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Afrikanistik |
Afrikanistik ist die
Wissenschaftsdisziplin, die sich mit der Erforschung afrikanischer
Sprachen und Kulturen beschäftigt. Im deutschsprachigen Raum war sie
lange Zeit auf die wissenschaftliche Erforschung von Sprachen und
Literaturen in Afrika beschränkt. Am Zentrum für Afrikastudien in
Basel wird seit dem Wintersemester 2002/03 der interdisziplinäre
Studiengang African Studies angeboten. Die African Studies in den
USA sind als Teil der area studies eher sozialwissenschaftlich
geprägt.
Anfänge
Die europäische Afrikanistik beginnt mit den
Missionssprachwissenschaften, an deren Anfang die Kikongo-Grammatik
des Italieners Brusciotto steht. Fast gleichzeitig erschien das
Wörterbuch zum Kenzi-Dialekt von Carradori da Pistoia. Etwas später
folgte die Grammatik der Ge'ez-Sprache von Hiob Ludolf, der damit
die Äthiopistik begründete.
Im 19. Jahrhundert fanden die großen Entdeckungsreisen in das Innere
Afrikas statt. Zu den bekannten Afrikaforschern gehören Mungo Park,
David Livingstone, Heinrich Barth, Adolf Overweg, Gustav Nachtigal
und Georg Schweinfurth. Zur gleichen Zeit befassten sich Missionare
mit den afrikanischen Sprachen. Beispielhaft sind hier Sigismund
Koelle, Johann Gottlieb Christaller und Johann Ludwig Krapf zu
nennen. Ein Sprachwissenschaftler, der sogar über die Bantu-Sprachen
promoviert hatte, wie Wilhelm Heinrich Immanuel Bleek, war
angesichts des akademischen Desintersses an afrikanischen Sprachen
gezwungen, nach Kapstadt auszuwandern und seine Forschungen dort als
Bibliothekar fortzusetzen. Auch die umfangreichen
sprachwissenschaftlichen Forschungen von Heinrich Barth fanden erst
im 20. Jahrhundert die gebührende Anerkennung.
Deutsche Afrikanistik
Es waren aber in erster Linie Carl Meinhof und Diedrich Westermann,
die mit ihren Arbeiten zu den Bantu- und Sudan-Sprachen das Bild der
deutschen Afrikanistik prägten. Die beiden Theologen waren auch die
ersten Professoren für Afrikanistik in Hamburg und Berlin (Seminar
für Orientalische Sprachen). In Wien wirkte zur gleichen Zeit der
Ägyptologe und Afrikanist Wilhelm Czermak. Beeinflusst von der
Ideologie des deutschen Kolonialismus widmeten sie sich auch der
Entwicklung scheinwissenschaftlicher Theorien, vor allem der
Hamitentheorie, die die Hegemonieansprüche von den Kolonialherren
auserwählter Herrenvölker untermauerte, wenn deren Sprache über
bestimmte Merkmale (z.B. ein Nominalklassensystem) verfügte.
Andere Wissenschaftler wie August Klingenheben, Johannes Lukas und
insbesondere Ernst Dammann kamen erst nach ihnen zum Zug.
Heute ist die Afrikanistik ein typisches Orchideenfach, das in
Deutschland an sieben Hochschulstandorten mit insgesamt 14
Lehrstühlen vertreten ist. Die schon aus Anfangszeiten der deutschen
Afrikanistik bestehende Zweiteilung - ursprünglich nicht mehr als
die jeweils unterschiedlichen Forschungsansätze von Meinhof und
Westermann - lässt sich in Westdeutschland bis heute als inhaltliche
Strömung beobachten.
Während die Schüler Meinhofs (im wesentlichen Akademiker aus dem
Institut in Hamburg) sich mit Fragestellungen wie
Sprachklassifikation und Nominalklassen auseinandersetzen,
interessieren sich die Westermann-Schüler (die in der Nachkriegszeit
vor allem aus dem Kölner Institut kamen) mehr für die afrikanischen
Sprachen in einem folkloristischen oder kulturgeographischen
Zusammenhang, wobei festzustellen ist, dass in dieser Strömung die
ideologische Orthodoxie zwar erkennbar, aber nicht so stark
ausgeprägt und stärker rückläufig ist, als im anderen Lager.
