Christine Grän Feuer bitte
Die Berliner Detektivin Anna Marx fährt ihren Wagen zu Schrott.
Ihr Unfallgegner heißt Martin Liebling. In Brüssel arbeitet er
als Lobbyist. Liebling macht Marx den Hof. Eines Morgens findet
sie ihn erschlagen in ihrer Wohnung. Anna ermittelt auf eigene
Faust. Die Spur führt in die Abgründe der Brüsseler
Europapolitik.
Affektiert und weitschweifig wirkt das Buch, zumindest am
Anfang. Umständlich und wenig erbaulich ist die Erzählweise,
fast schon episodenhaft die Handlung. Zu Beginn des Buches soll
Anna Marx einen Heiratsschwindler finden, der eine Frau in den
Selbstmord trieb. Dieser Handlungsstrang verliert sich im Laufe
des Buches. Marx konzentriert sich nur noch darauf, einen Mörder
zu finden. Es bleibt die Frage, ob die Autorin beim Schreiben
vielleicht den roten Faden verloren hat. Entweder handelt die
Geschichte von der Suche nach einem Heiratsschwindler oder von
der Suche nach einem Mörder – sollen beide Handlungsstränge
gleichzeitig ablaufen, müssen auch beide zu einem vernünftigen
Ende gebracht werden.
Und sonst? Lange wird der Krimi nicht im Gedächtnis bleiben.
Dafür ist er inhaltlich und stilistisch zu schwach. Ob man sich
noch weitere Romane von Christine Grän antun soll? Das Vergnügen
erscheint als zweifelhaft. Sind alle Bücher so geschrieben wie
dieser, wird das Lesevergnügen nicht sehr groß sein. Christine
Grän: Feuer bitte; Bertelsmann Verlag 2006; 254 Seiten; ISBN: 3
– 570 – 00841 – X; 19,95 Euro
Grän: Anna Marx, der Müll und der Tod
Christine Grän: Anna Marx, der Müll und der Tod; Rowohlt Verlag
Reinbek 1995; 220 Seiten, ISBN 3 – 499 – 43192 – 0; 9,90
Als Urlaubsvertretung soll Anna Marx eine Gerichtsreportage
schreiben. Es geht um Jürgen Wilhelm Brog, den „Müllkönig“. Ihm
wird Spionage vorgeworfen. Bevor es zu einem Urteil kommt,
unterläuft Brogs Verteidiger ein schwerwiegender Fehler.
„Mit ruhiger Hand“ wollte der frühere Bundeskanzler Schröder
regieren. Mit ruhiger Hand ist auch dieses Buch geschrieben.
Zeitweilig plätschert die Handlung dermaßen, daß man das Buch
gelangweilt beiseite legen möchte. Erst ganz allmählich werden
die Zusammenhänge klar. Fast alle Beteiligten haben ihre
Schattenseiten: Gier, Haß, eine verkorkste Vergangenheit,
Eitelkeit und der Drang nach Macht seien hier als Beispiele
genannt.
Effekthascherei ist nicht die Sache dieses Romans. Dem Roman
fehlt auch der allwissende Detektiv, um den klassischen
Dreisprung des Kriminalromans (Aufgabenstellung – Problemlösung
– Aufklärung) tätigen zu können. Sind Journalisten die besseren
Detektive? Ich glaube nicht. Auch bei ihnen bestehen
Abhängigkeiten. Wer auf Informationen aus Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft angewiesen ist, wird kaum in der Position sein,
es sich mit den Leute vor Ort zu verderben. Kriminalistische
Untersuchungen sind hier also kaum möglich. Journalisten als
Detektive sind also eher Wunschbilder von Romanautoren.
Wer Krimis mag, sollte sich auch die Romane von Grän zu Gemüte
führen. Sie sind die Art der Unterhaltung, die man gerne liest.
Christine Grän Dead is beautiful
Anna Marx arbeitet als Journalistin in Bonn. Sie scheint einer
eigenartigen Geschichte auf der Spur zu sein. Die Ehefrau eines
hochrangigen Politikers, der ein Schulfreund von Marx ist, hat
ein lesbisches Verhältnis. Da niemand die Schönheit kennt,
möchte der doppelt gehörnte Ehemann natürlich Einzelheiten
erfahren.
Was soll ich sagen? „Eine Journalistin ist schlauer als die
Polizei erlaubt,“ ist meine erste Reaktion. Wie kommt es nur,
daß die Berufsgruppe der Journalisten den Polizeikommissaren und
Privatdetektiven eine solche Konkurrenz macht? Ich arbeite auch
als Journalist. Ich habe bislang noch kein Verbrechen
aufgeklärt. Ich kenne auch keinen Kollegen, der dies geschafft
hat.
Christine Grän wurde 1952 in Graz geboren. Nach ihrem Studium
arbeitete sie zunächst als Redakteurin; dann ging sie für 5
Jahre als Entwicklungshelferin nach Botswana. Seit 1985 arbeitet
sie als freie Journalistin und Autorin in Bonn. Ob es wohl
beabsichtigt war, daß dieser Roman viele autobiographische
Bezüge enthält? Von der Einleitung (die in Bonn spielt)
abgesehen ist das österreichische Badgastein der zentrale Ort
der Handlung. Ein Abstecher in die Republik Südafrika ist darin
eingeschlossen. Irgend etwas fehlt mir aber. Es fehlt mir die
Milieubeschreibung – sowohl was Badgastein als auch die
Schönheitsfarm, in der Marx ihren Auftrag erledigen muß,
anbelangt. Liegt der Ort im Tal? Nein, er ist „an einen Berg
geklebt“ – ich habe es gerade noch einmal nachgeschlagen. Hat
der Ort Charme und Flair? Welche Art Menschen lebt dort? Welche
Leute kommen zu Besuch?
Es fehlt jegliche persönliche Note, die den Roman lesenswert
macht. Ich bedauere dies sehr. Es ist über 20 Jahre her, daß ich
in Österreich gewesen bin. Ich war damals zusammen mit meinen
Eltern in Bludenz im Vorarlberg im Urlaub. Da Österreich kein
gängiger Ort für Kriminalromane ist, hätte sich hier schon die
Möglichkeit geboten, Land und Leute (liebevoll?) vorzustellen.
Ich komme auf meine Eingangsfrage zurück: Was soll ich sagen?
