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Masterplan Innenstadt: Frauenbüro legt außergewöhnlichen Forderungskatalog vor – breite Bürgerinnenbeteiligung bildete Grundlage |
Duisburger Frauenkonferenz „Duisburg wird ‚Gender-City’?!“ Die 8. vom Frauenbüro ausgerichtete Duisburger Frauenkonferenz, die traditionell für eine breite Öffentlichkeit in der Kath. Familienbildungsstätte am Innenhafen (Wieberplatz) stattfand, befasste sich zentral mit dem Themenkomplex „Frauenspezifische Belange in der Duisburger Stadtplanung bzw. -entwicklung“, die Doris Freer in ihrem Einführungsvortrag „Zukunftsperspektiven für Duisburg aus Frauensicht – Frauenforderungen an eine Lebenswertere Zukunft 1996 – 2006“ zusammenfassend darstellte. Die hier zusammengefassten Forderungen basierten – über den Anhörungsprozess mit dem Büro Foster und Partners hinaus – auf der Veranstaltung „Duisburger Projekte für eine lebenswertere Zukunft“, die das Frauenbüro in Zusammenarbeit mit • der „Globus“ Gesamtschule am Dellplatz und • der Infostelle „Dritte Welt“ sowie mit der weiteren Unterstützung von ReferentInnen • der AG Prävention der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) und • dem Bundesverband der Verbraucherzentrale im Rahmen der Duisburger Akzente 2006 im Mai 2006 durchgeführt hatte. Beim Podiums- bzw. Werkstattgespräch mit Publikumsbeteiligung im Rahmen der Frauenkonferenz wurden wichtige städtische EntscheidungsträgerInnen eingebunden: • Dipl. Kfm. Dietmar Cremer, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Gemeinnützige Baugesellschaft (GEBAG), • Jürgen Dressler, Beigeordneter für Stadtentwicklung der Stadt Duisburg, • Uwe Gerste, Geschäftsführer der Duisburg Marketing GmbH, • Dipl. Ing. Angela Müller, Referat für strategische Umweltkoordination der Stadt Duisburg als Vertreterin des Umweltdezernats der Stadt, • Dipl. Ök. Astrid Schulte, Geschäftsführerin der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg - Wesel – Kleve. Die folgenden Forderungen/Empfehlungen wurden • mit dem Podium ausführlich unter Publikumsbeteiligung diskutiert • und die Ergebnisse wurden abschließend von der Duisburger Frauenkonferenz im Konsens verabschiedet: Katalog der Frauenforderungen/Empfehlungen an eine nachhaltige Innenstadtentwicklung
Forderung 1: Frauen-, familien- und kinderfreundlichere Innenstadtgestaltung Forderung 1 a) Anforderungen an Einzelhandel und Stadtgestaltung: Bedürfnisse von Frauen/Eltern mit Kindern: - Errichtung von Kinderspielplätzen oder Spielecken in der Stadt; - evtl. als Modellvorhaben: betreutes Kinderspielen - Einrichtung öffentlicher Toilettenanlagen - mit Wickelgelegenheiten - Einrichtung von Stillecken und Wickelräumen in Einzelhandel und Gastronomie Bedürfnisse von Müttern: - Sitzgelegenheiten eben nicht nur im Wickel- und Sandkastenbereich, damit Mütter nicht gettoisiert werden - Sitzgelegenheiten kommunikationsfördernd anordnen; - Sitzgelegenheiten mit Armlehnen für stillende Mütter Bedürfnisse von Frauen- allgemein: - Einrichtung/Förderung eines Frauenhotels Forderung 1 b) Anforderungen an Mobilität: 1. Verbesserung des ÖPNV, barrierefrei und kinderwagen-kompatibel 2. Kinder- und familienfreundlich heißt auch fahrradfreundlich und hier sollte die Innenstadtentwicklung konsequent hinführen u.a. durch: - große Stellplätze für Fahrräder; Familien kommen mit den Kindern per Rad in die Stadt. Als Beispiel ist der Radweg von Duissern Ackerfähre zum Zentrum entlang des Rhein-Herne Kanals zu nennen. Auch diesen Weg befahren noch viel zu wenig Menschen (grün; am Wasser; keine Autoverkehr; ruhig und dies mitten in der Stadt. Dieser Weg ist „best practise“ für die Symbiose von Autoverkehr und Fuß-Radwegenetz. - Verbesserung des Systems der Fahrradwege im Innenstadtbereich: a. bessere Abgrenzung zu den Fußwegen b. Möglichkeit zur Linkseinordnung c. Möglichkeit, sich bei Rot vor den Autos einzuordnen d. Radwege ökologisch