Storys, Erinnerungen und Statistiken von Horst Eckert und Harald Jeschke
Start 1920 bei den
Sommerspielen!
Präsident Sillig in Spielertrikot
und Smoking
Das erste
Olympia-Eishockeyturnier war ursprünglich für die Spiele 1916 geplant. Diese
fielen wegen des Ersten Weltkrieges (1914-18) leider aus. Also dann der
Olympiastart der Eishockeyspieler 1920 bei den Olympischen Sommerspielen in
Antwerpen. Die Veranstalter hatten neben den traditionellen Sommersportarten
auch die Eiskunstläufer und die Eishockeyteams eingeladen. Das Eishockeyturnier
fand vom 23. bis 29. April 1920 im „Palace sur Glace“ statt. Man hatte
sich einen neuen Modus ausgedacht, den der Präsident des Schwedischen
Schwimmverbandes Bergvoll ausgearbeitet hatte. Er nannte sein Werk „Elimitations-System“.
Es hatte den Sinn, dass alle Verlierer noch eine zweite Chance bekommen. Dadurch
bestritten z.B. die Tschechen, die vorher gegen Canada (0:15) und gegen die USA
(0:16) zweimal verloren, am Ende das Spiel um die Bronzemedaille, das sie mit
ihren einzigen Turniertor 1:0 gewannen. Gold gewann Canada und Silber erhielt
das USA-Team. Sieben Nationen nahmen teil. Deutschland und Österreich waren als
„Verlierer des Ersten Weltkrieges“ ausgeschlossen. Turniersieger Canada wurde
durch den Allencup-Sieger Winnipeg Falcons vertreten.
Nicht als Olympiaturnier
anerkannt
Canada und USA wurden
erst im Laufe des Turniers in den Weltverband LIHG aufgenommen. Das war auch mit
ein Grund, warum man die Spiele zunächst nicht als Olympiaturnier anerkannte.
Sie wurden „nur“ als Weltmeisterschaft gewertet.
Bis 1997 blieb das so.
Dann erkannte der Weltverband IIHF das Turnier 1920 als „Olympisches Turnier“ an
und legalisierte die Eishockey-Olympiapremiere.
Der Präsident in
Doppelfunktion
Der Schweizer Max Sillig
wurde während des Turniers zum LIHG-Präsidenten gewählt. (LIHG war die
französische Abkürzung des heutigen Weltverbandes IIHF). Sillig war aber auch
aktiver Spieler des Nationalteams Schweiz und musste dadurch oft das
Spielertrikot mit dem Smoking wechseln. Damals kamen die LIHG-Oberen immer nur
im Gala-Smoking zu den Weltverbands-Sitzungen. Max Sillig, der
„Spielerpräsident“ war privat ein gut situierter Mann. Er war Inhaber einer
Privatschule am Genfer See. Auf dem Eis war er nicht ein Spieler wie jeder
andere.
Es passierte schon dass
nach einem Foulspiel der Gegner scherzhaft meinte, „ oh, Pardon Herr Präsident“!
Endstand 1920
1. Canada
5. Schweiz
2. USA
6. Frankreich
3. Tschechoslowakei
7. Belgien
4. Schweden
1924: Harry Watson gegen Rest der
Welt
Selten stand ein Olympiaturnier so im Zeichen eines Spieler wie das von 1924.
Harry Watson, Stürmer im
Team Canada war der Held dieser ersten Olympischen Winterspiele vom 25. Januar
bis zum 5. Februar 1924 im französischen Wintersportparadies Chamonix. Der
Torjäger der Toronto Granits, dem Allencup-Sieger von 1922 und 1923, der Canada
bei Olympia vertrat, stellt sagenhafte Rekorde auf. Beim 33:0 seines Teams gegen
die Schweiz erzielte er alleine 13 Tore.
Er war auch am
„Drittelrekord“ in diesem Spiel beteiligt, denn Canada produzierte im ersten
Drittel dieses Spieles ein 18:0! Beim 30:0 gegen die Tschechen ballerte Watson
im ersten Drittel sechs Treffer in den Kasten der Cracks aus Prag. Im gesamten
Turnier schoss Harry Watson 36 Tore und stellte einen Rekord für die Ewigkeit
auf. Hinzu kam noch, dass die Spiele damals nur über 3 x 15 Minuten gingen. Nur
das Treffen Canada gegen USA ging wie damals in Nordamerika üblich, über 3 x 20
Minuten. So flexibel waren 1924 die Regeln. Olympiasieger Canada schoss in dem
Turnier in fünf Spielen 110 Tore (22:0 Schweden, 30:0 Tschechoslowakei,
33:0 Schweiz, im Halbfinale 19:2 England und im Finale 6:1 USA) und das bei nur
drei Gegentreffern. Hinter Canada gewann das USA-Team die Silbermedaille. Bronze
ging 1924 an England, das mit acht in Canada geborenen Spielern an den Start
ging. Star-Torjäger Harry Watson, geboren am 14.7.1898 in St. John`s (Canada)
wurde von seinen Kollegen nur „Moose“ genannt. Er spielte später nur ein Jahr in
der NHL für die Montreal Maroons, gab aber freiwillig auf. Er war nicht gut
genug für die damals schon mit Profis spielende National Hockey League (NHL).
In den 30er Jahren war er noch einmal als Trainer erfolgreich und führte die
Toronto Sea Fleas 1931 zum Sieg im Allen-Cup, der kanadischen
Amateurmeisterschaft. Am 11. September 1957 verstarb der einstige Olympiaheld
einsam in Toronto. Er war einer der wenigen Amateure, der in die Hall of Fame in
Toronto aufgenommen wurde. 1998 wurde er postum auch in die Hall of Fame
International aufgenommen.
Endstand Olympische
Spiele 1924:
1. Canada
5. Tchechoslowakei
2. USA
Frankreich
3.
England 7. Schweiz
4. Schweden
Belgien
Deutschland
war als Kriegsverlierer (1. Weltkrieg) noch ausgeschlossen.
1928: Die Orangenschalen
von St. Moritz
St. Moritz, das
Wintersportparadies in der Schweiz wurde 1928 der Ort der deutschen
Winter-Olympiapremiere. Erstmals durfte „Kriegsverlierer“ Deutschland wieder
olympisch aktiv sein. Unsere Mannschaft hatte auf dem brüchigen Natureis von St.
Moritz viel Pech und schied nach zwei Spielen, 0:0 gegen Österreich, 0:1 gegen
die Schweiz, ohne Torerfolg aus. Das erste Olympiator der deutschen
Eishockeygeschichte blieb aus. Dominiert wurde das Turnier von Canada.
Die Toronto Varsity
Grads, die als Amateur-Landesmeister und Allen-Cupsieger das Puck-Mutterland
vertraten, siegten souverän. Man hatte den Modus nach dem Team aus Übersee
ausgerichtet. Es wurde zuerst in drei Vorrunden gespielt. Die drei Sieger und
das „gesetzte“ Canada bestritten die Finalrunde. Die Spiele wurden oft
unterbrochen, da das brüchige Eis auf Sanduntergrund immer wieder Lücken hatte.
Man markierte die „Sandflecke“ mit Orangenschalen. Einige die Schalen landeten,
zur Freude der Zuschauer, sogar im Tor! Die Cracks aus Canada kamen auch damit
gut zurecht und gewannen ohne Gegentor das Turnier. Sie schlugen Schweden 11:0,
die Schweiz 13:0 und England 14:0, ohne sich anzustrengen. Die Boys aus
Toronto, die auch gleichzeitig Weltmeister wurden, zauberten mit dem Puck und
waren hervorragende Schlittschuhläufer. Außerdem waren sie den Europäern im
Körpereinsatz haushoch überlegen. Silber gewann Schweden vor Gastgeber und
Bronzemedaillengewinner Schweiz, sowie den in der Finalrunde sieglosen
Engländern, die als „Großbritannien“ antraten. Die weiteren Platzierung: 5.
Frankreich u. Österreich, 7. Tschechei, 8. Belgien, Deutschland u. Polen, 11.
Ungarn.
Das deutsche Team, das
erst seit einem Jahr international wieder mitspielen durfte, hatte Probleme.
Fünf Stammspieler bekamen keinen Urlaub für Olympia. Und das war unser aus elf
Spielern bestehendes Olympiateam 1928: Torhüter: Alfred Steinke (Berliner SC),
Matthias Leis (SC Riessersee); Verteidiger: Hans Schmid, Franz Kreisel (beide
Riessersee), Walter Sachs (Berliner SC); Stürmer: Gustav Jaenecke, Erich Römer,
Wolfgang Kittel (alle Berliner SC), Marquard Slevogt, Fritz Rammelmayr, Martin
Schröttle (alle SC Riessersee) Spielertrainer, damals „Außenkapitän“ genannt,
war der Berliner Erich Römer.
1932: Zehn Mann holen
Bronze in Lake Placid
Bei den Olympischen Winterspielen im amerikanischen
Lake Placid gewannen zehn deutsche Eishockeycracks
sensationell die Bronzemedaille. Es war die erste
olympische Medaille in der deutschen
Eishockeygeschichte. Verglichen mit den heutigen
Gegebenheiten war das Ding ein Abenteuer.
Im Jahr
1932 herrschte in Deutschland die große
Arbeitslosigkeit. Geld war knapp, jeder musste sparen.
Auch Verantwortlichen für die Olympiamannschaft für die
Spiele im amerikanischen Lake Placid.Von
den zu Olympia eingeladenen Spielern mussten die meisten
absagen, weil der Eigenanteil für sie zu hoch war. Einen
Eigenanteil musste man erbringen, denn der deutsche
Verband stellte für die ganze Mannschaft nur 2 000 Mark
zur Verfügung.
Es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise und die
Verbände hatten Finanznöte. Als Teamchef und Manager
hatte man den Berliner Hermann „Männe“ Kleeberg benannt.
Er kam aus der Vorstandschaft des Berliner
Schlittschuhclubs und war amtierender Vizepräsident des
Weltverbandes LIHG (heute IIHF). Er war als Aktiver
Eisschnellauf-Weltrekordmann und eine
Organisationsgenie. Männe Kleeberg, Jahrgang
1876,brachte gerade mal zehn Mann zusammen, die das
Abenteuer Olympia starteten.
Wohl wissend, dass der Geldbetrag der da war, nur für
die Schiffsreise nach USA reichte. Rückreise und
Aufenthaltskosten mussten in Freundschaftsspielen im
Großraum New York, auch während des Olympiaturniers,
eingespielt werden.
Gastspiele von Europameister und
Vizeweltmeister Germany
Da neben USA und Kanada nur noch Deutschland und Polen
das Geld für ein Eishockeyteam aufbrachten, war genug
Zeit für solche Spiele vorhanden.
Immerhin war Deutschland
Europameister und Vizeweltmeister 1930 und zählte zu den
besten Teams in Europa. Das lies sich gut verkaufen. So
wurden Spiele gegen die McGill-Universität, gegen
Halbprofiteams aus der Umgebung von New York und ein
Match gegen den örtlichen Amateurklub Lake Placid
Athletic Club austragen muss.
Aber dann passierte es. Beim Freundschaftsspiel in New
York brach sich der einzige Torhüter den man dabei
hatte, Walter Leinweber (Füssen) das Nasenbein!
Doch der
Holzfachmann vom EV Füssen biss die Zähne zusammen und
spielte alle Partien durch. „Ein Pflaster auf der Nase
war der einzige Schutz des bayerischen Riechkolbens.
Eine Maske hatten wir damals noch nicht“, erinnerte sich
Walter Leinweber später.
Er spielte alle Matches weiter und was so ein Held
dieses Abenteuers. Männe Kleeberg konzentrierte das Team
auf die beiden Doppelrundenspiele gegen Polen, da man
gegen die Gastgeber und gegen Kanada kein Chance hatte.
Publikum brüllte Schiedsrichter vom Eis
Gegen Kanada, den späteren Goldmedaillengewinner,
endeten die Spiele 1:4 und 0:5. Gegen die Amerikaner gab
es mit 0:7 und 0:8 zwei böse Schlappen, aber auch ein
unvergessenes Erlebnis. Die amerikanischen Zuschauer in
Lake Placid brüllten im Match ihrer eigenen Mannschaft
gegen Deutschland den Schiedsrichter vom Eis, weil er
offensichtlich die Boys aus Germany benachteiligte. Die
Organisatoren gaben nach und schickten einen Ersatzmann
ins Spiel. „Das ist ein Publikum, das eine Goldmedaille
verdient hätte,“ lobte Männe Kleeberg die Fans auf
den Rängen.
Gegen Polen gab es mit 2:1 und 4:1 zwei Siege, die dem
deutschen Team die Bronzemedaille brachte. Dazwischen
hatte man sich in mehreren Freundschaftsspielen die
Rückreise in die Heimat verdient. Das waren schwere
Spiele, denn die Amis im Raum New York spielten auf
kleinen Eisbahnen richtiges Holzfällereishockey. Spötter
meinten später, dass gegen Polen jeder gewonnen hätte.
Dazu Torhüter Walter Leinweber:“ Wir waren immerhin
Europameister und Vizeweltmeister 1930, was wir dann
1934 noch einmal wiederholten. Wir hätten auch gegen
andere Mannschaften aus Europa gewonnen, wenn die dabei
gewesen wären.“
Die Schlusstabelle Olympia 1932:
1932 Lake Placid (4. - 13.2.)
CAN - GER 4:1/5:0
CAN - USA 2:1/2:2
CAN - POL 9:0/10:0
|
USA - GER 8:0/7:0
USA - POL 4:1/5:0
GER - POL 2:1/ 4:1
|
|
Endstand:
Und
das waren die Helden von 1932:
Das deutsche Team:
(In Klammer die erzielten Tore).Torhüter: Walter Leinweber EV Füssen;
Verteidiger: Alfred Heinrich SC Brandenburg Berlin, Erich Römer Berliner
Schlittschuhclub; Stürmer: Rudi Ball (3), Gustav Jaenecke (1), Werner Korff,
Erich Herker (1),alle Berliner Schlittschuhclub, Martin Schröttle (1), Marquard
Slevogt, Dr. Georg Strobl (1) alle SC Riessersee. Spielertrainer Erich Römer
(Außenkapitän)
Alle sind Mitglied
der Hall of Fame Deutschland. Gustav Jaenecke und Rudi Ball sind auch Mitglied
der IIHF Hall of Fame International in Toronto.
