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Eishockey in der ehemaligen DDR

Der 24. und letzte Titel der DDR-Meisterschaft ging 1989 an das Team aus Weißwasser - und das vor 12 500 Fans
 

Die ehemalige DDR meldete damals nur zwei Teams zu den Meisterschaftsspielen. Es waren Dynamo Berlin und Dynamo Weißwasser. Bereits zum 19. Mal spielte man die so genannte Mini-Runde zwischen den beiden Dynamos. In nur sechs Spielen - Modus "best of five" -  wurde der Landesmeister ermittelt Wer zwei Runden nach diesem Modus gewann war Champion.

1. Runde: 
Dynamo Berlin - Dynamo Weißwasser 1:3 
Dynamo Weißwasser - Dynamo Berlin 9:5
Dynamo Berlin -Dynamo Weißwasser 1-4

2:Runde 
Dynamo Weißwasser - Dynamo Berlin 6:2
Dynamo Berlin - Dynamo Weißwasser 5:6
Dynamo Weißwasser - Dynamo Berlin 5:3 (40. Spiel überhaupt)

Sensationell waren die Zuschauerzahlen. 12 500 Fans sahen das letzte Match in der hoffnungslos überfüllten Wilhelm-Pieck-Arena. Die Fans waren aus dem Häuschen, als der ewige Rivale aus der "Hauptstadt der DDR" klar besiegt und das Berliner Trainerduo Hartmut Nickel/ Bemd Karrenbauer sich geschlagen geben musste. 

Weißwasser-Chef war damals der ehemalige Krefelder DEL-Sportleiter Rüdiger "Riedel" Noack und seine beiden Trainer Peter Herzig und Rudolf Bielas. Ein Titel, der mit einer jungen dynamischen Mannschaft gewonnen wurde. 
Das Meisterteam:
Andre Engmann (20), Jochen Hördler (28), Michael Bresagk {19), Gerd Vogler (28), Olf Engelmann {26), Henry Balzer (31), Torsten Hanusch (21), Ralf Hantschke {23), Andreas Ludwig (25), Andreas Gebauer {23), Harald Bölke {29), Peter Franke (31), Henry Domke {25), Hubert Hahn {29), Torsten Eisebitt {22), Steffen Thau (22), Frank Liebert (26), .Jörg Handrick (20), .Jens Feller (21), Frank Peschke (21), Ron Noack (19).

 

Prämien für den Nichtaufstieg - Die schweren Zeiten des Eishockey im Osten

DEB-Journal 1996/97
Das Eishockey in der ehemaligen DDR hat eine besonders schwere Vergangenheit. Es kämpfte immer ums Überleben. Der DEB ebnete als erster Westverband dem Eishockey den Weg zu einer gemeinsamen Liga. Das DDR-Eishockey soll aber nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn die DDR-Länderspiele nicht in die DEB-Rangliste aufgenommen wurden. Gunnar Meinhardt und Manfred Hönel haben alles über das DDR-Eishockey zusammengetragen.

Es ist kein Witz! Das Eishockey der DDR mischt auch sechs Jahre nach dem Mauerfall kräftig bei jeder A-Weltmeisterschaft mit und wird es auch in Zukunft tun - zumindest symbolisch. Jedenfalls trifft das auf die "Ossis" aus Mecklenburg zu. Die nämlich finden sich auf dem Pullovern der Schweden wieder. Auf deren knallgelben Nationaltrikots leuchten drei blaue Kronen, die der Nationalequipe auch den Namen "Tre Kronor" gaben. Eine der drei "Krona" steht für Schweden, die zweite für Finnland und die dritte schließlich für Mecklenburg. Das hat geschichtliche Hintergründe.
Die Kronen gehen auf das Wappen des Herrschers Albrecht von Mecklenburg zurück, der 1364 auch Schweden-König wurde. Die drei Kronen zum Zeichen des schwedischen Eishockey zu machen, war 1938 ein Vorschlag des Vereinsvorsitzenden von AIL Stockholm. Ein Mann namens Birger Nilsson. Die Idee wurde noch zur Weltmeisterschaft 1938 in die Tat umgesetzt und seither spielt halt Mecklenburg bei Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen und World Cups stets mit.
Vielleicht ist es deshalb auch kein Zufall, dass mit dem heute 47 Jahren alten Dietmar Peters einer jener Spieler aus Rostock stammt, der mit 315 Länderspielen zu den Rekordhaltern unter den Puck-Cracks auf der Welt zählt. Um den ruhigen Mecklenburger rankten sich allerdings in den letzten Jahren zahlreiche Diskussionen wegen der Zahl seiner Länderspiele. Stellt sie nun eine Weltbestmarke oder nicht? Die Antwort heißt nach dem momentanen Erkenntnisstand: Nein!

