Niederschrift über die außerordentliche Versammlung des Duisburger
Spielverein am 22. Juni 1964 im WFV-Heim
Beginn:
20.40 Uhr Ende: 22.40
Uhr
Anwesend
waren 313 Mitglieder.
Herr
Heckhoff begrüßte die Versammlungsteilnehmer mit folgenden Worten:
" Ich
eröffne die heutige Mitgliederversammlung und heiße Sie alle recht
herzlich willkommen. Die Einladung ist ordnungsgemäß erfolgt. Warum die
neue Versammlung anberaumt worden ist, geht aus Ihren
Einladungsschreiben hervor. Das Abstimmungsergebnis der letzten
außerordentlichen Mitgliederversammlung am 12. Juni 1964 war nicht
gültig, weil mit Grund angefochten wurde.
Wie Sie
al1e, die an dieser Versammlung teilgenommen haben, wissen, bestanden
unten in dem Raum 4 Zugänge. leider haben sich auch Nichtmitglieder an
der Versammlung beteiligt. Wir bedauern das außerordentlich, daß dadurch
ein rechtsgültiges Abstimmungsergebnis nicht zustande gekommen ist.
Der
Vorstand hat auf Grund der Anfechtung sich sofort in der Nacht vom 12.
zum 13. Juni zusammengesetzt. um
di e Anfechtungsgründe zu prüfen. Tatsächlich hat sich
herausgestellt, daß mehrere Nichtmitglieder und nicht stimmberechtigte
Personen sich an der Abstimmung beteiligt haben.
Wir sind
daher gezwungen, um derartige Unkorrektheiten in dieser Versammlung zu
verhindern, besonderen Wert auf die Formalitäten zu legen. um das
Abstimmungsergebnis rechtsgültig zu gestalten.
Wir
bitten Sie daher alle um Verständnis für die Maßnahmen, die am Eingang
getroffen worden sind und zweifellos zu Stockungen geführt haben.
Liebe
Spielvereinler.
alle die
an der letzten außerordentlichen Versammlung teilgenommen haben, wissen,
daß diese Versammlung kein Ruhmesblatt in der Geschichte des Duisburger
Spielvereins ist.
Einige
Vorfälle waren direkt beschämend, Wir wollen doch heute daran
mitarbeiten, daß ein sachlicher und nüchterner Verlauf dieser
Versammlung gewährleistet ist und daß auch diese heutige Versammlung so
vonstatten geht, wie wir es alle wünschen.
Der
Vorstand distanziert sich von den Vorfällen in der letzten Versammlung
und ich darf Ihnen hier den einstimmigen Beschluß des Vorstandes und
erweiterten Ausschusses mitteilen. der das Verhalten einzelner
Mitglieder nach der Versammlung mißbilligt. handgreifliche
Auseinandersetzungen können in keinem Falle Argumente für oder gegen die
Fusion ersetzen.
liebe
Spielvereinler,
in
dieser entscheidenden Stunde appelliere ich an Sie alle mehr mit
Vernunft und Sachlichkeit zu diskutieren.
Bevor
wir nun die Diskussion erneut über die Fusion eröffnen, möchte ich
bereits jetzt auf folgende Dinge aufmerksam machen, damit auch
alle
unterrichte und sich über die Wirkungen der Stimmen im klaren sind.
Der
Spielverein braucht. um eine Fusion rechtsgültig eingehen zu können, 75
% aller abgegebenen gültigen Stimmen. Das heißt, das
die
Nein-Stimmen und die Enthaltungen das Gegengewicht zu den Ja-Stimmen
bilden. Wer sich also der Stimme enthält durch Abgabe eines leeren
Stimmzettels, entscheidet auch hiermit gegen die Fusion. Falls
Mitglieder unter Ihnen sein sollten, die nach Abschluß der Diskussion
der Meinung sind, daß sie zwar eine Fusion nicht gefährden wollen, aber
auch nicht dafür stimmen. denen wird empfohlen Den Stimmzettel überhaupt
nicht abzugeben. so daß ein Gegengewicht nicht entsteht. Also nochmals
kurzgefaßt, ein Stimmzettel abgeben ohne irgendwelche Beschriftung
bedeutet im Grunde genommen ein Nein.
Die
Ihnen ausgehändigten zwei Zettel (weiß und gelb) bitte ich bis zur
Abstimmung aufzuheben, da nur diese für die Abstimmung gültig sind."
Anschließend bat er Herrn Keller den Tagungsordnungspunkt der heutigen
Einladung mit allen Punkten, die später zur Abstimmung anstehen. zu
verlesen. Herr Keller verlas daraufhin den Text, der bei der
Beschlußfassung wörtlich aufgeführt wurde.
Danach
erklärte Herr Wirths, daß er den Vorfall in der letzten Versammlung
bedauert und sagte, daß er sich inzwischen mit Herrn Specht wieder
vertragen hätte.