Gustav
Jaenecke der Superstar der 30er Jahre
Total anders verlief die
Entwicklung und die Karriere des einstigen Puckidols Gustav Jaenecke in Berlin.
Mit fünf Jahren bekam er seine ersten Schlittschuhe, so genannte
„Schraubendampfer“, die an den normalen Schuh angeschraubt wurden. Dann musste
man auf Natureis warten. In Berlin, Nähe Lehrter Bahnhof, wo Gustav
aufwuchs, gab es jeden Winter ein Zelt mit einer Natureisbahn. Das Geld für den
Eintritt verdiente er sich in Vaters Schuhgeschäft. Den Schläger bastelten die
Jungs und als Puck diente eine Ölsardinenbüchse. Zum Schutz schob man alte
Zeitungen in die Kniestrümpfe.Mit zehn Jahren (1918) zog die Familie nach
Charlottenburg und „Justav “, wie ihn seine Freunde nannten, durfte zum
ruhmreichen Berliner Schlittschuhclub. Auch da gab es nur Natureis. Aber man
bekam einen Puck und ab und an kam einer der Elitespieler vorbei und zeigte wie
man es machen sollte. Trainer gab es nicht. Mit 16 Jahren durfte er in der
Jugendmannschaft mitspielen und dort wurde ein Talent entdeckt und gefördert.
Mit 17 kam er in die Ligamannschaft und noch im gleichen Jahr in die
Nationalmannschaft. Eine Blitzkarriere, die er wie er später betonte, nur seinem
Talent zu verdanken hatte. Auch das Ligateam hatte meist keinen Trainer, denn
der Außenkapitän (heute Spielertrainer) machte diese Arbeit.
Zweimal pro Woche war Training. Daneben zuerst die Schule und später die
Berufsausbildung im väterlichen Betrieb. Zu Olympia 1928 durfte Jaenecke nur mit
Erlaubnis des Schuldirektors, denn die Spiele waren genau in der Zeit zwischen
den schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen. Während der Berufsausbildung
musste er für Sportreisen mit Klub und Nationalteam Urlaub nehmen. Zu
Auswärtsspielen oder Weltmeisterschaften reiste man mit der Eisenbahn. Lehrgänge
vor einem WM-Turnier gab es nicht. Ein Arzt kam nur bei schweren Verletzungen
und einen Masseur haben die Jungs nie gesehen. Ausrüstung (außer Trikot und
Strümpfe) musste man selbst kaufen. Man war eben ein echter, lupenreiner
Amateur. Gustav Jaenecke war der einzige Spieler Europas, der nach Aussage der
Kanadier in Übersee eine Chance gehabt hätte.
Jaencke spielte aber auch hervorragend Tennis, war 1932 deutscher Meister und
trat fünfmal im Daviscup für Deutschland an. Aber „Justav“ war und blieb
Berliner. Erst nach dem Krieg (1947) ging er aus der alten Hauptstadt weg und
holte mit dem SC Riessersee noch drei deutsche Meistertitel zu seinen vorher in
Berlin gewonnenen elf Titeln dazu. Er war mit dem Nationalteam Europameister und
Vizeweltmeister und gewann 1932 bei Olympia in Lake Placid die erste
Bronzemedaille für Eishockey-Deutschland. Nach Ende seiner Sportkarriere war
Gustav Jaenecke Spielbankdirektor in Bad Neuenahr und Berlin. Er hatte es im
Leistungssport und im Beruf zu etwas gebracht. Er ist Mitglied der Hall of Fame
International und der Hall of Fame Deutschland, wo auch seine
Eishockey-Siegerpreise ausgestellt sind. Gustav Jaenecke verstarb 1985 in Bonn.
1936: Die Engländer aus
Kanada -
Olympia-Sensation in Garmisch-Partenkirchen
Die Olympischen
Winterspiele 1936 fanden in Garmisch-Partenkirchen statt und bekamen die bis
dahin beste Organisation aller Zeiten bestätigt. Das Eishockeyturnier mit Teams
aus 15 Nationen wurde in der neuen Olympiahalle und auf dem Riessersee
ausgetragen. Das damals weltweit diskutierte „Judenproblem der Deutschen“ im
Dritten Reich wurde durch den Einsatz sogenannter „Vorzeigejuden“ im deutschen
Olympiateam nach Außen gelöst. Einer davon war der Eishockeyspieler Rudi Ball
vom Berliner Schlittschuhclub. Gustav Jaenecke, der Superstar im deutschen Team
meinte nach dem Krieg, dass Rudi Ball auch als „Nicht-Jude“ im Team
gewesen wäre, weil er ein großartiger Außenstürmer war. Im Mittelpunkt des
Eishockeyturniers aber standen die Engländer, die gelinde gesagt kräftig
geschummelt haben, als sie ihr Team aufstellten. Großbritanniens Eishockeychef,
der spätere IIHF-Weltpräsident John Francis „Bunny“ Ahearne hatte den Kanadiern
als Mitgliedsland im britischen Empire, englische Pässe besorgt und nach
Garmisch-Partenkirchen geschickt. Dort spielten sie hervorragend und bezwangen
die echten Kanadier 2:1. Dieses Resultat nahmen sie mit in die nächsten Runden,
wo sie nur noch einen Punkt gegen Deutschland verloren und so sensationell die
Goldmedaille gewannen. Das Spiel gegen Deutschland dauerte drei Stunden und
endete nach dreimaliger Verlängerung 1:1. Kanada, vertreten durch den
Amateurklub „Port Arthur Bear Cats“, musste mit Silber zufrieden sein, Bronze
ging an das USA-Team. Deutschland schied in der Zwischenrunde aus, bekam
als Trostpflaster die Bronzemedaille der gleichzeitig gewerteten
Europameisterschaft.
Überragender Mann im
deutschen Team war Gustav Jaenecke, der als Verteidiger mit drei Treffern bester
deutscher Torschütze war. Chef an der Bande war damals „Reichstrainer“ Bobby
Bell, ein Kanadier. Er war vorher schon Spielertrainer bei der Düsseldorfer EG
und wurde im Krieg – irrtümlich, wie man behauptete – in Belgien als deutscher
Spion zum Tode verurteilt und hingerichtet. Unter den Schiedsrichtern war auch
der amtierende LIHG (heute IIHF)-Präsident Paul Loicq aus Belgien. Er musste
beim Spiel Schweden gegen Österreich (1:0) auf dem Riessersee, eine gewaltige
Schlägerei schlichten, die einige Wiener Spieler angezettelt hatten. Eishockey
hat durch dieses Turnier in Deutschland viel Aufschwung erhalten, da die Medien
täglich über die harten Jungs und das Spiel mit dem Puck berichteten.
Der Endstand Olympia und
WM: 1.
Großbritannien, 2. Kanada, 3. USA, 4. Tschechoslowakei, 5. Deutschland +
Schweden, 7. Ungarn + Österreich, 9. Polen + Italien + Frankreich + Japan, 13.
Lettland + Schweiz + Belgien.
Medaillen
Europameisterschaft:
1. Großbritannien, 2. Tschechoslowakei, 3. Schweden + Deutschland.
Team Deutschland
(in Klammer die erzielten Tore): Torhüter:
Wilhelm Egginger, SC Riessesee, Theo Kaufmann , Berliner Schlittschuhclub;
Verteidiger: Albrecht von Bethmann-Hollweg,
SC Riessersee (1), Gustav Jaenecke, Berliner Schlittschuhclub (3);
Stürmer: Rudi Ball (2), Werner George, Paul
Trautmann (1) alle Berliner Schlittschuhclub, Philipp Schenk, Dr. Georg Strobl
(1), beide SC Riessersee, Karl Kögel, Alois Kuhn, Anton Wiedemann (1) alle EV
Füssen, Herbert Schibukat (Rastenburg);
Reichstrainer: Rudi Ball.
1948:
Skandal und USA-Team
Die Olympischen
Winterspiele 1948 in St. Moritz waren ein Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Spiele 1940 und 1944 fielen dem Krieg zum Opfer. Drei Jahre vergingen
noch, um den olympischen Regeln gemäß, den Vierjahresmodus einzuhalten. St.
Moritz, das Urlaubsparadies in der Schweiz, wo schon 1928 die Winterspiele
stattfanden, war ein guter Gastgeber für die Jugend der Welt. Es waren noch
einfache, fast familiäre Spiele. Am Eishockeyturnier nahmen acht Nationen teil.
Deutschland und Japan waren als Kriegsverlierer noch ausgeschlossen. Österreich,
das sich vom „Deutschen Reich“ getrennt hatte, durfte mitmachen. Die neunte
Nation, die USA durfte nicht mitmachen, weil es einen heftigen Streit darum gab,
wer nun die USA vertritt. Es kamen zwei US-Teams nach St. Moritz. Einmal das von
Manager Walter Brown geführte Team des Verbandes AHAUS – und das von Manager
John Hutchinson geleitete Team des Verbandes AAU.
IOC-Machthaber Avery Brundage entschied in stillen Kämmerlein, dass seine
Freunde vom Verband AAU mitspielen. Der Weltverband LIHG hatte sich für das Team
AHAUS entschieden. Brundage wetterte: „AHAUS vertritt die Firma Madison Square
Garden. Ich will Columbus heißen wenn das Amateure sind !“ Bei der
Eröffnungsfeier wurde Brundage mit Schneebällen beworfen. Das vom Weltverband
zugelassene Team AHAUS marschierte ein. Die AAU-Boy mussten auf der Tribüne
sitzen. Am Ende aber setzte sich Brundage als IOC-Boss durch. Er schloss nach
dem Turnier das AHAUS-Team aus und ließ alle USA-Spiele streichen. Also
lief das Turnier mit acht Teams. Zwei Mannschaften beherrschten das
gesamte Teilnehmerfeld. Einmal das Team Canada, vertreten durch eine Mannschaft
der Luftwaffe (Royal Canadian Air Force Flyers). Auf dem Eis standen da vom
einfachen Soldaten über einige Unteroffiziere bis hin zum „Flying-Officer“ alle
Dienstgrade. Sie fertigten u.a. die Polen 15:0, die Österreicher 12:0 und
Italien 21:1 ab.
Das zweite Ausnahmeteam war der amtierende Weltmeister von 1947, die
Tschechoslowakei. Die Puckkünstler aus Prag bezauberten das Publikum. Auch sie
erzielten hohe Resultate, u.a. gegen Polen (13:1), Großbritannien (11:4),
Italien (22:3) oder Österreich (17:3). Das direkte Duell der beiden Superteams
endete 0:0 und so mussten sich die Tschechoslowaken wegen des schlechteren
Torverhältnisses mit der Silbermedaille zufrieden geben. Vladimir Zabrodzky
wurde mit 21 Treffern Torschützenkönig. Bei den Tschechen glänzten noch
Konopasek, Gustav Bubnik und der Tennisstar Jaroslav Drobny. Gold bekam
die Luftwaffe aus Canada. Damit hatte Canada die 1936 an England verlorene
Olympia-Spitzenposition zurückerobert. Die Schweiz gewann Bronze und hatte mit
dem sogenannten „ni-Sturm“ mit den Brüder Cattini und Bibbi Torriani, der auch
1928 schon mit der Schweiz die Bronzemedaille gewann, ihre stärksten
Kräfte auf dem Eis.
Endstand 1948:
1. Canada, 2. Tschechoslowakei, 3. Schweiz, 4. Schweden, 5. Großbritannien, 6.
Polen, 7. Österreich, 8. Italien. USA ausgeschlossen.
Adenauer 1952: Da fahren wir hin
Die Bundesrepublik
Deutschland durfte als neues Mitglied der Olympischen Familie wieder an den
Winterspielen 1952 in Oslo teilnehmen. Die zwischenzeitlich gegründete DDR war
nach der Kriegsverlierersperre für Deutschland und Japan noch nicht aufgenommen.
In Norwegen regten sich Proteste gegen die Teilnahme der ehemaligen
„Besatzungsmacht Deutschland“. Das drang auch bis nach Bonn durch. Bundeskanzler
Konrad Adenauer bestellte den Chef de Mission (Mannschaftsleiter) der
bundesdeutschen Mannschaft Herbert Kunze nach Bonn.
Adenauer
(links) fragte Kunze,“ sind wir da denn auch eingeladen ?“. Herbert Kunze sagte
„Ja wir sind als Mitglied des Eishockey-Weltverbandes eingeladen.“ Daraufhin
entschied der Bundeskanzler, „ na wenn wir eingeladen sind, dann fahren wir da
auch hin !“ In Oslo gab es dann wie erwartet viele Pfiffe, als die Deutschen
einmarschierten. Aber durch ein sportlich tadelloses Verhalten eroberten die
Sportler aus der Bundesrepublik die Sympathien der Norweger zurück. Die
Eishockeyspieler nahmen die Mahnungen der Offiziellen zu sportlichem Verhalten
zu ernst und wurden von vielen Beobachtern als „zahme Enten“ bezeichnet. Genau
das Gegenteil waren die Cracks aus Übersee. Sie prügelten und legten sich
handgreiflich mit dem Publikum an. Das veranlasste den Weltverband-Präsidenten
Dr. Fritz Kraatz aus der Schweiz zu der Aussage:“ So wollen wir die
Nordamerikaner nicht mehr sehen.“
Daraufhin sagten Canada
und die USA ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1953 in Europa ab. Der Kampf
der alten gegen die neue Welt hatte begonnen. Im Neunerfeld des Turniers von
Oslo sammelten die Nordamerikaner zwar die meisten Strafminuten – aber auch die
meisten Punkte. Gold ging an Canada, vertreten durch das Team der „Edmonton
Mercuries“. Silber ging an die „Prügelknaben“ aus den USA. Kein Spieler aus den
beiden Siegerteams erhielt je einen Vertrag in der Profiliga NHL. Um die
Bronzemedaille gab es ein Entscheidungsspiel zwischen den punktgleichen Teams
aus Schweden und der Tschechoslowakei, das die Skandinavier mit 5:3 gewannen.
