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Archiv Politik aktuell Dezember 2012 |
2012, ein wahrhaft turbulentes Jahr in und für
unsere Stadt Duisburg Peter Bettermann, Jochem
Knörzer
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Duisburg, 30.
Dezember 2012 - Das Jahr war noch nicht alt, da gab es den
Abwahltermin für den amtierenden Oberbürgermeister, den die
Duisburgerinnen und Duisburger noch in 2011 erzwungen
hatten.
Zur totalen Überraschung von Adolf Sauerland
wurde er mit deutlicher Mehrheit abgewählt.
Der Wettbewerb
um seine Nachfolge brachte eine Vielzahl von Bewerbern
hervor. Das Ende ist bekannt, aus der Stichwahl zwischen
dem CDU-Bewerber, Benno Lensdorf, und dem SPD-Bewerber,
Sören Link, ging letzterer als Sieger hervor, allerdings mit
blamabler Wahlbeteiligung. An dem Neuanfang für
Duisburg, den viele Bürgerinnen und Bürger sich wünschten,
wollten am Ende nicht mehr viele teilnehmen. Schade!
Die Landtagswahl in der ersten Jahreshälfte sah dann die
Duisburger SPD auf der Siegerstraße, CDU und Linke büßten in
unserer Stadt gewaltig ein.
Während Kommunal- und
Landespolitik die Schlagzeilen beherrschten, glomm
allerdings ein viel gefährlicheres Feuer im Hintergrund.
Die, seit Jahren unter Nothaushaltsrecht stehende Stadt
konnte unter harten Bedingungen an einem
Stärkungspakt der
Landesregierung teilnehmen. Der sogenannte
Haushaltssanierungsplan (HSP) bedeutete die Einsparung von
über 60 Mio. € in den nächsten Jahren, um ebenfalls in den
kommenden Jahren jährliche Zusatzmittel des Landes in
Millionenhöhe zu erhalten. Am Ende soll ein ausgeglichener
Haushalt und keine Neuverschuldung der Stadt mehr stehen.
Die Wählergemeinschaft `Bürgerlich-Liberale´ versagte
sich die Aufstellung eines eigenen OB-Kandidaten,
arbeitete während des laufenden Wahl-Marathons mit
ihren Mandatsträgern in der SPD-Fraktion, auch
interfraktionell, intensiv an möglichen Einsparungen und auch
Mehreinnahmen durch Strukturveränderungen. Schlussendlich
war die Wählergemeinschaft an einem Haushaltssanierungsplan (der auch im
Sommer durch die Bezirksregierung genehmigt wurde) mit
etlichen Vorschlägen beteiligt, die vor allem im Bereich der
Struktur der städt. Gesellschaften für Veränderungen und
Minderausgaben sorgen sollen und können.
Zum
Zeitpunkt der Genehmigung des HSP glaubten viele in
den Ratsausschüssen, Bezirksvertretung und Rat noch daran,
dass nun das Schlimmste überwunden sei, obwohl sie doch wussten,
dass die GEBAG durch die haarsträubenden Fehler des
Vorstandes bei der Küppersmühle ins Schlingern kam und durch
eine Darlehen der Duisburger Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft liquide gehalten werden musste und auch
andere Planungen (Bahnhofsplatte) am seidenen Faden hingen.
Dann kam die Schließung der Mercatorhalle und die
`Gewinnwarnung´ der Stadtwerke, die ja eigentlich ordentlich
zu den Mehreinnahmen im Haushalt der Stadt beitragen
sollten.
In Sachen GEBAG, Mercatorhalle,
Straßenverkehrsamt, um einige zu nennen, wurde das
Rechnungsprüfungsamt der Stadt tätig und deckte in einigen
Fällen Korruption und Verschleierung von Sachständen der
Vorstände städt. Gesellschaften gegenüber den Aufsichtsräten
auf.
Die Stadtwerke Duisburg benötigten am Ende des
Jahres sogar eine 20 Mio. € Stütze um ihre Anpassung an den,
durch das `Erneuerbare Energiengesetz´ (EEG) erzwungenen,
Einspeisevorrang für Wind- und Sonnenenergie umzusetzen. Im
Wesentlichen heißt das, dass die Kraftwerke der Stadt im
Leerlauf weiterlaufen müssen, um sofort einspringen zu
können, wenn es keinen Wind- oder Sonnenstrom gibt. Das
Kraftwerk läuft also, gibt aber keinen Strom ins Netz, die
Kosten laufen aber weiter.
Dieses Problem berührt im
Übrigen die ganze Republik mit dem Fazit, dass die Preise
der konventionellen Versorger steigen.
Der übers Jahr
laufende Protest der Mieter der Zinkhüttensiedlung ließ uns
ebenfalls nicht kalt und die unklare Liquidität des
Entwicklers des geplanten Factory-Outlet-Centers in Hamborn,
nebst dem Verkaufsrücktritt der Wohnungsgesellschaft, Immeo,
in dieser Angelegenheit, sorgte und sorgt weiter für
Gerüchte und Unsicherheiten.
