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Gewässerreinigung mit Algen: Chemischer Verschmutzung bekämpfen

Duisburg, 24. Januar 2025 - Europas Gewässer sind in schlechtem Zustand: Über die Hälfte von ihnen ist chemisch stark belastet. Kein Wunder – täglich werden in Europa in Industrie und Landwirtschaft bis zu 70.000 verschiedene Chemikalien eingesetzt. Forschende der Universität Duisburg-Essen haben jetzt eine neue Methode entwickelt, um verschmutzte Gewässer zu reinigen.


Ihre aktuelle Studie zeigt*, dass fossilen Überresten von Kieselalgen (Diatomeen) Schadstoffe effizient aus dem Wasser entfernen können, nachdem sie chemisch modifiziert wurden.
Nahaufnahme der Kieselalgen aus der Algensammlung der Universität Duisburg-Essen, Gut zu erkennen sind unterschiedliche Porengrößen. Copyright: UDE/Arbeitsgruppe Phykologie/CCAC

Über 500 Chemikalien finden Forschende in Europas Flüssen, sie gelangen durch Industrie und Landwirtschaft ins Gewässer und bedrohen die aquatischen Lebensräume. Das Team um Juniorprofessorin Dr. Anzhela Galstyan will die Chemikalien jetzt mit Algen beseitigen.

Nahaufnahme der Kieselalgen aus der Algensammlung der Universität Duisburg-Essen, Gut zu erkennen sind unterschiedliche Porengrößen. Copyright: UDE/Arbeitsgruppe Phykologie/CCAC


Kieselalgen sind mikroskopisch kleine einzellige Organismen, die in Gewässern leben und eine Zellwand aus Kieselsäure (Siliziumdioxid) besitzen. Dank seiner porösen Struktur kann es eine Vielzahl von Schadstoffen aufnehmen“, erklärt Galstyan.

In der Studie testeten die Forschenden Kieselalgenschalen an zwei exemplarischen Schadstoffen, die häufig aus der Textilindustrie in Flüsse und Grundwasser gelangen: Methylenblau und Methylorange. Um die Adsorptionsfähigkeit zu verbessern, wurde das Kieselgur chemisch modifiziert, indem seine Oberfläche mit speziellen funktionellen Gruppen versehen wurde. „Das könnte problemlos auch in industriellem Maßstab umgesetzt werden“, betont die Juniorprofessorin für Nanomaterialien in aquatischen Systemen.

Im Labor wurde das Kieselgur unter verschiedenen Bedingungen getestet, etwa bei unterschiedlichen Salzkonzentrationen und pH-Werten. Die Ergebnisse sind gut: Unabhängig von den Bedingungen entfernte das Material die Schadstoffe gleichbleibend effektiv.


Zum Vergleich zogen die Forschenden Silica heran, ein Material, das bereits in der Wasserreinigung etabliert ist. Kieselgur schnitt deutlich besser ab: Nach einer Stunde wurden bis zu 100 Prozent des Methylenblaus entfernt, das Silicia hingegen entfernte in der selben Zeit nur 88% des Farbstoffs. Beim Methylorange nahmen sowohl Silica als auch Kieselgur etwa 70 Prozent des Schadstoffs auf.

„Wir sehen in Kieselgur eine umweltfreundliche und kostengünstige Lösung zur Wasseraufbereitung“, resümiert Galstyan. Der große Vorteil: Algen sind ein nachwachsender Rohstoff und lassen sich mit minimalem Energieaufwand züchten – ganz im Gegensatz zum etablierten Filtermaterial Aktivkohle.

Nun prüfen die Forschenden, wie Kieselgur in Membranen zur Wasserreinigung eingesetzt werden kann. Dank der weltweit größten Algensammlung, die an der Universität Duisburg-Essen beheimatet ist, sind die Voraussetzungen für die Entwicklung dieser umweltfreundlichen Technologie optimal.

* C. A. Ojike, V. Hagen, B. Beszteri, A. Galstyan, Surface-Functionalized Diatoms as Green Nano-Adsorbents for the Removal of Methylene Blue and Methyl Orange as Model Dyes from Aqueous Solution. Adv. Sustainable Syst. 2025, 2400776. https://doi.org/10.1002/adsu.202400776


Algenforschung im Teilchenbeschleuniger: Kooperation mit dem Lawrence Berkeley National Laboratory

Duisburg, 24. Januar 2025 -
Die Universität Duisburg-Essen beherbergt mit über 7.000 Stämmen die größte Algensammlung der Welt. Nun wird die Sammlung am Teilchenbeschleuniger Advanced Light Source des Lawrence Berkeley National Laboratory mittels Infrarotspektroskopie untersucht.


So wollen die Forschenden die chemische Zusammensetzung der Algenzellen entschlüsseln und herausfinden, welche Biomoleküle sie produzieren. Algen stellen beispielsweise Biomoleküle in Form von Lipiden her, die als nachhaltiger Energieträger genutzt werden können.


Der Teilchenbeschleuniger Advanced Light Source von innen. Copyright: UDE/Alexander Probst

Algen gelten als wahre Multitalente der Natur. Sie können Kohlendioxid in organische Materie umwandeln und tragen somit zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Einige Algen wie zum Beispiel Chlorella produzieren besonders viele Lipide, aus denen Biokraftstoff hergestellt werden kann.

Prof. Dr. Alexander Probst und Dr. Andre Soares von der Universität Duisburg-Essen (UDE), wollen mithilfe der Infrarot-Spektroskopie genau herausfinden, welche Biomoleküle von den Algen produziert werden. „Wir möchten Algen identifizieren, die sich für biotechnologische Anwendungen eignen, beispielsweise zur Herstellung von Biokraftstoffen“, erklärt Probst. Der Teilchenbeschleuniger in Berkeley eignet sich hierfür besonders gut, da er extrem reines Infrarotlicht produziert, das Hintergrundrauschen in Messungen minimiert.

Darüber hinaus widmet sich das Team auch der Grundlagenforschung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Analyse, wie Algen mit anderen Organismen, etwa Bakterien, interagieren. Diese Erkenntnisse könnten wertvolle Einblicke in die Ökologie und Funktionalität von Algen liefern.

Bereits im Jahr 2024 hatte das Team der UDE in Zusammenarbeit mit dem renommierten Joint Genome Institute des Lawrence Berkeley National Laboratory (LBL) den ersten Schritt zur Entschlüsselung des Erbguts von mehr als 100 Stämmen in der Algensammlung gemacht. Durch die Kombination der Genomanalysen mit der hochauflösenden Infrarot-Spektroskopie am Teilchenbeschleuniger eröffnen sich nun völlig neue Möglichkeiten: „Die Kombination aus Genomanalyse und der IR-Spektroskopie am Teilchenbeschleuniger ist unschlagbar“ betont Probst. „Wir entschlüsseln nicht nur die genetischen Baupläne der Algen, sondern können gleichzeitig feststellen, welche Biomoleküle sie produzieren.“

Die Untersuchungen an der Advanced Light Source in Berkeley begannen am 1. Januar 2025 und werden bis Ende Juni 2025 vor Ort durchgeführt, wobei viele Anschlussanalysen und lange Perioden der Datenauswertung geplant sind. Diese Zusammenarbeit stellt einen bedeutenden Meilenstein für die international anerkannten Wasserforschung der UDE dar und spiegelt die Interdisziplinarität des Forschungsschwerpunktes wider.


