Duisburg, 2. August 2025 - Wer weiß, ob
MSV-Trainer Dietmar Hirsch sich, der Mannschaft und den Zuschauern
eine torlose erste Halbzeit hätte ersparen können, wenn er mit
Patrick Sussek in der Startelf angetreten wäre. Aber wie sagte
"Loddar" Mathäus treffend: "Wennste, wennste, Fahrradkette".
So standen die ersten 45+2 Minuten im Zeichen eines selbstbewußt
aufspielenden Aufsteigers aus Stuttgart und einem MSV, der den
Anschein erweckte, die Hosen vollzuhaben. Was Richtung Duisburger
Tor kam, faustete Max Braune aus der Gefahrenzone, der Rest ging
über oder neben das Tor. Der erst 17-jährige Florian Hellstern im
Stuttgarter Tor hatte etwas weniger zu tun.
Zur zweiten
Halbzeit kam Patrick Sussek für Dennis Borkowski, der in den ersten
45 Minuten nicht weiter auffiel. Christian Viet musste erst in
der 71. Minute Jakob Bookjans weichen, Steffen Meuer, der im
defensiven Mittelfeld aus meiner Sicht eher fehl am Platz war,
durfte durchspielen. Und das war gut so, denn in der 51. Minute
bekam der fünf Minuten vorher eingewechselte Sussek einen langen
Schlag von Meuer unter Kontrolle, behauptete sich gegen seinen
Gegenspieler und schoß dem jungen Stuttgarter Torwart das Leder
"durch die Hosenträger". Weitere Chancen in den nächsten sieben
Minuten konnten Heike, Viet und Bitter nicht nutzen. Nicht ganz
eine Viertelstunde später sorgte eine Ecke für den Ausgleich.
Aber es gab ja Patrick Sussek, der sich in der 78. Minute auf
der linken Seite durchsetzte, aus fast spitzem Winkel Richtung
rechtem Pfosten abzog, der Ball aber von dem vor ihm stehenden
Herwerth ins kurze Eck ins Tor abgefälscht wurde. Aus meiner Sicht
gehört das Tor Sussek, da der Stuttgarter das Leder nicht aktiv
abfälschte.
Es folgte ein Aluminiumtreffer der jungen
Stuttgarter und einige richtig gute Paraden von Max Braune, der den
Einsatz seiner Mitspieler gerade in der Defensive lobte.

Max Braune: "Sie haben sich heute in jeden Ball
geworfen, da waren zehn Mann vor mir, da kann ich heute keinen
rausnehmen. Auch wenn wir in der ersten Halbzeit ein paar Mal zu
spät kamen, in Zweikämpfen bei zweiten Bällen einen Ticken zu
langsam waren, egal ob körperlich oder im Kopf, das haben wir in der
zweiten Halbzeit viel viel besser gemacht. Ich bin echt stolz auf
die Mannschaft!"

Nach acht Minuten Nachspielzeit ertönte der Schlusspfiff von
Schiedsrichter Felix Wagner, der aus meiner Sicht zwar kleinlich
aber entsprechend dem aktuellen Regelwerk gepfiffen hat.

Rasim Bulic, der sich auch von einer Gelben Karte
nach einer knappen halben Stunde nicht stoppen ließ und im
defensivem Mittelfeld mit "eisernem Besen fegte": "Wir wussten, dass
Stuttgart eine spielstarke Mannschaft ist, wir sie jagen müssen und
am Ende auch mal den Ball ruhig halten müssen. Das war in der ersten
Halbzeit etwas schwerer, aber wir haben in der Halbzeit auf
Doppel-Sechs umgestellt, dann lief es gut. Wir haben aber auch in
der ersten Halbzeit in der Defensive gut gestanden und kein Tor
bekommen. Natürlich muss man Patrick (Sussek) loben, wie er rein
kommt und das Spiel ändert, aber für mich war es geiler, dass wir
immer reinfliegen, alles abwehren und Max Braune zwei Dinger hält."

MSV-Torschütze Patrick Sussek, der sich die erste
Halbzeit von der Bank aus anschauen musste: "Ich bin nicht zufrieden
gewesen, dass ich auf der Bank sitze. Aber das ist die Entscheidung
des Trainers, ich habe sie akzeptiert, habe ihm aber auch gesagt,
dass ich, wenn ich reinkomme, alles geben werde und versuche ihm zu
zeigen, dass es ein Fehler war."

