Mytischtschi, 7.Mai 2007 |
WM-Tag Berichte |
Zeit |
Viertelfinale |
Ergebnis |
Drittel |
7.5. |
12:15 |
Österreich |
: Ukraine |
8 |
4 |
(3:1, 3:2 2:1) |
|
12:15 |
Norwegen |
: Lettland |
7 |
4 |
(3:2, 3:0, 1:2) |
|
16:15 |
Italien |
: Dänemark |
2 |
5 |
(0:3, 2:0, 0:2) |
|
16:15 |
Weißrussland |
: Deutschland |
5 |
6 |
(2:3, 2:1, 1:2) |
|
20:15 |
Schweden |
: Russland |
2 |
4 |
(1:1, 1:1, 0:2) |
|
20:15 |
Kanada |
: USA |
6 |
3 |
(4:0, 1:1, 1:1) |
Weltmeisterschaft-A - Gr. F - Zwischenrunde |
Pos. |
Team |
Spiele |
Siege |
Niederl. |
OTS |
OTN |
Tore |
Punkte |
1 |
Kanada |
5 |
4 |
0 |
1 |
0 |
24 : 15 |
14 |
2 |
USA |
5 |
3 |
2 |
0 |
0 |
18 : 13 |
9 |
3 |
Slowakei |
5 |
3 |
2 |
0 |
0 |
18: 15 |
9 |
4 |
Tschechien |
4 |
2 |
2 |
0 |
1 |
17 :14 |
7 |
5 |
Deutschland |
5 |
2 |
3 |
0 |
0 |
11 : 16 |
6 |
6 |
Weißrussland |
5 |
0 |
5 |
0 |
0 |
14 : 29 |
0 |
No |
WM-Spielerstatistik |
Pos |
GP |
G |
A |
PTS |
PIM |
+/ - |
|
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No |
Name |
GPT |
GKD |
GPI |
MIP |
MIP% |
GA |
SVS |
SOG |
SVS% |
GAA |
SO |
W |
T |
L |
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|
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|
Franz Reindl: "Wir müssen etwas tun und wir müssen es
schnell tun!"
DEB- Generalsekretär Franz Reindl mahnte auf
der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen
Weißrussland Reformen in der Deutschen Eishockey Liga
(DEL) an.
„In den Statuten der DEL ist festgeschrieben, wieviele
VIP-Räume die Klubs haben müssen
und wie groß der Videowürfel sein soll“, sagte Reindl. „Aber dass der
Nachwuchs gefördert werden soll, steht nicht drin. Wir
müssen etwas tun und wir müssen es schnell tun. Das ist
nicht böse gemeint, ich sehe uns mit der DEL im selben
Boot, aber die Nationalmannschaft ist nun einmal das
Zugpferd, das hat diese Weltmeisterschaft wieder einmal
bewiesen. Wir müssen die Nachwuchsförderung auf eine
breitere Basis stellen und werden der DEL ein Konzept
vorlegen, das uns alle kurzfristig und realistisch
umsetzbar auf einen Weg bringt, der uns an die besten
acht Teams der Welt heran führen kann.“
Reindl war stolz auf sein Team und auf Bundestrainer Uwe
Krupp. "Einen derartigen Erfolg konnten wir nicht
erwarten. Wir haben die Präsenz der
öffentlich-rechtlichen Sender genutzt und positive
Rückmeldungen bekommen, darauf müssen wir aufbauen."
Uwe Krupp: "Wir beginnen heute Abend mit den nächsten Maßnahmen"
Uwe Krupp machte nach dem letzten WM - Spiel
der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland einen
gelösten, aber noch immer fokussierten Eindruck. Zunächst durfte er
sich über das Lob von Weissrusslands Trainer Curt Fraser freuen, der
Krupps letzter Coach in seiner Zeit als NHL-Spieler in Atlanta war.
"Von den Deutschen werden wir in Zukunft noch viele gute Spiele
sehen", sagte Fraser und fügte augenzwinkernd hinzu: "Du merkst,
dass du alt wirst, wenn deine Spieler als Trainer wiederkommen und
dich schlagen."
Krupp freute sich über das überraschend gute Abschneiden seines
Teams, das die WM mit drei Siegen aus sechs Spielen als Neunter
abschloss. Gleichzeitig mahnte der Bundestrainer aber wichtige
Reformen an.
„Wir stehen zwischen den Plätzen Neun bis Zwölf in der Welt, daran
ändert auch der Sieg gegen die Tschechen nichts. Wir hätten mit
fremder Hilfe und durch Rechnerei in diesem Jahr das Viertelfinale
erreichen können, aber darauf kann man im Sport nicht bauen. Wir
wollen gut genug werden, um aus eigener Kraft ein Viertelfinale
erreichen zu können.“
Krupp erneuerte seine Kritik an der DEL: "Wenn in jedem DEL-Team
zwei Ausländerblöcke stehen, wird es schwierig, Tuchfühlung zu den
besten Acht der Welt aufzunehmen. Wir werden der DEL ein Konzept
vorlegen. Bei der WM haben wir gute Ansätze gezeigt, der
Konkurrenzkampf um die Plätze wird größer, die erfahrenen Spieler
müssen an sich arbeiten."
Der Stanley Cup-Sieger von 1996 wird dem DEB weiterhin als
Bundestrainer zur Verfügung stehen. "Wir setzen uns nach jeder
Saison zusammen und wenn die gemeinsame Grundlage vorhanden ist,
arbeiten wir ein weiteres Jahr miteinander. Im Moment gibt es keinen
Anlass, die sehr gute Zusammenarbeit zu beenden." Feiern wird der
Bundestrainer am Abend des letzten WM-Spiels seiner Mannschaft
nicht. "Heute Abend beginnen wir mit der Arbeit für das
Sommertrainingslager in Füssen, danach folgt der Deutschland-Cup im
November. Wir haben noch viele Ziele vor uns."
Deutschland schlägt Weißrussland 6:5
Die deutsche Mannschaft wollte einen guten Start
erwischen, doch nach 67 Sekunden lag sie mit 0:1 zurück,
weil Dmitry Meleshko einen Abpraller von Deutschlands
Nationaltorhüter Dimitri Pätzold nutzte. Doch obwohl das
taktische Konzept nicht aufging, zeigten sich die
Spieler von Bundestrainer Uwe Krupp unbeeindruckt.
Bereits in der 6. Minute glich Michael Hackert nach
schönem Pass von Philip Gogulla aus, in der 13. Minute
ging Deutschland durch ein Überzahl-Tor von Alexander
Barta sogar in Führung. In der 18. Minute erhöhte Robert
Dietrich im Fallen auf 3:1, danach spielte man ein wenig
zu sorglos.
Weißrussland konnte noch vor der ersten Drittelpause
durch Aleksandr Kulakov nach einem schönem Pass aus der
Drehung von Konstantin Koltsov den Anschluss herstellen.
Da sich beide Teams nicht mehr für das Viertelfinale
qualifizieren konnten, wurde die Partie nicht mehr mit
der Intensität der vorangegangenen Partien geführt, so
konnten beide Mannschaften recht befreit kombinieren.
Als in der 26. Minute gleich zwei Weißrussen die
Strafbank drückten, schlug Sven Felski zu, der einen
Pass von Martin Ancicka direkt abnahm. Doch noch im
selben Powerplay ging Dmitry Dudik plötzlich alleine auf
und davon, schoss flach zum 4:3 ein.
In der 29. Minute bot sich den wenigen Zuschauern in
Mytischtschi ein seltenes Bild, denn beide Mannschaften
standen nur mit je drei Feldspielern auf dem Eis,
Schiedsrichter Ole Hansen aus Norwegen griff nicht
gerade selten zur Pfeife. Als beide Teams wieder
vollzählig waren, fiel bei einer angezeigten Strafe
gegen Deutschland der Ausgleich durch Konstantin Koltsov
(34.).
Im Schlussdrittel nahmen die Weissrussen das Spiel in
die Hand, Deutschland kam nur noch zu gelegentlichen
Kontern, nutzte dann jedoch die erste Überzahlchance des
Schlussdrittels zum 5:4 durch Michael Wolf, der völlig
frei vor Andrej Mezin die Scheibe annehmen und
einschießen durfte.
Die Weßsrussen drängten nun auf den Ausgleich,
Deutschland musste sich immer wieder mit unerlaubten
Weitschüssen befreien. Als Frank Hördler in der 51.
Minute ohne ersichtlichen Grund auf die Strafbank
geschickt wurde und Tobias Draxinger sich kurz danach
hinzu gesellte, wurde es brenzlig. Die Weißrussen
nutzten die Gelegenheit zum Ausgleich durch Viktor
Kostyuchenok per Schlagschuss. Deutschland überstand die
zweite Strafzeit und dann war wieder einmal Michael Wolf
zur Stelle, der überragende Iserlohner traf mit einem
satten Schlagschuss zur erneuten Führung für
Deutschland.
In der 58. Minute mussten die Weißrussen eine Strafe
hinnehmen, Deutschland brauchte danach eigentlich nur
noch den Puck in den eigenen Reihen zu halten, doch dann
leistete sich Robert Dietrich ein Foul und machte die
Schlussphase dadurch wieder spannend. Weißrussland nahm
Mezin vom Eis und spielte die
letzten 40 Sekunden in doppelter Überzahl. Ein Schuss
aufs leere Tor endete am Pfosten, dann war es geschafft:
Deutschland gewann sein letztes WM-Spiel in Russland.
Tore: 0:1 Meleshko (2.), 1:1 Hackert (6.), 2:1
Barta (13.), 3:1 Dietrich (18.), 3:2 Kulakov (19.), 4:2
Felski (26.), 4:3 Dudik (27.), 4:4 Koltsov (34.), 5:4
Wolf (44.), 5:5 Kostyuchenok (53.), 6:5 Wolf (54.)
Strafeminuten: Deutschland 22 + 10 Hördler, Weißrussland
24 + 10 Denisov
Zuschauer: 1.200 - Schiedsrichter: Ole Hansen (Norwegen)
Deutschland: Pätzold (Kotschnew) – Sulzer,
Petermann, Breitbach, Ancicka, Dietrich, Draxinger,
Hördler, Osterloh – Felski, Barta, Tripp, Gogulla,
Hackert, Wolf, Busch, Ullmann, Kreutzer, Polaczek, Fical,
Rankel
Pätzold im Tor, Bakos verletzt
Uwe Kupp stellt im letzten WM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen
Weißrussland wieder Dimitri Pätzold ins Tor. "Wir glauben, dass er
der richtige Torhüter für dieses Spiel ist." Auf Michael Bakos muss
man wegen eines Muskelfaserrisses im rechten Knie verzichten, für
ihn rückt der genesene Martin Ancicka zurück ins Team.
"Wir hoffen auf einen schnellen Start, wollen Druck machen und unser
Spiel spielen", sagte der Bundestrainer. "Die Weißrussen sind eine
gute Messlatte für uns, weil sie das beste Team hinter den Top Acht
der Welt sind." Die deutsche Mannschaft fliegt am Dienstag zurück,
in zwei Gruppen nach Frankfurt (14.00 Uhr) bzw. München (17.00
Uhr).
Deutschland will sich mit einem Sieg von der WM verabschieden
An Rechenspiele ist man im deutschen Eishockey gewohnt. 1976 holte
die Nationalmannschaft wegen eines besseren Torquotienten gegenüber
punktgleichen Teams die Bronzemedaille bei den olympischen
Winterspielen in Innsbruck, bei der Weltmeisterschaft 1990 in der
Schweiz benötigte man für den Klassenerhalt einen Sieg mit
mindestens vier Toren Unterschied gegen Norwegen und gewann 4:0.
Bei der noch bis zum 13. Mai laufenden Weltmeisterschaft in Russland
war man am Sonntag erneut am kalkulieren, unter welchen Umständen
die Deutschen nach der Niederlage gegen die USA am Samstag
tatsächlich noch das Viertelfinale erreichen könnten. Das weitere
Schicksal der Mannschaft hing von der Konkurrenz ab, doch die
anderen Teams spielten nicht im Sinne der Auswahl des Deutschen
Eishockey Bundes. Da Tschechien gegen Kanada punktete, hat die
Mannschaft von Bundestrainer Uwe Krupp am Montag keine Chance mehr,
im letzten Zwischenrundenspiel gegen Weißrussland (ab 14.15 Uhr live
im BR) in die Runde der besten acht Teams einzuziehen.
Für den Bundestrainer spielte die Konstellation vor dem Spiel gegen
die Weißrussen allerdings ohnehin keine Rolle: „Wir müssen so oder
so einen Weg finden, sie zu schlagen. Die Weißrussen haben eine
erfahrene Mannschaft mit viel Talent, sie sind das beste Team hinter
den Top Acht der Welt. Sie haben wenige Schwachstellen, sind in den
Vorrundenspielen allerdings oft in den letzten Dritteln
eingebrochen. Es wird ein enges Spiel, aber auf solche Spiele waren
wir seit Beginn des Turniers vorbereitet.“
Uwe Krupp hofft auf das mentale Talent seines Teams: „Bei allen
Mannschaften des Turniers ist ein physischer Substanzverlust
vorhanden, wir benötigen aber vor allem die Fähigkeit, uns immer
wieder emotional auf einen Top-Level zu bringen. Gegen Tschechien
ist uns das gelungen, gegen die USA nicht.“
Stürmer Sven Felski von den Berliner Eisbären dachte bereits an die
Olympischen Winterspiele 2010: „Wir wollen uns gut präsentieren und
wichtige Punkte für die Weltrangliste holen“. Die ersten Neun der
Rangliste werden sich nach der Weltmeisterschaft 2008 in Kanada
direkt für die Spiele 2010 in Vancouver qualifizieren, zurzeit
besetzen die Weissrussen den neunten Platz. Ob er 2010 noch ein
Kandidat für Olympia wäre, konnte der 33jährige Felski naturgemäß
noch nicht einschätzen. „Ich denke eher an 2014“, scherzte er, um
dann noch einmal auf das letzte Spiel der Deutschen bei der
laufenden WM einzugehen. „Die Weissrussen haben in Andrej Mezin
einen überragenden Torhüter, den wir noch aus der Deutschen
Eishockey Liga kennen. Hoffentlich erwischt er am Montag keinen
guten Tag.“
Felskis Teamkollege Michael Hackert, der in der kommenden Saison für
den deutschen Meister Mannheimer Adler stürmen wird, fügte hinzu:
„Wir wollen nicht mit einer Niederlage aus dem Turnier gehen und
werden das Spiel mit derselben Konzentration angehen, wie die
erfolgreichen Partien zuvor. Die Position in der Weltrangliste ist
eine zusätzliche Motivation."
