Düseldorf, 15. Juni 2023 - Die Wahrscheinlichkeit, dass die
deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten eine
Rezession durchläuft, ist erneut spürbar gestiegen. Das
signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für
Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der
Hans-Böckler-Stiftung, der Daten zu den wichtigsten
wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt. Für den Zeitraum von
Juni bis Ende August weist der Indikator eine
Rezessionswahrscheinlichkeit von 49,3 Prozent aus, nachdem
sie im Mai für die folgenden drei Monate noch 37,6 Prozent
betrug.
Das ist der höchste Wert seit November 2022, als der
Indikator infolge der Energiepreisschocks ein hohes Risiko
für eine Rezession über das Winterhalbjahr anzeigte.
Revidierte Daten des Statistischen Bundesamtes haben
kürzlich bestätigt, dass Deutschland im letzten Quartal 2022
und im ersten Quartal 2023 eine leichte technische Rezession
durchlaufen hat. Der nach dem Ampelsystem arbeitende
Indikator schaltet zwar aktuell noch nicht auf „rot“.
Die Eintrübung liefert aber einen Hinweis darauf, dass die
konjunkturelle Schwächephase noch länger andauern könnte,
interpretiert IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld die neuen
Werte: „Die abermalige spürbare Zunahme der
Rezessionswahrscheinlichkeit deutet darauf hin, dass die
Wirtschaftsleistung in Deutschland im zweiten Quartal
allenfalls stagniert.“
Dass das Rezessionsrisiko für die kommenden Monate gestiegen
ist, geht auf mehrere Faktoren zurück, die die deutsche
Konjunktur derzeit bremsen. Dazu zählen die schwache
Auslandsnachfrage ebenso wie die stark gestiegenen
Hypothekenzinsen. So waren die Auftragseingänge im
verarbeitenden Gewerbe zuletzt abermals rückläufig. Auch die
sinkende Zahl offener Stellen wirkt sich mittlerweile im
Indikator aus. Zwar sind bei der Bundesagentur für Arbeit
weiterhin viele unbesetzte Stellen gemeldet, die Zahl ist
aber um gut zehn Prozent niedriger als beim Höchststand vor
einem guten Jahr. Zudem wiesen auch Stimmungsindikatoren wie
der ifo Geschäftsklimaindex nach unten.
Unterschiedliche Signale gehen von den Finanzmarktdaten aus,
die der Indikator ebenfalls breit auswertet: Während sich
Aktienkurse und Kreditrisikoprämien zuletzt relativ stabil
zeigten, haben die fortgesetzten Leitzinserhöhungen der
Notenbanken die Kreditvergabe an Unternehmen und damit die
Wirtschaftsentwicklung insgesamt deutlich gedämpft. In
seinem aktuellen Ausblick zur Geldpolitik warnt das IMK
daher vor weiteren Zinsschritten der Europäischen
Zentralbank.
Sie gefährdeten Konjunktur, Beschäftigung und Klimaziele –
und seien daher derzeit bei einer rückläufigen
Inflationsrate nicht ratsam.* In den IMK-Konjunkturindikator
fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der
Finanzwirtschaft zum jeweils vorliegenden
Veröffentlichungszeitpunkt ein. Darüber hinaus
berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren.
Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für
eine Rezession, weil diese rascher auf einen
Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der
Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert. Seine
aktualisierte Konjunkturprognose für 2023 und 2024 stellt
das IMK am 21. Juni vor. Zum IMK-Konjunkturindikator
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