Duisburg, 21. Juni 2013 -
Die 1. Jugendmannschaft wollte ihre ohnehin schon
starke Saison mit sechs Siegen und nur einer
Niederlage in der Jugendregionalliga mit einem
weiteren Sieg im letzten Spiel am Samstag, dem 22.
Juni 2013, gegen den starken Tabellendritten SG
Kaarst krönen, um sicher in die NRW-Jugendliga
aufzusteigen. Als alleiniger Tabellenerster
hatte unsere Mannschaft vor dem letzten Spiel
nämlich die beste Ausgangsposition und den Aufstieg
selbst in der Hand. Doch sowohl der VfSuF
Düsseldorf-Süd, der Tabellenzweite, als auch unser
Gegner an diesem Tag hatten noch durchaus
realistische Aufstiegschancen, die allerdings auf
einer Niederlage unserer Mannschaft basierten. Wir
waren also darauf eingestellt und hochmotiviert, ein
letztes Mal alles geben zu müssen, um diese große
Chance nach dem knapp verpassten Aufstieg in der
letzten Saison zu nutzen. Leider hatten wir
diesmal personelle Ausfälle zu beklagen, denn sowohl
Lukas Schnelle, unser mit Abstand bester Spieler,
als auch Lars Drygajlo, ebenfalls eine ganz wichtige
Stütze für die Mannschaft, mussten ersetzt werden.
Wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, kam
erschwerend hinzu, dass David Jentzsch, unser Brett
2, in der letzten Woche schwer krank geworden war
und auszufallen drohte. Somit war zwar
abzusehen, dass wir im schlechtesten Fall ohne diese
Drei antreten mussten. Da eine gute Mannschaft
jedoch selten nur aus Stammspielern besteht und
ohnehin die Mannschaftsleistung zählt, waren wir
nicht ent-, sondern umso ermutigter, diese enorme
Schwächung gemeinschaftlich zu kompensieren. Wichtig
ist nur, dass man an sich glaubt, und genau das
taten wir.
Erst kurz vor Beginn des Kampfes
entschied David, seiner Erkrankung zum Trotz
anzutreten und so lange wie möglich durchzuhalten,
um somit zumindest eine kampflose Niederlage an
Brett 1 abzuwenden, was alles andere als
selbstverständlich ist und Davids hervorragende
Einstellung verdeutlicht. Für die Mannschaft war
dieser große Einsatz genau das richtige Signal.
Nach Eintreffen unserer Gegner war zu konstatieren,
dass auch diese deutlich ersatzgeschwächt antreten
mussten, was für uns jedoch kein Grund war, sie zu
unterschätzen und nicht hoch konzentriert ins Spiel
zu gehen, da vor allem im Jugendbereich Vorhersagen
oft wenig aussagekräftig sind und die Tagesform, die
sich insbesondere im Grad der Konzentration äußert,
entscheidet. Im Anschluss an die Begrüßung der
Gegner durch unseren 1. Jugendwart Eugen Heinert
begann der Kampf pünktlich um 15.00 Uhr. Es
begann nicht allzu gut für uns, denn nachdem Davids
Versuch an Brett 1, die Partie durch ein Remisgebot
schnell zu beenden, gescheitert war, musste er aus
gesundheitlichen Gründen aufgeben, was jedoch
einkalkuliert gewesen war. Dass David überhaupt
gekommen ist, muss sehr hoch angerechnet werden und
sollte im Verlauf des Kampfes noch durchaus wichtig
werden. Als kurz darauf 100%-Mann Alperen Günaydin
an Brett 2 plötzlich mit einem finalen Königsangriff
konfrontiert war, dessen tödliche Wirkung er
unterschätzt hatte, hatte er sich zum ersten Mal in
dieser Jugendregionalliga-Saison geschlagen geben
müssen. Trotz dieser negativen Premiere teilt er mit
sieben Punkten aus acht Partien Platz 1 in der Liste
der besten Punktesammler mit dem Düsseldorfer Fabian
Schmitz – eine herausragende Leistung, und das
gleich in seiner ersten Saison in der 1.
Jugendmannschaft. So lagen wir unerwartet
schnell mit 0 zu 2 bzw. 2 zu 6 (nach Jugendwertung)
zurück, ohne dass es an den übrigen sechs Partien
allzu optimistisch aussah – eine Aufholjagd musste
her. Doch dann wendete sich das Blatt, als Joshua
Hörle an Brett 8 trotz Unkonzentriertheit infolge
eines überraschenden Figureneinstellers seines
Gegenübers seine Stellung konsolidieren und einen
Zug vor dem Matt die gegnerische Kapitulation
erzwingen konnte. Ähnliches gelang auch Fabian Bomke
an Brett 7, der in einer zunächst unklaren Position,
jenseits der Theorie, überraschend die Dame seines
Kontrahenten mitten auf dem Brett fangen konnte und
diesen materiellen Vorteil zum wichtigen
zwischenzeitlichen Ausgleich verwertete. Als Jan
Roth, ein wichtiger Vollstrecker an den unteren
Brettern in dieser Saison, an Brett 6 seinen Gegner
nach einigen Irrungen und Wirrungen durch ein
sehenswertes Springeropfer zu überlisten wusste, gab
Letzterer auf, so dass wir den ursprünglichen
ernüchternden Rückstand in eine 3:2- bzw.