Planetenentstehung: Wachstum durch Kollision

Duisburg, 22. Januar 2025 - Planeten entstehen, indem Staub und Gestein in einer Scheibe um einen jungen Stern kollidieren und sich zu immer größeren Körpern verbinden. Diese so genannte Akkretion ist bislang nicht vollständig verstanden. Astrophysiker der UDE konnten durch Experimente in einer Forschungsrakete wesentliche Beobachtungen zu Kollisionsgeschwindigkeit und elektrischer Ladung der Partikel machen. Ihre Ergebnisse wurden soeben in Nature Astronomy* veröffentlicht.

Geladene Partikel haben sich zu einem Agglomerat verbunden. AG Wurm / UDE

Bis aus einem mikrometerfeinen Staubkorn ein Planet mit einem Ausmaß von 10.000 Kilometern wird, vergehen Millionen von Jahren. Alles beginnt in einer scheibenförmigen Wolke aus Gas (99%) und Staub (1%), der protoplanetaren Scheibe: Hier stoßen die Staubpartikel zusammen und bilden Agglomerate. Wolken dieser Agglomerate kollabieren schließlich zu größeren Körpern, die Planetesimale genannt werden und bereits einen Durchmesser von ein bis hundert Kilometer haben können. Durch Gravitation ziehen die Planetesimale weitere Materie an, wachsen zu Protoplaneten und später zu vollwertigen Planeten heran.


Bei den Vorgängen in der Scheibe setzen die Partikel eine Kollisionsbarriere außer Kraft. „Eigentlich ist es nämlich so, dass Staubkörner ab etwa einem Millimeter Größe gar nicht wachsen können, weil sie voneinander abprallen oder sie beim Zusammenstoß zerbrechen“; erklären die Astrophysiker Prof. Dr. Gerhard Wurm und PD Dr. Jens Teiser. „Dadurch aber, dass sie immer wieder kollidieren, laden sie sich unterschiedlich auf und ziehen sich dann gegenseitig an.“


Die Haftung durch elektrostatische Aufladung hatte ihr Team schon in vorherigen Fallturmexperimenten beobachtet. Weil dabei nur knappe neun Sekunden Messzeit in Schwerelosigkeit möglich sind, konnten sie die finale Größe und die Stabilität der wachsenden Körper nicht untersuchen. Ganz anders in den Experimenten der aktuellen Studie: Sie fanden auf einer Forschungsrakete der Europäischen Weltraumorganisation ESA statt. „Während die Rakete auf 270 Kilometer Höhe aufstieg, bot sie uns sechs Minuten Schwerelosigkeit, unsere Experimente vom Boden aus zu steuern und zu verfolgen“, so Teiser.



Das UDE-Team konnte dadurch das Wachstum von kompakten Agglomeraten von etwa drei Zentimetern Größe direkt beobachten und genau messen, mit welcher Geschwindigkeit einzelne Partikel höchstens aufprallen dürfen, um nichts zu zerstören.

„Die Agglomerate sind so stabil, dass sie den Beschuss von einzelnen Partikeln mit bis zu 0,5 Meter pro Sekunde aushalten. Alles darüber hinaus erodiert“, betont Astrophysiker Wurm. „Zusätzlich haben wir numerische Simulationen durchgeführt, die zeigen, dass es durch die Kollisionen tatsächlich zu einer starken elektrostatischen Aufladung und Anziehung kommt.“


„Derart konkrete Geschwindigkeiten für Erosion zu finden, hat uns überrascht“, ergänzt Teiser. „vor allem da sie nahe an jenen Werten liegen, die in früheren Simulationen für die Fragmentation verwendet wurden, also für das Zerbrechen von Partikeln oder Objekten.“ Das heißt, dass die physikalischen Bedingungen ähnlich sind, unter denen Material in der scheibenförmigen Wolke um einen jungen Stern abgetragen oder zerbrochen wird.


Die Ergebnisse des UDE-Teams fließen in physikalische Modelle zu protoplanetaren Scheiben und zum Partikelwachstum ein und helfen somit, die Details der Planetenbildung zu verstehen.

Die Forschungen wurden vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima gefördert.

Luftlinie versus Straßennetz Universeller Zusammenhang gefunden

Essen/Duisburg, 21. Januar 2025 - Die direkte Verbindung zwischen zwei Orten per Luftlinie ist in der Regel kürzer als der Weg, den man per Auto zurücklegen muss. Zwei Physik-Arbeitsgruppen der Universität Duisburg-Essen haben nun herausgefunden: Die Entfernung zwischen zwei Orten in einem Autobahn-Netzwerk ist typischerweise 1,3-mal länger als deren Verbindung per Luftlinie.


Ihre tatsächlich neue Erkenntnis basiert auf einer umfangreichen Analyse von Daten aus Europa, Asien und Nordamerika und wurde veröffentlicht im Fachmagazin npj Complexity. Durchgeführt wurde die Studie von den Arbeitsgruppen Statistische Physik komplexer Systeme um Prof. Thomas Guhr sowie Physik von Transport und Verkehr unter der Leitung von Prof. Michael Schreckenberg.


Sie ermittelten die Entfernung zwischen etwa 2.000 Orten innerhalb von Frankreich, Deutschland, Spanien, China und den USA. Dazu verwendeten sie frei nutzbare Geodaten und verglichen die Streckenlänge über das Autobahnnetz mit der jeweiligen geodätischen Entfernung – der direkten Verbindung zwischen zwei Orten, wie ein Vogel sie fliegen könnte.


Sie fanden heraus, dass das Verhältnis der beiden Strecken recht universell ist: Die Strecke per Auto ist in der Regel 1,3 (± 0,1) mal länger als die Luftlinie. „Dieses stabile Verhältnis über Länder und Kontinente hinweg ist das Ergebnis zweier gesellschaftlicher Bedürfnisse, die miteinander konkurrieren“, erklären die Leiter der Studie. „Zum einen möchten wir schnell und effizient an unser Ziel gelangen, zum anderen möchten wir Kosten und Umweltauswirkungen so gering wie möglich halten.“


Aus ihren Erkenntnissen wurde ein neues Modell für die Planung von Autobahn-Netzwerken abgeleitet, das sie als "teilweise zufälliges Autobahn-Netzwerk" bezeichnen. Es basiert auf der Idee, bestehende Verbindungen effizient zu nutzen, indem benachbarte Regionen schrittweise verbunden werden. Der zufällige Teil des Modells besteht darin, gewisse Verbindungen zwischen Städten und Orten im Autobahn-Netzwerk nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit herzustellen.


Definierte Regeln stellen dabei logische Verbindungen und eine gute Vernetzung sicher. Das Modell könnte künftig die Effizienz von Verkehrswegen verbessern und gleichzeitig deren Umweltauswirkungen verringern.


Duisburger Forscher wird neuer Präsident der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste

Essen/Duisburg, 21. Januar 2025 - Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste hat einen neuen Präsidenten: Der emeritierte Universitätsprofessor der Universität Duisburg-Essen (UDE) Prof. Dr. Gerd Heusch hat die dreijährige Amtszeit übernommen. Prof. Heusch zählt zu den führenden Köpfen der Herz-Kreislauf-Forschung.


