Stadtentwicklung und neuer Masterplan Duisburg
Duisburg historisch - und heute
Masterplan Duisburg oder nur zurück zu „Duisburg wie es früher einmal war“?:
Die Bedeutung der Innenstadt vor 40 Jahren

Duisburgs Projekte zum Emscherlandschaftsplan
DU: 114 KilometerWasserfront

 

Masterplan Innenstadt:
Frauenbüro legt außergewöhnlichen Forderungskatalog vor – breite Bürgerinnenbeteiligung bildete Grundlage 

 

Duisburger Frauenkonferenz „Duisburg wird ‚Gender-City’?!“

Die 8. vom Frauenbüro ausgerichtete Duisburger Frauenkonferenz, die traditionell für eine

breite Öffentlichkeit in der Kath. Familienbildungsstätte am Innenhafen (Wieberplatz)

stattfand, befasste sich zentral mit dem Themenkomplex „Frauenspezifische Belange in der

Duisburger Stadtplanung bzw. -entwicklung“, die Doris Freer in ihrem Einführungsvortrag

„Zukunftsperspektiven für Duisburg aus Frauensicht – Frauenforderungen an eine

Lebenswertere Zukunft 1996 – 2006“ zusammenfassend darstellte. Die hier

zusammengefassten Forderungen basierten – über den Anhörungsprozess mit dem Büro

Foster und Partners hinaus – auf der Veranstaltung „Duisburger Projekte für eine

lebenswertere Zukunft“, die das Frauenbüro in Zusammenarbeit mit

• der „Globus“ Gesamtschule am Dellplatz und

• der Infostelle „Dritte Welt“

sowie mit der weiteren Unterstützung von ReferentInnen

• der AG Prävention der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) und

• dem Bundesverband der Verbraucherzentrale

im Rahmen der Duisburger Akzente 2006 im Mai 2006 durchgeführt hatte.

Beim Podiums- bzw. Werkstattgespräch mit Publikumsbeteiligung im Rahmen der

Frauenkonferenz wurden wichtige städtische EntscheidungsträgerInnen eingebunden:

• Dipl. Kfm. Dietmar Cremer, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Gemeinnützige

Baugesellschaft (GEBAG),

• Jürgen Dressler, Beigeordneter für Stadtentwicklung der Stadt Duisburg,

• Uwe Gerste, Geschäftsführer der Duisburg Marketing GmbH,

• Dipl. Ing. Angela Müller, Referat für strategische Umweltkoordination der Stadt

Duisburg als Vertreterin des Umweltdezernats der Stadt,

• Dipl. Ök. Astrid Schulte, Geschäftsführerin der Niederrheinischen Industrie- und

Handelskammer Duisburg - Wesel – Kleve.

Die folgenden Forderungen/Empfehlungen wurden

• mit dem Podium ausführlich unter Publikumsbeteiligung diskutiert

• und die Ergebnisse wurden abschließend von der Duisburger Frauenkonferenz im

Konsens verabschiedet:

Katalog der Frauenforderungen/Empfehlungen an eine nachhaltige Innenstadtentwicklung

 

Forderung 1:

Frauen-, familien- und kinderfreundlichere Innenstadtgestaltung

Forderung 1 a)

Anforderungen an Einzelhandel und Stadtgestaltung:

Bedürfnisse von Frauen/Eltern mit Kindern:

- Errichtung von Kinderspielplätzen oder Spielecken in der Stadt;

- evtl. als Modellvorhaben: betreutes Kinderspielen

- Einrichtung öffentlicher Toilettenanlagen - mit Wickelgelegenheiten

- Einrichtung von Stillecken und Wickelräumen in Einzelhandel und Gastronomie

Bedürfnisse von Müttern:

- Sitzgelegenheiten eben nicht nur im Wickel- und Sandkastenbereich, damit Mütter

nicht gettoisiert werden

- Sitzgelegenheiten kommunikationsfördernd anordnen;

- Sitzgelegenheiten mit Armlehnen für stillende Mütter

Bedürfnisse von Frauen- allgemein:

- Einrichtung/Förderung eines Frauenhotels

Forderung 1 b)

Anforderungen an Mobilität:

1. Verbesserung des ÖPNV, barrierefrei und kinderwagen-kompatibel

2. Kinder- und familienfreundlich heißt auch fahrradfreundlich und hier sollte die

Innenstadtentwicklung konsequent hinführen u.a. durch:

- große Stellplätze für Fahrräder; Familien kommen mit den Kindern per Rad in

die Stadt. Als Beispiel ist der Radweg von Duissern Ackerfähre zum Zentrum

entlang des Rhein-Herne Kanals zu nennen. Auch diesen Weg befahren noch

viel zu wenig Menschen (grün; am Wasser; keine Autoverkehr; ruhig und dies

mitten in der Stadt. Dieser Weg ist „best practise“ für die Symbiose von

Autoverkehr und Fuß-Radwegenetz.

