Laudatorin
war die damalige Bundestagsabgeordnete Petra Weis (SPD,
links im Bild, rechts Bahnhofsmissionsleiter Torsten
Ohletz). Gewürdigt wurde insbesondere die offene soziale
Arbeit, die von beiden großen Kirchen getragen wird.
Nach einem historischen Rückblick auf die Geschichte der
Mission, hob Frau Weis insbesondere das unermüdliche
Engagement der 50 Aktiven der Duisburger Mission hervor, die
heute gesamtgesellschaftliche Aufgaben erfülle. Alleine im
Jahr 2007 waren es 32.000 Kontakte von Hilfesuchenden! Man
sollte im Zuge der Renovierung auch ein Augenmerk auf eine
Renovierung der Missionsräume werfen, so die Neudorfer
Bundestagsabgeordnete damals. Was die Mitstreiter der Mission
am 24. Juli 20110 zur Loveparade leisteten, war einer
erneuten Ehrung wert. haje
Wer Weichen
stellt, der gibt eine Richtung vor.
Die Deutsche Bahn AG befördert
Menschen. "Die Bahnhofsmission gibt
es seit 96 Jahren in Duisburg und
seit 60 Jahren in denselben
Räumlichkeiten. Früher gab es noch
das Deutsche Rote Kreuz am
Osteingang des Bahnhofes. Das DRK
ist aber inzwischen weg. Früher
wurden wir - aufgrund unseres Logos
- auch noch häufiger damit
verwechselt," berichtet Bodo Gräßer,
neben Torsten Ohletz einer der
Leiter der kirchlichen Einrichtung
"Bahnhofsmission". "Die
Bahnhofsmission ist eine
Hilfsorganisation mit kostenlosen
Anlaufstellen auf knapp 100
Bahnhöfen in Deutschland. Weitere
Bahnhofsozialdienste mit ähnlichen
Aufgabenfeldern existieren in
Frankreich, der Schweiz, in
Österreich und weiteren Ländern
Europas. Hilfsangebote Die
Bahnhofsmissionen in Deutschland
bieten ihre Hilfe grundsätzlich
jedem Menschen anonym und kostenlos
an und meist zu Tageszeiten, an
denen andere soziale Hilfen nicht
verfügbar sind. Das Hilfsangebot ist
niederschwellig, für seine Nutzung
sind weder bestimmte persönliche
Voraussetzungen noch bestimmte
Problemlagen erforderlich. Das
Hilfsangebot reicht meist von
kleineren Hilfen (Pflaster,
Fahrplanauskünfte, Hilfe beim
Ausfüllen von Antragsformularen)
über Reisehilfen (für ältere
Menschen, Kranke und Behinderte,
Frauen mit Kinderwagen,
alleinreisende Kinder) bis hin zu
verweisenden sozialen Hilfen
(Vermittlung in
Therapieeinrichtungen, Vermittlung
an die zuständigen Ämter und
Behörden). Die von den einzelnen
Bahnhofsmissionen angebotenen Hilfen
variieren zum Teil sehr stark.
Während einzelne Bahnhofsmissionen
über einen oder zwei Sozialarbeiter
verfügen und dementsprechende Hilfen
anbieten können, stehen anderen
Bahnhofsmissionen ausschließlich
ehrenamtlich Mitarbeitende zur
Verfügung. Über die bei weiten
Bevölkerungsteilen bekannten Hilfen
hinaus machen einige
Bahnhofsmissionen spezielle
Angebote, beispielsweise für
Straßenkinder, Prostituierte und
Senioren oder alleinreisende Kinder
in den Zügen.
Geschichte der Bahnhofsmission
Die erste evangelische
Bahnhofsmission wurde 1894 in Berlin
durch den Pfarrer Johannes
Burckhardt gegründet (1897 eröffnete
in München die erste
katholisch-evangelische
Bahnhofsmission), ursprünglich um
Frauen Schutz und Hilfe zu bieten,
die im Zuge der Industrialisierung
in die Städte zogen. Die vom Land
stammenden Frauen suchten nach
Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt
in den Städten als Arbeiterinnen in
Fabriken der Metall- und
Blechindustrie oder in Anstellungen
als Dienstmädchen zu verdienen.
