Dr.
Sebastian Groth, Kinder- und Jugendarzt und BVKJ-Sprecher
(LV Schleswig-Holstein) gibt Tipps
Köln
Duisburg, 14. November 2022 - Winterzeit – Kinder stecken
ihre Köpfe wieder enger zusammen, Kopfläuse haben jetzt
Hochsaison. Wenn dann in der Kita- oder Schul-App
Läusealarm geschlagen wird oder wenn die Tierchen beim
Haarekämmen oder -flechten auffallen oder weil das Kind
über Juckreiz oder Brennen am Kopf klagt, geraten viele
Eltern in Panik. Manche schämen sich.
Doch Kopfläuse kommen in den
„besten Familien“ vor, sie sind kein Beleg für mangelnde
Hygiene, sie müssen allerdings zügig bekämpft werden,
damit sie sich nicht vermehren und ausbreiten, so Dr.
Sebastian Groth, Pressesprecher des Landes
Schleswig-Holstein des Berufsverbandes der Kinder- und
Jugendärzte (BVKJ).
Eltern rät er zu folgenden Tricks, um die lästigen
Insekten wieder loszuwerden: „Suchen Sie den Kopf des
Kindes nach Läusen oder nach den von den Läusen an die
Haare angebrachten Nissen, also Eiern, ab. Das gelingt am
besten bei angefeuchteten Haaren. Entweder lassen sich
dann die 1-2mm große Läuse direkt auf der Kopfhaut oder
den Haaren entdecken oder man findet die Nissen an den
Haaren. Bereits eine einzige entdeckte Laus beweist den
Befall mit Läusen und sollte eine Behandlung zur Folge
haben!
Die Nissen finden sich meist
sehr nah an der Kopfhaut: in der Regel maximal 1cm
entfernt von der Kopfhaut, meist leicht schräg an einem
Haar befestigt. Nissen lassen sich leicht von
Hautschuppen unterscheiden, wenn man versucht, sie mit
leichtem Griff vom Haar zu schieben. Dies gelingt bei den
Nissen nämlich nicht! Ist der Befall eindeutig,
verschreiben Kinder- und Jugendärzt:innen geeignete
Mittel zur Behandlung. Empfehlenswert ist als Wirkstoff
eine Lösung zum Aufbringen auf die Haare, die Dimeticon
enthält. Dieses Mittel setzt sich in die Atmungsorgane
der Läuse und bringt diese zum Ersticken. Außerdem wirkt
dieses Medikament auch auf die in den Nissen befindliche
Larven.
Kämmen Sie nach dem Aufbringen des Läusemittels über
mehrere Tage hinweg die Haare Ihres Kindes sorgfältig
aus, um tote Läuse und die Nissen zu beseitigen. Am
besten bei nassem Haar. Hierfür eignen sich Nissenkämme
gut, die durch ihre eng stehenden Zinken gut die Nissen
an den Haaren zu fassen bekommen. Die Kämme liegen
entweder den Präparaten bei oder lassen sich in Apotheken
kaufen. Sehr wichtig ist, nach acht bis zehn Tagen eine
erneute Behandlung.
Nach
dieser Zeit sind eventuell bei der ersten Behandlung
nicht getötete Larven herangewachsen und noch nicht
geschlechtsreif. Nur durch diese zweite Behandlung lässt
sich die Besiedlung durch die Läuse sicher und anhaltend
beenden. Kleidung, Bettwäsche und Gegenstände wie
Bürsten, Kämme, Haarspangen, etc. sollten Sie drei Tage
lang in einer geschlossenen Plastiktüte aufbewahren.
Während dieser Zeit sterben
die Läuse ab, denn ohne regelmäßiges Blutsaugen
verhungern sie. Nach erfolgreicher Behandlung benötigt
das behandelte Kind in der Regel ein Attest zur
Wiederzulassung in den Kindergarten oder in die Schule.