Scheinbar steht
am Ende des Jahres 2012 fest, dass durch den beschlossenen
und genehmigten HSP ein sozialer Kahlschlag in unserer Stadt
verhindert werden konnte - scheinbar! Bezahlt wird das
aber mit höheren Grund- und Gewerbesteuern, die wir
letztendlich alle bezahlen. Das gesamte Ruhrgebiet und
auch Duisburg, haben aber die letzten Jahrzehnte nur
dadurch leidlich überstehen können, weil Industrie, Politik
und Verwaltung sich immer um die Erhaltung erträglicher
Sozialstrukturen bemüht haben.
Im kommenden Januar wird der
Haushaltsplanentwurf der Verwaltung vorgestellt. Dann werden
wir sehen, ob die Hoffnung, die wir für die finanzielle
Gesundung unserer Stadt im Sommer dieses Jahres noch
hatten, realistisch ist oder nicht. Vor allem auch vor dem
Hintergrund steigender Zahlen von Armutsflüchtlingen aus dem
osteuropäischen Bereich und der damit ganz offensichtlich
steigenden Kriminalität.
Es bleibt also spannend
und wenn wir uns eine lebenswerte Stadt erhalten wollen,
bedarf es einer großen Energieleistung von Bürgerinnen und
Bürgern, sowie vor allem der Verwaltung und der kommunalen
Politik. Da ist Einsicht, Anerkennung der Wirklichkeit und
damit notfalls auch Umkehr angesagt.
Blöd? Wer ist blöd? 'Weihnachten im
Müll' oder 'Warum kommt der Bundespräsident nicht alle 14
Tage zu Besuch?' BZ-auf
ein Wort von Jochem
Knörzer
2. Januar
2013: Respekt, WBD!
Binnen 24h wurden die über das
Online-Formular
gemeldeten
'Wilden Kippen' entsorgt!
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BL-Ratsherr Peter Bettermann berichtet aus dem Rat |
Ratssitzung, Montag,
10. Dezember 2012 - 'Schul- und Kulturdezernent' Karl
Janssen nicht wiedergewählt
Sehr geehrte
Damen und Herren, liebe Freunde, die letzte
Ratssitzung des Jahres 2012 fand heute statt, sie umfasste
am Ende 114 Tagesordnungspunkte in öffentlicher und 16
Tagesordnungspunkte in nichtöffentlicher Sitzung. Die
Sitzung begann um 15.05 Uhr und endete nach der
nichtöffentlichen Sitzung um 21.30 Uhr. Entschuldigt
waren zu dieser Sitzung die CDU-Ratsmitglieder, Herr Kempken
und der Bürgermeister Lensdorf. Beim Tagesordnungspunkt 1
stand die Wiederwahl des Beigeordneten, Herrn
Janssen, an. Dazu beantragte Herr Happel von der
BürgerUnion (Einzelmandatsträger einer als rechtslastig
beschriebenen Wählergemeinschaft) die geheime Abstimmung.
Bei personellen Entscheidungen reicht die Stimme eines
Ratsmitgliedes dazu aus. Das Ergebnis der geheimen
Abstimmung war, dass 32 Mitglieder des Rates für die
Weiterbeschäftigung des Beigeordneten stimmten und bei einer
Enthaltung 40 Stimmen gegen die Weiterbeschäftigung
votierten, damit ist Herr Janssen (Kultur und
Schule) abgewählt. Seine Wahlzeit endet im ersten Halbjahr
2013.
Den ersten Lacher und ein dickes Kompliment aus
der Sicht des Berichterstatters in Richtung des
Oberbürgermeisters, gab es beim
Tagesordnungspunkt 5. Da ging es um einen Beschluss bzgl.
der Dienstreise eines Bürgermeisters,
Herrn Kocalar (Linke), zum Hauptausschuss des Deutschen
Städtetages. Herr Grün von der Fraktion der DWG (Duisburger
Wählergemeinschaften, er selbst gehört der
Wählergemeinschaft `Duisburger Alternativen Liste´ an)
forderte einen Bericht des Bürgermeisters über die Inhalte
dieser Tagung ein. Der Oberbürgermeister, Sören Link,
schlug vor, dass der Bürgermeister Kocalar diesen Bericht
den interessierten Damen und Herren des Rates ja nach dem
Ende der Ratssitzung geben könne. Das
wurde von Herrn Grün so akzeptiert.
Beim
Tagesordnungspunkt 8, der die Vergütung der Mitglieder des
Umlegungsausschusses beinhaltete, antwortete der
Beigeordnete, Herr Tum, dann auf die Frage, die die SPD-Ratsfrau,
Elke Patz, schon im Haupt- und Finanzausschuss gestellt
hatte und die dort nicht beantwortet worden konnte. Dabei
ging es um die Reduzierung der Aufwandsentschädigungen und
gerechtere Verteilung bei den Mitgliedern des
Umlegungsausschusses.
