Der 24. und letzte Titel der DDR-Meisterschaft
ging 1989 an das Team aus Weißwasser - und das vor 12 500 Fans
Die ehemalige DDR meldete damals nur zwei
Teams zu den Meisterschaftsspielen. Es waren Dynamo Berlin und Dynamo
Weißwasser. Bereits zum 19. Mal spielte man die so genannte
Mini-Runde zwischen den beiden Dynamos. In nur sechs Spielen - Modus
"best of five" - wurde der Landesmeister ermittelt
Wer zwei Runden nach diesem Modus gewann war Champion.
1. Runde:
Dynamo Berlin - Dynamo Weißwasser 1:3
Dynamo Weißwasser - Dynamo Berlin 9:5
Dynamo Berlin -Dynamo Weißwasser 1-4
2:Runde
Dynamo Weißwasser - Dynamo Berlin 6:2
Dynamo Berlin - Dynamo Weißwasser 5:6
Dynamo Weißwasser - Dynamo Berlin 5:3 (40. Spiel überhaupt)
Sensationell waren die Zuschauerzahlen. 12
500 Fans sahen das letzte Match in der hoffnungslos überfüllten
Wilhelm-Pieck-Arena. Die Fans waren aus dem Häuschen, als der
ewige Rivale aus der "Hauptstadt der DDR" klar besiegt
und das Berliner Trainerduo Hartmut Nickel/ Bemd Karrenbauer sich
geschlagen geben musste.
Weißwasser-Chef war damals der ehemalige
Krefelder DEL-Sportleiter Rüdiger "Riedel" Noack
und seine beiden Trainer Peter Herzig und Rudolf Bielas. Ein Titel,
der mit einer jungen dynamischen Mannschaft gewonnen wurde.
Das Meisterteam:
Andre Engmann (20), Jochen Hördler (28), Michael Bresagk {19),
Gerd Vogler (28), Olf Engelmann {26), Henry Balzer (31), Torsten
Hanusch (21), Ralf Hantschke {23), Andreas Ludwig (25), Andreas
Gebauer {23), Harald Bölke {29), Peter Franke (31), Henry Domke
{25), Hubert Hahn {29), Torsten Eisebitt {22), Steffen Thau (22),
Frank Liebert (26), .Jörg Handrick (20), .Jens Feller (21),
Frank Peschke (21), Ron Noack (19).
Prämien für den Nichtaufstieg
- Die schweren Zeiten des Eishockey im Osten
DEB-Journal 1996/97
Das Eishockey in der ehemaligen DDR hat eine besonders schwere Vergangenheit.
Es kämpfte immer ums Überleben. Der DEB ebnete als erster
Westverband dem Eishockey den Weg zu einer gemeinsamen Liga. Das
DDR-Eishockey soll aber nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn
die DDR-Länderspiele nicht in die DEB-Rangliste aufgenommen
wurden. Gunnar Meinhardt und Manfred Hönel haben alles über
das DDR-Eishockey zusammengetragen.
Es ist kein Witz! Das Eishockey der DDR mischt
auch sechs Jahre nach dem Mauerfall kräftig bei jeder A-Weltmeisterschaft
mit und wird es auch in Zukunft tun - zumindest symbolisch. Jedenfalls
trifft das auf die "Ossis" aus Mecklenburg zu. Die nämlich
finden sich auf dem Pullovern der Schweden wieder. Auf deren knallgelben
Nationaltrikots leuchten drei blaue Kronen, die der Nationalequipe
auch den Namen "Tre Kronor" gaben. Eine der drei "Krona"
steht für Schweden, die zweite für Finnland und die dritte
schließlich für Mecklenburg. Das hat geschichtliche Hintergründe.
Die Kronen gehen auf das Wappen des Herrschers Albrecht von Mecklenburg
zurück, der 1364 auch Schweden-König wurde. Die drei Kronen
zum Zeichen des schwedischen Eishockey zu machen, war 1938 ein Vorschlag
des Vereinsvorsitzenden von AIL Stockholm. Ein Mann namens Birger
Nilsson. Die Idee wurde noch zur Weltmeisterschaft 1938 in die Tat
umgesetzt und seither spielt halt Mecklenburg bei Weltmeisterschaften,
Olympischen Spielen und World Cups stets mit.