Dabei gerieten viele Mädchen und
junge Frauen an unseriöse
Arbeitsvermittler mit zweifelhaften
Absichten, die ihnen Arbeit und
Unterstützung bei der Unterbringung
anboten, was aber nicht selten in
Ausbeutung und/oder Prostitution
endete. Bereits seit 1882
unterstützten Frauen in Deutschland
ratsuchende Mädchen bei der Suche
nach Arbeit und Unterkunft. Diese
Frauen hatten sich nach dem Vorbild
der aus der Schweiz stammenden
Bewegung "Freundinnen junger
Mädchen" organisiert. In
Zusammenarbeit mit lokalen Trägern
wurden vor Ort erste
Bahnhofsmissionen gegründet - als
Beistand für junge Frauen und, um
dem Mädchenhandel entgegenzuwirken.
Trägerverein der Evangelischen
Deutschen Bahnhofsmission war der
Internationale Verein der
Freundinnen junger Mädchen unter der
Protektion der Kaiserin Auguste
Viktoria. Trägerverein der
Katholischen Bahnhofsmission war der
Deutsche Nationalverband der
katholischen Mädchenschutzvereine.
Auch der Jüdische Frauenbund war auf
diesem Gebiet tätig. Bereits einige
Jahre später erweiterte die
Bahnhofsmission das Angebot um
allgemeine Hilfen für Reisende. In
dieser Zeit betrieben die
Evangelische und die Katholische
Kirche strikt getrennte
Bahnhofsmissionen. 1910 wurde
schließlich die Konferenz für
Kirchliche Bahnhofsmission in
Deutschland (KKBM) gegründet, die
die Zusammenarbeit zwischen
evangelischer und katholischer
Bahnhofsmission verstärkte. Auf
diese Weise entstand die erste und
somit älteste ökumenische Struktur
auf dem Gebiet der offenen sozialen
Arbeit. 1911 warben die
Bahnhofsmissionen in den Zugabteilen
der 3. und 4. Klassen jedoch
erstmals mit gemeinsamen Plakaten
für ihre Arbeit. 1912 gab in 90
deutschen Städten Bahnhofsmissionen.
Der Erste Weltkrieg brachte eine
Zäsur: Internationaler Frauenhandel
kam zum Erliegen und Deutschland
fiel als Transitland für diese
Zwecke aus. Neues Tätigkeitsfeld der
Missionsarbeit wurde die Betreuung
Arbeitsloser, die Schützengräben an
der Front ausheben mussten, von
Frauen, die als
Munitionsarbeiterinnen in andere
Städte verpflichtet wurden.
Nach dem Weltkrieg betreuten die
Bahnhofsmissionen Flüchtlinge,
Vertriebene und zurückkehrende
Soldaten. Erstmals wurden neben
ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die
von nun an verstärkt Fort- und
Weiterbildungen erfuhren, auch
hauptamtliche Arbeitskräfte in den
Bahnhofsmissionen eingesetzt. In den
Jahren vor der Machtergreifung waren
es Landhelfer, alleinreisende Kinder
und arbeitslose Jugendliche, auf die
sich das Augenmerk der
Bahnhofsmissionen am meisten
richtete. Auf Grund der
Gleichschaltung der
Hilfsorganisationen und der
Verdrängung der Arbeit
konfessioneller Einrichtungen
während des "Dritten Reiches" wurde
die Arbeit der Bahnhofsmissionen
massiv behindert. 1939 wurden die
Bahnhofsmissionen im "Dritten Reich"
endgültig verboten. Die Aufgaben
übernahm die NS-Frauenschaft.
Bereits kurz nach dem Zweiten
Weltkrieg nahmen einige
Bahnhofsmissionen ihre Arbeit wieder
auf, vielfach in provisorischen
Unterkünften, beispielsweise in
ausgedienten Eisenbahnwaggons auf
den Bahnhofsgeländen. Das zweite
Verbot der Bahnhofsmissionen fand in
den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts
statt. Es betraf die Einrichtungen
in der DDR unter dem Vorwurf der
Spionage für den Westen. Ab den 60er
Jahren erweitern die
Bahnhofsmissionen ihr Hilfsangebot
in der Bundesrepublik verstärkt um
Reisehilfen für ältere Menschen,
denen es oftmals schwer fällt,
allein zwischen zwei Zügen
umzusteigen und gleichzeitig ihr
Gepäck zu transportieren.