Die Sachen, die mir aufgefallen sind und mir wichtig waren, sind
hier schriftlich niedergelegt. Daher werde ich jetzt schweigen
und dem Leser sein eigenes Urteil überlassen.Christine Grän:
Dead is beautiful; Rowohlt – Verlag Reinbek bei Hamburg 1990;
169 Seiten; 7,80 DM; ISBN 3 – 499 – 42944 – 6
Grän: Weiße sterben selten in Samyana
Christine Grän: Weiße sterben selten in Samyana; Rowohlt Verlag
Reinbek bei Hamburg 1986; 136 Seiten; 6,80 DM; ISBN: 34992777X
Eigentlich ist Anna Marx Gesellschaftsjournalistin in Bonn. Doch
der Tod einer Lehrerin, die mit einem Entwicklungshelfer
verheiratet ist, verschlägt sie vorübergehend nach Samyana im
südlichen Afrika.
Die gebürtige Österreicherin Grän hat selbst fünf Jahre in
Afrika gelebt und in Botswana ein Restaurant betrieben. Grän
kann in diesem Buch also auf eigene Erfahrungen und Erlebnisse
und Erfahrungen zurückgreifen, wenn sie über das fiktive Land
Samyana berichtet. So wundert es mich auch nicht, dass der Krimi
– Anteil hier in den Hintergrund rückt. Das vorliegende Buch ist
mehr ein Erfahrungsbericht und Gesellschaftsroman denn ein
Krimi. Unangenehm dabei: Die Handlung plätschert über weite
Strecken vor sich hin. Marx erfährt die Lösung des Falles eher
durch Zufall denn durch eigene Probleme. All´ dies ist
unbefriedigend. Ich kenne mehr als genug Krimis, die wesentlich
besser lesbar geschrieben sind. Zu empfehlen ist das Buch
jedenfalls nicht.
Grän: Nur eine läßliche Sünde
Christine Grän: Nur eine lässliche Sünde; Rowohlt Verlag Reinbek
bei Hamburg 1988; 158 Seiten; ISBN: 349942865; 6,80 DM
Nur eine kleine, lässliche Sünde hat der Innenminister zu Beginn
seiner politischen Karriere begangen. Jetzt, 15 Jahre später,
wendet sich die Mutter seines unehelichen Kindes an ihn. Sie
braucht Hilfe. Kurze Zeit später ist die Frau mausetot.
Als Thriller wird der Roman angepriesen; in so mancher
Buchhandlung und so mancher Bibliothek ist er bei den
Kriminalromanen eingeordnet. Doch wird dies dem Roman überhaupt
gerecht? Zwei Drittel des Buches haben mit einem Thriller bzw.
einem Krimi rein gar nichts zu tun. Sie sind Gesellschaftsroman
(Themen: 3. Welt, Kinderpatenschaften, Zuwanderung), Psychogramm
einer lebensuntüchtigen Frau und sonstwas. Auch das letzte
Drittel paßt nicht wirklich in die Kategorie Krimis. Für mich
ist weder ein persönliches noch ein berufliches Interesse
erkennbar, warum sich die Journalistin Anna Marx um den Mordfall
kümmern sollte. Es ist keine kriminalistische
Ermittlungstätigkeit erkennbar, geschweige denn eine aktive
geistige Auseinandersetzung mit dem Fall. Das Glück, den
richtigen Täter zu finden, fällt ihr eher zufällig in den Schoß.
Wirklich plausibel ist die Lösung nicht. Anna Marx versinkt
lieber in ihrer Eifersucht (sie ist mit einem verheirateten Mann
zusammen) und Weltschmerz, als dass sie sich zu einer wie auch
immer gearteten Detektivin eigenen würde.
Claude Monet - er gilt als einer der Begründer des
Impressionismus. Völlig zu Recht ist er einer der
berühmtesten Maler des ausgehenden 19. und beginnenden 20.
Jahrhunderts. Um seine Bilder zu bewundert, muß man - Gott sei
Dank - heute nicht mehr in ein Museum gehen. "Claude Monet 2008"
(ISBN 978 - 3 - 411 - 12669 - 9) und "Claude Monet - Im Garten"
(ISBN 978 - 3 - 411 - 12670 - 5) heißen 2 großformative Kalender
( 46 x 55 cm), die der Weingarten - Verlag (Anschrift: 88250
Weingarten) herausgibt. Kostenpunkt: 32,- Euro je Kalender.
Zwölf wunderhübsche Landschaftsgemälde, Stilleben und Porträts
zeigt der Kalender "Claude Monet 2008". "Die Tuilerien", "Der
Park Monceau", "Zug im Schnee im Argenteuil" und "Cap d'Antibes"
seien hier als Beispiele genannt.
Ganz der Gartenmalerei hat sich dagegen der Kalender "Claude
Monet - Im Garten" gewidmet. "Auf der Wiese" (1879), "Die
Lesende" und "Frühling" (1886) sind einige der Gemälde, die hier
auftauchen.
Ich gestehe: Ich mag den Impressionismus sehr gerne. Ich habe
mir daher nicht umsonst die beiden Kalender besorgt. Die Auswahl
der Gemälde ist sicherlich gelungen, wobei allerdings auch
berücksichtigt werden muß, daß hier nicht unbedingt die
berühmtesten, immer wieder gezeigten Bilder Monets gewählt
wurden.
Rein gefühlsmäßig bin ich mir aber insbesondere beim Garten -
Kalender nicht so ganz sicher, ob die Motivauswahl wirklich
rundum gelungen ist. Besonders deutlich wird dies bei dem Motiv
für den Monat August: "Die Terrasse von Sainte - Adresse" heißt
das Bild. Es fällt allein schon durch seine kräftige blaue Farbe
auf; das helle Blau des Himmels und das dunkle Blau des Meeres
dominieren. Bei allen anderen Bilder überwiegend braune und
grüne Farben. Das Augustbild ist fast schon ein Bild vom
Meeresstrand.
Ich kann an dieser Stelle natürlich nur meine persönlichen,
subjektiven Eindrücke wiedergeben. Sie mögen richtig oder
falsch, gut oder schlecht sein - da Schönheit bekanntlich im
Auge des Betrachters liegt, wird sich jeder Betrachter sicher
ein eigenes Urteil erlauben können. Einen Eindruck möchte ich
hier aber vermeiden, nämlich daß ich hier Schleichwerbung für
die Kalender mache. Die Angaben übeR Preis und
Bezugsmöglichkeiten tauchen am Anfang nicht umsonst auf.
