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Die Zukunft der Nahversorgung - zu Fuß einkaufen ade?
Von Harald Jeschke (Text und Fotos)

Mittwoch, 28. Januar 2015 - Im Konferenz- und Beratungszentrum "Der Kleine Prinz" gab es gestern Abend Informationen rund um eine funktionierende Nahversorgung, über gut sortiertes, breites und preiswertes Angebot an Waren, aber auch kritische Töne gegen Richtung Edeka-Betreiber Falk Tonscheidt und auch in Richtung Stadt Duisburg.
Ist das Ende des Nahversorgers vor der Haustür angesagt? Welche Entwicklungsprozesse mit Blick auf die Nahversorgung in Großstädten haben stattgefunden? Wie stellt sich die aktuelle Situation dar? Wie gefährdet ist eigentlich die Nahversorgung in großen Kommunen?

"Warum passiert nichts in Wedau und Bissingheim? Hat Herr Tonscheidt keine Interesse mehr? Er hat alles zu gemacht!" Am Ende der Sitzung rumorte es ein wenig im sehr gut besuchten Veranstaltungssaal. Das Thema zog.
"Wir haben nur noch den Nettoladen in Wedau. Im Umkreis des Netto-Geschäftes, also in Wedau, Bissingheim, Teile Neudorfs, Großenbaum und Buchholz wohnen 20.000, wenn nicht sogar 30.000 Menschen die betroffen sind. Das ist auch Kritik an die Stadt," empörten sich ältere Bissingheimer und Wedauer, die sich von den Nahversorgern buchstäblich abgehängt fühlen und meinen, dass die Stadt mehr tun müsse. "Und wir konnten noch mit dem Bus zur Münchner Straße nach Bucholz fahren, dort auch andere Dinge einkaufen oder zum Arzt. Aber der Edekalmarkt hat auch dort dicht gemacht. Am Edeka-Geschäft an der Düsseldorfer Straße ist aber keine Bushaltestelle."

"Und warum passiert nichts im alten Bahngelände. Wenn dort endlich die neue Siedlung kommen würde hätten wir vielleicht auch einen Discounter oder Vollversorger", so eine Bissingheimerin. "Aber da ist dann noch der Sch... Denkmalschutz, der wegen der alten Bauten alles verzögert", ergänzte ein älterer Bissingheimer.

Planungsdezernent Carsten Tum konnte sich wehren, Falk Tonscheidt oder Frau Dr. Euskirchen (Leiterin der unteren Denkmalbehörde  der Stadt) nicht.


"Ich lasse mir ja schon viel gefallen, aber wir können den Raum der nötig wäre nicht vergrößern. Es macht auch keinen Sinn wenn keiner da ist, der dort einen Markt ansiedeln möchte. Wir versuchen Planungsrecht zu schaffen und pflegen als Verwaltung das Miteinander. Beim Bahngelände sind wir dran, aber das braucht seien zeit", so der Planungsdezernent mit viel Verständnis für die Bürger.

Bürgervereinsvertreter wollten wissen, was sich in Baerl rühren könnte, nachdem ein Nachbar wegen des Bauleitverfahrens zum Antrag des geplanten neuen Nahversorgers das Gericht eingeschaltet hat. "Das ist nun einmal sein gutes Recht", so Carsten Tum. "Wir glauben, dass in Kürze das Gericht entscheidet. Dann kann alles sehr schnell gehen mit dem Bau des Marktes."

"Warum", so Theo Küpper, "wurde Lidl an der Kulturstraße gebaut. chr seid dort falsch". Der Lidl-Vertreter dementierte. Am alten Standort war der Markt nicht mehr zeitgemäß und hatte zudem enorme Konkurrenz (Rewe, Netto). Der neue Standort sei eben zeitgemäß, auch vom Parkangebot her ideal und würde auch wegens des Standortes brummen.
Auf welche Weise können die Städte auf die Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel und bei den Einkaufsgewohnheiten der Stadtbewohner reagieren, um die Sicherung der Nahversorgung zu erreichen? Welche Instrumente werden benötigt, um eine Sicherung der Nahversorgung erfolgreich zu gewährleisten? Diese und weitere Fragen beantworteten Jörg Lehnerdt, Fachexperte der BBE Handelsberatung, DuisburgsBeigeordneter Carsten Tum, Michael Rüscher, Geschäftsbereichsleiter Handel der IHK, Christoph Hensel, Immobilienleiter Lidl und Dennis Gotthardt, Gebietsleiter Standortentwicklung und Expansion EDEKA.

Es geht um Fläche, Parkangebote, breitere Gänge im Markt, Fleisch-, Wurst-, Käse- und auch schon verstärkt um Fischtheken. Das alles erfordert ein größeres Raumangebot. Mit rund 6500 Quadtrameter Gesamtfläche (Verkaufs-, Andienungs- und Parkfläche geht das heute. Kleinere Flächenangebote würden sich deshalb auch kaum rechnen. Im Landesdurchschnitt aller Einwohner im Revier und den Nahversorgungsangeboten liegt die Messzahl der Experten bei 0,29, Duisburg liegt mit 0,27 nur leicht darunter, also zeigt sich Duisburg recht gut versorgt.

Für die ältere Menschen, vornehmlich mit Rollatorhilfe, sieht Handelsexperte Jörg Lehnerdt kaum eine Chance, den normalen Weg zum Einkaufen nutzen zu können, wenn der Markt weiter weg liegt. "Hier müssen Bringdienste oder Nachbarschaftshilfen zum Einsatz kommen."

Moderiert wurde der gelungene und informative Abend von WAZ-Redakteur Willi Mohrs, der viel Verständnis für die Bürger aufbrachte.