Das deutsche Team unter Bundestrainer Joe Aitken (CAN) erreichte drei Punkte
verlor aber gegen den Olympiasieger Canada 1:15. Markus Egen (EV Füssen) war mit
9 Toren der erfolgreichste Stürmer im deutschen Team. Der Rastenburger Herbert
Schibukat (jetzt Krefeld), 1936 schon als Stürmer dabei, wurde als Verteidiger
eingesetzt
Endstand 1952:
1. Canada, 2. USA, 3. Schweden, 4. Tschechoslowakei, 5. Schweiz, 6. Polen, 7.
Finnland, 8. BR Deutschland, 9. Norwegen.
Das Team BR Deutschland:
Torhüter: Alfred Hoffmann (Riessesee),
Fritz Wackers (Preußen Krefeld);
Abwehr: Herbert Schibukat (Preußen
Krefeld), Karl Bierschel (Krefelder EV), Karl Wild (Riessersee), Ludwig Kuhn (EV
Füssen); Angriff: Markus Egen, Xaver
Unsinn, Georg Guggemos, Engelbert Holderied (alle EV Füssen), Walter Kremershof
(Preußen Krefeld), Fritz Poitsch, Karl Enzler (beide Riessersee), Hans Pecher
(Krefelder EV), Heinz Niess (VfL Bad Nauheim).
Bundestrainer:
Joe Aitken.
1956:
Die Russen kamen 1956 - Canada gewann nur die Bronzemedaille
Für die bundesdeutsche Nationalmannschaft begann Olympia 1956 schon Monate
vorher. Es musste am 16.11.1955 in Ost-Berlin erstmals eine Ausscheidung mit dem
Nationalteam der zwischenzeitlich in den Weltverband aufgenommenen DDR gespielt
werden. Es war eine „gesamtdeutsche“ Olympiamannschaft zugelassen. Das hätte ein
starkes Eishockeyteam gebracht. Aber die DDR-Politoffiziellen waren dagegen. Sie
wollten eine Ausscheidung. Im Hintergrund stand der Funktionärs-Posten des „Chef
de Mission“, des gesamtdeutschen Mannschaftsleiter für alle Sportarten. 17
Eishockeyspieler hätten dem DDR-Kontingent die Mehrzahl der Teilnehmer und
damit den Posten des Chef de Mission. Die DDR hatte in Ost-Berlin auch noch
Heimrecht. Aber es lief nicht wie gewünscht. Das bundesdeutsche Team unter
Trainer Frank Trottier gewann souverän mit 7:3 Toren gegen die von Staatstrainer
Gerhard Kießling gecoachte DDR-Auswahl und reiste 1956 zu den Olympischen
Spielen nach Cortina d`Ampezzo.
Im
Stadion „Olimpico del Ghiaccio“ mit dem legendären Sonnenschutz-Zeltdach, kam es
zu einem faszinierenden Eishockeyturnier. Erstmals waren die Sowjetrussen dabei.
Sie wirkten mit ihrem Panzersoldaten-Kopfschutz wie Exoten im Kreis der
Pucknationen. Canada als Favorit gehandelt, schickte die „Kitchener Waterloo
Dutchman“, ein Team aus Ontario, aus der Stadt Kitchener, die bis zum Ersten
Weltkrieg „Berlin“ hieß. Auch der Coach Bobby Bauer war deutschstämmig. Die
Mannschaft war schwach, verlor gegen die Russen 0:2 und gegen die USA 1:4 und
bekam am Ende nur Bronze. Gold ging an die Puckkünstler aus Moskau. Trainer
Arkdi Chernyshev hatte mit Vsevolod Bobrov den besten Spieler des Turnier
im Team. Bobrov, der auch Fußball-Nationalspieler war, sowie die Verteidiger
Tregubov und Sologubov waren die Stars des Turniers. Das hart spielende USA-Team
gewann Silber. Die deutsche Mannschaft schaffte als Vorrundenzweiter den Einzug
in die Finalrund der besten Sechs. Man hatte gegen Canada 0:4 verloren, gegen
Gastgeber Italien 2:2 gespielt und Österreich mit 7:0 aus dem Turnier geworfen.
In der Finalrunde gab es
dann nichts mehr zu gewinnen. Gegen die Russen (0:6) USA (2:7), Canada
(0:10) Tschechoslowakei (3:9) gab es nur Niederlagen. Den Ehrenpunkt holte man
gegen die Schweden (1:1).
Endstand:
1. UdSSR (25:5 Tore, 10:0 Punkte), 2.
USA, 3. Canada,
4. Schweden,
5.Tschechoslowakei, 6. BR Deutschland, 7. Italien, 8. Polen, 9. Schweiz, 10.
Österreich.
Team BR Deutschland:
Torhüter: Uli Jansen (Krefelder EV), Alfred
Hoffmann (SC Riessersee);
Verteidiger: Bruno Guttowski, Karl Bierschel (beide Krefelder EV), Paul
Ambros, Martin „Bolly“ Beck (beide EV Füssen), Toni Biersack (SC Riessersee).
Stürmer: Markus Egen, Kurt Sepp, Ernst Trautwein (alle EV Füssen), Hans
Huber, Artur Endreß, Rudolf Pittrich (alle SC Riessersee), Hans Rampf, Martin
Zach (beide Bad Tölz), Günter Jochems (Krefelder EV), Rainer Kossmann (Preußen
Krefeld).
Trainer:
Frank Trottier (CAN).
Im Ausscheidungsspiel
gegen die DDR waren noch dabei: Richard Wörschhauser,
H.J. Pescher, Fritz
Poitsch und Hans Münsermann. Aus dem Olympiateam waren Uli Jansen, Alfred
Hoffmann, Bruno Guttowski und Artur Endreß nicht dabei.
Das DDR-Team im
Ausscheidungsspiel:
Schischefski, Senftleben,
Mützel, Heinicke, Stürmer, Blümel, Buder, Jablonski, Künstler, Borutzki.
Trainer: Gerhard Kießling (der 1957 nach Westdeutschland flüchtete).
Für 1960 und 1964 wurden
je zwei Ausscheidungsspiele festgelegt.
1960 :17 unbekannte Helden -
USA-Amateurteam gewinnt
Goldmedaille
Die Amerikaner versuchten
in Squaw Valley, in „Tal der Frauen“, wie es die Indianer früher nannten, das
Unmögliche wahr zu machen. Sie wollten vor den übermächtigen Team aus der UdSSR
und Canada, Gold gewinnen. Da sie ja nur Amateure einsetzen konnten, war das ein
Himmelfahrtskommando, das sie dem Offizier der US-Militärakademie, Jack Riley
übergaben. Der Chefcoach war selbst Aktiver „Amateur“ und spielte bei Olympia
1948 in St. Moritz im USA-Team. Er holte u.a. die Brüder Bill und Roger
Christian ins Team. Bills Sohn David gewann 1980 mit USA Olympia-Gold. Dazu
einen 40jährigen Blueliner und viele „Kämpfer. Unbesiegt holte dieses
Überraschungsteam Gold. Mit einem beträchtlichen Torumsatz: 7:5 gegen CSSR, 12:1
gegen Australien in der Vorrunde. In der Medaillenrunde, 9:4 gegen die CSSR, 6:3
gegen Schweden, 9:1 gegen Deutschland, sensationell 3:2 gegen die UdSSR und 2:1
gegen Canada.
Die Fans in der „Blyth Memorial Arena“ jubelten und feierten ihre unbekannten
Helden mit Coach Jack Riley und Manager Walter Brown. Silber ging an Canada,
vertreten von den schon vier Jahre vorher in Cortina gescheiterten „Kitcherner
Waterloo Dutchman“. Nur Bronze für den hohen Favoriten und Gold-Verteidiger
UdSSR. Die Russen-Funktionäre waren so sauer, dass sie gleich Trainer
Anatoli Tarasov feuerten. Vierter wurde die CSSR vor Schweden und Deutschland,
das trotz aller Hindernisse in die Medaillenrunde kam. Nach der heimischen
Qualifikation gegen die DDR (5:3 und 5:2) schien alles in Ordnung. Doch dann kam
der große Krach.
Auf dem Flughafen, vor
dem Abflug nach USA legte die DDR Protest gegen die Teilnahme des 1957 aus der
DDR geflüchteten amtierenden BRD-Bundestrainer Gerhard Kießling ein. Die
Politfunktionäre aus Ost-Berlin drohten sogar alle DDR-Sportler aus der
gesamtdeutschen Mannschaft abzuziehen. Die West-Funktionäre gaben nach allen
offiziell möglichen Protesten nach und schickten Gerhard Kießling vom Flughafen
nach Hause.“ Es war schändlich, wie sich unsere Offiziellen aufs Kreuz legen
ließen,“ wetterte für ein gesamtdeutsches Olympiateam geopferte Gerhard
Kießling.
Es suchte einen neuen Job und wurde später sogar Rollhockey-Bundestrainer. An
der Bande in Squaw Valley stand dann Karl Wild, der die von Kießling
hervorragend vorbereitete Mannschaft in die Medaillenrunde führt, wo man zwar
alle Spieler klar verlor, aber als Olympia-Sechster abschloss. Danach ging man
auf eine kleine Weltreise, bei der man es sich gut gehen ließ. Die Spieler
wunderten sich, dass auch dazu Kießling nicht eingeladen war. Es wäre eine noble
Geste gewesen.
Paul
Ambros und der Kofferdienst
Die DEV-Offiziellen
(damals gab es noch keinen DEB) waren bei den Spielern seit dem Fall Kießling
nicht sonderlich beliebt. Auch nicht bei Paul Ambros, dem Schlitzohr aus Füssen.
Er wurde von den Funktionären zum Kofferdienst eingeteilt.Paule musste also
darauf achten, dass alle Gepäckstücke vom Hotel zum Flughafen kommen. Die
Mannschaft und die Funktionäre gingen frohgelaunt zum Bus, als Paul Ambros dem
schwarzen Kofferträger des Hotels klarmachte, dass die Koffer von Dr. Günter
Sabetzki und
Heinz
Henschel (Foto, zwei DEV-Offizielle) nicht zu der Gruppe gehören. Also blieben
die Koffer im Hotel. Erst bei der Ankunft am anderen Tag bemerkte man, dass zwei
Koffer fehlen. Unter dem listigen Grinsen seiner Kollegen meinte der Allgäuer
Paul Ambros: „Ich weiß au net wo die geblieben sind“. Es dauerte Tage bis sie
nachgeholt wurden. Ambros wurde fortan nie mehr zum Kofferdienst eingeteilt !
Endstand Olympische
Spiele Eishockey 1960:
1. USA,
2. Canada, 3. UdSSR,
4. CSSR, 5. Schweden, 6.
Deutschland, 7. Finnland, 8. Australien, 9. Japan.
Spiele Deutschland –
UdSSR 0:8, Finnland 4:1; UdSSR 1:7, USA 1:9, Canada 0:12, CSSR 1:9, Schweden
2:8.
Team Deutschland:
Hobelsberger (SCR), Jansen (KEV); Huber (SCR), Ambros, Eggerbauer, Waitl (alle
EVF), Schneitberger (TÖL);M.Egen, Trautwein, X. Unsinn,
Schubert (alle EVF), Sepp (MERC), Eberl, Rampf, Reif (alle TÖL), Schuldes (SCR).
Trainer: Karl Wild.
(in der Qualifikation gegen DDR spielte Metzer für Reif)
Team DDR:
Kolbe, Schischefski, Voigt, Kucera, Heinze, Rudert, Blümel, Novy, Künstler,
H.Frenzel, Franke, Buder, Kratzsch. Trainer: Rudi Schmieder.
Leonhard Waitl
-
Katamaran-Segler und Drachenflieger
Der
am 5.4.1939 in Füssen geborene Allgäuer Leonhard Waitl war in vielen Sportarten
ein Spitzenathlet. Die Krönung seiner aktiven Sportkarriere war Eishockey. Er
begann 1957 im damaligen „Wunderteam“ des EV Füssen. Schon im ersten Jahr, wo er
als Stürmer eingesetzt wurde, gewann er den deutschen Meistertitel. Danach holte
er mit seinen Gelb-Schwarzen noch fünf weitere Titel. Die Nationalspieler
Harry Lindner, Paul Ambros, Ernst Trautwein, Gustv Hanig und Ernst Köpf waren
einige seiner bekannten Mitspieler. Markus Egen war in dieser Zeit Trainer des
EV Füssen. 1966 erfolgte der sensationelle Wechsel zum neu gegründeten
Eishockeyteam des FC Bayern München.
Unter
Trainer Dr. Jano Starsi (links) stieg er mit den Puck-Bayern bis in die
Bundesliga auf. 1969 stellte Manager Robert Schwan die Finanzierung der „zu
teueren Eishockeymannschaft“ ein. Aufsteiger Augsburger EV kaufte die
ganze Mannschaft und holte dabei auch Leonhard in die Fuggerstadt. Da waren sie
nun wieder zusammen, die alten Füssener Haudegen wir Harry Lindner, Paul Ambros,
Gerd Junghanns, Ernst und Herbert Köpf – und Publikumsliebling Le-Le-Leonhard,
der eisenharte Blueliner, dessen Kampfkraft unerschöpflich war.
