Wie alles begann -
Liebesgeschichte am Rande der Bande
- Die Dream-Teams
Duisburgs erste Eishockeyteam sorgte im Anfangsjahr 1971 mit
Kantersiegen für Furore. Am Ende der Saison 1971/72 war das Team
Regionalligameister und Aufsteiger in die Oberliga. V.L.
stehend:
Werner Kadow, Manfred Schlemmer, Leo Priedigkeit, Jürgen Volland,
Ivars Weide, Dieter Hilger, Volker Kaiser, Dieter König, Bernd
Elberg, Hubert Just.
Sitzend: Frieder Brase, Peter Schmitz, Claudius Lott, Rolf
Dentges, Paul Hotstegs, Heiner Bayer, Jochen Schmidt und Trainer
Rudi Weide.
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Duisburg, 12. Februar 2008 - Hans-Willi
Mühlenhaus zuckte nur kurz mit den Schultern. „Es war wie bei jedem
anderen Auswärtsspiel auch.” Der damalige Stürmer des Duisburger SC
hatte eine Eishockey-Tasche gepackt. Dann noch eine Reisetasche. Und los
ging's. Damals vor gut 28 Jahren. Ein kleiner Unterschied: Der
Bundesliga-Neuling fuhr nicht nach Köln oder Düsseldorf, sondern nach
Amsterdam. Dort startete das Flugzeug nach Winnipeg in Kanada. Und das
ist immer noch etwas Ungewöhnliches. Kein anderer Bundesliga-Verein –
oder heutzutage: kein DEL-Club – hat bislang solch eine Reise gemacht,
abgesehen vom DSC Kaiserberg.
Die Bundesliga hatte gerade wegen der Olympischen Spiele von Lake
Placid eine sechswöchige Pause eingelegt. Am 28. Januar 1980 machte sich
der 40-köpfige DSC-Tross auf den Weg, kehrte am 7. Februar über
Amsterdam zurück nach Duisburg. „Williiiis” erste Erinnerung? „Das war
unfassbar kalt. Unter minus 30 Grad, als wir in Winnipeg ankamen”,
schüttelt's Mühlenhaus noch heute. Aber das Ganze war nicht einfach nur
ein Ausflug, weil der DSC mit dem Erreichen der Meisterrunde als
Aufsteiger frühzeitig den Klassenerhalt in der 1. Liga geschafft hatte.
Manager Fritz Hesselmann wollte sich vor Ort von möglichen Neuzugängen
überzeugen.
Gespielt haben die Kaiserberger – der erste Vorgängerverein des EVD –
vornehmlich gegen Amateur- und Auswahlmannschaften. Das heißt aber auch:
keine großen Arenen. Im Gegenteil. „Das waren bessere Scheunen”,
schmunzelt Mühlenhaus, der heutzutage in der Geschäftsstelle des EVD
arbeitet und Sportchef der Jungfüchse ist.
Die erste „Scheune” stand in McGregor, einem 800-Seelen-Dorf, deren
1200-Zuschauer-Eishalle bei 1500 Fans aus allen Nähten platzte, als der
DSC spielte, Mannschaftsfotos, Fanartikel und Bierkrüge mit dem
Duisburger Stadtwappen verteilte. Mit 10:5 gewannen die Deutschen. Die
Frauen von McGregor hatten zuvor gekocht und gebacken und den Duisburger
Gästen einen freundlichen Empfang bereitet.
Dem 9:7-Sieg gegen eine Manitoba-Auswahl in Winkler folgte in Winnipeg
die einzige Niederlage der Reise. Mit 5:8 unterlag der DSC in Winnipeg
einer Allstar-Mannschaft von Central Manitoba. Im Duisburger Tor stand
dabei der damals 22-jährige Karl Friesen. Ihn zog es später nach
Rosenheim; dort wurde der Deutsch-Kanadier zum Nationalspieler.
Danach folgte die weiteste Fahrt – zu den Minedossa Bombers, die der
DSC 7:3 besiegte. „Unglaublich. Wir haben uns in den Bus gesetzt, fuhren
350 Kilometer einfach nur geradeaus – und waren da”, ist Mühlenhaus
immer noch von der Weite Kanadas beeindruckt. Den Abschluss bildete das
9:5 gegen die Steinbach Huskies. Wie der Ortsname vermuten lässt: Dort
leben die Nachfahren deutscher Auswanderer. „Der deutsche Club dort hat
uns auch empfangen”, so Mühlenhaus. Torhüter Andy Stoesz wurde gleich
für die neue Saison verpflichtet. Die Krentz-Brüder kamen bereits zuvor
aus Steinbach. Nun kam auch Kevin Knibbs.
Was der damals 22-jährige Mühlenhaus von den Verhandlungen mitbekommen
hat? „Nichts. Ich wollte nur Hockey spielen.” Etwas hat ihn aber doch
beeindruckt. Die Radiolandschaft Kanadas mit vielen Rocksendern. Daher
hat er sich in Winnipeg mit einer Menge Schallplatten eingedeckt, die er
nach Duisburg mitbrachte.
Damals vor 28 Jahren . . .FRIEDHELM THELEN
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