Zeitgenössische Vertreter der Meinhof-Schule sind Herrmann
Jungraithmayr, Wilhelm Möhlig, Ludwig Gerhardt, Gudrun Miehe, Dymitr
Ibriszimov und Anne Storch. Schüler Westermanns sind Oswin Köhler,
Bernd Heine, Franz Rottland, Mechthild Reh, Rainer Voßen und Raimund
Kastenholz. Die ostdeutsche Afrikanistik (mit den Standorten Berlin
und Leipzig) hat sich hiervon unbeeinflusst entwickelt, wobei deren
Geschichte noch aufzuarbeiten ist.
Auf der Weltkarte gibt es heute keine weißen Flecken mehr. Allein
schon die Satellitentechnik ermöglichte uns ein allumfassendes Bild
unserer Welt. Jeder Winkel, jeder Grashalm und jeder Staubkorn ist
bekannt. So dachte ich lange Zeit. Doch dann sollte die Rundfahrt
auf dem Nil kommen.
Sag mal, Egbertm, wie hoch ist die Pyramide da drüben?
Keine Ahnung.
Wie heißt die denn?
Keine Ahnung. Sie ist nicht auf meiner Karte verzeichnet.
Kann man sie denn besteigen?
Keine Ahnung.
Dann frag` doch mal unseren Reiseführer.
Al-Haq ibn el-al...
Der Mann verstand kein Wort. Und ließ mich ratlos zurück. Wie sollte
ich meiner Frau nur erklären, daß wir uns auf dem Nil verirrt
hatten?
Kaum waren wir wieder zuhause, ging ich in die nächste Buchhandlung
und suchte eine Landkarte vom Nil. Um ein Missverständnis zu
vermeiden: Reiseführer von Ägypten gab es jede Menge. Da wurde
wirklich jede Kleinigkeit beschrieben. Gezielt über den Nil fand
ich aber nichts. Was also tun? Ich rief bei der Niederrheinischen
Universität an. Ob es da wohl einen Lehrstuhl für Geographie gibt?
Zu meiner Überraschung gab es den nicht. "Es gibt einen Lehrstuhl
fürdie Geschichte des Niederrheins und einen für die Ökologie des
Niederrheins," beschied mich die freundliche Dame am Telefon. "Ich
verbinde Sie daher mit der Aftikanistik." Afrika-was? "Afrikanistik,
auch Afrikakunde genannt. Wir sind führend darin in Deutschland." Ob
die unbedingt Karten vom Nil haben, wusste ich damals nicht. Aber es
war mir egal. Vielleicht könnten mir diese Orchideenwissenschaftler
ja trotzdem weiterhelfen.
"Ah ja, da ist ja der neue Kandidat," schnurrte plötzlich eine
männliche Stimme. Welchen Kandidaten meint der namenlose Mann? "Den
neuen Teilnehmer für unsere Afrikaexpedition. Sie wollen mithelfen,
zu beweisen, daß es nicht nur in Ägypten Pyramiden gab?" Natürlich
wollte ich. Da ich gerade nichts besseres zu tun hatte, machte ich
auch gleich einen Vorstellungstermin aus. Franz-Ferdinand Graf
Buchholz hieß mein Gesprächspartner.
"Afrika ist voller Geheimnisse," vertraute mir der Adelige an. "Die
christlich-animistischen Teile Äthiopiens, des Sudan und des Tschad
sind noch immer nicht vernünftig erforscht. Wir vermuten, daß es
dort noch viele nicht entdeckte Pyramiden gibt. Sie sind teilweise
unterirdisch, teilweise in den Fels gehauen. Wir möchten diese
Pyramiden entdecken und erforschen. Sie kommen doch mit?"
Spätestens an dieser Stelle kam ich ins Grübeln. Ich selbst hatte
Afrikanistik studiert, hatte auch schon den einen oder anderen
Urlaub in Afrika verbracht - und sollte mich jetzt mit der
Ägyptologie beschäftigen? "Ach, Quatsch," meinte der Graf nur.
"Ägypten ist doch auch ein Teil Afrikas, oder? Kommen Sie mit auf
die Forschungsreise und verdienen Sie sich ihren ersten beruflichen
Sporen." Also schlug ich ein.
"Ich habe eine Arbeit," konnte ich also freudestrahlend ausrufen,
als ich an dem Tag nach Hause kam. Klein-Erna, meine Frau, sah mich
staunend an. "Du? Nach allŽ den Jahren des Bummelstudiums und des
Reisens? Was machst du denn?" Ich erzählte es ihr. Und damit begann
die Schimpferei. "Was willst du da? Spinnst du? Bist du verrückt?
Was soll ich hier alleine ohne dich?" An diesem Punkt angelangt,
braucht ich eine Pause von ihr. Also packte ich meine Koffer und zog
gen Afrika.