Hinsichtlich Gestaltung und Druck sind die Kalender sicherlich
ihr Geld wert; Paul Cézanne, Friedrich Hechelmann, Marc Chagall,
Vincent van Gogh, Salvador Dali und Lyonel Feininger sind
weitere Künstler, die Motive für Künstler liefern.
Kalender haben eine beschränkte Haltbarkeit. Oft genut erfüllen
sie auch nur die Funktion, Notizzettel, Notizbuch, nützliches
Utensil im Koffer / auf dem Schreibtisch und Gedächtnisstütze zu
sein. Ein Kalender wie die vorliegenden sind natürlich sehr
repräsentativ. Mir ist nicht so ganz klar, für welche
Gelegenheit ein solche Kalender gemacht sind - für den wichtigen
Geschäftspartner (beispielsweise als Weihnachtsgeschenk), für
das eigene Büro oder das heimische Wohnzimmer? Der Verlag
schweigt sich an dieser Stelle aus...
"Mit den unterschiedlichsten Kunstkalender - Themen ist ein
Spaziergang durch die Welt der Museen auch zu Hause möglich -
und das ein ganzes Jahr lang bei freiem Eintritt," wirbt der
Kalenderverlag für seine Produkte. Ob sich der geneigte Leser
zur Zielgruppe dieser Kalender zählt, wird er selbst
entscheiden. Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen möchte,
braucht nur im Internet die Seite www.weingarten-kalender.de
aufrufen.
Roland Günter: Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Dinslaken;
Verlag: Ph. C. W. Schmidt - Degener & Co., Neustadt 1968; 104
Seiten Text + umfangreicher Bildteil; ohne Preis- und ISBN -
Angabe;
Das Buch ist der Band 7 der "Beiträge zur Geschichte und
Volkskunde des Kreises Dinslaken am Niederrhein". Prof. Dr.
Rudolf Stampfuß gab diese Schriftenreihe im Auftrag des Vereins
für Heimatkunde und Verkehr Kreis Dinslaken und des Vereins Haus
der Heimat für den Kreis Dinslaken heraus.
Hünxe, Voerde, Dinslaken, Gahlen und Gartrop sind die Orte, die
hier vorrangig vorgestellt werden. Dieses Buch wäre für uns
Duisburger also erst einmal uninteressant, würde da nicht Walsum
auf einigen Seiten auftauchen. Vier katholische Kirchen und das
Verbundbergwerk werden hier kurz vorgestellt. Sieben Fotos im
Bildteil kommen hinzu. Nicht viel also und dennoch Grund genug,
das Buch der Vollständigkeit halber zu erwähnen.
Okko Herlyn: Blues in Grün Wortlaut vom Niederrhein und
anders woher; Gilles & Francke Verlag Duisburg 1992; ISBN 3
- 925348 - 28 - X; 79 Seiten; Preis: 17,80 DM
"Okko Herlyn, geb. 1946 in Göttingen, aufgewachsen in
Ostfriesland und im Rheinland, 1966 Abitur in Wesel /
Niederrhein, 1966 - 1972 Studium der evangelischen Theologie in
Wuppertal, Göttingen, Zürich und Tübingen, 1972 - 1974 Assistent
an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, 1977 Promotion zum Dr.
theol. an der Universität Tübingen, 1977 Gemeindepfarrer in
Duisburg - Wanheim, 1991 Lehrauftrag an der Evangelischen
Fachhochschule, inzwischen dort auch als Professor tätig.
Zahlreiche theologische und belletristische Veröffentlichungen
und neue geistliche Lieder," stellt der hintere Buchdeckel den
Mann vor, den ich für einige Jahre als Gemeindepfarrer erleben
durfte.
"Da kannst du schon gar nix dran ändern", "Dat hätt ich dir auch
vorher sagen können", "Wanheimer Kleinerlei", "Meine erste
Prostitution", "Jüdischer Friedhof bei Alpen" und
"Niederrheinischer Trost" heißen einige der Texte, die hier
auftauchen. Prosa, Lyrik und Schwarz - Weiß - Fotos wechseln
dabei einander ab.
Das Buch ist eine Mischung aus anspruchsvollen Texten und
kabarettistisch - kleinkünstlerischer Beschreibung des Alltags.
Höre ich hier eine Sozialromantik, die man eigentlich nur in der
"guten alten Zeit" vermuten dürfte? Ich komme ein wenig ins
Grübeln und antworte mit einem eindeutigen "Jain". Herly
beschreibt das Leben zwar so, wie er es in "seiner" Gemeinde
vorfindet. Daß er das Leben für weit mehr als ein Jahrzehnt mit
prägte, sollte dabei erwähnt werden. Auch ein Okko Herlyn war
ein Teil des Systems "Kirche", des Lebensraums "Stadtteil". Ob
und inwieweit er beruflich und menschlich Spuren in Gemeinde und
Stadtteil hinterließ, sei einmal dahingestellt.
Nur wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. So heißt es
in der Bibel. Ob Herlyn zu den Leuten gehört, die den
sprichwörtlichen ersten Stein werfen können, sei einmal
dahingestellt.
Helmut Schrey: Meine gesammelten Morde und
Wiederbelebungsversuche; Verlag Gilles & Francke Duisburg
1994; ISBN 3 - 925348 - 39 - 5; 80 Seiten; Preis unbekannt
"Helmut Schrey, geboren 1920 in Odenkirchen (Mönchengladbach),
Gründungsrektor der Universität Gesamthochschule Duisburg.
Emeritierter Professor für Anglistik. Fachwissenschaftliche und
hochschulpolitische Buchveröffentlichungen und Aufsätze. Buch-
und Hörspielübersetzungen, Skizzen und Gedichte unter dem
Pseudonym `August Brüll in Zeitschriften und Zeitungen. Seit
1985 unter eigenem Namen zwei Gedichtbände, Romane, Erzählungen,
Skizzen, Parodien und Epigramme in der `Edition des Kandidaten
Jobs Satirische Spiegelungen des Gilles & Francke Verlages.
Darunter auch einige Morde und Wiederbelebungsversuche," stellt
der Verlag den Autoren auf dem hinteren Buchdeckel vor.
Betritt man eine Buchhandlung, darf man zwar ein Buch kaufen, es
aber nicht lesen. Liest man es doch, maß man eliminiert, sprich:
umgebracht werden. Der Grund ist ganz einfach. Als Leser läuft
man viel zu leicht Gefahr, dem Autoren ungebetene und
unerwünschte Ratschläge zu erteilen.