1989 übernahm er die Leitung des Instituts für Pathophysiologie an der UDE, die er mehr als drei Jahrzehnte innehatte. Von 2014 bis 2022 war er zudem Wissenschaftlicher Vorstand des Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrums in Essen. Darüber hinaus ist er Mitglied zahlreicher weiterer Fachgesellschaften, darunter die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), deren Präsident er von 2007 bis 2009 war, und die European Society of Cardiology (ESC).


Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste ist eine Vereinigung führender Forscherinnen und Forscher. Diese pflegen den wissenschaftlichen und künstlerischen Gedankenaustausch untereinander sowie mit Vertreterinnen und Vertretern des politischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Lebens. idr


Mitarbeiter:innen entlasten, Unfälle verhindern: Projekt zur Digitalisierung von Tanklagern gestartet

Duisburg, 17. Januar 2025 - Tanklager spielen eine wichtige Rolle für zahlreiche Industriezweige. Da sie aus logistischen Gründen häufig in der Nähe von Gewässern liegen, hat die Unfallprävention oberste Priorität. Denn allein 2023 gab es mehr als 900 Gewässerverunreinigungen durch austretende Stoffe, darunter war 46-mal das Grundwasser betroffen. Mit dem Projekt DigiTank will die Evos GmbH Hamburg mit der wissenschaftlichen Expertise der Universität Duisburg-Essen die Digitalisierung der Tanklager stärken und damit deren Sicherheit erhöhen.*

Ein Mitarbeiter überprüft Rohrleitungen im Tanklager optisch und manuell – noch. © Evos GmbH Hamburg

Das Projekt DigiTank: Digitaler Tanklagerbetrieb – sicher, umweltfreundlich und menschenzentriert ist am Donnerstag, 16. Januar, mit einer Auftaktveranstaltung in Hamburg gestartet. Gefördert wird es mit fast 4 Mio. Euro für vier Jahre innerhalb des Förderprogramms für Innovative Hafentechnologien (IHATEC II) vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr.

Herzstück des Vorhabens ist die Entwicklung eines digitalen Zwillings des Tanklagers, der in einen innovativen Leitstand integriert ist, sowie mobile Überwachungssysteme inklusive Drohnen. Gemeinsam sollen die Technologien Mitarbeitende in Tanklagern entlasten, die Sicherheit erhöhen und somit auch den Umweltschutz verbessern.

Die Universität Duisburg-Essen (UDE) beteiligt sich mit zwei Arbeitsgruppen am Projekt: Die Projektleitung liegt bei Dr. Magnus Liebherr aus dem Lehrstuhl für Mechatronik, ebenfalls beteiligt ist der Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Mobilität um Prof. Dr. Ellen Enkel – das Zentrum für Logistik und Verkehr (ZLV), ein An-Institut der UDE, ist als assoziierter Partner beratend dabei.

Die Forschenden der UDE verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der gleichermaßen Mensch und Technik in den Fokus rückt: Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines menschenzentrierten Leitstands, dessen Systeme individuell an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst werden können. Mithilfe Künstlicher Intelligenz werden Muster in Tanklagerdaten analysiert, Anomalien frühzeitig erkannt und dadurch die Sicherheit und Effizienz der Systeme verbessert. Parallel dazu werden Strategien erarbeitet, die sowohl die Akzeptanz der neuen Technologien fördern als auch die Motivation der Mitarbeitenden im Umgang mit den innovativen Systemen stärken.

„Bisher sind menschliche Überwachungsprozesse im Tanklager essenziell, aber zeitintensiv und fehleranfällig. Mit DigiTank setzen wir auf modernste Technologien: Drohnen und roboterbasierte Systeme erkennen Leckagen oder Schwachstellen frühzeitig und senden präzise Warnmeldungen. Im künftigen menschenzentrierten Leitstand arbeiten Mensch und Technologie Hand in Hand – ein Ansatz, der nicht nur die Sicherheit und Effizienz erhöht, sondern den Arbeitsplatz im Tanklager auch zukunftsfähig und attraktiver gestaltet,“ sagt Dr. Magnus Liebherr.

Wie dringlich derartige Maßnahmen sind, zeigt der Blick auf die Statistik: Trotz stetig weiterentwickelter Präventionsmaßnahmen kommt es nach wie vor zu einer hohen Anzahl von Vorfällen mit wassergefährdenden Stoffen: Im Jahr 2023 wurden durch Unfälle rund 21 Millionen Liter wassergefährdende Stoffe freigesetzt – 3,3 Millionen Liter konnten nicht zurückgewonnen werden und verblieben dauerhaft in der Umwelt.

* Weitere Projektbeteiligte sind die Schotte Automotive GmbH & Co.KG, der Hafen Hamburg Marketing e.V., die ma-co maritimes competenzcentrum GmbH sowie der Unabhängige Tanklagerverband e.V.

Seilroboter an Universität Duisburg-Essen vorgeführt: Automatisierte Baustelle entlastet Fachkräfte

Duisburg, 16. Januar 2025 - Ein Seilroboter, der eigenständig Mauern errichtet und Zwischendecken einzieht, könnte Baustellen revolutionieren: Nicht mehr Menschen, sondern Maschinen führen dann die künftig digitalisierte Planung aus. Am 16. Januar demonstrierten Forschende der Universität Duisburg-Essen die von ihnen entwickelte Technologie vor Staatssekretär Daniel Sieveke, Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert sowie Medienvertreter:innen.

V.l.n.r: Prof. Dr.-Ing. Tobias Bruckmann, Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert, Staatssekretär Daniel Sieveke, Prof. Dr.-Ing. Alexander Malkwitz, Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm und Dr. Aileen Pfeil bei der Vorführung des Seilroboters. Copyright: UDE/Birte Vierjahn


Prof. Dr. Barbara Albert, Rektorin der Universität Duisburg-Essen (UDE): „Das Projekt veranschaulicht den Anspruch der Universität Duisburg-Essen, gemeinsam mit ihren Partnerinstitutionen als Impulsgeberin und Innovationstreiberin in der Region zu wirken und mit wissenschaftlicher Innovation und Invention einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Fragestellungen zu leisten.“

Der Seilroboter übernimmt die schwere körperliche Arbeit und führt sie automatisiert und präzise aus: Innerhalb weniger Stunden soll er künftig eine Etage mauern. Anschließend wechselt er das Werkzeug und platziert Deckenelemente als Grundlage des nächsten Geschosses: Schrittweise entwickeln die Forschenden der Universität Duisburg-Essen (UDE) ein Robotersystem, das die wesentlichen Arbeiten im Rohbau umsetzt.

Entwickelt wurde die zugrunde liegende Technik am Lehrstuhl für Mechatronik unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm; das Institut für Baubetrieb und Baumanagement (IBB) um Prof. Dr.-Ing. Alexander Malkwitz brachte seine Expertise rund um den Baubetrieb ein. Unterstützt wurde das Projekt durch die Forschungsvereinigung Kalk-Sand e.V. sowie das Institut für Angewandte Bauforschung Weimar gGmbH. An der UDE koordinieren Mechatroniker Prof. Dr.-Ing. Tobias Bruckmann und Bauingenieurin Dr. Aileen Pfeil (IBB) die Arbeit des interdisziplinären Entwicklungsteams.

Die Technik könnte den akuten Fachkräftemangel abpuffern, indem sie schwere, monotone Arbeiten übernimmt. Die Forscher:innen sind dazu im Dialog mit Ausbilder:innen und Bauunternehmen, um zu diskutieren, wie künftig angehendes Baustellenpersonal den Umgang mit automatisierten Bauverfahren in der beruflichen Aus- und Weiterbildung erlernen kann.

