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Redaktion Harald Jeschke
Neubau in Neudorf ab 01.08.1972     Alte Universität      




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Campus-Tour am 23. April: Osterferien mit Zukunftsvision

Duisburg, 17. April 2025 - Was mit Menschen machen oder doch lieber was mit Technik? Warum nicht beides in einem studieren? Schüler:innen, die sich dafür interessieren, sind am 23. April an der Universität Duisburg-Essen genau richtig.

Denn bei einer Campus-Tour in Duisburg können sie sich über den Bachelor-Studiengang „Menschzentrierte Informatik und Psychologie“ informieren und einen Blick in die Labore werfen. Der Studiengang ist deutschlandweit einzigartig und kombiniert Informatik, Psychologie und Betriebswirtschaftslehre.


© UDE/Interaktive Systeme

Die angehenden Abiturient:innen können einen Vormittag ins Studierendenleben eintauchen und die Forschung im Bereich Mensch-Technik-Interaktion kennenlernen: Neben einer kurzen Einführung gibt es eine Campus-Tour mit Studierenden des Studiengangs, anschließend können in den Laboren ausgiebig Augmented Reality (AR)-Brillen ausprobiert werden. Auch mit Robotern lässt sich Kontakt aufnehmen.

Abgerundet wird der Besuch durch eine Vorlesung zum Thema Digitale Medien. So bekommen Schüler:innen einen praxisnahen Einblick in den Studiengang und können alle ihre Fragen direkt mit Studierenden und Lehrenden klären.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:
https://www.uni-due.de/abz/studieninteressierte/campus_tour.php

Universität Duisburg-Essen entwickelt sich weiter

Weichenstellung innerhalb der „Neuen Masterplanung Hochschulbau“

Duisburg, 16. April 2025 - Im Zuge der Neuen Masterplanung Hochschulbau verfolgt die Universität Duisburg-Essen das Ziel, die bestehenden Standorte der Universität in Duisburg und in Essen deutlich auszubauen und zu stärken.

Der Campus Duisburg aus der Luft/ Copyright: UDE

Das Land Nordrhein-Westfalen hatte im April 2024 die Neue Masterplanung Hochschulbau als zukünftigen Weg vorgestellt, um Bauprojekte mit mehr Tempo günstiger und passgenauer umzusetzen. Die Universität Duisburg-Essen wurde als eine von drei Hochschulen für den Auftakt dieses neuen Verfahrens ausgewählt.

In Abstimmung mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft, dem Ministerium der Finanzen und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) hat die Universität nun entschieden, welche Bauprojekte an der Universität Duisburg-Essen in den nächsten Jahren im Rahmen der Neuen Masterplanung umgesetzt werden sollen, um die bestehenden Hauptstandorte in Duisburg und in Essen zu stärken und die Flächen bestmöglich effizient zu nutzen.

Stärkung des Campus Duisburg
Der Campus an der Lotharstraße ist seit jeher ein zentraler Ort für Studium, Forschung und akademischen Austausch in Duisburg. Die Fakultät der Ingenieurwissenschaften der Universität Duisburg-Essen ist eine der größten und modernsten ihrer Art in Deutschland mit über 7.500 Studierenden. Über 30 Professuren und mehr als 4.000 Studierende gibt es darüber hinaus in der 2024 neu gegründeten Fakultät für Informatik.

Der Campus an der Lotharstraße in Duisburg soll jetzt ausgebaut werden, so dass insbesondere diese wichtigen Zukunftsdisziplinen kurzfristig und in großer räumlicher Nähe zueinander optimale, zeitgemäße und entwicklungsfähige Bedingungen erhalten. Die geplanten Neubauten bieten Raum für innovative Forschung und moderne Lehre und stärken zugleich die interdisziplinäre Vernetzung innerhalb der Universität.

Gerade die räumliche Nähe fachlich verwandter Disziplinen ist ein zentrales Element der Entscheidung für den Campus an der Lotharstraße: Sie ermöglicht eine engere Verzahnung, kürzere Wege und intensivere Forschungskooperation, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und in der nachhaltigen Technikentwicklung.

Stärkung des Campus Essen
Für die künftige Entwicklung und Stärkung des Standorts Essen hat der Neubau der Universitätsbibliothek am Campus Essen wesentliche Bedeutung. Zeitgemäße Universitätsbibliotheken sind mehr denn je Lern- und Begegnungsorte einer Präsenzuniversität, die für ihre Studierenden wichtige wissenschaftliche, pädagogische und soziale Funktionen haben und zugleich eine Offenheit und Brücke zur Stadt und Gesellschaft garantieren.

Neue Infrastruktur mit Signalwirkung
Mit der Identifikation und Priorisierung der hochschulseitig vordringlichen Bedarfe ist ein zentraler Schritt der Neuen Masterplanung Hochschulbau getan. Die hieran anschließend gemeinsam mit dem BLB NRW zu konkretisierenden Bauvorhaben werden sich an neuesten Anforderungen an Barrierefreiheit, Energieeffizienz und Nutzerfreundlichkeit orientieren.

Diese Transformation soll den Campus sowohl baulich als auch atmosphärisch und funktional grundlegend verbessern und seine Attraktivität für Studierende, Forschende und die Öffentlichkeit deutlich steigern.

Modellprojekt für das ganze Land
Das Land Nordrhein-Westfalen und die Universität Duisburg-Essen wollen zeigen, wie strategische Campusentwicklung innerhalb der Neuen Masterplanung funktionieren kann: schnell, wirtschaftlich, vernetzt und zukunftsorientiert. Die Universität Duisburg-Essen wird dadurch gestärkt, denn eine moderne bauliche Situation sichert ihre Stellung als wissenschaftlichen Spitzenstandort für exzellente Forschung und Bildungsaufstieg.

Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert betont: „Wir sind der Landesregierung dankbar, dass unsere Universität Duisburg-Essen für den Auftakt der Neuen Masterplanung Hochschulbau ausgewählt wurde. Diese Entscheidung für einen starken zentralen Campus Duisburg markiert einen wichtigen strategischen Schritt und eröffnet der Universität Duisburg-Essen neue Perspektiven für eine moderne, vernetzte und nachhaltige Hochschulinfrastruktur.“



Humboldt-Professorin Dana Branzei kommt an die Universitätsallianz Ruhr

 Duisburg, 16. April 2025 - Wie schaffen es Zellen, ihr genetisches Material präzise zu vervielfältigen, insbesondere bei DNA-Schäden? Die international renommierte Molekularbiologin Prof. Dr. Dana Branzei hat auf diese Frage wegweisende Antworten gefunden. Sie erforscht, wie DNA-Reparatur und Chromosomenstruktur perfekt ineinandergreifen.

Für ihre herausragenden Forschungsarbeiten wurde sie von der Alexander von Humboldt-Stiftung mit einer Humboldt-Professur 2025 ausgezeichnet. Am 1. April hat sie ihre Professur im Research Center One Health Ruhr der Universitätsallianz Ruhr und an der Fakultät für Biologie der Universität Duisburg-Essen angetreten.

Dana Branzei / Copyright: UDE/Bettina Engel-Albustin

Die Molekularbiologin Dana Branzei zeigt in ihrer Forschung, dass Reparaturmechanismen und die Struktur von Chromosomen im Rahmen des laufenden Prozesses der Verdopplung des Erbguts funktionell miteinander verwoben sind.

„Meine Forschung konzentriert sich auf das Replisom - die biochemische Maschinerie der Zelle, die das genetische Material dupliziert und zum Aufbau der Chromosomenstruktur beiträgt“, sagt Branzei. Ich konnte zeigen, dass diese molekulare 'Kopiermaschine' nicht nur bei der DNA-Verdopplung funktioniert, sondern auch DNA-Schäden erkennt und mit Hilfe der Informationen des unbeschädigten DNA-Strangs überwindet - ein für die Stabilität des Genoms entscheidender Prozess.


Ihre Arbeit hat die molekulare Choreografie hinter diesem Mechanismus zur Umgehung von DNA-Schäden aufgedeckt und damit ein langjähriges Rätsel der Zellbiologie gelöst – ein Meilenstein für die Krebsforschung. Er erklärt, warum bestimmte genetische Veränderungen das Risiko für Tumorerkrankungen erhöhen – und wie Therapien wie die Chemotherapie unbeabsichtigt Veränderungen im Erbgut auslösen können.

„Mit Dana Branzei begrüßen wir eine herausragende Wissenschaftlerin, die mit ihrer Expertise das Research Center One Health Ruhr entscheidend stärken wird“, sagt Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert. „Wir sind außerordentlich stolz und glücklich, eine Humboldt-Professorin für die Universität Duisburg-Essen gewonnen zu haben.“

Wissenschaftsministerin Ina Brandes betonte bereits im Juni 2024 bei der Bekanntgabe von Branzeis Nominierung: „„Über diese Auszeichnung freue ich mich dreifach: Für Dana Branzei ist es die verdiente Bestätigung für ihre Forschungsarbeit auf internationalem Spitzenniveau. Für die Universität Duisburg-Essen bedeutet die Humboldt-Professur eine weitere Verstärkung im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs. Und für das Forschungsland Nordrhein-Westfalen ist es Ausweis einer starken Anziehungskraft für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit weltweitem Renommee.


Hier finden sie die Bedingungen, die sie für erfolgreiche Forschung brauchen. In kein anderes Land wurden so viele Humboldt-Professuren vergeben wie nach Nordrhein-Westfalen.“ Die in Rumänien geborene Wissenschaftlerin Dana Branzei war seit 2008 am AIRC Institute of Molecular Oncology (IFOM) in Mailand, Italien, tätig und ist seit 2020 Forschungsdirektorin am Institut für Molekulare Genetik des Italienischen Forschungsrates (CNR) in Pavia.

Sie studierte und forschte zuvor als Postdoktorandin in Japan und unterhält seither enge Forschungskooperationen in Asien. Seit 2016 ist sie gewähltes Mitglied der Europäischen Organisation für Molekularbiologie (EMBO). Branzei hat bereits einen ERC Starting Grant und einen ERC Consolidator Grant erhalten und wurde kürzlich mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet.

„Biofabrik“ soll Mikroplastik reduzieren

Millionen-Förderung durch VolkswagenStiftung

Duisburg, 16. April 2025 - Mikroplastik ist nicht biologisch abbaubar und deshalb ein großes Problem für Mensch und Umwelt. Bei ihrer Suche nach Möglichkeiten, Mikroplastik zu vermeiden, werden Prof. Dr. Bettina Siebers, Leiterin des Bereiches Molekulare Enzymtechnologie und Biochemie (MEB) an der Universität Duisburg-Essen, und Dr. Christopher Bräsen, Forschungsgruppenleiter am MEB, gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Spadiut von der Technischen Universität Wien nun von der VolkswagenStiftung unterstützt. 1,4 Millionen Euro stehen dem Forschungsteam für ihr Projekt zur Verfügung, in dem Mikroplastik ersetzt werden soll durch natürliche Lipide, produziert von Mikroorganismen.


Grafische Darstellung des Projekts HotCircularity ̶ Nutzung thermophiler Archaea für die Herstellung biologisch abbaubarer Alternativen zu Mikroplastik aus Biodieselabfallprodukten´ (Copyright: UDE/ Prof. Bettina Siebers)

„Der Anteil unserer Universität am Fördergeld für unser Projekt ‚HotCircularity ̶ Nutzung thermophiler Archaea für die Herstellung biologisch abbaubarer Alternativen zu Mikroplastik aus Biodieselabfallprodukten´ beträgt rund eine Million Euro. Damit können wir unsere Forschung weiter vorantreiben und eine Lösung zur Reduzierung der Mikroplastikfreisetzung in der Landwirtschaft entwickeln“, freut sich Prof. Siebers.

Schädliches Mikroplastik gelangt in die Umwelt
Materialien aus Plastik werden in vielen Bereichen eingesetzt, so auch in der Landwirtschaft. Sie zersetzen sich durch UV-Strahlung und Witterung im Boden zu Mikro- und Nanoplastik – biologisch abbaubar sind sie jedoch nicht. „Die Ansammlung von Mikroplastik in der Umwelt wirkt sich negativ auf das Bodenökosystem aus und kann auch schädlich für die menschliche Gesundheit sein, wenn die Partikel über Tiere und Pflanzen in die Nahrungskette gelangen“, erklärt Prof. Siebers.

Besonders problematisch wird es, wenn (Mikro)plastik gezielt in die Umwelt freigesetzt wird, z.B. in der Landwirtschaft in Form von Beschichtungen für Bodenverbesserer, Pestizide und Samen. Ziel des neuen Projekts ist die Synthese und (Weiter)Entwicklung biologisch abbaubarer Lipide als Ersatz für diese Beschichtungen.

In den Mittelpunkt ihres Forschungsprojekts stellen die Wissenschaftler:innen Archaeen, einzellige Lebewesen ohne Zellkern, denn sie synthetisieren Tetraetherlipide für den Aufbau ihrer Zellmembranen, die daher leicht aus Archaeen-Biomasse isoliert werden können.

 „Im Gegensatz zu den Esterlipiden aus Bakterien und Eukaryonten, sind die archaealen Tetraetherlipide bzw. die aus ihnen aufgebauten Membranen außerordentlich stabil gegenüber physikalischen und chemischen Einwirkungen“, so Dr. Christopher Bräsen. Sie haben daher großes Potential, Mikroplastik in verschiedenen Anwendungen zu ersetzen und so zu vermeiden, da sie biologisch abbaubar und damit umweltfreundlich sind.

Die tetraetherlipide produzierenden Mikroorganismen können auf günstigen Abfallprodukten wie Rohglycerin – einem Nebenprodukt der Biodiesel-Produktion – wachsen. Das Forschungsteam will die Organismen und deren Wachstumsbedingungen optimieren, um so eine wirtschaftliche "Biofabrik" zu schaffen, die die biologisch abbaubaren Lipide herstellt, Abfälle verwertet und Mikroplastik reduziert.

Mit ersten Ergebnissen rechnen die Wissenschaftler:innen in rund 18 Monaten. Ihre Forschung wird für insgesamt vier Jahre in der Förderinitiative "Zirkularität mit recycelten und biogenen Rohstoffen" unterstützt. Die VolkswagenStiftung fördert damit praxisnahe Forschungsprojekte, die auf geschlossene Rohstoffkreisläufe abzielen.

André Kubiczek ist Poet in Residence

Realität statt Ostalgie

Duisburg, 16. April 2025 - Seit 35 Jahren ist die DDR Geschichte – und lebt doch in den Büchern von André Kubiczek weiter. Jugendliche Alltagserfahrungen in Ostdeutschland schildert der Schriftsteller mit Humor und Ironie ebenso spannend, wie er anhaltende Ost- und Westkonflikte mit satirischem Unterton kommentiert. Sein Werk präsentiert der Autor nun als Poet in Residence an der Universität Duisburg-Essen unter dem Titel: Wer schreibt, der bleibt – Schriftsteller werden und Schriftsteller sein.

1968: Teo, eine junge Laotin, kommt am Berliner Ostbahnhof an. Es ist die Liebe, die sie in die DDR führt, weit weg von ihrer Familie. Doch ihr neues Leben in Potsdam, scheinbar ein sozialistisches Idyll, ist schwer, und auch perfektes Deutsch kommt gegen die Fremdheit nicht an, die man sie als Asiatin jeden Tag spüren lässt.

„Nostalgia“ ist die Geschichte von André Kubiczeks Mutter – und auch seine eigene, denn in seinem jüngsten Werk, nimmt er beide Perspektiven ein. 1969 als Sohn eines laotisch-deutschen Ehepaares in Potsdam geboren, schildert der Autor seine Kindheit und Jugend in einer binationalen Familie in der DDR. Gleichzeitig zeichnet er den Lebensweg seiner Mutter nach, die versucht, in der Fremde eine neue Heimat zu finden.

