Stadtplanungsdezernat und GFW
Duisburg stecken Handlungsrahmen ab
Duisburg, 04. September 2015 - Das Quartierbüro in
der Altstadt lud vier Monate nach der Instaliierung der
Altstadtmager zu einem Zwischenbericht, um einmal
darzustellen, was bislang tatsächlich erreicht werden
konnte.
Es geht um die nun langjährigen Sorgen
der Bewohner udn der Händler in der ehemals quirligen und
umsatzträchtigen wie sehr reichen Bereich Duisburger
Altstadt mit Universitätsbetreib und dem Superstar der
vergangenen jahr Gerhard Mercator.
Alles vorbei, oder es war einmal...
Leerstände, Billigketten und nicht vollendete Baumaßnahmen
haben dem Viertel die Luft zum Leben abgeschnitten. Vor acht
Jahren versuchte es unter dem abgesetzten OB Sauerland Dr.
Ralph Oehmke (Geschäftsführer
Innenstadt-Enetwicklungsgesllschaft Duisburg IDE, der eine
wurde ins Nichtstun befördert, die Gesellschaft aufgelöst)
den gordischen Knoten in diesem Areal zu lösen. Vergebens.
Er stieß auf die Widerstände, die es auch jetzt gibt: Fonds
sind Besitzer teilweise größerer Immobilien in diesem
Bereich - und die scheren sich einen Dreck um Duisburger
Aufpepp-Aktivitäten.
Besitzer anderer Häuse erhalten trotz Leerstand ihre Miete,
da Verträge noch aktuell sind und erstaunlicherweise
eingehalten werden. Das alles ist nichts Neues, und auch
daran werden sich die Altstadtmanager immer wieder Beulen
holen.
Aber vielleicht kann man ja geschickt den
einen oder anderen investitionshemmenden Unternehmen ja mit
einem guten Mix im Drumherum überzeugen, dass es
wirtschaftlich schick ist, hier mitzumischen.
Investitionshemmend sind derzeit aber auch die Bau- und
Brandschutzvorschriften. Das mussten die beiden
Altstadtmanger feststellen, als man Mal ganz flott einem
Investor bei der Einrichtung helfen wollte. "Wir haben halt
Vorschriften und die müssen wir einhalten", bedauerte
Dezernent Carsten Tum.
"Nach rund vier Monaten möchten wir als
Stadtplanaungsdezernat gemeinsam mit der Gesellschaft für
Wirtschaftsförderung Duisburg Einblick in bereits
angestoßene Aktivitäten im Quartier, den Status quo und
künftige Pläne geben“, eröffnete Stadtentwicklungsdezernent
Carsten Tum den Einstieg zum Rückblick Er steckte sogleich
den Handlungsrahmen der Quartiersmanager Yvonne Bleidorn und
Francesco Mannarino ab. Deren Aufgaben leiten sich aus dem
integrierten Handlungskonzept der Stadt, kurz IHI, ab.
„Das Altstadtmanagement wurde eingerichtet, um die
Themenstellungen im Quartier intensiver zu bearbeiten, als
das im Regelbetrieb von Verwaltung und GFW Duisburg
geleistet werden kann“, betont Tum.
Der Stadtentwicklungsdezernent fährt fort: „Unsere Partner
im Städtebauministerium und bei der Bezirksregierung in
Düsseldorf haben das Konzept zur Einrichtung eines
Quartiersmanagements in unserer Altstadt sofort unterstützt.
Strategische Ziele sind insbesondere, die Situation im
Bereich der Beekstraße sowie der unteren Münzstraße mit
ihrem Übergang zum Innenhafen zu stabilisieren. Daneben
steht die Bündelung und Kanalisierung der endogenen
Potenziale im Quartier für gemeinsame und zielgerichtete
Aktionen und Kampagnen.“
Annegret Angerhauser-Reuter (Kommunikationsleiterin GfW),
Yvonne Bleidorn), Carsten Tum und Francesco Mannarino im
Domizil der ehemaligen Apotheke an der Beekstrasse 6, nun
das Quartierbüro.
Ralf Meurer, Geschäftsführer der
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg mbH (GfW
Duisburg) stellt klar: „Um ihre Ziele zu erreichen, müssen
die Quartiersmanager Unterstützer, engagierte Händler und
investitionsbereite Immobilieneigentümer vor Ort gewinnen.
