Wiesbaden/Hamminkeln, 29. Mai 2020 - Im
April 2020 sind nach vorläufigen Ergebnissen mindestens
82 246 Menschen in Deutschland gestorben. Wie das
Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, sind das
8 % (+5 942 Fälle) mehr als im Durchschnitt der vier
Vorjahre. Mehr als 80 000 Sterbefälle in einem April gab es
in Deutschland zuletzt im Jahr 1977.
In der 18.
Kalenderwoche (27. April bis 3. Mai 2020), also der Woche,
für die im Moment die neuesten Sterbefallzahlen vorliegen,
sind in Deutschland mindestens 17 312 Menschen gestorben.
Damit sind die Sterbefallzahlen im Vergleich zur Vorwoche
(20. bis 26. April) um 799 Fälle gesunken, sie liegen noch
etwa 2 % über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Im
Vergleich zu den einzelnen Jahren liegen die
Sterbefallzahlen dieser Woche in einer Spannweite von 3 %
über den Zahlen von 2018 und etwa 1 % über den Werten von
2017. Die erhöhten Sterbefallzahlen zeigen sich seit der 13.
Kalenderwoche (23. bis 29. März). In der 15. Kalenderwoche
(6. bis 12. April) war die Abweichung mit 2 316 Fällen
beziehungsweise 13 % über dem vierjährigen Durchschnitt am
größten.
Die Sterbefallzahlen lagen von der 13. bis
zur 18. Kalenderwoche insgesamt 7 486 Fälle über dem
Durchschnitt der vier Vorjahre. Regional ist diese
Entwicklung maßgeblich von drei Bundesländern geprägt. Die
Sterbefallzahlen übertrafen in Bayern um 2 719 Fälle
(+18 %), in Baden-Württemberg um 1 958 Fälle (+ 16 %) und in
Nordrhein-Westfalen um 1 254 Fälle (+ 5 %) den Durchschnitt
der vier Vorjahre.
Sterbefallzahlen
in Deutschland in den Kalenderwochen 13 bis 18
|
|
KW 13
|
KW 14
|
KW 15
|
KW 16
|
KW 17
|
KW 18
|
KW 13-18
|
Datenquelle
COVID-19-Todesfälle: Robert Koch-Institut (Stand:
27.05.2020)
|
2020 Insgesamt
|
19 527
|
20 412
|
20 209
|
18 952
|
18 111
|
17 312
|
114 523
|
Absolute Differenz zu
…
|
|
|
|
Ø 2016-2019
|
+588
|
+1 932
|
+2 316
|
+1 595
|
+704
|
+351
|
+7 486
|
COVID-19-Todesfälle
|
597
|
1 342
|
1 708
|
1 553
|
1 131
|
752
|
7 083
|
Relative Differenz zu
…
|
|
|
|
Ø 2016-2019
|
+3 %
|
+10 %
|
+13 %
|
+9 %
|
+4 %
|
+2 %
|
+7 %
|
2016
|
+5 %
|
+12 %
|
+14 %
|
+13 %
|
+6 %
|
+2 %
|
+9 %
|
2017
|
+10 %
|
+20 %
|
+20 %
|
+14 %
|
+3 %
|
+1 %
|
+11 %
|
2018
|
-7 %
|
+2 %
|
+5 %
|
+5 %
|
+6 %
|
+3 %
|
+2 %
|
2019
|
+6 %
|
+10 %
|
+14 %
|
+5 %
|
+1 %
|
+2 %
|
+6 %
|
Zusammenhang mit Corona-Pandemie naheliegend
Diese Befunde zu einer sogenannten Übersterblichkeit decken
sich bei Betrachtung der absoluten Zahlen mit den Daten zu
bestätigten COVID-19-Todesfällen, die beim Robert
Koch-Institut (RKI) gemeldet werden. In den Kalenderwochen
13 bis 18 starben nach Angaben des RKI insgesamt 7 083
Personen, die zuvor laborbestätigt an COVID-19 erkrankt
waren. Die zeitliche Entwicklung verlief ebenfalls annähernd
parallel: Sowohl die Abweichung vom Durchschnitt bei den
Gesamtzahlen als auch die Zahl der COVID-19-Todesfälle waren
in der 15. Kalenderwoche am größten. Dies bedeutet aber
nicht, dass alle zusätzlich gezählten Fälle in der
Sterbefallstatistik an COVID-19 gestorben sind. Rückgänge
oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls
einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Die
Grippewelle als ein möglicher Einflussfaktor gilt in diesem
Jahr bereits seit Mitte März als
beendet. Üblicherweise beeinflussen Grippewellen bis
Mitte April die Sterblichkeit.
Ausmaß der
Übersterblichkeit in Deutschland vergleichsweise gering
Im europäischen Vergleich ist das Ausmaß der sogenannten
Übersterblichkeit in Deutschland vergleichsweise gering. Das
Statistische Amt Frankreichs beispielsweise
weist für den Zeitraum vom 1. März bis zum 20. April
gegenüber 2019 eine um 27 % erhöhte Sterblichkeit aus. Das
nationale Statistische Amt Italiens (Istat)
berichtet sogar von einer um 49 % erhöhten Sterbefallzahl
für den März 2020 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre
2015 bis 2019. Die nationalen Statistischen Ämter Belgiens, Großbritanniens,
der Niederlande, Österreichs, Portugals, Schwedens,
der Schweiz und Spaniens stellen
ebenso erhöhte Sterbefallzahlen fest. In vielen Ländern
wurde der bisherige Höchststand bereits überschritten und
das Ausmaß der Übersterblichkeit nimmt wie in Deutschland
wieder ab. Keine auffälligen Veränderungen zu den Vorjahren
wurden bislang in Norwegen und Tschechien beobachtet.