Wie er beide Kulturen in seinem Roman zusammenführt, wurde von Kritiker:innen hochgelobt. Nostalgia war auch für den Deutschen Buchpreis nominiert. Ob die etwas andere Familiengeschichte sie gleichermaßen berührt, können Literaturinteressierte in einer öffentlichen Lesung des Autors am 24. April am Campus Essen erfahren.

Blick zurück, Blick nach vorn
Neben seinem letzten Buch führen auch seine Romane „Oben leuchten die Sterne“ (2006) und „Der Genosse, die Prinzessin und ihr lieber Herr Sohn“ (2012) die Lesenden in eine kindlich-jugendliche Weltwahrnehmung und die DDR in den 1980er Jahren.

„Vor allem seine Trilogie („Skizze eines Sommers“ / „Straße der Jugend“ / „Der perfekte Kuss“) reiht sich in das Genre der coming-of-age-Erzählung ein“, so Literaturwissenschaftlern Prof. Dr. Corinna Schlicht, die die Reihe im Sommersemester 2025 organisiert. „André Kubiczek schildert aus der Sicht eines jungen Heranwachsenden Familienleben, Schulalltag und Freundeskreis, wobei die spezifischen Lebensbedingungen der DDR Teil der jugendlichen Alltagserfahrung sind.“

Der Autor blickt aber nicht nur zurück, sondern auch nach vorn: Seine Romane „Die Guten und die Bösen“ (2003), „Kopf unter Wasser“ (2009), „Das fabelhafte Jahr der Anarchie“ (2014) und „Komm in den totgesagten Park und schau“ (2018) kreisen rund um gesellschaftspolitische Fragen, die die bundesrepublikanische Wirklichkeit seit der Widervereinigung betreffen: Rechtspopulismus, Neoliberalismus, Prekariat, Ost-West-Konflikt und die Rolle der Medien in der Gegenwart. Auch hier schlägt André Kubiczek einen durchaus beißend satirischen Ton an.

Das Programm:
Poetikvorlesung I: Guten Tag, ich schweife ab
Dienstag 22. April, 16-18 Uhr in R11 T00 D05
Poetikvorlesung II: Wo war ich stehen geblieben? Die Entstehung einer Bibliographie
Mittwoch 23. April, 16-18 Uhr in R11 T00 D05
Lesung aus dem Roman Nostalgia
Donnerstag 24. April, 18-20 Uhr in R11 T00 D05
Alle Vorlesungen sind öffentlich und kostenfrei.

Zusätzlich wird André Kubiczek am 23., 24. und 25. April das Seminar von Prof. Corinna Schlicht besuchen, um mit Studierenden ins Gespräch zu kommen. Dafür können sich interessierte Studierende ab sofort per Mail (corinna.schlicht@uni-due.de) anmelden.

Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/germanistik/poet/

Alexander von Humboldt-Professur bringt Molekularbiologin an die Uni Duisburg-Essen

Duisburg, 11. April 2025 - Eine der fünf Humboldt-Professuren geht in diesem Jahr an die Universität Duisburg-Essen: Die Molekularbiologin Dana Branzei wechselt vom Institute of Molecular Oncology in Mailand (IFOM) an die Ruhrgebiets-Universität. Die Preisverleihung findet am 5. Mai in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften statt.

Eine Humboldt-Professur ist mit einer Förderung von bis zu fünf Millionen Euro verbunden und damit der höchstdotierte internationale Forschungspreis in Deutschland. Die Spitzenforscher sollen langfristig für die Arbeit an deutschen Forschungseinrichtungen gewonnen werden. idr Infos: https://www.humboldt-foundation.de

Blutzucker messen ohne Nadel

Präzise und schmerzfrei dank THz-Technologie
Duisburg, 8. April 2025 - Forschende der Universität Duisburg-Essen haben ein neue Methode entwickelt, die den Blutzuckerspiegel am Fingernagel misst – ganz ohne Nadelstich. Statt Haut zu durchstechen, nutzt sie Terahertz-Wellen, die durch den Fingernagel ins Nagelbett dringen und dort reflektiert werden. Die Terahertz-Technologie basiert auf elektromagnetischen Wellen mit einer Wellenlänge zwischen Mikrowellen und Infrarotstrahlung.

Sie ermöglicht eine detaillierte Analyse biologischer Gewebe, ohne diese zu beeinträchtigen. Für Menschen mit Diabetes könnte die Entwicklung der Universität Duisburg-Essen (UDE) eine Alternative zur herkömmlichen Blutzuckermessung darstellen, die bislang meist einen Stich in die Haut erfordert. Das Verfahren beruht auf einem miniaturisierten Terahertz-Sensor, der hochfrequente Wellen einer bestimmten Frequenzbandbreite (z.B. 300 GHz) durch den Fingernagel ins gut durchblutete Nagelbett sendet.

Je nach Blutzuckerkonzentration verändern sich die reflektierten Signale, die der Sensor erfasst und entsprechend des Frequenzverhaltens mit Hilfe einer KI auswertet und dem zugehörigen Blutzuckerspiegel zuordnet. Erste Auswertungen des Konzepts am Modell und realistischen Blutwerten zeigen bei 300 GHz eine Sensitivität des reflektierten Signals gegenüber der Glukosekonzentration von 0.2 dB/(mmol/L).

Betrachtet man das Reflexionsverhalten über den gesamten Frequenzbereich nun durch die Augen einer KI, dann lässt sich der Blutzuckerspiegel noch sensitiver und damit genauer bestimmen. Aufgrund seiner geringen Größe von wenigen Quadratmilimetern könnte der Sensor in Alltagsgegenstände wie Schlüsselanhänger oder künstliche Fingernägel integriert werden.

Die Ingenieur:innen der UDE zählen zu den führenden Forschenden im Bereich miniaturisierter Terahertz-Systeme. Mit Unterstützung von PROvendis wurde für die entwickelte Blutzuckersensorik ein Patent angemeldet – ein wichtiger Schritt in Richtung einer möglichen Anwendung. Aktuell arbeitet das Team an einem KI-gestützten System, um die Messgenauigkeit weiter zu verbessern.

Das Sensorkonzept entstand aus einer Forschungszusammenarbeit mit insgesamt acht Wissenschaftler:innen aus drei Fachgebieten der Universität Duisburg-Essen (UDE) sowie einem Wissenschaftler der TU Darmstadt. „Unser Team hat hier Neuland betreten, und diese Entwicklung könnte die Art, wie Menschen ihren Blutzucker kontrollieren, grundlegend verändern“, sagt Prof. Dr. Daniel Erni aus der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der UDE, der das Projekt leitet.

Ausstellung „Mit anderen Augen sehen“ - UDE-Studierende fotografieren

Duisburg, 8. April 2025 - Ihre Erkrankungen sind vielfältig. Einige der Kinder sind zu früh geboren, andere haben angeborene Herzfehler, können schlecht hören und oder sind geistig eingeschränkt. Vor Energie sprühen sie trotzdem – das zeigen Fotografie-Studierende der Universität Duisburg-Essen mit knapp 20 Bildern in der Ausstellung „Mit anderen Augen sehen“. Zu sehen sind sie bis zum 5. Mai in den Räumen der Novitas BKK.

„Die 25 Kinder, die wir fotografiert haben, sind zwischen vier Monaten und 10 Jahre alt“, sagt Ditmar Schädel. Er unterrichtet die Fotografie-Studierenden der Universität Duisburg-Essen (UDE) im Studiengang Komedia (Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaft). Insgesamt haben sie den Nachwuchs in 19 großen Fotos abgelichtet.

„Es gibt wieder Texte zu den Fotos. Das kam beim letzten Mal gut an.“ Schädel bietet diese Projektarbeit an der UDE schon zum zehnten Mal an. Sie bereichere die Studierenden ungemein. „Die Studierenden müssen hoch sensibel sein, wenn sie mit den Eltern und den gehandicapten Kindern kommunizieren. Ich höre aber immer wieder, dass es ihren Blick auf schwierige Situationen schärft“, so Schädel.

Im Alltag werden die Kinder und ihre Eltern durch den Verein Bunter Kreis Duisburg unterstützt. Er betreut Familien am Niederrhein und im westlichen Ruhrgebiet, in denen Kinder behindert oder als Frühgeburt zur Welt gekommen sind, hilft bei der Vermittlung von Ärzten und wenn Umbauten oder Therapien notwendig sind.

Die Ausstellung „Mit anderen Augen“ ist zu sehen in der Novitas BKK, Zum Portsmouthplatz 24, 47051 Duisburg. Interessierte können sie bis zum 5. Mai während der Öffnungszeiten der Krankenkasse besuchen.

Weitere Informationen:
https://bunter-kreis-duisburg.de/

Universität Duisburg-Essen bekommt Forschungsbau Active Sites

Duisburg, 7. April 2025 - An der Universität Duisburg-Essen wurde heute der erste Spatenstich für den neuen Forschungsbau Active Sites gesetzt. Dort soll interdisziplinär in Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften mit dem Schwerpunkt Wasserforschung gearbeitet werden. Der Neubau mit zahlreichen Laboren und insgesamt 4.850 Quadratmetern Nutzfläche entsteht im Essener Norden.

Die Kosten werden mit 70 Millionen Euro veranschlagt. Das Land fördert den Bau gemeinsam mit dem Bund jeweils zur Hälfte. Im Sommer 2028 soll das Gebäude bezogen werden können. Active sites (aktive Zentren) sind essenziell für chemische und biologische Prozesse und spielen eine Schlüsselrolle in vielen technologischen Bereichen von der chemischen Energieumwandlung bis zur Wasserreinigung. idr

Gefragtes Frühstudium - 109 Zertifikate ausgestellt

Duisburg, 2. April 2025 - Ihr Wissensdurst geht über den Schulunterricht hinaus: 74 Schüler:innen haben im vergangenen Semester an der UDE am Frühstudium teilgenommen. Sie besuchten Veranstaltungen unterschiedlicher Fächer – zusammen mit eingeschriebenen Studierenden und feierten erste akademische Erfolge. In einer Feierstunde erhielten sie nun ihre Zertifikate.

Frühstudium 2025 an der UDE: 74 Schüler:innen waren dabei. © Digitale Fotografien/Paul Klimek

Humanmedizin, Informatik und Mathematik kamen bei den Studis von morgen am besten an. 24 von ihnen nahmen schon zum wiederholten Mal am Frühstudium teil, 32 testeten ihr Wissen in Klausuren. Und das teils sehr erfolgreich: Fünf Schüler:innen bestanden ihre Prüfungen in Mathematik, Informatik und Unternehmensführung mit der Bestnote 1,0. Die UDE stellte insgesamt 109 Zertifikate aus, Leistungsnachweise nach bestandener Prüfung können später im Studium angerechnet werden.

Der Wissensdurst kennt weder Alter noch Geschlecht: Die Jüngsten waren 13 und 14 Jahre alt, die Ältesten waren knapp über 30, wobei die meisten zwischen 15 und 17 Jahre alt waren. Und beim Geschlecht lagen sie mit 53 Prozent (weiblich) und 47 Prozent (männlich) fast gleich auf.

Insgesamt waren 37 Schulen vertreten. Ein Gymnasium aus Emmerich am Rhein (etwa 75 km entfernt) schickte mit 11 Schüler:innen die meisten Teilnehmenden. Gefördert wurde das Frühstudium von der National-Bank AG, der Jörg-Keller-Stiftung, dem Förderverein der UDE und TalentTage Ruhr.

Wer Lust hat, beim nächsten Frühstudium einzusteigen, kann sich im August für das Wintersemester 2025/26 anmelden: https://www.uni-due.de/abz/studieninteressierte/fruehstudium_anmeldung_fruehstudium.php. Die Frist fürs Sommersemester 2025 ist bereits abgelaufen.

Neuer Therapieansatz für Diabetes-Patient:innen

Molekulare Klebstoffe schützen insulinproduzierende Zellen

Duisburg, 1. April 2025 - Ein internationales Forschungsteam hat einen neuen Ansatz entwickelt, um insulinproduzierende Betazellen vor diabetesbedingten Schäden zu bewahren. Spezielle Moleküle – sogenannte molekulare Klebstoffe – stabilisieren eine entscheidende Protein-Interaktion, die den Zelltod verhindert. Die Erkenntnisse, veröffentlicht in Nature Communications, könnten den Weg für neuartige Therapien ebnen.

Mehr als 500 Millionen Menschen weltweit leiden an Diabetes, einer Erkrankung, die oft mit dem fortschreitenden Versagen der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse einhergeht. Besonders bei Typ-2-Diabetes führt eine anhaltend hohe Belastung durch Zucker und Fette im Blut – die sogenannte Glukolipotoxizität – dazu, dass Betazellen geschädigt und schließlich zerstört werden. Ohne die insulinproduzierenden Betazellen kann in der Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr gebildet werden, das den Blutzuckerspiegel im Körper reguliert.

Ein Forschungsteam der Universität Duisburg-Essen, der Icahn School of Medicine am Mount Sinai (USA) und der Technischen Universität Eindhoven (Niederlande) hat nun herausgefunden, dass sich dieser Prozess gezielt aufhalten lässt: Normalerweise schützen viele verschiedene Faktoren die Betazellen vor Überlastung, unter anderem indem sie eine Bindung zwischen dem Stoffwechselregulator ChREBPα und dem Protein 14-3-3 vermitteln.

Doch genau dieser Schutzmechanismus versagt, sobald der Blutzuckerspiegel zu stark und oft ansteigt: Die Bindung löst sich, die Zellen sind der schädlichen Wirkung von Zucker und Fetten – der sogenannten Glukolipotoxizität – schutzlos ausgeliefert. Hier setzt die Entdeckung des internationalen Forschungsteams an. Mit neu entwickelten molekularen Klebstoffen gelingt es ihnen, die Bindung zwischen ChREBPα und 14-3-3 gezielt zu verstärken. Dadurch werden die Betazellen vor den toxischen Folgen des hohen Blutzuckers bewahrt, was ihren Funktionsverlust aufhält und womöglich das Fortschreiten von Diabetes verlangsamt.

Bisher galten Transkriptionsfaktoren wie ChREBP als kaum beeinflussbare Zielstrukturen für Medikamente. Die nun entdeckte Strategie durch molekulare Klebstoffe eröffnet völlig neue Perspektiven: "Zum ersten Mal ist es gelungen, mit kleinen Molekülen die Aktivität von ChREBP gezielt zu steuern – ein Meilenstein mit enormem therapeutischem Potenzial," erklärt Prof. Dr. Markus Kaiser von der Universität Duisburg-Essen.

Die Entdeckung dieser Schutzmechanismen könnte die Diabetesbehandlung revolutionieren. „Unsere Forschung zeigt eine völlig neue Strategie zur Bewahrung der Betazell-Funktion“, betont Kaiser. „Dieser Ansatz könnte bestehende Therapien ergänzen und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.“

Der nächste Schritt besteht darin, die molekularen Klebstoffe weiter zu optimieren und in präklinischen Modellen zu testen. Gelingt die Weiterentwicklung, könnten diese neuen Wirkstoffe einen entscheidenden Beitrag zur Behandlung von Diabetes leisten – und Millionen von Menschen eine bessere Zukunft ermöglichen.

Zur Publikation:
https://www.nature.com/articles/s41467-025-57241-7


UDE-Erfindung an Airbus Helicopters verkauft

Notschwimmsystem für Hubschrauber

Duisburg, 31. März 2025 - Hubschrauber für einen Brand im Triebwerk und für eine Notwasserung nach aktualisierten Vorschriften zu rüsten, war das Ziel des 2022 gestarteten Vorhabens EvoS-BraWa*. Die Forschung übernahm ein Team der Universität Duisburg-Essen in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Airbus Helicopters.