Der gebürtige Sachse und heute noch immer in den Diensten des EV Landshut stehende Dauerbrenner Udo Kießling kann bekanntlich auf 320 Einsätze für die Bundesrepublik Deutschland verweisen. Peters kommt in inoffiziellen Statistiken gar auf 323 Partien. Bei genauerem Nachprüfen wurden dabei aber acht Spiele gegen B-Teams anderer Nationen mitgezählt. Nach den Angaben des Deutschen Eislauf-Verbandes der DDR vom April 1990 stehen für Peters 315 "echte" Auswahleinsätze zu Buche. Die Nummer zwei der Weltrangliste zeigt sich mit seiner Bilanz zufrieden. " 315-mal das Nationaltrikot getragen zu haben, ist nicht alltäglich. Ich denke, dass ist keine schlechte Leistung", entgegnete der jetzige Nachwuchstrainer beim EHC Eisbären Berlin und möchte damit einen Schlusspunkt unter die Diskussion setzen.
Leicht hatten es die Eishockey-Spieler aus dem deutschen Osten fürwahr nie. Aber gerade deshalb wuchsen sie zusammen, bissen sich durch und brachten es in Anbetracht ihrer spartanischen Möglichkeiten zu erstaunlichen Leistungen.

Nach dem Krieg versammelten sich in den verschiedenen Gegenden zwischen Ostsee und Fichtelberg junge Männer, die zwar mit primitivster Ausrüstung aber mit beispielhaften Enthusiasmus den Puck meist über Spritzeisbahnen trieben. Im Erzgebirge schossen in Schönheide, Klingenthal und Oberwiesenthal ebenso Teich-Mannschaften Pilzen gleich aus der Erde wie im thüringischen Oberhof, dem sächsischen Frankenhausen, Schierke und Ballenstedt im Harz, Johnsdorf im Zittauer Gebirge, Weißwasser in der Lausitz und eben in Berlin. In Weißwasser trieben die Teams den Puck über die Eisfläche des zugefrorenen Jahnbades. Die Bande war nur 50 Zentimeter hoch. " Man musste gewaltig aufpassen, um nach einem Check nicht zwischen den Zuschauern zu landen", erinnert sich Günter Schischefski. Der heutige Pensionär war bis Anfang der 60er Jahre Kapitän der DDR-Auswahl und von 1976 bis 1980 auch dessen Trainer.
In Crimmitschau-Frankenhausen hatten sich die Eissport-Fans in vielen Stunden schwerer Arbeit unter der Autobahn-Brücke ein Naturstadion gebaut. Wismut Frankenhausen holte sich dort 1949 und 1950 die ersten DDR-Meistertitel. Der spätere Bundestrainer Gerhard Kießling, der als erster deutscher Sportler an der Lomonossow - Universität in Moskau studieren durfte, erinnert sich daran noch genau. " Die Gründerjahre waren die schönsten, sie sind einfach unvergesslich", schwärmt der Vater des Länderspielrekordhalters noch immer. Der 74jährige zählte damals zu den Stars auf dem glatten Geläuf in Frankenhausen, ehe er von 1952 bis zu seiner Flucht aus dem Osten am 27. September 1957 als DDR-Nationaltrainer agierte.

1951 schnappte zum ersten Mal Chemie Weißwasser der Konkurrenz den Titel weg. " Es war wie ein Volksfest wenn die Mannschaft nach erfolgreichem Titelgewinn aus Berlin oder Frankenhausen zurückkam. Wir Jungs himmelten Spieler wie Lachmann, Stürmer, Mann oder Schischefski an. Wir rannten neben der Mannschaft her. Die marschierte nach jedem Meisterschaftssieg mit einer Kapelle vom Bahnhof zum alten Eisstadion", erinnert sich Joachim Franke. Er selbst brachte es auf 116 Länderspiele, war Trainer beim inzwischen von Chemie auf Dynamo umgetauften Weißwasserclub und ist heute Bundestrainer im Eisschnelllauf. Olympiasieger wie Uwe-Jens May, Andre Hofmann, Olaf Zinke und Claudia Pechstein wurden durch den einstigen leidenschaftlichen Eishockey-Spieler aus der Lausitz geformt.