Deren Einbindung wird maßgeblich für den Erfolg ihrer Ideen
und Konzepte sein. Die Quartiersmanager können moderieren
und aktivieren. Eine nachhaltige Gestaltung wird aber nur
möglich sein, wenn Immobilieneigentümer und Nutzer
‚mitspielen‘. Schließlich verfügen die Quartiersmanager über
keine eigenen Investitionsmittel zur Realisierung.“
Weil das so ist, wird ein Verfügungsfonds angestrebt, der
den Protagonisten die Möglichkeit gibt, damit auch Maßnahmen
und Aktivitäten zu unterstützen, die von den Akteuren aus
dem Quartier kommen.
Ergänzend zeigt der GfW-Chef den konkreten Handlungsrahmen
seiner beiden Mitarbeiter Bleidorn und Mannarino
auf: „Die Quartiersmanager sind angetreten, um das Quartier
zu beleben, die Immobilien-Inwertsetzung voranzutreiben und
die Anliegen der Immobilieneigentümer mit denen der jetzigen
oder potenziellen Nutzer – Unternehmer und Anwohner – in
Einklang zu bringen.“ Der Handlungsrahmen, in dem sich die
Quartiersmanager ‚bewegen‘, geht von Stadtteilfesten und der
‚Bespielung‘ des öffentlichen Raumes über die Entwicklung
von Nutzungsvorstellungen für Komplettimmobilien bis hin zu
Beteiligungsverfahren für Bürger und Anwohner.
Der Ideenworkshop - Anregungen an der Wand- Ende Juli
2015 sowie geplante Fachveranstaltungen für Eigentümer und
Nutzer gleichermaßen sind Beispiele dafür.
Stadtentwicklungsdezernat und GfW Duisburg zeigen sich
einig, dass über alle Ideen und Vorhaben immer noch die
Schablone der Machbarkeit gelegt werden muss. „Fest steht,
dass die Quartiersmanager auch auf strukturelle und
ökonomische Hürden stoßen werden, die ihnen Grenzen setzen.
Die Aufgabe, die beide mit jeweils einer halben Stelle
operativ ausfüllen, ist alles andere als einfach“, bekennt
Meurer.
Dass Erwartungshaltung und Handlungsdruck der Protagonisten
aus dem Viertel riesengroß sind, erfahren die
Quartiersmanager tagtäglich. „Gleichzeitig sind mein Kollege
Mannarino und ich auf eine ausgeprägte
Mitwirkungsbereitschaft engagierter Bürger gestoßen. Gute
Ideen kamen sowohl von Altstädtern als auch Akteuren anderer
Stadtteile, die uns unterstützen wollen“, berichtet
Bleidorn. So konnten und mussten die beiden Quartiersmanager
auch gleich mit ersten Aktionen beginnen.
Seit Mai 2015 haben sie sich bei 25 Immobilieneigentümern
und -verwaltern, rund 50 Unternehmern und zehn sonstigen
Multiplikatoren, beispielsweise vom Stadtfenster, der
evangelischen Kirche, der Diakonie, der dortigen Grundschule
sowie von Immersatt e.V. vorgestellt. „Insbesondere
Einzelhändler, Gastronomen und einzelne Dienstleister
bringen sich bereits ein, um in gemeinsamen Aktionen mit uns
das Viertel aufzuwerten und den Leerstand zu bespielen“,
resümiert Bleidorn.
V.l.n.r.: Fransesco Mannarino
(Altstadtmanager), Rald Meurer (GfW-Geschäftsführer),
Carsten Tum (Planungsdezernent der Stadt Duisburg) und Yvonn
Bleidorf (Altstadtmanagerin)
Die Quartiersmanager bündeln die
Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen, mit der
Absicht, mehr Publikum und damit mehr Kaufkraft ins Viertel
zu holen. „Die Quartiersmanager werden darauf abzielend
Events organisieren“, stellt Meurer in Aussicht. Der
Wirtschaftsförderer weist in diesem Kontext auch noch einmal
auf die wesentliche Bedeutung des Knüllermarktes für das
Viertel hin: „Petra Manoah, Geschäftsführerin des
Knüllermarktes und Eigentümerin der Immobilie, ist das beste
Aushängeschild für das Viertel, wenn es um unternehmerische
Aktivitäten im öffentlichen Raum geht. Sie hat den Münzplatz
beispielhaft bespielt und ist damit Vorreiterin und
Wegweiserin.“
Multiplikatoren sind unerlässlich für ein erfolgreiches
Quartiersmanagement – ob beim Ideenworkshop oder dem
Vorbereitungs-Treffen mit Einzelhändlern für das Projekt
„Heimat shoppen“. „Beide Veranstaltungen zeigten bereits die
Stärken und Schwächen des Quartiers sowie potenzielle
Nutzergruppen auf“, fasst Bleidorn zusammen.