Mit Erfolg: Den Ingenieur:innen ist es gelungen, neuartige Schwimmkörper für die Bestückung der Helikopter mit Notschwimmsystemen zu entwickeln. Die Rechte an der Erfindung und das darauf basierende Patent verkauft die Universität nun an Airbus Helicopters.
Gemeinsames Forschungsprojekt von UDE und Airbus Helicopters endete erfolgreich in einem Patent. Foto: Airbus.

Die Erfindung war notwendig geworden, nachdem die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) ihre Regularien zu Notschwimmsystemen verschärft hatte. Mit diesen müssen Hubschrauber für den Fall einer Notwasserung ausgestattet sein, um Stabilität in schwerer See sicherzustellen und Strukturversagen zu vermeiden. Während bis 2021 nur nachgewiesen werden musste, dass ein notgewasserter Helikopter mit dem angebrachten Notschwimmsystem stabil in regelmäßigen Wellen schwimmt, verlangen die Vorschriften nun, dass die Schwimmstabilität durch Modellversuche in unregelmäßigen Wellen bei Seegangstärke 6 nachgewiesen werden muss.

Die Ingenieur:innen am Institut für Nachhaltige und Autonome Maritime Systeme (INAM) der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben im Rahmen eines vom Bayerischen Wirtschaftsministerium geförderten Forschungsvorhabens die Schwimmstabilität eines Helikopters dementsprechend untersucht. Das INAM ist auf Fluid-Strukur-Wechselwirkung im maritimen Kontext spezialisiert. Dabei ist es dem Team um Prof. Bettar O. el Moctar gelungen, neuartige Schwimmkörper für das Notschwimmsystem zu entwickeln.

„Im Gegensatz zu den gebräuchlichen Systemen gewährleistet unsere Erfindung auch bei rauem Seegang genügend Kentersicherheit. Die Kenterwahrscheinlichkeit konnte auf unter ein Prozent verringert werden“, so el Moctar. Gemäß EASA gilt Schwimmstabilität als nachgewiesen, wenn eine Kenterwahrscheinlichkeit von drei Prozent mit intakten Schwimmkörpern bzw. 30 Prozent mit einem beschädigten Schwimmkörper nicht überschritten wird. Darüber hinaus wurden Simulationsverfahren zur Berechnung von Stoßlasten und Bewegungsverhalten von Hubschraubern in Wellen entwickelt und validiert.

Mit Unterstützung von PROvendis, der Patentvermarktungsgesellschaft für die Hochschulen in NRW, hat die UDE nun die Rechte an der Erfindung sowie an der darauf basierenden Patentanmeldung an Airbus Helicopters verkauft. Das Unternehmen will die Technologie nun weiterentwickeln und auf den Markt bringen.

*Die Projektleitung hat Airbus Helicopters, zweiter Projektpartner ist das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt e. V. (DLR)


Suchtpotenzial im Internet: Universität Duisburg-Essen sucht Probandinnen und Probanden für neue Studie

Duisburg, 27. März 2025 - Für eine neue Studie sucht die Universität Duisburg-Essen Personen, die das Internet intensiv nutzen. Die viel online shoppen oder spielen, um soziale Netzwerke zu besuchen oder pornografische Inhalte zu konsumieren. Dabei wollen die Forschenden herausfinden, wie hoch das Suchtpotenzial bei all diesen Tätigkeiten sein kann.

In dem wissenschaftlichen Experiment müssen Probandinnen und Probanden experimentelle und neuropsychologische Aufgaben absolvieren, Fragebögen beantworten und an einer Nachbefragung teilnehmen. Gesucht werden Personen aller Geschlechter im Alter zwischen 18 bis 65 Jahren. Die Teilnahme wird mit 12 Euro pro Stunde vergütet. idr

Eine Registrierung erfolgt über die Website https://www.uni-due.de/for2974/rekrutierung oder per Mail an for.studie@uni-due.de.



Partneruniversität der FISU World University Games. Die UDE spielt mit!

Duisburg, 27. März 2025 - „Partnerhochschule des Spitzensports" ist die Universität Duisburg-Essen schon seit Jahren, nun kommt noch ein Titel dazu: offizielle Partneruniversität der Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games. Die UDE ist mittendrin, wenn eines der größten Multisport-Events der Welt vom 16. bis 27. Juli an Rhein und Ruhr an den Start geht. Am 26. März wurde die Zusammenarbeit zwischen der Universität und der Rhine-Ruhr 2025 FISU Games gGbmH mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung offiziell besiegelt.

v.l.n.: Niklas Börger (Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games), UDE-Prorektorin Prof. Karen Shire und UDE-Hochschulsportleiter Daniel Krüger haben die neue Partnerschaft im Beisein von Maskottchen Wanda offiziell besiegelt. Foto: UDE/Fabian Strauch

Unter den Wanderfalkenaugen von Maskottchen Wanda unterschrieben Prof. Karen Shire, Prorektorin für Universitätskultur, Diversität und Internationales und Hochschulsportleiter Daniel Krüger für die UDE, sowie Niklas Börger als CEO der Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games.

18 Sportarten, 12 Wettkampftage, sechs Städte
Rund 8.500 Athlet:innen und Offizielle aus über 150 Ländern treten in 18 Sportarten gegeneinander an. Auch fünf Studierende der UDE haben derzeit Hoffnungen auf eine Nominierung. Die Unistädte Duisburg und Essen werden bei den Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games zu einem sportlichen und kulturellen Zentrum.

Neben der Eröffnungs- und Abschlusszeremonie werden hier die Wettkämpfe in den Sportarten Bogenschießen, Geräteturnen, Basketball, Fechten und Judo, rhythmische Gymnastik, Rudern, Tischtennis, Tennis, Taekwondo, Beachvolleyball und Wasserball in ausgetragen. Weitere Wettbewerbe finden in Bochum, Mülheim, Hagen und Berlin statt. Außerdem gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Konzerten, Festivals, einer wissenschaftlichen Konferenz, Kulturveranstaltungen und Mitmachangeboten

Die FISU World University Games, die früher „Universiade“ hießen, gelten als die Olympischen Spiele für Studierende und sind bei den angehenden Akademiker:innen weltweit sehr beliebt. Zum ersten Mal fanden sie 1923 in Paris statt. Seit 1959 wird der wichtigste Wettbewerb im internationalen Hochschulsport alle zwei Jahre sowohl im Sommer als auch im Winter ausgetragen – 1989 übrigens schon einmal in der Rhein-Ruhr-Region. Damals kamen 3.000 Studierende aus aller Welt in Duisburg zusammen.


Niedriglohnforschung des IAQ: Niedriglohnrisko 2022 gesunken

Duisburg, 17. März 2025 - Das Risiko, hierzulande für einen Niedriglohn zu arbeiten, ist zwischen 2021 und 2022 um fast zwei Prozentpunkte auf 19 Prozent gesunken. Der vermutliche Grund: die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro im Jahr 2022. Vor allem in Westdeutschland zeigt sich ein deutlicher Rückgang. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung des Instituts Arbeit und Qualifikation IAQ der Universität Duisburg-Essen.

Für den neuen IAQ-Report zum aktuellen Stand der Niedriglohnforschung betrachtete Dr. Thorsten Kalina insbesondere die jährlichen Zahlen des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) für 2022. Im Mittelpunkt seiner Auswertung stand dabei die Frage, wie sich der Umfang der Niedriglohnbeschäftigung verändert hat und wie sich dies auf einzelne Beschäftigtengruppen auswirkt.

Der Anteil der Niedriglohnbeschäftigung erreichte in Deutschland in den Jahren 2009 bis 2011 einen Höchststand von rund einem Viertel (24 %) aller Beschäftigten. Erst seit 2018 – also drei Jahre nach der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns – war die Anzahl der Niedriglohnbeschäftigten und deren Anteil an der Gesamtbeschäftigung erstmals erkennbar gesunken (21,2 %).

Zwischen 2021 und 2022 ist das Niedriglohnrisiko in Gesamtdeutschland von 20,9 % auf 19 % weiter zurückgegangen. Bemerkenswert ist vor allem, dass sich dieser Rückgang sehr deutlich in Westdeutschland bemerkbar macht (von 19,9 % auf 17,9 %), während frühere Rückgänge vor allem mit der Angleichung der Ostlöhne an das Westniveau erklärt werden konnten.

Kalinas Auswertungen zeigen außerdem, dass sich im Zeitraum der Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro das Niedriglohnrisiko für einen Teil der besonders stark von Niedriglöhnen betroffenen Gruppen reduziert hat, z.B. für Migrant:innen oder befristet Beschäftigte. Bei Geringqualifizierten, Frauen, Jüngeren, Älteren oder Minijobber:innen konnte hingegen nur ein unterdurchschnittlicher Rückgang des Niedriglohnrisikos festgestellt werden.

Dagegen zeigte sich ein überdurchschnittlicher Rückgang eher bei Hochqualifizierten, mittleren Altersgruppen, Männern oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – also nicht bei den Beschäftigtengruppen, die besonders schlecht bezahlt werden.

„Es ist fraglich, ob eine abermalige Erhöhung des Mindestlohns dazu geeignet ist, den Niedriglohnsektor weiter zu verkleinern, und ob sie andererseits besonders betroffenen Beschäftigtengruppen helfen würde, ein Lohnniveau oberhalb der Niedriglohnschwelle zu erreichen“, so der Arbeitsmarktforscher. „

Die internationale Mindestlohnforschung wie auch eigene Studien zeigen vielmehr, dass der Umfang der Tarifbindung einen deutlich stärkeren Einfluss auf den Umfang der Niedriglohnbeschäftigung in einem Land hat als die Existenz oder Höhe eines gesetzlichen Mindestlohns“. Der Wissenschaftler plädiert daher für eine Ausweitung der Tarifbindung, um den Niedriglohnsektor hierzulande auch zukünftig weiter zu verkleinern.

Universität Duisburg-Essen: Neues Gasthörerverzeichnis erschienen

Bildung ohne Druck für alle

Duisburg, 14. März 2025 - Gemeinsames Lernen ist wieder angesagt! Wissbegierige treffen sich dazu an der Universität Duisburg-Essen – auch ohne Abitur. Wie wär’s etwa mit Einblicken in den Zusammenhang von Theologie und Politik oder magnetische Materialien bei der Energiewende? Gasthörer:innen können das Verzeichnis des kommenden Semesters online herunterladen: https://www.uni-due.de/imperia/md/content/dokumente/2025/gasthoerer-sose-2025.pdf.

Das aktuelle Programm gibt Einblicke in das vielfältige Lehrprogramm der Universität Duisburg-Essen (UDE). Gedruckte Exemplare des Gasthörerverzeichnisses gibt es an beiden Campi kostenlos im Akademischen Beratungszentrum (ABZ), den Bibliotheken und bei der Einschreibung. In Essen ist es zudem bei den Pförtner:innen im Gebäude R12 und am Klinikum (Hauptloge) erhältlich.

Genauere Auskunft gibt an der Universität Duisburg-Essen Jennifer Peters, Sachgebiet Studierendenservice, Akademische und hochschulpolitische Angelegenheiten. Die Einschreibung läuft bis zum 18. Juli 2025. Gasthörer:innen zahlen für die Teilnahme einmalig 100 Euro für das ganze Semester, bei Geflüchteten entfällt die Gebühr.

https://www.uni-due.de/imperia/md/content/dokumente/2025/gasthoerer-sose-2025.pdf


„Die Zukunft gehört Dir“

Duisburg, 11. März 2025 - Wer sich vom diesjährigen Aufruf zum Girls'Day und Boys'Day 2025 angesprochen fühlt, ist auch an der Universität Duisburg-Essen richtig. Am 3. April bietet die UDE Schüler:innen der Jahrgangsstufen 9 und 10 wieder ein umfangreiches und spannendes Programm an beiden Campi an. Anmelden kann man sich noch bis Ende März. Beim Girls’Day gibt es über 20 Workshops.


Dabei erfahren die Mädchen, wie eine Gasturbine funktioniert und wie sie in Zukunft mit Wasser betrieben werden kann. Ob man mit KI ein Schiff steuern oder sogar Kunstwerke generieren kann und wie man mit genetischen Fingerabdrücken der Artenvielfalt auf die Spur kommt. Zudem warten noch weitere spannende Themen u.a. aus den Bereichen Mathematik, Wirtschaftsinformatik, Chemie, Physik, Ingenieurwissenschaften, Medizin- und Wassertechnik, Partikeltechnologie und der Werkstofftechnik auf die Teilnehmerinnen.


Auch Ausbildungsberufe wie Baustoffprüferin in der Geotechnik werden vorgestellt. Beim Boys’Day erfahren die Schüler, was einen guten Grundschullehrer ausmacht, in welchen Bereichen man als Psychologe arbeiten kann und warum ein Sonderpädagoge über Superkräfte verfügt. Die Jungen wissen anschließend auch, mit welchen Themen man sich im Rahmen eines Studiums im Studienfach Lehramt Englisch befasst und wie vielfältig der Beruf des Sachunterrichtslehrers sein kann.


Außerdem lernen sie Ausbildungsberufe wie Kaufmann für Büromanagement kennen und können ihre Fragen direkt den Auszubildenden stellen, die sie bei ihrem Workshop begleiten. Ziel des bundesweiten Aktionstages ist es, traditionelle Geschlechterrollen in der Berufswahl zu durchbrechen und Schüler:innen so die Möglichkeit zu geben, Berufe zu erkunden, die traditionell mit dem anderen Geschlecht assoziiert werden.


Die Anmeldung erfolgt über das Girls'Day- (https://www.girls-day.de/Radar) bzw. Boys'Day Radar (https://www.boys-day.d...-day-radar) und ist bis zum 24. März 2025 freigeschaltet. Weitere Informationen: https://www.uni-due.de.../girlsday/ und https://www.uni-due.de...e/boysday/ Büro der Gleichstellungsbeauftragten, Tel. 0201/18 3-4527, schuelerinnenprogramme@uni-due.de


NRW-weite Themenwochen: Studienzweifel – was nun?

Duisburg, 5. März 2025 - Wer kennt das nicht: Es gibt Phasen, da fällt das Lernen schwer, die Motivation ist im Keller, und manchmal kommt sogar der Gedanke auf, das Studium abzubrechen. Die NRW-weiten Themenwochen Studienzweifel bieten Betroffenen gezielt Unterstützung.

Drei Wochen lang, vom 10. bis zum 28. März, können Studierende an dem umfangreichen Programm teilnehmen. Es wird von etwa 30 Hochschulen gestaltet – darunter der Universität Duisburg-Essen – und vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes gefördert.


Zweifeln als Chance: Unter diesem Aspekt organisieren die Studienberatungen und Career Services der beteiligten NRW-Hochschulen die kommenden Themenwochen. Sie finden mittlerweile zum sechsten Mal statt. Zu den 40 überwiegend digitalen Veranstaltungen gehören Vorträge, Workshops und Beratungssprechstunden.

Dabei können Studierende ihre aktuelle Situation reflektieren und persönliche Kompetenzen weiterentwickeln, z.B. Lerntechniken. Sie erhalten außerdem Einblicke zum Fach- und Hochschulwechsel, in Bildungswege außerhalb der Uni, und sie haben die Möglichkeit, mit den passenden Kontaktpersonen von Hochschule und Arbeitsmarkt zu sprechen.

Zum Online-Auftakt der Themenwochen am 10. März gibt es einen Überblick über das Programm. Außerdem berichten (ehemalige) Betroffene von ihren Erfahrungen.