pflastern und breit genug für Kinderfahrradanhänger an großen vierspurigen Straßen zweispurige Radwege rechts und links (gegenläufige Radwege) Forderung 2: Einrichtung eines Duisburger Frauenwohnprojekts „Beginenhof“ Motto: Duisburger Frauen leben miteinander – füreinander Stichworte: - Hauptmerkmale: Generationenübergreifend und gegenseitig unterstützend - Standort: im ersten Schritt in der Duisburger Innenstadt (Tradition: die mittelalterlichen Beginenhöfe in Duisburg; seit dem 14. Jh. in Duisburg sind drei Standorte bekannt) - charakteristische Merkmale: Selbständigkeit in Gemeinschaft; Vereinsamung entgegenwirken - Ausstattung: zielgruppenspezifisch, Mischung unterschiedlicher Wohnformen und -größen (z.B. Seniorinnen-WG; Alleinerziehende unterschiedlichen Alters; Einzelwohnungen) - zielgruppenspezifische Ausgestaltung von Gemeinschaftseinrichtungen: z.B. gemeinsame Nutzung der Waschküche; Fahrradkeller; Gemeinschaftsraum zur Kommunikationsermöglichung /-förderung - ggf. Einrichtung/Organisation von zielgruppenspezifischen Serviceleistungen - Finanzierung: Mischung von Eigentumswohnungen und sozial gefördertem Wohnungsbau (Eigentumsmaßnahmen und Mietwohnungen) Forderung 3: Gesundheitsförderung als Bestandteil der Innenstadtentwicklung Durch: Forderung 3 a) Gesundheitsförderung durch Begrünung der Innenstadt - Es sind innerstädtische Grüngürtel, ggf. Baum-Alleen anzulegen. Falls dies aufgrund der U-Bahn-Situation nicht möglich sein sollte, ist die Entwicklung von alternativen Begrünungskonzepten geboten. - Kantpark und Dellplatz sind als zwei von mehreren miteinander zu verbindenden „GreenSpots“ der Innenstadt zu gestalten. - In einem zweiten Schritt müssen die GreenSpots mit dem Wasser verbunden werden. Hierdurch wird das Leben am Wasser für die EinwohnerInnen - aber auch für TouristInnen - wieder erfahrbar. Alle Wege sollten zu Fuß und per Fahrrad „erfahren“ (im doppelten Wortsinn) werden können. - In einem dritten Schritt muß der Grüngürtel mit seinen Spots in die Peripherie gelangen (Süden, Westen, Norden; grüne Pfade in die peripheren Stadtteile). Forderung 3 b) Gesundheitsförderung durch Umbau des Kantparks zu einem kombinierten Bewegungs- und Kulturpark Dies wäre zu realisieren durch: die Errichtung eines Gesundheitspfades, d. h. eines Lauf-, Geh- und Bewegungspfads in Kombination mit Kunst mit folgenden Merkmalen: • Anlage eines Gesundheitspfades, der mit einer entsprechenden Beleuchtungsanlage nach dem Vorbild der Regattabahn (Sicherheitsaspekte) auch nach Einbruch der Dunkelheit für Sport- und Freizeitzwecke genutzt werden könnte • ökologisch und sportmedizinisch motivierte Neugestaltung der Wege (andere Beläge, Entsiegelung) • ein so gestalteter Park – zudem der einzige größere Innenstadtpark Duisburgs – wäre als „grüne Innenstadt-Lunge“ von unterschiedlichen Zielgruppen zu Nutzen, z.B. von erwerbstätigen Frauen in der Mittagspause • Schaffung von Aufenthalts- und Kommunikationsräumen für ALLE Innenstadtbesucher und -besucherinnen • Kantpark: auch in den Abendstunden bevölkern ; ParkwächterInnen einstellen • Das zwingendste Thema für Frauen ist es aber, den Park so zu gestalten bzw. und/oder zu überwachen, dass er – auch für Frauen – (wieder) sicher wird. Forderung 3 c) Gesundheitsförderung durch die Einrichtung eines „Fairkaufs“-Zentrums Hier soll eine Marktlücke geschlossen werden: a) mit einer breiten Produktpalette, mit z. B. - Fair gehandelten Produkten aller Art - Bioprodukten aller Art - Regional vermarkteten Produkten - b) die in dieser Form in Duisburg bisher zentral nicht erhältlich ist c) die Kaufkraft – auch überregional – hier bündeln soll. Dieses „Gesundheitskaufhaus“ („Fairkaufs“-Zentrum) wäre zu gestalten • als Zentrum für Ernährung und Textilien aus fairem Handel, Bio-Produkten und regionaler Vermarktung • und darüber hinaus als „Kommunikationszentrum für Verbraucher/innenschutz“, z. B. durch Einbeziehung von Beratungsangeboten durch das neu gegründete Institut für Verbraucherschutz der Stadt Duisburg sowie durch die Verbraucherzentrale. Das „Duisburger Frauennetzwerk Lokale Agenda 21“ unterstützt die Kampagne „Fairplay - Duisburg handelt fair!