Duisburg, 26. Mai 2025 - Christiane
Thomas und Manuela Suler haben viele Jahre im Krankenhaus
gearbeitet. Dann wechselten die Krankenschwestern in den
Hospizbereich. Hier werde der Mensch als Mensch gesehen,
sagen sie. „Mit all seinen Ängsten, Nöten und
Bedürfnissen“.

„Du arbeitest im Hospiz? Das könnte ich nicht!“ An
Reaktionen wie diese sind Christiane Thomas (57), rechts,
und Manuela Suler (55), links, inzwischen gewöhnt.
Schließlich sind sie seit zehn bzw. sieben Jahren in der
Betreuung schwerkranker Menschen ohne Heilungschancen tätig.
Und auf Basis dieser Erfahrung versichern sie glaubhaft,
dass sie sich keine schönere Aufgabe im Pflegebereich
vorstellen können – was viele Menschen erstaunt.
Die beiden Mitarbeiterinnen des Malteser Hospizzentrums St.
Raphael haben als examinierte Krankenschwestern viele Jahre
in Krankenhäusern gearbeitet. Und beide haben irgendwann
festgestellt, dass sie einen Wechsel brauchen. „Ich
wollte nicht mehr im Rückwärtsgang in Patientenzimmern
unterwegs sein“, so fasst es Manuela Suler zusammen. „Mein
Ziel war es, wieder mehr Zeit für die Patientinnen und
Patienten zu haben. Und das habe ich im Hospiz gefunden.“
Die Menschen, denen sie sich widmet, haben „die
diagnostischen und therapeutischen Mühlen“ hinter sich, wie
sie es formuliert. „Jetzt stehen essenzielle Themen im
Vordergrund: Wie sieht meine Lebensbilanz aus? Was möchte
ich aus dem Rest meines Lebens machen?“
Wer ins
Hospiz geht, vertraut dem Team die Mitgestaltung des letzten
Lebensabschnitts an. „Das ist eine große Verantwortung,
aber auch ein großer Ansporn“, findet Suler. „Wir dürfen mit
all unserer professionellen Nähe nicht nur die Betroffenen,
sondern auch ihre Familien begleiten.“
Die Pflege
im Hospiz umfasst einerseits die typischen Bereiche wie
Körperpflege, Versorgung mit Essen und Trinken sowie
Medikamentengabe, vor allem zur Schmerzlinderung. Hinzu
kommt die psychosoziale Begleitung, das Sprechen, Zuhören
und das „Einfach-da-sein“. „Das kann unter anderem bedeuten,
in schweren Phasen solange beruhigend auf der Bettkante zu
sitzen, bis es dem Patienten oder der Patientin wieder
besser geht“, sagt Manuela Suler. „Unsere Aufgabe ist es,
Ängste und Schmerzen zu nehmen oder zumindest bestmöglich zu
lindern. Auch bei Übelkeit oder Appetitlosigkeit helfen
wir.“ Wichtig ist dem Team, niemanden allein zu lassen,
der es nicht will. „Das funktioniert, weil bei uns nicht an
Fachpersonal gespart wird“, sagt Suler.
„Im Hospiz
wird der Mensch als Mensch gesehen, mit all seinen Ängsten,
Nöten und Bedürfnissen“, sagt Christiane Thomas. Sie ist
stellvertretende Pflegedienstleiterin in der
Malteser-Einrichtung. „Natürlich kommen die Menschen
letztlich zum Sterben zu uns. Aber zunächst geht es darum,
die verbleibende Zeit zu leben und vielleicht auch noch ein
wenig zu genießen.“ Sie sehe oft in glückliche Gesichter.
„Die Wertigkeit und die Prioritäten verändern sich eben in
dieser Situation.“
Der Wechsel in den Palliativ-
bzw. Hospizbereich sei „die beste Entscheidung meines
Lebens“, gewesen“, sagt Christiane Thomas. Dabei wollen
weder sie noch ihre Kollegin Manuela Suler bestreiten, dass
ihnen die erlebten Schicksale mitunter auch sehr nahegehen.
Christiane Thomas: „Man lernt, den richtigen Umgang damit zu
finden. Hinzu kommt die Unterstützung des gesamten Teams.“
Und die körperliche Belastung? „Für anstrengende
Pflegetätigkeiten wie etwa das Umlagern stehen inzwischen
diverse moderne Hilfsmittel zur Verfügung“, sagt Christiane
Thomas.
Allen jungen Menschen, die über einen
Einstieg in die Pflege nachdenken, aber auch älteren
Quereinsteigerinnen und -einsteigern empfiehlt sie, sich
über die Arbeitsmöglichkeiten im Hospizbereich zu
informieren. „Es kann eine wunderbare Aufgabe sein.“
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