Waitl kannte keine
Verletzungspause, spielte mit schweren Erkältungen und als man ihm in Bad
Nauheim die Zähne zerschoss, bastelte er sich einen Mundschutz und ging mit
seinem Team auf das Eis. Nebenbei machte er noch eine Ausbildung zum
Elektromeister. Später eröffnete er in Füssen ein Elektrogeschäft und spielte
von 1972 bis 74 nochmal für seinen Stammverein. Nach 420 Bundesligaspielen
beendete er 1974 seine nationale Karriere.
Auch International war
Leonhard Waitl eine feste Größe im Nationalteam. Er bestritt 127 Länderspiele
für Deutschland, nahm an den Olympischen Spielen 1960,1964 und 1968 sowie an 10
WM-Turnieren teil. Nebenbei war das echte bayerische „Mannsbild“ auch ein sehr
guter Katamaran-Segler, wo er nur knapp die Olympiateilnahme verpasste. Auch als
Drachenflieger war er ein mutiger Teilnehmer an vielen Wettbewerben.
1964 - Auch der Papst
betete für Canada
Deutschland mit
Trainertrio Egen – Holderied – Unsinn in Innsbruck
Die Medien in
Canada widmeten ihrem Olympia-Eishockeyteam 1964 etwas mehr Aufmerksamkeit als
sonst. Wie gewohnt verdrängten die NHL-NEWS (fast) alles was bei Olympia in
Innsbruck passierte. Aber man schrieb über Pater David Bauer, den ersten
Priester an der Bande eines Eishockeyteams. Der damals 40jährige Geistliche
coachte Team Canada bei den Olympischen Spielen in Innsbruck.
Im Zusammenhang mit Olympia gab es auch eine Privataudienz für Pater Bauer bei
Papst Paul VI in Rom. „Wir beteten, dass Canada fair und sportlich auftritt und
eine Medaille gewinnt“, konstatierte Pater Bauer nach dem Besuch. Fair und
sportlich traten die Boys aus Canada auf, aber eine Olympiamedaille gewannen sie
trotz der geistlichen Wünsche nicht. Sie wurden Olympiavierter und gewannen bei
der nach anderem Modus berechneten gleichzeitigen Weltmeisterschaft die
Bronzemedaille.
Der große Sieger aber waren die Roten Sputniks aus der UdSSR. Der wieder ins Amt
zurückgeholte Staatstrainer Anatoni Tarasov schickte seine Sbornaja gnadenlos
durch die Hölle des Konditionstrainings. Die Schweden beobachteten einmal den
Frühsport der Russen und Sven Tumba Johansson meinte danach, „wenn wir schon am
Morgen so trainieren müssten, könnten wir nicht mal mehr die Kaffeetasse
halten“. Tarasovs Ruf „rabotti, rabotti“ (arbeiten, arbeiten) dröhnte durch die
Halle. Die Cracks im roten Sowjet-Trikot walzten alles nieder, hatten aber auch
ein paar tolle Könner auf dem Eis. Hinten stand Torhüter Konowalenko aus Gorki
wie eine Eins und der wuchtige Moskauer Verteidiger Alexander Ragulin räumte
alles weg was da kam. Und vorne glänzten die Puckkünstler. So der intelligente
Center Viktor Jakushev und der Zauberer Anatoli Firsov. Paradestück aber war die
erste Superlinie der Sbornaja-Geschichte, das Trio Alexandov – Loktev – Almetov.
Fast alle Gegner kamen gewaltig unter die Räder, Finnland (10:0), Deutschland
(10:0), Schweiz (15:0), USA (5:1). Etwas Mühe hatte die Sbornaja mit den
Canadiern (3:2), Schweden (4:2) und CSSR (7:5). Sie wurden unbesiegt
Olympiasieger, Welt- und Europameister. Silber ging an Schweden, wo Eisenfuß
Stoltz (auch Fußball-Nationalspieler) und die Stürmer Ulf Sterner und Sven Tumba
Johansson nicht ausreichten, die Russen zu gefährden. Bronze gewann die CSSR mit
Stars wie Vladimir Dzurilla, Rudi Potsch (später Düsseldorf), Jiri Holik (später
Rosenheim) und Joschi Golonka (später Riessersee und Köln). Die deutsche
Mannschaft mit dem Trainer-Trio Markus Egen, Engelbert Holderied und Xaver
Unsinn schaffte zuerst die nationale Qualifikation gegen die DDR (4:3, 4:4) und
dann die Olympia-Quali zur A-Gruppe gegen Polen (2:1). Am Ende waren alle
zufrieden, denn die erstmals als DEB-Team aufgetretene Mannschaft wurde Siebter.
Endstand Olympische
Spiele Eishockey Innsbruck 1964:
1. UdSSR, 2. Schweden, 3. CSSR, 4. Canada, 5. USA, 6. Finnland, 7. Deutschland,
8. Schweiz; 9. Polen, 10. Norwegen, 11. Japan, 12. Rumänien, 13. Österreich, 14.
Jugoslawien, 15. Italien, 16. Ungarn.
Olympia-All
Star-Team:
Seth Martin (CAN)
Seiling (SWE), Ragulin (URS)
Bourbonnais (CAN), V. Jakushev (URS), Cerny (CSR)
Team Deutschland :
Jansen (KEV), Hobelsberger (SCR) ; Ambros, Waitl (beide EVF), Schneitberger
(DEG), Wackerle (SCR); Reif (DEG), Sepp (MERC), Loibl, Herzig, Schuldes (alle
SCR), Schubert, Zanghellini , Trautwein, E. Köpf, Scholz (alle EVF)
Trainer:
Markus Egen (links), Holderied, Xaver Unsinn.
Die Spiele
Deutschland - UdSSR
(0:10), Schweden (2.!=9; cssr 8!.!!9; Cnanada (2:4), USA (0:8), Finnland (2:1),
Schweiz (6:5)
Team DDR bei
Qualifikation:
Hirche, Kolbe; Sock, Heinze, Voigt, Plotka,Hiller, Ziesche, Kratzsch, Franke,
Buder, E. Novy, H. Novy, Noack, Poidl. Trainer: Rudi Schmieder
„Der Tiger vom Hopfensee“ Paul
Ambros
Der
„deutsche Kanadier“ oder „Der Tiger vom Hopfensee“, das waren die Kampfnamen von
Verteidigerlegende Paul Ambros. Der am 22. Juni 1934 in Füssen geborene
Allgäuer. spielte von 1952 bis 1965 beim EV Füssen und gewann mit dem
Nachkriegs-Rekordmeister 11 von den insgesamt 16 deutschen Meistertiteln
der Gelbschwarzen.
Markus Egen, Xaver
Unsinn, Ernst Trautwein, Leonhard Waitl und Ernst Köpf sen. Waren u.a.
seine Teamkollegen in Füssen und im Nationalteam. 1965 wechselte er zum damals
drittklassigen Augsburger EV, dessen Trikot er bis 1973 trug. Er stieg als
Kapitän mit der Mannschaft innerhalb von vier Jahren bis in die Bundesliga
auf.
Am Ende seiner Karriere
wurde er zum Ehrenspielführer des Augsburger EV ernannt. International bestritt
der kampffreudige Blueliner 89 Länderspiele für Deutschland und erzielte dabei 9
Tore. Er war bei drei Olympischen Spielen und bei vier A-Weltmeisterschaften
dabei. Schon in jungen Jahren wurde er – von den Russen so betitelt – der
deutsche Kanadier genannt. Sein selbstloser Einsatzwille und seine enorme
Kampfkraft machten ihn zu einem stets wertvollen Mannschaftsspieler. Hinzu kam
seine humorvolle Art, mit der er immer für gute Stimmung im Team und im Verein
sorgte.
Er wurde in Augsburg in
das AEV All Star-Team des Jahrhunderts gewählt und ist seit 1988 Mitglied der
Hall of Fame Deutschland. Ein großer Erfolg war auch sein Buch „Der Tiger vom
Hopfensee“.
1968 - Deutsches
Derby in Grenoble
CSSR – UdSSR im
Zeichen des Prager Frühlings
Das olympische
Eishockeyturnier bei den Spielen 1968 im französischen Grenoble wurde von zwei
politischen Konflikten beherrscht. Im Kampf um die Medaillen gab es das Duell
CSSR gegen UdSSR, das ganz im Zeichen des „Prager Frühlings“, des Aufstands der
Tschechen gegen die sowjetische Herrschaft stand. Im unteren Teil der
Turniertabelle stand das deutsch-deutsche Derby Bundesrepublik gegen DDR im
Mittelpunkt. In der 12 000 Zuschauer-Arena „Stade de Glace“ spielten sich rund
um dieses Spiele leidenschaftliche Dramen ab. Die von der Sowjetmacht
unterdrückten Tschechoslowaken kämpften mit einer sagenhaften Leidenschaft gegen
die hoch favorisierten Russen. Zuhause verfolgte ein ganzes Volk dieses „Spiel
der Spiele“.
CSSR-Kapitän
Jozef Golonka (Foto) und seine Kollegen, darunter auch später die in der
Bundesliga aktiven Cracks wie Vladimir Dzurilla, Petr Hejma, Jiri Holik, Jiri
Kochta, Oldrich Machac und Frantizek Pospisil kämpften die übermächtigen Russen
5:4 nieder und wurden dann Zuhause wie die Götter verehrt. Vor dem
Prestigematch gab es noch heftige Diskussionen um die Schutzkappen an den
Kufenenden der Russen. Das Spiel begann erst um 21.30 Uhr und endete gegen
Mitternacht. Die Jubelszene von Jozef Golonka nach seinem Tor ging als Foto um
die Welt. Trotzdem reichte es für die CSSR nur zu Silber, da man gegen Schweden
nur ein 2:2 erreichte. Ein Punkt mehr hatten am Ende die Russen, die wieder mit
Gold nach Hause fuhren. Ihre Stars in Grenoble waren damals Anatoli Firsov,
Alexander Ragulin, Vitali Davidov, Boris Majorov und Torhüter Viktor Konowalenko.
Bronze ging an Pater Bauer und seine Amateure aus Canada. Beim USA-Team standen
die beiden späteren NHL-Coaches Herb Brooks und Lou Nanne an der Bande. Im Team
Österreich spielte der heutige Verbandspräsident Dr. Dieter Kalt mit.
Das deutsche
Prestige-Derby auf olympischen Eis
Gespannt war man auch auf das Zusammentreffen der beiden deutschen Mannschaften.
Die DDR schickte 1968 erstmals eine eigenes Olympiateam zu den Winterspielen,
darunter auch die Eishockeymannschaft. Nach dem Reglement mussten sich aber
beide Teams noch für die Finalrunde qualifizieren. Die Bundesdeutschen wurden
vom Kanadier Ed Reigle gecoacht und kamen durch ein 7:0 gegen Rumänien in die
Endrunde. Die DDR, betreut von Trainerlegende Rudi Schmieder kam nach einem 3:1
gegen Norwegen in die Runde der besten Acht.
Beide Mannschaften
traten mit null Punkten auf dem Konto zum Derby an. Es war ein heißes Duell mit
vielen Emotionen im Umfeld. Die Cracks auf dem Eis verstanden sich besser als
die Offiziellen am Rande des olympischen Eises. 4:2 gewann das BRD-Team um
Kapitän Alois Schloder und kam dadurch auf den siebten Rang, die DDR wurde
Achter im Feld der 14 Turnierteilnehmer. Es war die erste und einzige
Olympiateilnahme der DDR-Eishockeygeschichte.
Endstand 1968:
1. UdSSR, 2. CSSR, 3. Canada, 4. Schweden, 5. Finnland, 6.USA, 7. BR
Deutschland, 8. DDR ; 9. Jugoslawien, 10. Japan, 11. Norwegen, 12.
Rumänien, 13. Österreich, 14. Frankreich,
Team BRD:
T: Knauss (EVF), Schramm (EVL)
V: Bader, Schichtl (beide TÖL), Thanner,
Völk (beide EVF), Schneitberger (DEG), Waitl (Bayern München)
S: L. Funk, Lax (beide TÖL), Meindel,
Hanig, Kuhn, Weisenbach (alle EVF), Gmeiner (MERC), E. Köpf sen. (AEV), Reif
(DEG), A. Schloder (EVL), Trainer: Ed Reigle
Spiele BRD –
URS 1:9, TCH 1:5,
CAN 1:6, SWE 4:5, FIN 1:4, USA 1:8, DDR 4:2
Team DDR:
T:
Hirche (WW),
Pürschel (D.B.)
V: Plotka, Voigt (beide D.B.), D.Novy,
Sock, Buder, U.Noack (alle WW), D. Peters (Rostock)
S: Karrenbauer, B. Hiller,
Ziesche, Nickel, Prusa (alle D.B.), R.
Noack, Poindl (beide WW), Fuchs, Kratzsch (beide Crimmitschau). Trainer: Rudi
Schmieder
Spiele DDR -
URS 0:9, TCH 3:10,
CAN 0:11, SWE 2:5, FIN 2:3, USA 4:6, BRD 2:4
Otto
Schneitberger
Einer der erfolgreichsten
und von den Fans heiß geliebter Eishockeyspieler ist und bleibt
Otto
Schneitberger, geboren am 29. September 1939 im bayerischen Bad Tölz. Er gehörte
in den 60er und 70er Jahren zu den großen Publikumslieblingen in den deutschen
Eisstadien. Er begann seine große Karriere beim Traditionsklub EC Bad Tölz, für
den er von 1950 bis 1963 als Verteidiger aktiv war. Unter Spielertrainer Hans
Rampf gewann Otto 1962 seinen ersten deutschen Meistertitel. Mit im Team auch
sein enger Freud Sepp Reif, mit dem er 1963 zur Düsseldorfer EG wechselte und
damit einen Skandal auslöste. Die Tölzer gaben ihren beiden Meisterspielern
keine Freigabe. Der Verband sperrte beide für ein Jahr.