Herberts Vasiljevs: „Hut ab vor Deutschland!“
Der Krefelder Goalgetter Herberts Vasiljevs hat mit der lettischen
Nationalmannschaft bei der WM in Russland den Klassenerhalt
geschafft. Im Gespräch mit Hockeyweb zog er eine Turnierbilanz. Mit
dem 5:1 gegen Österreich hat das lettische Team bereits im
vorletzten WM-Spiel den Klassenerhalt erreicht. Wie bewerten Sie
diese vorentscheidende Partie?
Herberts Vasiljevs:
Wir waren im Spiel gegen Österreich ein bisschen aggressiver, haben
uns gute Chancen erarbeitet. Den Anschlusstreffer der Österreicher
zum 1:2 konnten wir gut überwinden. Am Ende waren wir die bessere
und konsequentere Mannschaft. Jetzt können wir am Montag gegen
Norwegen lockerer rangehen, wir wollen aber keine Punkte abgeben.
Wie
fällt Ihre WM-Bilanz aus?
Herberts Vasiljevs:
Meine persönliche Bilanz ist nicht so bedeutend. Der
Mannschaftserfolg ist wichtiger und entscheidend ist, dass wir nun
in der A-Gruppe geblieben sind. Unser Team hat am Ende verstanden,
worum es geht und worauf es ankommt. Natürlich ist unser Abschneiden
insgesamt eher enttäuschend, aber letzten Endes bin ich jetzt doch
glücklich über den Klassenerhalt.
Wie
bewerten Sie momentan das lettische Eishockey vor dem Hintergrund
dieser WM?
Herberts Vasiljevs:
Wir dachten hier an die ein oder andere Überraschung. Unsere
Nationalmannschaft ist allerdings im Umbau. Viele ältere Spieler
stehen am Ende ihrer Karriere. Ich bin mir aber sicher, dass wir in
zwei, drei Jahren wieder nach oben kommen. Wir sind immer noch gut
genug, um auch einmal das Viertelfinale zu erreichen.
Der
lettische Nationalcoach Oleg Znarok ist ein Trainerneuling. Wie
erleben Sie ihn in dieser Rolle?
Herberts Vasiljevs:
Er ist natürlich jetzt auch ein wenig enttäuscht, aber er hat eine
super Arbeit gemacht. Wir haben für ihn gekämpft. Er hat uns richtig
trainiert und gut auf die Spiele vorbereitet.
Insgesamt scheint sich der Abstand zwischen den größeren und
kleineren Nationen nicht gerade verkleinert zu haben. Wie erleben
Sie die Kräfteverhältnisse bei diesen Titelkämpfen?
Herberts Vasiljevs:
Die großen Eishockeynationen spielen bei dieser WM schon richtig
überragend. Die Schweiz war nicht ganz so stark wie erwartet. Den
Hut ziehe ich vor Italien und der deutschen Mannschaft, die es mit
so einer jungen Truppe verstanden hat zu kämpfen. Das sind super
Jungs! |
Mytischtschi, 6. Mai 2007 |
Bandenchekov: Die Hockeyweb-Kolumne von Alexander Brandt
Wir hängen in den Seilen. Im Bus herrscht kein Gelächter mehr, weil
jeder vor sich hin döst. Im Medienraum von Mytischtschi sieht man
schlafende Journalisten und eingenickte Fotografen aus aller Herren
Länder, ich selbst bin neulich zum ersten Mal in meinem Leben in
einer Eishalle eingepennt, als ich ewig auf einen Bus nach Moskau
warten musste, sie steckten alle im Verkehr fest. Man ist den ganzen
Tag auf Achse und schläft nachts schlecht, weil man kein Fenster
öffnen kann und von der Klimaanlage so ausgetrocknet wird, dass man
mehrmals aufwacht weil man durstig ist, auf die Dauer schlaucht das.
Umso mehr sind unsere Spieler von der WM gezeichnet, sie mussten
fünf Mal binnen acht Tagen aufs antreten, die Fußballer brauchen für
fünf Spiele drei Wochen. Da ist es nur verständlich, dass unsere
Jungs jeden Abend auf ihrer Hoteletage hocken und nichts
unternehmen. Das wäre alles Stress, sagt Uwe Krupp. Busfahrten,
Staus, Besichtigungen. Nein danke, lieber ausruhen und sich von der
medizinischen Abteilung zusammenflicken lassen. Physiotherapeut
Carsten Fiedler hat mir erzählt, das er jeden Tag bis spät in die
Nacht damit beschäftigt ist, die vielen Blessuren in den Griff zu
bekommen. Und trotzdem macht es ihm Spaß, weil die Stimmung im Team
fantastisch ist.
Im Kabinengang kam mir John Tripp entgegen. Der wirkt wegen seiner
bulligen Statur noch viel größer, als er ohnehin schon ist. Und sein
Körper sieht aus, als sei er durch den Fleischwolf gedreht worden.
An seinem rechten Oberarm trägt er eine rote, runde Wunde, die wie
ein Einschussloch aussieht. Carsten Fiedler erzählt, dass John die
Wunde seit Wochen mit sich herumträgt und sie nicht verheilen kann,
weil sie durch die Eishockey-Ausrüstung an jedem Tag wieder
aufgescheuert wird. Trotzdem fährt John wieder und wieder seine
krachenden Checks.
Ausserhalb der Eisflächen lernt man täglich neue Aspekte des
Moskauer Lebens kennen. So las ich in der „Moskauer Deutsche
Zeitung“, dass es in Moskau eine wachsende Mittelschicht gibt, jeder
dritte Moskauer verdient inzwischen mehr als 1.000 Dollar pro Monat.
Doch noch immer klafft die Schere zwischen Arm und Reich weit
auseinander: „Die Einkünfte der reichsten 10 Prozent übersteigen die
der ärmsten 10 Prozent um das 41-fache. In Westeuropa gilt das
sechs- bis achtfache als sozial verträglich.“
Auf Wikipedia hatte ich gelesen, das Moskauer Durchschnittseinkommen
läge bei rund 400 Euro, das ist so wohl nicht richtig. Wenn man die
spärlichen Renten mit in die Statistik rechnet, liegt es bei knapp
über 500 Euro, wenn man lediglich die Löhne als Grundlage nimmt,
steigt es auf fast 900 Euro. Statistiken sind nicht nur im Eishockey
irreführend.
Die „Moskauer Deutsche Zeitung“ erscheint im Web unter
www.mdz-moskau.eu
Sie wird vom Auswärtigen Amt finanziert und beinhaltet exzellente
Beiträge von renommierten Journalisten wie dem ARD-Korrespondenten
Gerd Ruge.
Die deutsche Mannschaft hat am Sonntag nicht trainiert, schaut sich
später in Ruhe die Spiele in Mytischtschi an, wo übrigens der
Ausverkauf an Fanartikeln begonnen hat. Trikots und T-Shirts einiger
Teams wurden um bis zu 60% heruntergesetzt. Morgen steigt der letzte
Spieltag in Mytischtschi. Wir werden die Halle mit ihren optimalen
Arbeitsbedingungen und ihren freundlichen Mitarbeiter/innen
vermissen, die langen Busfahrten entlang der Plattenbau – Siedlungen
und Atomkraftwerke hingegen werden uns nicht so sehr fehlen. Ab
Dienstag halten wir uns nur noch innerhalb Moskaus auf. Gruß
vom hellwachen Souvenirjäger Alexander Brandt |
Mytischtschi, 5. Mai 2007 |
5.5. |
16:15 |
Schweiz |
: Dänemark |
4 |
1 |
(1:0 2:1 1:0) |
|
16:15 |
USA |
: Deutschland |
3 |
0 |
1:0 1:0 1:0) |
|
20:15 |
Tschechien |
: Slowakei |
2 |
3 |
(1:0,
0:2, 1:1) |
|
20:15 |
Finnland |
: Italien |
3 |
0 |
(2:0,
0:0, 1:0) |
Weltmeisterschaft-A
- Gr. E - Zwischenrunde |
Pos. |
Team |
Spiele |
Siege |
Niederl. |
OTS |
OTN |
Tore |
Punkte |
1 |
Schweden |
3 |
3 |
0 |
0 |
0 |
18 : 3 |
9 |
2 |
Russland |
3 |
3 |
0 |
0 |
0 |
17 : 5 |
9 |
3 |
Finnland |
4 |
3 |
1 |
0 |
0 |
15 : 7 |
9 |
4 |
Schweiz |
4 |
2 |
2 |
0 |
0 |
6 : 10 |
6 |
5 |
Italien |
4 |
0 |
4 |
0 |
0 |
2 : 15 |
0 |
6 |
Dänemark |
4 |
0 |
4 |
0 |
0 |
6 : 24 |
0 |
Weltmeisterschaft-A - Gr. F - Zwischenrunde |
Pos. |
Team |
Spiele |
Siege |
Niederl. |
OTS |
OTN |
Tore |
Punkte |
1 |
USA |
4 |
3 |
1 |
0 |
0 |
15 : 7 |
9 |
2 |
Kanada |
3 |
3 |
0 |
0 |
0 |
14 : 9 |
9 |
2 |
Tschechien |
4 |
2 |
2 |
0 |
0 |
14 :10 |
6 |
4 |
Slowakei |
4 |
2 |
2 |
0 |
0 |
14: 12 |
6 |
5 |
Deutschland |
4 |
1 |
3 |
0 |
0 |
5 : 11 |
3 |
6 |
Weissrussland |
3 |
0 |
3 |
0 |
0 |
6 : 19 |
0 |
US-Boys für DEB-Team nicht zu schlagen
Die USA erwiesen sich am Samstagnachmittag bei der WM in Russland
für die deutsche Mannschaft als eine zu große Hürde. Die abgeklärte
und gut harmonierende Truppe von Cheftrainer Mike Sullivan besiegte
die DEB-Auswahl in Mytischtschi letztlich klar mit 3:0 (1:0, 1:0,
1:0).
Positiv stimmte dabei, dass Deutschland die Partie gegen ein Team,
das für Bundestrainer Uwe Krupp zu den Titelanwärtern zählt, bis zur
36. Minute offen gestalten und noch auf einen Punktgewinn hoffen
konnte. Auch das Schussverhältnis war über die gesamte Distanz recht
ausgeglichen.Bei den USA ragten die Stürmer Paul Stastny und Erik
Cole, die an allen drei Toren beteiligt waren, sowie der
Stammtorhüter John Grahame heraus.
„Das
Ergebnis geht aufgrund der starken Defensivleistung der USA in
Ordnung“, meinte Uwe Krupp, „wir hatten unsere Chancen. Es war
wichtig, lange Zeit im Spiel zu bleiben. Die Jungs sind heute wieder
raus gegangen und haben hart gearbeitet. Sie haben sich wieder ein
großes Kompliment verdient.“
Bereits nach zweieinhalb Minuten sah sich die deutsche Mannschaft
einem Rückstand gegenüber. In ihrem ersten Powerplay ließen die
US-Boys Scheibe und die vier Gegenspieler laufen, bis Paul Stastny
am Pfosten mustergültig angespielt werden konnte. Die Truppe von Uwe
Krupp steckte den Gegentreffer gut weg. Zwar war die größere
spielerische Klasse der Nordamerikaner nicht zu übersehen, aber auch
die Deutschen kamen zu Chancen. Die größte davon vergab Philip
Gogulla, der in der 12. Minute bei einem Break den Pass von Michael
Hackert nicht verwerten konnte. Sven Felski hatte später (17.) im
Powerplay den Ausgleich auf dem Schläger, haute aber am Puck vorbei.
Bei beiden Teams wurde im ersten Drittel ein mögliches Tor nicht
gegeben, weil der Schiedsrichter bereits abgepfiffen bzw. eine
Behinderung gesehen hatte.
Die
US-Amerikaner wollten im Mittelabschnitt den zweiten Treffer,
mussten sich aber lange Zeit in Geduld üben. Die deutsche Defensive
arbeitete gut und stemmte sich dagegen. Erst in der 36. Minute fiel
das 2:0. Eine Strafzeit war gerade abgelaufen, Robert Dietrich
konnte gemeinsam mit Goalie Dimitri Pätzold am Pfosten die von Erik
Cole heraufbeschworene Gefahr nicht bereinigen und erneut Paul
Stastny brachte im Nachsetzen die Scheibe über die Linie. Die
USA hatten bis dahin bereits zwei gute Chancen durch Tyler Arnason
(27.) und Lee Stempniak, der in der 32. Minute den Pfosten traf,
vergeben. Michael Hackert war es auf der anderen Seite, der bei
einem Break ein schönes Zuspiel von Michael Wolf nicht verwertet
hatte (25.).