Das Akademische Beratungs-Zentrum der Universität Duisburg-Essen (UDE) bietet die folgenden Veranstaltungen an:
13.3.2025, 16.00-17.30 Uhr
Erfolgreich berufsorientiert studieren (online in Kooperation mit der Arbeitsagentur Essen)
19.3.2025, 16.00-17.30 Uhr
Studienzweifel überwinden – Effektive Techniken für den Studienerfolg (online)

Weitermachen, wechseln, neuanfangen oder pausieren? Studierende, die Probleme in ihrem Studium haben, erhalten nicht nur während der Themenwochen Unterstützung. An vielen NRW-Hochschulen sind die Sprechstunden bei Studienzweifeln längst fest verankert. So auch an der UDE, wo das Akademische Beratungs-Zentrum weiterhilft.

Weitere Informationen und Anmeldung:
Das Programm der Themenwochen „Studienzweifel“ ist kostenfrei. Für einige Veranstaltungen muss man sich vorher anmelden:
https://nextcareer.de/themenwochen_studienzweifel/
https://www.uni-due.de/abz/studierende/fachwechsel-studienabbruch.php

Heike Alberts, Akademisches Beratungs-Zentrum, heike.alberts@uni-due.de

Immer länger arbeiten – geht das?

Aktuelle Entwicklungen beim Zugang in Erwerbsminderungsrente
Duisburg, 24. Februar 2025 - Gesundheitliche Einschränkungen sind ein häufiger Grund für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Mit der schrittweisen Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre steigt auch das Alter von Arbeitnehmer:innen, die vorzeitig ihr Erwerbsleben beenden müssen. Sie wechseln in eine Erwerbsminderungsrente.


Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Altersübergangs-Report, den das Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen in Kooperation mit der Hans-Böckler-Stiftung herausgibt. Die Forschungsergebnisse und mögliche Konsequenzen diskutieren die Autor:innen am 24. Februar um 14:30 Uhr online live.


Die Zugänge in Alters- und Erwerbsminderungsrenten wurden in der Forschung bislang aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen überwiegend getrennt betrachtet. Der neue Altersübergangs-Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) analysiert nun die Verbindung der beiden Risiken Alter und Gesundheit.

Hierzu wurden die Neuzugänge in Erwerbsminderungsrente (kurz EM-Rente) mehrerer aufeinander folgender Geburtskohorten (1945 bis 1955) auf Datenbasis der Gesetzlichen Rentenversicherung betrachtet und folgende Frage gestellt: Wie entwickelt sich die Inanspruchnahme von EM-Renten im Umfeld steigender Altersgrenzen und welche Folgen hat dies für die Gestaltung des Altersübergangs und die Anforderungen an die soziale Sicherung?

Seit etwa 20 Jahren bekommen jedes Jahr zwischen ca. 160.000 und 180.000 Personen eine EM-Rente bewilligt. Der Anteil der EM-Renten an allen Rentenzugängen ist seit Jahren sogar rückläufig, wie Auswertungen des Portals Sozialpolitik-aktuell.de zeigen. Zugleich wechselt eine wachsende Zahl von Personen mit fortlaufender Zeit erst in einem Alter jenseits von 60 Jahren in EM-Rente. So machten im Jahr 2004 die EM-Rentenzugänge ab 60 Jahren nur etwa 15% aller EM-Rentenzugänge aus, im Jahr 2021 jedoch über 40%.

Die wachsende Bedeutung der EM-Rente im Altersübergang entwickelt sich parallel zur Schließung von Frühverrentungsmöglichkeiten und zur Anhebung der Altersgrenzen. In der jüngsten Geburtskohorte (Jahrgang 1955) wechseln Personen in einem Alter in EM-Rente, zu dem ebenso alte Personen früherer Kohorten in eine Altersrente hätten wechseln können.


„Offensichtlich kann ein Teil der Beschäftigten die Erwerbsphase nicht entlang der steigenden Altersgrenzen verlängern und scheidet gesundheitsbedingt aus dem Erwerbsleben aus“, ordnet Prof. Dr. Martin Brussig die Entwicklungen ein. „Da die persönlichen Voraussetzungen für eine Erwerbsminderungsrente sehr streng sind, ist zu vermuten, dass es deutlich mehr Personen gibt, die mit der Anhebung der Altersgrenze nicht Schritt halten können, als nur diejenigen, die tatsächlich eine Erwerbsminderungsrente zugesprochen bekommen.“

Der Arbeitsmarktforscher regt daher eine Verbesserung der Alterssicherung an: Bisher wird die Erwerbsfähigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt herangezogen, um zu prüfen, ob eine weitere Erwerbstätigkeit zumutbar ist. Brussig schlägt vor, im hören Erwerbsalter stattdessen die gesundheitliche Leistungsfähigkeit im langjährig ausgeübten Beruf als Maßstab heranzuziehen.

Die Forschungsergebnisse und mögliche Konsequenzen diskutieren Martin Brussig und seine Kollegin Dr. Susanne Drescher am Montag, 24. Februar um 14:30 Uhr online im Rahmen der öffentlichen Diskussionsreihe „IAQ debattiert“ mit Michael Popp, Referent für Alterssicherung und gesetzliche Unfallversicherung beim Sozialverband VdK Deutschland e.V. und Prof. Dr. Martin Werding, seit September 2022 Mitglied des Sachverständigenrates für Wirtschaft und damit einer von fünf „Wirtschaftsweisen“.

Weitere Informationen: Brussig, Martin, 2025: Erwerbsminderungsrenten im Altersübergang: Entwicklungstrends in einem
Umfeld steigender Altersgrenzen. Altersübergangs-Report 2025-01. Düsseldorf/Duisburg: Hans-Böckler-Stiftung/Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Universität Duisburg-Essen.


Das erwarten Forschende und Praxisakteure von der Wissenschaft

Politikforschung in Deutschland

Duisburg, 17. Februar 2025 - Die Sozialpolitik in Deutschland steht vor einer Vielzahl neuer und alter Herausforderungen. Das Deutsche Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, das durch das Institut Arbeit und Qualifikation (Universität Duisburg-Essen) und das SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik (Universität Bremen) betrieben wird, will zu einer Weiterentwicklung der Sozialpolitik(-forschung) in Deutschland beitragen.

Ein Team aus DIFIS-Wissenschaftler:innen hat sich deshalb mit den Erwartungen von Forschenden und Praxisakteuren an die Sozialpolitikforschung auseinandergesetzt. Die Ergebnisse finden sich im aktuellen IAQ-Report.

Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Deutsche Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (DIFIS) der Universitäten Duisburg-Essen und Bremen führt seit seiner Gründung im Jahr 2021 vielfältige Aktivitäten mit Bezug zur sozialpolitischen Forschung, Lehre und Politikberatung in Deutschland durch. Es greift gesellschaftliche Herausforderungen auf und forscht zur Weiterentwicklung des Sozialstaates und der sozialen Sicherung.

Für den neuesten IAQ-Report hat das DIFIS-Team unter der Leitung von Tom Heilmann innerhalb von 1,5 Jahren rund 50 Expert:inneninterviews mit Akteuren aus Wissenschaft, Politik, öffentlicher Verwaltung und Zivilgesellschaft zu deren Erwartungen an die Sozialpolitikforschung geführt.

Die Erwartungen sind hoch, weil auch die Herausforderungen, vor denen die deutsche Sozialpolitik steht, komplex und vielfältig sind. Zahlreiche übergreifende und miteinander verwobene Entwicklungen wie der Klimawandel, die Alterung der Gesellschaft, der technologische Wandel sowie zunehmende inner- und zwischenstaatliche Konflikte treffen auf ein ausdifferenziertes, aber auch fragmentiertes System sozialer Sicherung.

Die befragten Expert:innen setzten ihre Hoffnungen deshalb insbesondere auf den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis. Tom Heilmann, identifiziert im IAQ-Report vier idealtypische Transferverständnisse, die mit je unterschiedlichen Erwartungen an das Verhältnis von Wissenschaft und Praxis verknüpft sind.

„Das institutionalisierte Bewertungssystem der Wissenschaft honoriert vor allem theoretisch und methodisch ausgefeilte Untersuchungen. Diese lassen sich in der Regel zwar besser in begutachteten Zeitschriften unterbringen, sind aber für Praxisakteure oft weniger relevant. Viele der interviewten Sozialpolitikforschenden versuchen deshalb aktiv, auch praxisorientiertere Forschung zu betreiben“, so Heilmann.

Von den Interviewten aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft wird genau das auch eingefordert: Sie erwarten von der Sozialpolitikforschung in erster Linie Ergebnisse, die sich stärker auf Fragen der unmittelbaren Politikgestaltung und weniger auf die Weiterentwicklung theoretischer und methodischer Modelle beziehen. Heilmann weiter: „Davon abgesehen zeigt sich, dass die verschiedenen Akteure Wissenstransfer, entgegen aktuellen wissenschaftspolitischen Debatten, häufig als ‚Einbahnstraße‘ von der Forschung in die Praxis verstehen. Transferformate, die auf einen gegenseitigen und multidirektionalen Austausch zwischen sozialpolitischer Forschung und Praxis abzielen, werden dagegen weniger häufig genannt und umgesetzt.“

Der Soziologe zieht daraus den Schluss, dass die Vielfalt der Transferverständnisse zwischen Wissenschaft und Praxis auch in der wissenschaftspolitischen Debatte anerkannt werden sollte: „Unterschiedliche Arten des Wissenschaft-Praxis-Transfers sind immer auch mit unterschiedlichen Funktionen und Zielsetzungen verknüpft.

Wie ein ‚guter‘ Wissenstransfer aussieht, ist immer auch kontextabhängig. Bevor undifferenzierte Forderungen nach ‚mehr Wissenstransfer‘ gestellt werden, sollte daher geklärt werden, welche Ziele und Erwartungen im konkreten Fall durch den Transfer erfüllt werden sollen“, erläutert Heilmann.

Ein erfolgreicher Wissenstransfer setze außerdem voraus, dass sowohl Forschende als auch Praxisakteure die jeweiligen Arbeitsweisen und Systemlogiken der anderen Seite verstehen und anerkennen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wer die notwendigen Ressourcen für einen intensiveren und strukturierteren Wissenstransfer bereitstellen soll und kann. Das DIFIS will durch konzeptionelle Arbeit, aber auch durch praktische Vernetzungsaktivitäten zu einer Verbesserung des Wissenschaft-Praxis-Transfers in der deutschen Sozialpolitik beitragen.


Biodiversität in europäischen Flüssen

Ausbreitungsfähigkeit beeinflusst Erholung der Artenvielfalt

Duisburg, 4. Februzar 2025 - Schadstoffe aus Industrie, Haushalten und Landwirtschaft setzen unseren Flüssen zu. Obwohl zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen in der Vergangenheit die Wasserqualität verbessert und eine teilweise Erholung der Artenvielfalt ermöglicht haben, ist dieser positive Trend ins Stocken geraten. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Haase (Senckenberg/Universität Duisburg-Essen) identifiziert in einer aktuellen Studie die Ausbreitungsfähigkeit der Arten als wichtigen Faktor für die Wiederbesiedlung renaturierter Flüsse. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal Global Change Biology veröffentlicht.

Bereits 2023 wies das Team um Prof. Dr. Peter Haase in einer vielbeachteten Nature-Publikation darauf hin, dass die Rückkehr der Artenvielfalt trotz verbesserter Gewässerqualität seit 2010 stagniert. Nun liefern die Forschenden eine Erklärung: „Die Ausbreitungsfähigkeit ist ein wichtiger Schlüssel“, so Haase. „Sie bestimmt, ob eine Art neue oder renaturierte Lebensräume besiedeln kann – sei es durch aktive Bewegung wie Schwimmen oder Fliegen oder durch passive Verbreitung, etwa über die Strömung. Diese Fähigkeit beeinflusst maßgeblich die genetische Durchmischung und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltveränderungen.“

Für die Studie wertete das Forschungsteam Daten aus 1327 Zeitreihen von 1968 bis 2021 aus, die 23 europäische Länder umfassen. Die Analyse zeigt: In sich erholenden Flüssen nahm die Artenvielfalt zu, insbesondere bei Arten mit hoher Ausbreitungsfähigkeit – darunter schwimmende und driftende Tiere sowie Insekten mit großen Flügeln wie Schwimmkäfer und Köcherfliegen. In sich verschlechterten Gewässern hingegen schrumpfte die Artenzahl, und der Anteil gut ausbreitungsfähiger Arten sank.

Allerdings variierte dieser Trend lokal und nicht überall führte eine bessere Wasserqualität zu einer Rückkehr stark mobiler Arten. „Damit Renaturierungen erfolgreicher werden, sollten Schutzmaßnahmen die Landschaftsvernetzung stärken, um Lebensräume besser zu verbinden. Dies gilt insbesondere für die Anbindung artenreicher „Quell-“ Populationen, die eine wichtige Rolle für eine erfolgreiche Wiederbesiedlung spielen. Angesichts des Klimawandels sind zudem flexible Strategien nötig, um sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen, die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme zu verbessern und die langfristige Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen zu gewährleisten“, sagt Dr. Carlos Cano-Barbacil, Erstautor der Studie und Postdoc in Haases Arbeitsgruppe. '''


KI gegen Krebs: Forschende der Universität Duisburg-Essen erreichen Meilenstein in der Personalisierten Medizin

Duisburg, 1. Februuar 2025 - Wie können Krebsbehandlungen individuell auf einzelne Patientinnen und Patienten abgestimmt werden? In der sogenannten Personalisierten Medizin konnten Forschende unter Beteiligung der Universität Duisburg-Essen (UDE) nun einen neuen Lösungsansatz entwickeln: Gegenüber starren Bewertungen, wie beispielsweise der Einteilung in Tumorstadien, konnten die Forschenden mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) verschiedene Quellen – medizinische Vorgeschichte, Laborwerte, Bildgebung und genetische Analysen – zusammenführen und daraus eine Gesamtprognose für jeden einzelnen Erkrankten ermitteln.


Die KI wurde mit Daten von über 15.000 Patientinnen und Patienten mit insgesamt 38 verschiedenen Tumorerkrankungen "gefüttert". Dabei wurde das Zusammenspiel von 350 Parametern untersucht, darunter klinische Daten, Laborwerte, Daten aus bildgebenden Verfahren und genetische Tumorprofile. Das KI-Modell wurde dann erfolgreich anhand der Daten von über 3.000 Lungenkrebspatienten überprüft, um die gefundenen Wechselwirkungen zu validieren. idr


Wochen der Studienorientierung Einblick in Studiengänge

Duisburg, 30. Januar 2025 - Noch bis zum 7. Februar finden an der Universität Duisburg-Essen die NRW-weiten Wochen der Studienorientierung statt. In den kommenden Tagen geht es vor allem um Studiengänge – von A wie Angewandter Informatik bis hin zu W wie Wirtschaftspädagogik.


Welche Fächer und welche Ausbildungsberufen gibt es? Schüler:innen können täglich zwischen 15 und 18 Uhr digitale Vorträge und Veranstaltungen vor Ort besuchen. Programm, Infos sowie die Anmeldemöglichkeiten:
https://www.uni-due.de/abz/studieninteressierte/wochen_der_studienorientierung.php


Hausärztliche Versorgung: Projekt zur Gesundheitsförderung vor Ort gestartet

Duisburg, 27. Januar 2025 - Vertreter:innen von 6 Universitäten aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg haben das Forschungsprojekt „Positive Health Innovation“ gestartet. Beteiligt sind auch Wissenschaftler:innen der Universität Duisburg-Essen. Die Forschenden möchten die Qualität der Vorsorge und Gesundheitsförderung vor Ort in Praxen von Hausärzt:innen verbessern.