Spricht Schrey hier aus eigener Erfahrung? Ist es ihm selbst so
widerfahren? Die Texte sind zu abgehoben, um Antworten auf diese
Fragen zu geben. Der akademische Hintergrund des Autoren ist dem
Buch viel zu leicht anzumerken. Es fehlt eine lesenswerte
Handlung. Es fehlt eine durchgängige Handlung. Es fehlt ein
roter Faden, der dei Ausführungen zusammenhält. Selbst wenn man
das Buch als Satire und Persiflage auf den Literaturbetrieb
sieht, hätte der Text doch lebendiger und härter am wirklichen
Leben gestaltet werden müssen, um angenehmer lesbar zu sein. In
der vorliegenden Form reizt das Buch dazu, ungelesen im
Bücherschrank zu verstauben.
E. G. White: Jesus von Nazareth Der Mann, der die Welt bewegt;
Advent - Verlag Lünebürg 1995; ISBN 3 - 8150 - 1182 - 5; 572
Seiten
"Ellen G. White (1827 - 1915) ging es in diesem Buch darum,
Gottes Liebe zu beschreiben, die sich besonders eindrucksvoll im
Leben und Wirken des Jesus von Nazareth offenbarte.
Vor mehr als hundert Jahren verfaßt und in über dreißig Sprachen
übersetzt, liegt dieses Werk nun in einer gekürzten und
sprachlich neuen Fassung vor," berichtet der Text auf dem
hinteren Buchdeckel.
Selbst wenn man den adventistischen Hintergrund des Buches
berücksichtigt, kann dieses Buch eine spannende Lektüre sein,
zumindest wenn man sich (als Leser) für Leben und Jesus
interessiert und einen Zugang dazu sucht. Als theologischer Laie
kann ich mir nun kein Urteil darüber erlauben, inwieweit die
Ausführungen allgemein anerkanntes christliches Gedankengut
wiedergeben und inwieweit sie sich davon entfernen. Wer möchte,
kann sich aber gerne inhaltlich damit beschäftigen und sich eine
eigene Meinung dazu bilden. Angst vor dem Buch bracht man
jedenfalls keine zu haben. Es erzählt leicht verständlich,
modern und folgerichtig biblische Texte in Erzählform wieder und
bietet Interpretationshilfen. Das Buch ist also auch für
Neueinsteiger, Anfänger und Laien gut geeignet.
Jacques de Laprade: Meisterwerke des französischen
Impressionismus; Bertelsmann - Lesering Gütersloh 1956; 85
Seiten, ohne ISBN- und Preisangabe
"Dem jungen Maler Claude Monet war es eingefallen, eines seiner
Gemälde, ebenso schlicht wie herausfordernd, `Impression zu
nennen. Weder er noch der spottsüchtige Kritiker hätten sich
träumen lassen, daß dieses Bild einer neuen Kunstauffassung den
Namen geben würde," berichtet die Inhaltsangabe.
Das Buch ist hinsichtlich seines Aufbaus dreigeteilt. Ein erster
kurzer Teil gibt einen knappen kunsthistorischen Rückblick auf
die Stilrichtung des Impressionismus. Der zweite, umfangreichste
Teil zeigt Gemälde, die quasi die Höhepunkte des Impressionismus
darstellen. Edouard Manet ist hier genauso vertreten wie Claude
Monet, Frédéric Bazille, Pierre - Auguste Renoir, Edgar Degas
und Alfred Sisley, um nur einige Beispiele zu bringen. Sie
zeigen die ganze Bandbreite und Schönheit der künstlerischen
Stilrichtung. Der letzte, dritte Teil bietet kurze Biographien
der wichtigsten Vertreter des Impressionismus.
Dies ist ein Buch, das mir gefällt. Es bietet eine hübsche,
leicht verständliche Einführung in diese Kunstrichtung. Ich
selbst bin ein Fan dieser Malerei; vielleicht liegt es ja daran,
daß mir der Zugang so leicht fällt.
Das Buch verströmt auch einen historische Charme. Allein schon
die gute Papierqualität ist heute eine Seltenheit. Auch die
Texte verströmen eine Liebe zu dem Thema, die nichts mit dem
modernen kühl - distanzierten, fast wissenschaftlichen
Betrachtungen moderner Autoren zu tun hat. Es sollte mehr
solcher Bücher geben.
Wolfgang Kinzel: Rheinhausen: Beginn eines neuen Aufschwungs
der Arbeiterbewegung?, Verlag Neuer Weg Düsseldorf 1988,
ISBN: 3 - 88021 - 167 - 1; 171 Seiten, 9 DM
"Rheinhausen ist nicht nur ein Stadtteil von Duisburg, sondern
steht für wachsende Klassenselbständigkeit und erwachendes
Klassenbewußtsein der Krupp-Arbeiter im Kampf um jeden
Arbeitsplatz," berichtet die Inhaltsangabe.
Unterstützt von vielen Fotos und vielen anderen Abbildungen
erzählt der Text vom Arbeitskampf 1987 in Duisburg -
Rheinhausen. Dem Buch ist deutlich anzumerken, daß der Autor der
Marxistisch - Leninistischen Partei Deutschlands angehört -
nicht objektiv - sachlich sind die Ausführungen, sondern
parteipolitisch gefärbt.
Inhaltlich ist dies einer jener nichtssagenden Bücher, die
inhaltlich nichts Neues bringen. Das Buch ist nichts als
Propaganda. Mich wundert es, daß ich mir dieses Buch in der
Duisburger Stadtbücherei ausleihen kann. Seit wann steht man
dort auf Linksextremismus? |
"Im Rahmen der Neupräsentationen
der Sammlungen im Jubiläumsjahr 2006 / 2007 hat der Bildhauer,
Theoretiker und Didaktiker Prof. Hans-Joachim Albrecht
mehrere, sehr erfolgreiche Besucherveranstaltungen im
Lehmbruck-Museum unternommen. Aus diesen Vorträgen und
Gesprächen hat der Autor verschiedener Bücher über die moderne
Skulptur nun eine neue Publikation unter dem Titel `Skulpturen
begegnen. Beiträge zur skulpturalen Wahrnehmung' vorgelegt.