Nach
der zweiten Pause war klar, dass die deutsche Mannschaft alle noch
vorhandenen Kräfte würde mobilisieren müssen, um die Partie noch
einmal eng gestalten zu können. Doch die Hoffnung auf den
Anschlusstreffer währte nur dreieinhalb Minuten, dann sorgte
Torjäger Lee Stempniak für die Vorentscheidung. Auch im restlichen
Spielverlauf blieb dem deutschen Team trotz aller Bemühungen der
Ehrentreffer versagt.Nächster Gegner der deutschen Mannschaft ist
nun am Montagnachmittag Weißrussland. Stürmer Michael Hackert
kündigte an: „Wir wollen jetzt auf jeden Fall noch dieses Spiel
gewinnen und werden alles dafür tun.“ Schließlich spielt die Partie
auch für die Wertung im Kampf um eine direkte Olympiaqualifikation
eine nicht unbedeutende Rolle.
Deutschland:
Pätzold – Sulzer, Bakos; Petermann, Breitbach; Dietrich, Draxinger;
Osterloh, Hördler – Felski, Barta, Tripp; Gogulla, Hackert, Wolf;
Polaczek, Fical, Rankel; Busch, Ullmann, Kreutzer.
TORE: 0:1 (2:33) P. Stastny (Arnason, Cole; 5:4), 0:2 (35:26) P.
Stastny (Cole), 0:3 (43:31) Stempniak (P. Stastny, Cole) Strafen:
GER 12 – USA 18 - SR: Ronn (Finnland) - Zuschauer: 2.200
Martin Ancicka fällt gegen die USA aus
Der Mannheimer Martin Ancicka fehlt der deutschen Mannschaft bei der
WM in Russland am Samstagnachmittag im zweiten Zwischenrundenspiel
gegen die USA. Für den Verteidiger, der an einer
Magen-Darm-Erkrankung leidet, kommt in der Arena Mytischtschi erneut
dessen nachnominierter Vereinskollege Felix Petermann zum Einsatz.
„Felix hat gegen die Tschechen gut gespielt und wird auch jetzt
wieder einen guten Job machen“, gab sich Bundestrainer Uwe Krupp
überzeugt.
Der Coach hält die USA für eine der „läuferisch vielleicht besten
Mannschaften im Turnier“ und schätzt sie deshalb sogar stärker als
die tschechische Mannschaft, gegen die vor zwei Tagen ein
überraschendes 2:0 gelang, ein. „Unser Ziel ist es, in Reichweite zu
sein. In einem engen Spiel haben wir eine Chance. Es ist eine
wahnsinnige Aufgabe, wir wollen aber natürlich gewinnen“,
unterstrich Uwe Krupp, der im Tor zum zweiten Mal Dimitri Pätzold
einsetzt, vor dem Spiel. |
Mytischtschi, 4. Mai 2007 |
DEB-Team trifft auf Goldgräber aus den USA
Nach dem überraschenden 2:0-Sieg gegen die Tschechische Republik
geht es für die deutsche Mannschaft bei der WM in Russland am
Samstagnachmittag gegen den Medaillenkandidaten USA.
Mike Sullivan, Coach der Nordamerikaner, hat nach dem Sieg im ersten
Zwischenrundenspiel gegen die Slowakei sogar Ansprüche auf den Titel
angemeldet: „Wir sind hier, um Gold zu holen. Dafür tun wir auf dem
Eis und daneben alles.“In der Tat haben die US-Boys bisher im
Turnierverlauf einen guten Eindruck hinterlassen. Sie leisteten sich
nur gegen die Tschechen eine knappe Niederlage, die erst kurz vor
Schluss besiegelt worden war.Mike Sullivan setzt auf eine Mischung
aus ganz jungen auf der einen und erfahreneren Spielern auf der
anderen Seite. „Das passt gut zusammen, die Jungs arbeiten Schulter
an Schulter. Das gibt uns die Möglichkeit, Spaß und Erfolg zu
haben.“
Lee Stempniak und Phil Kessel sind bisher die herausragenden
Stürmer. Als Rückhalt gilt John Grahame. Der Goalie von den Carolina
Hurricanes könnte nach vier Spielen in Folge aber am Samstag gegen
Deutschland eine Pause erhalten. „Das ist möglich. Wir haben auch
das Vertrauen in unsere anderen Torhüter“, sagt Mike Sullivan mit
Blick auf Jason Bacashihua, der bislang jedes Mal der Ersatzmann auf
der Bank war, und Cory Schneider.Die deutsche Mannschaft beschreibt
der US-Cheftrainer als „sehr talentiert.“ Er ist nicht erst seit der
Überraschung am Donnerstag vorgewarnt: „Wir haben Deutschland ein
paar Mal beobachtet. Wir werden eine Strategie entwickeln müssen,
die uns erfolgreich sein lässt.“
Im DEB-Lager gibt man sich vor der zweiten Zwischenrundenpartie in
der Arena Mytischtschi respektvoll. „Die USA sind eine sehr gute
Mannschaft, sie haben gegen die Slowakei überragend gespielt und das
Spiel über weite Strecken dominiert“, sagt Bundestrainer Uwe Krupp,
der bei der momentanen Konstellation nur ungern von einem deutschen
Viertelfinaleinzug, der mit einem Punktgewinn gegen die USA in
unmittelbare Reichweite kommen könnte, sprechen möchte. „Es wäre ein
Fehler, jetzt zu weit vorauszuschauen. Unser Fokus gilt nur dem
nächsten Spiel.“
Bandenchekov: Die Hockeyweb-Kolumne von Alexander Brandt
Moskau besteht nicht nur aus Eishallen, nein!
Wir hatten bereits das Glück, für zwei Stunden um den Kreml herum
laufen zu können, gestern gönnte ich mir vor dem Frühstück einen
Spaziergang, stöpselte den Kopfhörer ein, stellte den
wiedergefundenen MP3-Player an (falls es jemanden interessiert: Es
lief „Fear of a blank planet“ von Porcupine Tree) und ließ einfach
mal die Umgebung auf mich wirken.
Nach einer Weile erreichte ich einen großen Platz, auf dem Händler
ihre Ware auspackten. Zeug wie am Brandenburger Tor, Armee-Mützen,
billige T-Shirts, Lenin – Statuen. Nicht weit davon stand ein Auto
mit geöffneten Türen auf dem Bürgersteig, aus dem laut Musik
erklang. Vor dem Wagen machte ein Mann in normaler Straßenkleidung
Tanzschritte vor, und etwa vierzig bis fünfzig Männer und Frauen
jeden Alters, ebenfalls in ganz normaler Kleidung, folgten seinem
Beispiel. Sie tanzten lachend auf dem Gehweg, morgens um halb acht.
Eine Ecke weiter befand sich eine kleine Kirche, vor der ein älterer
Herr sich verneigte und bekreuzigte, bevor er sie betrat. Ich
blickte zum Glockenturm hinauf und stellte erstaunt fest, dass die
Glocken im Turm von einem jungen Mann geläutet wurden, der sich die
Glockenseile um Hände und Beine gebunden hatte. So zog er an den
Seilen und läutete.
Lenin-Statuen und CCCP-Shirts gehen hier Seite an Seite mit den
glorreichen Errungenschaften des Kapitalismus, die Straßen sind mit
Werbung geradezu überschüttet. Genau das macht den Reiz dieser Stadt
aus, hier begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart ganz offen.
Gegenüber des etwas ranzigen Dinamo-Stadions befindet sich eine
große deutsche Nobel-Automarke, in der Nähe des Kremls sah ich einen
Turm der Kreml-Mauer hinter einem Plakat für ein Konzert von
Aerosmith hervorragen. Moskau ist keine Bilderbuchstadt wie Prag
oder Paris, Moskau ist eine pulsierende Metropole an der es an jeder
Ecke etwas zu bestaunen gibt.
Neulich hatten wie wieder den netten Busfahrer, den Trucker, der für
uns einen kleinen Umweg zum Hotel am Fluss entlang fuhr, an einer
gigantischen Säule vorbei, die Peter den Großen auf einem Schiff
darstellt. In der Kirche gegenüber der Säule wurde gerade erst Boris
Jelzin begraben, das Weiße Haus ist ebenfalls nicht fern, fast meint
man noch, ihn auf einem Panzer stehen zu sehen. A propos Jelzin,
nicht alle Russen trinken Wodka, obwohl zum Beispiel im Hotel ein
halber Liter Wodka billiger ist als ein halber Liter Bier, woraus
man einige Schlüsse ziehen könnte.
Moskau ist eine Reise wert, keine Frage. Mytischtschi lohnt sich
eher weniger, um von dieser Stadt einen Eindruck zu bekommen,
braucht man sich lediglich in Berlin-Hellersdorf umzusehen.
Seit einer Woche sind wir hier, jeden Tag zwölf bis vierzehn Stunden
unterwegs. Zwischendurch hat man schon mal ein paar tote Punkte,
haut sich ein Aspirin rein und schafft es irgendwie bis zum 23.00
Uhr-Shuttle zum Hotel. Aber das ist ja alles Kopfsache, wie wir von
den Trainern wissen. Das stimmt, seit dem Sieg gegen Norwegen geht
alles irgendwie leichter und seit dem Spiel gegen die Tschechen geht
alles wie von selbst. Die deutschen Medien-Vertreter erhalten
plötzlich viele Anfragen aus der Heimat, Eishockey ist in. Das ist
genau das, was wir wollten.
Dafür habe ich persönlich plötzlich ein Problem: Unsere
Shuttle-Queen Tatjana will den Artikel haben, in dem ich sie erwähnt
habe. Da hat wohl ein gewisser Kollege aus Straubing zu viel
geredet. Als ich sie frage, ob sie denn Deutsch kann, sagt sie:
„Hände hoch“ und „Hitler kaputt“. Na das drängt sich ja auch auf,
wenn man eine Sprache lernt.... Gruß vom in Schwierigkeiten
steckenden Alexander Brandt
WM-Debütant Michael Wolf schlägt ein
Der Iserlohner Stürmer Michael Wolf hat für die WM in Russland im
dritten Anlauf das Vertrauen von Bundestrainer Uwe Krupp bekommen,
er zahlt es ihm mit tollen Leistungen auf dem Eis zurück.
„In den letzten zwei Jahren habe ich immer am letzten Tag vor der
Nominierung zu Michael Wolf gesagt, dass es diesmal noch nicht
soweit ist und er weiter an sich arbeiten soll. Jedes Mal habe ich
mich später über diese Entscheidung geärgert“, blickt Uwe Krupp
zurück.
Konsequent, wie es der Stil des früheren NHL-Haudegens ist,
positionierte
er sich diesmal frühzeitig für den Stürmer. Es war die richtige
Entscheidung, wie die ersten vier Spiele in Mytischtschi beweisen
konnten.
Michael Wolf hat bislang für drei ganz wichtige Tore gesorgt, kommt
dazu auf drei Assists und bildet mit Philipp Gogulla und Michael
Hackert die gefährlichste deutsche Sturmreihe. Uwe Krupp sagt: „Er
hat den Willen und nutzt seine Statur. Er ist genau der Spieler,
den wir brauchen.“
Michael Wolf, der bislang bei der WM die beste Plus-Minus-Statistik
im deutschen Team hat (+2), übt sich selbst in Bescheidenheit. Er
sei mit sich „soweit zufrieden“, die Siege gegen Norwegen und gegen
die Tschechische Republik würden nicht nur an seiner Reihe liegen,
sondern am ganzen Team. Das Erfolgsrezept, das ihn mit seinen beiden
Kollegen so gefährlich macht, beschreibt er mit ganz einfachen und
plausiblen Worten: „Wir passen gut zusammen, jeder arbeitet für den
anderen.“ Das ist seiner Meinung nach auch der Schlüssel für
das gesamte Team. „Wir haben eine sehr gute junge Truppe, wo jeder
seinen Job macht und jeder kämpft.“
Der
26-Jährige selbst steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Als er nach
dem Sensationssieg gegen die Tschechische Republik von
internationalen Journalisten zu einer möglichen Medaille befragt
wurde, relativierte er die Erwartungen: „Das ist als Ziel schon
etwas zu hoch.“
Auch mit dem Traum vom Viertelfinale geht er vorsichtig um. „Wir
haben jetzt erst einmal gegen die Tschechen eine Überraschung
geschafft. Im Viertelfinale waren wir früher, natürlich ist es das,
wo wir irgendwann wieder gerne hinwollen.“
Entsprechend beschreibt er die USA am Samstag als einen schweren
Gegner, sieht die DEB-Auswahl mit Weißrussland am Montag allerdings
auf Augenhöhe. Das Motto für diese beiden verbleibenden Spiele ist
für ihn klar: „Wir wollen jetzt einfach so weiterspielen.“
Uwe Krupp: "Die Jungs überraschen selbst mich!"
Strahlende Gesichter rundherum nach dem
Sensations-Erfolg der deutschen Mannschaft gegen Tschechien.
Mittendrin und alle überragend: Bundestrainer Uwe Krupp. Der hatte
vor dem Spiel noch zugegeben, dass er nicht überrascht wäre, wenn
seine Mannschaft nur einen Tag nach dem Klassenerhalt gegen Norwegen
noch nicht wieder auf demselben emotionalen Level spielen könnte.