War es auch. Darauf in der Pressekonferenz direkt angesprochen,
konnte sich Dietmar Hirsch nicht zu einem
"Geständnis" durchringen: "Ich glaube nicht, in der ersten Halbzeit
haben wir es auch gut gemacht, wir haben uns für Simon (Symalla)
entschieden und nicht gegen Paddy (Sussek). Im Nachhinein, wenn
Paddy rein kommt und zwei Tore macht, ist alles aufgegangen. Simon
und auch Dennis (Borkowski) haben ihre Gegenspieler in der ersten
Halbzeit müde gespielt und Paddy hat es dann ausgenutzt. Es ist rein
hypothetisch, wie es gewesen wäre, wenn Paddy von Beginn an gespielt
hätte. Ich fand seine Reaktion gut. Wir haben ihm das gestern
gesagt, er war angepisst, zu Recht. Er hat dann schon gesagt, pass
auf, wenn ich dann reinkomme, werde ich das Spiel entscheiden. Wenn
man dann noch den Worten Taten folgen lässt, dann ziehe ich den Hut
davor!"
Nicht nur aus meiner Sicht hatte sich Dietmar Hirsch
mit seiner Aufstellung verzockt, in der Halbzeit aber wenigstens
eine Position - Sussek für Borkowski - berichtigt. Bookjans für Viet
folgte später.
Das war Kilometer eins von einem
Marathon

Stuttgart II-Trainer Nico Willig, der mit dem
Spiel, nicht aber mit dem Ergebnis zufrieden war, brachte den Wert
des Spiels auf den Punkt: "Es sind 38 Spieltage, es ist fast schon
ein Marathon, das war Kilometer eins. Mehr war es noch nicht. Wir
haben einen leichten Rückstand auf Kilometer zwei, den wir wieder
aufholen können."
Es ändert sich nicht, wir denken
von Spiel zu Spiel Duisburg, 31. Juli 2025 - Die MSV-Fans
freuen sich auf diese Drittligasaison und haben sich bis dato rund
7.500 Dauerkarten gesichert. Für das erste Ligaspiel am Samstag,
Anstoß 16:30 Uhr, rechnet der MSV, so MSV-Pressesprecher Martin
Haltermann, "mit rund 20.000 Zuschauern".
Und ich rechne mit
dieser Startelf: Max Braune im Tor, in der Abwehr Joshua Bitter,
Tobias Fleckstein, "Ali" Hahn und Can Coskun. Davor Rasim Bulic und
Jakob Bookjans. Im offensiven Mittelfeld Dennis Borkowski, Christian
Viet und Patrick Sussek. In der Spitze hat für mich Tim "Heiko"
Heike aktuell die Nase etwas vorne.

Christian Viet, der von sich nach dem "Long-distance-run" gegen
Lommel sagte, dass er im Leistungs- und Qualitätsbereich noch
einiges zuzulegen hat, fehlte aufgrund einer Erkältung zwar im
"Geheimtestspiel" gegen Kickers Offenbach, hat aber, so Dietmar
Hirsch, "in der ganzen Woche voll trainiert und ist eine Alternative
für den Kader, mit der Möglichkeit, auch zu spielen."
Aussagen von MSV-Trainer Dietmar zur Ausrichtung, geschweige denn
zur Startaufstellung gab es in der Pressekonferenz vor dem Spiel wie
gewohnt nicht. Bis auf Mert Göckan sind alle Spieler fit, somit
dürften Moritz Montag und Jonas Michelbrink für den Spieltagskader
keine Berücksichtigung finden.
Leon Müller wird sich noch
gedulden müssen, ihm soll nach seiner langen Verletzungspause noch
Zeit bis zum zweiten Heimspiel gegen Zweitligaabsteiger Ulm gegeben
werden.
Mit dem VfB Stuttgart II empfängt der MSV einen
Mitaufsteiger und eine U21-Mannschaft eines Bundesligisten. Während
sich die erste Mannschaft der Stuttgarter noch im Trainingslager auf
die Saison vorbereitet, muss der Unterbau bereits in der Liga ran.
Vor dem Ligaauftakt darf man gespannt sein, wer am Samstag auf dem
Rasen stehen wird.
Dazu Dietmar Hirsch: "Wir müssen auf uns
schauen und unser Ding durchziehen. Wir freuen uns, dass es wieder
los geht, wir haben Bock auf unser erstes Heimspiel vor unseren
Fans!"
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