Die Angaben der hier genannten Staaten beruhen auf den
jeweiligen nationalen Methoden und zeitlichen Abgrenzungen
der Daten. Zum Teil beziehen sie sich auf das Meldedatum und
nicht auf den tatsächlichen Todestag. Auch die Anteile
fehlender Meldungen sind unterschiedlich und hängen stark
von der Nähe zum aktuellen Datum ab.
Methodische
Hinweise zu den Angaben für Deutschland: Eine
Übersterblichkeit nach der hier verwendeten Definition liegt
dann vor, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt im
Jahresverlauf mehr Menschen sterben, als nach den Fallzahlen
vergangener Jahre (hier im Durchschnitt der Jahre 2016 bis
2019) zu erwarten gewesen wäre.
Die Auswirkungen der
aktuellen Entwicklung in Bezug auf das gesamte Kalenderjahr
2020 lassen sich auf Basis der gegenwärtigen Datenlage noch
nicht abschätzen. Für eine abschließende Einordnung der
Übersterblichkeit muss der gesamte Jahresverlauf betrachtet
werden. Zudem müssen die Sterbefälle ins Verhältnis zur
Bevölkerung gesetzt werden, um beispielsweise auch den
Alterungsprozess der Bevölkerung adäquat miteinzubeziehen.
Eigene Auswertungen zum Jahresverlauf der
Sterbefallzahlen sind auf Basis der Sonderauswertung "Sterbefälle
– Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen und
Bundesländern für Deutschland 2016 bis 2020" möglich.
Für die Jahre 2019 und 2020 werden erste vorläufige Daten
dargestellt. Ein Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019
beinhaltet folglich sowohl endgültige als auch vorläufige
Daten. Bei den vorläufigen Daten handelt es sich um eine
reine Fallzahlauszählung der eingegangenen
Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche
Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten.
Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von
Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im
Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik
sind aktuelle Aussagen zur Zahl der Sterbefälle mit einem
Verzug von etwa vier Wochen möglich. Durch die verzögerten
Meldungen werden sich die vorliegenden Ergebnisse für das
Jahr 2020 noch leicht erhöhen.
Die vorläufigen
Sterbefallzahlen beziehen sich auf den Sterbetag, nicht auf
das Meldedatum. Da die gemeldeten COVID-19-Todesfälle im Lagebericht
des RKI ebenfalls nach Sterbetag veröffentlicht
werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen
Gesamt-Sterbefallzahlen möglich. Das RKI berücksichtigt bei
dieser Zählung ausschließlich Fälle, bei denen Alter,
Geschlecht und Sterbedatum bekannt sind.
Weitere
Informationen zur Sonderauswertung der tagesgenauen
Sterbefallzahlen finden Sie auf der Themenseite "Sterbefälle
und Lebenserwartung" sowie der "Sonderseite
"Corona-Statistiken" des Statistischen Bundesamtes.
NRW: Zahl der Gestorbenen im April 2020 um
drei Prozent höher als ein Jahr zuvor Nach
vorläufigen Ergebnissen starben in Nordrhein-Westfalen im
April 2020 etwa 17 600 Menschen. Duisburg/Düsseldorf
(IT.NRW), 29. Mai 2020 - Nach vorläufigen Ergebnissen
starben in Nordrhein-Westfalen im April 2020 etwa 17 600
Menschen. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen
als Statistisches Landesamt anhand unplausibilisierter
Ergebnisse mitteilt, war die Zahl der Gestorbenen damit
voraussichtlich um drei Prozent höher als im April
2019 (damals: 17 100).
Während der
Grippesaison steigen die Sterbefallzahlen in der Regel von
Dezember bis März an und sinken ab April wieder ab. Auch in
diesem Jahr war das der Fall – der Rückgang fiel jedoch
vergleichsweise moderat aus (März: knapp 19 000 Todesfälle).
Im April 2020 starben mehr Menschen als in jedem anderen
April der letzten sechs Jahre. Die Zahl der Sterbefälle war
im April 2020 damit auch höher als im April 2018, als eine
Influenza-Welle zu höheren Sterbefallzahlen im Frühjahr
geführt hatte. Eine im langjährigen Vergleich höhere Zahl
von Sterbefällen kann als Anzeichen für eine erhöhte
Sterblichkeit in diesem Monat gedeutet werden.
Das Statistische Landesamt veröffentlicht die vorliegenden
Ergebnisse, um Aussagen zum aktuellen Sterbegeschehen zu
ermöglichen und damit Politik und Wissenschaft mit
Entscheidungsgrundlagen zu unterstützen.
Die Daten
sind teilweise noch nicht abschließend geprüft und die
Sterbefallzahlen können sich durch Nachmeldungen der
Standesämter noch erhöhen. Die Auswertung umfasst lediglich
Todesfälle von Personen, die innerhalb des Landes
verstarben und dort auch gemeldet waren.
|