Unter Berücksichtigung zahlreicher Werke der Skulpturensammlung
des Wilhelm Lehmbruck - Museums gliedert sich das Buch in 4
Kapitel: Bildhauerische Konzepte über den Kopf; Motive,
Konzepte, Kriterien plastischer Kunst; Leibliche Erfahrungen
und plastische Kunst sowie Wechselbeziehungen zwischen Menschen
und plastischen Werken. Es ist die Vielseitigkeit von Albrechts
Kriterien und Methode, seine Unmittelbarkeit und ganzheitliche
Betrachtungsweise, die auch für den Laien die Lektüre dieses
Buches faszinierend macht. Selten zuvor konnte dem Leser in
enger Nachbarschaft von Wort und Bild das wesentliche Repertoire
moderner Skulptur so anschaulich und begreifbar vermittelt
werden.
Das Buch umfasst 164 Seiten, mit 218 zumeist farbigen
Abbildungen und kostet an der Museumskasse 28,- Euro," berichtet
die relativ knappe Pressemitteilung.
"Es ist ein wichtiges Werk zum Verständnis moderner Skulptur,"
berichtet Christoph Brockhaus, Leiter des Lehmbruck - Museums,
und ergänzt: "Hans - Joachim Albrecht ist ein erfolgreicher
Bildhauer, der in Krefeld wohnt und dem Kuratorium des
Freundeskreises des Wilhelm Lehmbruck Museums angehört. Er legt
ein wichtiges Buch für jene Leute vor, die die moderne Skulptur
des 20. Jahrhunderts neu für sich entdecken möchten."
"Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies. Die Maler der
Künstlergruppe Brücke` Aus der Sammlung der Stiftung Wilhelm
Lehmbruck Museum, Duisburg; 233 Seiten, 276 Abbildungen, davon
über 100 ganzseitige Bildtafeln, Katalog zur Ausstellung im
Bildhaus Apolda, 9. September - 26. Dezember 2007, herausgegeben
von Dr. Hans - Dieter Mück, 24 Euro'
Das Lehmbruck Museum verfügt über eine umfangreiche und
hochkarätige Sammlung zur Malerei, Grafik und Skulptur des
deutschen Expressionismus. Zur Zeit ist ein bedeutender
Bestandteil dieser Sammlung im Kunsthaus Apolda Avantgarde zu
sehen, darunter Heckel, Kirchner, Mueller, Nolde, Pechstein und
Schmitt-Rottluff. Im Zuge der Kooperation zwischen dem
Kunsthaus Apolda Avantgarde und dem Lehmbruck Museum entstand
eine aufwendige Publikation zu dieser Ausstellung, die den
Charakter eines Bestandkatalogs zur Sammlung der Zeichnungen und
Druckgrafik des deutschen Expressionismus im Lehmbruck Museum
hat.
`Henry Moore: Wie die Natur. Druckgrafik und Plastik', 84
Seiten, 42 Abbildungen, Kerber Verlag Bielefeld, herausgegeben
von der Herbert - Gerisch - Stiftung, Neumünster, und Kerber
Verlag Bielefeld, 19,80 Euro'
1965 besuchte Henry Moore mit dem Lehmbruck - Museum das erste
europäische Museum moderner internationaler Skulptur. Voller
Begeisterung beschloss er, dem Haus von jeder künftigen Grafik,
die er schaffen sollte, einen Abzug zu schenken. Diesem Umstand
verdankt das Museum eine der umfangreichsten Grafik - Sammlungen
Henry Moores weltweit. Im Norden Deutschlands, in Neumünster,
präsentiert sich die Gerisch - Stiftung, die jetzt die
Ausstellung `Henry Moore. Wie die Natur. Druckgrafik und
Plastik' aus dem Bestand des Lehmbruck - Museums zeigt, als
ein neues Haus mit Skulpturenpark für moderne und
zeitgenössische Kunst. Zu der Ausstellung ist ein Katalog
entstanden, der alle druckgrafischen Werke aus dem Moore -
Bestand im Lehmbruck - Museum zeigt und einige Skulpturen in
ganzseitigen Farbtafeln abbildet.
La Géometrie de la Sculpture. Sculptures monumentales
de Lehmbruck á Césare'; 68 Seiten, 38 Abbildungen, Katalog zur
Ausstellung im Musée Pierre Salinger, Le Thor, Frankreich, 7.
Juni - 7. Oktober 2007, 15 Euro
Das Lehmbruck - Museum ist aber derzeit nicht nur im Norden
Deutschlands prominent mit wichtigen Leihgaben vertreten,
sondern auch im Süden Frankreichs. Im Musée Pierre Salinger in
Le Thor (nahe Avignon) wurden bis zum 7. Oktober unter dem
Titel `Geometrie der Figur. Von Lehmbruck bis Cesar' 14
monumentale Außenskulpturen präsentiert, darunter auch ein so
bedeutendes Werk und Wahrzeichen für Duisburg wie die `Knieende'
von Wilhelm Lehmbruck. Zur Ausstellung ist ein reich bebildeter
Katalog mit Texten in französischer und englischer Sprache
erschienen.
Walter Köster. Architektur-Visionen'; 73 Seiten, 69
ganzseitige Abbildungen, Druck - Verlag Kettler, 14,80 Euro"
Walter Kösters Architektur - Visionen sind endlich in einem
Buch zu bewundern. Köster war ein Architekt, der die Nutzung
eines geplanten Gebäudes immer der Architektur vorangestellt
hat. Trotzdem war ein Gebäude für ihn immer mehr als ein Gehäuse
für den reinen Funktionsablauf - vielmehr sollten durch die
Form, durch die Räume und Details in der Architektur die
Funktionen symbolisiert oder zum Ausdruck gebracht werden.
Gleichwohl sollte seine Architektur den Menschen dienen,
unabhängig davon, welcher Tätigkeit er nachging. Architektur war
für ihn nie Mittel zum Zweck, sondern sollte das Befinden der
Menschen, die in ihr arbeiteten oder zu Gast waren,
beeinflussen. Die Originale der Zeichnungen, die in diesem Buch
auf ganzseitigen Abbildungen erschienen sind, befinden sich im
Stadtarchiv der Stadt Duisburg," ist in einem weiteren
Pressetext zu erfahren.
Soweit zur Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus, sprich: wie
sieht Albrechts Buch denn nun aus? Optisch ist es durchaus
gelungen. Es ist ansprechend gestaltet - das Layout ist
großzügig, Text und Bild sind inhaltlich passend
zusammengestellt. Deutsch ist die vorherrschende Sprache; auf
Anglizismen und allzu viele Fachausdrücke wird hier verzichtet.