- Verbesserung des Systems der Fahrradwege im Innenstadtbereich:

a. bessere Abgrenzung zu den Fußwegen

b. Möglichkeit zur Linkseinordnung

c. Möglichkeit, sich bei Rot vor den Autos einzuordnen

d. Radwege ökologisch pflastern und breit genug für Kinderfahrradanhänger

an großen vierspurigen Straßen zweispurige Radwege rechts und links

(gegenläufige Radwege)

Forderung 2:

Einrichtung eines Duisburger Frauenwohnprojekts „Beginenhof“

Motto: Duisburger Frauen leben miteinander – füreinander

Stichworte:

- Hauptmerkmale: Generationenübergreifend und gegenseitig unterstützend

- Standort: im ersten Schritt in der Duisburger Innenstadt (Tradition: die

mittelalterlichen Beginenhöfe in Duisburg; seit dem 14. Jh. in Duisburg sind

drei Standorte bekannt)

- charakteristische Merkmale: Selbständigkeit in Gemeinschaft; Vereinsamung

entgegenwirken

- Ausstattung: zielgruppenspezifisch, Mischung unterschiedlicher Wohnformen

und -größen (z.B. Seniorinnen-WG; Alleinerziehende unterschiedlichen Alters;

Einzelwohnungen)

- zielgruppenspezifische Ausgestaltung von Gemeinschaftseinrichtungen: z.B.

gemeinsame Nutzung der Waschküche; Fahrradkeller; Gemeinschaftsraum

zur Kommunikationsermöglichung /-förderung

- ggf. Einrichtung/Organisation von zielgruppenspezifischen Serviceleistungen

- Finanzierung: Mischung von Eigentumswohnungen und sozial gefördertem

Wohnungsbau (Eigentumsmaßnahmen und Mietwohnungen)

Forderung 3:

Gesundheitsförderung als Bestandteil der Innenstadtentwicklung

Durch:

Forderung 3 a)

Gesundheitsförderung durch Begrünung der Innenstadt

- Es sind innerstädtische Grüngürtel, ggf. Baum-Alleen anzulegen. Falls dies

aufgrund der U-Bahn-Situation nicht möglich sein sollte, ist die Entwicklung

von alternativen Begrünungskonzepten geboten.

- Kantpark und Dellplatz sind als zwei von mehreren miteinander zu

verbindenden „GreenSpots“ der Innenstadt zu gestalten.

- In einem zweiten Schritt müssen die GreenSpots mit dem Wasser verbunden

werden. Hierdurch wird das Leben am Wasser für die EinwohnerInnen - aber

auch für TouristInnen - wieder erfahrbar. Alle Wege sollten zu Fuß und per

Fahrrad „erfahren“ (im doppelten Wortsinn) werden können.

- In einem dritten Schritt muß der Grüngürtel mit seinen Spots in die Peripherie

gelangen (Süden, Westen, Norden; grüne Pfade in die peripheren Stadtteile).

Forderung 3 b)

Gesundheitsförderung durch Umbau des Kantparks zu einem kombinierten

Bewegungs- und Kulturpark

Dies wäre zu realisieren durch:

die Errichtung eines Gesundheitspfades, d. h. eines Lauf-, Geh- und Bewegungspfads

in Kombination mit Kunst mit folgenden Merkmalen:

• Anlage eines Gesundheitspfades, der mit einer entsprechenden

Beleuchtungsanlage nach dem Vorbild der Regattabahn (Sicherheitsaspekte)

auch nach Einbruch der Dunkelheit für Sport- und Freizeitzwecke genutzt

werden könnte

• ökologisch und sportmedizinisch motivierte Neugestaltung der Wege (andere

Beläge, Entsiegelung)

• ein so gestalteter Park – zudem der einzige größere Innenstadtpark

Duisburgs – wäre als „grüne Innenstadt-Lunge“ von unterschiedlichen

Zielgruppen zu Nutzen, z.B. von erwerbstätigen Frauen in der Mittagspause

• Schaffung von Aufenthalts- und Kommunikationsräumen für ALLE

Innenstadtbesucher und -besucherinnen

• Kantpark: auch in den Abendstunden bevölkern ; ParkwächterInnen einstellen

• Das zwingendste Thema für Frauen ist es aber, den Park so zu gestalten bzw.

und/oder zu überwachen, dass er – auch für Frauen – (wieder) sicher wird.

Forderung 3 c)

Gesundheitsförderung durch die Einrichtung eines „Fairkaufs“-Zentrums

Hier soll eine Marktlücke geschlossen werden:

a) mit einer breiten Produktpalette, mit z. B.

- Fair gehandelten Produkten aller Art

- Bioprodukten aller Art

- Regional vermarkteten Produkten

-

b) die in dieser Form in Duisburg bisher zentral nicht erhältlich ist

c) die Kaufkraft – auch überregional – hier bündeln soll.