„Die Planung der Baustelle als Fertigungsort wird anderen Regeln folgen", betont Dr.-Ing. Aileen Pfeil vom IBB. „In der Mensch-Maschine-Interaktion sowie in der Baustelleneinrichtung und -logistik werden wir neue Wege gehen müssen – ohne Menschen zu ersetzen. Vielmehr werden sie im Umgang mit der Technologie geschult und von körperlich schwerer Arbeit entlastet."

Robotikforscher Prof. Dr.-Ing. Tobias Bruckmann ergänzt: „Diesen Weg werden wir nicht alleine gehen. Von der Planung bis zur Ausführung müssen alle am Bau Beteiligten – aus Architektur, Planung, Baustoffherstellung und -lieferung bis hin zur automatisierten Errichtung von Bauwerken – die Transformation zur Digitalisierung der Branche mitgestalten.“

Diese Kette von Schritten eines Bauvorhabens greift die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsgruppe FOR 5672 Das Informationsrückgrat des robotisierten Bauens unter der Leitung der Technischen Universität München auf: Hier entwickeln die Robotiker:innen der UDE Softwaremodelle von Baurobotern. Zusammen mit Softwarebausteinen anderer Universitäten zur Koordination aller Akteure erlauben diese den simulierten Blick in die automatisierte Baustelle der Zukunft, um dafür Prozesse, Bauverfahren und Systeme zu entwickeln und zu optimieren.

 

 

 

Spannende Exponate auf weltgrößter Bootsmesse

UDE und DST auf der boot

Duisburg, 15. Januar 2025 - Weit über 200.000 Menschen werden ab Samstag (18.1.) auf der weltgrößten Bootsmesse boot Düsseldorf erwartet. Ein echter Besuchermagnet. Unter den 1.500 Ausstellern sind die Universität Duisburg-Essen und ihr An-Institut, das Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme DST. Auf einem 400 qm großen Stand präsentieren sie spektakuläre Entwicklungen und Forschungsprojekte, darunter das Binnenschiff der Zukunft ELLA, einen Simulator, mit dem reale Testfahrten gemacht werden können, und das Hafenforschungslabor HaFoLa. Sie bieten zahlreiche Mitmach-Aktionen und beraten zu praxisnahen Studiengängen.

Studierende zeigen Projekte wie ein Betonkanu oder ein Renntretboot. Wer Innovationen rund um Wasser, Boot und Technik erleben möchte, sollte also unbedingt Halle 14, Platz 14D41, ansteuern.
© DST

Als eine der wenigen Hochschulen in Deutschland forscht und lehrt die Universität Duisburg-Essen (UDE) zu nachhaltigen maritimen Systemen, zur modernen KI gestützten Binnen- und Küstenschifffahrt sowie zur Hafenlogistik. In entsprechenden Studiengängen und Kreativlaboren bildet sie praxisnah Ingenieur:innen aus. Das DST ist international bekannt für seine Forschungsarbeit und kooperiert eng mit der Industrie und verschiedenen Lehrstühlen an der Uni.


Auf der boot zeigen UDE und das DST gemeinsam folgende Exponate:
Forschungsschiff ELLA: Es ist das Binnenschiff der Zukunft und zeigt eindrücklich, wie das autonome Fahren auch auf dem Wasser voranschreitet. ELLA ist ein Modell im Maßstab 1:6 und misst stattliche 15 Meter. Vom Simulator aus lässt sich ELLA fernsteuern, von der Testrecke lassen sich hier Live-Sensordaten abrufen. (https://www.smartshipping.info/ella/)

Schiffssimulator VeLABi mit virtuellem Testfeld VERA: Er ist deutschlandweit einzigartig und zeigt den Standard der Zukunft, wenn Schiffe von Land aus ferngesteuert werden bzw. sogar vollends automatisch fahren. Wie das funktioniert bei ELLA und Co., lässt sich im Simulator erleben. (https://www.velabi.de/; https://www.dst-org.de/vera/)

Hafen-Forschungslabor HaFoLa: Hier wird die Logistikinfrastruktur von morgen erforscht, denn auch die Arbeit im Hafen läuft immer automatisierter. Am Stand ist eine Fracht- und Umschlag-Umgebung im Maßstab 1:16 aufgebaut. Wer möchte, kann z.B. einen Reachstacker per Playstation Controller über einen Parkour fernsteuern und Container transportieren. (https://www.smartshipping.info/hafola/

Betonkanu und Rennkatamaran: Dass Beton schwimmt, und Tretboote nicht plump sein müssen, zeigen Studierende mit ihren selbstentwickelten und -gebauten Booten Ruhr-Pott I sowie Close to Perfection. Außerdem zu sehen sind SL Modellschiffe, an denen Studierende Automatisierung erforschen.

Windturbine: Gezeigt wird eine Windanlage, mit der sich auch auf Schiffen elektrische Energie gewinnen lässt.

Flexible Wellen (Flex-Line N-FLEX): Diese innovative Kunststoff-Welle für den Antrieb von Schiffen hat die UDE mit einem Industriepartner entwickelt. Sie ist aus Faserverbundwerkstoff und Elastomermaterial konstruiert. (https://www.vulkan.com/produkte/detail/n-flex)

Aqua Speeder: Es ist der erste voll-elektrische, lautlose Jetski für den europäischen Markt. Die Ingenieur:innen der UDE haben es mitentwickelt. (https://www.aquaspeeder.de/)

CoCreation Lab: Das Team für Produktinnovationen kommt aus den Bereichen Design, Chemie, Ingenieurwissenschaften und 3D-Druck. Auf der boot führt es verschiedene 3D-Drucker und einen 3D-Scanner vor und druckt Mini-ELLAs und andere Giveaways aus. (https://www.uni-due.de/chemie/akgiese/ccl_home.php)

Wasser, Technik, Studium: Studierende, Dozierende und Studienberater:innen informieren über Studiengänge wie Nachhaltige und autonome maritime Systeme, Maschinenbau, Energy Science, aber auch über viele andere spannende Fächer.

Weitere Informationen:
Dr. Frederic Kracht, Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme DST, Tel. 0151/42467347, kracht@dst-org.de

Unsichere Zukunft für Gewerkschaften

Neuer IAQ-Report

Duisburg, 15. Januar 2025 - Inzwischen machen Angestellte mit über 70% die Mehrheit der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe aus. Diese sind höher qualifiziert, weiblicher und vor allem: deutlich seltener gewerkschaftlich organisiert als Arbeiter:innen. Was können Gewerkschaften tun – und was tun sie bereits –, um Industrieangestellte breiter zu organisieren und zu vertreten? Diese Fragen untersucht der neue Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der UDE insbesondere mit Blick auf die beiden großen deutschen Industriegewerkschaften IGBCE und IG Metall.


Durch Rationalisierungsmaßnahmen und Produktionsverlagerung ins Ausland nimmt die Zahl der (Fach-)Arbeitenden im produzierenden Gewerbe seit Jahren ab. Parallel steigt die Bedeutung von Angestelltentätigkeiten im Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen, wie Forschung und Entwicklung. Angestellte machen daher nach Auswertungen des Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) inzwischen über 70% der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe aus – was Industriegewerkschaften vor Herausforderungen stellt.