Doch Vorsicht! Sehr fachspezifisch sind die Ausführungen; wer
nur ein kunstinteressierter Laie und begeisterter Besucher des
Lehmbruck - Museums ist, der wird nur wenig Freude daran haben.
Hier wird ein Fachwissen und ein künstlerisches Grundwissen
und Kunstverständnis vorausgesetzt, das der normale
Zeitgenosse schon nicht mehr mitbringt. Zu fachspezifisch sind
die Ausführungen, um für den Laien verständlich zu sein.
Fast schon idealistisch und theoretisch muss wohl auch die
Herangehensweise von Museum und Autor an das Buch gewesen sein.
Der Freundeskreis zahlte einen Zuschuss in Höhe von 10.000
?, um die Herausgabe des Buches zu ermöglichen. Die
Auflage beträgt 1.400. Das Buch erscheint nicht nur an der
Museumskasse, sondern auch im Buchhandel. Den Ladenpreis
kann ich an dieser Stelle aber nicht nennen; er war bei der
Präsentation des Buches leider nicht bekannt... |
Wilfried Hoppe / Stefan Kronsbein
(Hrsg.): Landschaftspark Duisburg-Nord - Ökologische und
landeskundliche Beiträge; Mercator - Verlag Duisburg 1999; 135
Seiten; ISBN: 3 - 87463 - 280 - 6; Preis unbekannt
"Altes Eisen neben jungem Grün - unter diesem Motto firmiert der
Landschaftspark Duisburg - Nord, ein Projekt der Internationalen
Bauausstellung (IBA). In zehn Beiträgen zur Konzentration,
Ökologie und Landeskunde wird ein Zwischenbericht zur
Umgestaltung einer Industriebrache zu einem faszinierenden
kulturökologischen Erfahrungs- und Erlebnisraum für jung und alt
gegeben," berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren
Buchdeckel.
Die vorliegende Publikation wurde von der Nordrhein - Westfalen
- Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege und dem
Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
gefördert. Und ist leider zu wissenschaftlich geraten, um sich
an eine breite Öffentlichkeit zu wenden. Viele schwarz - weiße
Fotos (warum eigentlich nicht in bunt?), Tabellen und
Zeichnungen ergänzen die Texte.
Mannesmannröhrenwerke (Hrsg.):
Kleine Chronik der Mannensmannröhren - Werke; Düsseldorf
1940; 141 Seiten; 0,50 Reichsmark; keine ISBN
Dieses Buch beschreibt die ersten 50 Jahre des Unternehmens. Und
weist dabei - zumindest aus heutiger Sicht - einen angenehmen
nostalgischen Charme auf. Was für ein Papier wird hier
eigentlich verwendet? Es ist diese griffige, gute Qualität, die
heute leider nicht mehr gebräuchlich ist. Hinzu kommt die
altdeutsche Druckschrift.
Wer den Text verfaßte, ist leider nicht überliefert. Prof. Franz
Doll von der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf steuerte
jedenfalls die hübschen und künstlerisch ansprechenden Bilder
bei.
Bedenkt man die Zeitumstände des Erscheinens, ist das Buch
angenehm unpathetisch und unpolitisch gehalten. Es beschränkt
sich auf die Firmengeschichte. Daß der Rückblick eher allgemein
und oberflächlich gehalten ist, nehme ich dabei billigend in
Kauf. Er ist gut lesbar, flott geschrieben und eigentlich die
Art Firmengeschichte, die ich persönlich schätze. Nicht das
Material, nicht die unpersönliche, kalt - neutrale Sache steht
im Vordergrund. Hier wird schon (fast liebevoll) deutlich, daß
es oft namenlose Menschen - nämlich Arbeiter und Manager
gleichermaßen - sind, die dieses Unternehmen aufbauten.
Haben Sie, liebe Leser, erraten, wo ich dieses Buch entdeckte?
Genau: in der Duisburger Stadtbücherei.
John Maddox Roberts: Der Musentempel Ein Krimi aus dem
alten Rom; Wilhelm Goldmann Verlag München 1993; 285 Seiten;
ISBN: 3 - 442 - 414512; Preis: 12,90 DM
"Decuis Caecilius Metellus nimmt die Gelegenheit dankbar wahr,
im Rahmen einer politischen Mission nach Alexandria zu reisen.
Doch auch in der faszinierenden ägyptischen Stadt lassen ihn die
Fangarme des Verbrechens nicht los. Schon bald steckt er in den
Ermittlungen um den höchst merkwürdigen Tod eines jähzornigen
Philosophen. Als dann die Leiche einer bekannten Kurtisane in
seinem eigenen Bett gefunden wird, findet sich Decius inmitten
einer Verschwörung wieder, die weit gefährlicher ist, als er es
sich je hat ausmalen können," berichtet die Inhaltsangabe.
Die Geschichte ist sehr flott und unterhaltsam geschrieben;
Langeweile kommt hier nicht auf. Es ist schon erstaunlich, mit
welcher Sicherheit und Zielstrebigkeit Decius Caecilius Metellus
hier ein Fettnäpfchen nach dem anderen ansteuert, heil daraus
wieder herauskommt und so ganz nebenbei zwei Morde und eine
Verschwörung aufklärt. Nur am Ende ist es ein wenig schwammig.
Es bleibt letztendlich der Phantasie des Lesers überlassen, ob
und wie der Täter bestraft werden. Und oh wehe! Undank ist der
Welten Lohn: Metellus ist nicht etwa der strahlende Held. Als
potentieller politischer Branstifter wird er ganz schnell nach
Rhodos abgeschoben. Ein wenig Trauer schwingt da mit, wenn man
als Leser an diesem Ende ankommt. Man hätte diesem naiven und
blauäugigen Helden einen ehrenvolleren Abgang gewünscht.
Jörg Karrasch (Hrsg.): Homberg Die Stadt im Grünen;
Verlag Gronenberg Wiel am Rhein 1999; ISBN: 3 - 88265 - 215 - 2;
120 Seiten; Preis unbekannt
Hanns Dieter Hüsch, jener großartige Autor und Kabarettist aus
Moers, gibt dem Buch ein Geleitwort, das hier "Ehrenwort"
genannt wird, mit auf den Weg. Erst dann kann Reinhard
Stratenwerth mit seinem deutsch- und englischsprachigen
stadtgeschichtlichen Rückblick loslegen.
