Ruhrort  Straßen und die Geschichte
der Namensgebung
Straßen alphabetisch sortiert
A  B-C-D - E-F - G-H  I-K - L-M  S-W

 

Ö-R

  Ölinsel

  1971 wurde die von der Schlickstraße ausgehende Straße auf der vormaligen Halbinsel zwischen dem Hafenbecken A und dem Kaiserhafen Ölinsel genannt. Die Inselsituation im strengen Sinn war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr gegeben, da Ende der sechziger Jahre damit begonnen wurde, den oberen Kaiserhafen zuzuschütten, weil er einerseits für die Güterschiffe, insbesondere für die Schubschiffahrt, zu schmal war, andererseits dringender Geländebedarf für die Tanklagererweiterung bestand.

  Zunächst hatte hier ein Teil des Kohlenumschlags stattgefunden, bis die Duisburg-Ruhrorter Hafen AG zu Anfang der fünfziger Jahre an dieser Stelle ein Speditions-Tanklager und Anlagen für den Ölumschlag errichtet hatte. Außerdem entstand die Betriebsstation einer 32 km langen Rohölfernleitung nach Gelsenkirchen, die allerdings durch den Bau der Wilhelmshafener Pipeline schon sechs Jahre später ihre Bedeutung verlor. Inzwischen benutzt die VTG Lehnkering  (Vereinigte Tanklager- und Transportmittel GmbH) den Bereich als Hauptplatz für den Umschlag und die Verteilung von Mineralölprodukten. 

  Pontwert

  Die Straße, die über die langgezogene Insel zwischen Ruhr und Hafenkanal führt und an der Schleuse des Hafenkanals am Kiffard endet, erhielt 1971 den Namen Pontwert. Sie hieß früher „Am Hafenkanal“ und stellte die kürzeste Verbindung von Duisburg nach Meiderich und Oberhausen dar. 1931 schlug die Duisburg-Ruhrorter Häfen AG vor, die mit Schotter ausgebaute Straße, die ein Privatweg der Hafenverwaltung und nur für Fußgänger und Radfahrer freigegeben war, auszubauen und öffentlichen Fahrverkehr zuzulassen, wenn die Stadt einen Zuschuß dazu gewähre, was von der Stadt aber abgelehnt wurde.

  Zur Straßennamenerklärung ist zu sagen, daß „Wert“ soviel wie Insel oder Halbinsel bedeutet und eine Ponte ein Fährschiff ist. Danach ist der Name Pontwert zu verstehen als Halbinsel für das Anlegen einer Fähre, die im 18. Jahrhundert auf Duisburger Seite über den Ruhrkanal bestanden hatte.

  Am 6. Dezember 1992 wurde hier an der Mündung der Ruhr in den Rhein die 25 Meter hohe Stahl-Skulptur „Rheinorange“ des Bildhauers Lutz Fritsch aufgestellte dabei symbolisiert die Farbe Orange eine glühende Bramme (Eisenblock). 

  Rheinallee

  Die Straße verläuft heute von der Fürst-Bismarck-Straße bis zur Dammstraße. Vor Erbauung der Rheinbrücke 1907 begann sie bereits am Eisenbahnhafen.

  Schon im Stadtbauplan von 1854 findet sie sich unter der Bezeichnung Zollstraße. Hier wurde am Hafenbassin das Zollamt errichtet und 1856 eröffnet. In den 1880er und 1890er Jahren ist gleichzeitig der Name Seufzerallee für die Straße gebräuchlich. Durch Beschluß der Stadtverordneten vom 3.4.1894 wurde die Seufzerallee umbenannt in Rheinallee. Auf wessen Seufzer sich der alte Name bezog, ist nicht bekannt.

