Essen/Duisburg, 08. September 2020 - Zu
wenig Schatten? Zu viele Nährstoffe aus anliegenden Äckern?
Ausgebaute Ufer? Wenn es einem Fluss oder Bach aus
ökologischer Sicht nicht gut geht, gibt es viele mögliche
Ursachen. Sie sind aber mitunter schwierig zu erkennen.
Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben
daher eine Methode entwickelt, die biologische Symptome
auswertet und die wahrscheinlichen Ursachen der
Beeinträchtigung benennt.
Renaturierter Rotbach bei Dinslaken: Welche Maßnahmen in
welcher Reihenfolge zum Ziel führen, kann über den Zustand
der Gewässerorganismen ermittelt werden. © Feld/UDE
„Unser Werkzeug funktioniert ähnlich wie ein
Arztbesuch, bei dem wir gefragt werden ‚Wo hapert’s denn?‘“,
erklärt PD Dr. Christian Feld aus der Aquatischen Ökologie.
Anstelle der Wehwehchen des menschlichen Körpers schauen die
Biologen jedoch auf die biologischen Symptome eines
Gewässers, das „erkrankt“ ist, beispielsweise auf die
vorhandenen Insekten, Kleinkrebse und Muscheln. Denn jede
Art hat andere Anforderungen an ihren Lebensraum. Aus der
biologischen Vielfalt lassen sich daher Hinweise auf
Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt, Strömung oder
Beschaffenheit der Bachsohle ableiten.
Tierische
Proben aus Bächen oder Flüssen entnehmen und damit die
Gewässerqualität bewerten – das ist seit fast 20 Jahren im
EU-Recht verankert und damit Standard im Gewässerschutz. Was
aber ist zu tun, wenn die Gewässerqualität nicht gut ist?
Das lässt sich den Daten alleine oft nicht so schnell
entnehmen.
Das Team um Christian Feld gibt Fachleuten
nun ein Werkzeug an die Hand, das die Ursachendiagnose
erleichtert: Sind die biologischen Symptome des Gewässers in
die Onlinemaske eingetragen, errechnet das Programm die
Wahrscheinlichkeit möglicher Ursachen wie fehlende
Beschattung oder Überdüngung und ordnet diese hierarchisch
ein. Es erklärt zudem Hintergründe und gibt Tipps zum
weiteren Vorgehen.
„Auf dieser Grundlage können
Ökosystemmanager fundierte Entscheidungen treffen“, so
Feld.
Über das hilfreiche Online-Werkzeug berichtet
aktuell das Fachmagazin „Journal of Applied Ecology“.
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