Doch dann kam alles anders, sein Team lieferte eine unglaubliche Leistung
ab. "Jedes Turnier hat seine Überraschung und bei dieser
Weltmeisterschaft haben wir diese Überraschung geschafft. Je länger
das Spiel dauerte, desto mehr glaubten wir an den Sieg. Wir sind
offensiv immer eine gefährliche Mannschaft und wenn wir dann auch
defensiv gut stehen, können wir solche Spiele gewinnen. Man
unterschätzt immer den Kampfgeist dieses Teams und seinen Glauben an
die eigene Stärke. Unsere jungen Spieler sind begeisterungsfähig,
dazu haben wir gute Führungsspieler."
Michael Wolf von den Iserlohn Roosters ist ein perfektes Beispiel
für die "jungen Wilden" im Team. "Ich habe Michael Wolf zweimal vor
Turnieren kurzfristig aussortiert und es beide Male bereut", sagte
Krupp. "Er ist genau der Typ Spieler, den wir brauchen. Wir sind
läuferisch nicht so weit von den Top-Teams entfernt, die anderen
Defizite machen wir durch Kampfgeist wett, das geht im Eishockey.
Wir sind nicht schlecht, nur unerfahren."
Rechnerisch ist das Viertelfinale für die deutsche Mannschaft drin,
aber für Uwe Krupp ist das noch kein Thema. "So weit schauen wir
nicht voraus, wir trainieren am Freitag und bereiten uns auf das
nächste sehr schwere Spiel gegen die USA vor, die hier zu den
Favoriten gehören. Die Stimmung ist gut, wir arbeiten weiter."
"Schreibt einfach, wir hatten die besseren Tschechen im Team!"
Michael Bakos stapfte freudestrahlend durch die Mixed Zone der Arena
von Mytischtschi an den wartenden Journalisten vorbei. "Schreibt
einfach, wir hatten die besseren Tschechen im Team!", rief er den
Medienvertretern zu und löste schallendes Gelächter aus.
Die Stimmung war verständlicherweise grandios nach der
sensationellen Vorstellung des deutschen Teams, das mit einem 2:0
über Tschechien für die erste Überraschung der laufenden
Weltmeisterschaft in Russland gesorgt hatte. Held des
Abends war Torhüter Dimitrij Kotschnew, der wie eine
Wand im Kasten stand und seinen ersten WM-Shutout feierte. "Wir
freuen uns natürlich sehr", sagte Kotschnew, der in der kommenden
Saison für die Sinupret Ice Tigers in Nürnberg spielen wird. "Wir
sind sehr selbstbewusst aufgetreten und haben uns in einen Rausch
gespielt. Beim letzten Sieg gegen Tschechien bei einer WM (1986)
waren viele von uns noch gar nicht geboren."
Bundestrainer Uwe Krupp, der 1986 ebenso wie Co-Trainer Ernst Höfner
und DEB-Generalsekretär Franz Reindl im deutschen Team stand, machte
Torwart-Trainer Klaus Merk ein Kompliment: "Er hat den Tipp gegeben,
dass Kotschnew besonders gut drauf ist und spielen sollte. Wir
arbeiten in diesen Dingen sehr eng zusammen. Dimitrij hatte auch
vorher schon gute Spiele für uns, jetzt hat er konstant über 60
Minuten solide gespielt, das freut mich sehr für ihn." |
Mytischtschi, 3. Mai 2007 |
WM-Tag Berichte |
Zeit |
Spiel |
Ergebnis |
Drittel |
3.5. |
16:15 |
Schweiz |
: Finnland |
0 |
2 |
(0:0 0:0 0:2) |
|
16:15 |
USA |
: Slowakei |
4 |
2 |
(2:1 2:0 0:1) |
|
20:15 |
Deutschland |
: Tschechien |
2 |
0 |
(1:0 0:0 1:0) |
|
20:15 |
Dänemark |
: Schweden |
2 |
5 |
(2:2 0:1 0:2) |
Weltmeisterschaft-A - Gr. F -
Zwischenrunde |
Pos. |
Team |
Spiele |
Siege |
Niederl. |
OTS |
OTN |
Tore |
Punkte |
1 |
USA |
3 |
2 |
1 |
0 |
0 |
12 : 7 |
6 |
2 |
Tschechien |
3 |
2 |
1 |
0 |
0 |
12 : 7 |
6 |
3 |
Kanada |
2 |
2 |
0 |
0 |
0 |
8 : 6 |
6 |
4 |
Slowakei |
3 |
1 |
2 |
0 |
0 |
11 : 10 |
3 |
5 |
Deutschland |
3 |
1 |
2 |
0 |
0 |
5 : 8 |
3 |
6 |
Weissrussland |
2 |
0 |
2 |
0 |
0 |
3 : 13 |
0 |
Sensation statt Durchhänger – DEB-Team schlägt Tschechen
Einen Tag nach dem vorzeitigen Klassenerhalt hat die deutsche
Mannschaft bei der WM in Russland mit einem Sieg gegen die
Tschechische Republik für die erste faustdicke Überraschung der
Titelkämpfe gesorgt.
Mit einer taktischen Meisterleistung bezwang die DEB-Auswahl in
ihrem ersten Zwischenrundenspiel in Mytischtschi (Russland) das auf
der Eisfläche nach den bisherigen Leistungen des Turniers
übermächtig erscheinende Nachbarland mit 2:0 (1:0, 0:0, 1:0). Damit
besteht nun bei noch zwei ausstehenden Punktspielen gegen die USA
(Samstag) und Weißrussland (Montag) sogar eine Chance auf einen
Einzug in das Viertelfinale.
Ausschlaggebend für den Sensationsdreier war eine beeindruckende
Defensivleistung, in deren Mittelpunkt Torhüter Dimitrij Kotschnew
stand. Bundestrainer Uwe Krupp war vom Triumph überwältigt und von
Stolz erfüllt: „Die Jungs haben mich heute überrascht. Sie haben
besser gespielt, als ich mir überhaupt vorstellen konnte, dass sie
es können. Wir haben von Beginn an unser Spiel durchsetzen können.
Es ist ein gutes Rezept, wenn wir in der Defensive nicht viele Tore
abgeben müssen.“
„Wir haben die Tschechen nicht ins Spiel kommen lassen. Unsere
taktische Leistung war überragend“, stellte Stürmer Michael Wolf,
der einer der Schlüsselspieler war, nach dem Spiel fest, „wir
wollten kein Kanonenfutter sein. Die Tschechen dachten wohl, sie
schießen uns weg, nachdem wir gestern den Klassenerhalt geschafft
hatten.“
Für den Mannheimer Martin Ancicka war es als gebürtigen Tschechen
ein besonderes Spiel. Er sagte: „Wir haben einen sehr guten Tag
erwischt. Die Tschechen waren vielleicht von uns überrascht. Wir
haben jetzt einen der Titelfavoriten geschlagen.“
Uwe Krupp formierte für die Partie gegen den Vize-Weltmeister, der
im Gegensatz zu Deutschland einen Tag spielfrei hatte, seine Blöcke
neu. Dabei setzte er mit Verteidiger Felix Petermann, der an die
Stelle von Robin Breitbach rückte, und Alexander Polaczek auf zwei
frische Spieler. Auf der Torhüterposition rotierte er weiter, so
dass zum zweiten Mal Dimitrij Kotschnew zum Zug kam.
Die Befürchtungen von Uwe Krupp, dass es nach dem emotionalen Sieg
tags zuvor gegen Norwegen zu einem Durchhänger kommen könnte,
bestätigten sich nicht. Die deutsche Mannschaft machte vom
Eröffnungsbully an die Wege der Tschechen eng, suchte den
Körperkontakt und ließ den technisch versierten Gegner so wenig zur
Entfaltung kommen.
Zwei Unterzahl-Situationen überstand Deutschland mit Glück, Geschick
und einem überaus sicheren Dimitrij Kotschnew, um schließlich zehn
Sekunden vor der ersten Pause selbst in Führung zu gehen. Michael
Bakos hatte im Powerplay abgezogen, verlängert von Michael Wolf kam
Michael Hackert an die Scheibe und dieser schoss ohne Zögern zum
1:0, das nach einer genauen Videoanalyse hinsichtlich eines
möglichen Schlittschuhtors vom Referee anerkannt wurde, ein.
Die deutsche Mannschaft hielt mit der vollauf bewährten Strategie
die knappe 1:0-Führung auch im Mittelabschnitt. Die Tschechen fanden
weiterhin nicht den Raum, den sie für ihr Spiel brauchen, und wenn
sie den Puck doch gefährlich auf das Tor abfeuerten, dann stand dort
weiterhin Kotschnew seinen Mann mit Bravour.
Die Mannen von Uwe Krupp hatten ihrerseits das zweite Tor auf dem
Schläger. Petr Fical brachte in der 30. Minute am Pfosten die
Scheibe nicht an Roman Cechmanek vorbei, Michael Wolf traf nur kurz
darauf im Powerplay den Pfosten und erneut der starke Iserlohner war
es, der in der 35. Minute bei einem vielversprechenden Break die
Scheibe vertändelte.
Eine faustdicke Sensation witternd ging es in die letzten zwanzig
Minuten und das deutsche Team trotzte den schwindenden Kräften. Die
Tschechen drängten zwar nun immer mehr auf das deutsche Tor, es
blieb aber dabei, dass dort kein Durchkommen war. Das ganz große
Zittern hatte dann gut eineinhalb Minuten vor Schluss vorzeitig ein
Ende, als Michael Wolf mit einem Schlagschuss zum 2:0 Erfolg hatte.
Deutschland:
Kotschnew – Sulzer, Bakos; Petermann, Ancicka; Dietrich, Draxinger;
Hördler, Osterloh – Felski, Barta, Tripp; Gogulla, Hackert, Wolf;
Busch, Ullmann, Kreutzer; Polaczek, Fical, Rankel.
TORE:
1:0 (19:50) M. Hackert (Wolf, Bakos; 5:4), 2:0 (58:19) Wolf (Felski,
Tripp)
Strafen: Deutschland 14 – Tschechische Republik 12 - Schiedsrichter:
Vinnerborg (Schweden)
Zuschauer: 2.600
Uwe Krupp: "Müssen emotionalen Level wiederfinden"
Vor dem ersten Zwischenrundenspiel der
deutschen Mannschaft bei der WM in Russland gegen Tschechien
äusserte sich Bundestrainer Uwe Krupp vor der Presse:
"Es
ist natürlich ein sehr schweres Spiel für uns. Die Tschechen hatten
gestern frei, wir hingegen hatten ein sehr emotionales Spiel gegen
Norwegen. Wir müssen wieder denselben emotionalen Level finden und
Gas geben, sonst haben wir gegen die Tschechen keine Chance.
Hoffentlich sind die Beine nicht zu müde, wir müssen kämpfen.
Vielleicht haben wir Glück und kommen gut ins Spiel."
Krupp wird mit den Torhütern weiter rotieren. "Dimitri Pätzold
bekommt eine Pause, um sich zu akklimatisieren, am zweiten Tag nach
einer Anreise aus den USA ist der Jetlag immer am härtesten."
News aus dem deutschen Lager
Beim ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft in der
WM-Zwischenrunde gegen Tschechien wird Dimitrij Kotschnew im Tor
stehen, Oliver Jonas steht als Backup zur Verfügung. Das Spiel wird
ab 18.10 Uhr LIVE im DSF übertragen.Nach dem Erreichen der
Zwischenrunde war man im deutschen Lager so erleichtert, dass auch
Co-Trainer Ernst Höfner sich erleichterte: Nach 25 Jahren opferte er
seinen Bart und ließ sich in der Kabine rasieren.
Bandenchekov: Die Hockeyweb-Kolumne von Alexander Brandt
Was ist das nur für ein schöner Tag in Moskau,
nach der Erleichterung über den Klassenerhalt wirkt sogar das
nasskalte Wetter freundlich. Zwei Jahre lastete der Fluch von
Innsbruck über uns, jetzt ist alles wieder gut. Uwe Krupp hat mal
wieder alles richtig gemacht und wir durften ihm zum zweiten Mal
hintereinander gratulieren, das hat Spaß gemacht. Alle strahlten
gestern nach dem Spiel ähnlich wie letztes Jahr in Amiens, den
Spielern merkte man deutlich an, welche Last sie sich von den
Schultern geschossen hatten. Das deutsche Eishockey wird ein
weiteres Jahr erstklassig sein, wir dürfen aber nicht vergessen,
dass es in Quebec oder Halifax wieder nur darum gehen wird, einen
Kandidaten auf Augenhöhe rauszukegeln. Das Eishockey in Deutschland
muss nach wie vor unbedingt reformiert werden, wenn wir nicht
weiterhin Jahr für Jahr gegen das Ertrinken kämpfen wollen.
Uwe Krupp hat die Rolle unseres Eishockeys bei der WM mit der eines
Zweitakters bei einem Formel 1 Rennen verglichen, das ist natürlich
maßlos übertrieben, denn man kann uns schon als Golf Diesel in einem
Formel 1 Rennen bezeichnen, wie ich finde. Der Zweitakter spielt
südöstlich von uns.
Im Ernst, was Krupp meinte, wurde uns Moskau-Reisenden gegen
Norwegen überdeutlich vermittelt, denn tags zuvor hatten wir uns das
Spiel Russland - Finnland gegönnt und was da abging, war eine ganz
andere Welt, da fühlte man sich wirklich wie ein Golf-Fahrer, an dem
gerade Schumi in seiner roten Gurke vorbei rauscht. Als DEL –
geplagte Eishockeyfreunde sind wir daran gewohnt, Spielzüge
vorhersehen zu können. „Spiel nach rechts, schieß doch, dahinten
steht einer frei!“ Bei den Russen geht das gar nicht. Die spielen so
schnell, dass man nur noch rekapitulieren kann, was da unten
eigentlich gerade passiert ist.