Vielleicht ist es deshalb auch kein Zufall, dass mit dem heute 47
Jahren alten Dietmar Peters einer jener Spieler aus Rostock stammt,
der mit 315 Länderspielen zu den Rekordhaltern unter den Puck-Cracks
auf der Welt zählt. Um den ruhigen Mecklenburger rankten sich
allerdings in den letzten Jahren zahlreiche Diskussionen wegen der
Zahl seiner Länderspiele. Stellt sie nun eine Weltbestmarke
oder nicht? Die Antwort heißt nach dem momentanen Erkenntnisstand:
Nein!
Der gebürtige Sachse und heute noch immer in den Diensten des
EV Landshut stehende Dauerbrenner Udo Kießling kann bekanntlich
auf 320 Einsätze für die Bundesrepublik Deutschland verweisen.
Peters kommt in inoffiziellen Statistiken gar auf 323 Partien. Bei
genauerem Nachprüfen wurden dabei aber acht Spiele gegen B-Teams
anderer Nationen mitgezählt. Nach den Angaben des Deutschen
Eislauf-Verbandes der DDR vom April 1990 stehen für Peters
315 "echte" Auswahleinsätze zu Buche. Die Nummer
zwei der Weltrangliste zeigt sich mit seiner Bilanz zufrieden. "
315-mal das Nationaltrikot getragen zu haben, ist nicht alltäglich.
Ich denke, dass ist keine schlechte Leistung", entgegnete der
jetzige Nachwuchstrainer beim EHC Eisbären Berlin und möchte
damit einen Schlusspunkt unter die Diskussion setzen.
Leicht hatten es die Eishockey-Spieler aus dem deutschen Osten fürwahr
nie. Aber gerade deshalb wuchsen sie zusammen, bissen sich durch
und brachten es in Anbetracht ihrer spartanischen Möglichkeiten
zu erstaunlichen Leistungen.
Nach dem Krieg versammelten sich in den verschiedenen Gegenden zwischen
Ostsee und Fichtelberg junge Männer, die zwar mit primitivster
Ausrüstung aber mit beispielhaften Enthusiasmus den Puck meist
über Spritzeisbahnen trieben. Im Erzgebirge schossen in Schönheide,
Klingenthal und Oberwiesenthal ebenso Teich-Mannschaften Pilzen
gleich aus der Erde wie im thüringischen Oberhof, dem sächsischen
Frankenhausen, Schierke und Ballenstedt im Harz, Johnsdorf im Zittauer
Gebirge, Weißwasser in der Lausitz und eben in Berlin. In
Weißwasser trieben die Teams den Puck über die Eisfläche
des zugefrorenen Jahnbades. Die Bande war nur 50 Zentimeter hoch.
" Man musste gewaltig aufpassen, um nach einem Check nicht
zwischen den Zuschauern zu landen", erinnert sich Günter
Schischefski. Der heutige Pensionär war bis Anfang der 60er
Jahre Kapitän der DDR-Auswahl und von 1976 bis 1980 auch dessen
Trainer.
In Crimmitschau-Frankenhausen hatten sich die Eissport-Fans in vielen
Stunden schwerer Arbeit unter der Autobahn-Brücke ein Naturstadion
gebaut. Wismut Frankenhausen holte sich dort 1949 und 1950 die ersten
DDR-Meistertitel. Der spätere Bundestrainer Gerhard Kießling,
der als erster deutscher Sportler an der Lomonossow - Universität
in Moskau studieren durfte, erinnert sich daran noch genau. "
Die Gründerjahre waren die schönsten, sie sind einfach
unvergesslich", schwärmt der Vater des Länderspielrekordhalters
noch immer. Der 74jährige zählte damals zu den Stars auf
dem glatten Geläuf in Frankenhausen, ehe er von 1952 bis zu
seiner Flucht aus dem Osten am 27. September 1957 als DDR-Nationaltrainer
agierte.
1951 schnappte zum ersten Mal Chemie Weißwasser der Konkurrenz
den Titel weg. " Es war wie ein Volksfest wenn die Mannschaft
nach erfolgreichem Titelgewinn aus Berlin oder Frankenhausen zurückkam.
Wir Jungs himmelten Spieler wie Lachmann, Stürmer, Mann oder
Schischefski an. Wir rannten neben der Mannschaft her. Die marschierte
nach jedem Meisterschaftssieg mit einer Kapelle vom Bahnhof zum
alten Eisstadion", erinnert sich Joachim Franke. Er selbst
brachte es auf 116 Länderspiele, war Trainer beim inzwischen
von Chemie auf Dynamo umgetauften Weißwasserclub und ist heute
Bundestrainer im Eisschnelllauf. Olympiasieger wie Uwe-Jens May,
Andre Hofmann, Olaf Zinke und Claudia Pechstein wurden durch den
einstigen leidenschaftlichen Eishockey-Spieler aus der Lausitz geformt.