Unter den Eishockey-Vereinen im Osten hatten es jene in Berlin noch am günstigsten. Während die "Provinz-Teams" auf die natürliche Kälte angewiesen waren, fegten an der Spree die Puckjäger in der Kühlhalle an der Landsberger Allee über künstlich gefrorenes Eis. " Es war saukalt, denn das Eis wurde nicht durch eine Röhrenkühlung am Boden gefroren, sondern durch die Raumtemperatur. Die lag bei minus 20 Grad", weiß Ex-Nationalspieler Helmut "Otto" Senftleben zu berichten.
Mit dem Länderspieldebüt am 28. Januar 1951 in Polen (3:8) wurde zugleich die Werner-Seelenbinder-Halle eingeweiht. Alle Mannschaften der ehemaligen DDR-Oberliga trainierten ab sofort dort. Die ganze Nacht über war Leben auf dem Eis. Die Reihenfolge richtete sich dabei nach dem Tabellenplatz. Je schlechter die Platzierung, desto später in der Nacht beziehungsweise am frühen Morgen durfte trainiert werden. Besonders hart traf es dabei die Studenten der Humboldt-Universität.
Ihre Eiszeit begann meist um Null Uhr. Erst zwei, drei Jahre später entkrampfte sich die Lage. Auch weil Berlin aus angeblichem Geldmangel das Team der Humbold-Uni einfach aufgelöst hatte. In Weißwasser freuten sich die Fans indes über ihr erstes Kunsteis-Stadion mit einem Fassungsvermögen von fast 15 000 Zuschauern. In Rostock kamen findige Köpfe auf die Idee, die Maschine einer alten Kühlschiffanlage als Ausrüstung für eine Kunsteis-Arena zu nutzen und auch in Chemnitz (damals gerade zu Karl-Marx-Stadt umgetauft) entstand ein Freiluft-Kunsteis-Stadion. Dresden, Erfurt, Halle/Saale und Crimmitschau folgten.

Mit dem TSC Berlin, Dynamo Berlin, SC Empor Rostock, Dynamo Weißwasser, ASK Crimmitschau, SC Einheit Dresden, SC Turbine Erfurt und SC Motor Karl-Marx-Stadt formierte sich eine noch einigermaßen spielstarke Oberliga, die allerdings kaum durch weitere Teams untersetzt war. Zwar duellierten sich in zwei DDR-Liga-Staffeln und sogar auf Bezirksebene einige Vereine. Doch deren Niveau übertraf das von Hobby-Mannschaften nur unwesentlich. Das DDR-Eishockey entwuchs einem Wunder gleich trotzdem den Kinderschuhen. Experten aus der damaligen CSR wie Jiri Anton und aus der früheren Sowjetunion übernahmen das Training der Nationalmannschaft und bei den Spitzenvereinen, DDR-Teams reisten aber auch zum Lernen nach Moskau.
Die bekannten russischen Trainer Arkadi Tschernitschew und Anatoli Tarassow führten Lehrgänge durch. In Berlin, Erfurt, Rostock und Dresden entstanden die Kinder- und Jugendsportschulen, die auch von Eishockey-Spielern besucht wurden. In Crimmitschau und Weißwasser versuchten Trainer und Lehrer durch spezielle Eishockey-Klassen den Nachteil gegenüber den Großstädten auszugleichen.