Doch der junge Architekt
aus Bayern ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er saß das Jahr in Düsseldorf
ab, ebenso cool wie die rund 800 Strafminuten, die er in seiner
Bundesligakarriere kassierte. 1964 wurde er dann bei der DEG aktiv, gehörte zu
den Leistungsträgern und war der umschwärmte Publikumsliebling an der
Brehmstraße. 1967 unter Trainer Hans Rampf, 1972 unter Chefcoach Xaver Unsinn
und 1975 unter den Fittichen von Chuk Holdoway gehörte Otto Schneitberger zum
DEG-Meisterteam. Cracks wie der spätere DEB-Präsident Rainer Gossmann, Dieter
Hoja, Rainer Makatsch, der Pole Rudi Potsch, Wolfgang Boos, Walter Köberle,
Vladimir Vacatko, Petr Hejma und sein Tölzer Spezi Sepp Reif gehören in diesen
Jahren zu seinen Teamkollegen bei der DEG. 1975 wechselte Otto zum Nachbarn
Krefelder EV, wo er seine Karriere ausklingen ließ und ohne Pause sofort den
Trainerjob übernahm. Beachtlich war auch seine internationale Karriere. In 119
Länderspielen trug er das Trikot mit dem Adler auf der Brust.
Er war bei drei
Olympischen Spielen (1960,1964,1972) dabei und bestritt mit dem Nationalteam
drei WM-B-Turniere und vier A-Weltmeisterschaften. Sein letzter Auftritt im
Nationaltrikot war bei der B-Weltmeisterschaft 1975 im japanischen Sapporo, wo
der Aufstieg in die A-Gruppe gelang. Von 1976 bis 1987 folgten dann elf Jahre
als Bundesligatrainer mit den Stationen Krefelder EV (1976-78), Düsseldorfer EG
(1978/79 und 1983-87), Kölner EC (1979/80), ECD Iserlohn (1980/81) und
Duisburger EV (1981-83).In den 90er Jahren gehörte Otto Schneitberger zur
DEB-Traditionsmannschaft, die zahlreiche Benefizspiele austrug. Auch da war er
einer der Publikumslieblinge, an die sich die Fans gerne erinnern.
1972 - Der Fall
Schloder im Mittelpunkt
Statistisches
Portrait von Alois Schloder
Alois Schloder
geriet in Sapporo unschuldig unter Dopingverdacht
Für das
bundesdeutsche Team war das Olympiaturnier im japanischen Sapporo ein
Negativerlebnis. Zuerst scheiterte das Team in der Finalrunden-Qualifikation an
Polen (0:4) und dann sprach alles nur vom „Fall Alois Schloder“. Der Landshuter
Kapitän der Nationalmannschaft geriet unter Dopingverdacht und wurde sofort für
18 Monate gesperrt. Man hatte bei ihm das ephitrinhaltige Mittel „ RR Plus“ im
Blut gefunden. Der Spieler beteuerte seine Unschuld und der DEB deckte den
schuldigen Teamarzt, der das Mittel verabreichte. Erst in einem Prozess, den
Alois Schloder ohne den Verband führte, musste der Arzt zugeben, dass er das
Mittel „versehentlich“ verabreichte. Der DEB versuchte den Arzt noch zu
entlasten und bat Schloder ein Teilgeständnis abzulegen, was er ablehnte. Alois
Schloder wurde freigesprochen und der Weltverband IIHF nahm die Sperre
unverzüglich zurück. Bei der WM 1972 war der Kapitän wieder dabei.
Das olympische
Turnier wurde derweil von den Roten Sputniks aus der Sowjetunion beherrscht. Die
Tarasov-Schützlinge gaben nur einen Punkt ab (gegen Schweden 2:2) und sicherten
sich die Goldmedaille. Sie spielten erstmals mit Torhüter Vladislav Tretjak.
Weitere Leistungsträger waren damals die Verteidiger Alexander Ragulin, Valerj
Vasiljev und das junge Blueliner-Paar Lutschenko, Zygankov. Im Angriff glänzten
neben den Puckkünstlern Anatolj Firsov und Alexander Maltsev vor allem die
Super-Linie mit Boris Michailow, Vladimir Petrov und Valerj Charlamow. Mit
dabei auch Viktor Kuskin, der nach einem Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang
eigentlich hinter Gittern sitzen sollte, wie russische Spieler erzählten! Silber
ging überraschend an die USA, Bronze an die CSSR. Die Amerikaner kamen durch den
direkten Vergleich (5:1) vor die punktgleichen Tschechoslowaken. Im US-Team die
später auch in der Bundesliga aktiven Cracks Craig Sarner und Wally Olds. Im
CSSR-Team noch die beiden 1974 nach Übersee geflüchteten Stürmer Vaclav
Nedomansky und Richard Farda, sowie der spätere „legale“ NHL-Profi Ivan Hlinka.
Endstand 1972
A-Pool:
1. UdSSR
2. USA
3.
CSSR
4. Schweden
5. Finnland
6. Polen
B-Pool:
1. BR Deutschland
2. Norwegen
3. Japan
4. Schweiz
5. Jugoslawien
Team BR
Deutschland:
T:
Kehle (EVF), Makatsch (DEG)
V: Thanner, Völk, Modes (alle EVF),
Schneitberger (DEG), Langner (SCR), G. Kink (AEV)
S: Kühnhackl, A. Schloder (beide EVL), A.
Hofherr, M. Wild (beide SCR), Eimannsberger, Rothkirch, L. Funk (alle TÖL),
Egger, Kuhn (beide EVF), R. Philipp (NAU), Bauer (AEV)
Trainer: Gerhard
Kießling
Spiele BRD -
Norwegen 5:1,
Japan 5:6, Schweiz 5:0, Jugoslawien 6:2
upergoalie Jiri Holecek
Jiri
Holecek, in den 70er Jahren einer der besten Torhüter der Welt, wurde am 18.
März 1944 in Prag geboren. Der gebürtige Tschechoslowake begann seine
Karriere 1963 bei Dukla (später VSZ) Kosice. 1973 wechselte er in seine
Geburtsstadt, zu Sparta Prag, wo er bis 1978 blieb. Es folgten drei Jahre
in Deutschland. 1978-80 beim EHC München und 1980/81 beim EHC Essen. 1979 war er
beim ersten deutschen All Star-Spiel in München dabei, wo er im Ausländer-Team
gegen das deutsche Nationalteam die Goalie-Position mit Vladimir Dzurilla
teilte.
Beachtlich war seine
internationale Karriere, wo er zusammen mit Vladimir Dzurilla aus Bratislava ein
unheimliches Goaliegespann bildete. Jiri bestritt 164 Länderspiele für die CSSR.
Er nahm an zwei Olympischen Spielen (1972/Bronzemedaille) und 1976 (Silber)
teil. Beim Canada-Cup 1976 kam sein Team bis ins Finale. Der hochgewachsene
Starkeeper nahm an zehn Weltmeisterschaften teil und gewann mit seinem Team die
Titel 1972, 1976 und 1977.Außerdem gewann er noch drei WM-Silber- und eine
WM-Bronzemedaille.
Dreimal wurde er mit dem
CSSR-Nationalteam auch noch Europameister. Bei diesen Welt-Titelkämpfen wurde er
fünfmal als bester Torhüter ausgezeichnet und auch fünfmal in das All Star-Team
gewählt. Damit wurden seine großartigen Leistungen anerkannt. Jiri Holecek war
ein Mann, der auf das ganze Team Ruhe und Besonnenheit ausstrahlte und wurde im
Laufe der Jahre zu einer Führungspersönlichkeit im Team.Nach dem Ende seiner
großartigen Karriere wurde er beim tschechischen Verband als Torwarttrainer
engagiert. Er gab seine große Erfahrung an die Junioren-Nationalkeeper weiter
und leitete das Goalietraining.
Ehemaliger DDR-Staatstrainer und Ex-Bundestrainer
Gerhard Kießling
Am Sonntag,
den 16. Juni 2002 feierte der im sächsischen Merane geborene Gerhard
Kießling in Mittenwald seinen 80. Geburtstag. Mit 13 Jahren spielte
Gerhard Kießling im Jugend-Nationalteam, mit 16 kam er in das
Gau-Ligateam von Frankenhausen. Mit der SG Frankenhausen holte
Verteidiger Gerhard Kießling 1949 und 1950 die „Meisterschaft der
sowjetisch besetzten Zone“ und wurde DDR-Nationalspieler (62
Einsätze).
Der Dozent an
der DHfK (Deutsche Hochschule für Körperkultur) brachte es bis zum
Staatstrainer der DDR und führte das DDR-Team 1956 in die A-Gruppe.Am
27. September 1957 flüchtete der „Verdiente Meister des Sports“ nach
vielfacher Bevormundung durch die Politik mit Ehefrau, Tochter Ute und
Sohn Udo über Berlin in den Westen. Er kam sofort als Trainer unter,
führte Preußen Krefeld 1957/58 in die Bundesliga und wurde dann
Bundestrainer.
Bei der
Weltmeisterschaft 1959 in Prag fürchtete man eine Entführung des
„Republikflüchtlings“ Kießling durch die DDR. Paul Ambros und Uli Jansen
wurden ihm als Leibwächter zugeteilt. „Immer wenn es an der Zimmertüre
klopfte, gingen meine Wächter in Stellung,“ schmunzelt Gerhard Kießling
heute noch. Es passierte nichts. Aber ein Jahr später kam die Rache der
Kommunisten. Kurz vor dem Abflug zu den Olympischen Spielen 1960 in
Squaw Valley drohte die DDR, das gesamtdeutsche Olympiateam platzen zu
lassen, wenn dieser Kießling mitreist. Politik und DEB gaben nach, der
Bundestrainer musste Zuhause bleiben und war ein „gesamtdeutsches
Opfer“.
Er verließ
den Verband und wurde Trainer bei Eintracht Frankfurt, die er auch in
die Bundesliga führte. Von 1962 bis 1965 war Gerhard Kießling wieder
„Bundestrainer“, aber diesmal bei der Sparte Rollhockey. Sein Team
gewann bei der Europameisterschaft die Bronzemedaille.
1965 rief ihn
der DEB wieder zurück – als Nachwuchs-Bundestrainer. 1971 wurde er dann
wieder Chef der Nationalmannschaft. Zwei fünfte Plätze bei den
Weltmeisterschaften 1971 und 1972 waren Kießling-Erfolge. 1974, nach
einem dritten Rang bei der B-WM, trat er zurück und ging wieder in die
Bundesliga. Es folgten die Stationen EV Rosenheim (1975 Aufstieg in die
Bundesliga), 1977 Kölner EC (Meister
1977 und
1979), dazwischen wieder Nachwuchs-Bundestrainer. Außerdem führte er als
Nothelfer den Berliner SC von Rang elf zur Vizemeisterschaft. 1979 –
1982 Düsseldorfer EG (zweimal Vizemeister) und ECD Iserlohn
(Klassenerhalt 1982/83). Nach einem Ausflug zusammen mit Sohn Udo zum EV
Füssen kamen die Stationen Lustenau und Innsbruck (Vizemeister). Dann
übernahm er das Amt des Managers und später auch des Trainers beim SC
Riessersee (1987- 1990). 1991 ging er erneut nach Innsbruck, um
anschließend nach Dynamo Berlin zu wechseln.
|
1976:
0,041 Tore brachten
Bronze
Zweite Olympia-Medaille seit 1932 gewonnen
Eigentlich fing das
Projekt Olympia 1976 in Innsbruck gar nicht gut an. Nach der durchwachsenen
Vorbereitung reiste man international eingestuft als „Kanonenfutter“ nach
Österreich. Dann erlebte man im Olympischen Dorf die erste Pleite. Die
DEB-Offiziellen hatten nur 18 statt 23 Spieler gemeldet. Normal meldet man die
erlaubten 23 und streicht dann kurz vor der Meldefrist fünf heraus.
Bundestrainer Xaver Unsinn wollte kurzfristige noch Verteidiger Horst Peter
Kretschmer statt einem Stürmer melden. Das ging nicht, weil die Funktionäre
statt der Mannschaft nur ihre eigenen Interessen im Kopf hatten. Wo gibt es
etwas geschenkt, kann ich bei der Eröffnung vorne mitmarschieren und wo bin ich
untergebracht ? Der Xaver war stinksauer.
Dann der erste
Lichtblick. Um in die Medaillenrunde zu kommen musste man durch die
Qualifikation. 5:1 gegen die Eidgenossen brachten Außenseiter Deutschland unter
die sechs besten Teams. Canada, Schweden und die DDR hatten gar nicht gemeldet.
Trotzdem war es ein heißes Turnier. Die Unsinn-Boys hielten sich gegen alle
Erwartungen prächtig. „Nur“ 3:7 gegen die Russen, ein beachtliches 4:7 gegen die
favorisierten Tschechen. Nach 3:5 gegen Finnland noch zwei Siege. 7:4 gegen die
Polen und dann 4:1 gegen die USA. „Gori“ Köpf Senior schoss das 4:1. Mann war
wieder von den Offiziellen nicht gut vorbereitet. Keine wusste wie viele Tore
man braucht um eine Medaille zu gewinnen. Die Spieler forderten Unsinn auf, den
Keeper herauszunehmen. Doch der Xaver blieb ruhig. „Ich hatte im Bauch so ein
Gefühl dass ich das nicht machen soll,“ erinnert er sich. Nach dem 4:1 waren
fast alle überzeugt, dass es nicht reicht. Grabesstimmung in der Kabine. Es
wurde gerechnet und gerechnet, aber niemand wusste den Schlüssel dieser
Rechnung. BILD-Reporter Bob Neuber kam als erster Gratulant in die Kabine.
