Duisburg, 6.
Februar 2022 - Aziz
Bouhaddouz musste mit einem Zehenbruch, den er sich im
Training zugezogen hatte, passen. Mit Fleckstein,
Steurer, Jander, Stierlin, Kwadwo und, wie schon erwartet
Julian Hettwer ging MSV-Trainer Hagen Schmidt mit sechs
neuen Spieler ins Rennen. Sieben, wenn man Torhüter Leo
Weinkauf, der nach seiner Rot-Sperre wieder zwischen den
Pfosten stand, dazu zählt.
Damit standen insgesamt sieben defensive Zebras auf dem Platz. Safety
first?
Und wieder fingen sich die Zebras einen frühen
Gegentreffer ein. Der sehr schnelle Njinmah ließ Knoll
stehen, Leo Weinkauf zögerte und kam dadurch zu spät, statt
Ball traf er den Fuß und Taz verwandelte den fälligen
Elfmeter sicher.
Die nächste Torchance erspielten sich
Julian Hettwer und Moritz Stoppelkamp, die der Kapitän mit
einem Schlenzer aus 17 zum Ausgleich nutzte.
Ähnlich
wie in Wiesbaden suchten die Zebras jeden Zweikampf, nahmen
jeden an. Dass die "kleinen" Dortmunder Fußball spielen
können, zeigten sie, trotzdem konnte der MSV durch Hettwer
in der 40. Minute in Führung gehen. Sein Schlenzer verfehlte
das Tor nur knapp. So ging es mit einem Unentschieden in
die Pause.
Das nächste Tor fiel wieder durch einen
Elfmeter, wieder für die Gäste, nur dieses Mal noch
schneller. Marvin Knoll war an der Mittellinie von einem
Ellenbogen getroffen worden, ging zu Boden und bleib liegen.
Trotzdem machten Linienrichter und Schiedsrichter keine
Anstalten, die Partie zu unterbrechen.
Dafür sorgte erst
Jander, allerdings mit einem Foul auf der Strafraumlinie.
Den fälligen Elfmeter versenkte wieder Taz. Marvin Knoll
sah dann noch Gelb, weil er sich zu heftig beim
Linienrichter beschwerte. Das Schiedsrichtergespann hatte
wohl eine Verletzung des Duisburgers 'billigend in Kauf
genommen'.
Wieder lag Duisburg zurück, statt des
ersehnten Ausgleichs baute Dortmund seine Führung durch
einen Konter des sehr schnellen Njinmah in der 66. Minute
auf 1:3 aus. Drei Minuten später scheiterte Stoppelkamp mit
einem Schuss aus 17 Metern am Aluminium.
Damit war
die Messe dann auch gegessen. Duisburg kam nicht mehr zu
hochkarätigen Torchancen, gab sich aber auch nicht auf.
Zum Ende des Spiels wurden die Schreihälse im
Stadionrund immer lauter, die "Grlic raus, Wald raus und
Schmidt raus" forderten.
Zumindest 'Ivo'
Grlic, von Juli 2004 bis Oktober 2011 Spieler beim MSV,
danach bis heute Sportdirektor bei den Zebras, bot nach
Spielende seinen Rücktritt an, den der Vorstand um Ingo Wald
auch annahm.
Wer folgt? Wohl nicht Alfred Njihuis,
auch ein Ex-Zebra und aktuell Chefscout beim holländischen
Erstligisten Heracles Almelo, der Julian Hettwer im Stadion
beobachtet und sicherlich seinen Spaß an dem jungen
Duisburger hatte. Dafür aknn der klamme MSV eher nicht genug
Schmerzensgeld bieten.
Bleibt abzuwarten, ob auch der
vielgeschmähte und unterschätzte Ingo Wald die Brocken hin
wirft und ob die großen Sponsoren wie Capelli und Kassner
die Situation einschätzen ...
Immerhin kommen jetzt
die Gegner, die es beim Kampf um den Klassenerhalt zu
schlagen gilt. Gegner wie Würzburg, Türkgücü, Viktoria
Köln, vielleicht auch Meppen, Halle, Berlin, vielleicht
Freiburg, Verl - da müssen die Punkte geholt werden!
MSV-Kapitän Moritz Stoppelkamp: "Es ist
schwierig gerade. Wieder stehen wir mit Null Punkten da,
wieder war es eine Niederlage, die vermeidbar war.
Kämpferisch kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen.
Wir kassieren jeweils einen Elfmeter ganz ganz früh. In der
ersten Halbzeit hatten wir sogar die Chance, in Führung
gehen. Das spielen wir leider nicht konsequent zu Ende.
Dann kommst du raus, nimmst dir für die zweite Halbzeit
viel vor und kassierst wieder so einen Nackenschlag. Es war
eine unglückliche Situation, Knolle wird am Kopf verletzt,
da muss ein Schiedsrichter das Spiel unterbrechen. Dortmund
spielt weiter, wir wollten das nur unterbinden, leider war
das dann im Strafraum. Und dann läufst du wieder hinterher,
machst und versuchst alles. Ich weiß nicht, wie oft ich in
dieser Saison schon Pfosten oder Latte getroffen habe. Wenn
du unten stehst, gehen solche Bälle leider nicht rein.
Die Mannschaft lebt, wir nehmen uns so viel vor. Es sind
nicht nur die, die hinten die Fehler machen. Wir verteidigen
zusammen, wir greifen zusammen an. Insgesamt verteidigen wir
alle das schlecht. Wir machen blöde Fehler, aber wir
verlieren und gewinnen zusammen!