11:9-Führung verwandelten. Obwohl Jan seinen Gegnern
in den meisten Partien sowohl nominell als auch
spielerisch überlegen gewesen war, ist seine
Ausbeute von sechs Punkten aus sieben Partien
ähnlich meisterlich wie Alperens Leistung. An
den übrigen drei Brettern, Afet Özkan an 3, der
Berichterstatter an 4 und Jeremiah Hörle an 5, war
die Lage schwierig einzuschätzen – es musste also
weiterhin um den Sieg gezittert werden. Nachdem
Jeremiah eine Leichtfigur gewonnen hatte, aber
mangels Ideen, welche in der finalen Stellung nicht
einfach zu finden waren, Remis bot, war die
Punkteteilung besiegelt – auf den ersten Blick
angesichts des materiellen Vorteils ein supoptimales
Ergebnis, auf den zweiten Blick jedoch in Ordnung,
allerdings wohl ein wenig zu früh. Aus den beiden
letzten Partien musste möglichst ein Punkt geholt
werden – der Druck für Afet und Daniel, nicht zu
versagen, wurde immer größer. Ein halber Punkt und
somit ein Mannschaftsunentschieden hätten unsere
Aufstiegschance immerhin noch gewahrt. Spätestens zu
diesem Zeitpunkt zeigte sich wieder, wie wichtig
Davids Einsatz war, denn ein Remis reichte bereits
aus, um mindestens einen Stichkampf um den Aufstieg
gegen Düsseldorf sicherzustellen. In beiden Partien
entstanden relativ ausgeglichene Turmendspiele;
jeder kleine Fehler hätte den Verlust der Partie
bedeuten können. Afet kämpfte außerdem mit ihrer
Zeitnot. Gerade als im Nebenraum die beendeten
Partien eifrig analysiert wurden, einigten sich
zuerst Afet und ihr ambitionierter Gegner durch
Dauerschach und kurz darauf auch der
Berichterstatter mit seinem Gegner mangels
Gewinnaussichten auf Remis – eine frohe Kunde, hatte
man sich doch eher auf einen langen Kampf bis zum
letzten Bauern eingestellt. Freudetrunken ließen wir
unseren Gefühlen freien Lauf, denn damit stand
endgültig und unabhängig vom Resultat der
Düsseldorfer fest, dass die 1. Jugendmannschaft
durch diesen etwas glücklichen 4,5:3,5- bzw.
17:15-Erfolg nach gelungener Aufholjagd und drei
Jahren Abstinenz in die NRW-Jugendliga, die
zweithöchste Liga nach der Jugendbundesliga West,
zurückkehrt.
Die Mannschaft bei der spontanen Aufstiegsfeier
(v.l.n.r.): Alperen Günaydin, Jan Roth, Joshua
Hörle (vordere Reihe); Swen Pröttel, Afet Özkan,
Daniel Rohfleisch, Jeremiah Hörle, Eugen Heinert
(hintere Reihe). Nach diesem Erfolg
als Krönung einer überragenden Saison in der starken
Jugendregionalliga ging die Mannschaft mit den
Verantwortlichen Eugen Heinert und Swen Pröttel
sowie Jans Vater zur Feier des Tages spontan in ein
benachbartes Eiscafe, leider ohne David aus den
genannten Gründen und Fabian, der sich nach seinem
Sieg ebenfalls hatte verabschieden müssen. Außerdem
fehlten natürlich auch Lukas, Lars und Duke, die bei
dem Aufstiegsspiel nicht mitwirken konnten, aber in
der Saison genauso wichtig wie die an diesem
entscheidenden Tag angetretenen Spieler gewesen
waren. So ließen wir diese höchsterfolgreiche Saison
- an dieser Stelle sei nochmals an die
sensationellen Erfolge der U14-Mannschaft erinnert,
die sich sogar für die Deutsche Meisterschaft
qualifizieren konnte -, in der die 1.
Jugendmannschaft gegen zumeist gute Gegner nur eine
einzige Niederlage hatte einstecken müssen, bei
einem leckeren Eis entspannt ausklingen.
Der
Erfolg ist insbesondere durch die große
mannschaftliche Geschlossenheit und Mannschaftsgeist
entstanden, denn alle 11 eingesetzten Spieler -
Lukas, David, Lars, Alperen, Afet, Daniel, Jeremiah,
Duke, Jan, Fabian und Joshua - haben in jeder Partie
alles für die Mannschaft gegeben, so dass jeder
Ausfall bis auf eine Ausnahme nicht nur ersetzt,
sondern auch kompensiert werden konnte.
Die Mannschaft, die Lukas, ihr Spitzenspieler,
aufgrund der Altersgrenze in der Altersklasse U20
verlassen muss, freut sich auf die große
Herausforderung auf der NRW-Ebene, die für alle
außer David eine ganz neue und wichtige Erfahrung
sein wird. Das Ziel muss sein, Lukas, wie in dieser
Saison gezeigt, durch mannschaftliche
Geschlossenheit gemeinschaftlich zu ersetzen, um den
nächsten Schritt zu machen und noch stärker zu
werden.
In der NRW-Jugendliga West wird sich
die Mannschaft voraussichtlich mit SV Mülheim-Nord,
Absteiger aus der Jugendbundesliga, SF Katernberg
(beide Ruhrgebiet; Katernberg Aufsteiger), SG Porz
II, TTC Grün-Weiß Fritzdorf (beide Mittelrhein), SG
Turm Raesfeld/Erle, SV Heiden (beide Münsterland)
sowie einem weiteren Aufsteiger aus den übrigen
Schachverbänden NRWs auseinandersetzen. Das
Unternehmen „Klassenerhalt“ beginnt am 29. September
2013 mit dem 1. Spieltag. (Daniel Rohfleisch)
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