Unter den Eishockey-Vereinen im Osten hatten es jene in Berlin noch
am günstigsten. Während die "Provinz-Teams"
auf die natürliche Kälte angewiesen waren, fegten an der
Spree die Puckjäger in der Kühlhalle an der Landsberger
Allee über künstlich gefrorenes Eis. " Es war saukalt,
denn das Eis wurde nicht durch eine Röhrenkühlung am Boden
gefroren, sondern durch die Raumtemperatur. Die lag bei minus 20
Grad", weiß Ex-Nationalspieler Helmut "Otto"
Senftleben zu berichten.
Mit dem Länderspieldebüt am 28. Januar 1951 in Polen (3:8)
wurde zugleich die Werner-Seelenbinder-Halle eingeweiht. Alle Mannschaften
der ehemaligen DDR-Oberliga trainierten ab sofort dort. Die ganze
Nacht über war Leben auf dem Eis. Die Reihenfolge richtete
sich dabei nach dem Tabellenplatz. Je schlechter die Platzierung,
desto später in der Nacht beziehungsweise am frühen Morgen
durfte trainiert werden. Besonders hart traf es dabei die Studenten
der Humboldt-Universität.
Ihre Eiszeit begann meist um Null Uhr. Erst zwei, drei Jahre später
entkrampfte sich die Lage. Auch weil Berlin aus angeblichem Geldmangel
das Team der Humbold-Uni einfach aufgelöst hatte. In Weißwasser
freuten sich die Fans indes über ihr erstes Kunsteis-Stadion
mit einem Fassungsvermögen von fast 15 000 Zuschauern. In Rostock
kamen findige Köpfe auf die Idee, die Maschine einer alten
Kühlschiffanlage als Ausrüstung für eine Kunsteis-Arena
zu nutzen und auch in Chemnitz (damals gerade zu Karl-Marx-Stadt
umgetauft) entstand ein Freiluft-Kunsteis-Stadion. Dresden, Erfurt,
Halle/Saale und Crimmitschau folgten.
Mit dem TSC Berlin, Dynamo Berlin, SC Empor Rostock, Dynamo Weißwasser,
ASK Crimmitschau, SC Einheit Dresden, SC Turbine Erfurt und SC Motor
Karl-Marx-Stadt formierte sich eine noch einigermaßen spielstarke
Oberliga, die allerdings kaum durch weitere Teams untersetzt war.
Zwar duellierten sich in zwei DDR-Liga-Staffeln und sogar auf Bezirksebene
einige Vereine. Doch deren Niveau übertraf das von Hobby-Mannschaften
nur unwesentlich. Das DDR-Eishockey entwuchs einem Wunder gleich
trotzdem den Kinderschuhen. Experten aus der damaligen CSR wie Jiri
Anton und aus der früheren Sowjetunion übernahmen das
Training der Nationalmannschaft und bei den Spitzenvereinen, DDR-Teams
reisten aber auch zum Lernen nach Moskau.
Die bekannten russischen Trainer Arkadi Tschernitschew und Anatoli
Tarassow führten Lehrgänge durch. In Berlin, Erfurt, Rostock
und Dresden entstanden die Kinder- und Jugendsportschulen, die auch
von Eishockey-Spielern besucht wurden. In Crimmitschau und Weißwasser
versuchten Trainer und Lehrer durch spezielle Eishockey-Klassen
den Nachteil gegenüber den Großstädten auszugleichen.
Es ging aufwärts. Schon bei der Weltmeisterschaft 1957 in Moskau
sprang ein beachtlicher fünfter Platz in der A-Gruppe heraus.
Damals allerdings fehlten die Großmächte Kanada und USA.
Das große Staunen unter den Insidern setzte 1966 beim WM-Championat
in Ljubljana ein, an dem sämtliche Stars mit von der Partie
waren. Die DDR schob sich nach einem sensationellen 4:1 gegen Schweden
auf einen bemerkenswerten fünften Rang vor. Junge Spieler wie
der heutige DEL-Schiedsrichter Peter Slapke, die Ex-Nationaltrainer
Joachim Ziesche und Helmut Nickel oder Rainer Patschinski sorgten
für Furore. Die Zukunft erstrahlte in rosaroten Farben.