Keiner glaubte ihm. Dann kam Miroslav Subrt, Schiedsrichter und später
IIHF-Vizepräsident. „Gratuliere, ihr habt Bronze“, brüllte der Tscheche in die
Kabine. „Mensch war das ein Jubel,“ erinnert sich Erich Kühnhackl. „Wir standen
mit den Russen, die natürlich Gold bekamen und den Tschechen, die Silber bekamen
auf dem Treppchen.“
Und so sah die
„Bronze-Rechnung „ aus: Deutschland, Finnland und USA hatten je vier Punkte. Nun
zählten die Spiele untereinander.
Deutschland
gegen Finnland 3:5 und gegen USA 4:1 = 7:6 Tore. 7 geteilt durch 6 ist 1.166.
Finnland
gegen Deutschland 5:3 und gegen USA 4:5 = 9:8. 9 geteilt durch 8 = 1.125
USA
gegen Deutschland 1:4 und gegen Finnland 5:4 = 6:8 (negatives Verhältnis).
Also lautete die
Rechnung: Deutschland 1.166, Finnland 1.125. Deutschland war genau 0.041 Tore
besser!
Endstand:
1. UdSSR, 2. CSSR, 3. BR
Deutschland, 4. Finnland, 5. USA, 6.Polen.
Pos
|
Name |
Vorname |
Sp
|
T
|
A
|
P |
St |
Verein |
T |
Weishaupt |
Erich |
5 |
- |
- |
- |
- |
Berliner SC |
T |
Kehle |
Anton |
5 |
- |
- |
- |
- |
EV Füssen |
V |
Berndaner |
Ignaz |
5 |
1 |
2 |
3 |
- |
SC Riessersee |
V |
Auhuber |
Klaus |
5 |
1 |
- |
1 |
15 |
EV Landshut |
V |
Kießling |
Udo |
5 |
- |
1 |
1
|
6 |
EV Rosenheim |
V |
Thanner |
Rudolf |
5 |
- |
1 |
1 |
- |
EV Füssen |
V |
Völk |
Josef |
5 |
- |
-
|
- |
2 |
EV Füssen |
V |
Metz |
Stefan |
5 |
- |
- |
- |
- |
Berliner SC |
S |
Kühnhackl |
Erich |
5 |
5 |
4 |
9 |
10 |
EV Landshut |
S |
Köpf sen. |
Ernst |
5 |
3
|
5 |
8
|
2
|
Berliner SC |
S |
Funk sen.
|
Lorenz |
5 |
2 |
5 |
7 |
4 |
Berliner SC |
S |
Hinterstocker |
Martin |
5 |
4
|
2 |
6 |
4 |
EV Rosenheim |
S |
Schloder „C“ |
Alois |
5 |
2 |
2 |
4 |
8 |
EV Landshut |
S |
Philipp |
Rainer |
5 |
2
|
2 |
4 |
4 |
Bad Nauheim |
S |
Köberle |
Walter |
5 |
1 |
- |
1 |
6 |
Düsseldorf |
S |
Boos |
Wolfgang |
5 |
- |
- |
-
|
- |
Düsseldorf |
S |
Reindl |
Franz |
5 |
- |
- |
- |
- |
SC Riessersee |
S |
Vozar |
Ferenc |
5 |
- |
- |
- |
2 |
Berliner SC |
Vor 30 Jahren
im Februar: Bronze für Deutschland bei den Olympischen Spielen
Der 19. Sieg in einem Spiel Deutschlands bei Olympischen Spielen
brachte nach dem 13. Februar 1932 in Lake Placid (USA) die zweite Medaille
für Deutschland
Xaver „Xare“ Unsinn – der
Erfolgstrainer
Als „Bronze-Schmied“ geht der
damalige Bundestrainer Xaver Unsinn in die Geschichte ein. Markenzeichen:
Allgäu-Dialekt
(„Eishockei“) und Pepitahut.
Karriere als Spieler: Deutscher Meister mit dem EV Füssen 1949, 1953, 1954,
1955, 1956, 1957, 1958 und 1959. 72 Länderspiele (24 Tore) für Deutschland.
Trainerkarriere: 1960 Start beim ESV Kaufbeuren, danach Preußen Krefeld,
Kölner EC, Augsburger EV, Düsseldorfer EG, Berliner SC, EV Rosenheim,
Berliner SC, SC Bern.
Deutscher Meister 1972 mit der DEG. 1974 und 1976 mit dem BSC. Schweizer
Meister mit Bern 979. Bundestrainer von 1974 bis 1977 und von 1981 bis 1990.
Der Augsburger gilt als der erfolgreichste deutsche Trainer aller Zeiten.
Die Ergebnisse von Innsbruck
1976:
2. Februar: Deutschland – Schweiz
5:1
6. Februar 1976: Deutschland – Polen
7:4
8. Februar: Deutschland – Finnland
3:5
10. Februar: Deutschland – Sowjetunion
3:7
12. Februar: Deutschland – CSSR
4:7
14. Februar: Deutschland – USA
4:1
Das Bronze-Team von 1976
Toni Kehle:
Verein 1976: EV Füssen
Ende der Karriere: 1982
Länderspiele: 115
Erich Weishaupt:
Verein 1976: Berliner
Schlittschuh-Club
(1978 Mannheimer ERC, 1983 DEG)
Ende der Karriere: 1987
Länderspiele 107
Josef Völk:
Verein 1976: EV Füssen
(VfL Bad Nauheim, EV Füssen)
Ende der Karriere: 1983
Länderspiele: 141, 14 Tore
Rudolf Thanner:
Verein 1976: EV Füssen
Ende der Karriere 1976
Länderspiele 118, 20 Tore
Klaus Auhuber:
Verein 1976: EV Landshut
(83/ 84 ECD Iserlohn, 1984 Rückkehr zum EV Landshut)
Ende der Karriere: 1988
Länderspiele: 104, 9 Tore
Stefan Metz:
Verein 1976: Berliner Schlittschuh-Club
Ende der Karriere: 1978
Länderspiele: 11, kein Tor erzielt
Ignaz Bernadaner:
Verein 1976: SC Riessersee
(EC Hedos München)
Ende der Karriere: 1993
Länderspiele: 177, 19 Tore
Udo Kießling:
Verein 1976: EV Rosenheim
(Augsburger EV, Kölner EC, Düsseldorfer EG, EV Füssen, EV Landshut)
Ende der Karriere:1996
Länderspiele: 320, 44 Tore (Rekordnationalspieler)
Alois Schloder:
Verein 1976: EV Landshut
Ende der Karriere: 1986
Länderspiele 206, 87 Tore
Erich
Kühnhackl:
Verein 1976: EV Landshut (Kölner EC)
Ende der Karriere: 1989 Länderspiele 211, 131 Tore
Rainer Philipp:
Verein 1976: VfL Bad Nauheim (Kölner EC)
Ende der Karriere: 1985
Länderspiele 199, 90 Tore
Ernst Köpf:
Verein 1976: Berliner Schlittschuhclub
(EHC Freiburg, Augsburger EV, EV Landsberg, EV Füssen, EA Kempten)
Ende der Karriere: 1983
Länderspiele: 154, 83 Tore
Lorenz Funk:
Verein 1976: Berliner Schlittschuhclub
(SC Riessersee, Berliner SC Preußen, EC Bad Tölz)
Ende der Karriere: 1990
Länderspiele: 225, 57 Tore
Martin Hinterstocker:
Berliner Schlittschuhclub
(Iserlohn,
Riessersee, Augsburg, Rosenheim)
Ende der Karriere: 1990
Länderspiele: 99, 30 Tore
Walter Köberle:
Verein 1976: Düsseldorfer EG
(1980/81, Kölner EC)
Ende der Karriere:
1983 Länderspiele 76, 22 Tore
Wolfgang Boos:
Verein 1976: Düsseldorfer EG
Ende der Karriere: 1978
Länderspiele: 50, 9 Tore
Franz Reindl:
Verein 1976: SC Riessersee
(SB Rosenheim)
Ende der Karriere: 1988
Ländersiele: 181, 38 Tore
Ferenc Vozar:
Verein 1976: Berliner Schlittschuhclub
(EHC Freiburg, ERC Schweinfurt, Hamburger SV, EV Ravensburg)
Ende der Karriere: 1983
Länderspiele: 33, 2 Tore
Nach 44 Jahren und einem Tag
Wartezeit – Bronze für ein deutsches Team
Vor den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck hatte NOK-Chef Willi
Daume noch gemosert, „die Eishockeyspieler sind so schlecht, die sollten am
besten zu Hause bleiben“. Um so größer war die Freude, als bei
Punktgleichheit von Finnland, der USA und Deutschland der Rechenschieber
laut Reglement für die DEB-Auswahl die Bronzemedaille errechnete. „Dies ist
die größte Überraschung der Olympischen Spiele“, anerkannte Willi Daume
danach. Helden statt Versager.
...und dann kam
die WM 1976 – Bronze kam einem Wunder gleich. Das Geschehen am Valentinstag,
dem 14.Februar 1976 ist eine Geschichte für sich. Am letzten Spieltag hatte
Deutschland die USA mit 4:1 besiegt, aber statt Jubel gab es Trauer auf der
deutschen Bank. Nach der Rechnung der DEB-Funktionäre fehlte ein Tor zum
Gewinn einer Medaille. Mit hängenden Köpfen schlichen die Spieler in die
Kabine, warfen dort Trikots und Schuhe enttäuscht in die Ecke. „Dann“,
erinnert sich Kapitän Alois Schloder, „ging die Tür auf. Roman Neumayer
(damals Sportdirektor) steckte den Kopf zur Tür rein und verkündete: „Wir
haben Bronze“. Keiner wollte ihm glauben.“ Als aber der IIHF-Regelexperte
Subrt zu den Deutschen kam und zu Bronze gratulierte, brach endgültig ein
Jubelsturm los. „Plötzlich war die Kabine ein Tollhaus“, denkt Alois
Schloder gern zurück, spricht aber auch von den Zweifeln: „Geglaubt habe ich
es erst, als ich die Medaille um den Hals hängen hatte.“
Das
komplizierte Regelwerk sorgte für Verwirrung. Hinter Olympiasieger
Sowjetunion (10 Punkte) und der CSSR (6) lagen Deutschland, Finnland und die
USA mit je vier Punkten gleichauf.
Die Ergebnisse
untereinander wurden herangezogen: Deutschland – Finnland 3:5, Finnland –
USA 4:1. Zuerst hieß es, Finnland sei bei 9:8 gegen 7:6 Toren der Deutschen
wegen der mehr erzielten Treffer vorn. Übersehen worden war, dass die IIHF
die Regel geändert hatte, der Torquotient galt: Deutschland hatte da mit
1,166 gegenüber Finnland (1,125) um 41 Tausendstel die Nase vorn!
Otto Wanner war der Boss
Im Zweiten Weltkrieg war Otto Wanner, der am 26.6.1919 in Kempten geboren wurde,
Offizier bei den Fallschirmjägern. Eine Art Offizier im positiven Sinne ist er
immer geblieben. Ob als Bürgermeister von Füssen, als Vorsitzender des 16-fachen
Meisters EV Füssen oder ab 1964 als Präsident des Deutschen Eishockey Bundes
(DEB). Wanner war ein geschickt taktierender Versammlungsleiter, hatte in allen
Bereichen der Politik und des Sports „gute Drähte“ und Freunde. Von 1964 an, bis
zu seiner „Abwahl“ 1992 war er bei allen Olympia- und
Weltmeisterschaftsturnieren der Delegations-Boss der deutschen Puckjäger.
Zweimal holte er die
Eishockey-Weltmeisterschaft nach Deutschland (1975,1983). Die dritte WM im
eigenen Land hatte er noch als DEB-Boss ins Land geholt, aber da war er von
seinen internen Rivalen schon „abgesägt“.
Nach 28 Jahren abgewählt.
Keiner seiner Nachfolger konnte sich so lange wie der Allgäuer Bürgermeister auf
dem DEB-Chefsessel halten. Mitschuld daran hatte Wanner selbst. Neben ihm konnte
sich kein Vize zum Nachfolger entwickeln. Die Dominanz des Chefs war erdrückend.
Aber der Erfolg gab ihm Recht. Er schuf in München eine Zentrale im
verbandseigenen Haus und in Füssen das Bundesleistungszentrum. In der Aera
Wanner wuchs die Zahl der Mitglieder und die der Aktiven um mehrere hundert
Prozent. Ebenso die Zahl der Kunsteisbahnen und Eishallen.
Mit Generalsekretär Walter Hussmann, dem Sportdirektor Roman Neumayer und dem
lang-jährigen Bundestrainer Xaver Unsinn an seiner Seite wurde das deutsche
Eishockey durch Otto Wanner salonfähig, etablierte sich in der WM A-Gruppe und
erreichte mit der Bronzemedaille bei Olympia 1976 in Innsbruck einen Höhepunkt.
Auch die Qualifikation für den Canada-Cup 1984 fiel in die Regierungszeit von
Otto Wanner Am Ende seiner Präsidentschaft ließ Otto Wanner die Zügel
etwas schleifen. Er ließ verdiente Mitstreiter wie u.a. Xaver Unsinn fallen um
seinen Posten zu retten. Was auch immer war, die Ära Otto Wanner war die
erfolgreichste Zeit des Deutschen Eishockey Bundes. Mit 85 Jahren hatte er im
Juli 2004 diese Welt verlassen. Die letzten Jahre litt er an einer schweren
Krankheit und zog sich immer mehr zurück.
