Duisburg, 23. Februar 2015 - Dr. Hubert Just, einer
der in Duisburg jahrelang als Präsident die
Federführung am Landgericht Duisburg inne hatte und
auch einer der ersten Cracks beim legendären DSC
Kaiserberg war, rief heute an. Sein seltener Anruf
hatte, auch wie sofort von mir befürchtet, einen
schlimmen Hintergrund: Heiner Beyer erlag nach
schwerer Krankheit einem Krebsleiden. Er war nach
seiner Duisburger Erfolgsgeschichte nach Hamburg
gezogen und war dort ein höchst anerkannter
Sportfotograf.
V.L. stehend:
Werner Kadow, Manfred Schlemmer, Leo Priedigkeit, Jürgen Volland,
Ivars Weide, Dieter Hilger, Volker Kaiser, Dieter König, Bernd
Elberg, Hubert Just.
Sitzend: Frieder Brase, Peter Schmitz, Claudius Lott, Rolf
Dentges, Paul Hotstegs, Heiner Beyer, Jochen Schmidt und Trainer
Rudi Weide.
Duisburgs erste Eishockeyteam sorgte im Anfangsjahr 1971 mit
Kantersiegen für Furore. Am Ende der Saison 1971/72 war das Team
Regionalligameister und Aufsteiger in die Oberliga.
Bei der Taufe waren über 2000, beim ersten
Aufstiegsspiel
schon 4500 Fans dabei -
Der legendäre Duisburger SC Kaiserberg
"Das waren noch schöne Zeiten", erinnert
sich Ivars Weide, der damalige Duisburger "Wayne Gretzky", nur zu gern
an die ersten Tage im Duisburger Eishockey-Geschehen, obwohl es ihn
später ganz besonders hart traf. Vater Rudi sollte die erste entscheidende
Randfigur im Duisburger Puckgeschehen werden. Der gebürtige Lette aus
Riga brachte das Know-how zur schnellsten Mannschaftssportart der Welt
mit und setzte dieses Wissen nebst seinen guten Kontakten in Duisburg
sofort voll um. "Die Spieler haben damals keine Ablöse
gekostet und die Vereine halfen prächtig", erinnerte sich der am
Möhnesee lebende Pensionär im Jahre 1991. "Aber ohne die tatkräftige
Hilfe der Stadt und vor allen Dingen von Sportdirektor Hermann Eichhorn
hätten wir kaum etwas bewegen können", stellte Rudi Weide fest. Nach dem
Trockentraining begann der DSC Kaiserberg mit Freundschaftsspielen,
nachdem die Wedau-Eissporthalle fertiggestellt worden war. Vor sage und schreibe 2000 Fans gab es am
11. Januar 1971 einen 14:0-Erfolg über die Pokalmannschaft von Preußen
Krefeld. "Mensch Rudi, was hast du denn hier für eine riesige Truppe auf
die Beine gestellt?", wunderten sich Gegner und Funktionäre anderer
Klubs gleichermaßen. Die Duisburger waren neugierig geworden.
Auch das zweite Spiel fand vor ebenso großer Kulisse statt.
Dem Gegner, einer kanadischen Soldatenmannschaft aus Soest, verging
Hören und Sehen. "Die hatten wir so im Griff, dass wir schon in der
neutralen Zone Karten spielen wollten", schmunzelte Ivars Weide über den
23:2-Erfolg. Erst am 13. März 1971 gab es die erste
Niederlage für den DSC Kaiserberg. Eine Kombination DSV/Krefelder EV
unterlag vor wiederum 2000 Besuchern den Tilburg Trappers aus den
Niederlanden mit 5:7. Eine Woche später hatte dieses Einmalereignis die
Truppe des Erstligisten vom altehrwürdigen VfL Bad Nauheim auszubaden.
Vor der "Standardkulisse" von 2000 Fans musste sich die arrivierte
Mannschaft aus der Badestadt der Duisburg/ Krefelder Kombination mit 5:6
geschlagen geben. Im Oktober 1971, kurz vor dem Beginn der
ersten Regionalliga-Meisterschaft, wurde der damalige Oberligist EC
Deilinghofen mit 5:3 und der SG Nürnberg mit 11:4 besiegt. Lediglich gegen ein Team aus Stockholm
gab es eine 4:5-Niederlage. Von da an war der Puck König in Duisburg. Am
23. Oktober 1971 schlug der DSC den HTSV Bremen mit 16:0 (3:0, 4:0, 9:0)
vor
– ganz klar – 2000 Fans. Die "Stammgemeinde" von 2000 Fans des DSC
bejubelten die Tore von Heiner Bayer (8), Leo Priedigkeit (4), Rolf
"Schnuffi" Dentges (2), Peter Schmitz und Frieder Brase. Am 30. Oktober
ging es der 1-b-Vertretung vom berühmten Berliner Schlittschuhklub nur
unmerklich besser als den Hanseaten zuvor – der DSC siegte in Berlin mit
13:4. Im Tor standen Paul Hotstegs (der später in Krefeld Vorsitzender
wurde) und Claudius Lott. Neben den schon erwähnten Torschützen spielten
noch Bernd Elberg, Dieter Hilger, Herbert Just, Volker Kaiser, Dieter
König, Horst Metzer, Manfred "Manni Schlemmerle" Schlemmer, Jochen
Schmidt, Jürgen Volland und Ivars Weide.
"Die Spieler waren alle irgendwie bei der IBACO beschäftigt und haben so
30 oder 40 Mark an Spielgeld erhalten. Was aber alle hatten, war der
riesige Spaß am Spiel", erzählte Trainer Rudi Weide. Der Spaß hatte aber
für Ivars Weide ein jähes Ende. Am 5. Dezember 1971 prallte er im
Heimspiel des DSC gegen Hannover (18:2) in der 49. Minute so unglücklich
an die Bande, dass er sich den fünften Rückenwirbel brach. Dieser
Wirbelbruch sollte später für das frühe Ende seiner Karriere sorgen,
aber schlimmer noch, zur Blindheit des sympathischen und untadeligen
Spielers, späteren Trainers, Hallenchefs in Unna und Familienvaters
führen, der heute im Raum Unna zurückgezogen und auf die Hilfe seiner
Frau angewiesen lebt, aber nie den Lebensmut verloren hat. "Der Sport
hat mir so viel gegeben", meinte Ivars Mitte der 90er nach einer
weiteren schweren Erkrankung.
Der DSC lehrte im Laufe der Saison seinen
Gegnern das Fürchten. Sie wurden alle mehr oder weniger vom Eis gefegt.
Bis zum Januar 1972 blieb der DSC unbesiegt an der Tabellenspitze der
Regionalliga. Danach schlug das 1-b-Team des Krefelder EV den
Spitzenreiter gleich zweimal mit 4:5 und 4:7. Bei beiden Niederlagen gab
es Proteste der Kaiserberger, da der KEV Spieler aus dem Bundesliga-Team
eingesetzt hatte. Wie auch immer: Der DSC hatte die Aufstiegsrunde zur
Bundesliga ohne Probleme erreicht. Das erste Spiel stieg an der Wedau
gegen EHC Stuttgart (ging 1990 in Konkurs). 4500 Fans verwandelten die
Wedau-Eissporthalle in ein Tollhaus, als der DSC die Schwaben mit 7:2
abfertigte. "DSC wird Meister", dröhnte der Saison-Schlachtruf durch die
Halle.
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