UK Essen / Hausarztpraxis Mortsiefer und Breer Köln


Die Grundlage bildet das Konzept zur „Positiven Gesundheit“, das die niederländische Ärztin und Forscherin Dr. Machteld Huber entwickelt hat. Das Vorhaben koordinieren Forschende der Universität Witten/Herdecke. Es wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 2,5 Millionen Euro über 3 Jahre gefördert. Das Team am Forschungsstandort Essen erhält davon rund 500.000 Euro.

Durch das „Positive Health“-Konzept werden Patient:innen motiviert, mehr Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Mithilfe eines Spinnennetz-Diagramms lernen sie, ihre Gesundheit in sechs Bereichen einzuschätzen und zu bewerten. Das Diagramm unterstützt Patient:innen dabei, mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt individuelle Gesundheitsziele zu entwickeln und die nächsten Schritte festzulegen.

„Ziel unserer Forschung in Essen ist, die hausärztlich initiierte Gesundheitsförderung vor Ort in den Praxen zu stärken sowie Schnittstellenprobleme zwischen Hausärzt:innen und lokalen Unterstützungsangeboten zu überwinden“, sagt Dr. Philip Schillen, Leiter des Essener Teilprojekts „PositiveHealth – Entwicklung und Pilotierung eines neuen Dialogs zur Gesundheitsförderung in der Primärversorgung“.


Im Zuge der Auswertung soll festgestellt werden, wie Hausärzt:innen gemeinsam mit Vertreter:innen von bestehenden Gesundheitsnetzen dazu beitragen können, dass es Patient:innen besser geht und ein gesundheitsförderndes Umfeld geschaffen werden kann. Für das Forschungsteam in Essen liegt ein Arbeitsschwerpunkt auf der Einführung des Beratungskonzepts in den Gesundheitsnetzen der drei Studienzentren des Projekts. Innerhalb Essens untersucht das Team die Gesundheitsversorgung nördlich der Autobahn A40.

Mit einer Positive-Health-Beratung können sehr unterschiedliche gesundheitlich relevante Bedürfnisse identifiziert werden. Eine wichtige Rolle spielt die Vermittlung psychosozialer Hilfen, beispielsweise durch die Unterstützung von sozialer Interaktion im Viertel oder durch Vermittlung einer Beratung bei Überschuldung oder Drogenabhängigkeit.


„Mit unseren Erkenntnissen möchten wir dazu beitragen, dass Patient:innen auf sie passende Angebote im Stadtteil stärker als bislang nutzen“, ergänzt Projektleiter Dr. Schillen, der am Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Essen arbeitet. Das Konzept sieht Lotsen in den Gesundheitsnetzen vor, die beteiligte Hausärzt:innen und Patient:innen bei der Umsetzung unterstützen.


Fünf Jahre Europäische Hochschulallianzen: Mobilität der Studierenden deutlich gestiegen

Brüssel, 24. Januar 2025 - Zum internationalen Tag der Bildung hat die EU-Kommission Schlüsseldaten zur frühkindlichen Bildung und Betreuung vorlegt und eine Bilanz der Initiative „Europäische Universitäten“ gezogen. 


Roxana Mînzatu, Exekutiv-Vizepräsidentin der EU-Kommission und zuständig für soziale Rechte und Kompetenzen, hochwertige Arbeitsplätze und Vorsorge, sagte: „Der Europäische Bildungsraum ist ein Ort, an dem jeder sein Recht auf Zugang zu einer qualitativ hochwertigen allgemeinen und beruflichen Bildung wahrnehmen kann, von klein auf bis zur Hochschulbildung und darüber hinaus, unabhängig von der sozialen Herkunft.

An diesem Internationalen Tag der Bildung möchte ich mein Engagement bekräftigen, in den nächsten fünf Jahren mit allen EU-Mitgliedstaaten Hand in Hand zu arbeiten und den Aufbau einer besseren, gleichberechtigten und zugänglichen Bildung fortzusetzen.“


Europäische Hochschulallianzen: Anstieg der Studierendenmobilität um 400 Prozent Der Bericht skizziert die Fortschritte und Errungenschaften der 
Europäischen Hochschulallianzen fünf Jahre nach ihrem Start. Die Hochschulallianzen sind bereits ein Eckpfeiler des europäischen Hochschulsystems. Allein in den ersten drei Jahren verzeichneten sie einen Anstieg der Studierendenmobilität innerhalb der Allianzen um 400 Prozent.


Derzeit gibt es 65 Allianzen, an denen über 570 Hochschuleinrichtungen aus 35 Ländern, darunter alle Mitgliedstaaten, beteiligt sind. Aus Deutschland sind insgesamt 67Hochschulen an den 65 geförderten Allianzen beteiligt. Damit ist Deutschland einer der Spitzenreiter bei der Beteiligung an der Initiative.


Flaggschiff-Initiative der Europäischen Hochschulstrategie der EU-Kommission 
Die Hochschulallianzen bilden ein neues Modell der transnationalen Zusammenarbeit in der Hochschulbildung mit einer langfristigen strategischen Perspektive. Die europäischen Hochschulallianzen haben erfolgreich europäische interuniversitäre Campus geschaffen, in denen Studierende grenzüberschreitend studieren und zusammenarbeiten und von innovativen Lern- und Lehrmethoden profitieren. 


Schlüsseldaten zur frühkindlichen Bildung und Betreuung Darüber hinaus hat die Kommission neue Schlüsseldaten zur frühkindlichen Bildung und Betreuung (FBBE) veröffentlicht, die eine umfassende eingehende Analyse des Stands der FBBE, der Politik, der Praxis und der Trends in 37 europäischen Ländern bietet. Der Bericht zeigt, dass bei der Ausweitung des Zugangs zu FBBE Fortschritte erzielt wurden.


Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Ländern nach wie vor groß sind, auch was die Qualität der Dienstleistungen betrifft. Zwei Drittel der europäischen Länder berichten über einen Mangel an Fachkräften in der FBBE. Die zeigt den dringenden Bedarf an verbesserten Arbeitsbedingungen und verstärkter beruflicher Weiterbildung deutlich macht, um qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen und zu halten. Der Bericht untersucht auch die ECEC-Lehrpläne: Die meisten europäischen Länder beziehen die Erziehung zur Nachhaltigkeit und die Entwicklung digitaler Kompetenzen mit ein.


Gewässerreinigung mit Algen: Chemischer Verschmutzung bekämpfen

Duisburg, 24. Januar 2025 - Europas Gewässer sind in schlechtem Zustand: Über die Hälfte von ihnen ist chemisch stark belastet. Kein Wunder – täglich werden in Europa in Industrie und Landwirtschaft bis zu 70.000 verschiedene Chemikalien eingesetzt. Forschende der Universität Duisburg-Essen haben jetzt eine neue Methode entwickelt, um verschmutzte Gewässer zu reinigen.


Ihre aktuelle Studie zeigt*, dass fossilen Überresten von Kieselalgen (Diatomeen) Schadstoffe effizient aus dem Wasser entfernen können, nachdem sie chemisch modifiziert wurden.
Nahaufnahme der Kieselalgen aus der Algensammlung der Universität Duisburg-Essen, Gut zu erkennen sind unterschiedliche Porengrößen. Copyright: UDE/Arbeitsgruppe Phykologie/CCAC

Über 500 Chemikalien finden Forschende in Europas Flüssen, sie gelangen durch Industrie und Landwirtschaft ins Gewässer und bedrohen die aquatischen Lebensräume. Das Team um Juniorprofessorin Dr. Anzhela Galstyan will die Chemikalien jetzt mit Algen beseitigen.

Nahaufnahme der Kieselalgen aus der Algensammlung der Universität Duisburg-Essen, Gut zu erkennen sind unterschiedliche Porengrößen. Copyright: UDE/Arbeitsgruppe Phykologie/CCAC


Kieselalgen sind mikroskopisch kleine einzellige Organismen, die in Gewässern leben und eine Zellwand aus Kieselsäure (Siliziumdioxid) besitzen. Dank seiner porösen Struktur kann es eine Vielzahl von Schadstoffen aufnehmen“, erklärt Galstyan.

In der Studie testeten die Forschenden Kieselalgenschalen an zwei exemplarischen Schadstoffen, die häufig aus der Textilindustrie in Flüsse und Grundwasser gelangen: Methylenblau und Methylorange. Um die Adsorptionsfähigkeit zu verbessern, wurde das Kieselgur chemisch modifiziert, indem seine Oberfläche mit speziellen funktionellen Gruppen versehen wurde. „Das könnte problemlos auch in industriellem Maßstab umgesetzt werden“, betont die Juniorprofessorin für Nanomaterialien in aquatischen Systemen.

Im Labor wurde das Kieselgur unter verschiedenen Bedingungen getestet, etwa bei unterschiedlichen Salzkonzentrationen und pH-Werten. Die Ergebnisse sind gut: Unabhängig von den Bedingungen entfernte das Material die Schadstoffe gleichbleibend effektiv.


Zum Vergleich zogen die Forschenden Silica heran, ein Material, das bereits in der Wasserreinigung etabliert ist. Kieselgur schnitt deutlich besser ab: Nach einer Stunde wurden bis zu 100 Prozent des Methylenblaus entfernt, das Silicia hingegen entfernte in der selben Zeit nur 88% des Farbstoffs. Beim Methylorange nahmen sowohl Silica als auch Kieselgur etwa 70 Prozent des Schadstoffs auf.

„Wir sehen in Kieselgur eine umweltfreundliche und kostengünstige Lösung zur Wasseraufbereitung“, resümiert Galstyan. Der große Vorteil: Algen sind ein nachwachsender Rohstoff und lassen sich mit minimalem Energieaufwand züchten – ganz im Gegensatz zum etablierten Filtermaterial Aktivkohle.

Nun prüfen die Forschenden, wie Kieselgur in Membranen zur Wasserreinigung eingesetzt werden kann. Dank der weltweit größten Algensammlung, die an der Universität Duisburg-Essen beheimatet ist, sind die Voraussetzungen für die Entwicklung dieser umweltfreundlichen Technologie optimal.

* C. A. Ojike, V. Hagen, B. Beszteri, A. Galstyan, Surface-Functionalized Diatoms as Green Nano-Adsorbents for the Removal of Methylene Blue and Methyl Orange as Model Dyes from Aqueous Solution. Adv. Sustainable Syst. 2025, 2400776. https://doi.org/10.1002/adsu.202400776


Algenforschung im Teilchenbeschleuniger: Kooperation mit dem Lawrence Berkeley National Laboratory

Duisburg, 24. Januar 2025 -
Die Universität Duisburg-Essen beherbergt mit über 7.000 Stämmen die größte Algensammlung der Welt. Nun wird die Sammlung am Teilchenbeschleuniger Advanced Light Source des Lawrence Berkeley National Laboratory mittels Infrarotspektroskopie untersucht.


So wollen die Forschenden die chemische Zusammensetzung der Algenzellen entschlüsseln und herausfinden, welche Biomoleküle sie produzieren. Algen stellen beispielsweise Biomoleküle in Form von Lipiden her, die als nachhaltiger Energieträger genutzt werden können.


Der Teilchenbeschleuniger Advanced Light Source von innen. Copyright: UDE/Alexander Probst

Algen gelten als wahre Multitalente der Natur. Sie können Kohlendioxid in organische Materie umwandeln und tragen somit zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Einige Algen wie zum Beispiel Chlorella produzieren besonders viele Lipide, aus denen Biokraftstoff hergestellt werden kann.

Prof. Dr. Alexander Probst und Dr. Andre Soares von der Universität Duisburg-Essen (UDE), wollen mithilfe der Infrarot-Spektroskopie genau herausfinden, welche Biomoleküle von den Algen produziert werden. „Wir möchten Algen identifizieren, die sich für biotechnologische Anwendungen eignen, beispielsweise zur Herstellung von Biokraftstoffen“, erklärt Probst. Der Teilchenbeschleuniger in Berkeley eignet sich hierfür besonders gut, da er extrem reines Infrarotlicht produziert, das Hintergrundrauschen in Messungen minimiert.

Darüber hinaus widmet sich das Team auch der Grundlagenforschung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Analyse, wie Algen mit anderen Organismen, etwa Bakterien, interagieren. Diese Erkenntnisse könnten wertvolle Einblicke in die Ökologie und Funktionalität von Algen liefern.

Bereits im Jahr 2024 hatte das Team der UDE in Zusammenarbeit mit dem renommierten Joint Genome Institute des Lawrence Berkeley National Laboratory (LBL) den ersten Schritt zur Entschlüsselung des Erbguts von mehr als 100 Stämmen in der Algensammlung gemacht. Durch die Kombination der Genomanalysen mit der hochauflösenden Infrarot-Spektroskopie am Teilchenbeschleuniger eröffnen sich nun völlig neue Möglichkeiten: „Die Kombination aus Genomanalyse und der IR-Spektroskopie am Teilchenbeschleuniger ist unschlagbar“ betont Probst. „Wir entschlüsseln nicht nur die genetischen Baupläne der Algen, sondern können gleichzeitig feststellen, welche Biomoleküle sie produzieren.“

Die Untersuchungen an der Advanced Light Source in Berkeley begannen am 1. Januar 2025 und werden bis Ende Juni 2025 vor Ort durchgeführt, wobei viele Anschlussanalysen und lange Perioden der Datenauswertung geplant sind. Diese Zusammenarbeit stellt einen bedeutenden Meilenstein für die international anerkannten Wasserforschung der UDE dar und spiegelt die Interdisziplinarität des Forschungsschwerpunktes wider.


Planetenentstehung: Wachstum durch Kollision

Duisburg, 22. Januar 2025 - Planeten entstehen, indem Staub und Gestein in einer Scheibe um einen jungen Stern kollidieren und sich zu immer größeren Körpern verbinden. Diese so genannte Akkretion ist bislang nicht vollständig verstanden. Astrophysiker der UDE konnten durch Experimente in einer Forschungsrakete wesentliche Beobachtungen zu Kollisionsgeschwindigkeit und elektrischer Ladung der Partikel machen. Ihre Ergebnisse wurden soeben in Nature Astronomy* veröffentlicht.

Geladene Partikel haben sich zu einem Agglomerat verbunden. AG Wurm / UDE

Bis aus einem mikrometerfeinen Staubkorn ein Planet mit einem Ausmaß von 10.000 Kilometern wird, vergehen Millionen von Jahren. Alles beginnt in einer scheibenförmigen Wolke aus Gas (99%) und Staub (1%), der protoplanetaren Scheibe: Hier stoßen die Staubpartikel zusammen und bilden Agglomerate. Wolken dieser Agglomerate kollabieren schließlich zu größeren Körpern, die Planetesimale genannt werden und bereits einen Durchmesser von ein bis hundert Kilometer haben können. Durch Gravitation ziehen die Planetesimale weitere Materie an, wachsen zu Protoplaneten und später zu vollwertigen Planeten heran.


Bei den Vorgängen in der Scheibe setzen die Partikel eine Kollisionsbarriere außer Kraft. „Eigentlich ist es nämlich so, dass Staubkörner ab etwa einem Millimeter Größe gar nicht wachsen können, weil sie voneinander abprallen oder sie beim Zusammenstoß zerbrechen“; erklären die Astrophysiker Prof. Dr. Gerhard Wurm und PD Dr. Jens Teiser. „Dadurch aber, dass sie immer wieder kollidieren, laden sie sich unterschiedlich auf und ziehen sich dann gegenseitig an.“


Die Haftung durch elektrostatische Aufladung hatte ihr Team schon in vorherigen Fallturmexperimenten beobachtet. Weil dabei nur knappe neun Sekunden Messzeit in Schwerelosigkeit möglich sind, konnten sie die finale Größe und die Stabilität der wachsenden Körper nicht untersuchen. Ganz anders in den Experimenten der aktuellen Studie: Sie fanden auf einer Forschungsrakete der Europäischen Weltraumorganisation ESA statt. „Während die Rakete auf 270 Kilometer Höhe aufstieg, bot sie uns sechs Minuten Schwerelosigkeit, unsere Experimente vom Boden aus zu steuern und zu verfolgen“, so Teiser.



