Berlin/Duisburg, 11. Februar 2025
- Die Abgeordneten sind weiterhin besorgt über die
anhaltend hohe Inflation und die Auswirkungen auf
einkommensschwache Gruppen. Die EZB sollte einen
„geopolitischen Plan“ ausarbeiten, um die
Auswirkungen von Konflikten auf die Preisstabilität
zu bewerten. Die EZB sollte nicht allein darüber
entscheiden, wann und wie sie einen digitalen Euro
einführt.
Am Dienstag verabschiedete das Plenum Empfehlungen
an die Europäische Zentralbank nach einer Debatte
über deren Prioritäten und Tätigkeiten mit
Präsidentin Christine Lagarde am Montag. Mit 378
Ja-Stimmen, 233 Nein-Stimmen und 26 Enthaltungen
fordern die Abgeordneten die EZB auf, mehr zu tun,
um die Inflation einzudämmen, deren schlimmste
Auswirkungen sich am meisten auf die Schwächsten in
der Gesellschaft auswirken. Außerdem wollen sie
sicherstellen, dass die Einführung eines digitalen
Euros die Bedenken von Bürgern berücksichtigt. Zum
ersten Mal fordert das Parlament die EZB
ausdrücklich dazu auf, zu bewerten, wie Krieg und
Konflikte die Preisstabilität beeinflussen können.
Sorgen um die Inflation Die Abgeordneten sind
weiterhin beunruhigt wegen des „nach wie vor hohen
Niveaus“ der Inflation und sie argumentieren, dass
Preissteigerungen diejenigen mit niedrigeren
Einkommen am härtesten treffen.
Sie erinnern an die „fehlerhafte Einschätzung der
EZB, dass der Anstieg der Inflation nur
vorübergehend sein dürfte“, und rufen dazu auf, die
Wirtschaftsprognosemodelle „weiterhin zu überprüfen
und zu verbessern, um aus vorangegangenen Krisen zu
lernen“.
Das Parlament kritisiert auch die „erhebliche
Beihilfe für den Bankensektor“, die sich indirekt
aus der EZB-Politik ergibt, und die zu hohen
Zinszahlungen auf Bankeinlagen bei der EZB geführt
hat, und fordert Maßnahmen zur Abmilderung dieses
Problems.
Einführung des digitalen Euro
Die Abgeordneten sagen, dass das Vertrauen der
Öffentlichkeit für eine erfolgreiche Einführung des
digitalen Euro notwendig ist.
Sie fordern die EZB auf, die Vorteile des digitalen
Euro aufzuzeigen, bevor die Gesetzgeber, und nicht
der EZB-Rat, über seine Einführung entscheiden
(Änderungsanträge 41 und 5). Sie betonen, „dass der
digitale Euro als Ergänzung zu Bargeld“ dienen und
„jederzeit allgemein verfügbar und zugänglich“ sein
soll. Auch „Bedenken hinsichtlich der
Finanzstabilität sowie mögliche strukturelle
Veränderungen im Finanzsektor“, die sich aus der
Einführung des digitalen Euro ergeben, müssen
berücksichtigt werden, so die Abgeordneten.
Forderung nach einem neuen „geopolitischen
Plan“
Zum ersten Mal fordern die Abgeordneten die EZB auf,
einen geopolitischen Plan für die Jahre 2025-2030
auszuarbeiten, „um die Auswirkungen von Krieg und
Konflikten auf die Preisstabilität besser zu
verstehen“. Das Parlament möchte auch, dass die EZB
bewertet, inwieweit sich der Klimawandel auf ihre
Fähigkeit auswirkt, Preisstabilität zu
gewährleisten. Die EZB sollte „alle ihr zur
Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen, um
sicherzustellen, dass Banken sämtliche finanziellen
und externen Risiken ernst nehmen, auch Risiken in
den Bereichen Klima und Geopolitik“, heißt es in der
Entschließung.
Die Abgeordneten bestehen darauf, dass die
Preisstabilität das vorrangige Ziel der EZB bleibt,
und warnen davor, dass eine „Überschreitung dieses
Mandats die Unabhängigkeit der EZB beeinträchtigt“.
Debatte mit Christine Lagarde
Während der Plenardebatte am Montag stritten sich
die Abgeordneten über die Frage, wie marktneutral
die EZB-Politik sein sollte und inwieweit
Preisstabilität das Handeln der EZB bestimmen
sollte. Eine Reihe von Abgeordneten argumentierten,
dass sich die EZB stärker auf die Bedürfnisse der
einfachen Menschen konzentrieren sollte, während
andere die Meinung vertraten, die EZB müsse in der
heutigen volatilen Welt besser auf geopolitische
Schocks vorbereitet sein.
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