Stratenwerth steuert auch den überwiegenden Teil der Fotos bei,
nur die Luftaufnahmen stammen von Hans Blossey. Der Bildteil
macht den überwiegenden Teil des Buches aus. Auch wenn es
Homberg - formal - seit 1975 nicht mehr als Stadt gibt (weil es
nach Duisburg eingemeindet wurde), zeigt das vorliegende Buch
doch sein pralles Leben. Seine städtische Architektur, seine
Feste und Feiern, seine Kultur und seine lokale Wirtschaft
liefern die Motive für die Farbfotografien.
Ich selbst komme aus dem rechtsrheinischen Teil Duisburgs. Komme
ich aus dem tiefsten Süden auf die andere Rheinseite, ist es für
mich fast schon wie das Eintauchen in eine andere, unbekannte
Welt. Für mich hat das Buch einen sentimental - nostalgischen
Charme. Es wirkt wie eine Hommage auf eine alte Zeit, die es
heute nicht mehr gibt. "Ach, wäre es doch nur wie früher in der
guten alten Zeit," schwingt es hier wehmütig mit. |
Duisburg, 2.
Oktober 2007 - Daniel Goeudevert: Wie ein Vogel im Aquarium
- Aus dem Leben eines Managers; Rowohlt Verlag Berlin 1997; ISBN
3 - 87134 - 281 - 5; 254 Seiten; Preis unbekannt
Goeudevert wurde 1942 in Reims (Frankreich) geboren. Der
studierte Literaturwissenschaftler arbeitete als
Vorstandsmitglied von Citroen Deutschland, Generaldirektor bei
Renault Deutschland, Vorandsvorsitzender von Ford Deutschland
und Konzernvorstand von VW. Seit seinem Ausscheiden bei VW 1993
ist er Vizepräsident von Green Cross International.
Lange Zeit lag das Buch bei mir unbeachtet in der Ecke. Wann
habe ich diese Biographie gekaut? Vor allem: Warum habe ich das
Buch gekauft? Ich weiß es schon gar nicht mehr. "Oh Gott, schon
wieder eine Biographie," schießt es mir durch den Kopf, als ich
jetzt endlich zu dem Buch greife.
Letztendlich lese ich das Buch nur quer und ausschnittweise. Ich
gestehe diesen Makel, diese Nachlässigkeit gerne ein. Der Grund
für dieses Querlesen ist einfach. So flott und gut lesbar die
Biographie auch sein mag, so ist Goeudevert doch nicht wichtig
und interessant genug, um sich mit ihm zu beschäftigen.
Gilbert Keith
Chesterton: Pater Brown Der Unsichtbare Die Ehre des Israel
Gow Die Spitze einer Nadel
(1) Der Unsichtbare
Sprecher: Jürgen Holtz, Jens Wimmerstein, Julia Maria Köhler,
Horst Bollmann und andere
Pater Brown muss die entzückende Laura vor zwei unangenehmen
Verehrern schützen - auf Bitten eines dritten Kavaliers. Einer
der Konkurrenten verschwindet - zurück bleibt eine Blutlache.
(2) Die Ehre des Israle Gow
Sprecher: Jürgen Holtz, Horst Bollmann, Herbert Fritsch und Götz
Schulte
Pater Brown untersucht in einer alten schottischen Burg den Tod
von Lord Glengyle. Die hinterlassenen Gegenstände stellen ihn
jedoch vor ein Rätsel: Kerzen ohne Kerzenhalter, Edelsteine ohne
Fassung, Schnupftabak ohne Dose. Ein Verdacht treibt Brown noch
in tiefster Dunkelheit zum Grab des Toten.
(3) Sprecher: Jürgen Holtz, Horst Bollmann, Jens Wawrczeck,
Hilmar Eichhorn und andere
Baulärm reißt Pater Brown allmorgendlich aus den Schlaf. Sein
Interesse erregt der nahe Nachbar allerdings erst, als Pater
Brown zum Vermittler im Streit zwischen Arbeitern und
Baugesellschaft wird. Da verschwindet der Bauherr Sir Hubert
Sand.
3 CDs, 147 Minuten Gesamtspielzeit, Produktion: Mitteldeutscher
Rundfunk / Südwestrundfunk / Radio Berlin - Brandenburg 2005
Veröffentlichung: Der Audiobuch Verlag 2005; Ton: Holger
Kliemchen, Komposition: Stefan König, Regie: Klaus Zippel
(kurzer Kommentar) Chesterton liefert hier gute
Kriminalliteratur. Es ist für mich persönlich zwar überraschend,
daß der vornamenlose Pater Brown kein Gemeindepfarrer its und
keiner geregelten Arbeit nachgehen muß; noch mehr wundert es
mich aber, wie oft der Gottesmann in Kriminalfälle verwickelt
wird.
Der MDR setzt die literarischen Originale als szenische Lesungen
um. Es kommen hauptsächlich verschiedene Sprecherstimmen als
Gestaltungselemente vor. Musik- und Hintergrundgeräusche kommen
in dezenter Weise hinzu. Da ich die Bücher von Chesterton nicht
kenne, kann ich nicht beurteilen, wie eng sich die
Hörspielproduktion an das Original hält. Eine Sache weiß ich
aber genau: Mir Gefallen die Hörspiele. Ich kann sie nur
weiterempfehlen.
John Maddox Roberts: Tod eines Centurio; Wilhelm Goldmann Verlag
München 1995; 286 Seiten; ISBN 3 - 442 - 42760 - 6; 12,90 DM
"Wie eine eigene Stadt erhebt sich das Lager der römischen
Truppen unter Caesar in Gallien: eine starke Macht. Doch der
erste Eindruck täuscht, denn neben den Attacken der feindlichen
Truppen erschüttert ein Mordfall die römischen Reihen. Opfer ist
Titus Vinius, ein Centurio, der bei seinen Soldaten alles andere
als beliebt war. Da Decius Caecilius Metellus gerade von Rom aus
zu den Truppen gestoßen ist, wird er von Caesar beauftragt, den
Mörder zu finden. Schnell merkt er, daß seine Feinde nicht nur
jenseits der Lagertore stehen," berichtet die Inhaltsangabe auf
dem hinteren Buchdeckel.