Das UDE-Team konnte dadurch das Wachstum von kompakten Agglomeraten von etwa drei Zentimetern Größe direkt beobachten und genau messen, mit welcher Geschwindigkeit einzelne Partikel höchstens aufprallen dürfen, um nichts zu zerstören.

„Die Agglomerate sind so stabil, dass sie den Beschuss von einzelnen Partikeln mit bis zu 0,5 Meter pro Sekunde aushalten. Alles darüber hinaus erodiert“, betont Astrophysiker Wurm. „Zusätzlich haben wir numerische Simulationen durchgeführt, die zeigen, dass es durch die Kollisionen tatsächlich zu einer starken elektrostatischen Aufladung und Anziehung kommt.“


„Derart konkrete Geschwindigkeiten für Erosion zu finden, hat uns überrascht“, ergänzt Teiser. „vor allem da sie nahe an jenen Werten liegen, die in früheren Simulationen für die Fragmentation verwendet wurden, also für das Zerbrechen von Partikeln oder Objekten.“ Das heißt, dass die physikalischen Bedingungen ähnlich sind, unter denen Material in der scheibenförmigen Wolke um einen jungen Stern abgetragen oder zerbrochen wird.


Die Ergebnisse des UDE-Teams fließen in physikalische Modelle zu protoplanetaren Scheiben und zum Partikelwachstum ein und helfen somit, die Details der Planetenbildung zu verstehen.

Die Forschungen wurden vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima gefördert.

Luftlinie versus Straßennetz Universeller Zusammenhang gefunden

Essen/Duisburg, 21. Januar 2025 - Die direkte Verbindung zwischen zwei Orten per Luftlinie ist in der Regel kürzer als der Weg, den man per Auto zurücklegen muss. Zwei Physik-Arbeitsgruppen der Universität Duisburg-Essen haben nun herausgefunden: Die Entfernung zwischen zwei Orten in einem Autobahn-Netzwerk ist typischerweise 1,3-mal länger als deren Verbindung per Luftlinie.


Ihre tatsächlich neue Erkenntnis basiert auf einer umfangreichen Analyse von Daten aus Europa, Asien und Nordamerika und wurde veröffentlicht im Fachmagazin npj Complexity. Durchgeführt wurde die Studie von den Arbeitsgruppen Statistische Physik komplexer Systeme um Prof. Thomas Guhr sowie Physik von Transport und Verkehr unter der Leitung von Prof. Michael Schreckenberg.


Sie ermittelten die Entfernung zwischen etwa 2.000 Orten innerhalb von Frankreich, Deutschland, Spanien, China und den USA. Dazu verwendeten sie frei nutzbare Geodaten und verglichen die Streckenlänge über das Autobahnnetz mit der jeweiligen geodätischen Entfernung – der direkten Verbindung zwischen zwei Orten, wie ein Vogel sie fliegen könnte.


Sie fanden heraus, dass das Verhältnis der beiden Strecken recht universell ist: Die Strecke per Auto ist in der Regel 1,3 (± 0,1) mal länger als die Luftlinie. „Dieses stabile Verhältnis über Länder und Kontinente hinweg ist das Ergebnis zweier gesellschaftlicher Bedürfnisse, die miteinander konkurrieren“, erklären die Leiter der Studie. „Zum einen möchten wir schnell und effizient an unser Ziel gelangen, zum anderen möchten wir Kosten und Umweltauswirkungen so gering wie möglich halten.“


Aus ihren Erkenntnissen wurde ein neues Modell für die Planung von Autobahn-Netzwerken abgeleitet, das sie als "teilweise zufälliges Autobahn-Netzwerk" bezeichnen. Es basiert auf der Idee, bestehende Verbindungen effizient zu nutzen, indem benachbarte Regionen schrittweise verbunden werden. Der zufällige Teil des Modells besteht darin, gewisse Verbindungen zwischen Städten und Orten im Autobahn-Netzwerk nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit herzustellen.


Definierte Regeln stellen dabei logische Verbindungen und eine gute Vernetzung sicher. Das Modell könnte künftig die Effizienz von Verkehrswegen verbessern und gleichzeitig deren Umweltauswirkungen verringern.


Duisburger Forscher wird neuer Präsident der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste

Essen/Duisburg, 21. Januar 2025 - Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste hat einen neuen Präsidenten: Der emeritierte Universitätsprofessor der Universität Duisburg-Essen (UDE) Prof. Dr. Gerd Heusch hat die dreijährige Amtszeit übernommen. Prof. Heusch zählt zu den führenden Köpfen der Herz-Kreislauf-Forschung.


1989 übernahm er die Leitung des Instituts für Pathophysiologie an der UDE, die er mehr als drei Jahrzehnte innehatte. Von 2014 bis 2022 war er zudem Wissenschaftlicher Vorstand des Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrums in Essen. Darüber hinaus ist er Mitglied zahlreicher weiterer Fachgesellschaften, darunter die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), deren Präsident er von 2007 bis 2009 war, und die European Society of Cardiology (ESC).


Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste ist eine Vereinigung führender Forscherinnen und Forscher. Diese pflegen den wissenschaftlichen und künstlerischen Gedankenaustausch untereinander sowie mit Vertreterinnen und Vertretern des politischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Lebens. idr


Mitarbeiter:innen entlasten, Unfälle verhindern: Projekt zur Digitalisierung von Tanklagern gestartet

Duisburg, 17. Januar 2025 - Tanklager spielen eine wichtige Rolle für zahlreiche Industriezweige. Da sie aus logistischen Gründen häufig in der Nähe von Gewässern liegen, hat die Unfallprävention oberste Priorität. Denn allein 2023 gab es mehr als 900 Gewässerverunreinigungen durch austretende Stoffe, darunter war 46-mal das Grundwasser betroffen. Mit dem Projekt DigiTank will die Evos GmbH Hamburg mit der wissenschaftlichen Expertise der Universität Duisburg-Essen die Digitalisierung der Tanklager stärken und damit deren Sicherheit erhöhen.*

Ein Mitarbeiter überprüft Rohrleitungen im Tanklager optisch und manuell – noch. © Evos GmbH Hamburg

Das Projekt DigiTank: Digitaler Tanklagerbetrieb – sicher, umweltfreundlich und menschenzentriert ist am Donnerstag, 16. Januar, mit einer Auftaktveranstaltung in Hamburg gestartet. Gefördert wird es mit fast 4 Mio. Euro für vier Jahre innerhalb des Förderprogramms für Innovative Hafentechnologien (IHATEC II) vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr.

Herzstück des Vorhabens ist die Entwicklung eines digitalen Zwillings des Tanklagers, der in einen innovativen Leitstand integriert ist, sowie mobile Überwachungssysteme inklusive Drohnen. Gemeinsam sollen die Technologien Mitarbeitende in Tanklagern entlasten, die Sicherheit erhöhen und somit auch den Umweltschutz verbessern.

Die Universität Duisburg-Essen (UDE) beteiligt sich mit zwei Arbeitsgruppen am Projekt: Die Projektleitung liegt bei Dr. Magnus Liebherr aus dem Lehrstuhl für Mechatronik, ebenfalls beteiligt ist der Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Mobilität um Prof. Dr. Ellen Enkel – das Zentrum für Logistik und Verkehr (ZLV), ein An-Institut der UDE, ist als assoziierter Partner beratend dabei.

Die Forschenden der UDE verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der gleichermaßen Mensch und Technik in den Fokus rückt: Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines menschenzentrierten Leitstands, dessen Systeme individuell an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst werden können. Mithilfe Künstlicher Intelligenz werden Muster in Tanklagerdaten analysiert, Anomalien frühzeitig erkannt und dadurch die Sicherheit und Effizienz der Systeme verbessert. Parallel dazu werden Strategien erarbeitet, die sowohl die Akzeptanz der neuen Technologien fördern als auch die Motivation der Mitarbeitenden im Umgang mit den innovativen Systemen stärken.

„Bisher sind menschliche Überwachungsprozesse im Tanklager essenziell, aber zeitintensiv und fehleranfällig. Mit DigiTank setzen wir auf modernste Technologien: Drohnen und roboterbasierte Systeme erkennen Leckagen oder Schwachstellen frühzeitig und senden präzise Warnmeldungen. Im künftigen menschenzentrierten Leitstand arbeiten Mensch und Technologie Hand in Hand – ein Ansatz, der nicht nur die Sicherheit und Effizienz erhöht, sondern den Arbeitsplatz im Tanklager auch zukunftsfähig und attraktiver gestaltet,“ sagt Dr. Magnus Liebherr.

Wie dringlich derartige Maßnahmen sind, zeigt der Blick auf die Statistik: Trotz stetig weiterentwickelter Präventionsmaßnahmen kommt es nach wie vor zu einer hohen Anzahl von Vorfällen mit wassergefährdenden Stoffen: Im Jahr 2023 wurden durch Unfälle rund 21 Millionen Liter wassergefährdende Stoffe freigesetzt – 3,3 Millionen Liter konnten nicht zurückgewonnen werden und verblieben dauerhaft in der Umwelt.

* Weitere Projektbeteiligte sind die Schotte Automotive GmbH & Co.KG, der Hafen Hamburg Marketing e.V., die ma-co maritimes competenzcentrum GmbH sowie der Unabhängige Tanklagerverband e.V.

Seilroboter an Universität Duisburg-Essen vorgeführt: Automatisierte Baustelle entlastet Fachkräfte

Duisburg, 16. Januar 2025 - Ein Seilroboter, der eigenständig Mauern errichtet und Zwischendecken einzieht, könnte Baustellen revolutionieren: Nicht mehr Menschen, sondern Maschinen führen dann die künftig digitalisierte Planung aus. Am 16. Januar demonstrierten Forschende der Universität Duisburg-Essen die von ihnen entwickelte Technologie vor Staatssekretär Daniel Sieveke, Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert sowie Medienvertreter:innen.

V.l.n.r: Prof. Dr.-Ing. Tobias Bruckmann, Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert, Staatssekretär Daniel Sieveke, Prof. Dr.-Ing. Alexander Malkwitz, Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm und Dr. Aileen Pfeil bei der Vorführung des Seilroboters. Copyright: UDE/Birte Vierjahn


Prof. Dr. Barbara Albert, Rektorin der Universität Duisburg-Essen (UDE): „Das Projekt veranschaulicht den Anspruch der Universität Duisburg-Essen, gemeinsam mit ihren Partnerinstitutionen als Impulsgeberin und Innovationstreiberin in der Region zu wirken und mit wissenschaftlicher Innovation und Invention einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Fragestellungen zu leisten.“

Der Seilroboter übernimmt die schwere körperliche Arbeit und führt sie automatisiert und präzise aus: Innerhalb weniger Stunden soll er künftig eine Etage mauern. Anschließend wechselt er das Werkzeug und platziert Deckenelemente als Grundlage des nächsten Geschosses: Schrittweise entwickeln die Forschenden der Universität Duisburg-Essen (UDE) ein Robotersystem, das die wesentlichen Arbeiten im Rohbau umsetzt.

Entwickelt wurde die zugrunde liegende Technik am Lehrstuhl für Mechatronik unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm; das Institut für Baubetrieb und Baumanagement (IBB) um Prof. Dr.-Ing. Alexander Malkwitz brachte seine Expertise rund um den Baubetrieb ein. Unterstützt wurde das Projekt durch die Forschungsvereinigung Kalk-Sand e.V. sowie das Institut für Angewandte Bauforschung Weimar gGmbH. An der UDE koordinieren Mechatroniker Prof. Dr.-Ing. Tobias Bruckmann und Bauingenieurin Dr. Aileen Pfeil (IBB) die Arbeit des interdisziplinären Entwicklungsteams.

Die Technik könnte den akuten Fachkräftemangel abpuffern, indem sie schwere, monotone Arbeiten übernimmt. Die Forscher:innen sind dazu im Dialog mit Ausbilder:innen und Bauunternehmen, um zu diskutieren, wie künftig angehendes Baustellenpersonal den Umgang mit automatisierten Bauverfahren in der beruflichen Aus- und Weiterbildung erlernen kann.

„Die Planung der Baustelle als Fertigungsort wird anderen Regeln folgen", betont Dr.-Ing. Aileen Pfeil vom IBB. „In der Mensch-Maschine-Interaktion sowie in der Baustelleneinrichtung und -logistik werden wir neue Wege gehen müssen – ohne Menschen zu ersetzen. Vielmehr werden sie im Umgang mit der Technologie geschult und von körperlich schwerer Arbeit entlastet."

Robotikforscher Prof. Dr.-Ing. Tobias Bruckmann ergänzt: „Diesen Weg werden wir nicht alleine gehen. Von der Planung bis zur Ausführung müssen alle am Bau Beteiligten – aus Architektur, Planung, Baustoffherstellung und -lieferung bis hin zur automatisierten Errichtung von Bauwerken – die Transformation zur Digitalisierung der Branche mitgestalten.“

Diese Kette von Schritten eines Bauvorhabens greift die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsgruppe FOR 5672 Das Informationsrückgrat des robotisierten Bauens unter der Leitung der Technischen Universität München auf: Hier entwickeln die Robotiker:innen der UDE Softwaremodelle von Baurobotern. Zusammen mit Softwarebausteinen anderer Universitäten zur Koordination aller Akteure erlauben diese den simulierten Blick in die automatisierte Baustelle der Zukunft, um dafür Prozesse, Bauverfahren und Systeme zu entwickeln und zu optimieren.

 

 

 

Spannende Exponate auf weltgrößter Bootsmesse

UDE und DST auf der boot

Duisburg, 15. Januar 2025 - Weit über 200.000 Menschen werden ab Samstag (18.1.) auf der weltgrößten Bootsmesse boot Düsseldorf erwartet. Ein echter Besuchermagnet. Unter den 1.500 Ausstellern sind die Universität Duisburg-Essen und ihr An-Institut, das Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme DST. Auf einem 400 qm großen Stand präsentieren sie spektakuläre Entwicklungen und Forschungsprojekte, darunter das Binnenschiff der Zukunft ELLA, einen Simulator, mit dem reale Testfahrten gemacht werden können, und das Hafenforschungslabor HaFoLa. Sie bieten zahlreiche Mitmach-Aktionen und beraten zu praxisnahen Studiengängen.

Studierende zeigen Projekte wie ein Betonkanu oder ein Renntretboot. Wer Innovationen rund um Wasser, Boot und Technik erleben möchte, sollte also unbedingt Halle 14, Platz 14D41, ansteuern.
© DST

Als eine der wenigen Hochschulen in Deutschland forscht und lehrt die Universität Duisburg-Essen (UDE) zu nachhaltigen maritimen Systemen, zur modernen KI gestützten Binnen- und Küstenschifffahrt sowie zur Hafenlogistik. In entsprechenden Studiengängen und Kreativlaboren bildet sie praxisnah Ingenieur:innen aus. Das DST ist international bekannt für seine Forschungsarbeit und kooperiert eng mit der Industrie und verschiedenen Lehrstühlen an der Uni.