“. Als Hintergrund dafür wurde vom „Duisburger Frauennetzwerk LA 21“ genannt: • Frauen wollen ‚fairer’ einkaufen und damit u. a. eine nachhaltige Lebensweise in der Stadt Duisburg unterstützen sowie weltweit Frauen bzw. Frauenprojekte dadurch fördern. • Gesunde Ernährung und fairer Handel wird in Duisburg immer noch kaum wahrgenommen. Daher befürwortet das Frauennetzwerk eine Teilnahme der Stadt Duisburg am bundesweiten Wettbewerb„Hauptstadt des fairen Handels“, der alle 2 Jahre unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stattfindet. Forderung 4: Verbesserung der Lebens- und Freizeitqualität unter der Perspektive „frauenfreundliche Stadt am Wasser“ Folgende Projekte werden vorgeschlagen: - Freibad am Innenhafen (Vorbild Bodensee) - Pontons im Wasser - Sandkisten (Vorbild Kiel), kleine Sandstrände in der Innenstadt als Spiel- und Kommunikationsecken - Sportgeräte in der City verteilen - Herstellung von Barrierefreiheit in der Stadt Weiteres Vorgehen Die Umsetzung des Katalogs der „Frauenforderungen/Empfehlungen an eine nachhaltige Innenstadtentwicklung in Duisburg“ ist Querschnittsaufgabe der Verwaltung und erfolgt unter Federführung des Dezernats V in Kooperation mit dem Frauenbüro. Sofern Einzelthemen dieser Vorlage zur Umsetzung vorgeschlagen werden, wird, falls erforderlich, jeweils eine Einzelvorlage erstellt.
Geschlechtsspezifische Auswirkungen Vor dem Hintergrund der Masterplanung Innenstadt wurde – mit Unterstützung des Verwaltungsvorstandes – auf Initiative der Frauenbeauftragen ein differenzierter Katalog von „Frauenforderungen bzw. Handlungsempfehlungen“ unter Einbeziehung des „Duisburger Frauennetzwerks Lokale Agenda 21“ insbesondere im Rahmen von zwei zentralen Veranstaltungen in 2006 erarbeitet und zwar • im Kontext der für das „Duisburger Frauennetzwerk Lokale Agenda 21“ organisierten Anhörung zum „Masterplan Innenstadt“ durch das Büro Foster und Partners, London, und • darauf aufbauend, im Rahmen der öffentlichen 8. Duisburger Frauenkonferenz unter dem Titel „Duisburg wird ‚Gender-City’?!“. Sämtliche in der Vorlage dokumentierten und erläuterten „Frauenforderungen/ Empfehlungen“ verweisen auf geschlechtsspezifische Auswirkungen der Stadtentwicklung und beabsichtigen die Umsetzung des Ziels Geschlechtergerechtigkeit in der Stadtplanung im Kontext der Masterplanung Duisburg Innenstadt. Rechtliche Grundlagen dafür sind: - Das Landesplanungsgesetzes NRW (LPIG) in der Fassung vom 3. Mai 2005, § 1 Ziffer 2: „Die Raumordnung soll die Landesentwicklung in der Weise beeinflussen, dass unerwünschte Entwicklungen verhindert und erwünschte Entwicklungen ermöglicht und gefördert werden; insbesondere ist auch hier das Prinzip des Gender Mainstreaming zu beachten.“ sowie - das Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr in Nordrhein-Westfalen (ÖPNVG NRW) vom 7. März 1995, § 2 Ziffer 9: „Den spezifischen Belangen von Frauen und Männern, Personen, die Kinder betreuen, Kindern und Fahrradfahrern ist bei der Planung und Ausgestaltung des ÖPNV in geeigneter Weise gleichermaßen Rechnung zu tragen.“ In der Umsetzung dieser rechtlichen Grundlagen in die gesellschaftliche Realität sieht das Frauenbüro einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung und Qualitätssteigerung dieses für Duisburg wichtigen Vorhabens; denn die Orientierung am Prinzip der Passgenauigkeit für die unterschiedlichen Zielgruppen – hier speziell der Frauen – im Kontext von Stadtplanung, d. h. die Orientierung am Prinzip des Gender Mainstreamings, ist nach aktuellem Forschungsstand als Markenzeichen eines hochwertigen Städtebaus zu werten
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