Rahmen des
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
geförderten Reallabors H2Stahl hat das
Industriegaseunternehmen Air Liquide nun eine Pipeline bis
zu thyssenkrupp Steel in Duisburg fertiggestellt. Die rund
vier Kilometer lange Pipeline verbindet das Gelände des
Duisburger Stahlwerks mit dem Wasserstoff-Netzwerk von Air
Liquide im Ruhrgebiet. NRW-Wirtschafts- und
Klimaschutzministerin Mona Neubaur kam heute nach Duisburg
zur “Pipeline-Einweihung”.
• Vier Kilometer langer
Abschnitt nach sechs Monaten Bauzeit fertiggestellt.
• Erste Pipeline zur Versorgung von Deutschlands größtem
Stahlwerk mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. •
Air Liquide baut derzeit eine 20(+10) MW-Elektrolyse in
Oberhausen. Ab Herbst 2023 kann grüner Wasserstoff
produziert werden. • Förderung der Pipeline
durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
im Rahmen des Reallabors der Energiewende.
Schritt
für Schritt in die Transformation Europas größter
Stahlstandort in Duisburg übernimmt eine Vorreiterrolle für
die Dekarbonisierung der Stahlerzeugung. Schon 2019 haben
beide Partner erstmals testweise Wasserstoff in einen
Hochofen eingeblasen, um die CO2-Emissionen der
konventionellen Stahlerzeugung zu senken. Die
Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat das damalige Projekt
als wegweisendes Pilotvorhaben unterstützt. Perspektivisch
wird Wasserstoff ein Schlüsselmolekül sein, um
klimaneutralen Stahl herstellen zu können.
Bernhard Osburg, CEO von thyssenkrupp Steel sagte: “Ich
freue mich, dass wir einen weiteren Schritt hin zur
Dekarbonisierung gehen. Mit der Anbindung unseres Standortes
an die Wasserstoff-Pipeline von Air Liquide schaffen wir bei
thyssenkrupp Steel die Voraussetzungen für eine
klimafreundliche Stahlproduktion. Wir gehen auf unserem
Transformationspfad Schritt für Schritt voran. Mit der jetzt
durch unseren Partner Air Liquide fertiggestellten Pipeline
schaffen wir weitere Fakten. Durch sie kann ab 2024
klimafreundlicher Wasserstoff zu uns geliefert werden. Wir
werden ihn zu Forschungs- und Simulationszwecken und dann
vor allem zur Versorgung unserer ersten
Direktreduktionsanlage benötigen.”
Wasserstoff-Produktionsnetzwerk für Industriekunden
Das 200 km lange Wasserstoff-Fernleitungsnetz von Air
Liquide an Rhein und Ruhr bietet beste Möglichkeiten für den
Start in die Wasserstoffzukunft. Die Pipelines verbinden
Wasserstoff-Produktionsanlagen und Großkunden in Marl,
Oberhausen, Duisburg, Krefeld, Leverkusen, Dormagen,
Düsseldorf und weiteren Städten in der Region.
Gilles Le Van, Vice President Larges Industries und Energy
Transition für Air Liquide Central Europe: “Damit die
industrielle Transformation gelingt, brauchen wir eine
entschlossene Zusammenarbeit von Vertretern aus Politik und
Industrie. Die neue Wasserstoff-Pipeline zu thyssenkrupp
Steel in Duisburg ist ein Paradebeispiel dafür. Ein großer
Dank gebührt dem Bundeswirtschaftsministerium und der
Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Für die Industrie in
Deutschland ist es überlebenswichtig, dass wir effektiven
Klimaschutz und internationale Wettbewerbsfähigkeit stets
gemeinsam denken.”
Im Herbst 2023 wird mit dem
“Trailblazer” in Oberhausen planmäßig die erste 20 MW
Wasserelektrolyseanlage im Industriemaßstab an das
H2-Netzwerk von Air Liquide angeschlossen werden - so können
Kunden in der ersten Stufe mit bis zu 2.900 Tonnen/Jahr
erneuerbarem Wasserstoff via Pipeline versorgt werden. Eine
Erweiterbarkeit um +10 MW Kapazität ist in Vorbereitung,
zusätzliche Initiativen zur Bereitstellung von erneuerbarem
Wasserstoff für Industrie und Mobilität in der Region sind
in der Entwicklung.
Neubaur:
“Wasserstoffwirtschaft im Schulterschluss” Die
Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und
Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur,
besuchte die Teams von Air Liquide und thyssenkrupp Steel
heute in Duisburg zur “Pipeline-Einweihung”. Für das
Industrieland NRW entstehen an verschiedenen Stellen
Wasserstoff-Leuchtturmprojekte, die die Transformation
voranbringen sollen.
Wirtschaftsministerin Mona
Neubaur: “Für die industrielle Transformation und den
klimagerechten Wandel an Rhein und Ruhr brauchen wir große
Mengen Wasserstoff - das ist uns allen bewusst. Neben den
Kapazitäten für die Herstellung benötigen wir auch eine gut
ausgebaute Infrastruktur für den Transport. In Duisburg
zeigt sich hier und heute, wie der Aufbau einer
Wasserstoffwirtschaft im Schulterschluss verschiedener
Akteure gelingen kann und wie verschiedene Projekte sinnvoll
zusammenwachsen. Das ist ein starkes Signal für die
Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Industrie in
unserem Land.”
Auf dem Weg zum großindustriellen
Einsatz von Wasserstoff in der Stahlerzeugung
Wasserstoff wird bislang nicht im großindustriellen Maßstab
zur Stahlproduktion verwendet. thyssenkrupp Steel hat seit
2019 erste Versuchsreihen zur Wasserstoffinjektion in einen
bestehenden Hochofen erfolgreich abgeschlossen. Obgleich
derzeit eine Ausweitung dieser Versuche aufgrund der hohen
Erdgas- und Energiepreise ausgesetzt ist, laufen die
Planungen zum Bau einer Direktreduktions-Versuchsanlage
unvermindert weiter, um den Technologiesprung in die
wasserstoffbasierte, klimaneutrale Roheisenproduktion zu
erproben. Der technologische Meilenstein ist dann der Bau
der ersten großindustriellen Direktreduktionsanlage mit
Einschmelzaggregaten. Die Aufträge dazu sollen in Kürze
vergeben werden. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant.
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