Auf der boot zeigen UDE und das DST gemeinsam folgende Exponate:
Forschungsschiff ELLA: Es ist das Binnenschiff der Zukunft und zeigt eindrücklich, wie das autonome Fahren auch auf dem Wasser voranschreitet. ELLA ist ein Modell im Maßstab 1:6 und misst stattliche 15 Meter. Vom Simulator aus lässt sich ELLA fernsteuern, von der Testrecke lassen sich hier Live-Sensordaten abrufen. (https://www.smartshipping.info/ella/)

Schiffssimulator VeLABi mit virtuellem Testfeld VERA: Er ist deutschlandweit einzigartig und zeigt den Standard der Zukunft, wenn Schiffe von Land aus ferngesteuert werden bzw. sogar vollends automatisch fahren. Wie das funktioniert bei ELLA und Co., lässt sich im Simulator erleben. (https://www.velabi.de/; https://www.dst-org.de/vera/)

Hafen-Forschungslabor HaFoLa: Hier wird die Logistikinfrastruktur von morgen erforscht, denn auch die Arbeit im Hafen läuft immer automatisierter. Am Stand ist eine Fracht- und Umschlag-Umgebung im Maßstab 1:16 aufgebaut. Wer möchte, kann z.B. einen Reachstacker per Playstation Controller über einen Parkour fernsteuern und Container transportieren. (https://www.smartshipping.info/hafola/

Betonkanu und Rennkatamaran: Dass Beton schwimmt, und Tretboote nicht plump sein müssen, zeigen Studierende mit ihren selbstentwickelten und -gebauten Booten Ruhr-Pott I sowie Close to Perfection. Außerdem zu sehen sind SL Modellschiffe, an denen Studierende Automatisierung erforschen.

Windturbine: Gezeigt wird eine Windanlage, mit der sich auch auf Schiffen elektrische Energie gewinnen lässt.

Flexible Wellen (Flex-Line N-FLEX): Diese innovative Kunststoff-Welle für den Antrieb von Schiffen hat die UDE mit einem Industriepartner entwickelt. Sie ist aus Faserverbundwerkstoff und Elastomermaterial konstruiert. (https://www.vulkan.com/produkte/detail/n-flex)

Aqua Speeder: Es ist der erste voll-elektrische, lautlose Jetski für den europäischen Markt. Die Ingenieur:innen der UDE haben es mitentwickelt. (https://www.aquaspeeder.de/)

CoCreation Lab: Das Team für Produktinnovationen kommt aus den Bereichen Design, Chemie, Ingenieurwissenschaften und 3D-Druck. Auf der boot führt es verschiedene 3D-Drucker und einen 3D-Scanner vor und druckt Mini-ELLAs und andere Giveaways aus. (https://www.uni-due.de/chemie/akgiese/ccl_home.php)

Wasser, Technik, Studium: Studierende, Dozierende und Studienberater:innen informieren über Studiengänge wie Nachhaltige und autonome maritime Systeme, Maschinenbau, Energy Science, aber auch über viele andere spannende Fächer.

Weitere Informationen:
Dr. Frederic Kracht, Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme DST, Tel. 0151/42467347, kracht@dst-org.de

Unsichere Zukunft für Gewerkschaften

Neuer IAQ-Report

Duisburg, 15. Januar 2025 - Inzwischen machen Angestellte mit über 70% die Mehrheit der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe aus. Diese sind höher qualifiziert, weiblicher und vor allem: deutlich seltener gewerkschaftlich organisiert als Arbeiter:innen. Was können Gewerkschaften tun – und was tun sie bereits –, um Industrieangestellte breiter zu organisieren und zu vertreten? Diese Fragen untersucht der neue Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der UDE insbesondere mit Blick auf die beiden großen deutschen Industriegewerkschaften IGBCE und IG Metall.


Durch Rationalisierungsmaßnahmen und Produktionsverlagerung ins Ausland nimmt die Zahl der (Fach-)Arbeitenden im produzierenden Gewerbe seit Jahren ab. Parallel steigt die Bedeutung von Angestelltentätigkeiten im Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen, wie Forschung und Entwicklung. Angestellte machen daher nach Auswertungen des Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) inzwischen über 70% der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe aus – was Industriegewerkschaften vor Herausforderungen stellt.

Bisher beziehen sie ihre Organisationsmacht vor allem aus den gewerblichen Bereichen der Produktion. Je mehr der Anteil der Arbeiter:innen zurückgeht, desto größer ist die Gefahr, dass sie ihre Durchsetzungsfähigkeit in Tarifverhandlungen, ihre Ressourcenstärke und ihre gesellschaftliche Stellung verlieren.

Vor diesem Hintergrund analysiert der aktuelle Report des IAQ am Beispiel von IGBCE und IG Metall, was Gewerkschaften tun können – und bereits tun –, um Industrieangestellte breiter zu organisieren und zu vertreten. Er stützt sich auf Ergebnisse einer eigenen, erstmalig durchgeführten, standardisierten Befragung von Angestellten (n = 1.045) im Verarbeitenden Gewerbe. Ergänzend wurden Workshops mit Expert:innen der IGBCE und der IG Metall ausgewertet.

Die Ergebnisse der Befragung verweisen auf ambivalente Arbeitsbedingungen der Angestellten: Auf der einen Seite erscheint ein größerer Teil relativ zufrieden mit ihrer Bezahlung, den Möglichkeiten, ihre Arbeitszeiten nach ihren Bedürfnissen zu gestalten oder auch der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Zugleich berichtet ein erheblicher Teil der Befragten über Zeitdruck bei der Arbeit und eine Intensivierung der an sie gestellten Anforderungen.


Und auch bei Themen wie Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen wird noch Verbesserungsbedarf gesehen. „Hier zeigen sich durchaus Ansatzpunkte, die von den Gewerkschaften erfolgreich genutzt werden könnten, um Angestellte breiter zu organisieren“, ist sich Prof. Dr. Thomas Haipeter, Leiter der Forschungsabteilung Arbeitszeit und Arbeitsorganisation (AZAO) am IAQ, sicher.

Knapp ein Drittel der befragten Angestellten sind bereits Mitglied in einer Gewerkschaft. Davon halten rund 92% deren Arbeit für (sehr) wichtig. Eine Position, die auch von rund zwei Dritteln der Nichtmitglieder geteilt wird. Weniger wichtig wird die Gewerkschaftsarbeit allerdings von den Befragten für die eigene Person eingeschätzt: 80% der Mitglieder, aber nur 40% der Nichtmitglieder erkennen die Wichtigkeit für die eigene Person an.

„Für die Gewerkschaften bedeutet dies, dass sie den Transfer vom ‚allgemein wichtigen gesellschaftlichen Gut‘ hin zur persönlichen Bedeutsamkeit bewältigen müssen“, ordnet Arbeitsforscherin Dr. Angelika Kümmerling die Ergebnisse ein. Eine weitere Schwierigkeit: Nur 41% der Befragten hatte bereits Kontakt zu Gewerkschaften, unter den Nichtmitgliedern sind es sogar nur 27%.

Um Industrieangestellten besser zu erreichen, haben IGBCE und IG Metall thematische Aktionen, die auf die Gruppe der Angestellten abzielen, gestartet. Mit der Kampagne „Home-Office muss fair sein“ nahm die IG Metall ein zentrales Thema der Arbeitsrealität der Industrieangestellten auf. „Diese Kampagne und andere Maßnahmen der Gewerkschaften zeigen, dass die Beteiligung der Beschäftigten gerade bei den Hochqualifizierten ein Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Organisierung und Vertretung ist“, so die Arbeitsforscherin Dr. Sophie Rosenbohm.


Auch wird von den Expert:innen beider Gewerkschaften betont, dass die Aktivitäten in den Betrieben mit und über die Betriebsräte koordiniert werden müssen. Deren Aktivierung für die Organisierung und Vertretung der Angestellten ist aus Sicht aller Befragten eine Kernaufgabe für die Gewerkschaft. Einig ist man sich, dass die Interessenvertretungen dafür ihre Zusammensetzung ändern und mehr Angestellte für ihre Arbeit gewinnen müssen. Auch eine neue Art der Ansprache sei nötig, um höherqualifizierte Angestellte zu erreichen.


Wenn Gefühle den Schulalltag bestimmen

Duisburg, 14. Januar 2025 - Aggression, Depression, Angst, fehlender Selbstwert: Viele Kinder und Jugendliche kennen das. Wie sich ihre Gefühle auf Unterricht und Schulalltag auswirken, erforschen Wissenschaftler:innen wie Prof. Dr. Désirée Laubenstein von der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Die neue Professorin für Pädagogik und Didaktik im Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung erforscht am Institut für Sonderpädagogik das Schulklima und Herausforderungen an Regelschulen des Gemeinsamen Lernens und Förderschulen.
Klima an Regel- und Förderschulen: Prof. Dr. Désirée Laubenstein forscht dazu. © UDE/Bettina Engel-Albustin

„Kinder und Jugendliche stoßen mit ihrem Verhalten bei Bildungsangeboten oft an Grenzen. Je nachdem, was sie tun, laufen sie Gefahr, diskreditiert, pathologisiert, exkludiert oder marginalisiert zu werden“, sagt Professorin Désirée Laubenstein „Ich möchte verstehen, wie sie Situationen emotional erleben, wieso sie sie problematisch finden und sich so verhalten. Ich möchte zudem wissen, wie wir Schulen unterstützen können, mit diesen Herausforderungen umzugehen.“

Prof. Dr. Désirée Laubenstein (© UDE / Bettina Engel-Albustin)

Aktuell erforscht Professorin Laubenstein an der Universität Duisburg-Essen (UDE) im Projekt „InSchul2“ das Klima in der inklusiven Schulentwicklung und wie Kompetenzen der emotionalen und sozialen Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen gezielt unterstützt werden können, um Bildungsteilhabe zu realisieren. „Ich untersuche seit mehr als zehn Jahren mit meinem Team, wie die Zusammenarbeit an Schulen so gestaltet werden kann, dass Lehrkräfte Unterrichts- und individuelle Förderkonzepte gerne umsetzen und als bereichernd fürs Schulklima werten.“


Besonders wichtig hält sie die emotional-soziale Unterstützung von Schüler:innen: „Es geht uns darum, ein sicheres und positives Schulklima zu schaffen. Dafür vermitteln wir den Lehrkräften lösungsorientierte Gesprächstechniken und ermutigen sie zu einem ressourcenorientierten Blick auf ihre Schülerinnen und Schüler.“

Laubenstein studierte Heilpädagogik (1991-1995) an der Universität Köln. Von 1996 bis 2007 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich ‚Pädagogik für geistig behinderte Menschen‘ an der Universität Koblenz-Landau. 2008 wechselte sie als Projektmitarbeiterin für zwei Jahre an die Universität Würzburg und erforschte den Bereich ‚Übergang Schule-Beruf‘.

Von 2010 bis 2014 kehrte sie als Junior-Professorin für Pädagogik bei herkunftsbedingten Benachteiligungen, Lernschwierigkeiten und Verhaltensstörungen an die Universität Koblenz-Landau zurück. Bevor sie an die UDE kam, war sie seit 2014 Professorin für Inklusion unter besonderer Berücksichtigung des Förderschwerpunkts Emotionale und Soziale Entwicklung an der Universität Paderborn.


Membrantechnologie im Wasser- und Energiemanagement
Wichtiger Beitrag zur Versorgung in Afrika

Duisburg, 14. Januar 2025 - Auf dem afrikanischen Kontinent wächst die Bevölkerung stetig. Sie mit sauberem Wasser und ausreichend Energie zu versorgen, stellt für die Staaten eine Herausforderung dar. Die Membrantechnologie könnte innovative und nachhaltige Lösungen liefern. Im internationalen Projekt „WE-Africa, Membrane Knowledge Hub“ wollen Forschende und Partner aus der Wirtschaft deshalb eine Hochschul-Industrie-Plattform für nachhaltiges Wasser- und Energiemanagement in Afrika etablieren. Es wird von der Universität Duisburg-Essen (UDE) geleitet und koordiniert.


Der Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) fördert es für vier Jahre mit knapp 800.000 Euro.
Die Membrantechnologie spielt eine zentrale Rolle beim nachhaltigen Wasser- und Energiemanagement. Beispielsweise ist der Einsatz von Membranen beim Entsalzen von Meerwasser energiesparender verglichen mit anderen Methoden. Außerdem werden Membrane verwendet, um Schadstoffe aus Abwässern zu filtern, und in Brennstoffzellen eingesetzt, wandeln sie Wasserstoff effizient in Elektrizität um.

Im Projekt, das vom Zentrum für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) der UDE koordiniert wird, soll nun an Partneruniversitäten in Ägypten, Ghana und Marokko ein Membrane Technology Knowledge Hub entstehen. Dort werden für Studierende und Fachkräfte Online-Kurse zur Membrantechnik im Wasser- und Energiemanagement angeboten. Gleichzeitig sammeln die Studierenden in Unternehmen praktische Erfahrungen. In Intensivkursen zum Unternehmertum erfahren sie, wie sie aus ihren Ideen ein Geschäftsmodell entwickeln und in den lokalen Markt einbringen können.


„Wir unterstützen mit dem Projekt den Wissensaustausch, den Aufbau von Kapazitäten und den Technologietransfer“, erklärt Leiter Dr. Stefan Panglisch, UDE-Professor für Mechanische Verfahrenstechnik/Wassertechnik. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur sozioökonomischen Entwicklung und zum Umweltschutz in Afrika.“

Prof. Dr. Michael Eisinger, Geschäftsführer des Zentrums für Umwelt- und Wasserforschung (ZWU) der UDE (l.), und Hasan Idrees, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Professor für Mechanische Verfahrenstechnik/Wassertechnik der UDE (M.), beim Besuch einer Trinkwasseraufbereitungsanlage in Ghana (Foto: KNUST/Ghana)

Die UDE ist Teil der Ghana-NRW Universitätsallianz. „WE-Africa, Membrane Knowledge Hub“ leiste einen wichtigen Beitrag, diese Kooperation zu intensivieren, betonte Prof. Dr. Karen Shire, Prorektorin für Universitätskultur, Diversität und Internationales, kürzlich bei der Auftaktveranstaltung des Projekts. Dazu waren Verteter:innen von Partneruniversitäten aus Ägypten, Ghana und Budapest an den Essener Campus gekommen.

Weitere Informationen: https://www.uni-due.de/zwu/we_africa.php



KI gestützte Vorhersagen: Frühwarnsystem für Trinkwasserversorger

Duisburg, 13. Januar 2025 - Rund 12 Prozent des Trinkwassers in Deutschland stammen aus Seen und Talsperren. Deren Zustand wird maßgeblich von den darin lebenden Organismen bestimmt. Der Klimawandel, Umweltverschmutzungen und invasive Arten wie Blaualgen gefährden jedoch die Biodiversität – und damit die Qualität des Trinkwassers.

Im Forschungsprojekt IQ Wasser* untersucht ein interdisziplinäres Team der Universität Duisburg-Essen die mikrobiologische Biodiversität mithilfe von Umwelt-DNA-Analysen. Ziel ist die Entwicklung eines KI-gestützten Frühwarnsystems, das Veränderungen in der Wasserqualität erkennt.

Das Team untersucht die Wasserqualität und Biodiversität der Talsperre Kleine Kinzig in den nächsten drei Jahren. Copyright: TZW, Michael Hügler

„Etliche Lebewesen tragen zur Wasserqualität in Trinkwasserreservoiren bei“, erläutert Dr. Julia Nuy aus der Umweltmetagenomik am Research Centre One Health. „Muscheln filtern Partikel aus dem Wasser, Bachflohkrebse zerkleinern organisches Material, und bestimmte Bakterien verstoffwechseln Stickstoff oder Kohlenstoff.“ Dabei gilt: Je höher die Artenvielfalt, desto stabiler bleiben ökologische Dienstleistungen wie etwa das Filtern des Wassers.