Antik ist der Roman, ungewöhnlich der Detektiv: Er ist ein ganz
durchschnittlicher Mensch, mit all' den Marotten, Stärken und
Schwächen, wie sie bei uns modernen Zeitgenossen auch vorkommen.
Es ist eine gut lesbare und unterhaltsame Geschichte, die
gefällt, ohne lange in der Erinnerung zu bleiben.
Marc Degens: Im
Unter- und Hintergrund Von der literarischen Sackgasse zum
Social Beat und wieder zurück; SuKuLTur Verlag Berlin 1997;
ISBN und Preis unbekannt; 16 Seiten
"Die bundesrepublikanischen Literaturproduzenten in Etablierte
und Außenseiter zu untergliedern, fällt schwer angesichts der
Tatsache, daß die gut 15.200 selbständig arbeitenden
schriftstellenden Künstler pro Jahr durchschnittlich unter
25.000 Mark verdienen. Die Gruppe aber, der in diesem Aufsatz
das Augenmerk gilt, lässt sich leicht infolge ihrer Stellung im
öffentlichen literarischen Leben verorten: Sie steht gänzlich
abseits," steht da (quasi als Inhaltsangabe?) auf dem hinteren
"Buch-" Deckel. Liest man die Veröffentlichung, wird schnell
klar, worum es geht. Uns Autoren fehl eine fundierte
Ausbildungsmöglichkeit. Im Rahmen der verfassungsmäßig
garantierten Freiheit der Kunst und der Meinungsfreiheit darf
jeder Autor immer und überall veröffentlichen. Degens zeigt sehr
anschaulich, woran es vielen Freizeitautoren und jungen Autoren
fehlt.
Fehlende Absatzmöglichkeiten der alternativen Literaturmagazine,
Ablehnung durch die großen, wichtigen Verlage, eine riesige
Konkurrenz der Autoren untereinander und eine fehlende Anbindung
(inklusive einer fehlenden Rückmeldung hinsichtlich der Qualität
eines Textes) seien hier als Beispiele genannt. Leider fehlt dem
Aufsatz eine Schlussfolgerung. Was wäre die logische Konsequenz
aus all' diesen Ausführungen. Für mich würde sie lauten: Es
sollte eine wie immer geartete Ausbildung für Schriftsteller
geben. Dies ist allein schon unter dem Gesichtspunkt wichtig,
daß so der Spreu vom Weizen getrennt werden kann. Wer kein
Talent zu irgendeiner Form von Literatur hat, dem sollte
deutlich davon abgeraten werden. Wer Talent hat, dessen Talente
sollten auch angemessen gefördert werden. Volkshochschulen
können genauso solche Schreibwerkstätten anbieten wie
Hochschulen, Verlage oder andere Bildungsanbieter; kurze
Lehrgänge zu bestimmten Themen, die aufeinander aufbauen, würde
ja unter Umständen schon reichen.
Für mich als Leser ist der Literaturbetrieb sehr
unübersichtlich. Ich gehöre selbst zu den Hobbyautoren, denen
die literarische Betätigung verboten werden sollte. Ich hätte in
dem offiziellen Literaturbetrieb wahrscheinlich keine Chance.
Ich gehöre zu den Hobbyautoren, die Degens hier so vortrefflich
beschreibt. Ich spreche also aus Erfahrung, wenn ich eine
bezahlbare Schriftstellerausbildung fordere.
Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein - Westfalen (LEG):
Duisburg - Rheinhausen Aufstieg - Niedergang - Neubeginn
Vom Stahlstandort zum Logistik-Center; 74 Seiten;
Eigenverlag Düsseldorf / Ratingen; ohne Angabe von ISBN, Preis
und Erscheinungsjahr
Wer kann sich nicht an den Arbeitskampf der Duisburg -
Rheinhausener Kruppianer 1998 erinnern? Schließlich beherrschte
er tagelang die Schlagzeilen der Tagespresse. Die "Brücke der
Solidarität" soll in ihrem Namen daran erinnern. In sechs
Kapiteln beleuchtet die vorliegende Broschüre Geschichte,
Gegenwart und (mögliche) Zukunft des Krupp - Gelände in
Rheinhausen. Doch Vorsicht! Wer hier eine sentimentale
Hochglanzbroschüre erwartet, wird zum Glück enttäuscht. Eher
sachlich - neutral, themenorientiert, detailliert und
kenntnisreich beschreibt die Broschüre den Entwicklungsprozess,
den man auch mit Strukturwandel und Stadtplanung beschreiben
kann.
Ich habe nun keine Ahnung, wie weit das Krupp - Gelände bis
heute (Stand: 2007) entwickelt ist. Zu unspektakulär ist die
Entwicklung verlaufen. Irgendwie bin ich auch froh drum. Solange
keine Skandale und Fehlentwicklungen an die Oberflächen kommen,
kann ich in dem Wahne verhaften bleiben, dass hier eine gute
Entwicklung angestoßen wurde.
Dieter Ebels: Komm ins Weinlokal "Zur Fledermaus" -
Geschichten und Anekdoten aus dem alten Duisburg; Wartberg -
Verlag Gudensberg - Gleichen 2004; 80 Seiten; ISBN 3 - 8313 -
14225; Preis unbekannt.
"Dieses Buch ist ein Rückblick auf eine aufgewühlte, aber schöne
Zeit. Es schildert das Leben, wie es in Duisburg in den
'goldenen Zwanziger' stattfand. Die Geschichten spielen an
beliebten Treffpunkten der Stadt, so wie im Weinlokal `Zur
Fledermaus', und sie erzählen aus dem unverfälschten
Alltagsleben der damaligen Zeit. Besondere Ereignisse, wie die
Einweihung des Wedaustadions, der Besuch des Reichspräsidenten
Hindenburg oder die Tage, an denen der Rhein zugefroren war,
werden beschrieben," berichtet die Inhaltsangabe auf dem
hinteren Buchdeckel.
Für mich persönlich ist dieses Buch eine Enttäuschung. Es
berichtet zwar über interessante Ereignisse; die Texte sind aber
so unpersönlich und distanziert geraten, daß mich schon
jeglicher Bezug dazu fehlt. Zitate fehlen genauso wie
Erinnerungen konkreter Zeitgenossen, charmant - witzige Episoden
- eben all' das, was im Journalisten - Jargon auf Neudeutsch
"Human Touch" genannt wird. Wenigstens ein kleines bißchen davon
hätte das Buch aufgewertet. |