  Auch die Rheinallee sieht man wie der Dammstraße heute nicht mehr an, daß sie einst auf der Krone des Deiches entlang lief und als Rheinpromenade diente. Im Jahre 1900 wurde sie in einem Zeitungsartikel noch als schönste Straße Ruhrorts bezeichnet. 1907 fällte man alle 47 Ulmen dieser Allee, da sie teilweise vom Borkenkäfer befallen waren. Außerdem wurde durch den Bau der Zufahrtsrampen der neuen Rheinbrücke der gesamte Bereich vor der Rheinallee neu gestaltet, so daß sie ihre schöne Lage verlor. 

  Rheinbrückenstraße

  Sie verbindet die Schifferheimstraße mit der König-Friedrich-Wilhelm-Straße.

  Bereits 1877 war diese Straße unter dem Namen „Kurze Straße“ in der Planung gewesen, aber nicht realisiert worden. Im Jahre 1892 nahm man das Projekt wieder auf, und in der Stadtverordnetensitzung vom 12.12.1893 wurden die Baufluchtlinien genehmigt. Die jüdische Synagogengemeinde legte Einspruch gegen diese Fluchtlinienführung ein, da ein Teil ihres alten 1708 eingerichteten Friedhofs durch die neue Straße in Anspruch genommen würde. 1893 war zwar gerade der neue jüdische Friedhof in Stockum in Benutzung genommen worden, der alte wurde nicht mehr belegt. Jedoch darf die Friedhofsruhe nach jüdischem Glauben nicht gestört werden, und Exhumierungen sind nach dem jüdischen Religionsgesetz grundsätzlich verboten. Mit ihrem Protest hatte die jüdische Gemeinde bei der Stadt aber keinen Erfolg, und der Regierungspräsident verfügte am 12.12.1894 die offizielle Schließung des alten Friedhofs. 1907 wurden sechs Leichen exhumiert und nach Stockum umgebettet. Zwischen 1905 und 1907 fand der Ausbau der Straße statt, die zu dem Zeitpunkt in Marktstraße umbenannt wurde. Für den Straßenausbau mußten auch zwei Häuser auf der König-Friedrich-Wilhelm-Straße enteignet und abgerissen werden. Zur Beseitigung von doppelten Straßennamen nach der Eingemeindung Ruhrorts nach Duisburg wurde die Marktstraße um 1910 in Rheinbrückenstraße umbenannt. Sie war ein Teil der Rampe zur neuen 1907 erbauten Rheinbrücke.

 

  Richard-Hindorf-Platz

  Der namenlose Platz vor den Ruhrorter Rheinbrückentürmen erhielt durch Ratsbeschluß vom 26.10.1955 seinen Namen, nachdem der Bürgerausschuß am 6.4.1955 zuerst Prof.-Dr.-Hindorf-Platz vorgeschlagen hatte.

  Mit dieser Namensgebung sollte der im Vorjahr verstorbene Kolonialpionier Dr. Richard Hindorf  geehrt werden (Ruhrort 16.11.1863 – 13.5.1954 Berlin). Er war in Ruhrort als Sohn des Oberlehrers am Realgymnasium;  Prof. Dr. Heinrich Hindorf, geboren. Hauptverdienst Hindorf; der Landwirtschaft und Staatswissenschaften studiert hatte, war die Einführung der Sisal-Agave von Mexiko nach Ostafrika. Diese Hanfpflanze wurde von ihm in großem Stil zunächst in Deutsch-Ostafrika kultiviert und sie erlangte für erhebliche Teile Afrikas wirtschaftlich hohe Bedeutung. Die Sisalfaser war haltbarer als Kokos, nahezu unverwüstlich, und wurde zu Seilen, Teppichen etc. verarbeitet.

 

  Ruhrorter Straße

  Die Ruhrorter Straße verbindet Duisburg und Ruhrort. Der in Duisburg beginnende Teil ist schon auf dem Duisburger Stadtplan des Johannes Corputius von 1566 als „den wech nae roeroert“ gekennzeichnet. Ein Weiterkommen auf diesem Wege nach Ruhrort war wegen der dauernden Überschwemmungen der Ruhr und der damit verbundenen Verlagerung des Flussbettes stets mit großen Schwierigkeiten verbunden. Auf drei Fähren konnte man ans andere Ufer der Ruhr und damit nach Ruhrort gelangen.