Wenn wir auf Dauer gegen solche Teams spielen und von ihnen lernen
wollen, müssen alle unsere Klubs endlich unsere Spieler fördern und
das nicht nur wenigen Vertretern überlassen . Mit den
Ausländerlizenzen in der DEL ist zumindest für die kommende Saison
nichts zu machen, aber man muss doch wenigstens erwarten dürfen,
dass die jungen Spieler auch in Über- und Unterzahl eingesetzt
werden, dass die Torhüter spielen dürfen. Die seit Jahren beklagte
Lücke zwischen DNL und DEL muss endlich geschlossen werden. Und so
weiter, die Vorschläge sind ja allgemein bekannt, was ist eigentlich
aus dem Pauels-Papier geworden?
Wir können nicht ewig auf der Rasierklinge tanzen und hoffen, dass
wir bei einer WM das jeweilige Schlüsselspiel gewinnen. Und ein Uwe
Krupp wird sich den Job auch nicht ewig antun wenn er merkt, dass
man ihn nicht unterstützt. Wir schwimmen nicht im A-Pool mit, wir
paddeln nur, um nicht zu ertrinken. Möglicherweise werden wir uns
auf Dauer halten können, weil die Teams aus den alten Sowjet-Ländern
bis auf Belarus langsam abstürzen. Aber wie sagen die Trainer immer
so schön: Wir müssen unsere Arbeit machen und können uns nicht
darauf verlassen, was die anderen tun.
Drum lasst uns schön den Klassenerhalt feiern, den Rest der WM ohne
Druck genießen, aber dann geht´s gleich wieder an die Arbeit, bei
DEL und DEB gibt es sehr viel zu tun! Gruß vom Helden der Arbeit
Alexander Brandt |
Mytischtschi, 2. Mai 2007 |
Uwe Krupp hat es geschafft
Uwe Krupp hat es geschafft. Der Bundestrainer
stieg vor einem Jahr mit der Nationalmannschaft in die A-Gruppe auf
und sicherte nun vorzeitig den Klassenerhalt. Entsprechend glücklich
war Krupp nach dem Spiel gegen Norwegen:
„Seit sechs Wochen haben wir uns mit der Mission Klassenerhalt über
unseren Köpfen vorbereitet, ich bin sehr stolz auf die Mannschaft,
das ist ein riesiger Erfolg für uns. Im zweiten Drittel hat meine
Mannschaft Nerven gezeigt, ist aber zurück gekommen, das war
großartig. Dimitri Pätzold hat uns im letzten Drittel den Sieg
gerettet. Bei einem Torhüter ist nicht entscheidend, ob ihm mal ein
Puck durchrutscht, sondern dass er einen Schuss mehr hält als sein
Gegenüber.
Jetzt sind wir alle sehr erleichtert. In Amiens haben wir mit dem
Generationswechsel begonnen und jetzt unser Ziel erreicht.
Im Sport ist alles möglich, aber unsere Chancen aufs Viertelfinale
sind sehr gering, wir haben uns auch nie aufs Viertelfinale
vorbereitet, uns voll auf den Abstiegskampf konzentriert.“
Stimmen zum Spiel Deutschland gegen Norwegen
Michael Hackert: „Das war so geil, heute ging es um die Wurst, wir
hatten uns viel vorgenommen. Das war unser Spiel, darauf hatten wir
gewartet. Auch beim Rückstand hatte ich keine Sorge, weil wir bei 5
gegen 5 die bessere Mannschaft waren. Ich habe früh gemerkt, dass
der Torhüter der Norweger viel abprallen ließ. In der Abstiegsrunde
herrscht Mord und Totschlag, das haben wir vermieden.“
Michael Wolf: „Dass wir nach dem Rückstand zurück gekommen sind,
zeigt den Charakter der Mannschaft. Jetzt wollen wir die Großen
ärgern.“
Martin Ancicka: „Gegen die Tschechen ist es für mich etwas ganz
Besonderes, ich bin mit einigen von denen aufgewachsen und freue
mich auf das Spiel.“
Petr Fical: „Wir wollen step by step etwas zur WM 2010 im eigenen
Land aufbauen und das ist uns mit dem Klassenerhalt gelungen.
Nächstes Jahr spielen wir in Kanada, das wird für unsere jungen
Spieler etwas besonderes. In der Zwischenrunde wollen wir weiterhin
in jedes Spiel gehen, um zu gewinnen. Auch gegen die Großen.“
Franz Reindl: "Die Erleichterung ist riesig!"
DEB- Generalsekretär Franz Reindl zeigte sich
nach dem Sieg gegen Norwegen hocherfreut: „Die Erleichterung ist
riesig, vor allem, wenn man mit dem Abstieg und der B- WM alles
mitgemacht hat. Hut ab vor Trainer und Mannschaft, wie stabil sie
waren und auch den Rückstand weggesteckt haben. Die Freude in der
Kabine war riesig. Ab jetzt spielen die Gegner keine Rolle mehr, wir
wollen weiterhin das deutsche Eishockey gut repräsentieren.
Zwischenrunde erreicht! Deutschland schlägt Norwegen
Mytischtschi, 2.Mai 2007 -
Die
deutsche Mannschaft hat am Mittwoch ihre wichtigste Aufgabe bei der
WM gelöst. Mit einem 5:3 (2:0, 3:3, 0:0) gegen Norwegen zog man in
Mytischtschi (Russland) in die Zwischenrunde ein und schaffte, was
noch wichtiger ist, den frühzeitigen Klassenerhalt und damit die
Qualifikation für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Kanada.
Plan B, den Bundestrainer Uwe Krupp für die Abstiegsrunde bereits
in der Schublade liegen hatte, kann außen vor bleiben. Seine
Schützlinge treffen nun in der Zwischenrunde auf die Tschechische
Republik, die USA und Weißrussland.
Das
deutsche Team, das mit dem ganz frisch aus Übersee eingeflogenen
Dimitri Pätzold im Tor antrat, machte es im Spiel gegen die Norweger
nach einem guten Auftakt noch spannend. Die Partie drohte zu kippen.
Zu Beginn des Mittelabschnitts verspielte es eine 2:0-Führung und
lag plötzlich nach nicht einmal zwei Minuten im Rückstand, fand
danach aber wieder rasch zurück ins Spiel. „Ich bin unheimlich stolz auf dieses Team“, sagte Uwe Krupp nach
der Partie, „die Jungs halten zusammen und spielen gutes Eishockey.
Viele stehen noch am Beginn ihrer Karriere, aber sie haben heute
bewiesen, dass sie eine gute Mannschaft sind.“
Der
zweifache Torschütze Michael Wolf meinte: „Wir wollten den Sieg mehr
als die Norweger, haben hart gearbeitet und einen super Job
gemacht.“
Zwei Powerplay-Tore im ersten Drittel, in dem insgesamt nur 13
Schüsse auf die Tore abgefeuert wurden, brachten die von Uwe Krupp
gut eingestellte Mannschaft mit 2:0 in Front. Besser hätte die
Partie nicht beginnen können. Für die Treffer sorgte jeweils
derselbe Block. In der 9. Minute verwertete Michael Hackert nach
einem Fernschuss von Martin Ancicka den Abpraller, sechs Minuten
später gab Michael Wolf nach einem schönen Zuspiel von Philipp
Gogulla dem wiederum nicht sicheren norwegischen Goalie Pal Grotnes
am kurzen Pfosten das Nachsehen.
Bei soweit gleicher Strafzeitenverteilung hatte sich die
Einschätzung von Uwe Krupp, dass Deutschland das bessere
Unterzahlspiel habe, bewahrheitet. Die Norweger scheiterten in
dieser Phase ihrerseits im Powerplay auch an einer mangelhaften
Chancenverwertung, die ohnehin als Schwachpunkt galt. Marius Trygg
(5.) und Jonas Andersen (20.) vergaben bis zur ersten Pause
Großchancen bei einem Mann mehr auf dem Eis.
Im Mittelabschnitt brachen allerdings plötzlich die Dämme. Zum
Erschrecken der rund 250 deutschen Schlachtenbummler kehrte im
DEB-Team der Schlendrian ein, Norwegen ging in der 23. und 24.
Minute innerhalb von 102 Sekunden mit drei Treffern in Führung.
Einem Flachschuss des Kölners Mats Trygg folgten ein Nachschuss von
Morten Ask und ein wiederum konsequentes Nachsetzen von Lars Erik
Spets. Dem verdutzten Dimitri Pätzold blieb nur noch, den Puck ein
ums andere Mal wieder aus dem Tor zu holen. Es sollten allerdings
seine einzigen Gegentreffer in dieser Partie bleiben. „Auch nach
drei Toren in 102 Sekunden muss man versuchen, weiter sein Spiel zu
spielen“, sagte er später. Es gelang ihm.
Dem
Schock des urplötzlichen Rückstandes folgte nach nur 48 Sekunden der
wichtigste Treffer des Spiels aus deutscher Sicht. Ein Nachschuss
von Michael Wolf fand sein Ziel. Als John Tripp den unsicheren Pal
Grotnes schließlich zum vierten Treffer mit etwas Glück von hinter
dem Tor anschoss, konnte im deutschen Langer wieder mehr Ruhe
einkehren. Alexander Barta (33.) war es schließlich, der ganz
abgezockt wieder einen Zwei-Tore-Vorsprung herausschoss. Der
Hamburger tanzte zu seinem zehnten Nationalmannschaftstreffer
Verteidiger Erik Ryman ebenso aus wie den gegnerischen Torwart und
schloss aus spitzem Winkel ab.
In
den letzten zwanzig Minuten setzte Deutschland alles daran, nicht
noch einmal in Schwierigkeiten zu geraten. Ein Pfostenschuss von
Morten Ask gleich in der 41. Minute war dabei ein zusätzliches
Warnsignal, das die Sinne noch einmal schärfte. Norwegen mühte sich
redlich, noch einmal den Anschluss herzustellen. Doch die deutsche
Defensive stand und brachte den Schlussabschnitt torlos über die
Bühne, auch wenn es in der Schlussphase noch einmal kritisch wurde,
als Norwegen bei eigenem Powerplay den Torhüter vom Eis genommen
hatte.
Bereits am morgigen Donnerstagabend geht es nun für Deutschland in
das nächste Spiel gegen die Tschechen. Dazu meinte Uwe Krupp: „Wir
werden morgen nicht mehr soviel Anspannung haben, aber unsere
Leistung für ein gutes Ergebnis bringen müssen.“
Deutschland:
Pätzold – Sulzer, Bakos; Breitbach, Ancicka; Draxinger, Dietrich;
Osterloh, Hördler – Felski, Barta, Rankel; Gogulla, Hackert, Wolf;
Fical, Ullmann, Kreutzer; Busch, Tripp
TORE:
1:0 (8:11) Hackert (Ancicka, Gogulla; 5:4), 2:0 (14:45) Wolf (Gogulla,
Dietrich; 5:4), 2:1 (22:08) Mats Trygg (Bastiansen, Olimb), 2:2
(23:02) Ask (Lund, P. Thoresen; 5:4), 2:3 (23:50) Spets (Hansen,
Andersen), 3:3 (24:25) Wolf (Hackert), 4:3 (26:58) Tripp (Ancicka,
Bakos; 5:4), 5:3 (32:51) Barta (Wolf),
Strafen: GER18 – NOR18 - Schiedsrichter: Ronn (Finnland) -
Zuschauer: 2.200
Dimitri Pätzold gegen Norwegen im Tor
Uwe Krupp hat sich entschieden: Beim wichtigen WM-Spiel gegen
Norwegen wird Dimitri Pätzold von den Worcester Sharks (AHL) im Tor
stehen. Der 24jährige war erst tags zuvor in Moskau angereist,
nachdem er in den AHL Play-offs ausgeschieden war.
Robert Dietrich - Der vogelwilde Aufsteiger
Für Robert Dietrich von den DEG Metro Stars ging in den letzten
Wochen der Weg ganz steil nach oben. Für den DEL-Verteidiger, der
vor Jahresfrist noch mit den Straubing Tigers die
Zweitligameisterschaft gewann, ist die WM-Teilnahme in Moskau
(Russland) nun die vorläufige Krönung seines Höhenflugs.
„Früher hatte ich mir gedacht, dass das alles nicht so einfach
wird“, gibt der 20-Jährige unumwunden zu, „aber ich habe mich von
der Oberliga hochgearbeitet, auch weil ich immer das Vertrauen
meiner Trainer und viel Eiszeit hatte.“
Vorgezeichnetes Sprungbrett in die DEL war der Aufstieg mit
Straubing. Robert Dietrich bezeichnet es rückblickend als „gute
Zeit“, auch weil die Mannschaft ruhig geblieben ist und Erfolg
hatte, obwohl es zwischenzeitlich Kritik hagelte. An die damals
entscheidende Serie gegen Bremerhaven, die über die volle Distanz
von fünf Partien ging, hat er beste Erinnerungen. „So etwas als
Spieler mit 19 Jahren miterleben zu dürfen, ist einfach großartig“,
meint er dankbar.
Seine Entwicklung, die Robert Dietrich einfach mal so als „verrückt“
bezeichnet, setzte sich auch in der zurückliegenden DEL-Saison fort.
„Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so läuft. In den ersten
DEL-Spielen habe ich schon gemerkt, dass ich noch etwas überfordert
bin. Durch eine Verletzung von Jean-Luc Grand-Pierre bin ich dann in
die Mannschaft gerückt, habe versucht einfach zu spielen und dadurch
immer mehr Selbstvertrauen getankt. Ich bin langsam reingekommen.“
Rasant entwickelte es sich dagegen in den vergangenen Wochen in der
Nationalmannschaft. Eigentlich dachte Robert Dietrich, der in der
abgelaufenen DEL-Saison auf fünf Treffer kam, nur an ein kurzes
Gastspiel in der WM-Vorbereitung und rechnete damit, von
Bundestrainer Uwe Krupp wieder aussortiert zu werden. Doch plötzlich
gehörte er zum Aufgebot für die WM als der jüngste und kleinste
Verteidiger. „Das ist ein Hammer, dass ich mitfahren konnte.“
Jetzt ist Robert Dietrich, der sich im Kreis der Nationalmannschaft
gut aufgenommen und integriert fühlt, in Moskau. Doch statt großer
Augen stehen große Taten an. Im ersten WM-Spiel gegen Kanada sorgte
er mit einem Sonntagsschuss fast von der Mittellinie für ein Tor,
von dem viel gesprochen wurde. „Ich hatte eigentlich auf einen
Nachschuss spekuliert, doch plötzlich jubelten alle. So ein Ding
wird mir nicht so leicht noch einmal gelingen.“
In der Abwehr habe er wie jeder andere den gleichen Job zu erfüllen.
In Über- und Unterzahl kommt er wie im Club zum Einsatz, genießt das
Vertrauen des Trainers. „Wir müssen bei einem solchen Turnier mit
acht Verteidigern spielen“, erklärt Robert Dietrich, dass es auch
das System erfordert.
Von Moskau selbst ist der Youngster, der mit dem Team bereits den
Roten Platz besucht hat, sichtlich beeindruckt: „Das ist eine
riesengroße Stadt, ein Wahnsinn, eine Erfahrung wert.“ Erfahren
mussten die deutschen Spieler dabei auch rasch, dass in der
russischen Metropole das landesübliche Warten in Demut auch für die
DEB-Auswahl gilt, wenn man sich trotz einer Polizeieskorte eine
Stunde lang durch den dichten Verkehr zur Halle müht. Der Stimmung
im Team tut das keinen Abbruch, wie Robert Dietrich unterstreicht.
Jeder sorge dafür. Ohnehin sieht er sich als jemand, mit dem „kein
Mensch große Probleme“ hat. Außer den Gegnern auf dem Eis
vielleicht.
Dort muss er allerdings die ihm mit 1,78 Metern an Körperlänge
fehlenden Zentimeter mit Kraft kompensieren. „Das ist dann manchmal
nicht so einfach, wenn man an der Bande auf Spieler mit hundert Kilo
wie den Kanadier Rick Nash trifft“, bekennt Robert Dietrich, der
sich selbst ein wenig augenzwinkernd als „vogelwild“ bezeichnet.
Seine Stärken sieht er darin, dass er ruhig im Umgang mit der
Scheibe ist und sich auch in Überzahl einiges zutraut. So bringt er
sich jetzt auch im DEB-Team ein.
Trotzdem weiß er, woran er arbeiten muss. Dem Höhenflug in die
Nationalmannschaft wird sein zweites DEL-Jahr folgen. Robert
Dietrich glaubt, dass das nicht so einfach werden könnte. „Viele
Spieler sagen das. Ich will aber vermeiden, dass das auch bei mir
zutrifft und viel spielen, das ist für mich das Wichtigste.“ Und das
Vertrauen der Trainer wie im Club von Don Jackson oder jetzt in der
Nationalmannschaft von Uwe Krupp ist es, das ihn zu einem der
Aufsteiger der Saison gemacht hat. Um seinen Höhenflug fortsetzen zu
können, wird er auch weiter dafür hart arbeiten, um auf dieses
Vertrauen bauen zu können. Christian Fuchs |
Mytischtschi, 1.Mai 2007 |
Entscheidung über Torhüter noch offen
Dimitri Pätzold von den Worcester Sharks aus
der American Hockey League trifft am Dienstag in Moskau ein und
stößt dann zum deutschen Team. Pätzold war 2002 als junger
Ersatztorhüter deutscher Meister mit den Kölner Haien, spielte dann
eine Saison in Mannheim und versuchte sein Glück in den vergangenen
vier Jahren in Nordamerika.
In der abgelaufenen Saison bildete der 24jährige mit Thomas Greiss
in Worcester ein Duo, beide Torhüter wären für Bundestrainer Uwe
Krupp in Frage gekommen, die Entscheidung für Pätzold trafen
letztlich die San José Sharks, denen das Farmteam aus Worcester
unterstellt ist. „Wir hatten ein Abkommen mit den Sharks, dass sie
uns einen der beiden zur Verfügung stellen“, sagte Uwe Krupp am
Dienstag. „Sobald Pätzold eintrifft, setzen wir uns mit ihm zusammen
und entscheiden danach, wen wir einsetzen. Ich kenne die Situation
aus meiner Zeit als Spieler, man hat die lange Anreise in den
Knochen und ist müde. Wir werden sehen, wie er sich fühlt.“
Krupp sieht keinen Nachteil in dem Umstand, dass Pätzold noch keine
Bindung zum Team hat. „Wer sich wie er in den vergangenen vier
Jahren in Nordamerika durchgebissen hat, ist jederzeit gut genug für
unser Team. Die Tore sind hier genauso groß wie drüben.“
Bandenchekov: Die Hockeyweb-Kolumne von Alexander Brandt
Moskau, 1.Mai 2007 -
Als ich mal wieder im Pressezentrum von
Mytischtschi sitze und meine Texte in den Laptop hacke, haut mir
jemand auf die Schulter. Ich drehe den Kopf und sehe Jacques neben
mir, einen Fotografen aus Quebec, stolzes Mitglied des Lynchmobs aus
unserer Busfahrer-Tor-Tour. „Weißt du, warum die Deutschen in
Mytischtschi spielen, und nicht in Moskau?“, fragt er. Ich habe
keine Ahnung und bereite mich auf eine seltsame Erklärung vor. „Weil
sie es noch nie bis nach Moskau geschafft haben, sondern immer nur
bis kurz davor“, lacht er. „Noch nie bis nach Moskau, hahaha...“
Da Jacques Franko-Kanadier ist, kontere ich mit einem Witz, den ich
tags zuvor von einem deutschen Kollegen gehört habe, der ihm
wiederum von einem Schweizer erzählt wurde. „Warum gibt es in
Frankreich so viele Alleen?“ Jacques zuckt mit den Achseln. „Weil
die Deutschen gerne im Schatten marschieren!“.
Jacques nickt anerkennend. „Der war gut. Böse und gut“, nickt er und
zieht davon.
Abgesehen von dummen Witzen ist die WM bisher eher Masse als Klasse.
Es gab noch kein einziges überraschendes Ergebnis und im deutschen
Lager tut sich abseits des Eises rein gar nichts. Unsere Spieler
sind jeden Tag beim Training oder bei Meetings und hocken ansonsten
auf ihrer Etage im Hotel mit Internet und Play-Station, da gibt es
nicht vieles, worüber man berichten könnte. Die Antwort ist immer
dieselbe, ganz gleich, wen man auch nach seiner
Freizeitbeschäftigung fragt. Sven Felski kann sich immerhin
erinnern, mit den Eisbären schonmal in Moskau gewesen zu sein,
damals wollten sie ins Lenin-Mausoleum, das hatte aber geschlossen.
Wow.
Unsere Medien – Kollegen hier sind genauso frustriert wie ich, es
gibt keine Geschichten. Die Spieler waren in einem Zirkus, hört man.
Wie hieß der? Keine Ahnung, lautet die Antwort. War nach irgendeinem
russischen Clown benannt. Kein Wunder, dass nicht eine einzige
Boulevard-Zeitung aus Deutschland vor Ort ist, was könnten die schon
bringen? Der DEB verzichtet leider auf jegliche
Öffentlichkeitsarbeit. Hat seit Beginn der WM irgendjemand einen
Newsletter bekommen? Fehlanzeige, man überlässt alles den
Journalisten vor Ort, bietet ihnen aber ausserhalb des sportlichen
Rahmens nichts an. Wenn zum Beispiel in der DEL eine Mannschaft mal
in der Freizeit etwas unternimmt, schickt der betreffende Verein
sofort eine Pressemitteilung und einen Newsletter. Warum schafft der
DEB das nicht? Es ist frustrierend, vor allem, wenn man dann noch
die niederschmetternden Einschaltquoten unserer ersten beiden
WM-Spiele gesehen hat. Wir sind eine Randsportart, in jeder
Hinsicht.
Die Kanadier machen es vor, die zogen mit ihrer Mannschaft und ihren
Medien-Vertretern auf den Roten Platz und setzten Mike Commodore
eine Sowjet-Mütze auf den Kopf, weil sein Spitzname „Commy“ ist, wie
„Kommunist“, haha. Damit wären wir wieder bei den dummen Witzen.
Aber auf sowas stehen die bunten Blätter und die werden von der
Masse nunmal gelesen. Warum machen die Deutschen nicht mal ein „Meet
and Greet“ mit den Fans vor Ort? Warum macht man kein Gruppenfoto
vor der Kremlmauer? Auf der Website der Bild-Zeitung lese ich heute,
dass Beckham blonde Haare hat. Von Eishockey steht da nichts.Da muss
sich bis zur nächsten WM noch einiges tun, jetzt drücken wir erstmal
kräftig die Daumen, dass es die A-WM in Quebec und Halifax sein
wird!
Gruß vom nicht einmal im Schatten gerne marschierenden Alexander
Brandt
Dimitrij Pätzold kommt zur WM
Vor dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen Norwegen bei der
Eishockey Weltmeisterschaft kommt Bewegung in den Kader: Torhüter
Dimitrij Pätzold von den Worcester Sharks wird am Dienstag in Moskau
eintreffen und wäre für das Spiel gegen die Skandinavier bereits
spielberechtigt. Dafür reist der überzählige Torhüter Youri Ziffzer
ab, auch Yannic Seidenberg fleigt heim, um seine Gehirnerschütterung
auszukurieren.
Als Ersatz für Seidenberg wird Alexander Polaczek von den Sinupret
Ice Tigers zum Einsatz kommen. |
Moskau, 30. April 2007 |
Sebastian Osterloh: „Ich mache die Gegner müde“
Sebastian Osterloh ist einer der Gewinner nach den ersten beiden
WM-Spielen der deutschen Mannschaft in Mytischtschi (Russland). Mit
seinem respektlosen Auftreten sorgte er im ersten Spiel gegen Kanada
in den Reihen der NHL-Profis für Unruhe, am Montag gegen die
Slowakei wurde er von den Experten sogar als bester deutscher
Spieler ausgezeichnet.
Diese Ehre wollte der 24-Jährige selbst allerdings nicht
überbewerten: „Für unseren Teamerfolg ist das nicht entscheidend,
auch wenn es mich persönlich natürlich freut.“ Sebastian Osterloh,
der in den letzten Jahren auch in Kassel, Wolfsburg und Straubing
spielte, ist präsent auf dem russischen WM-Eis, sucht den
Körperkontakt mit dem Gegner. „Mein Spiel ist körperlich hart. Das
ist für die Gegner unangenehm, so mache ich sie müde.“
Selbst vor dem 2,05 Meter großen Slowaken Zdeno Chara zeigte er
keinen Respekt, als gegen Ende des Montagspiels noch kurzzeitig ein
paar Nickligkeiten ausgetauscht wurden. „Ihn darf man scheinbar
nicht anfassen“, unkte Sebastian Osterloh ob der Reaktion des
117-Kilo-Brockens, der sich über den Einsatz des deutschen
Verteidigers ebenso gewundert haben dürfte wie zwei Tage vor ihm
seine NHL-Kollegen aus Kanada, bei denen der Name des Frankfurters
nachher staunenderweise durch die Kabine gegeistert sein soll.
Für Sebastian Osterloh selbst ist mit dem Vertrauen von
Bundestrainer Uwe Krupp und der daraus resultierenden WM-Teilnahme
„ein Traum in Erfüllung“ gegangen: „Das ist irre, es gibt nichts
Größeres.“ Entsprechend will er auch seinen Anteil dazu beitragen,
dass die DEB-Auswahl den Klassenerhalt schafft.
Vorentscheidend im positiven Sinn könnte dafür schon die
Mittwochbegegnung gegen Norwegen sein. „Das ist unser wichtigstes
Spiel“, meint Sebastian Osterloh im Ausblick. „Wir haben gegen
Norwegen eine gute Chance. Ich erwarte aber einen körperlich starken
Gegner. Die Mannschaft mit dem größeren Herz wird dieses Spiel
gewinnen.“ Am Kämpferherz von Sebastian Osterloh sollte es nicht
scheitern.