Für die Olympischen Spiele hatte sich die DDR 1968 zum ersten
Mal nach dem Wegfall der Ausscheidungstreffen gegen die Bundesrepublik
qualifiziert. Die Weißwasseraner Erich und Helmut Novy, Kapitän
Manfred Buder und Torwart Klaus Hirche waren ebenso heiß auf
Olympia wie in Berlin Bernd Hiller, Bernd Karrenbauer oder Wolfgang
Plotka, von Knut Meissel oder Lothar Fuchs in Erfurt ganz zu schweigen.
Mit großen Erwartungen reiste das von Trainer Rudi Schmieder,
ein früherer Mannschaftskamerad Gerhard Kießlings in
Frankenhausen, betreute Team nach Grenoble. Der Auftritt endete
mit einem Desaster. Die Truppe war völlig übertrainiert
und endete sieglos auf dem letzten Platz. Dieses niederschmetternde
Ergebnis brachte die DDR-Sportbosse in Harnisch. Der umtriebige
DDR-Sportpräsident Manfred Ewald wetterte in Auswertung der
Olympischen Winterspiele vor Journalisten: " Da gewinnen wir
fünf Medaillen und die Republik sitzt vor den Fernsehapparaten
und guckt sich eine Niederlage nach der anderen von unseren Eishockeyspielern
an". Äußerungen dieser Art nahm von den Betroffenen
keiner sonderlich ernst. Bei ihnen hieß es: Ein neues Spiel,
ein neues Glück. Doch lntimkenner wie Rudi Schmieder werteten
diese barschen Worte durchaus als schlechtes Vorzeichen. Tatsächlich,
1969 sollten sich die schlechten Vorahnungen einiger weniger in
eine schmerzliche Realität wandeln. Auf Vorschlag des Deutschen
Turn- und Sportbundes (DTSB) der DDR beschloss das Politbüro
der Einheitspartei SED aus Kostengründen einige Sportarten
nicht mehr mit olympischer Maximal-Förderung zu bedenken, also
sie auf Index zu setzen.
Darunter fielen alle nichtolympischen Sparten wie Motorsport, aber
auch die olympischen Sportarten Moderner Fünfkampf, Reiten,
Basketball, Wasserball, Eistanz, Tennis und eben Eishockey. Während
der Moderne Fünfkampf gänzlich von der Existenzliste des
DDR-Sports gestrichen wurde, durften die anderen Sportarten ohne
Teilnahme an internationalen Meisterschaften im Rahmen des Sportverkehrs
mit den einstigen sogenannten sozialistischen Ländern Wettkämpfe
austragen.
Eine Ausnahme bildeten allerdings die Eishockeyspieler. Die DDR-Funktionäre
gaben hier dem Druck der Sowjetunion und der CSSR nach, so daß
DDR-Vertretungen im Europacup und bei Weltmeisterschaften mitspielen
durften. Dennoch, Trainer wurden entlassen, vorhandene Kunsteisflächen
für Eishockey nur mit einem Minimal-Programm zugelassen. In
Karl-Marx-Stadt ließ man sogar die als Kunsteisflächen
konzipierten lnnenflächen des Eisschnellauf-Ovals als Investruinen
liegen, nur damit keine Möglichkeit zum Eishockeyspielen bestand.
Lediglich den beiden militärischen Sportorganisationen Dynamo
und Vorwärts stellte es der DTSB frei, sich weiter auf internationalem
Parkett zu bewegen. Aber nur der Minister für Staatssicherheit
Erich Mielke, gab sein Okay. Der damalige DDR-Armeegeneral Heinz
Hoffmann strich sofort die Gelder für den ASK Crimmitschau.
Ihm war wegen fehlender Meistertitel Eishockey ohnehin ein Dorn
im Auge. So kam ihm der SED - Beschluss gerade recht.
Proforma musste auch das Präsidium des DDR-Eislaufverbandes
den Entzug der Eiszeiten für die Puckjäger bestätigen.
Nur drei aus dem 20 Mitglieder umfassenden Gremium stimmten jedoch
gegen den Beschluss. Aber nicht nur wegen der Polit-Räson entschied
sich die Mehrheit für ein Todesurteil des Eishockeysports.
Eiskunstläufer und Eisschnellläufer witterten schnell
Morgenluft.