Deutsche Archäologen im Sudan verschleppt!
Deutscher Afrika - Forscher lenkt Nil-Quelle um!
Afrikanisten ausgeraubt!
Wir produzierten viele Schlagzeilen. Am Anfang verstanden die
Einheimischen in der Nil - Region nämlich nicht, was wir dort
wollten. Ein paar Weiße buddeln im heißen, staubigen Wüstensand -
die müssen doch reich und bekloppt sein. So dachten zumindest die
Afrikaner. Mitnichten, wie sich bald herausstellen sollte.
"Mir ist warm." In der Mittagshitze hatte Franz-Ferdinand einen
roten Kopf bekommen. Also setzte er sich in einen der Rinnsale, der
sich endlos durch die Landschaft schlängelte. Daß er verschwunden
war, fiel uns erst auf, als der Rinnsal plötzlich verschwunden war.
Wo früher feuchtes Naß war, war auf einmal nur noch trockener Sand.
Wir, die Reisebegleiter des Grafen, brauchten einige Minuten, um
diese unbestreitbare Tatsache zu realisieren. Als wir uns nach dem
Grafen umschauten, entdeckten wir plötzlich ein Loch im Boden. Bei
näherer Betrachtung stellten wir fest, daß wir den Eingang zu einer
Höhle im Boden entdeckt hatten.
Was dann geschah, erschreckte uns dann doch, zumindest am Anfang. Es
tauchte plötzlich ein Turban im Boden au! "Will mir denn niemand
helfen," fragte dann auch noch die Stimme des Grafen, ohne daß ihr
Besitzer sichtbar wäre. "Holt mich hier endlich heraus." Wie schon
gesagt: Der Graf hatte sich in den Rinnsal gesetzt, um sich
Abkühlung und Linderung zu verschaffen. Als er ein Knirschen hörte,
war es auch schon zu spät. Der Boden unter ihm gab nach. Quasi wie
durch eine Eieruhr versank er im Boden.
Was folgte, ist legendär. Der Graf lenkte den Rinnsal um. Dann
begann er, im Boden zu buddeln. So legte er eine natürliche,
unterirdische Höhlenpyramide freizulegen. Lebende Mumien entdeckten
wir zwar nicht, dafür aber viele antike Alltagsgegenstände:
Essgeschirr, Hygieneartikel, Modeschmuck und Vogelfedern fanden wir
in rauen Mengen. "Wieso habt ihr denn Vogelfedern gefunden," wollte
meine Frau eines Tages wissen. "Die Wüsten-Ägypter glaubten an eine
unsterbliche Seele. Stirbt ein Mensch, verlässt die Seele den
Körper. Um in den Himmel kommen zu können, braucht sie ganz viele
Federn, die sie auf den Rücken schnallt. Ist die Seele im Himmel,
kann sie über das Leben der Erdenbewohner wachen und aufpassen, dass
es ihnen gut geht. Bleibt die Seele aber auf der Erde, richtet sie
nur Schaden an. In der Endzeit der Wüstenägypter gab es kaum noch
Vögel mit Feder.... Die Wüstenägypter waren also dem Untergang
geweiht. Irgendwann gingen sie dann im Pharaonenreich auf. Die
Redewendung `Ich hab mit dir noch ein Hühnchen zu rupfen!` stammt
aus dieser Zeit - man kündigte damit die bevorstehende Beerdigung
an."
Unsere nächste Expedition führt uns nach Kenia. Angeblich liegt dort
ja die Wiege der Menschheit. Wir sollen überprüfen, ob es im Urwald
noch lebende Frühformen des Menschen gibt. |
Ägyptologe |
Ägyptologen beschäftigen sich mit der
Kultur und Religion des alten Volkes aus dem Nildelta. Vom 4.
vorchristlichen Jahrtausend bis zum 10. Jahrhundert nach Christus -
die Zeitspanne ist dabei riesig. Ägyptologen beschäftigen sich mit
historischen Schriftstücken und Sprachanalysen, aber auch
Gegenständen, die Archäologen fanden. Die Sprach-, Religions- und
Sozialgeschichte Ägypten ist für Ägyptologen genauso interessant wie
die verschiedenen Herrscherdynastien. Aber auch das christliche
Ägypten oder die Kunstgeschichte können von Interesse sein.
"Tod auf dem Nil" heißt ein Buch von Agatha Christie. Darin löst der
belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot einen verzwickten Mordfall
während einer Nilkreuzfahrt und das in seinem Urlaub. Das Buch wurde
erfolgreich mit Sir Peter Ustinov verfilmt.