Uwe Krupp: „Man kann mit einem Zweitakter kein Formel 1- Rennen
gewinnen“
Bundestrainer Uwe Krupp war trotz der 5:1
Niederlage seiner Mannschaft gegen die Slowakei zufrieden. „Man darf
nicht vergessen, gegen wen wir hier spielen. Spieler wie Marian
Hossa sind weit über unserem Level, man kann mit einem Zweitakter
kein Formel 1 – Rennen gewinnen. Unsere Mannschaft spielt
unglaublich gut und ich hoffe, dass die Öffentlichkeit das auch so
wahr nimmt. Wir haben in beiden Spielen Tore kassiert, weil wir
hinter dem Tor die Scheibe verloren haben, daran müssen wir
arbeiten. Aber Weltklasse-Spieler wie die Slowaken decken unsere
Schwächen nun einmal auf und Powerplay funktioniert bei einer A-WM
nicht wie in der DEL, wo die Verteidiger reichlich Zeit haben, ihre
Schüsse anzubringen. Wer den Weg unserer Mannschaft verfolgt hat,
wird ihre Leistung zu schätzen wissen.“
Stimmen zum Spiel
Sven Felski: „Bei einer A-WM kann man nicht hinten aufmachen, sonst
kassiert man zu viele Tore. Wir müssen gegen Norwegen genauso
spielen wie bisher.“
Daniel Kreutzer: „Wir hätten bei doppelter Überzahl mehr machen
müssen. Am Ende sind wir eingebrochen, das soll aber kein Vorwurf
sein. Mir ist der Puck bei einer guten Chance vom Schläger
gesprungen, das war sehr ärgerlich.“
Sebastian Osterloh: „Wir haben gut gespielt, gekämpft und das System
umgesetzt, das uns Uwe Krupp vorgegeben hat. Leider haben wir zu
wenig aus unseren Chancen gemacht, das Ergebnis ist zu hoch
ausgefallen. Die beiden Tore von Podhradsky waren entscheidend, da
hätten wir schlauer spielen müssen.“
Uwe Krupp: „Wir haben 42 Minuten sehr gut gespielt, uns Chancen
erarbeitet und das Spiel eng gehalten. Der Torwart der Slowaken war
sehr gut, ihre Verteidiger haben keine Nachschüsse zugelassen. Am
Ende sind wir in Konter gelaufen, wenn man den Slowaken Chancen
lässt, gewinnen sie. Insgesamt bin ich mit dem Spiel sehr
zufrieden.“
Deutsche Niederlage gegen Slowakei letztlich zu hoch
Volle Konzentration auf das Mittwoch-Spiel gegen Norwegen. Für die
tapfer kämpfende deutsche Mannschaft geht es nach einem zu
eindeutigen 1:5 (0:1, 0:1, 1:3) gegen die Slowakei am Montag in
Mytischtschi (Russland) nun dort um den Klassenerhalt und das
Erreichen der Zwischenrunde.
Der Sieg der Slowaken, die mit Pavol Demitra, Marian Hossa und
Marian Gaborik drei frisch aus Nordamerika eingeflogene NHL-Spieler
erstmals bei diesem Turnier zum Einsatz brachten, begründete sich in
deren Disziplin und Cleverness. Das DEB-Team kam gegen die
Mannschaft von Julius Supler ebenso wenig an wie zwei Tage zuvor die
Norweger. Mit ausschlaggebend dafür waren nicht zuletzt zwei
Powerplay-Tore des Frankfurters Peter Podhradsky.
Bundestrainer Uwe Krupp war dennoch überaus zufrieden: „Ich bin
stolz auf meine Mannschaft. Sie hat all das gebracht, was ich
verlangen kann. 52 Minuten lang haben wir sehr gut gespielt. Wir
konnten uns genug Chancen für Tore erarbeiten. Wir sind allerdings
auf eine Defensive getroffen, die eine der besten dieses Turniers
ist.“ Auch sein Gegenüber Julius Supler lobte das Auftreten der
Deutschen. „Sie haben defensiv zwei Drittel lang sehr gut gespielt.
Oliver Jonas hat lange Zeit prächtig gehalten, im letzten Drittel
hat das Spiel aber einen anderen Charakter bekommen, wir haben dann
auch mit anders formierten Reihen Erfolg gehabt.“
Aus einer kontrollierten und eng gestaffelten Defensive heraus
startete die DEB-Auswahl durchaus vielversprechend in die Begegnung.
Verzichten musste sie dabei auf den wegen seiner Gehirnerschütterung
für das gesamte restliche Turnier fraglichen Yannic Seidenberg.
Entsprechend wurde auf der offenen Außenstürmerposition rotiert. Ein
gefährlicher Schuss von Sebastian Osterloh (5.), der sich mit seiner
engagierten Spielweise bereits im ersten WM-Spiel gegen Kanada ins
Gesprächt gebracht hatte und nun am Montag sogar zum besten
deutschen Spieler geehrt wurde, brachte den slowakischen Goalie
Karol Krizan erstmals in Schwierigkeiten.
Zwei dicke Chancen von Miroslav Satan leiteten danach allerdings die
1:0-Führung der frecher werdenden Slowaken in der neunten Minute
ein. Robert Dietrich brachte die Scheibe in Unterzahl nicht aus der
Gefahrenzone und Peter Podhradsky nutzte diese Gelegenheit eiskalt
und schoss am verdutzten Oliver Jonas, der diesmal im deutschen Tor
stand, vorbei ein. Die Slowaken kamen mit der Führung im Rücken
weiter auf, vor allem gegen Ende des ersten Drittels musste die
deutsche Hintermannschaft bei mehreren Chancen des Gegners
hintereinander Schwerstarbeit verrichten.
Als die Slowaken nach Wiederbeginn wieder einen Mann mehr auf dem
Eis hatten, kam es fast zu einer Kopie des ersten Treffers. Erneut
Podhradsky überwand Oliver Jonas aus der Halbdistanz. Das
Zustandekommen dieses Powerplays war jedoch unglücklich, kassierte
doch Daniel Kreutzer die ausschlaggebende Strafzeit während einer
doppelten deutschen Überzahl, zu der Uwe Krupp in einer Auszeit
eingestimmt hatte.
Die deutsche Mannschaft, die zwischenzeitlich sieben Minuten lang
auf den nach einer Schramme zu behandelnden Michael Hackert
verzichten musste, machte sich nun daran, die Offensivbemühungen zu
verstärken, tat sich damit allerdings zunächst aufgrund eigener
Strafzeiten schwer mit der Entfaltung. Florian Busch hatte in der
24. Minuten Pech, als er nur den Pfosten traf. Die Slowaken dagegen
traten mit dem Zwei-Tore-Vorsprung auf der Habenseite ähnlich
abgeklärt auf wie schon zum Auftakt gegen Norwegen, taten das Nötige
und leisteten sich praktisch keine Fehler.
Das DEB-Team wurde schließlich für die Geduld belohnt. Zwölfeinhalb
Minuten vor Schluss brachte ein von Florian Busch geschickt
abgefälschter hoher Schuss von Robert Dietrich, der vom Referee nach
einer Videoanalyse anerkannt wurde, die deutsche Mannschaft wieder
zurück ins Spiel. Doch die Freude darüber währte keine zwei
Minuten. Richard Kapus, mustergültig bedient von Miroslav Satan,
sorgte für das dritte Tor der Slowaken und den alten Abstand. Pech
hatte Deutschland in der 56. Minute, als im Zuge einer doppelten
Überzahl der Ingolstädter John Tripp den Puck nur an die Latte
abfälschte und der von den deutschen Schlachtenbummlern in diesem
Powerplay erhoffte neuerliche Anschlusstreffer ausblieb.
Den Dreier verbuchten die Slowaken in der 57. und 58. Minute
endgültig auf der Habenseite. Ein Break schloss Marian Gaborik nach
einem schönen Doppelpass mit Marian Hossa zum 4:1 ab. Danach ließ
Radovan Somik DEB-Goalie Oliver Jonas bei seinem Vorstoß zum kurzen
Pfosten schlecht aussehen.
Deutschland:
Jonas – Sulzer, Bakos; Breitbach, Ancicka; Dietrich, Draxinger;
Hördler, Osterloh – Felski, Barta, Rankel; Gogulla, Hackert, Wolf;
Fical, Ullmann, Dietrich; Busch, Tripp.
TORE: 0:1 (8:14) Podhradsky (5:4), 0:2 (22:42) Podhradsky (Kapus,
Satan; 5:4), 1:2 (47:30) Busch (Dietrich, Wolf), 1:3 (49:15) Kapus
(Satan, Uram), 1:4 (56:53) Gaborik (Hossa), 1:5 (58:16) Somik (Kukumberg)
Strafzeiten: Slowakei 20 – Deutschland 18
Schiedsrichter: Kurmann (Schweiz)
Zuschauer: 3.800
Krupp-Truppe bleibt bei ihrem System
Moskau, 30. April 2007 - Vor dem Spiel gegen die Slowakei gab Uwe
Krupp Auskunft:
"Wir sind gut eingestellt, es wird ein anderes Spiel als gegen die
Kanadier, die Slowaken spielen nicht so geradlinig und berechenbar
wie Kanada. Wir müssen bei unserem System bleiben. Über die
Torhüterfrage werden wir nach dem Spiel entscheiden."
Bandenchekov: Die Hockeyweb Kolumne von Alexander Brandt
Es ist frisch geworden in Moskau, nur noch 7
Grad erwarten uns draussen, wenn wir denn mal draussen sind. Es
wurden auch schon einzelne Schneeflocken gesichtet. In Deutschland
sitzen die Menschen angeblich den ganzen Tag in der sengenden Sonne
und müssen dauernd Eis essen. Wie langweilig, unser Mitleid ist mit
den Daheimgebliebenen. Wir haben es da viel besser, oder? Oder
nicht?
Man muss die negativen Dinge eben positiv betrachten. Wir verbringen
jeden Tag viele Stunden im Bus und stauen uns durch Moskau, lernen
dabei aber die anderen Fahrgäste kennen. So gründeten wir am Samstag
Abend gemeinsam mit zwei Kanadiern einen Lynch-Mob. Wieder einmal
saßen wir hungrig und total übermüdet nach 12 Stunden Arbeit im Bus
und endlich war mal etwas weniger Verkehr auf den Straßen. Doch
unser Busfahrer schlich gemütlich mit maximal 50 Stundenkilometern
über die breiten Straßen. Rechts und links zischten LKW an uns
vorbei, bei jeder grünen Ampel bremste der Fahrer langsam ab, um auf
keinen Fall die nächste Rotphase zu verpassen. Freundliche
Aufforderungen unsererseits ignorierte er. Fast hätten wir den Herrn
gebeten, uns an der nächsten U-Bahn rauszulassen. Was sollten wir
tun? Ihn mit dem offiziellen WM-Maskottchen knebeln, vom Lenkrad
wegziehen und selbst fahren? Aussteigen und schieben?
Wir beschlossen, das beste aus der Situation zu machen und tauschten
mit den Kanadiern Anekdoten von früheren Turnieren sowie diverse
schmutzige Witze aus. „Kennt Ihr den mit dem Deutschen, dem Briten
und dem Amerikaner, die fischen gehen...?“
Wie sich später herausstellte, wollte der Fahrer so spät wie möglich
im Hotel ankommen, damit er nicht noch eine Schicht nach
Mytischtschi fahren musste. Dafür hat er dann Stress mit unserer
energischen Shuttle-Organisatorin Tatjana („You have to make a
decision now“), Friede seiner Asche.
Am Sonntag früh ging alles besser, wir hatten freie Fahrt und einen
coolen Trucker als Fahrer, der mitten durch die Stadt fuhr, so
bekamen wir tatsächlich den Kreml und für zwei Sekunden den Roten
Platz zu sehen. Na geht doch, es ist der reinste Urlaub! Auf der
Rückfahrt mit dem 23.00 Uhr – Shuttle hatten wir wieder den Fahrer
vom Tag zuvor, diesmal heizte er allerdings ohne Ende und stellte
eine neue Bestzeit auf. Wir lieben Tatjana.
Überhaupt sind die Russen sehr freundliche Menschen, auch wenn die
Österreicher in der U-Bahn beklaut wurden. Ich Volltrottel habe zum
Beispiel meinen geliebten MP3-Player im Bus liegen gelassen und habe
ihn trotzdem wieder zurück bekommen, weil der Fahrer ihn im Hotel
abgab. Tatjana klärte das für mich. Habe ich schon erwähnt, dass
wir Tatjana lieben? Gruß vom das schöne Wetter genießenden Alexander
Brandt |
Bis zu 800 000
Zuschauer verfolgten das DEB-Team an den TV-Geräten
Nach dem schweren Foul: Für Seidenberg ist die WM beendet |
Bis zu 800 000 Zuschauer verfolgten das DEB-Team an den TV-Geräten
Berlin/Duisburg, 29.April 2007
- Das am gestrigen Nachmittag vom öffentlich-rechtlichen „Das Erste“
übertragende Weltmeisterschaftsspiel der DEB-Auswahl gegen
Rekordweltmeister Kanada wurde von den Zuschauern gut angenommen.
Zur spannenden Schlussphase der Partie erreichte der prozentuale
Marktanteil fast einen zweistelligen Bereich. Insgesamt sahen rund
800 000 Fernsehzuschauer( Datengrundlage: AGF/GfK; PC#TV) eine
beherzt kämpfende Deutsche Nationalmannschaft an den TV-Geräten.
Mytischtschi, 29.April 2007
- Oliver Jonas wird am Montag beim zweiten Vorrundenspiel der
Deutschen Mannschaft gegen die Slowakei im Tor stehen. "Das ist eine
große Herausforderung, die Slowaken haben einige Weltklasse-Spieler
dabei." In der mangelnden Spielpraxis aus der DEL-Saison, als er in
Köln nur zweiter Torhüter hinter Adam Hauser war, sieht er keinen
Nachteil. "Ich hätte vor allem im Herbst lieber öfter gespielt, aber
ich fühle mich gut vorbereitet, das ist die Hauptsache."
Uwe Krupp erwägt, Thomas Greiss oder Dimitrij Pätzold von den
Worcester Sharks nachzuholen. "Greiss hat die bessere Bindung zur
Mannschaft, aber Pätzold hat in den Play-offs gespielt, wir müssen
uns erstmal überlegen, was wir tun." In der Vorrunde käme keiner der
beiden noch zum Einsatz.
