Duisburg, 25. Oktober 2020 -
Bundeskanzlerin Merkel unterstreicht im aktuellen Podcast
mit einem ungewöhnlichen Schritt, wie ernst die gegenwärtige
Situation in der Coronapandemie ist: Angesichts der sich
weiter zuspitzenden Lage und des nach wie vor gültigen
Appells aus dem Podcast der vergangenen Woche sendet sie
diesen erneut. Es gelte heute "noch dringender" das, was sie
letzte Woche gesagt habe – "Wort für Wort".
Das Gebot
der Stunde heiße "Kontakte reduzieren", unterstreicht die
Kanzlerin. Unser Verhalten entscheide, wie schnell und stark
sich das Virus ausbreite. "Wenn wir uns alle daran halten,
werden wir alle zusammen die gewaltige Herausforderung durch
dieses Virus auch bestehen" – dies sei ihre
Grundüberzeugung.
Die Bundeskanzlerin bedankt sich
für das große Interesse, den Zuspruch, aber auch die
kritischen Stimmen der vergangenen Woche. Sie würde sich
freuen, "wenn der eine oder andere es sich noch einmal
anhört, oder Freunden vorspielt, für die es neu ist", so die
Kanzlerin am 17. Oktober.
"Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger, spätestens
seit dieser Woche wissen wir: Wir sind jetzt in einer sehr
ernsten Phase der Coronapandemie. Tag für Tag steigt die
Zahl der Neuinfektionen sprunghaft. Die Pandemie breitet
sich wieder rapide aus, schneller noch als zu Beginn vor
mehr als einem halben Jahr. Der vergleichsweise entspannte
Sommer ist vorbei, jetzt stehen uns schwierige Monate bevor.
Wie der Winter wird, wie unser Weihnachten wird, das
entscheidet sich in diesen kommenden Tagen und Wochen. Das
entscheiden wir alle durch unser Handeln.
Ich möchte
Ihnen sagen, was das nach meiner Überzeugung bedeutet:
Wir müssen jetzt alles tun, damit das Virus sich nicht
unkontrolliert ausbreitet. Dabei zählt jetzt jeder Tag.
Dafür müssen die Kontaktpersonen jedes infizierten Menschen
benachrichtigt werden, um die Ansteckungsketten zu
unterbrechen. Die Gesundheitsämter leisten dabei
Großartiges, aber wo die Zahl der Infizierten zu hoch wird,
da kommen sie nicht mehr hinterher.
Was kann jede und
jeder von uns also dazu beitragen, dass die Zahlen wieder
heruntergehen? Sehr viel, das Allermeiste schon einfach
dadurch, dass jede und jeder Einzelne konsequent den
Mindestabstand wahrt, den Mund-Nasen-Schutz trägt, die
Hygieneregeln einhält.
Aber wir müssen jetzt noch
weiter gehen: Die Wissenschaft sagt uns klar: Die
Ausbreitung des Virus hängt direkt an der Zahl der Kontakte,
der Begegnungen, die jeder von uns hat. Wenn jeder von uns
seine Begegnungen außerhalb der eigenen Familie jetzt eine
Zeitlang deutlich verringert, dann kann es gelingen, den
Trend zu immer mehr Infektionen zu stoppen und umzukehren.
Genau das ist heute mein Appell an Sie: Treffen Sie sich
mit deutlich weniger Menschen, ob außerhalb oder zu Hause.
Ich bitte Sie: Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht
wirklich zwingend notwendig ist, auf jede Feier, die nicht
wirklich zwingend notwendig ist. Bitte bleiben Sie, wenn
immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort.
Ich weiß,
das klingt nicht nur hart, das ist im Einzelfall auch ein
schwerer Verzicht. Aber wir müssen ihn nur zeitweilig
leisten und wir leisten ihn letztlich für uns selbst: Für
die eigene Gesundheit und die all derer, denen wir eine
Erkrankung ersparen können. Dafür, dass unser
Gesundheitswesen nicht überfordert wird, dass die Schulen
und Kitas unserer Kinder geöffnet bleiben. Für unsere
Wirtschaft und unsere Arbeitsplätze.
Was hat uns denn
so vergleichsweise gut durch das erste halbe Jahr der
Pandemie gebracht? Dass wir zusammengestanden und die
Regeln eingehalten haben. Aus Rücksicht und Vernunft. Das
ist das wirksamste Mittel, das wir zurzeit gegen die
Pandemie haben. Jetzt ist es nötiger denn je. Ich danke
Ihnen."
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