„Mit circa 60 Teilnehmern und etwa 100 Wortbeiträgen können
wir von einem großen Erfolg sprechen. Nun gilt es, die
Machbarkeit der Ideen zu prüfen und in dem nächsten Workshop
Prioritäten zu setzen sowie Mitstreiter zu finden. Für die
Vorbereitung auf das Wochenende des „Heimat shoppens“ haben
sich die Akteure regelmäßig getroffen und wir können stolz
mit mehr als 15 Aktionen werben. Kurzfristig gilt es,
bestehende Netzwerke zu erweitern, neue themenbezogene
Netzwerke zu gründen und insgesamt zu verstetigen.
Mittelfristig konzentrieren wir uns auf die Vermittlung der
Leerstände sowohl als Zwischennutzungsoption als auch für
langfristige Nutzungen und die Bespielung des öffentlichen
Raums zum Zwecke der Frequenzerhöhung und Imagebildung.
Langfristig wollen wir die Inwertsetzung des gesamten
Gebietes Altstadt und den Abbau von Sanierungsstau angehen –
insbesondere bei den Großimmobilien. Die Prioritätenliste
wird aktuell angeführt von der konzeptionellen Entwicklung,
der Weiterführung des Ideenworkshops und der Weiterarbeit
mit interessierten Akteuren der Altstadt“, berichtet
Mannarino.
Der Münzplatz mit Tritonbrunnen und dem Frau Manoahs
Belebungsfaktor Knüllermarkt
Am 22. August 2015 waren Bleidorn und
Mannarino mit einem Informationsstand des Quartiersbüros
vertreten, als die Volkshochschule der Stadt Duisburg die
Neueröffnung des Gebäudes an der Steinschen Gasse feierte.
„Gelegenheiten wie diese sind für uns eine Chance, neue und
für das Viertel interessante Zielgruppen zu erschließen. So
können wir mit zahlreichen Multiplikatoren ins Gespräch
kommen und zuhören, was sich warum ändern soll. Das
ermöglicht uns, gemeinsam auszuloten, wie wir uns künftig
einbringen können“, so Mannarino, der damit den Blick auf
die perspektivischen ‚To do`s‘ der Quartiersmanager lenkt:
„Unsere Hausaufgabenliste ist lang. Sie beginnt ganz profan
bei der Gestaltung eines ansprechenden Flyers für unsere
Zielgruppe, geht über den Ausbau und die Pflege unseres
Facebook-Auftritts fürs Viertel bis zur Einrichtung einer
Arbeitsgruppe für ein Kulturzentrum. Letzteres ist übrigens
einer vieler Vorschläge aus dem Ideenworkshop, der
weiterverfolgt und konkretisiert werden soll.“ Auch wie es
mit potenziellen Pop Up-Stores und dem angedachten Projekt
„Grün in grauen Zonen“ weitergeht, muss sich zeigen.
Untere Münzstraße mit leer stehendem ehemanligen C&A-Haus
„Es gibt rechtliche Hürden und
Abstimmungen mit den Füßen“, weiß der Quartiersmanager.
Eines steht für Mannarino fest: „Wir müssen für das Quartier
bei potenziellen Geldgebern werben. Wichtig sind
realisierbare und zugleich innovative Einzelhandels- und
Gastrokonzepte, die einladend und anziehend wirken – zum
Beispiel auf Gründer und Kreative. Eine attraktive
W-LAN-Versorgung für die Altstadt kann dazu ebenso beitragen
wie die Ausarbeitung touristischer Ansatzpunkte.
Leerstehende ehemalige Möbel- und Kaufhäuser bedürfen der
Um- oder Neunutzung. Hieran zeigt sich, dass wir noch viel
trommeln und dicke Bretter bohren müssen.“
Zumindest an einigen Stellen ist der Investitionsstau
bereits beendet worden. „Der Aufbruch hat solitär schon ein
Gesicht bekommen. Private Investments Einzelner sind
sichtbare Zeichen positiver Veränderung, vielleicht auch
Reaktionen auf bereits Angestoßenes und die Folge der
Anziehungskraft, die vom Knüllermarkt und dem Neubau des
Stadtfensters ausgeht“, schlussfolgert
Stadtentwicklungsdezernent Tum. Als zwei positive Signale
sind die aktuellen Investitionen von Immobilieneigentümern
im Bereich der Universitätsstraße sowie im Bereich der
ehemaligen Druckerei und der Kasinostraße zu nennen. Umso
wichtiger sei es gerade jetzt, dass die Quartiersmanager
ihre Grundlagenarbeit vorantreiben, damit in der Altstadt
immer mehr Leben Einzug halten kann.
Blick auf das ehemalige Sportlepp- bzw.
P&C-Gebäude
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