Alexander Sulzer wird gegen die Slowakei wieder spielen. "Gegen die
Kanadier hat es mich an derselben Stelle erwischt wie zuletzt gegen
die Schweiz, aber mit einem Tapeverband wird es schon gehen."
Für Yannick Seidenberg ist die WM hingegen beendet, er leidet unter
seiner Gehirnerschütterung nach dem Foul im Auftaktspiel. "Ich kenne
die Szene nur vom Fernsehen, kann mich an nichts erinnern. Mein
Nacken ist steif und meine Augen sind müde, die Ärzte werden das
hoffentlich wieder hinbekommen." |
WM zwischen Spielautomaten und Stripclub |
Moskau, 27.April 2007 - An jeder Ecke ein Spielautomat, Damen mit
eindeutigen Absichten überall, im Keller ein Stripclub - das Hotel
der deutschen Eishockey-Nationalspieler in Moskau ist nicht das
typische Mannschaftsquartier. "Es geht zu wie auf dem Rummelplatz,
das ist wie in Las Vegas", beschreibt DEB-Generalsekretär Franz
Reindl treffend die WM-Unterkunft, "etwas gewöhnungsbedürftig." Auf
ihre Aufgabe, die am Samstag mit dem Vorrundenspiel gegen
Rekordweltmeister Kanada beginnt, stimmt Bundestrainer Uwe Krupp die
junge und international unerfahrene Mannschaft in der 25. Etage ein
- mit Blick über Russlands Metropole. "Der Klassenerhalt ist das
Ziel. Wenn wir das erreichen, wäre ich höchst zufrieden. Das wäre
ein Supererfolg", formulierte der Bundestrainer.
Zwölf Monate nach dem direkten Wiederaufstieg geht es aber in Moskau
und im Vorort Mytischtschi, in dem die DEB-Auswahl ihre Spiele
austrägt, um noch viel mehr. "Wir müssen auch das Fernziel Olympia
im Auge behalten", mahnte Reindl. Um sich für Vancouver 2010 noch
direkt zu qualifizieren, muss die deutsche Mannschaft bei den
WM-Turnieren in Russland und im kommenden Jahr in Kanada ihren
Weltranglisten-Platz deutlich verbessern: vom derzeit zwölften auf
den neunten Rang. "Das können wir nur durch zwei gute
Weltmeisterschaften erreichen", sagte Reindl.
Auf dem Spiel steht sogar noch mehr: das Image des deutschen
Eishockeys. Denn erstmals seit zehn Jahren werden die Spiele der
DEB-Auswahl wieder live bei ARD und ZDF gezeigt, anders als zuletzt
werden wieder Millionen Fans daheim zuschauen. "Das ist eine große
Chance, uns wieder zu präsentieren und unseren Stellenwert zu
erhöhen", erklärte Reindl, gab aber auch zu: "Das erhöht den Druck
noch mehr." Sollte das junge Team den Klassenerhalt nicht schaffen,
wäre die große Chance vorerst vertan. Denn 2008 gibt es wohl nur
Live-Bilder bei den Öffentlich-Rechtlichen, wenn Deutschland bei der
A-WM in Quebec und Halifax mitspielt. Denn der Vertrag läuft in
diesem Jahr aus, und ob er mit Blick auf die Heim-WM 2010 verlängert
wird, hängt auch von der Erstklassigkeit der DEB-Auswahl ab.
Die große Aufgabe vertraut Krupp einer Mannschaft mit einem
Altersdurchschnitt von 24,6 Jahren und nur acht WM-erfahrenen Profis
an. "Unsere guten deutschen Spieler sind jung", sagte der
Bundestrainer, der seit seinem Amtsantritt im Dezember 2005 unter
anderem die Routiniers Jan Benda, Klaus Kathan und Tino Boos
aussortierte, weil sie seinen Ansprüchen nicht genügten. "Der
Spielertyp, den ich suche, ist läuferisch stark, technisch stark,
fit, taktisch geschult. Er kann unser System umsetzen. Er ist besser
groß als klein, nicht ängstlich und kann hart spielen." So stehen
insgesamt 17 Spieler im 25-köpfigen Kader, die jünger als 26 Jahre
sind, nur der Mannheimer Martin Ancicka und der Berliner Sven Felski
(beide 32) sind jenseits der 30. Weil die NHL-Profis Olaf Kölzig,
Marco Sturm und Dennis Seidenberg ihre Teilnahme absagten und zudem
die WM-erprobten Verteidiger Sascha Goc, Andreas Renz und Stefan
Schauer verletzt passen mussten, blieb Krupp kaum eine andere Wahl.
"Wo sind die Alternativen?", fragte er rhetorisch.
Auch wenn die Generalprobe mit 1:5 gegen die Schweiz verloren ging,
sieht sich Krupp mit seinem Team für die Aufgaben gegen Kanada,
Ex-Weltmeister Slowakei und vor allem den direkten Konkurrenten
Norwegen gerüstet. Die ersten Drei jeder Gruppe ziehen in die
Zwischenrunde ein. Der Kader sei "bewährt in der Offensive, alle
vier Reihen können Tore schießen. Er ist robust in der Defensive,
wir können hart spielen und wenig Chancen zulassen. Und wir haben
drei gute Torhüter." Auf der Position zwischen den Pfosten könnte es
kurz vor dem WM-Start noch eine Änderung geben. Sollten Thomas
Greiss und Dimitri Pätzold mit den Worcester Sharks in den
AHL-Playoffs frühzeitig ausscheiden, könnte einer von beiden noch
zum WM-Team stoßen. (TL) |
Felski und Kreutzer als Führungsspieler |
Moskau, 27.April 2007 - Es dauerte nicht lange, bis die deutschen
Eishockey-Nationalspieler das Besondere dieser WM erkannt hatten.
"Es ist unglaublich, dass es eine Stadt gibt, in der immer Stau
ist", wunderte sich Sven Felski nach den ersten Tagen in Moskau. Vor
dem Auftaktspiel am Samstag gegen Kanada verbrachten die deutschen
Spieler mehr Zeit im Bus als auf dem Eis. Für eine Stunde Training
in der Arena Mytischtschi sind zwei Stunden Fahrt normal, obwohl das
Mannschaftshotel Cosmos nur etwa 20 Kilometer von der Halle entfernt
ist.
"Das ist Wahnsinn", meinte auch DEB-Generalsekretär Franz Reindl,
der mit Bundestrainer Uwe Krupp auf dem Weg zu einem Empfang und
zurück insgesamt vier Stunden im Stau gestanden hatte. Die gleiche
Zeit benötigte Krupp am Donnerstag, als er zum Trainer-Meeting vor
dem WM-Start fuhr. Das Verkehrschaos in der russischen Hauptstadt
ist gewöhnungsbedürftig. Doch auch sonst ist einiges ungewohnt in
der deutschen Mannschaft. Nur noch sieben Spieler stehen in der
DEB-Auswahl, die schon vor zwei Jahren bei der A-WM in Österreich
dabei waren. Feste Größen wie Jan Benda, Klaus Kathan oder Stefan
Ustorf sind verschwunden. Die einzigen, die mehr als eine
A-Weltmeisterschaft bestritten haben, sind Sven Felski und Daniel
Kreutzer.
"Sie sind unsere Führungsspieler. Sie haben das schon bewiesen",
sagt Krupp, der für das Unternehmen Klassenerhalt eine Mannschaft
mit einem Altersdurchschnitt von 24,6 Jahren und insgesamt 17
WM-Neulingen nominiert hat. 14 von ihnen gehören zum offiziellen
22-köpfigen Kader, den der DEB vor dem ersten Spiel bei der IIHF
meldete. Für die beiden, die zusammen zehn A-Weltmeisterschaften auf
dem Buckel haben - und damit drei mehr als der gesamte restliche
Kader -, ist das eine neue Rolle. "Ich war zwar immer dabei, habe
aber nicht die Eiszeit bekommen", sagt der Berliner Felski, der
schon 1998 seine erste WM bestritt: "Jetzt habe ich die Möglichkeit,
mehr zu spielen."
Der 32-Jährige, neben dem gleichaltrigen Verteidiger Martin Ancicka
der einzige Überdreißigjährige im Team, wundert sich aber selbst,
dass aus seiner Generation kaum noch jemand übrig geblieben ist: "Es
ist komisch, wer alles rausgefallen ist. Ich bin gespannt, wann ich
falle." So weit ist es aber noch nicht, denn der Bundestrainer
braucht Felski nicht nur auf dem Eis. "Natürlich kommen die jungen
Spieler zu mir, das ist ja klar, wenn so ein alter Sack dabei ist",
sagt der Stürmer, der mit 109 Länderspielen die Nummer zwei in
Sachen Erfahrung im WM-Aufgebot ist.
Nur der Düsseldorfer Kreutzer trug das DEB-Trikot öfter. Der
DEG-Torjäger ist trotz seiner erst 27 Jahre der Routinier
schlechthin im deutschen Team. "Ich bin schon lange dabei", sagt
Kreutzer, und 165 Länderspiele mit 34 Toren bestätigen das. "Da ist
es klar, dass ich auch mit die Führung übernehme." Krupp machte den
Außenstürmer auch gleich zum Kapitän, weil der bisherige Spielführer
Andreas Renz verletzt ausfiel. "Wir haben viele dabei, die noch nie
bei einer A-WM waren", sagt Kreutzer, der selbst schon seine sechste
A-Weltmeisterschaft bestreitet. Seit der Heim-WM 2001 hat der
Düsseldorfer bei keinem A-Turnier der Nationalmannschaft gefehlt,
zudem ging er 1999, 2000 und im vergangenen Jahr den Weg in die
Zweitklassigkeit mit. Doch noch nie war seine Rolle so wichtig wie
jetzt. (TL) |
Deutschland kämpft bei WM nur um Klassenerhalt |
Moskau, 26.April 2007 - Mit ein wenig Neid verfolgte
Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp vor einigen Wochen den Siegeszug
der Handball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im eigenen
Land. Eishockey ist zwar von den Zuschauerzahlen her die beliebteste
Hallensportart in Deutschland, doch während sein Kollege Heiner
Brand ein Team aus einer der besten Ligen der Welt rekrutierte und
den Titel holte, hat Krupp von vornherein keine Chance, bei der am
Freitag beginnenden Eishockey-Weltmeisterschaft in Moskau und
Mytischtschi mehr als den Klassenerhalt zu schaffen. Das
Welteishockey wird nach wie vor von den sieben Top-Nationen
Schweden, Finnland, Russland, Tschechien, Slowakei, Kanada und USA
dominiert, der Rest der Welt balgt sich um die Verfolgerrolle.
Mit den besten deutschen Spielern an Bord hätte der Bundestrainer
immerhin die Chance, gegen Nationen wie die Schweiz um den achten
Platz zu konkurrieren, doch die wenigen Stars stehen nicht zur
Verfügung. Von den sieben deutschen Profis in der nordamerikanischen
Profiliga NHL kommt kein einziger nach Moskau, das ist so, als
müssten die Basketballer auf sieben Dirk Nowitzkis verzichten. Von
den in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verbleibenden
Stammspielern sind vor allem in der Abwehr Verletzte zu beklagen,
zum Beispiel der beste deutsche Verteidiger Sascha Goc oder Kölns
Defensiv-Kämpfer Andreas Renz.
Krupp hat dennoch eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammengestellt,
die in der WM-Vorbereitung gute Ergebnisse erzielte. Wie im Vorjahr
verzichtete der einzige deutsche Stanley-Cup-Sieger dabei auf
namhafte Akteure wie Düsseldorfs Klaus Kathan oder Mannheims Eduard
Lewandowski. „Der stärkste Spieler der Liga ist nicht gleich der
effektivste für die Nationalmannschaft“, sagt Krupp und führt damit
sein erfolgreiches Konzept fort, mit dem er vor einem Jahr den
sofortigen Wiederaufstieg in die Weltelite schaffte. Robustheit und
Energie führen international für einen Underdog zum Erfolg, nicht
Filigrantechnik.
Die deutsche Mannschaft trifft in der Vorrunde auf Kanada, die
Slowakei und Norwegen. Die Skandinavier stehen mit den Deutschen auf
Augenhöhe, das Duell gegen das Team um den Kölner Verteidiger Mats
Trygg wird allgemein als Schlüsselspiel um den Klassenerhalt
gewertet. Wer dieses Spiel gewinnt, ist alle Sorgen los. Der
Verlierer hingegen muss in die Absiegsrunde, wo alles passieren
kann, wie Deutschland vor zwei Jahren bitter erfahren musste.
Auf absehbare Zeit wird sich die internationale Rolle der Deutschen
im Welteishockey nicht ändern, dazu sind die Defizite in der
nationalen Nachwuchsförderung noch immer zu groß. Uwe Krupp forderte
in der vergangenen Woche eine weitere Reduzierung der
Ausländer-Kontingente in der DEL, zurzeit dürfen bis zu elf
Ausländer pro Team spielen. Doch die Liga wies Krupps Forderung
zurück, eine Reduzierung würde die Gehälter der deutschen Stars
explodieren lassen. Der Weg zu einem deutschen
"Eishockey-Wintermärchen" ist noch weit.Alexander Brandt |
Kommt Thomas Greiss zur WM? |
Köln, 23.April 2007
- Nach drei Niederlagen in Folge gegen die Manchester Monarchs
stehen die Worcester Sharks in der American Hockey League mit den
beiden deutschen Torhütern Thomas Greiss und Dimitiri Pätzold vor
dem Aus. Im Kreis der Nationalmannschaft erwägt man, Thomas Greiss
nachzunominieren, falls die Sharks auch das vierte Spiel am Mittwoch
Abend verlieren sollten. |
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