Rudi
Thanner
Jetzt kommen die in die Jahre. Am 20. August 1944 wurde Rudi Thanner,
Bronze-Boys von Olympia 1976, geboren. Der Verteidiger des
Nachkriegsrekordmeisters EV Füssen, wo er von 1964 bis 1978 spielte, holte mit
seinen Schwarzgelben aus dem Allgäu sechs Meistertitel. Der „Thanner-Rudi“ wie
ihn seine Freunde nennen, bestritt 430 Bundesligaspiele und erzielte dabei 73
Tore. 14 Jahre blieb er seinem EVF treu und lehnte alle Angebote von den
Großstadtklubs ab. Sein Beruf war ihm wichtiger. Heute ist er der Tourismus-Chef
des Landkreises Ostallgäu.
Rudi Thanner war auch einer dieser aktiven Sportler, die Berufsausbildung
und Spitzensport erfolgreich absolvierten, denn vom Eishockey konnte man damals
in Füssen nicht leben. Beachtlich aus seine internationale Karriere. Er trug in
118 Länderspielen das Nationaltrikot, war bei zwei B- und sechs
A-Weltmeisterschaften dabei. 1968 in Grenoble, 1972 in Sapporo und 1976 stand er
im deutschen Olympiateam. Höhepunkt der Karriere war der Gewinn der
Olympia-Bronzemedaille bei den Spielen 1976 in Innsbruck. Dort bildete Rudi
Thanner mit seinem EVF-Teamkollegen Josef Völk das Spitzen-Abwehrpaar im
Aufgebot von Xaver Unsinn.
Der Alt-Buindestrainer
schwärmt noch heute von seinem Abwehrass Rudi Thanner. „Er war ein grundsolider
Verteidiger, der auf die ganze Mannschaft seine Ruhe ausstrahlte und so zu einem
wichtigen Bestandteil der Mannschaft wurde“, konstatiert der Bundesxaver heute.
Nach der aktiven Karriere
spielte er noch viele Jahre im DEB-Traditionsteam mit seinem Olympiakapitän
Alois Schloder und den anderen 76ern. Auch bei den Oldstars vom EV Füssen war er
viele Jahre aktiv. Jetzt soll er wegen „Personalmangel“ wieder mitmachen, denn
Eishockey macht dem Rudi immer noch Spaß.
Rainer
Philipp, geboren am 8. März 1950, in Bad Nauheim geboren, wurde von seinen
Kolegen „Flipper“, genannt. Er war Linksaußen in Xaver Unsinns Paradesturm
(Schloder – Kühnhackl – Philipp) der 70er Jahre. Rainer begann seine Karriere
beim VfL Bad Nauheim, für den er 13 Jahre stürmte. Meist an der Seite seines
Bruders Horst. Von 1979 bis 1985 trug Philipp das Trikot der Kölner Haie, mit
denen er 1984 deutscher Meister wurde. In der Bundesliga absolvierte er 717
Spiele und schoss dabei 454 Tore. In 199 Länderspielen für Deutschland schoss
der Karosseriebau-Meister 90 Tore. Der wichtigste Treffer gelang ihm bei der
Weltmeisterschaft 1976 in Katowice, wo er 21 Sekunden vor Schluss den
Klassenerhalt für die Nationalmannschaft sicherte. Dieses Tor ging in die
Geschichte ein, denn der Flipper rettete den Olympia-Bronzemedaillengewinner BR
Deutschland vor einer Abstiegsblamage. Höhepunkt seiner Karriere aber war das
Olympiaturnier 1976 in Innsbruck, wo er mit den Unsinn-Boys die Bronzemedaille
gewann. Rainer Philipp nahm an drei B- und sieben A-WM-Turnieren, sowie an den
Olympischen Spielen 1972, 1976 und 1980 teil. Der talentierte Torjäger war
auch die Stimmungskanone im Nationalteam, wo er auch mal eine Pressekonferenz
als Parodist von Bundestrainer Hans Rampf durchführte. In den letzten Jahren ist
es etwas still um den einstigen Starstürmer geworden.
Ernst „Gori“ Köpf
- Senior der 76er Bronzeboys ist immer noch sportlich aktiv
Jetzt
zeigt sich, dass Ernst Köpf Senior, von seinen Freunden „Gori“ genannt ein
sportlich orientiertes Leben geführt hat. Er wirkt immer noch rank und schlank,
ist begeisterter Freizeitgolfer und betreibt als freundlicher Gastgeber in
Füssen-Eschach eine Haus mit Ferienwohnungen. Der am 10. Februar 1940 in Füssen
geborene Allgäuer war einer jener Sportler, die Beruf und Spitzensport ideal
verbunden haben und in beiden Bereichen eine Spitzenkraft waren. Der
Mauermeister Ernst Köpf machte als Eishockeyspieler eine tolle Karriere. Mit dem
EV Füssen wurde der linke Außenstürmer zwischen 1959 und 1966 fünfmal deutscher
Meister. Dann wechselte er zum Augsburger EV, mit dem er in die Bundesliga
aufstieg. Danach folgten die Stationen Berliner Schlittschuhclub (1974 und 1976
Meister), ERC Freiburg, EV Landsberg, noch zweimal Augsburger EV und zuletzt mit
43 Jahren noch in der Bundesliga beim EV Füssen. Insgesamt bestritt er 530
Bundesligaspiele und schoss dabei 361 Tore. In seinen 154 Länderspielen für
Deutschland brachte er es auf 83 Tore, darunter der Treffer zum 4:1 gegen die
USA bei Olympia 1976 in Innsbruck, wo der Gori mit seinem Team die
Bronzemedaille gewann. Er war bei drei Olympischen Spielen und neun
Weltmeisterschaften im Einsatz. In den 90er Jahren spielte er noch für die
DEB-Traditionsmannschaft, wo er mit seinen 76er Kollegen auf das Eis ging.
Die legendären Bronzeboys
treffen sich noch gelegentlich, so zuletzt beim 75. Geburtstag ihres Trainers
Xaver Unsinn in Hopfen bei Füssen. Zum Eishockey geht er heute selten. Stolz
verfolgt er die Karriere seinen Sohnes Ernst Juniore, der es auch zum
Nationalspieler brachte und 70 Länderspiele bestritt. Heute ist „Gori-Junior“
Sportdirektor beim Berliner SC Preussen.
Uwe
Krupp 2004: Mein Ziel Trainer in Deutschland zu sein
Stanleycup-Sieger
und Bundestrainer Uwe Krupp begann bei den DEB-Junioren
Der
39jährige Kölner Uwe Krupp, der als erster deutscher Spieler eine große
NHL-Karriere machte, weilte im Juli 2004 zur Aufnahme-Zeremonie in die Hall of
Fame Deutschland in Augsburg. Er gab er unserem Mitarbeiter Horst Eckert, der
Krupp seit seiner Juniorenzeit kennt und der bei der WM 1990 DEB-Pressechef war,
gab Uwe folgendes Interview.
Uwe, ist es von Bedeutung nach deiner Karriere
in die Hall of Fame Deutschland aufgenommen zu werden?
Krupp: Ich empfinde es als große Ehre, dass man Name nun nicht nur auf dem
Stanleycup eingeprägt ist, sondern dass ich in meiner Heimat in die Hall of Fame
aufgenommen wurde. Wie ich in Augsburg sah, muss man schon wirklich etwas
geleistet haben um da überhaupt reinzukommen. Wie ich sah, sind in der deutschen
Puckgeschichte sei 1897 erst rund 120 Spieler aufgenommen worden. Ich bin stolz
darauf.
Du bist aber nicht nur wegen der
Aufnahmezeremonie nach Deutschland gekommen?
Krupp: Ich wäre auch nur wegen der Hall of Fame gekommen, aber es hat sich
terminlich so ergeben, dass nur ein paar Tage zwischen dem Besuch in Augsburg
und dem Lehrgangsbeginn in Füssen liegen. Die freien Tage verbringe ich mit
meiner Frau Valerie und Sohn Björn, sowie meinen Eltern als Gast des großartigen
Hotels Am Sonnenhof in Bad Wörishofen. Dort treffe ich auch meinen alten
Nationalteamkollegen Dieter Medicus, der dort als Masseur tätig ist. Er hat
glaube ich auch mal beim AEV gespielt (Anmerkung der Redaktion:recht hat er)Ich
werde auch wiederkommen, wenn Horst Eckert am 12. November in Augsburg ein
Benefizspiel für das Eishockeymuseum macht.
Du gehörst nun zum Trainerstab des Deutschen
Eishockey Bundes (DEB). Wie ist es dazu
gekommen?
Krupp: Da ich mit dem derzeitigen DEB-Sportdirektor Franz Reindl noch einige
Spiele zusammen in der Nationalmannschaft machte, war der Kontakt eigentlich
immer da. Nach Ende meiner NHL-Karriere vor zwei Jahren, habe ich viel Zeit mit
meiner Familie in Atlanta verbracht, aber gleichzeitig auch meinen Trainerschein
gemacht. Derzeit habe ich US-Hockey-Level vier. Das ist der Schein mit dem man
auch ein NHL-Team trainieren dürfte.
Warum musstest du deine Karriere, für
NHL-Verhältnisse so früh beenden?
Krupp: Ich hatte eine schwere Rückenverletzung. Dann
kamen Probleme mit dem Knie dazu. Mein Körper machte nicht mehr mit. Die 20
Jahre
Profieishockey in der NHL zeigten ihre Spuren. Wir haben Jahr für Jahr täglich
trainiert wir die Irren. Dazu kam man
auf rund 90 Spiele pro Saison – und dann noch die ständigen weiten Reisen.
Wie sind deine Ziele als Trainer?
Krupp: Zuerst will ich mal mit jungen Leuten arbeiten. Das tue ich jetzt
auch in USA. Ich will nun in die Zukunft des deutschen Eishockeys hineinblicken.
Die Jungs der U18 und der U20-Nationalmannschaft, das sind doch die
Nationalspieler von morgen. Mein Fernziel ist es einmal Trainer in Deutschland
zu werden. Darum will ich jetzt schon mit den jungen Spielern arbeiten. Später
kenne ich sie dann schon.
Als Bundestrainer ? Da
warst du doch einer der Kandidaten als Nachfolger von Hans Zach.
Krupp: Nach
dem Zach-Rücktritt gab es Kontakt zu Franz Reindl und dem DEB. Ich meine,
dass es ein Angebot ist als Bundestrainer zu arbeiten, zu dem man nicht nein
sagen kann.Ich wollte als Voraussetzung eine enge Zusammenarbeit mit so
erfahrenen Leuten wie Ernst Höfner und Bernie Englbrecht. Mit ihnen wollte ich
weiterarbeiten.
Und warum kam es
nicht zu einem Bundestrainer-Engagement?
Krupp: Der DEB hat sich anders entschieden. Da war wohl der Grund, dass ich
in Atlanta lebe, wo mein Sohn noch zur Schule geht. Aber mit Greg Poss hat der
DEB eine gute Wahl getroffen. Ich arbeite vorerst mit den jungen Leuten.
Vielleicht kommt später mal ein neues Angebot.
Du trainierst in Atlanta das Team in dem dein
Sohn Björn spielt. Wird er ein zweiter Uwe Krupp?
Krupp: Der Björn ist jetzt dreizehn und spielt schon auf hohem Niveau. Er
hat es mit dem Namen Krupp auf dem Trikot nicht leicht, aber er setzt sich
durch. Im Vergleich mit mir kann ich sicher behaupten, dass der Björn Vorteile
im Kampfbereich hat, die ich nicht hatte. Ich wäre wohl auf ein paar All
Star-Spiele mehr gekommen, wenn ich wie der Björn gespielt hätte. Das meine ich
als Trainer, nicht als nur als Vater.
Es gibt mehrere deutsche Spieler in der NHL.
Allen voran Marco Sturm und Jochen Hecht. Ist
das deutsche Eishockey jetzt besser als zu deiner Zeit?
Krupp: Es gibt schon gute Spielergenerationen. Früher hat sich keiner
vorstellen können dass ein deutscher Spieler in die NHL geht. Uli Hiemer hat es
versucht und dort gespielt. Ich dachte, wenn der Uli das macht, versuche ich es
auch. Ich war gerade 19, musste im Farmteam in Rochester starten, wo ich 35 000
Dollar bekam. In Köln hätte ich damals mehr verdient. Dann habe ich hart
gearbeitet und das hat sich später auch ausgezahlt. Die jungen Spieler müssen
sich nur fragen, willst du ein Star in Deutschland werden, das
international auf Rang
fünf steht, oder willst du ein überdurchschnittlicher Spieler in der besten Liga
der Welt sein.
Zuletzt hast du in der NHL Millionen Dollar pro
Saison verdient. Davon könntest du sicher
gut leben. Warum machst du jetzt Trainer?
Krupp: Ich habe sicher gut verdient. Es reicht auch, aber immerhin hat uns
der US-Finanzminister ständig 50 Prozent abgenommen. Und vom Gesparten will er
auch wieder Steuer für die Zinsen. Trainer mach ich, weil ich dem Eishockey
einiges zurückgeben will. Alles was ich heute habe und was ich bin, verdanke ich
diesem Sport. Ich will den jungen Cracks einiges von dem weitergeben, was ich
gelernt habe – und das macht auch Spaß.