Wir fallen hin und
wir werden auch wieder zusammen aufstehen! Wir haben
noch Spiele vor der Brust, wir sind tot gesagt, tot
geschrieben, aber wir sind immer noch lebendig!
Der
Trainer ist nicht das Problem. Wir haben schon viele Trainer
gehabt. Wir Spieler, die auf dem Platz stehen, wenn der
Schiri das Spiel anpfeift, wir müssen das richten. Und das
haben wir bisher nicht gemacht. Wir machen die Fehler. Der
Trainer kann eine Taktik vorgeben, er kann uns eine ganze
Woche auf den Gegner einstellen, aber wenn du nach zwei
Minuten wieder in Rückstand gerätst, ist der ganze
Matchplan, den du dir in der ganzen Woche erarbeitet hast,
sinnlos. Dann musst du wieder anlaufen, dann kommen wir
zurück. Wir haben alles gegeben, haben uns in jeden Ball
geschmissen. Ja, es hat nicht alles geklappt, das ist normal
in dieser Situation.
Am Ende des Tages mach wir in
den letzten Heimspielen zu einfache Fehler und das bricht
uns das Genick."
BVBII-Trainer Enrico
Maaßen: "Die Geschlossenheit zeichnet uns aus, egal
in welcher Aufstellung wir spielen. In der ersten Halbzeit
hat Duisburg gut gespielt, in der zweiten haben wir unsere
Chancen genutzt. Ich denke der Sieg geht in Ordnung."
MSV-Präsident Ingo Wald: "Wir haben nach
dem Spiel über die Situation, aber auch über den Unmut der
Fans über die Person 'Ivo' Grlic gesprochen. Ivo' Grlic hat
seinen Rücktritt angeboten. Wir haben ihn angenommen. Er
will den Weg frei machen für einen Neuanfang und auch die
Planung der neuen Saison muss dann in andere Hände gelegt
werden. Man muss 'Ivo' Grlic, auch bei aller Kritik, die
jetzt aufkommt, auch nicht vergessen, dass es den MSV nicht
gäbe, wenn 'Ivo' Grlic nicht in den Zeiten 2013 da gewesen
wäre. Auch in den Jahren danach. Dass der MSV hier überhaupt
noch spielt, ist auch ein ganz großer Verdienst von 'Ivo'
Grlic.
'Ivo' Grlic ist ein Mensch, ein Mensch der
natürlich mitbekommen hat, was da auf ihn in letzter Zeit
eingeprasselt ist. Der Druck war riesengroß, ich habe großen
Respekt, dass er so lange dem Druck standgehalten hat und
nicht weggelaufen ist. Er hat versucht, dass in die Wege
zu bekommen, dass es wieder sportlich erfolgreich wird. Das
ist uns nicht gelungen. Aus verschiedensten Gründen.
Jetzt müssen wir sehen, dass wir unten raus kommen und
der MSV in ruhigeres Fahrwasser kommt.
Die
Öffentlichkeit hat so großen Druck aufgebaut, der auch in
das Persönliche reingegangen ist. Das hat 'Ivo' gespürt, und
ich selber auch. Dann kann ich die Reaktion selber
nachvollziehen. Dann ist das auch Selbstschutz und auch wir
müssen ihn schützen."
Am morgigen Montag geht es dann
in einer "Elefantenrunde", im großen Kreis, auch um Trainer
Hagen Schmidt und die Zukunft des MSV Duisburg."
Leo Weinkauf steht gegen Dortmund wieder im Tor - Ein
frühes Gegentor unbedingt vermeiden Duisburg, 4.
Februar 2022 - "Wenn mich das nicht treffen würde, wäre ich
kein Trainer." So antwortete MSV-Trainer Hagen Schmidt auf
die Frage nach dem Befinden nach dem 3:6 gegen Osnabrück und
15 Gegentoren in den letzten drei Heimspielen.
Zumal
auch er die Einfachheit der Gegentore nicht fassen kann. Der
frühe Rückstand spielt dem Gegner in die Karten, Duisburg
muss mehr investieren, um zumindest zum Ausgleich zu kommen. Das
öffnet natürlich Räume für weitere Gegentore.
Die soll, als letzte Station in einer verunsicherten
Duisburger Mannschaft, Leo Weinkauf am Sonntag verhindern.
Die Rotsperre und die damit verbundene Zeit, die eigene
Spielweise mal in Ruhe zu überdenken, ist abgelaufen und Jo
Coppens, der aus meiner Sicht keins der sechs Gegentore
letztendlich zu verantworten hat, muss wieder ins zweite
Glied rücken.
Neben den Langzeitverletzten verpasst
Marvin Bakalorz aufgrund seiner Gelbsperre das Spiel gegen
die "kleinen" Dortmunder am Sonntag. Nach Magdeburg und
Osnabrück wieder ein Gegner, dem die Zebras, mit Blick auf
die Tabelle, nicht auf Augenhöhe begegnen können.
Ob
Hagen Schmidt und sein Trainerteam die Köpfe der Spieler -
"Die Situation bei uns spielt sich im Kopf ab" - bis Sonntag
wieder frei bekommen, werden ca. 6.000 Zuschauer am Sonntag,
14 Uhr, live im Stadion verfolgen. 15 Gegentore, drei
Heim-Niederlagen in Serie und windige, nasse acht Grad laden
wahrlich nicht zu einem Stadionbesuch ein. ´Nur die
Harten kommen in den Garten'
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