Brüssel/Duisburg, 25. April 2024 -
Das Europäische Parlament fordert die politische
Führung der EU und ihrer Mitglieder auf, den
Machenschaften Russlands „endlich mit der
notwendigen Dringlichkeit und Entschlossenheit“
entgegenzutreten.
Nach den jüngsten Enthüllungen über Versuche des
Kremls, das Funktionieren der demokratischen
Prozesse in Europa zu beeinträchtigen, haben die
Abgeordneten am Donnerstag eine Entschließung
angenommen, in der sie solche Versuche nachdrücklich
verurteilen. Derartige Taktiken müssen „zu
Konsequenzen führen“. Das Parlament ist entsetzt
angesichts der glaubwürdigen Behauptungen, wonach
einige Abgeordnete dafür bezahlt wurden, russische
Propaganda zu verbreiten, und angesichts der
Tatsache, dass sich Abgeordnete an einem
prorussischen Medienportal, „Voice of Europe“,
beteiligen, während Russland seinen rechtswidrigen
Angriffskrieg gegen die Ukraine führt.
• Glaubwürdige Behauptungen, wonach einige
Abgeordnete dafür bezahlt wurden, russische
Propaganda zu verbreiten
• Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) muss ihre
finanziellen Beziehungen, insbesondere zum Kreml,
„unverzüglich öffentlich angeben“
• Russland ist Hauptursprung von Einflussnahme aus
dem Ausland und Desinformation in der EU
Die Abgeordneten fordern, dass die Staats- und
Regierungschefs der EU und der Mitgliedstaaten sich
mit den russischen Einmischungsversuchen
auseinandersetzen, nicht nur in den
EU-Institutionen, sondern in der gesamten Union.
Angesichts der bevorstehenden Europawahlen vom 6.
bis 9. Juni 2024 sei dies dringend geboten.
Abgeordnete für die Verbreitung von
Propaganda bezahlt
Unter Verweis auf mutmaßliche Fälle russischer
Einmischung in ganz Europa, darunter Bulgarien,
Deutschland und die Slowakei, zeigen sich die
Abgeordneten besorgt, dass das FBI (US Federal
Bureau of Investigation) den führenden
AfD-Abgeordneten Maximilian Krah unlängst wegen des
Verdachts vernommen hat, Geld von Agenten des Kremls
erhalten zu haben, sowie über die Verhaftung seines
parlamentarischen Assistenten in Deutschland am 23.
April 2024 wegen des Verdachts der Spionage für
China. Das Parlament fordert die AfD auf, ihre
finanziellen Beziehungen zum Kreml unverzüglich
öffentlich anzugeben und den Zweck und die genaue
Höhe aller Zahlungen, die aus mit dem Kreml
verbundenen Quellen stammen, offenzulegen.
Gemeinsame und allumfassende Reaktion gegen
Einmischung erforderlich
Die Abgeordneten weisen darauf hin, dass Russland
zwar nach wie vor der Hauptursprung von
Einflussnahme aus dem Ausland und Desinformation in
der Europäischen Union ist, aber auch andere Länder
solche Kampagnen durchgeführt haben. Sie betonen,
dass die Reaktion der EU auf diese Bedrohungen nur
dann wirksam sein kann, wenn sie auf einem
übergreifenden, allumfassenden und langfristigen
politischen Ansatz beruht, der von der EU und ihren
Mitgliedstaaten gemeinsam verfolgt wird.
Um die Abwehrkräfte des Parlaments zu stärken,
schlägt die Entschließung vor, die Sicherheitskultur
des Parlaments zu verbessern, einschließlich
gründlicher interner Ermittlungen, um mögliche Fälle
ausländischer Einmischung in Augenschein zu nehmen,
sowie den geltenden internen Sanktionsrahmen in
vollem Umfang durchzusetzen. Die Abgeordneten
fordern außerdem eine obligatorische
Sicherheitsschulung für Abgeordnete und das
Personal, eine angemessene Sicherheitsüberprüfung
und eine verstärkte Überprüfung des Personals.
In der Entschließung wird der Rat aufgefordert, in
das bevorstehende 14. Sanktionspaket weitere vom
Kreml gesteuerte Medienunternehmen sowie andere
Rundfunk- und Medienorganisationen und Personen
aufzunehmen, die für Propaganda- und
Desinformationskampagnen in der EU verantwortlich
sind. Die Abgeordneten fordern die EU und die
Mitgliedstaaten auf, Sanktionen anzunehmen, die
denen entsprechen, die die tschechische Regierung
gegen „Voice of Europe“ sowie Wiktor Medwedtschuk
und Artem Martschewskyj verhängt hat. Sie bedauern
auch, dass „Voice of Europe“ seine Tätigkeit von
Kasachstan aus wieder aufnehmen konnte und fordern
die Mitgliedstaaten auf, dafür zu sorgen, dass das
Portal „Voice of Europe“ in der gesamten
Europäischen Union nicht zugänglich ist.
Sie wurde mit 429 Ja-Stimmen, 27 Nein-Stimmen und 48
Enthaltungen angenommen.
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