Buch wie Film faszinierten mich gleichermaßen. Die exotische
Landschaft, die alte Kultur, das ewig gute Wetter - all das reizte
mich. Als ich dann auch noch die fluchbeladenen Entdeckungen von
Howard Carter für mich entdeckte, war mein Berufswunsch klar: Ich
wollte Ägyptologe werden.
Lange Zeit arbeitete ich dann an der Niederrheinischen Universität
zu Duisburg. Ägyptologe ist ja doch ein Orchideenfach. In Duisburg
blühen diese Orchideenfächer aber auf. Hier wird sehr viel Wert auf
Forschung gelegt; die Dozenten und Privatdozenten kümmern sich um
die wenigen Studenten. Wir Professoren sind viel auf
Forschungsreisen und Ausgrabungen. So durchpflügt, wie Ägypten heute
ist, dürfte in Zukunft allerdings kaum noch etwas zu finden sein.
So habe - zusammen mit meiner Frau, die offiziell Firmeninhaberin
ist - eine Reiseagentur gegründet. Sie bietet kriminalistische
Touren auf dem Nil an. Während der Reise wird einer der Mitreisenden
ermordet. Und die anderen Reisenden müssen den Mörder finden. Oh,
keine Sorge: Bei mir ein Schauspieler so richtig kitschig ermordet,
mit Theaterblut, Spezialmesser (die Klinge rutscht in den Schaft),
schauerlichem Schrei und allem, was dazugehört. Ich fahre als
Reiseleiter mit und werde den Mörder spielen.
Dieser Schauspieler ist ein Idiot. Wir sind mitten auf der Fahrt und
der Kerl erklärt mir, daß er das Theaterblut vergessen habe. In dem
nächsten Ort, in dem wir anlegen werden, wolle er Kamelblut
besorgen. Das sei genauso gut wie Theater- und Menschenblut. Und hat
damit den Reisegästen eine unlösbare Aufgabe gestellt. Als er dem
lebenden Objekt das Objekt der Begierde abzapfen wollte, trat das
Wüstenschiff schmerzdurchflutet aus und traf den Mann an Brust und
Kopf. Die Männerleiche sieht furchterregend aus, voller Blut,
vermatschtem Gesicht und voller unidentifizierbarer Abdrücke. Auf
diese Lösung wird niemand kommen.
"Herr Reiseleiter, das Rätsel ist viel zu einfach. Ich bin
Veterinär, Tiermediziner. Es ist offensichtlich, das sich das Opfer
einem Krokodil unsittlich näherte und sich das Tier wehrte. Der Mann
ist an den Abwehrverletzungen gestorben. Haben Sie kein
schwierigeres Rätsel?"
Zum Glück sind wir hier im ägyptisch - sudanesischen Grenzgebiet mit
seinen Wüsten. Ich werde den Schlaumeier hier aussetzen und ganz
einfach vergessen...
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„Altenpflegerin - das ist mein Traumberuf!“ |
Am 1. Oktober 2011 haben sieben Frauen und Männer ihre dreijährige
Ausbildung zur Altenpflegerin beziehungsweise zum Altenpfleger bei
der AWOcura begonnen. Es sind: Maren Köhler (18), Paola Likova (21),
beide im Seniorenzentrum Lene Reklat in Rheinhausen, Florian
Czapinski (20) in Vierlinden, Claudia Rockenfeller (42) und Janina
Grensmann (21) Im Schlenk sowie Christoph Belghaus (18) und
Christina Barthel (21), die beide im Seniorenzentrum Ernst Ermert in
Duissern arbeiten werden.
Vor die Praxis hat der Ausbildungsplan die Theorie gesetzt. Für drei
Monate besuchen die neuen AWOcura-Azubis das AWO-Fachseminar in
Oberhausen. Auf dem Stundenplan stehen da Fächer wie Rechtskunde,
Krankheitslehre oder Soziologie. Ab Januar beginnt dann der
Berufsalltag im Pflegeheim. Melanie Maric unterstützt als
Praxisbegleiterin die Frauen und Männer bei der täglichen Arbeit,
die mitunter auch stressig ist. Schrecken kann die Herausforderung
dieses sozialen Berufs jedoch keinen der Azubis. Sie alle bringen
Erfahrung mit.