Bisher beziehen sie ihre Organisationsmacht vor allem aus den gewerblichen Bereichen der Produktion. Je mehr der Anteil der Arbeiter:innen zurückgeht, desto größer ist die Gefahr, dass sie ihre Durchsetzungsfähigkeit in Tarifverhandlungen, ihre Ressourcenstärke und ihre gesellschaftliche Stellung verlieren.

Vor diesem Hintergrund analysiert der aktuelle Report des IAQ am Beispiel von IGBCE und IG Metall, was Gewerkschaften tun können – und bereits tun –, um Industrieangestellte breiter zu organisieren und zu vertreten. Er stützt sich auf Ergebnisse einer eigenen, erstmalig durchgeführten, standardisierten Befragung von Angestellten (n = 1.045) im Verarbeitenden Gewerbe. Ergänzend wurden Workshops mit Expert:innen der IGBCE und der IG Metall ausgewertet.

Die Ergebnisse der Befragung verweisen auf ambivalente Arbeitsbedingungen der Angestellten: Auf der einen Seite erscheint ein größerer Teil relativ zufrieden mit ihrer Bezahlung, den Möglichkeiten, ihre Arbeitszeiten nach ihren Bedürfnissen zu gestalten oder auch der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Zugleich berichtet ein erheblicher Teil der Befragten über Zeitdruck bei der Arbeit und eine Intensivierung der an sie gestellten Anforderungen.


Und auch bei Themen wie Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen wird noch Verbesserungsbedarf gesehen. „Hier zeigen sich durchaus Ansatzpunkte, die von den Gewerkschaften erfolgreich genutzt werden könnten, um Angestellte breiter zu organisieren“, ist sich Prof. Dr. Thomas Haipeter, Leiter der Forschungsabteilung Arbeitszeit und Arbeitsorganisation (AZAO) am IAQ, sicher.

Knapp ein Drittel der befragten Angestellten sind bereits Mitglied in einer Gewerkschaft. Davon halten rund 92% deren Arbeit für (sehr) wichtig. Eine Position, die auch von rund zwei Dritteln der Nichtmitglieder geteilt wird. Weniger wichtig wird die Gewerkschaftsarbeit allerdings von den Befragten für die eigene Person eingeschätzt: 80% der Mitglieder, aber nur 40% der Nichtmitglieder erkennen die Wichtigkeit für die eigene Person an.

„Für die Gewerkschaften bedeutet dies, dass sie den Transfer vom ‚allgemein wichtigen gesellschaftlichen Gut‘ hin zur persönlichen Bedeutsamkeit bewältigen müssen“, ordnet Arbeitsforscherin Dr. Angelika Kümmerling die Ergebnisse ein. Eine weitere Schwierigkeit: Nur 41% der Befragten hatte bereits Kontakt zu Gewerkschaften, unter den Nichtmitgliedern sind es sogar nur 27%.

Um Industrieangestellten besser zu erreichen, haben IGBCE und IG Metall thematische Aktionen, die auf die Gruppe der Angestellten abzielen, gestartet. Mit der Kampagne „Home-Office muss fair sein“ nahm die IG Metall ein zentrales Thema der Arbeitsrealität der Industrieangestellten auf. „Diese Kampagne und andere Maßnahmen der Gewerkschaften zeigen, dass die Beteiligung der Beschäftigten gerade bei den Hochqualifizierten ein Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Organisierung und Vertretung ist“, so die Arbeitsforscherin Dr. Sophie Rosenbohm.


Auch wird von den Expert:innen beider Gewerkschaften betont, dass die Aktivitäten in den Betrieben mit und über die Betriebsräte koordiniert werden müssen. Deren Aktivierung für die Organisierung und Vertretung der Angestellten ist aus Sicht aller Befragten eine Kernaufgabe für die Gewerkschaft. Einig ist man sich, dass die Interessenvertretungen dafür ihre Zusammensetzung ändern und mehr Angestellte für ihre Arbeit gewinnen müssen. Auch eine neue Art der Ansprache sei nötig, um höherqualifizierte Angestellte zu erreichen.


Wenn Gefühle den Schulalltag bestimmen

Duisburg, 14. Januar 2025 - Aggression, Depression, Angst, fehlender Selbstwert: Viele Kinder und Jugendliche kennen das. Wie sich ihre Gefühle auf Unterricht und Schulalltag auswirken, erforschen Wissenschaftler:innen wie Prof. Dr. Désirée Laubenstein von der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Die neue Professorin für Pädagogik und Didaktik im Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung erforscht am Institut für Sonderpädagogik das Schulklima und Herausforderungen an Regelschulen des Gemeinsamen Lernens und Förderschulen.
Klima an Regel- und Förderschulen: Prof. Dr. Désirée Laubenstein forscht dazu. © UDE/Bettina Engel-Albustin

„Kinder und Jugendliche stoßen mit ihrem Verhalten bei Bildungsangeboten oft an Grenzen. Je nachdem, was sie tun, laufen sie Gefahr, diskreditiert, pathologisiert, exkludiert oder marginalisiert zu werden“, sagt Professorin Désirée Laubenstein „Ich möchte verstehen, wie sie Situationen emotional erleben, wieso sie sie problematisch finden und sich so verhalten. Ich möchte zudem wissen, wie wir Schulen unterstützen können, mit diesen Herausforderungen umzugehen.“

Prof. Dr. Désirée Laubenstein (© UDE / Bettina Engel-Albustin)

Aktuell erforscht Professorin Laubenstein an der Universität Duisburg-Essen (UDE) im Projekt „InSchul2“ das Klima in der inklusiven Schulentwicklung und wie Kompetenzen der emotionalen und sozialen Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen gezielt unterstützt werden können, um Bildungsteilhabe zu realisieren. „Ich untersuche seit mehr als zehn Jahren mit meinem Team, wie die Zusammenarbeit an Schulen so gestaltet werden kann, dass Lehrkräfte Unterrichts- und individuelle Förderkonzepte gerne umsetzen und als bereichernd fürs Schulklima werten.“


Besonders wichtig hält sie die emotional-soziale Unterstützung von Schüler:innen: „Es geht uns darum, ein sicheres und positives Schulklima zu schaffen. Dafür vermitteln wir den Lehrkräften lösungsorientierte Gesprächstechniken und ermutigen sie zu einem ressourcenorientierten Blick auf ihre Schülerinnen und Schüler.“

Laubenstein studierte Heilpädagogik (1991-1995) an der Universität Köln. Von 1996 bis 2007 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich ‚Pädagogik für geistig behinderte Menschen‘ an der Universität Koblenz-Landau. 2008 wechselte sie als Projektmitarbeiterin für zwei Jahre an die Universität Würzburg und erforschte den Bereich ‚Übergang Schule-Beruf‘.

Von 2010 bis 2014 kehrte sie als Junior-Professorin für Pädagogik bei herkunftsbedingten Benachteiligungen, Lernschwierigkeiten und Verhaltensstörungen an die Universität Koblenz-Landau zurück. Bevor sie an die UDE kam, war sie seit 2014 Professorin für Inklusion unter besonderer Berücksichtigung des Förderschwerpunkts Emotionale und Soziale Entwicklung an der Universität Paderborn.