Klaus Merk
-
Ernst Höfner
- aktuelle Co-Trainer Nationalmannschaft
Hans Zach
- Erfolge für Deutschland
Gerd Truntschka
Bernd Truntschka
Dieter
"Didi" Hegen
Goalgetter der Extraklasse für die Vereine und die Nationalmannschaft
Das
Ende des Viktor Wassiljewitsch Tichonov
Nach dem Aus bei CSKA verlor er im
Mai 2004 auch seinen Job im Nationalteam Seit
44 Jahren ist der heute 74jährige Viktor
Wassiljewitsch
Tichonov als Trainer tätig gewesen. Der ehemalige Verteidiger, der es gerade mal
auf ein Länderspiel für die UdSSR brachte, war ein Durchschnittsspieler und
wurde dann der erfolgreichste Trainer aller Zeiten.Viktor Tichonov wurde als
Chefcoach der Sbornaja mit dem UdSSR-Team 1984,1988 und 1992 Olympiasieger,
gewann mit seinen Puckkünstlern acht Welt- und zehn
Europameister-titel, sowie 1981 den Canada-Cup. 13-mal wurde er mit CSKA Moskau
Landesmeister und Europacup-Sieger. Als um 1990 seine Puck-Soldaten „freie
Menschen“ wurden, ging es bergab mit dem alten, sehr autoritär agierenden
Trainer-Boss. Seit nunmehr 14 Jahren hat Viktor Tichonov weder mit CSKA noch mit
der Sbornaja einen Titel gewonnen . 1996 wurde er bei CSAK, nach einem 17. Platz
in der Liga wegen Erfolglosigkeit entlassen. In einem Handstreich seiner
alten Militär-Kumpels, ließ er sich zum Klubpräsidenten wählen und übernahm
wieder das Traineramt.
Beim Nationalteam
beendete der Verband nach einem fünten Rang bei der WM 1992 die
Zusammenarbeit. 1994 wurde er als Chefcoach des Olympiateams zurückgeholt, aber
nach einen vierten Platz wieder gefeuert.
Vor Beginn der
Weltmeisterschaft 2004 in Prag wurde Viktor Tichonov bei CSKA „weggelobt“, damit
er sich voll dem neuen Job als Nationaltrainer widmen kann. Nach dem schlechten
Abschneiden in Prag kam wieder das Aus. Verbandspräsident Alexander Steblin
nahm im den Cheftrainer-Posten weg. Da sein Vertrag mit dem Verband bis 2006
läuft wurde Tichonov zum „Verbandsberater“ umfunktioniert. In Moskau fragt man
sich – wann kommt Vitor Tichonov wieder?
Interessant ist, dass die
bisherigen Nachfolger von Tichonov im Nationalteam auch keine großen Erfolge
mehr erkämpfen konnten. Die Ausnahme: Sein erster Nachfolger Boris Michailow
gewann mit der noch von Tichonov geschulten Sbornaja Olympiagold 1992 und
wurde Weltmester 1993. Ex-Tichonov-Assistent Vladimir Yurzinov holte 1998
Olympia-Silber und Tichonov-Erzfeind Vyacheslav Fetisov, heute Sportminister
Russlands, gewann bei Olympia 2002 Bronze. Bei allen Weltmeisterschaften nach
Tichonov von 1994 bis heute gab es keinen Platz auf dem Treppchen mehr für die
Russen-Cracks. Vladimir Vassiljev (1996), Igor Dmitriev (1997); Vladimir
Yurzinov (1998,99), Alexander Yakushev (2000) und Boris Michailow 2001, 2002,03)
versuchten vergeblich auf einen Madaillenplatz zu kommen.
Die
Nachfolger
CSKA Moskau holte als
Tichonov-Nachfolger den ehemaligen Puckzauberer Vyacheslav Bykov. Der am
24.7.1960 in Tschelyabinsk geborene Mittelstürmer kam 1982 von Traktor
Tschelyabinsk zu CSKA Moskau, wo er eine große Karriere startete. Mit dem
Nationalteam gewann er 1988 und 1992 Olympia-Gold, sowie sechs Weltmeistertitel.
1989 kam er in das WM-All Star-Team, wo die Sturmformation Sergej Makarov,
Vyacheslav Bykov und Steve Yzerman (CAN) lautete. 1990 war Bykov zusammen mit
Adrej Chomutov der erste offizielle Auslandsprofi Russlands. Die beiden Moskauer
spielten in der Schweiz für den HC Fribourg.
Jetzt kehrte der kleine
Centerstürmer zu CSKA als Chefcoach zurück und soll eine neue Meistermannschaft
aufbauen. Der neue Finanzboss von CSKA soll noch reicher als sein Landsmann
Roman Abramowitch sein, der neben dem Fußballklub Chelsea London auch den neuen
Eishockey-Landesmeister Russlands, Avangard Oms finanziert. Das
Nationalteam wird vorerst beim World-Cup 2004 von Zinetula Bilyaletdinov
gecoacht.
Der Mann aus einer Tatarenfamilie
wurde am 13.3.1955 in Moskau geboren und spielte bei Dynamo Moskau. Mit dem
Nationalteam gewann der Weltklasseverteidiger Olympia-Gold 1984 und wurde
sechsmal Weltmeister. 1981 stand er im UdSSR-Team das den Canada-Cup gewann.
1988 begann er als Trainer-Assistent bei Dynamo Moskau. Mitte der 90er Jhre
praktizierte er in Nordamerika im Trainerstab der Winnipeg Jets und nach dem
Umzug bei Phoenix Coyotes, sowie bei den Chicago Black Hawks. 2002 wurde er
Chefcoach beim HC Lugano (Schweiz) und 2003 bei Dynamo Moskau. Mit ihm hofft man
näher an die NHL-Profis heranzukommen, die unter Tichonov nicht mehr für
Russland spielen wollten. Vladimir Yurzinov wird sein Assistent sein. Hat er
Erfolg, wird er einen eigenen Trainerstab bilden.
Puck-Stars drängten in die Duma -
Vladislav Tretjak ins Parlament gewählt
Einst gewannen sie Titel und Goldmedaillen in Serie für die UdSSR und wurden
hochrangige Offiziere der
Roten Armee. Heute sind einige von ihnen bereits in der Staatsduma in Moskau,
dem Parlament
Russlands.
Bei der Wahl 2003 wurde auch Torwart-Legende Vladislav Tretjak in die Duma
gewählt. Der „Mann mit den tausend Händen“, wie man ihn nannte, ließ sich in der
Provinzregion Saratov (an der Wolga) wählen. Für die Region war es eine
Sensation, einen so prominenten Kandidaten zu haben.
Insider behaupten, dass
ihn das ein paar tausend Dollar gekostet hat. Tretjak war zehnmal Weltmeister,
neunmal Europameister, dreimal Olympiasieger und bestritt 287 Länderspiele für
die damalige Soviet Union. Sein Freund Wayne Gretzky verschaffte ihm
Werbeverträge in Nordamerika (Rasierklingen) und einen Job als Torwarttrainer
bei den Chicago Black Hawks in der NHL. So konnte er seine Pension als
Oberstleutnant i.R. die rund 90 Dollar monatlich einbrachte, gewaltig
aufbessern. Nach der politischen Wende eröffnete er in Moskau einen
Eishockeyschule für junge Talente. Als Duma-Abgeordneter will er jetzt seinen
Job in Chicago aufgeben und nur noch in Moskau leben. „Gut leben“, wie seine
Freunde meinen, denn,“ wer in der Duma sitzt hat ausgesorgt !“
Tretjak ist aber nicht
der erste Eishockeystar, der in die Politik ging. Schon 1990 war der eistige
Puckzauberer und Publikumsliebling Anatoli Firsov Parlamentsmitglied in der
Duma.
Firsov starb vor vier Jahren. Noch
weiter oben in der Politik-Hirarchie sind die beiden einstigen Superstars der
Sbornaja
Vyacheslav
Fetisov (Links) und Sergej Makarov. Beide waren nach der Wende Profis in
Nordamerika und brachten viele Dollars mit nach Moskau.
„Die beiden könnten mit ihren Dollars den Kreml kaufen,“ sagte damals der
Journalist und Dichter Igor Tarabrin.
Vyachseslav Fetisov, der Weltklasseverteidiger sagte schon 1990 in New York,
dass er einmal Präsident Russlands werden will. Jetzt ist er seit ein paar
Jahren Sportminister in der Putin-Regierung. Und er holte sich seinen alten
Kumpel Sergej Makarov als Stellvertreter (eine Art Staatssekretär) ins Amt. Die
Sbornaja ist also gut vertreten, wenn es ums regieren geht.
1992:
Russen-Superstar Valer Wasiljev und sein Schwiegersohn
Valer
Wasiljev, der mit der Rückennummer 6 für die UdSSR spielte, gewann bei 12
WM-Turnieren neunmal den Weltmeistertitel und wurde achtmal Europameister. Er
war zweimal Olympiasieger und gewann 1981 mit dem UdSSR-Team den Canada-Cup. Der
Blueliner von Dynamo Moskau bestritt 284 Länderspiele. Ein alter Hase am
Puck. Sein Schwiegersohn ist Alexej Zhamnov. Der spielte bei den Chicago Black
Hawks und war sogar der Kapitän des NHL-Teams. Auch er hat drei Olympiamedaillen
in seinem Souvenirschrank, 1992 Gold, 1998 Silber und 2002 Bronze. Von Dynamo
Moskau ging er 1992 zu den Winnipeg Jets und spielte dann ab 1996 für Chcago.
2002: Gretzky & Friends regieren
die Coyotes
Der Ex-Weltstar ist auch als Klub-Offizieller eine Lichtgestalt
Fünf Jahre nach dem Ende seiner
großen aktiven Karriere, ist Wayne Gretzky im NHL-Bereich weiter
erfolgreich. Der Mann, der als Spieler massenhaft Rekorde aufstellte ( incl.
Play-offs: 1626 Spiele, 1007 Tore,
2170 Assists = 3177 Punkte) und für Edmonton Oilers, Los Angeles Kings, St.
Louis Blues und New York
Rangers 18 Jahre in der NHL spielte, ist seiner NHL treu geblieben.
Man kann ihn in der Vielseitigkeit mit Franz Beckenbauer vergleichen. Was er in
die Hand nimmt, bringt Erfolg. Er gewann als
Teamchef
mit Kanada die Olympia-Goldmedaille 2002, er war Motor der Olympiabewerbung von
Vancouver und ist Mitbesitzer des NHL-Teams Phoenix Coyotes in Arizona. Er
machte durch seine Engagement Eishockey in der Wüste von Arizona bekannt – und
erfolgreich. Wo einst die Apatschen den Büffel jagten, pilgern heute die Fans
in die America West Arena (Kapazität 16 210 Zuschauer) um das Spiel mit dem Puck
zu bewundern. Eine neue, moderne Arena ist in Planung.
Bei den Coyotes ist Wayne Gretzky
Mitbesitzer des Teams und Management- Partner mit seiner Firma. Klubchef und
Besitzer-Kollege Steve Ellman ist glücklich, den Superstar in Arizona zu haben:
„Wenn Wayne kommt, gehen alle Türen
auf! Wayne ist aber noch immer Profi und holt sich Profis in seinen Umkreis.
Profis, die er kennt, mit denen er mal gespielt hat. Für einige ist der Ruf nach
Phoenix ein Ehre, für Männer wie Marty McSorley ein Dankeschön. Marty war bei
den Edmonton Oilers der „Polizist“, der Leibwächter für Gretzky auf dem Eis.
Zuerst 1985-88 in Edmonton, dann 1988-90 bei den Los Angeles Kings. Wer
dem Star zu nahe kam, bekam es mit dem eisenharten Marty zu tun.“ Zum Dank holte
ihn Wayne als Chefcoach des Farmteams Springfield Falcons in das
Coyote-Umfeld. Seinen langjährigen erfolg-reichen persönlichen Spieleragenten
Mike Barnett hat er als General-Manager im Team. Assistent-Coach Pat Conacher
spielte mit Gretzky bei Edmonton und 1992-96 bei Los Angeles. Der einstige
Star-Verteidiger Paul Coffey, der mit Wayne 1980-87 bei Edmonton und dann auch
noch in Los Angeles auf dem Eis stand, ist Coyotes-
Scout im Profi-Bereich,
wo ihm Warren Rychel hilft, der 1992-95 mit Wayne in Los Angeles spielte. Im
Amateuer-Bereich scoutet Wayne-Bruder Keith Gretzky für die Coyotes. Ihm zur
Seite steht Shane Churla, der bei Los Angeles und bei den Rangers in New York
Gretzkys Teamkollege war. Ex-Edmonton-Goalie Eddie Mio
ist im
„Entwicklungsbereich Torhüter“ für Phoenix aktiv. Im Medienstab ist der
einstige Lokalheld der Los Angeles Kings, Charlie Simmer tätig. Die Cracks um
den großen Wayne, nennt man in Phoenix den „Gretzky-Clan“. Das aber nicht
negativ, sondern anerkennend, denn die Coyotes sind ja erfolgreich. Den
Europa-Kontakt hält der aus Moskau stammende Medien-Spezialist Igor Kuperman,
der Gretzky sehr nahe steht. Die Phoenix Coyotes spielen in der
Pacific-Division der NHL und haben in dieser sehr ausgeglichenen Gruppe
noch Tuchfühlung zu den Play-off-Plätzen.
Und da will Gretzky sein
Team auch sehen. Vom Stanley-Cup träumt man in Arizona „noch“ nicht , aber man
traut es Gretzky zu, das einmal zu schaffen.
NHL-Preise und Ehrungen
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Sp. d. Jahres
(Gewerkschaft)
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Wertvollster
Spieler Play-0ffs
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NHL-All
Star-Team gewählt
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NHL-All
Star-Match gespielt
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Mitglied der Hall of Fame ab1999
NHL-Rekorde für die Ewigkeit
Play-offs:
Meiste Tore (122), meiste Assists (260), meiste Punkte (382),meiste Siegtore
(24), meiste Spiele mit 3 u. 4 Toren (10)
Reguläre Saison Karriere:
Meiste Tore (894), meiste Assists (1 963),meiste Punkte( 2.857)
Saison :
Meiste Tore (92), meiste Assists (163), meiste Punkte (215)
Dazu mehrere Rekorde als Centerstürmer und bei Reguläre Saison + Play-offs.
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