Es ging aufwärts. Schon bei der Weltmeisterschaft 1957 in Moskau sprang ein beachtlicher fünfter Platz in der A-Gruppe heraus. Damals allerdings fehlten die Großmächte Kanada und USA. Das große Staunen unter den Insidern setzte 1966 beim WM-Championat in Ljubljana ein, an dem sämtliche Stars mit von der Partie waren. Die DDR schob sich nach einem sensationellen 4:1 gegen Schweden auf einen bemerkenswerten fünften Rang vor. Junge Spieler wie der heutige DEL-Schiedsrichter Peter Slapke, die Ex-Nationaltrainer Joachim Ziesche und Helmut Nickel oder Rainer Patschinski sorgten für Furore. Die Zukunft erstrahlte in rosaroten Farben.
Für die Olympischen Spiele hatte sich die DDR 1968 zum ersten Mal nach dem Wegfall der Ausscheidungstreffen gegen die Bundesrepublik qualifiziert. Die Weißwasseraner Erich und Helmut Novy, Kapitän Manfred Buder und Torwart Klaus Hirche waren ebenso heiß auf Olympia wie in Berlin Bernd Hiller, Bernd Karrenbauer oder Wolfgang Plotka, von Knut Meissel oder Lothar Fuchs in Erfurt ganz zu schweigen.

Mit großen Erwartungen reiste das von Trainer Rudi Schmieder, ein früherer Mannschaftskamerad Gerhard Kießlings in Frankenhausen, betreute Team nach Grenoble. Der Auftritt endete mit einem Desaster. Die Truppe war völlig übertrainiert und endete sieglos auf dem letzten Platz. Dieses niederschmetternde Ergebnis brachte die DDR-Sportbosse in Harnisch. Der umtriebige DDR-Sportpräsident Manfred Ewald wetterte in Auswertung der Olympischen Winterspiele vor Journalisten: " Da gewinnen wir fünf Medaillen und die Republik sitzt vor den Fernsehapparaten und guckt sich eine Niederlage nach der anderen von unseren Eishockeyspielern an". Äußerungen dieser Art nahm von den Betroffenen keiner sonderlich ernst. Bei ihnen hieß es: Ein neues Spiel, ein neues Glück. Doch lntimkenner wie Rudi Schmieder werteten diese barschen Worte durchaus als schlechtes Vorzeichen. Tatsächlich, 1969 sollten sich die schlechten Vorahnungen einiger weniger in eine schmerzliche Realität wandeln. Auf Vorschlag des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) der DDR beschloss das Politbüro der Einheitspartei SED aus Kostengründen einige Sportarten nicht mehr mit olympischer Maximal-Förderung zu bedenken, also sie auf Index zu setzen.
Darunter fielen alle nichtolympischen Sparten wie Motorsport, aber auch die olympischen Sportarten Moderner Fünfkampf, Reiten, Basketball, Wasserball, Eistanz, Tennis und eben Eishockey. Während der Moderne Fünfkampf gänzlich von der Existenzliste des DDR-Sports gestrichen wurde, durften die anderen Sportarten ohne Teilnahme an internationalen Meisterschaften im Rahmen des Sportverkehrs mit den einstigen sogenannten sozialistischen Ländern Wettkämpfe austragen.
Eine Ausnahme bildeten allerdings die Eishockeyspieler. Die DDR-Funktionäre gaben hier dem Druck der Sowjetunion und der CSSR nach, so daß DDR-Vertretungen im Europacup und bei Weltmeisterschaften mitspielen durften. Dennoch, Trainer wurden entlassen, vorhandene Kunsteisflächen für Eishockey nur mit einem Minimal-Programm zugelassen. In Karl-Marx-Stadt ließ man sogar die als Kunsteisflächen konzipierten lnnenflächen des Eisschnellauf-Ovals als Investruinen liegen, nur damit keine Möglichkeit zum Eishockeyspielen bestand. Lediglich den beiden militärischen Sportorganisationen Dynamo und Vorwärts stellte es der DTSB frei, sich weiter auf internationalem Parkett zu bewegen. Aber nur der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke, gab sein Okay. Der damalige DDR-Armeegeneral Heinz Hoffmann strich sofort die Gelder für den ASK Crimmitschau. Ihm war wegen fehlender Meistertitel Eishockey ohnehin ein Dorn im Auge. So kam ihm der SED - Beschluss gerade recht.
Proforma musste auch das Präsidium des DDR-Eislaufverbandes den Entzug der Eiszeiten für die Puckjäger bestätigen. Nur drei aus dem 20 Mitglieder umfassenden Gremium stimmten jedoch gegen den Beschluss. Aber nicht nur wegen der Polit-Räson entschied sich die Mehrheit für ein Todesurteil des Eishockeysports. Eiskunstläufer und Eisschnellläufer witterten schnell Morgenluft.
Sie sahen für sich die materielle und vor allem Popularitäts-Vorteile, denn bis zum Sudden Death des Ost-Eishockeys tanzten und rannten Eiskunstläufer und Eisschnellläufer trotz einer Gaby Seyfert oder einer Olympiasiegerin wie Helga Haase im Schatten der Puck-Elite. Die Rechnung ging auf. Die Eisläufer erzielten Rekordeinschaltquoten. Die meisten Eishockey-Trainer landeten bei den Eisschnellläufern. Diese wiederum kehrten seit 1972 stets medaillendekoriert von Olympischen Winterspielen heim.

