Mittwoch, 28. Januar 2015 -
Im Konferenz- und Beratungszentrum "Der Kleine Prinz" gab
es gestern Abend Informationen rund um eine funktionierende Nahversorgung,
über gut sortiertes, breites und
preiswertes Angebot an Waren, aber auch kritische Töne
gegen Richtung Edeka-Betreiber Falk Tonscheidt und auch in
Richtung Stadt Duisburg. Ist das Ende des
Nahversorgers vor der Haustür angesagt? Welche Entwicklungsprozesse
mit Blick auf die Nahversorgung in Großstädten haben
stattgefunden? Wie stellt sich die aktuelle Situation dar?
Wie gefährdet ist eigentlich die Nahversorgung in großen
Kommunen?
"Warum passiert nichts in Wedau
und Bissingheim? Hat Herr Tonscheidt keine Interesse mehr?
Er hat alles zu gemacht!" Am Ende der Sitzung rumorte es
ein wenig im sehr gut besuchten Veranstaltungssaal. Das
Thema zog. "Wir haben
nur noch den Nettoladen in Wedau. Im Umkreis des
Netto-Geschäftes, also in Wedau, Bissingheim, Teile
Neudorfs, Großenbaum und Buchholz wohnen 20.000, wenn
nicht sogar 30.000 Menschen die betroffen sind. Das ist
auch Kritik an die Stadt," empörten sich ältere
Bissingheimer und Wedauer, die sich von den Nahversorgern
buchstäblich abgehängt fühlen und meinen, dass die Stadt
mehr tun müsse. "Und wir konnten noch mit dem Bus zur
Münchner Straße nach Bucholz fahren, dort auch andere
Dinge einkaufen oder zum Arzt. Aber der Edekalmarkt hat
auch dort dicht gemacht. Am Edeka-Geschäft an der
Düsseldorfer Straße ist aber keine Bushaltestelle."
"Und warum passiert nichts im alten Bahngelände. Wenn dort
endlich die neue Siedlung kommen würde hätten wir
vielleicht auch einen Discounter oder Vollversorger", so
eine Bissingheimerin. "Aber da ist dann noch der Sch...
Denkmalschutz, der wegen der alten Bauten alles
verzögert", ergänzte ein älterer Bissingheimer.
Planungsdezernent Carsten Tum konnte sich wehren, Falk
Tonscheidt oder Frau Dr. Euskirchen (Leiterin der unteren
Denkmalbehörde der Stadt) nicht.
"Ich lasse mir ja schon viel gefallen, aber wir
können den Raum der nötig wäre nicht vergrößern. Es macht
auch keinen Sinn wenn keiner da ist, der dort einen Markt
ansiedeln möchte. Wir versuchen Planungsrecht zu schaffen
und pflegen als Verwaltung das Miteinander. Beim
Bahngelände sind wir dran, aber das braucht seien zeit", so der
Planungsdezernent mit viel Verständnis für die Bürger.
Bürgervereinsvertreter wollten wissen, was sich in Baerl
rühren könnte, nachdem ein Nachbar wegen des
Bauleitverfahrens zum Antrag des geplanten neuen
Nahversorgers das Gericht eingeschaltet hat. "Das ist nun
einmal sein gutes Recht", so Carsten Tum. "Wir glauben,
dass in Kürze das Gericht entscheidet. Dann kann alles
sehr schnell gehen mit dem Bau des Marktes."
"Warum", so Theo Küpper, "wurde Lidl an der Kulturstraße
gebaut. chr seid dort falsch". Der Lidl-Vertreter
dementierte. Am alten Standort war der Markt nicht mehr
zeitgemäß und hatte zudem enorme Konkurrenz (Rewe, Netto).
Der neue Standort sei eben zeitgemäß, auch vom Parkangebot
her ideal und würde auch wegens des Standortes brummen. Auf welche Weise können die Städte auf die
Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel und bei den
Einkaufsgewohnheiten der Stadtbewohner reagieren, um die
Sicherung der Nahversorgung zu erreichen? Welche Instrumente werden benötigt, um eine
Sicherung der Nahversorgung erfolgreich zu gewährleisten?
Diese und weitere Fragen beantworteten Jörg Lehnerdt,
Fachexperte der BBE Handelsberatung, DuisburgsBeigeordneter Carsten Tum, Michael Rüscher,
Geschäftsbereichsleiter Handel der IHK, Christoph Hensel,
Immobilienleiter Lidl und Dennis Gotthardt, Gebietsleiter
Standortentwicklung und Expansion EDEKA.
Es geht um Fläche, Parkangebote, breitere Gänge im Markt,
Fleisch-, Wurst-, Käse- und auch schon verstärkt um
Fischtheken. Das alles erfordert ein größeres Raumangebot.
Mit rund 6500 Quadtrameter Gesamtfläche (Verkaufs-,
Andienungs- und Parkfläche geht das heute. Kleinere
Flächenangebote würden sich deshalb auch kaum rechnen. Im
Landesdurchschnitt aller Einwohner im Revier und den
Nahversorgungsangeboten liegt die Messzahl der Experten
bei 0,29, Duisburg liegt mit 0,27 nur leicht darunter,
also zeigt sich Duisburg recht gut versorgt.
Für die ältere Menschen, vornehmlich mit Rollatorhilfe,
sieht Handelsexperte Jörg Lehnerdt
kaum eine Chance, den normalen Weg zum Einkaufen nutzen zu
können, wenn der Markt weiter weg liegt. "Hier müssen
Bringdienste oder Nachbarschaftshilfen zum Einsatz
kommen."
Moderiert
wurde der gelungene und informative Abend von
WAZ-Redakteur Willi Mohrs, der viel Verständnis für die
Bürger aufbrachte.
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