Die Rolle der Biodiversität und insbesondere die mikrobiologische Vielfalt wird bei der Bewertung der Wasserqualität bislang jedoch kaum berücksichtigt. Mikroorganismen wie Bakterien übernehmen dabei wesentliche Funktionen im Ökosystem, bergen aber auch Risiken, wie etwa Cyanobakterien (Blaualgen), die sich bei steigenden Temperaturen ausbreiten.

In den nächsten drei Jahren nimmt das interdisziplinäre Team vier Mal pro Jahr Proben in der Wahnbachtalsperre und in der Talsperre Kleine Kinzig. „Nach der Filterung extrahieren wir die DNA und sequenzieren sie vollständig“, erläutert Dr. Julia Nuy, die das Teilvorhaben Mikrobielle Ökologie und Biodiversität leitet.

„Damit arbeiten wir genom-aufgelöst und können aus kleinen Fragmenten nahezu vollständige Genome rekonstruieren, das gibt präzise Einblicke in die mikrobielle Vielfalt und die Dienstleistungen eines Ökosystems“, erklärt Dr. Julia Nuy. „Anhand der Genome können wir beispielsweise erkennen, ob Bakterien Stickstoff oder Kohlenstoff verstoffwechseln – eine zentrale Funktion für das Ökosystem“.

Ein weiterer Fokus liegt auf dem Pathogenitätspotenzial: „Wir untersuchen, wie sich Antibiotikaresistenzen zeitlich entwickeln, ob bestimmte Resistenzgene nur in spezifischen Bakterien vorkommen oder in einer breiten Vielfalt von Mikroorganismen. Zudem analysieren wir, ob aktuelle Trends beim Antibiotikaeinsatz in den untersuchten Bakterien nachweisbar sind“, so Nuy.

Die gewonnenen Daten fließen in KI-Modelle ein, die Umweltveränderungen und ihre Auswirkungen auf die Biodiversität vorhersagen. „Unser Ziel ist es, ein Frühwarnsystem für Trinkwasserversorger zu schaffen“, betont Nuy. „So können potenzielle Gefahren wie Algenblüten oder antibiotikaresistente Keime frühzeitig erkannt und gezielte Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.“

* IQ Wasser wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit etwa zwei Millionen Euro gefördert und vom TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser koordiniert. Weitere Partner sind das Fraunhofer-Institut IOSB, das Museum für Naturkunde Berlin sowie bbe Moldaenke GmbH und Ident Me GmbH.


Physician Assistants im Praxis-Test: Neue Berufsgruppe soll Hausärzt:innen entlasten

Duisburg, 13. Januar 2025 - Wo es einen Mangel an Ärzt:innen gibt, könnten sie eine Lösung sein: Physician Assistants (PAs). PAs sind studierte Assistent:innen, die Mediziner:innen entlasten, indem sie einen Teil ihrer Aufgaben übernehmen. Wie das bei der hausärztlichen Versorgung in einer Teampraxis funktioniert, wird seit Januar 2025 in einem bundesweiten Kooperationsprojekt getestet.


An dem multizentrischen Projekt „Physician Assistants in der Allgemeinmedizin“ (PAAM) sind auch Forschende der Medizinischen Fakultät und der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen beteiligt. Die Konsortialführung liegt beim Institut für Allgemeinmedizin (ifam) am Universitätsklinikum Essen. Das PAAM-Projekt wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 6,75 Millionen Euro gefördert.

Physician Assistants durchlaufen einen 6- bis 8-semestrigen medizinnahen Bachelor-Studiengang und übernehmen delegierbare ärztliche Aufgaben. „Das Berufsbild des Physician Assistant ist in Deutschland zwar noch wenig bekannt, wird jedoch von Fachleuten zunehmend als wichtige Ergänzung in der medizinischen Versorgung angesehen“, sagt Prof. Dr. Jürgen in der Schmitten, Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Essen. „Bisher sind die meisten PAs im klinischen Sektor tätig, es wurden aber in einigen Best-Practice-Praxen bereits vielversprechende Erfahrungen gesammelt.“


In dem neuen Projekt PAAM, das eine Laufzeit von 45 Monaten hat, wird eine cluster-randomisierte Studie in 24 Interventions- und 28 Kontrollpraxen in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein durchgeführt. Es wird untersucht, welchen Beitrag PAs in der hausärztlichen Versorgung leisten und wie Kooperationen von PAs und Hausärzt:innen bestmöglich unterstützt werden können.


Dabei werden Patient:innensicherheit und Versorgungsqualität sowie Auswirkungen auf Versorgungskapazitäten, Ärzt:innen- und Patient:innenzufriedenheit und Effizienz evaluiert. Die Mediziner:innen möchten herausfinden, wo die Potenziale von PAs in der hausärztlichen Versorgung liegen und wie ihre Rolle in Zukunft weiter ausgestaltet werden kann.

Mehr Informationen zum Projekt „Physician Assistants in der Allgemeinmedizin“:
http://www.ifam-essen.de/forschen/paam/


63 Hochschulen und Forschungsinstitutionen verlassen Plattform X – Gemeinsam für Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft

Essen/Duisburg, 10. Januar 2025 - Mehr als 60 deutschsprachige Hochschulen und Forschungsinstitutionen, darunter die Universität Duisburg-Essen, möchten ein Zeichen setzen und verkünden gemeinschaftlich, ihre Aktivitäten auf der Plattform X (ehemals Twitter) einzustellen. Der Rückzug ist Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs.

Die Veränderungen der Plattform X – von der algorithmischen Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung organischer Reichweite – machen eine weitere Nutzung für die beteiligten Organisationen unvertretbar. Der Austritt der Institutionen unterstreicht ihren Einsatz für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte. Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben.

Auch einige Institutionen, die ihre Aktivitäten auf der Plattform bereits eingestellt haben, unterstützen den gemeinsamen Appell und bekräftigen damit die Bedeutung einer offenen und konstruktiven Diskussionskultur. Diese Entscheidung betrifft ausschließlich die X-Accounts der beteiligten Institutionen und nicht ihre Kommunikation über andere Social-Media-Kanäle. Im Lichte der jüngsten Ereignisse werden sie die Entwicklung der Plattformen und ihrer Algorithmen weiterhin aufmerksam beobachten.

Die beteiligten Institutionen:
• Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
• Bauhaus-Universität Weimar
• Berliner Hochschule für Technik
• Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg
• Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
• Deutsche Ornithologische Gesellschaft
• Deutsche Sporthochschule Köln
• Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
• Fachhochschule Dortmund
• FernUniversität in Hagen
• Freie Universität Berlin
• Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
• Goethe-Universität Frankfurt
• HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
• Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Öffentliche Lesung am 15. Januar: Schriftstellerin Shida Bazyar zu Gast

Duisburg, 7. Januar 2025 - „Ein Buch wie ein Faustschlag!“ heißt es in einer der vielen Rezensionen des Romans „Drei Kameradinnen“. Ob die Geschichte von drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt, sie gleichermaßen berührt, können Literaturinteressierte am 15. Januar 2025 erfahren. Dann kommt die Autorin Shida Bazyar für eine öffentliche Lesung an die Universität Duisburg-Essen.

Sie folgt der Einladung von Germanistin Prof. Dr. Corinna Schlicht und liest um 18:15 Uhr am Campus Essen (Gebäude R11 T00 D03). „In unserer Veranstaltungsreihe `Literatur zu Gast´ können unsere Studierenden, aber natürlich auch alle anderen Interessierten zeitgenössische Autorinnen und Autoren treffen und mit ihnen gemeinsam über literarische und aktuell gesellschaftspolitische Themen sprechen,“ so Schlicht. Der Eintritt zur Lesung ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.

Mit bindungsloser Freundschaft gegen rechten Terror
Mit Shida Bazyar, Jahrgang 1988, kommt eine erfolgreiche Autorin an die UDE, die auch viele Jahre in der Jugendbildungsarbeit aktiv war. In ihrem Roman berichtet sie über den Alltag aus der Perspektive dreier Frauen: Sie sehen sich regelmäßig mit Sprüchen, Hass und Gewalt einer Gesellschaft konfrontiert, in der rechter Terror an der Tagesordnung ist. Im Zentrum der Geschichte steht die bedingungslose Freundschaft der drei Protagonistinnen, die ein annähernd selbstbestimmtes Leben für sie überhaupt erst möglich macht.

Shida Bazyars Debütroman »Nachts ist es leise in Teheran« erschien 2016; er wurde u.a. dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. »Drei Kameradinnen« folgte 2021 und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.


Wie wir künftig heizen: Projekt analysiert Umrüstung von bestehenden Gebäuden

Duisburg, 6. Januar 2025 - Rund 80 Prozent der Heizenergie in Deutschland stammt noch aus fossilen Quellen, meist importierten Energieträgern wie Gas und Öl.* Doch laut dem aktuellen Wärmeplanungsgesetz sind Kommunen verpflichtet, abhängig von der Einwohnerzahl bis 2026 bzw. 2028 einen Wärmeplan zu erstellen: Womit kann künftig nachhaltig geheizt werden, und wie kann das in der Praxis funktionieren? Im Projekt KliWinBa schauen Forschende der Universität Duisburg-Essen hier genauer hin.


Das Projekt Klimaneutrale Wärme in industriell geprägten Ballungsräumen (KliWinBa) wird geleitet von Prof. Dr. Christoph Weber vom Lehrstuhl für Energiewirtschaft der Universität Duisburg-Essen (UDE). Sein Team analysiert bisherige Erfahrungen mit klimafreundlichen Heizsystemen und untersucht exemplarisch die Optionen in zwei Kommunen mit unterschiedlichen Siedlungsstrukturen: das großstädtisch geprägte Duisburg sowie Gevelsberg als urbanes Umfeld mittlerer Größe.

Wie ist dort eine verlässliche, bezahlbare und nachhaltige Wärmeversorgung in bestehenden Mehrfamilienhäusern sicherzustellen?
Dazu untersuchen die Forschenden die Rahmenbedingungen in unterschiedlichen Stadtteilen und bei verschiedenen Arten von Immobilien: Sie bewerten Technologieoptionen, vergleichen Umbauzeiten, berechnen Emissionen und die Leistung der verschiedenen Heizvarianten unter normalen Bedingungen und bei hohen Belastungen durch sehr kalte Wintertage.


Geförderte Projektpartner sind das Wohnungsunternehmen Vonovia sowie die AVU Serviceplus GmbH. Gemeinsam mit den assoziierten Partnern Netze Duisburg, Stadtwerke Duisburg und Bosch Home Comfort bringen sie nicht nur relevante Daten, sondern auch ihre praktischen Erfahrungen ein, bewerten Ergebnisse und unterstützen die Entwicklung praxisnaher Lösungen für die Analysen an der UDE.


Das Team um Christoph Weber erarbeitet daraus ein Analyseraster, das bei der Entscheidung hilft: Sind Hochtemperatur-Wärmepumpen, Wärmenetze mit Kraftwärmekopplung, Power-to-Heat-Anlagen und Speicher oder tiefengeothermische Ressourcen im konkreten Fall umsetzbar und ökonomisch vorteilhaft? „Siedlungen mit Mehrfamilienhäusern, speziell in urbanen Räumen, benötigen tendenziell größere Heiztechnologien, bieten aber nicht unbedingt den Platz dafür, und teure Technologien sind in Gegenden mit niedrigen Immobilienpreisen nicht ohne weiteres zu finanzieren“, erklärt Weber einige der Aspekte, die in die Studie einfließen.


Mit ihren Analysen wollen die Projektpartner Immobilieneigentümer:innen, Planer:innen sowie Netz- und Anlagenbetreiber bei ihren Investitionsentscheidungen unterstützen. Zudem erhalten Kommunen und andere staatliche Behörden konkrete Empfehlungen, wie sie ihre Regularien anpassen und Förderbedingungen definieren sollten, damit der grundlegende Umbau auf nachhaltige Wärme flächendeckend und zügig gelingt. Das Projekt ist angelegt auf drei Jahre und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit rund 596.000 Euro gefördert; davon gehen rund 455.000 Euro an die UDE. *
Quelle: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen


Insektenvielfalt: Viele artenreiche Gebiete unzureichend geschützt

Duisburg, 23. Dezember 2024 - Die Insektenvielfalt in Deutschland wird vor allem durch die Landnutzung beeinflusst, Wetter und Klima spielen eine geringere Rolle. Das belegen Forschende der Universität Duisburg-Essen und der Senckenberg-Gesellschaft in einer aktuellen Studie im Fachjournal Conservation Biology*.

Besonders Gebiete mit niedrig wachsender Vegetation sind Hotspots der Biodiversität: Sie weisen bis zu 58 Prozent mehr Arten auf als Wälder. Doch gerade diese artenreichen Regionen sind oft unzureichend geschützt. Den Rückgang der Insektenvielfalt könnte das weiter beschleunigen.

Eine wichtige Art: der Bläuling. © Beatrice Kulawig/Senckenberg

Über 30.000 Insektenarten gibt es in Deutschland, Tendenz rückläufig. In unseren Ökosystemen spielen sie jedoch eine Schlüsselrolle: sie beackern unsere Böden, bestäuben Pflanzen, darunter viele Nutzpflanzen, und zersetzen organisches Material.

„In unserer Studie haben wir die Insektenvielfalt nicht nur mit Blick auf Veränderungen in der Gesamtbiomasse und im Artenreichtum untersucht, sondern auch zeitliche Fluktuationen, Verschiebungen in der Artenzusammensetzung und die Entwicklung zentraler Funktionsgruppen“, erklärt Prof. Dr. Florian Leese, Leiter der Arbeitsgruppe Aquatische Ökosystemforschung an der Universität Duisburg Essen (UDE). Zu den Funktionsgruppen zählen Bestäuber wie Bienen, bedrohte Arten wie die Arbeiterlose Parasitenameise oder sowie invasive Spezies wie der Asiatische Marienkäfer, die das Ökosystem nachhaltig beeinflussen können.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Verteilung der Insektenvielfalt vor allem durch die Nutzung der Landschaft beeinflusst wird und weniger von Wetter- und Klimaveränderungen,“ erklärt Leese. „Wie viele Insekten in einem Gebiet leben und welche Arten vorkommen, hängt in erster Linie von der Art der Bodenbedeckung ab. Besonders dort, wo die Vegetation vielfältig und abwechslungsreich ist, steigt die Insektenbiomasse deutlich an – um bis zu 56 Prozent. Gleichzeitig nimmt der Artenreichtum in solchen Gebieten um bis zu 58 Prozent zu“, so der Biologe weiter.

„Besorgniserregend ist, dass viele artenreiche Gebiete nur unzureichend geschützt sind, was den Rückgang der Insektenvielfalt weiter verstärken könnte. Für die Ziele des EU Nature Restoration Law und des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework neue Schutzgebiete zu schaffen, sollten auch unbewaldete Lebensräume in tieferen Lagen berücksichtigt werden.“ betont Prof. Dr. Peter Haase, Letztautor der Studie. Haase forscht am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und leitet die Arbeitsgruppe Fluss- und Auenökologie an der UDE.

Die Basis der Analyse bildet ein umfangreicher Insektendatensatz, der mithilfe von 75 Malaise-Fallen erstellt wurde. Diese zeltartigen Fallen, die fliegende Insekten in einen Auffangbehälter leiten, wurden von den bayerischen Alpen bis zur Nord- und Ostseeküste verteilt. So konnten die Forschenden eine breite Spanne an Lebensräumen und klimatischen Bedingungen abdecken. Um die enorme Vielfalt der gesammelten Insekten zu identifizieren, setzten sie auf DNA-Metabarcoding: Mit diesem Verfahren lassen sich die genetischen Informationen aller Proben gleichzeitig sequenzieren und durch den Abgleich mit DNA-Referenzbibliotheken bestimmen.