Die rauen Eishockeyspieler ließen sich jedoch nicht so leicht vom Eis verdrängen. In Berlin und Weißwasser floss der Schweiß in Strömen. Dort wurde so hart trainiert wie kaum in einer anderen Sportart. Das Ergebnis: Sogar aus nur mittelmäßig begabten Jungs entwickelten sich Cracks, die bei Weltmeisterschaften wenigstens einigermaßen mithalten konnten.
" Das Niveau der Auswahl war immerhin so hoch, dass wir in der B-Gruppe stets in der Lage waren, den Aufstieg in die A-Gruppe zu schaffen. Wir erhielten aber nach unserem fünften Platz bei der WM 1970 den Befehl, nur noch in der B-Gruppe zu spielen. Bis 1973 durften wir uns sogar Prämien für den Nichtaufstieg abholen. Für mich als Trainer ein Horror", erzählt Joachim Ziesche noch immer mit großer Wut im Bauch. Der "Lange" ließ seinerzeit die besten Spieler gar auf der Bank sitzen, um der Elitetauglichkeit zu entgehen. Die nationalen Meisterschaften wurden in einer Mini-Liga durch die beiden "uniformierten" Teams aus Weißwasser und Berlin ausgespielt. Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. Als in Weißwasser im Januar 1990 der 25. DDR-Meistertitel gefeiert wurde, drängten sich 15.000 Zuschauer auf den Traversen der offenen Arena.

In anderen Städten war die Puckjagd nur mit einigen Tricks möglich. In Crimmitschau traten die Berliner Dynamos unter falschem Vereinsnamen an, um die Verantwortlichen von Einheit Crimmitschau (heute ETC) nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Der DTSB - Bezirksvorstand in Karl-Marx-Stadt hatte das Eishockey-Spiel im Crimmitschauer Sahnpark verboten.
In der Chemiearbeiterstadt Halle wiederum, wo die Mini-Liga zur Abwechslung ein paar Punktspiele austrug, ging ebenfalls das Licht für das beliebte Eis-Spiel aus. Die Zuschauer strömten zuvor in Scharen in die damals modernste Arena des Ostens. Das wiederum war insbesondere den dortigen Verantwortlichen des Boxsports ein Dorn im Auge. Die Ausrichter des traditionellen Chemie-Pokal-Turniers sorgten dafür, dass Eishockey in der Saale-Stadt künftig nicht mehr stattfand.
Der Druck auf die rigiden Sportführer seitens der Öffentlichkeit und einiger Medien wurde indes immer stärker. " Wenn ich einen Schläger in die Luft hielt hatte ich sofort eine Schar Leute um mich", weiß Ziesche zu berichten. Ab 1981 wurden die einstigen Festlegungen etwas gelockert und die Aktiven aus Berlin und Weißwasser durften auf internationalem Eis wieder "freier" ihre Kreise ziehen.

Durch unzählige Vergleiche von Schüler- und Jugend-Meisterschaften gegen Vertretungen aus der CSSR, Polen und der Sowjetunion wuchs ein kleines Häuflein von talentierten Nachwuchsspielern heran. Mit Torwart Rene Bielke, Ralf Hantschke, Dietmar Peters, Harald Kuhnke oder Detlef Radant schwang sich die DDR bei der Weltmeisterschaft 1983 in der Bundesrepublik auf einen vielbestaunten 6. Platz empor. Ein Jahr später ließen die Berliner Dynamos Platz drei im Europacup-Finale folgen.