Dafür führen Kinder- und Jugendärzt:innen in den Praxen
eine Kontrolluntersuchung durch und bescheinigen der
Familie eine erfolgreiche Behandlung. Denken Sie auch
daran, die Kita oder Schule Ihres Kindes vom
Kopflausbefall zu informieren! Dazu besteht nach dem
Infektionsschutzgesetz eine Verpflichtung.“
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Duisburg, 20. Mai 2022 - Eine unachtsame
Bewegung und schon ist es geschehen - Bienen und Wespen
stechen schnell zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Viele
Menschen versetzt das in Panik. Schließlich gehen mit dem
schmerzhaften Einstich meist unangenehme Rötungen und
Schwellungen einher. Noch dazu leiden rund 20 Prozent der
Deutschen an einer übersteigerten örtlichen Reaktion auf
Insektengift. Bei fünf Prozent der Betroffenen treten sogar
Ganzkörperreaktionen wie Ausschlag, Atemnot oder
Herz-Kreislauf-Reaktionen auf.
Prof.
Dr. Alexander Kreuter, Chefarzt der Klinik für Dermatologie
an der Helios St. Johannes Klinik Duisburg und der Helios
St. Elisabeth Klinik Oberhausen, klärt über die wichtigsten
Fragen rund um das Thema auf.
Erste Hilfe: Was ist
sinnvoll bei einem Bienen- oder Wespenstich? Viele
Menschen versetzen die Stiche von Insekten in Panik. Dazu
besteht erst einmal aber kein Grund. Wichtig ist es, Ruhe zu
bewahren und schnell, aber besonnen zu reagieren. •
Setzen Sie sich und kühlen Sie die Einstichstelle mit
Kältekompressen oder Eiswürfeln, dies lindert die Schmerzen
und den Juckreiz. • Generell kann bei Bienenstichen der
Stachel mit anhängender Giftblase in der Haut verbleiben.
Entfernen Sie diesen rasch mit einer Pinzette oder durch
Beiseiteschieben mit dem Fingernagel, ohne die Giftblase zu
entleeren. • Ebenfalls helfen können Hausmittel wie eine
Scheibe Zitrone oder ein Stück rohe Zwiebel, die Sie für ein
paar Minuten auf den Stich pressen. Um das Gift zu
neutralisieren, kann Hitze, z.B. durch einen sogenannten
Stichheiler, helfen. • Um den Juckreiz zu lindern,
können Sie in der Apotheke zusätzlich rezeptfreie Gels oder
Cremes kaufen.
• Bei Stichen im Mund
oder einer bekannten Allergie gegen Bienen- oder Wespengift
sollte im Zweifel der Rettungsdienst gerufen werden,
insbesondere, wenn Symptomen wie eine geschwollene Zunge,
ein geschwollener Hals sowie Atemnot auftreten. Ist der
Stachel im Mund, an der Lippe oder der Zunge zu sehen, kann
eine andere Person ihn vorsichtig entfernen. Wenn dies nicht
schnell und einfach möglich ist, sollten aufgrund der Gefahr
einer zunehmenden Schwellung der Luftwege keine weiteren
Maßnahmen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes
unternommen werden. Im Falle eines Atemstillstandes müssen
Wiederbelebungsmaßnahmen bis zum Eintreffen des Notarztes
vorgenommen werden.
Zusätzlich wichtig:
Wurden Sie im Mundraum von einer Biene oder einer Wespe
gestochen, sollten Sie auf keinen Fall etwas trinken,
sondern am besten vorsichtig Eiswürfel lutschen oder
eiskalte Halsumschläge anlegen, um die Schwellung zu
lindern.
Ist eine Insektengiftallergie angeboren?
Einige Menschen sind grundsätzlich anfälliger für Allergien,
aber nicht alle entwickeln auch eine Allergie gegen
Insektengifte. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung sind
betroffen. Oft zeigt sich die Allergie erst nach
wiederholten Stichen – es ist also möglich, dass die
Körperreaktion beim ersten Stich noch normal ausfällt, sich
im Laufe des Lebens aber dennoch eine Allergie entwickelt.
Allergisch oder nicht – wie kann man das erkennen?
Ein Bienenstich ist kurz und schmerzhaft. Es entsteht eine
Hautreaktion, die juckt und bis zu 24 Stunden anhalten kann.
