Duisburg, 31. Oktober 2023 - Nicht
einmal zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland leben
vegetarisch oder vegan. Viele davon ernähren auch ihre
Kinder vegetarisch oder vegan. Aber auch immer mehr Kinder
und Jugendliche entscheiden sich selbständig, auf Fleisch
oder tierische Produkte zu verzichten.
Während
vegetarische Ernährung inzwischen vor allem im Jugendalter
unter bestimmten Voraussetzungen als gut machbar gilt, sehen
die Fachgesellschaften und Kinder- und Jugendärzte und
-innen vegane Ernährung weiterhin kritisch – vor allem bei
den Kleinsten. Dies erklärte heute in Bonn anlässlich
des Weltvegantags am 1.11. Dr. Axel Gerschlauer,
Landespressesprecher der nordrheinischen Kinder- und
Jugendärzte und -innen: „Die Studienlage zu veganer
Ernährung in kritischen Wachstumsphasen ist noch immer nicht
ausreichend, so dass wir Kinder- und Jugendärzte und -innen
von einer veganen Ernährung vor allem im Säuglings- und
Kleinkindalter abraten. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die
„Optimierte Mischkost“ der Standard für die Kinderernährung
in Deutschland. Die sich aus mehreren Bausteinen
zusammensetzende Ernährungspyramide sieht unter anderem auch
den mäßigen Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten wie
Milch und Käse vor. Durch vegane Ernährung verzichten Kinder
auf mehrere wichtige Bausteine der Pyramide und müssen die
nun fehlenden Nährstoffe anders aufnehmen, um sich gesund zu
entwickeln. Dies ist nur eingeschränkt über natürliche
Lebensmittel möglich, Vitamin B12 zum Beispiel muss immer
supplementiert werden.“
Säuglinge und Kleinkinder:
Nicht vegan ernähren! Zu keinem Zeitpunkt reagiert
der kindliche Organismus empfindlicher auf Nähstoffmangel
als im Kleinkind- und v.a. Säuglingsalter. Neben der reinen
Kalorienzahl ist eine ausreichende Menge an einer Vielzahl
von Stoffen notwendig, um ein gutes Körperwachstum und die
gesunde Entwicklung aller Organe, insbesondere des Gehirns,
zu ermöglichen. Kritisch ist bei veganer Ernährung die
Versorgung mit Eiweiß und bestimmten Fettsäuren, Vitaminen
Mengen- und Spurenelementen. Schon kleinere Schwankungen und
Unterversorgungen mit z.B. Vitamin B12 können die im
Wachstum befindlichen und daher besonders empfindlichen
Organe eines Säuglings schädigen, vor allem die
neurologische Entwicklung und geistige Gesundheit massiv und
auch dauerhaft gefährden. Daher: bitte nicht!!!
Stillen Ernährt sich die Mutter vegan und stillt,
sollte sie unbedingt Vitamin B12-Präparate nehmen und
regelmäßig ihre Blutwerte ärztlich kontrollieren lassen.
Ältere Kinder und Jugendliche: Wenn, dann bitte
richtig! „Es ist lobenswert, wenn sich Jugendliche
für Tierwohl und Umweltfragen interessieren und engagieren.
Der Schritt zur veganen Ernährung geschieht in dieser
Altersgruppe oftmals aus genau diesen beiden Gründen“ so
Gerschlauer. Die Jugendlichen sollten jedoch wissen, woher
sie wichtige Nährstoffe bekommen. Eine Beratung der Familie
durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft ist
unverzichtbar – ausschließliches Eigenstudium durch
Literatur oder z.B. YouTube haben sich in der Praxis als
unzureichend erwiesen.
Nicht vergessen: Regelmäßige
Blutabnahmen zur Kontrolle des Versorgungsstatus sind
ebenfalls unverzichtbar, um die Gesundheit vegan ernährter
Kinder und Jugendlicher nicht zu gefährden.
Fazit:
Säuglinge und Kleinkinder sollten nicht vegan ernährt
werden. Ältere Kinder und Jugendliche können sich vegan
ernähren, benötigen dann aber qualifizierte
ökotrophologische und ärztliche Betreuung.
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