Membrantechnologie im Wasser- und Energiemanagement
Wichtiger Beitrag zur Versorgung in Afrika

Duisburg, 14. Januar 2025 - Auf dem afrikanischen Kontinent wächst die Bevölkerung stetig. Sie mit sauberem Wasser und ausreichend Energie zu versorgen, stellt für die Staaten eine Herausforderung dar. Die Membrantechnologie könnte innovative und nachhaltige Lösungen liefern. Im internationalen Projekt „WE-Africa, Membrane Knowledge Hub“ wollen Forschende und Partner aus der Wirtschaft deshalb eine Hochschul-Industrie-Plattform für nachhaltiges Wasser- und Energiemanagement in Afrika etablieren. Es wird von der Universität Duisburg-Essen (UDE) geleitet und koordiniert.


Der Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) fördert es für vier Jahre mit knapp 800.000 Euro.
Die Membrantechnologie spielt eine zentrale Rolle beim nachhaltigen Wasser- und Energiemanagement. Beispielsweise ist der Einsatz von Membranen beim Entsalzen von Meerwasser energiesparender verglichen mit anderen Methoden. Außerdem werden Membrane verwendet, um Schadstoffe aus Abwässern zu filtern, und in Brennstoffzellen eingesetzt, wandeln sie Wasserstoff effizient in Elektrizität um.

Im Projekt, das vom Zentrum für Wasser- und Umweltforschung (ZWU) der UDE koordiniert wird, soll nun an Partneruniversitäten in Ägypten, Ghana und Marokko ein Membrane Technology Knowledge Hub entstehen. Dort werden für Studierende und Fachkräfte Online-Kurse zur Membrantechnik im Wasser- und Energiemanagement angeboten. Gleichzeitig sammeln die Studierenden in Unternehmen praktische Erfahrungen. In Intensivkursen zum Unternehmertum erfahren sie, wie sie aus ihren Ideen ein Geschäftsmodell entwickeln und in den lokalen Markt einbringen können.


„Wir unterstützen mit dem Projekt den Wissensaustausch, den Aufbau von Kapazitäten und den Technologietransfer“, erklärt Leiter Dr. Stefan Panglisch, UDE-Professor für Mechanische Verfahrenstechnik/Wassertechnik. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur sozioökonomischen Entwicklung und zum Umweltschutz in Afrika.“

Prof. Dr. Michael Eisinger, Geschäftsführer des Zentrums für Umwelt- und Wasserforschung (ZWU) der UDE (l.), und Hasan Idrees, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Professor für Mechanische Verfahrenstechnik/Wassertechnik der UDE (M.), beim Besuch einer Trinkwasseraufbereitungsanlage in Ghana (Foto: KNUST/Ghana)

Die UDE ist Teil der Ghana-NRW Universitätsallianz. „WE-Africa, Membrane Knowledge Hub“ leiste einen wichtigen Beitrag, diese Kooperation zu intensivieren, betonte Prof. Dr. Karen Shire, Prorektorin für Universitätskultur, Diversität und Internationales, kürzlich bei der Auftaktveranstaltung des Projekts. Dazu waren Verteter:innen von Partneruniversitäten aus Ägypten, Ghana und Budapest an den Essener Campus gekommen.

Weitere Informationen: https://www.uni-due.de/zwu/we_africa.php



KI gestützte Vorhersagen: Frühwarnsystem für Trinkwasserversorger

Duisburg, 13. Januar 2025 - Rund 12 Prozent des Trinkwassers in Deutschland stammen aus Seen und Talsperren. Deren Zustand wird maßgeblich von den darin lebenden Organismen bestimmt. Der Klimawandel, Umweltverschmutzungen und invasive Arten wie Blaualgen gefährden jedoch die Biodiversität – und damit die Qualität des Trinkwassers.

Im Forschungsprojekt IQ Wasser* untersucht ein interdisziplinäres Team der Universität Duisburg-Essen die mikrobiologische Biodiversität mithilfe von Umwelt-DNA-Analysen. Ziel ist die Entwicklung eines KI-gestützten Frühwarnsystems, das Veränderungen in der Wasserqualität erkennt.

Das Team untersucht die Wasserqualität und Biodiversität der Talsperre Kleine Kinzig in den nächsten drei Jahren. Copyright: TZW, Michael Hügler

„Etliche Lebewesen tragen zur Wasserqualität in Trinkwasserreservoiren bei“, erläutert Dr. Julia Nuy aus der Umweltmetagenomik am Research Centre One Health. „Muscheln filtern Partikel aus dem Wasser, Bachflohkrebse zerkleinern organisches Material, und bestimmte Bakterien verstoffwechseln Stickstoff oder Kohlenstoff.“ Dabei gilt: Je höher die Artenvielfalt, desto stabiler bleiben ökologische Dienstleistungen wie etwa das Filtern des Wassers.

Die Rolle der Biodiversität und insbesondere die mikrobiologische Vielfalt wird bei der Bewertung der Wasserqualität bislang jedoch kaum berücksichtigt. Mikroorganismen wie Bakterien übernehmen dabei wesentliche Funktionen im Ökosystem, bergen aber auch Risiken, wie etwa Cyanobakterien (Blaualgen), die sich bei steigenden Temperaturen ausbreiten.

In den nächsten drei Jahren nimmt das interdisziplinäre Team vier Mal pro Jahr Proben in der Wahnbachtalsperre und in der Talsperre Kleine Kinzig. „Nach der Filterung extrahieren wir die DNA und sequenzieren sie vollständig“, erläutert Dr. Julia Nuy, die das Teilvorhaben Mikrobielle Ökologie und Biodiversität leitet.

„Damit arbeiten wir genom-aufgelöst und können aus kleinen Fragmenten nahezu vollständige Genome rekonstruieren, das gibt präzise Einblicke in die mikrobielle Vielfalt und die Dienstleistungen eines Ökosystems“, erklärt Dr. Julia Nuy. „Anhand der Genome können wir beispielsweise erkennen, ob Bakterien Stickstoff oder Kohlenstoff verstoffwechseln – eine zentrale Funktion für das Ökosystem“.

Ein weiterer Fokus liegt auf dem Pathogenitätspotenzial: „Wir untersuchen, wie sich Antibiotikaresistenzen zeitlich entwickeln, ob bestimmte Resistenzgene nur in spezifischen Bakterien vorkommen oder in einer breiten Vielfalt von Mikroorganismen. Zudem analysieren wir, ob aktuelle Trends beim Antibiotikaeinsatz in den untersuchten Bakterien nachweisbar sind“, so Nuy.

Die gewonnenen Daten fließen in KI-Modelle ein, die Umweltveränderungen und ihre Auswirkungen auf die Biodiversität vorhersagen. „Unser Ziel ist es, ein Frühwarnsystem für Trinkwasserversorger zu schaffen“, betont Nuy. „So können potenzielle Gefahren wie Algenblüten oder antibiotikaresistente Keime frühzeitig erkannt und gezielte Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.“

* IQ Wasser wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit etwa zwei Millionen Euro gefördert und vom TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser koordiniert. Weitere Partner sind das Fraunhofer-Institut IOSB, das Museum für Naturkunde Berlin sowie bbe Moldaenke GmbH und Ident Me GmbH.


Physician Assistants im Praxis-Test: Neue Berufsgruppe soll Hausärzt:innen entlasten

Duisburg, 13. Januar 2025 - Wo es einen Mangel an Ärzt:innen gibt, könnten sie eine Lösung sein: Physician Assistants (PAs). PAs sind studierte Assistent:innen, die Mediziner:innen entlasten, indem sie einen Teil ihrer Aufgaben übernehmen. Wie das bei der hausärztlichen Versorgung in einer Teampraxis funktioniert, wird seit Januar 2025 in einem bundesweiten Kooperationsprojekt getestet.