Dieses „Gesundheitskaufhaus“ („Fairkaufs“-Zentrum) wäre zu gestalten

• als Zentrum für Ernährung und Textilien aus fairem Handel, Bio-Produkten und

regionaler Vermarktung

• und darüber hinaus als „Kommunikationszentrum für Verbraucher/innenschutz“, z. B.

durch Einbeziehung von Beratungsangeboten durch das neu gegründete Institut für

Verbraucherschutz der Stadt Duisburg sowie durch die Verbraucherzentrale.

Das „Duisburger Frauennetzwerk Lokale Agenda 21“ unterstützt die Kampagne

„Fairplay - Duisburg handelt fair!“. Als Hintergrund dafür wurde vom „Duisburger

Frauennetzwerk LA 21“ genannt:

• Frauen wollen ‚fairer’ einkaufen und damit u. a. eine nachhaltige Lebensweise in der

Stadt Duisburg unterstützen sowie weltweit Frauen bzw. Frauenprojekte dadurch

fördern.

• Gesunde Ernährung und fairer Handel wird in Duisburg immer noch kaum

wahrgenommen. Daher befürwortet das Frauennetzwerk eine Teilnahme der Stadt

Duisburg am bundesweiten Wettbewerb„Hauptstadt des fairen Handels“, der alle 2

Jahre unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung stattfindet.

Forderung 4:

Verbesserung der Lebens- und Freizeitqualität unter der Perspektive

„frauenfreundliche Stadt am Wasser“

Folgende Projekte werden vorgeschlagen:

- Freibad am Innenhafen (Vorbild Bodensee) - Pontons im Wasser

- Sandkisten (Vorbild Kiel), kleine Sandstrände in der Innenstadt als Spiel- und

Kommunikationsecken

- Sportgeräte in der City verteilen

- Herstellung von Barrierefreiheit in der Stadt

Weiteres Vorgehen

Die Umsetzung des Katalogs der „Frauenforderungen/Empfehlungen

an eine nachhaltige Innenstadtentwicklung in Duisburg“ ist Querschnittsaufgabe der

Verwaltung und erfolgt unter Federführung des Dezernats V in Kooperation mit dem

Frauenbüro.

Sofern Einzelthemen dieser Vorlage zur Umsetzung vorgeschlagen werden, wird, falls

erforderlich, jeweils eine Einzelvorlage erstellt.

 

Geschlechtsspezifische Auswirkungen

Vor dem Hintergrund der Masterplanung Innenstadt wurde – mit Unterstützung des

Verwaltungsvorstandes – auf Initiative der Frauenbeauftragen ein differenzierter Katalog von

„Frauenforderungen bzw. Handlungsempfehlungen“ unter Einbeziehung des „Duisburger

Frauennetzwerks Lokale Agenda 21“ insbesondere im Rahmen von zwei zentralen

Veranstaltungen in 2006 erarbeitet und zwar

• im Kontext der für das „Duisburger Frauennetzwerk Lokale Agenda 21“ organisierten

Anhörung zum „Masterplan Innenstadt“ durch das Büro Foster und Partners,

London, und

• darauf aufbauend, im Rahmen der öffentlichen 8. Duisburger Frauenkonferenz unter

dem Titel „Duisburg wird ‚Gender-City’?!“.

Sämtliche in der Vorlage dokumentierten und erläuterten „Frauenforderungen/

Empfehlungen“ verweisen auf geschlechtsspezifische Auswirkungen der Stadtentwicklung

und beabsichtigen die Umsetzung des Ziels Geschlechtergerechtigkeit in der Stadtplanung

im Kontext der Masterplanung Duisburg Innenstadt.

Rechtliche Grundlagen dafür sind:

- Das Landesplanungsgesetzes NRW (LPIG) in der Fassung vom

3. Mai 2005, § 1 Ziffer 2:

„Die Raumordnung soll die Landesentwicklung in der Weise beeinflussen, dass

unerwünschte Entwicklungen verhindert und erwünschte Entwicklungen ermöglicht

und gefördert werden; insbesondere ist auch hier das Prinzip des Gender

Mainstreaming zu beachten.“

sowie

- das Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr in Nordrhein-Westfalen

(ÖPNVG NRW) vom 7. März 1995, § 2 Ziffer 9:

„Den spezifischen Belangen von Frauen und Männern, Personen, die Kinder

betreuen, Kindern und Fahrradfahrern ist bei der Planung und Ausgestaltung des

ÖPNV in geeigneter Weise gleichermaßen Rechnung zu tragen.“

In der Umsetzung dieser rechtlichen Grundlagen in die gesellschaftliche Realität sieht das

Frauenbüro einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung und Qualitätssteigerung dieses

für Duisburg wichtigen Vorhabens; denn die Orientierung am Prinzip der Passgenauigkeit für

die unterschiedlichen Zielgruppen – hier speziell der Frauen – im Kontext von Stadtplanung,

d. h. die Orientierung am Prinzip des Gender Mainstreamings, ist nach aktuellem

Forschungsstand als Markenzeichen eines hochwertigen Städtebaus zu werten