„Sie hat zugehört und wir konnten unsere Sicht auf die Probleme in Marxloh
darstellen“
Duisburg, 25. August 2015 -
Einen positiven Eindruck nahm Monika Al-Daghistani
aus dem Bürgerdialog mit Bundeskanzlerin Angela Merkel mit.
„Die Bundeskanzlerin
hat zugehört. Die Bürgerinnen und Bürger aus Marxloh hatten die Möglichkeit,
ihre Fragen zu stellen und ihre Sorgen vorzutragen“, sagte die Mitarbeiterin der
AWO-Integrations gGmbH, die an der Gesprächsrunde im Rahmen der Aktion
„Gut-Leben-in-Deutschland“ im Hotel Montan teilnahm. „Ich denke, es wurde auch
deutlich, dass es Marxloh schwer hat, aber eben keine No-Go-Area ist, wie so oft
behauptet wird“, sagte die AWO-Mitarbeiterin nach dem Gespräch.
Monika
Al-Daghistani vertrat gemeinsam mit Zaprinka Yozmen, einer in Marxloh lebenden
bulgarischen Roma, die AWO-Integrations gGmbH während des Bürgerdialogs mit der
Kanzlerin. Die AWO-Integration, unter anderem mit zwei Beratungsstellen im
Stadtteil vertreten, gehört zu den wichtigen Institutionen für ein besseres
Zusammenleben in Marxloh. Die Mitarbeiterin der Integrationsagentur nutzte das
bundesweit beachtete Forum, um Stellung zu beziehen. Unter anderem wies sie auf
die oft fehlende Krankenversicherung von Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänien
hin. Sie bat dabei Angela Merkel um ganz konkrete Hilfe. Kinder und Jugendliche
aus Bulgarien sind bis zum 18. Lebensjahr automatischen krankenversichert. Durch
eine Kontaktaufnahme mit der bulgarischen Regierung könnte diese Versicherung
auch in Deutschland leicht nachgewiesen werden.
Darüber hinaus merkte
Monika Al-Daghistani zum Abschluss des Gesprächs an, dass während des Gesprächs
viel über Rumänen und Bulgaren gesprochen wurde. Diese kämen aber während des
Dialogs mit Angela Merkel nicht selbst zu Wort. Zaprinka Yozmen sei praktisch
die einzige Vertreterin dieser Bevölkerungsgruppe in Marxloh im Saal. Die
AWO-Mitarbeiterin wies deshalb stellvertretend auf die oft sehr schwierigen
Lebensumstände der etwa 3000 Bulgaren und Rumänen in Marxloh hin.
Für
die AWO-Integration ist neben dem Thema Krankenversicherung auch die Beschulung
der Kinder aus Südosteuropa von Bedeutung.
„Wer Integration will, muss auch
Bildung ermöglichen“, sagte der Geschäftsführer der
AWO-Integration. Er verwies dabei darauf, dass eine Reihe von Kindern aus
Zuwandererfamilien keinen Zugang zum Schulunterricht haben, weil vermeintlich
Kapazitäten fehlen.
Ob der Bürgerdialog mehr bewirke als einen
Scheinwerfer auf Marxloh zu richten, lasse sich zunächst nicht sagen, so
Schwarthans. Es sei aber durchaus von Bedeutung, dass man die Probleme der
Bundeskanzlerin offen vortragen konnte und aus den Mustern einer klischeehaft
geführten Diskussion um eine vermeintliche No-Go-Area ausbreche.
„Nur so können
wir zu konstruktiven Lösungen kommen. Der öffentliche Bürgerdialog mit Angela
Merkel kann da ein wichtiger Schritt auf dem Weg gewesen sein“, so Karl-August
Schwarthans.
Duisburg, 24.
August 2015 - Morgen diskutiert die Kanzlerin im Rahmen des
Bürgerdialogs zum dritten Mal mit Bürgerinnen und Bürgern
über gutes Leben in Deutschland. Diesmal findet der
Bürgerdialog in Duisburg-Marxloh statt, Beginn ist um 13 Uhr.