Was auffällt: Eine Ausbildung zur Altenpflegerin ist kein
Jungmädchen-Traum, der während langweiliger Mathestunden in der
Schule reift. Alle Azubis haben bereits den Beruf kennengelernt und
sich ganz bewusst entschieden. Florian Czapinski bewarb sich nach
seinem Zivildienst in einem Altenheim bei der AWOcura. Maren Köhler,
Janina Grensmann und Paola Likova wählten ihren Beruf jeweils nach
einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Seniorenzentrum. Claudia
Rockenfeller kehrte nach der Familienphase ins Berufsleben zurück,
bevor sie sich nach vier Jahren als Pflegehelferin zu einer
Ausbildung entschloss. Doch für Neu-Duisburgerin Janine Grensmann
steht auch fest: „Das ist mein Traumberuf. Ich möchte nichts anderes
tun.“ Ihre Kollegin Poala Likova erklärt, warum das so ist: „Ich
mache etwas, das wirklich gebraucht wird.“
Melanie Maric sieht in der praktischen Vorerfahrung einen
bedeutenden Vorteil. „Zum einen wissen die Azubis, was sie erwartet.
Zum anderen können auch wir während eines Praktikums oder des
Freiwilligen Sozialen Jahres sehen, ob ein Bewerber wirklich
geeignet ist. Denn längst nicht jeder kann die Anforderungen
erfüllen.“ Denn die Herausforderung besteht auch darin, eigenständig
zu arbeiten. Das bestätigt auch Maren Köhler: Es steckt viel mehr
dahinter, als sich auf den ersten Blick vermuten lässt.“ Melanie
Maric zählt es auf: „Schichtführung, Gespräche mit Angehörigen, das
Stellen von Medikamenten.“
Wichtig ist, mit Menschen umgehen zu können. Empathie - das Ein- und
Mitfühlen - prägt ganz wesentlich das Berufsbild. Maren Köhler dazu:
„Gerade Patienten mit Demenz sind oft sehr dankbar, wenn sich ihnen
jemand zuwendet. Da kommt dann auch ganz viel zu einem selbst
zurück.“
Talente lassen sich da durchaus auch später entdecken. Die gelernte
Arzthelferin Claudia Rockenfeller wurde während ihrer Arbeit als
Helferin auf die Möglichkeit einer Ausbildung angesprochen. „Ich
habe gesagt, das ist gut und dann die Chance genutzt.“
Dass der Beruf durchaus auch Männer reizt, beschreibt Florian
Czapinski: „Meine Freunde haben sich überhaupt nicht gewundert, als
ich mich für diese Ausbildung entschieden habe. Ich hatte schon
immer eine soziale Ader, deshalb ist Altenpflege genau richtig für
mich.“
Bei der AWOcura sind derzeit insgesamt 21 Auszubildende tätig. Nach
drei Jahren erfolgt die Prüfung zum Examen. Als Fachkraft erhält
eine Altenpflegerin bei der AWOcura derzeit etwa 2365 Euro, und
damit 300 Euro mehr als im Tarifbereich für Berufseinsteiger bezahlt
wird. Der Beruf bietet zudem Aufstiegschancen, dazu gehören unter
anderem Zusatzqualifikationen, zum Beispiel im Bereich Demenz oder
Palliativ Care. Wohnbereichsleitung oder Heimleitung sind weitere
Aussichten auf eine berufliche Karriere im Bereich der Pflege.
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Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik |
Oh wie wohl ist mir beim Bade! Heißt es
nicht so in einem Lied? "Wir Anlagenmechaniker für Sanitär-,
Heizungs- und Klimatechnik sorgen dafür, daß das Badezimmer
funktioniert," berichtet Karl-Heinz Naujokat vom Bildungszentrum
Handwerk.
Hinsichtlich der Berufsinhalte mache ich es mir an dieser Stelle
einfach und verweise auf die entsprechenden Ausführungen bei der
Internetenzyklopädie Wikipedia und BerufeNet, der berufskundlichen
Internetplattform der Arbeitsverwaltung. "Eine Sache fehlt bei
BerufeNet allerdings," erzählt Naujokat. "Die Anlagenmechaniker
arbeiten nicht nur in Gebäuden. Bei Bedarf verlegen sie auch die
Rohre zu den Gebäuden, erledigen also Erdarbeiten."