  Etwa im Zuge der heutigen Oberbürgermeister-Lehr-Brücke über die Ruhr befand sich seit 1864 die sogenannte Haniel-Brücke. Die um 1878 Chaussee von Duisburg genannte Straße führte dann über die Kaiserbrücke, die den Kaiserhafen überquerte, und an den Kohlenmagazinen des Schleusenhafens vorbei über die Krimbrücke, die die Zufahrt zum Nord- und Südhafen überspannte, und dann in einem großen Bogen als „Chaussee von Ruhrort“ auf die Hafenstraße zu.

  Die Umgestaltung der Hafenanlagen nach der Vereinigung der städtischen Duisburger und der staatlichen Ruhrorter Häfen zu einer „Interessen- und Betriebsgemeinschaft“ im Jahre 1905 machte auch die Notwendigkeit einer schnelleren Verbindung zwischen Duisburg und Ruhrort erforderlich. Durch die Einbeziehung der sog. Insel in das Ruhrorter Stadtgebiet und die Zuschüttung des Schleusenhafens war es möglich, eine Begradigung der Strecke zu erreichen und die neue Straßenverbindung über die Häfen und die Insel Ruhrort zuzuführen und damit eine Verkürzung des  Weges von Duisburg nach Ruhrort um 700 Meter zu erreichen.

  Am 7. April 1910 erhielt die Straße „von der Schwanentorbrücke in Alt-Duisburg bis zur Hafenstraße in Duisburg-Ruhrort“ durchgehend den Namen  „Ruhrorter Straße“. Die neue 570 Meter lange Straßenbrücke über die Ruhr und einen Teil der Hafenbecken, die an die Stelle der alten Hanielbrücke trat, wurde am 12. Mai 1907 dem Verkehr übergeben. Den Klappmechanismen der Brücke wurde besondere Aufmerksamkeit gezollt, weil sie die zur Zeit größten elektrisch betriebenen Bauwerke ihrer Art in Europa waren. Zu Ehren des am 30. Juni 1914 in den Ruhrstand getretenen Oberbürgermeisters Karl-Lehr, der die Geschicke Duisburgs von 1879 an geleitet hatte, wurde der Brückenzug über Ruhr und Hafenkanal am 26. Juni 1914 Oberbürgermeister-Lehr-Brücke genannt.

  Nach der Zerstörung der Brücke im Zweiten Weltkrieg wurde zur Wiederherstellung des ersten, über die Ruhr verlaufenden Teils ein Bogenstück der alten, ebenfalls zerstörten Kölner Hohenzollern-Rheinbrücke verwendet. Der Brückenzug war 1948/49 mit größerer Fahrbahnbreite vollständig neu erbaut worden. Auf bewegliche Brückenteile konnte verzichtet werden, weil Schleppkähne mit hohen Masten und großen Aufbauten nicht mehr verkehren.

  Eingangstor zum Stadtteil Ruhrort ist das 1922-1924 als Verwaltungsgebäude entstandene Tausendfensterhaus, das – benannt nach seiner fensterreichen Fassade – zu den stadtbildprägenden Baudenkmalen Ruhrorts gehört. Nach verschiedenen Nutzungen und langem Leerstand wurde es 1993 durch die „Haus Ruhrort Gesellschaft“, gebildet aus der städtischen Wohnungsgesellschaft Gebag und der Fa. Haniel, erworben, umgebaut und modernisiert.

  Der Name der 1371 gegründeten Siedlung, Freiheit und Stadt Ruhrort, die 1905 mit Duisburg vereinigt wurde, ist nicht als „Ort“ (= Ansiedlung) aufzufassen, sondern auf Grund der frühesten Anlage in freier Übersetzung des Wortteiles Ort (Oort = Spitze,) als „Landspitze an der Ruhr“ zu deuten.