Von einer Allergie spricht man nur, wenn nicht nur die
Stichstelle anschwillt, sondern auch fern vom Stich
Beschwerden wie Atemnot oder Lippen- bzw. Zungenschwellung
auftreten. Das kann so weit gehen, dass der ganze
Körper betroffen ist. Symptome sind beispielsweise
Nesselsucht, Übelkeit, Schluckbeschwerden und Atemnot. Im
schlimmsten Fall droht ein allergischer Schock mit
Bewusstlosigkeit.
Foto Elena Koch Helios-Kliniken
Sind Bienen also gefährlich? Zunächst muss man
festhalten, dass die meisten Menschen von Wespen, nicht von
Bienen gestochen werden. Bienen greifen in der Regel nur an,
um sich zu verteidigen. Dafür ist ihr Stich schmerzhafter
als der von Wespen, weil der Stachel nach der Attacke in der
Haut verbleibt und dadurch mehr Gift in den Körner gelangt.
Generell gilt: Wenn sich eine Biene oder eine Wespe nähert,
Ruhe bewahren. Hektische Bewegungen schaden eher, als dass
sie nutzen. Wer allergisch ist, sollte sich langsam vom
Insekt entfernen, bis es weitergeflogen ist.
Was
tun bei einer Allergie gegen Bienen- oder Wespenstiche?
Allergiker sollten immer ein Notfallset mit sich führen, um
im Fall der Fälle reagieren zu können. Eine Möglichkeit, die
Allergie langfristig in den Griff zu bekommen, ist die
Hypersensibilisierung, jetzt modern Spezifische
Immuntherapie genannt. Dabei wird der Körper unter enger
Begleitung des behandelnden Arztes langsam an das Gift
gewöhnt. In den meisten Fällen verschwindet die Allergie so
nach drei bis fünf Jahren.
Wundbehandlung mit
Honig – ist das ratsam? Ein kleiner Exkurs Seit
Jahrtausenden wird Honig in der Medizin verwendet. Auch die
moderne Forschung beschäftigt sich in zahlreichen Studien
mit dem Naturprodukt und seinen heilfördernden
Eigenschaften. Dass Honig eine antibakterielle Wirkung
besitzt, konnte daher inzwischen tatsächlich nachgewiesen
werden.
„Er schafft aus verschiedenen Gründen
schlechte Bedingungen für Bakterien,“ erklärt Prof. Dr.
Alexander Kreuter. „Denn er bildet auf der verletzten Stelle
eine Barriere, wodurch verhindert wird, dass weitere
Bakterien in die Wunde eindringen können. Durch den hohen
Zuckergehalt entzieht Honig der Wunde zudem Wasser, was
Erregern schadet.“ Hinzu kommt, dass er einen pH-Wert unter
7 besitzt, rein chemisch betrachtet also eine Säure ist. Je
nach Sorte sind auch antibakteriell wirksame Bestandteile
enthalten, etwa Enzyme oder das Zuckerabbauprodukt
Methylglyoxal wie im Manuka-Honig. ' Kann Honig also
bedenkenlos auf offene Verletzungen geschmiert werden?
„Eher nicht, denn je nach Sorte unterscheidet sich die
antibakterielle Wirkweise. Bei einigen ist der medizinische
Nutzen sogar kaum bis gar nicht vorhanden und sie können
Schaden verursachen. Handelsüblicher Honig etwa kann
Bakteriensporen und Pilze enthalten, die der Wunde schaden
würden“, warnt der erfahrene Hautarzt. „Honig aus dem
Supermarkt eignet sich also nicht für die Behandlung offener
Wunden.“
Im ärztlichen Bereich darf Honig nur
verwendet werden, wenn er ausdrücklich als Medizinprodukt
ausgewiesen wurde. Dieser sogenannte medizinische Honig
wurde mit Gamma-Strahlen sterilisiert und ist damit
keimfrei. Studien weisen darauf hin, dass medizinischer
Honig gegen resistente MRSA-Erreger wirken kann. Trotzdem
ist die Anwendung in der professionellen Wundversorgung
umstritten. „Medizinischer Honig soll nicht bei allen
Wundarten gleich gut wirken, außerdem geht eine Behandlung
im Vergleich zu klassischen Mitteln teilweise mit höheren
Schmerzen einher. Ob eine Anwendung sinnvoll ist, muss daher
von Fall zu Fall betrachtet werden“, fasst Kreuter zusammen.
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