Rund 60 Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, mit Angela
Merkel über Lebensqualität in Deutschland zu diskutieren.
Teilnehmer sind sowohl ehrenamtlich Aktive, die im Stadtteil
Marxloh leben, als auch vor Ort engagierte Vertreter der
Kirchen, der Moschee, der Lokalwirtschaft sowie Sozial- und
Bildungsträger. Der Dialog ist live auf
www.bundesregierung.de,
www.bundeskanzlerin.de und
www.gut-leben-in-deutschland.de.
zu verfolgen.
Auf ein Wort zum Besuch der Kanzlerin
von Harald Jeschke
Rückblick! Als ich vor 23 Jahren im Auftrag einer hiesigen
Tageszeitung in Duisburg-Marxloh die Oma einer der 1992
betroffenen Duisburger Olympiateilnehmerinnen traf, war die
Welt auch für die ältere Dame, die im direkten Umfeld von
Landesbediensteten dort lebten, durchaus noch in Ordnung.
Im Schwelgernstadion versuchte ein Duisburger Lehrer mit
den Footballspielern einen richtig guten
Nachbarschaftseffekt zu erzielen – was auch gelang, wie
junge Besucher aus dem türkisch-stämmigen Umfeld deutlich
zeigten. Die Industriekulisse störte keinen. Das war eben
seit Jahrzehnten so. Hätte zwar noch ein wenig mehr Grün
da sein können, aber man arrangierte sich. Auch
niedergelassene Ärzte gab es genug. An den Kiosken
stand man am Abend ohne groß auf sein direktes Umfeld
achten zu müssen. Und wenn ich da an das
Fußball-Sommermärchen 2006 denke, als Deutsche und Türken
Spaß am internationalem Turnier hatten und ohne Probleme
ihre Nationalflagge auf den Straßen Marxlohs zeigten - das
war regelrecht begeisternd. Auch die zunächst skeptisch
beäugte Installation der Merkez-Moschee brachte mehr
Integration und Verständnis.
Gegenwart! Dann kam die Krise in Nahost und es kam die
Freizügigkeit für neue EU-Beitrittsländer. Es begann
zunächst schleichend in Hochfeld. Dann griff der Missstand
mit Brachialgewalt nach Rheinhausen, dann nach Laar und
nach rigorosem Eingreifen der Behörden jetzt seit einem
Jahr massiv nach Marxloh über. Den Alteingesessenen
völlig fremde und zum Teil abstoßende Lebensgewohnheiten
der Zugezogenen, Clan-Zugehörigkeits-Denken verbunden mit
Gewalt und kriminellen Handlungen waren nun an der
Tagesordnung. Da half der massive Polizeieinsatz nur
solange, wie er auch am Ort präsent war. Dann aber…
Und allen ist Klar: Wie beim Besuch des Bundespräsidenten
in Hochfeld werden nur ausgesuchte Menschen mit
gefilterten Fragen bei der Bundeskanzlerin Gehör finden.
Ändern wird dieser Besuch also nichts.
Zukunft!
Aber vielleicht dringt doch noch ein weiteres
Aufhorchen zu dem durch, was die EG Duisburg und viele
andere Institutionen aus dem Stadtteil stereotyp von sich
geben: Es muss hier mehr getan werden. Umfeldveränderungen, Streetworker in Mannschaftsstärke und
Dauerpräsenz starker Ordnungskräfte müssen her, um den
Bürgern das Gefühl zu geben, hier überhaupt normal leben
zu können. Der Schmelztiegel Hochfeld hat vieles
offenbart, in Marxloh muss dringend eine Schüppe
draufgelegt werden. Die Stadt mit den bekannt finanziellen
Nöten allen zu lassen würde nur noch mehr
Negativ-Meldungen produzieren. Der Appell an Frau Merkel
lautet: Hören sie auch auf Menschen, die vielleicht nicht
„gesiebt“ zu Ihnen vorgelassen wurden…
|