Während der 70er Jahre gehören immer
öfter Arbeitslose zum Klientel der
Bahnhofsmissionen; sie vermitteln
keine Arbeitsplätze, bieten aber
Hilfe bei den unterschiedlichsten
Folgeerscheinungen der
Arbeitslosigkeit (z.B.
Alkoholkrankheit, Überschuldung). Ab
den 80er Jahren kommen Aussiedler
und Asylbewerber zum Klientel hinzu.
Während der 90er Jahre werden die
Bahnhöfe in Deutschland verstärkt
mit Automaten ausgestattet, was
viele Reisende vor Probleme stellt,
da sie die Geräte nicht bedienen
können. Der mit der Automatisierung
einher gehende Personalabbau
verstärkt die Probleme. Die
Bahnhofsmissionen erweitern ihr
Hilfsangebot erneut und tragen dazu
bei, Menschlichkeit am Bahnhof zu
erhalten. Organisation in
Deutschland Die Bahnhofsmission wird
gemeinsam von der evangelischen und
katholischen Kirche mit ihren
Organisationen Diakonie, Caritas und
IN VIA sowie deren regionalen und
lokalen Unterorganisationen
betrieben. Die Bahnhofsmissionen in
Deutschland sind in folgenden
Verbänden organisiert: *
Konferenz für Kirchliche
Bahnhofsmission in Deutschland
(bundesweit, ökumenisch) *
Bundesarbeitsgemeinschaft der
Katholischen Bahnhofsmissionen in
Deutschland (bundesweit, katholisch)
* Verband der Deutschen
Evangelischen Bahnhofsmission e.V.
(bundesweit, evangelisch) *
Diözesan-/Landesverbände IN VIA
Katholische Mädchensozialarbeit e.V.
oder Diözesan-Caritasverbände
(regional, katholisch) *
Landesgruppen der Evangelischen
Bahnhofsmission (regional,
evangelisch) Finanzierung Die Arbeit
der Bahnhofsmission wird zum
Großteil aus Kirchensteuereinnahmen
über die regionalen und lokalen
Trägerorganisationen und aus
direkten Spendenmitteln finanziert.
Die Bahnhofsmission verfügt als
einzige Institution über das Recht,
ohne größeren Verwaltungsaufwand an
Bahnhöfen in Deutschland zu sammeln.
Das breite Spektrum der Arbeit der
Bahnhofsmissionen und die teilweise
ausgedehnten Öffnungszeiten der
Einrichtungen ermöglicht aber
vorrangig der Einsatz der
ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die
etwa 90 Prozent der bundesweit über
2.000 Mitarbeitenden der
Bahnhofsmission stellen," beschreibt
die Internetenzyklopädie Wikipedia
die Bahnhofsmission. "Wir in
Duisburg bieten die klassischen
Angebote wie Hilfe beim Bedienen von
Automaten oder Ein- und
Ausstiegshilfen. Es gibt aber
beispielsweise auch einen Wickelraum
für Babys. Außerdem bieten wir
Leuten in schwierigen Lebenslagen
Hilfe zur Selbsthilfe, nennen
Adressen von Hilfsangeboten und
ermutigen die Ratsuchenden, dort
hinzugehen. Wir haben eine riesige
Liste mit Kontaktadressen. Daher
sind wir keine Konkurrenz zu den
Angeboten der Bahn. Es ist eher so,
daß wir uns ergänzen," berichtet
Gräßer. "Wir sind an dieser Stelle
ein Seismograph für
gesellschaftliche Veränderungen.
Leute in finanziellen Notlagen
kommen genauso zu uns wie die Kinder
aus der Straßenkinderszene." Träger
dieser lobenswerten Einrichtung sind
das Diakonische Werk und die
Caritas. 45 ehrenamtliche
Mitarbeiter sind in der Duisburger
Bahnhofsmission, die eine von rund
100 in ganz Deutschland ist, tätig.
Rund 32.000 Kontakte gab es im Jahre
2007. Die Öffnungszeiten sind von
montags bis freitags von 7.30 bis
19.30 Uhr sowie samstags und
sonntags von 7.30 bis 14 Uhr. Die
Räumlichkeiten liegen ganz in der
Nähe des Informationsschalters am
Haupteingang.
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