Sie sahen für sich die materielle und vor allem Popularitäts-Vorteile,
denn bis zum Sudden Death des Ost-Eishockeys tanzten und rannten
Eiskunstläufer und Eisschnellläufer trotz einer Gaby Seyfert
oder einer Olympiasiegerin wie Helga Haase im Schatten der Puck-Elite.
Die Rechnung ging auf. Die Eisläufer erzielten Rekordeinschaltquoten.
Die meisten Eishockey-Trainer landeten bei den Eisschnellläufern.
Diese wiederum kehrten seit 1972 stets medaillendekoriert von Olympischen
Winterspielen heim.
Die rauen Eishockeyspieler ließen sich jedoch nicht so leicht
vom Eis verdrängen. In Berlin und Weißwasser floss der
Schweiß in Strömen. Dort wurde so hart trainiert wie
kaum in einer anderen Sportart. Das Ergebnis: Sogar aus nur mittelmäßig
begabten Jungs entwickelten sich Cracks, die bei Weltmeisterschaften
wenigstens einigermaßen mithalten konnten.
" Das Niveau der Auswahl war immerhin so hoch, dass wir in
der B-Gruppe stets in der Lage waren, den Aufstieg in die A-Gruppe
zu schaffen. Wir erhielten aber nach unserem fünften Platz
bei der WM 1970 den Befehl, nur noch in der B-Gruppe zu spielen.
Bis 1973 durften wir uns sogar Prämien für den Nichtaufstieg
abholen. Für mich als Trainer ein Horror", erzählt
Joachim Ziesche noch immer mit großer Wut im Bauch. Der "Lange"
ließ seinerzeit die besten Spieler gar auf der Bank sitzen,
um der Elitetauglichkeit zu entgehen. Die nationalen Meisterschaften
wurden in einer Mini-Liga durch die beiden "uniformierten"
Teams aus Weißwasser und Berlin ausgespielt. Der Stimmung
tat dies aber keinen Abbruch. Als in Weißwasser im Januar
1990 der 25. DDR-Meistertitel gefeiert wurde, drängten sich
15.000 Zuschauer auf den Traversen der offenen Arena.
In anderen Städten war die Puckjagd nur mit einigen Tricks
möglich. In Crimmitschau traten die Berliner Dynamos unter
falschem Vereinsnamen an, um die Verantwortlichen von Einheit Crimmitschau
(heute ETC) nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Der DTSB - Bezirksvorstand
in Karl-Marx-Stadt hatte das Eishockey-Spiel im Crimmitschauer Sahnpark
verboten.
In der Chemiearbeiterstadt Halle wiederum, wo die Mini-Liga zur
Abwechslung ein paar Punktspiele austrug, ging ebenfalls das Licht
für das beliebte Eis-Spiel aus. Die Zuschauer strömten
zuvor in Scharen in die damals modernste Arena des Ostens. Das wiederum
war insbesondere den dortigen Verantwortlichen des Boxsports ein
Dorn im Auge. Die Ausrichter des traditionellen Chemie-Pokal-Turniers
sorgten dafür, dass Eishockey in der Saale-Stadt künftig
nicht mehr stattfand.
Der Druck auf die rigiden Sportführer seitens der Öffentlichkeit
und einiger Medien wurde indes immer stärker. " Wenn ich
einen Schläger in die Luft hielt hatte ich sofort eine Schar
Leute um mich", weiß Ziesche zu berichten. Ab 1981 wurden
die einstigen Festlegungen etwas gelockert und die Aktiven aus Berlin
und Weißwasser durften auf internationalem Eis wieder "freier"
ihre Kreise ziehen.
Durch unzählige Vergleiche von Schüler- und Jugend-Meisterschaften
gegen Vertretungen aus der CSSR, Polen und der Sowjetunion wuchs
ein kleines Häuflein von talentierten Nachwuchsspielern heran.
Mit Torwart Rene Bielke, Ralf Hantschke, Dietmar Peters, Harald
Kuhnke oder Detlef Radant schwang sich die DDR bei der Weltmeisterschaft
1983 in der Bundesrepublik auf einen vielbestaunten 6. Platz empor.
Ein Jahr später ließen die Berliner Dynamos Platz drei
im Europacup-Finale folgen.
Auf weitere Achtungserfolge wartete man danach vergebens. Fast fünfzehn
Jahre systematische Maßregelungen zeigten langsam Wirkung.
