Düsseldorf/Duisburg, 10. März 2021 - Auf
den Straßen in Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen
Jahr weniger Unfälle (-16,4 Prozent), weniger Tote (-5,7
Prozent) und weniger Schwerverletzte (-10,5 Prozent)
registriert.
„Aufgrund der Pandemie sank die Mobilität deutlich und in
der Folge auch die Unfälle“, erklärte Innenminister Herbert
Reul bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik am
Mittwoch. Zeitweise war das Verkehrsaufkommen auf den
nordrheinwestfälischen Straßen um 40 Prozent zurückgegangen.
Insgesamt hat die Polizei im vergangenen Jahr
556.161 Unfälle aufgenommen. Das sind 109.247 Unfälle
weniger als 2019. Ebenfalls gesunken sind die Zahlen der
Schwer- und Leichtverletzten.
2020 gab es 12.110 Schwerverletze (2019: 13.531). Die
Zahl der Leichtverletzten sank von 64.259 auf 54.492 (-15,2
Prozent).
„Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr
1953 gab es noch nie so wenig Todesopfer auf den
NRW-Straßen“, sagte Reul.
2020 starben 430 Menschen
durch einen Verkehrsunfall. Das sind 26 weniger als im
Vorjahr (2019: 456). „Der Rückgang ist erfreulich.
Trotzdem könnten die Zahlen besser sein“, sagte Reul. Denn
insgesamt sind die Unfalltoten zwar zurückgegangen, jedoch
nicht auf den Autobahnen.
Hier gab es 2020 sogar ein leichtes Plus: Kamen im Vorjahr
50 Menschen bei Autobahn-Unfällen ums Leben, waren es im
vergangenen Jahr 63 Tote.
Innenminister Reul:
„Während der Pandemie waren die Straßen zwar leerer, das
schützt aber nicht davor, ordentlich Gas zu geben und sich
tot zu rasen.“
Reul weiter: „Die Hauptunfallursachen Rasen, Abstand,
Alkohol und Ablenkung sind so leicht zu vermeiden. Und doch
ist es dieses Fehlverhalten, das oft in den schlimmsten
Unfällen endet.“
Reul betonte, dass die Polizei ihr Engagement im vergangenen
Jahr nicht verringert hat und verwies auf Investitionen in
Höhe von rund 2,2 Millionen Euro in Geschwindigkeits-,
Laser- und Alkoholmessgeräte: „Obwohl während Corona weniger
auf den Straßen los war, haben wir unsere Anstrengungen
nicht zurückgeschraubt. Wir haben weiterhin kontrolliert,
wir waren weiterhin präsent.“ Die Polizei intensivierte
unter anderem ihren Kampf gegen verbotene
Kraftfahrzeugrennen. 2019 wurden 766 verbotene Rennen
registriert, 2020 insgesamt 1.515 Rennen (+ 97,8 Prozent).
Es gab 1.250 Strafanzeigen, 265 Verkehrsunfälle und fünf
Tote durch illegale Rennen - ein Fahrer, drei Beifahrer und
ein Kind kamen ums Leben.
„Diese Raser gefährden und
töten nicht nur sich selbst, sondern auch unbeteiligte
Dritte! Deshalb greifen wir hier hart durch“, sagte Reul. So
gab es im vergangenen Jahr mehr Schwerpunktkontrollen in
Nordrhein-Westfalen und 164 Sondereinsätze. Die Polizei war
mit spezialisierten Kräften im Einsatz und erstellte ein
neues Lagebild über die Raser-Szene. Ebenfalls verstärkt hat
die Polizei ihre Lkw-Kontrollen. Im vergangenen Jahr führte
die Polizei 78.000 Maßnahmen in diesem Bereich durch, ein
Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Wir haben
mehr gemacht, weil wir wissen, dass LKW-Unfälle sofort
wieder passieren werden, wenn der Verkehr zunimmt“, sagte
Reul. Erst am Dienstag hatte sich auf der Autobahn 44
Richtung Kassel ein schwerer Unfall mit drei Toten ereignet.
„Da wird die Statistik auf einmal sehr real“, so der
Minister.
Besonders eine Entwicklung beobachtet der Innenminister mit
Sorge: Im vergangenen Jahr stiegen Unfälle mit Pedelecs
deutlich an. 2020 verunglückten 3.897 Pedelec-Fahrer. Das
ist ein Plus von rund 44 Prozent im Vergleich zu 2019. 30
Fahrer kamen bei Pedelec-Unfällen ums Leben. Sieben mehr als
2019. Mehr als die Hälfte der Verunglückten entfällt auf
ältere Menschen, auf die Gruppe 65 Plus. „Es ist ja toll,
dass ältere Menschen mobil werden wollen und auch mobiler
sind, aber es muss auch sicher sein. Für sie und für die
anderen Verkehrsteilnehmer.“
Während die Pedelec-Unfälle angestiegen sind, sank die Zahl
der Fahrradunfälle um vier Prozent. „Obwohl beide
Verkehrsmittel während Corona mehr genutzt wurden“, so Reul.
Die Pandemie hat sich auch auf Schulwegunfälle
ausgewirkt.
2020 gab es 377 Schulwegunfälle, ein Minus von 63 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr (2019: 1.019 Unfälle). Kein Kind starb
auf dem Schulweg (2019: 2 Tote).
Die
Präventionsarbeit sei aufgrund von Corona allerdings
schwieriger geworden, erklärte Reul: „Wir dürfen momentan
zum Beispiel nicht wie gewohnt in die Kitas für die
Verkehrserziehung. Das ist einfach Mist“, sagte der
Minister.
Die Mobilität wird wieder das Niveau vor der Pandemie
erreichen. Bereits jetzt ist dies auf den Straßen in
Nordrhein-Westfalen bemerkbar.
Der
Kraftfahrzeugverkehr steigt wieder an, Kinder gehen wieder
in die Schule - „Die Leute sind wieder unterwegs - auch ohne
Fahrsicherheitstraining oder Verkehrserziehung“, so
Innenminister Reul.
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