Herr
Brandjes gab dann für Herrn Schieren folgende Erklärung ab:
"Aus
beruflichen Gründen kann Herr Schieren heute bei der so wichtigen
Versammlung nicht erscheinen, da er eine Geschäftsreise unternehmen muß.
Er gibt folgende Erklärung ab:
1. In
der Kürze der Zeit ist es uns gelungen ca. 25.000.-0M in Form von
Spenden, Darlehen und 1D-Jahresbeiträgen für den DSV zu erhalten. Sehr
beachtlich sind die Beträge von Mitgliedern. welche ein nicht zu hohes
Einkommen haben. Er 1st der Meinung, daß er eine weit höhere Summe
erhalten hätte, wenn ihm mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte. Herr
Schieren hat sich mit seiner Absicht noch nicht an Geschäftsleute
gewendet. da er erst die Abstimmung abwarten will. Er ist aber
überzeugt. auch hier ansprechende Beträge zubekommen.
2. Der
DSV hat es nicht notwendig unter den bekannten Finanzierungsvorschlägen
eine solche Fusion einzugehen. Der Duisburger Spielverein bringt nach
Abzug der uns bekannten Schulden, die ja nur zu einem gewissen Teil
drückend sind, ein Vermögen von ca. 150.000.- 0M in den neuen Verein
ein.
Clubhaus
ca. 300.000,- DM
Mannschaftslizenz ca. 100000,- DM
3. Herr
Schieren ist bereit, im geschäftsführenden Vorstand mitzuarbeiten. Er
ist auch davon überzeugt, entsprechende
Mitarbeiter zu finden, wobei er insbesondere mit der weiteren erfahrenen
Mitarbeit des Herrn Heckhoff rechnet.
4. Eine
Vertragsspieler E.V. können wir im eigenen Verein ebenfalls gründen,
wobei die benötigten Gelder zur Gründung dieser Abteilung hypothekarisch
eingetragen werden. Anders will der neue Verein Eintracht 48, Duisburg.
auch nicht vorgehen.
5.
Sollte eine Fusion nicht zustande kommen, so wird es die erste Aufgabe
sein. den Aschenplatz in einen bespielbaren Zustand zu bringen,
damit die Jugend, Fußballamateure und Handballer Gelegenheit
- 3 -
zu
einwandfreien sportlichen Betätigungen haben.
6. Das
spielerische Niveau wird durch eine Fusion nicht wesentlich gehoben, da
einige gute Spieler von 48/99 sich schon anderweitig verpflichtet haben.
7. Ich
bin davon überzeugt, daß sich Damen und Herren finden werden, die die
Geschäftsstelle auf unbestimmte Zeit ehrenamtlich besetzen. Durch diese
meine Ausführungen will ich niemanden beeinflussen mit Nein zu stimmen.
Ober eins bin ich mir im Klaren, daß Opfer gebracht werden müssen, auch
von den Vertragsspielern. Ich persönlich bleibe unter den mir bisher
bekannten Besingungen bei meinem Nein.
Ich
wünsche der Versammlung einen harmonisch demokratischen Verlauf. Zwei
weitere Beiratsmitglieder schließen sich meinen Ausführungen an.
Duisburg, den 22.Juni 1964 gez. Schieren IV
Anschließend gab Herr Keller für den Vorstand eine Erklärung ab. worin
er betonte. daß die Fusion aus wirtschaftlichen und sportlichen Gründen
nicht nur für die Vertragsspieler, sondern auch für die Amateure
notwendig ist. Vor allen Dingen die Sportplatzanlagen sind in einem so
schlechten Zustand. daß es bereits große Schwierigkeiten macht,
Meisterschaftsspiele der Amateurfußball- und Handballmannschaften
durchzuführen. Gastmannschaften wollen hier kaum noch antreten.
Aus
eigener Kraft kann der Verein diese Probleme nicht mehr lösen. Es ist
aus finanziellen Gründen auch nicht mehr möglich,
eine Vertragsmannschaft zu unterhalten.
Herr
Heckhoff wies danach auf punkt 7 des Abstimmungsbeschlusses hin, wonach
die geplante Vertragsspielerabteilung e.V. sämtliche Verpflichtungen des
DSV bis zum 30.Juni 1964 übernimmt. Damit sind
die
wirtschaftlichen Probleme sofort gelöst; denn weitere Belastun- gen des
DSV-Vermögens sind nicht mehr möglich
Herr
Specht war der Meinung, daß zwei Richtungen im Verein bestehen,
für und
gegen eine Fusion. Trotzdem soll aber kein Keil in die Vereinsfamilie
getrieben werden. Alle Mitglieder sollen zusammen- stehen.