An dem multizentrischen Projekt „Physician Assistants in der Allgemeinmedizin“ (PAAM) sind auch Forschende der Medizinischen Fakultät und der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen beteiligt. Die Konsortialführung liegt beim Institut für Allgemeinmedizin (ifam) am Universitätsklinikum Essen. Das PAAM-Projekt wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 6,75 Millionen Euro gefördert.

Physician Assistants durchlaufen einen 6- bis 8-semestrigen medizinnahen Bachelor-Studiengang und übernehmen delegierbare ärztliche Aufgaben. „Das Berufsbild des Physician Assistant ist in Deutschland zwar noch wenig bekannt, wird jedoch von Fachleuten zunehmend als wichtige Ergänzung in der medizinischen Versorgung angesehen“, sagt Prof. Dr. Jürgen in der Schmitten, Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Essen. „Bisher sind die meisten PAs im klinischen Sektor tätig, es wurden aber in einigen Best-Practice-Praxen bereits vielversprechende Erfahrungen gesammelt.“


In dem neuen Projekt PAAM, das eine Laufzeit von 45 Monaten hat, wird eine cluster-randomisierte Studie in 24 Interventions- und 28 Kontrollpraxen in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein durchgeführt. Es wird untersucht, welchen Beitrag PAs in der hausärztlichen Versorgung leisten und wie Kooperationen von PAs und Hausärzt:innen bestmöglich unterstützt werden können.


Dabei werden Patient:innensicherheit und Versorgungsqualität sowie Auswirkungen auf Versorgungskapazitäten, Ärzt:innen- und Patient:innenzufriedenheit und Effizienz evaluiert. Die Mediziner:innen möchten herausfinden, wo die Potenziale von PAs in der hausärztlichen Versorgung liegen und wie ihre Rolle in Zukunft weiter ausgestaltet werden kann.

Mehr Informationen zum Projekt „Physician Assistants in der Allgemeinmedizin“:
http://www.ifam-essen.de/forschen/paam/


63 Hochschulen und Forschungsinstitutionen verlassen Plattform X – Gemeinsam für Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft

Essen/Duisburg, 10. Januar 2025 - Mehr als 60 deutschsprachige Hochschulen und Forschungsinstitutionen, darunter die Universität Duisburg-Essen, möchten ein Zeichen setzen und verkünden gemeinschaftlich, ihre Aktivitäten auf der Plattform X (ehemals Twitter) einzustellen. Der Rückzug ist Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs.

Die Veränderungen der Plattform X – von der algorithmischen Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung organischer Reichweite – machen eine weitere Nutzung für die beteiligten Organisationen unvertretbar. Der Austritt der Institutionen unterstreicht ihren Einsatz für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte. Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben.

Auch einige Institutionen, die ihre Aktivitäten auf der Plattform bereits eingestellt haben, unterstützen den gemeinsamen Appell und bekräftigen damit die Bedeutung einer offenen und konstruktiven Diskussionskultur. Diese Entscheidung betrifft ausschließlich die X-Accounts der beteiligten Institutionen und nicht ihre Kommunikation über andere Social-Media-Kanäle. Im Lichte der jüngsten Ereignisse werden sie die Entwicklung der Plattformen und ihrer Algorithmen weiterhin aufmerksam beobachten.

Die beteiligten Institutionen:
• Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
• Bauhaus-Universität Weimar
• Berliner Hochschule für Technik
• Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg
• Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
• Deutsche Ornithologische Gesellschaft
• Deutsche Sporthochschule Köln
• Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
• Fachhochschule Dortmund
• FernUniversität in Hagen
• Freie Universität Berlin
• Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
• Goethe-Universität Frankfurt
• HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
• Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
• Hochschule Anhalt
• Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
• Hochschule Darmstadt
• Hochschule der Bildenden Künste Saar
• Hochschule für Musik und Theater Hamburg
• Hochschule für Philosophie München
• Hochschule Furtwangen
• Hochschule München
• Hochschule Neubrandenburg
• Hochschule Osnabrück
• Hochschule RheinMain
• Hochschule Ruhr West
• Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
• Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
• Humboldt-Universität zu Berlin
• Institut für Vogelforschung
• Johannes Gutenberg-Universität Mainz
• Justus-Liebig-Gesellschaft
• Justus-Liebig-Universität Gießen
• Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
• Kirchliche Hochschule Wuppertal
• Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung
• Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
• Medizinische Universität Innsbruck
• Philipps-Universität Marburg
• RWTH Aachen
• Technische Hochschule Georg Agricola
• Technische Hochschule Köln
• Technische Universität Braunschweig
• Technische Universität Darmstadt
• Technische Universität Dresden
• Universität Bamberg
• Universität Bayreuth
• Universität des Saarlandes
• Universität der Künste Berlin
• Universität Duisburg-Essen
• Universität Erfurt
• Universität Greifswald
• Universität Heidelberg
• Universität Innsbruck
• Universität Münster
• Universität Potsdam
• Universität Siegen
• Universität Trier
• Universität Ulm
• Universität Würzburg
• Universität zu Lübeck
• Westsächsische Hochschule Zwickau


Öffentliche Lesung am 15. Januar: Schriftstellerin Shida Bazyar zu Gast

Duisburg, 7. Januar 2025 - „Ein Buch wie ein Faustschlag!“ heißt es in einer der vielen Rezensionen des Romans „Drei Kameradinnen“. Ob die Geschichte von drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt, sie gleichermaßen berührt, können Literaturinteressierte am 15. Januar 2025 erfahren. Dann kommt die Autorin Shida Bazyar für eine öffentliche Lesung an die Universität Duisburg-Essen.

Sie folgt der Einladung von Germanistin Prof. Dr. Corinna Schlicht und liest um 18:15 Uhr am Campus Essen (Gebäude R11 T00 D03). „In unserer Veranstaltungsreihe `Literatur zu Gast´ können unsere Studierenden, aber natürlich auch alle anderen Interessierten zeitgenössische Autorinnen und Autoren treffen und mit ihnen gemeinsam über literarische und aktuell gesellschaftspolitische Themen sprechen,“ so Schlicht. Der Eintritt zur Lesung ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.

Mit bindungsloser Freundschaft gegen rechten Terror
Mit Shida Bazyar, Jahrgang 1988, kommt eine erfolgreiche Autorin an die UDE, die auch viele Jahre in der Jugendbildungsarbeit aktiv war. In ihrem Roman berichtet sie über den Alltag aus der Perspektive dreier Frauen: Sie sehen sich regelmäßig mit Sprüchen, Hass und Gewalt einer Gesellschaft konfrontiert, in der rechter Terror an der Tagesordnung ist. Im Zentrum der Geschichte steht die bedingungslose Freundschaft der drei Protagonistinnen, die ein annähernd selbstbestimmtes Leben für sie überhaupt erst möglich macht.

Shida Bazyars Debütroman »Nachts ist es leise in Teheran« erschien 2016; er wurde u.a. dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. »Drei Kameradinnen« folgte 2021 und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.