Es fehlte an Material. Bisweilen schmuggelten die "Dynamos"
vorbei am Zoll in heimlich gecharterten Jets Schläger und Ausrüstungen
aus der CSSR ein. Die Nationalmannschaft durfte sich nach langem
Hin und Her mittels westlicher Sponsoren sogar nach West-Standard
einkleiden.
Ein unüberhörbares Aufatmen ging am 9. November 1989 durch
das ostdeutsche Eishockeylager. All die unermüdlichen Eishockey-Liebhaber
ahnten mit dem Tag der "Wende" sofort - jetzt bricht auch
für uns ein neues Zeitalter an. Bereits im Dezember kreuzten
die Dynamo-Klubs aus Berlin und Weißwasser mit Bundesliga-Vereinen
die Schläger.
Im Januar 1990 versammelten sich dann in Weißwasser die Unentwegten.
Die Eishockeyspieler spalteten sich vom Deutschen Eislaufverband
der DDR ab und gründeten einen eigenen Verband. Damit war die
Grundlage geschaffen, dass der einstige DDR - Referee Dr. Fritz
Groß und Ex-Auswahltorwart Peter Kolbe mit dem DEB in Verhandlungen
treten konnten. Jubel brach nicht nur in der Lausitz und Berlin
aus. Auf Betreiben des verdienstvollen DEB-Präsidenten Otto
Wanner durften noch vor der deutschen Vereinigung am 3. Oktober
1990 die beiden Ost-Teams als Neulinge in der Bundesliga ihr Debüt
geben. Rüdiger Noack in Weißwasser und Dieter Waschitzowitz
in Berlin versuchten, die finanziellen Grundlagen für die neue
Zeit zu schaffen.
Als erster handelten in einer Blitzaktion die Männer von der
Spree. Für die klägliche Ablösesumme von 2000 DM
wechselte Verteidiger Dieter Frenzel nach Ratingen. Es war der erste
offizielle Eishockey-Transfer von Ost nach West. Zuvor hatte es
1988 bereits Guido Hiller und Stefan Steinbock auf illegalem Wege
westwärts gezogen. Nach einer "Probezeit" in Mannheim
kehrten sie jedoch schon wenige Wochen später in einer streng
geheimgehaltenen Aktion in die DDR zurück. Nach kurzer Sperre
durften beide wieder spielen. Auch die übliche Strafverfolgung
blieb kurioserweise aus. Im DDR-Eishockey war vieles möglich.
Trotz aller Widrigkeiten - klein zu kriegen war es nie und ist es
auch in Zukunft nicht wie die eine "Krona" auf dem Schweden-Shirt
beweist.
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Momentaufnahmen
Erstes
Länderspiel der DDR. Am 28. Januar 1951 in Berlin gegen Polen (3:8
(0:5,1:1,2:1). Günther Schischefski (rechts) in einem Zweikampf
an der Bande.
Das erste Nationalteam der DDR (1950)
Die erste Nationalmannschaft der DDR 1950:
Stehend von links: Werner Jonak, Paul Mann, Günther Schischewski,
Gerhard Kießling, Wolfgang Ackermann, Herbert Schindler, Siegfried
Speck, eine Begleiterin, Siegfried Mann. Vorn (von links): Werner
Schmiedel, Heinz Heinicke, Hans Mack, Alfred Unterdörfel
Als "größtes Sportereignis des Jahres" wurde 1952 das
Gastspiel der Sowjetunion in Berlin gefeiert. Folgende Mannschaft
stellte sich dem übermächtigen Gegner:
Vorn (von links): Vogt, P. Mann, Kießling, Jonack, Mack, Lachmann,
Heinicke
Hinten (von links): Unterdörfel, Trainer Lehnig, Frenzel, Jablonsky,
Schischefski, Rudert, Nickel, Stürmer, Speck, S. Mann, Trainer Liedtke
DDR-Team 1990
Diese Mannschaft bestritt 1990 bei der
B-WM in Frankreich die letzten Länderspiele der DDR:
Vorn (von links): Deutscher, Gebauer, Bielke, Hantschke, T. Bresagk,
Kuhnke, Lempio Mitte (von links): Trainer Noack, Trainer Herzig,
Proske, Radant, Ludwig, Hahn, Naster, Göbel, Schertz, Masseur Dewitz,
Mannschaftsleiter Ortmann Hinten (von links): Trainer Nickel, Graul,
Vogel, Domke, Perschau, Handrick, Engelmann, Liebert, Kienass, Arzt
Dr. Langer
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