Auf weitere Achtungserfolge wartete man danach vergebens. Fast fünfzehn Jahre systematische Maßregelungen zeigten langsam Wirkung. Es fehlte an Material. Bisweilen schmuggelten die "Dynamos" vorbei am Zoll in heimlich gecharterten Jets Schläger und Ausrüstungen aus der CSSR ein. Die Nationalmannschaft durfte sich nach langem Hin und Her mittels westlicher Sponsoren sogar nach West-Standard einkleiden.
Ein unüberhörbares Aufatmen ging am 9. November 1989 durch das ostdeutsche Eishockeylager. All die unermüdlichen Eishockey-Liebhaber ahnten mit dem Tag der "Wende" sofort - jetzt bricht auch für uns ein neues Zeitalter an. Bereits im Dezember kreuzten die Dynamo-Klubs aus Berlin und Weißwasser mit Bundesliga-Vereinen die Schläger.

Im Januar 1990 versammelten sich dann in Weißwasser die Unentwegten. Die Eishockeyspieler spalteten sich vom Deutschen Eislaufverband der DDR ab und gründeten einen eigenen Verband. Damit war die Grundlage geschaffen, dass der einstige DDR - Referee Dr. Fritz Groß und Ex-Auswahltorwart Peter Kolbe mit dem DEB in Verhandlungen treten konnten. Jubel brach nicht nur in der Lausitz und Berlin aus. Auf Betreiben des verdienstvollen DEB-Präsidenten Otto Wanner durften noch vor der deutschen Vereinigung am 3. Oktober 1990 die beiden Ost-Teams als Neulinge in der Bundesliga ihr Debüt geben. Rüdiger Noack in Weißwasser und Dieter Waschitzowitz in Berlin versuchten, die finanziellen Grundlagen für die neue Zeit zu schaffen.

Als erster handelten in einer Blitzaktion die Männer von der Spree. Für die klägliche Ablösesumme von 2000 DM wechselte Verteidiger Dieter Frenzel nach Ratingen. Es war der erste offizielle Eishockey-Transfer von Ost nach West. Zuvor hatte es 1988 bereits Guido Hiller und Stefan Steinbock auf illegalem Wege westwärts gezogen. Nach einer "Probezeit" in Mannheim kehrten sie jedoch schon wenige Wochen später in einer streng geheimgehaltenen Aktion in die DDR zurück. Nach kurzer Sperre durften beide wieder spielen. Auch die übliche Strafverfolgung blieb kurioserweise aus. Im DDR-Eishockey war vieles möglich. Trotz aller Widrigkeiten - klein zu kriegen war es nie und ist es auch in Zukunft nicht wie die eine "Krona" auf dem Schweden-Shirt beweist.

 

Momentaufnahmen

Erstes Länderspiel der DDR. Am 28. Januar 1951 in Berlin gegen Polen (3:8 (0:5,1:1,2:1). Günther Schischefski (rechts) in einem Zweikampf an der Bande.

 

 

 

 

 

 

 

Das erste Nationalteam der DDR (1950)


Die erste Nationalmannschaft der DDR 1950:
Stehend von links: Werner Jonak, Paul Mann, Günther Schischewski, Gerhard Kießling, Wolfgang Ackermann, Herbert Schindler, Siegfried Speck, eine Begleiterin, Siegfried Mann. Vorn (von links): Werner Schmiedel, Heinz Heinicke, Hans Mack, Alfred Unterdörfel


Als "größtes Sportereignis des Jahres" wurde 1952 das Gastspiel der Sowjetunion in Berlin gefeiert. Folgende Mannschaft stellte sich dem übermächtigen Gegner:
Vorn (von links): Vogt, P. Mann, Kießling, Jonack, Mack, Lachmann, Heinicke
Hinten (von links): Unterdörfel, Trainer Lehnig, Frenzel, Jablonsky, Schischefski, Rudert, Nickel, Stürmer, Speck, S. Mann, Trainer Liedtke

DDR-Team 1990


Diese Mannschaft bestritt 1990 bei der B-WM in Frankreich die letzten
Länderspiele der DDR:
Vorn (von links): Deutscher, Gebauer, Bielke, Hantschke, T. Bresagk, Kuhnke, Lempio Mitte (von links): Trainer Noack, Trainer Herzig, Proske, Radant, Ludwig, Hahn, Naster, Göbel, Schertz, Masseur Dewitz, Mannschaftsleiter Ortmann Hinten (von links): Trainer Nickel, Graul, Vogel, Domke, Perschau, Handrick, Engelmann, Liebert, Kienass, Arzt Dr. Langer