Der Tagesordnungspunkt
11(außerplanmäßige Aufwendung für die Duisburger
Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft von 20 Mio. €) sorgte
für einige Verwirrung, denn die Fraktion der Grünen
distanzierte sich von einem Antrag, den sie im Vorfeld mit
eingebracht hatten. Am Ende enthielten sich die Grünen und
gegen die Stimmen der CDU und der FDP wurde dem Antrag
zugestimmt.
Die nachfolgenden Tagesordnungspunkte
liefen einstimmig oder mit klarer Mehrheit durch und beim
Tagesordnungspunkt 21 (Aufgabenverschiebung von der städt.
`Duisburg Marketing´ in die städt. Gesellschaft `FrischeKontor´)
gab es wieder eine erregte Diskussion. FDP und CDU
stellten die errechneten Einsparungen der Verwaltung hierzu
infrage (obwohl die Vertreter der CDU in den jeweiligen
Aufsichtsräten zugestimmt hatten) und stimmten gegen die
Beschlussvorlage, ohne dabei eine Mehrheit zu finden.
Die Rückführung der `Innenstadt Duisburg
Entwicklungsgesellschaft´ in die Kernverwaltung (Einsparung
im Haushalt) wurde ebenfalls gegen die Stimmen von DWG und
Einzelmandatsträger Happel beschlossen, auch die Erhöhung
der Vergnügungssteuer für Apparate mit Gewinnmöglichkeit
wurde von der FDP und Happel abgelehnt, aber dennoch mit
Mehrheit beschlossen.
Eine kurze Diskussion gab es
noch beim Tagesordnungspunkt 31, der die 3. Änderung der
Bezirkssatzung beinhaltete. Diese Drucksache wurde bereits
in 3. Lesung behandelt und Ratsherr Hagenbuck (DWG, hier
Wählergemeinschaft `Sozial und Gerecht´) beantragte eine
erneute Lesung. Das wurde mehrheitlich abgelehnt. Der
Ergänzungsantrag der Kooperation (rot-rot-grün) dazu wurde
einstimmig angenommen.
Erst bei den
Tagesordnungspunkten 40 und 41 gab es wieder eine erbitterte
Diskussion, die insgesamt über 45 Minuten ging. Das
NS-Dokumentationszentrum hat keinen Platz im `Stadtfenster´
soll aber an zentraler Stelle in dieser Stadt untergebracht
werden. CDU und DWG forderten eine Unterbringung im
`Stadtfenster´ aufgrund vorhergegangener Ratsbeschlüsse. Dem
folgte die Mehrheit bei Anerkennung der Bedeutung dieses
Informationszentrums nicht. Anmerkung des
Berichterstatters: „ Über eine Hauptschulschließung wird
kein 45 Sekunden beraten, hier benötigte der Rat 45
Minuten!“
Bis zum Tagesordnungspunkt 81 ging es
dann mehrheitlich bis einstimmig weiter und beim
Tagesordnungspunkt 82 war dann endlich der Antrag der
FDP-Fraktion zum Kombibad Homberg an der Reihe. Der wurde
von der Mehrheit abgelehnt, ebenso der Antrag der
CDU-Fraktion zur Finanzierung der archäologischen Zone
`Jüdisches Museum in Köln´.
Der Antrag der
CDU-Fraktion `Wirklich kein Kind zurücklassen´ wird in einem
fraktionsübergreifenden Arbeitskreis beraten und die
weiteren Tagesordnungspunkte bis 101 liefen einstimmig bis
mehrheitlich. Der Bebauungsplan Hochfeld, Hochfeldstraße
wurde in erster Lesung beraten.
Energische
Diskussionen gab es noch einmal beim Tagesordnungspunkt 110,
in dem die CDU und die FDP die Einrichtung einer
Schnellbuslinie forderten. Die beantragenden Fraktionen
hatten allerdings in ihrem Antrag keine finanzielle
Kompensation vorgeschlagen, der Antrag wurde folglich
mehrheitlich abgelehnt. Die restlichen Anträge befassten
sich mit Ausschussumbesetzungen und wurden einstimmig
genehmigt.
So, sehr geehrte Damen und Herren, liebe
Freunde, das war der Bericht der
Wählergemeinschaft `Bürgerlich-Liberale´
aus der heutigen Ratssitzung, die zugleich die letzte in
diesem Jahr war, der Berichterstatter ist jetzt
rechtschaffen müde, steht selbstverständlich für Fragen zur
Verfügung und wünscht Ihnen allen eine Gute Nacht.
Für Weihnachts- und Neujahrsgrüße ist es noch ein wenig zu
früh. Peter Bettermann
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