Er hat
Verpflichtungserklärengen gesammelt, die einen Betrag von fast
26.000.-DM aufweisen.
Er
übergab dem Vorstand diese Erklärungen zur Prüfung.
Während
diese Unterlagen geprüft wurden, gab Herr Driesen Ober die
Vertragsspieler, auch von 48/99, Auskunft.
Herr
Feiden war hierzu der Meinung. daß die Ausführungen des Herrn Driesen
nur Zukunftsmusik darstellen. Eine Garantie könne er dafür nicht geben.
Herr
Keller gab dann das Ergebnis der Prüfung der Verpflichtungserklärungen
bekannt. Sie enthielten:
Spenden
5.600,-DM
Darlehen 8.00D, - DM
Zehnjahresbeiträge 1. 400.-DM
Fast die
Hälfte aller Erklärungen waren nicht unterschrieben.
Herr
Specht erklärte dazu, daß Herr Schieren noch einen Betrag von 11.000,-DM
aufbringen will.
Herr
Heckhoff erklärte daraufhin, daß dieser Betrag überhaupt keine
Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation hat, zumal es sich
überwiegend wieder um Darlehen handelt.
Herr
Fitscher ergänzte diesen Hinweis noch dahingehend, daß auch
Beitragsvorauszahlungen nichts nützen, da dieses Geld dem Verein in
Zukunft fehlt.
Herr
Willersen stellte dann noch einmal heraus, daß der Verein
Verpflichtungen von 256.000.- DM hat. Das Vereinsvermögen mit Klubhaus
und Sportanlagen liegt bei 300.000.-DM. Obwohl dieses Bild nicht gut
ist, sind wir trotzdem bei einer Fusion ein gleich- berechtigter
Partner. Bei einer Fusion treten für alle Amateurabteilungen
Verbesserungen ein. Auch die Tennisabteilung kommt durch die
bevorstehende Straßenlandabtretung nicht in Schwierigkeiten.
Herr
Wirts gab dann zu bedenken, daß allen bekannt ist, daß die 2. Bundesliga
gestrafft wird. Bei einer wirtschaftlichen Prüfung kann der DFB dem
Verein die Lizenz versagen.
Herr
Fitscher beantragte dann den Schluß der Debatte. Der Antrag wurde
einstimmig angenommen.
Ober den
folgenden Beschluß wurde abgestimmt:
1. Der
Duisburger Spielverein beschließt eine Verschmelzung mit einem und
mehreren der nachfolgenden Vereine:
Duisburg
48/99, Duisburg 0_, Duisburg 1900
2.
Diesel' neue Verein trägt den Namen „Eintracht Duisburg 1848 e.V.
3. Die
neue Sportkleidung ist weiß-rot.
4. Die
Mitglieder des DSV werden mit allen Rechten und Pflichten
Mitglieder des neuen Vereins.
5.
Innerhalb von 4 Wochen nach ,der Verschmelzung ist eine
außer-ordentliche Hauptversammlung der Eintracht Duisburg
1848 einzuberufen, in welcher die Führungsgremien paritätisch aus den
ehemaligen Mitgliedern der fusionierten Vereine zu besetzen sind. Diese
Reglung gilt für die erste Wahlperiode.
6. Die
Mitglieder nehmen die Satzung des neuen Hauptvereins an.
7. Die
neugegründete Vertragsspielerabteilung e.V. übernimmt sämtliche
Verpflichtungen des DSV bis zum 30.6.1964. Als Vermögen wird in die
neue Vertragsspielerabteilung das Klubhaus eingebracht. Es darf
lediglich bis zu einem Betrage von 20D.OOO,- DM belastet werden. In
diesem Betrage ist die Forderung eines Mitgliedes des DSV bis zu einer
Höhe von 7O.OOO,-DM einbegriffen. Der bisherige Verwendungszweck des
Klubhauses ändert sich dadurch nicht.
Es wurde eine geheime Abstimmung beantragt und durchgeführt.
Die
Auszählung der Stimmen wurde von 5 Vereinsmitgliedern vorgenommen.
Herr
Elbers gab nach der Auszählung das Ergebnis bekannt: 313 Stimmen wurden
abgegeben.
Für
die Fusion stimmten 284 Mitglieder
Mit
„Nein“ stimmten 23 Mitglieder
Enthaltungen 6 Mitglieder
Damit
war die Fusion beschlossen.
Herr
Heckhoff dankte der Versammlung und bat alle, auch die Gegner der Fusion
weiter mitzuarbeiten. Alle sollen sich im
neuen Großverein zusammenfinden. Ein Stück des DSV bleibt auch im
Großverein, dem sich vielleicht noch 08 und 1900 anschließen.
Er sagte nochmals allen Mitgliedern für die sachliche Mitarbeit Dank und
schloß die Sitzung.
Schriftführer Vorsitzender
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