Wie wir künftig heizen: Projekt analysiert Umrüstung von bestehenden Gebäuden

Duisburg, 6. Januar 2025 - Rund 80 Prozent der Heizenergie in Deutschland stammt noch aus fossilen Quellen, meist importierten Energieträgern wie Gas und Öl.* Doch laut dem aktuellen Wärmeplanungsgesetz sind Kommunen verpflichtet, abhängig von der Einwohnerzahl bis 2026 bzw. 2028 einen Wärmeplan zu erstellen: Womit kann künftig nachhaltig geheizt werden, und wie kann das in der Praxis funktionieren? Im Projekt KliWinBa schauen Forschende der Universität Duisburg-Essen hier genauer hin.


Das Projekt Klimaneutrale Wärme in industriell geprägten Ballungsräumen (KliWinBa) wird geleitet von Prof. Dr. Christoph Weber vom Lehrstuhl für Energiewirtschaft der Universität Duisburg-Essen (UDE). Sein Team analysiert bisherige Erfahrungen mit klimafreundlichen Heizsystemen und untersucht exemplarisch die Optionen in zwei Kommunen mit unterschiedlichen Siedlungsstrukturen: das großstädtisch geprägte Duisburg sowie Gevelsberg als urbanes Umfeld mittlerer Größe.

Wie ist dort eine verlässliche, bezahlbare und nachhaltige Wärmeversorgung in bestehenden Mehrfamilienhäusern sicherzustellen?
Dazu untersuchen die Forschenden die Rahmenbedingungen in unterschiedlichen Stadtteilen und bei verschiedenen Arten von Immobilien: Sie bewerten Technologieoptionen, vergleichen Umbauzeiten, berechnen Emissionen und die Leistung der verschiedenen Heizvarianten unter normalen Bedingungen und bei hohen Belastungen durch sehr kalte Wintertage.


Geförderte Projektpartner sind das Wohnungsunternehmen Vonovia sowie die AVU Serviceplus GmbH. Gemeinsam mit den assoziierten Partnern Netze Duisburg, Stadtwerke Duisburg und Bosch Home Comfort bringen sie nicht nur relevante Daten, sondern auch ihre praktischen Erfahrungen ein, bewerten Ergebnisse und unterstützen die Entwicklung praxisnaher Lösungen für die Analysen an der UDE.


Das Team um Christoph Weber erarbeitet daraus ein Analyseraster, das bei der Entscheidung hilft: Sind Hochtemperatur-Wärmepumpen, Wärmenetze mit Kraftwärmekopplung, Power-to-Heat-Anlagen und Speicher oder tiefengeothermische Ressourcen im konkreten Fall umsetzbar und ökonomisch vorteilhaft? „Siedlungen mit Mehrfamilienhäusern, speziell in urbanen Räumen, benötigen tendenziell größere Heiztechnologien, bieten aber nicht unbedingt den Platz dafür, und teure Technologien sind in Gegenden mit niedrigen Immobilienpreisen nicht ohne weiteres zu finanzieren“, erklärt Weber einige der Aspekte, die in die Studie einfließen.


Mit ihren Analysen wollen die Projektpartner Immobilieneigentümer:innen, Planer:innen sowie Netz- und Anlagenbetreiber bei ihren Investitionsentscheidungen unterstützen. Zudem erhalten Kommunen und andere staatliche Behörden konkrete Empfehlungen, wie sie ihre Regularien anpassen und Förderbedingungen definieren sollten, damit der grundlegende Umbau auf nachhaltige Wärme flächendeckend und zügig gelingt. Das Projekt ist angelegt auf drei Jahre und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit rund 596.000 Euro gefördert; davon gehen rund 455.000 Euro an die UDE. *
Quelle: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen


Insektenvielfalt: Viele artenreiche Gebiete unzureichend geschützt

Duisburg, 23. Dezember 2024 - Die Insektenvielfalt in Deutschland wird vor allem durch die Landnutzung beeinflusst, Wetter und Klima spielen eine geringere Rolle. Das belegen Forschende der Universität Duisburg-Essen und der Senckenberg-Gesellschaft in einer aktuellen Studie im Fachjournal Conservation Biology*.

Besonders Gebiete mit niedrig wachsender Vegetation sind Hotspots der Biodiversität: Sie weisen bis zu 58 Prozent mehr Arten auf als Wälder. Doch gerade diese artenreichen Regionen sind oft unzureichend geschützt. Den Rückgang der Insektenvielfalt könnte das weiter beschleunigen.

Eine wichtige Art: der Bläuling. © Beatrice Kulawig/Senckenberg

Über 30.000 Insektenarten gibt es in Deutschland, Tendenz rückläufig. In unseren Ökosystemen spielen sie jedoch eine Schlüsselrolle: sie beackern unsere Böden, bestäuben Pflanzen, darunter viele Nutzpflanzen, und zersetzen organisches Material.

„In unserer Studie haben wir die Insektenvielfalt nicht nur mit Blick auf Veränderungen in der Gesamtbiomasse und im Artenreichtum untersucht, sondern auch zeitliche Fluktuationen, Verschiebungen in der Artenzusammensetzung und die Entwicklung zentraler Funktionsgruppen“, erklärt Prof. Dr. Florian Leese, Leiter der Arbeitsgruppe Aquatische Ökosystemforschung an der Universität Duisburg Essen (UDE). Zu den Funktionsgruppen zählen Bestäuber wie Bienen, bedrohte Arten wie die Arbeiterlose Parasitenameise oder sowie invasive Spezies wie der Asiatische Marienkäfer, die das Ökosystem nachhaltig beeinflussen können.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Verteilung der Insektenvielfalt vor allem durch die Nutzung der Landschaft beeinflusst wird und weniger von Wetter- und Klimaveränderungen,“ erklärt Leese. „Wie viele Insekten in einem Gebiet leben und welche Arten vorkommen, hängt in erster Linie von der Art der Bodenbedeckung ab. Besonders dort, wo die Vegetation vielfältig und abwechslungsreich ist, steigt die Insektenbiomasse deutlich an – um bis zu 56 Prozent. Gleichzeitig nimmt der Artenreichtum in solchen Gebieten um bis zu 58 Prozent zu“, so der Biologe weiter.

„Besorgniserregend ist, dass viele artenreiche Gebiete nur unzureichend geschützt sind, was den Rückgang der Insektenvielfalt weiter verstärken könnte. Für die Ziele des EU Nature Restoration Law und des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework neue Schutzgebiete zu schaffen, sollten auch unbewaldete Lebensräume in tieferen Lagen berücksichtigt werden.“ betont Prof. Dr. Peter Haase, Letztautor der Studie. Haase forscht am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und leitet die Arbeitsgruppe Fluss- und Auenökologie an der UDE.

Die Basis der Analyse bildet ein umfangreicher Insektendatensatz, der mithilfe von 75 Malaise-Fallen erstellt wurde. Diese zeltartigen Fallen, die fliegende Insekten in einen Auffangbehälter leiten, wurden von den bayerischen Alpen bis zur Nord- und Ostseeküste verteilt. So konnten die Forschenden eine breite Spanne an Lebensräumen und klimatischen Bedingungen abdecken. Um die enorme Vielfalt der gesammelten Insekten zu identifizieren, setzten sie auf DNA-Metabarcoding: Mit diesem Verfahren lassen sich die genetischen Informationen aller Proben gleichzeitig sequenzieren und durch den Abgleich mit DNA-Referenzbibliotheken bestimmen.