Ein Hauptschulabschluß der Klasse 10, gute Noten in den Hauptfächern
Mathe, Deutsch, Englisch und preußische Kardinalstugenden wie
Pünktlichkeit, Höflichkeit, Ordnungssinn, Sauberkeit und
Zuverlässigkeit - für Naujokat machen diese Selbstverständlichkeiten
einen guten Lehrling aus. "Der Anlagenmechaniker ist ein Beruf mit
Zukunft. Wasser ist das Lebensmittel Nummer 1. Der Bereich der
alternativen Energien wird wachsen. Das Potential ist also
vorhanden. Gäbe es genügend vernünftige Bewerber, würden die
Betriebe auch mehr Lehrlinge einstellen. Wer als Erwachsener einen
Einstieg in den Beruf finden möchte, sollte sich bei der
Arbeitsverwaltung nach Fördermöglichkeiten erkundigen."
Schülerpraktika sind nach Einschätzung Naujokats schon sinnvoll. Der
Jugendliche sieht, ob der Beruf zu ihm paßt. Betrieb und Schüler
sehen, ob sie zueinander passen. Wer in dem Beruf Karriere machen
möchte, besteht zuerst die Gesellenprüfung und dann die
Meisterprüfung. "Die Meisterprüfung ist erforderlich, um sich
selbständig zu machen. Wer die Gesellenprüfung besteht, der darf
auch eingeschränkt Elektrikarbeiten ausführen."
Handwerk hat goldenen Boden. Glaubt man Naujokat, gilt dies für den
Beruf des Anlagenmechanikers, der vor rund 5 Jahren aus den
Heizungsbauern und Gas- und Wasserinstallatoren entsteht, ganz
besonders. |
Arabist |
Das Arabische ist die wichtigste
Sprache des islamischen Kulturkreises. Das Arabische zählt somit zu
den Weltsprachen. Arabisten studieren die arabische Sprache und
Literatur. Die arabische Sprache umfasst das klassische Arabische,
Mittelarabisch und das moderne Hocharabisch. Verschiedene Dialekte
kommen hinzu. Arabisten kümmern sich als Sprachspezialisten um
Literatur, Religion, Philosophie und Geschichte des arabischen
Kulturkreises.
Kamele sind Wüstenschiffe. Es sind genügsame und ausdauernde Tiere,
mit denen man problemlos weite Strecken zurücklegen kann. Da sie
Lasten genauso wie Personen transportieren könen, werden sie gerne
in Karawanen eingesetzt.
"Die Kamele tun mir Leid," behauptet Prof. Dr. Ignatz Schlüsselmann
von der Niederrheinischen Universität zu Duisburg. "Ich kann es
nicht ansehen, wie sie gleichmütig durch die Gluthitze schreiten und
ihre Lasten transportieren. Also machte ich mir Gedanken, wie ich
den Tieren Linderung verschaffen kann."
Die Lösung von Prof. Dr. Schlüsselmann? Er erfand spezielle
Luftkissenboote, die nur in Sandwüsten funktionieren. Rein äußerlich
sehen sie wie ganz normale Luftkissenboote, wie wir sie aus der
Seefahrt kennen, aus. Doch ihr Antriebssystem ist völlig neuartig.
Die Außenwände sind komplett mit Sonnenkollektoren ausgestattet; die
so gewonnene Energie wird in riesigen Batterien, die die Tanks
ersetzen, gespeichert.
Der Wüstensand ist sehr heiß und heizt sich bei Sonnenschein leicht
auf. Daher gibt es in den Luftkissen spezielle Kollektoren, die die
Energie des Sandes aufnehmen, in die Batterien leiten und bei Bedarf
aktivieren. "Bei den Kameltreibern habe ich mich allerdings äußerst
unbeliebt gemacht," berichtet Prof. Dr. Schlüsselmann. "Da meine
Wüstenluftkissenboote schneller als die Wüstenschiffe (gemeint sind
die Kamele, Anm. d. Red.) sind und auch mehr Lasten und Menschen
transportieren können, sind die Kameltreiber jetzt arbeitslos.
Einige von ihnen sind schon vor Wien und Budapest gesehen worden.
Sie sind auf dem Weg nach Duisburg. Sie wollen mir zeigen, daß
Kamele nützliche Tiere sind."
(Duisburger Wirtschaftsnachrichten)
Scheich Abd el-Naddel ist reich. Stinkreich sogar. Als er vor 10
Jahren in Duisburg ankam, besaß er nur seine 10 Kamele. "Ich wollte
doch nur mit Prof. Dr. Schlüsselmann sprechen und ihm zeigen, wie
gut meine Wüstenschiffe sind. Schlüsselmann war gerade in Urlaub.
Also musste ich warten, wenn ich ihn treffen wollte. Ich suchte mir
einen Stall für meine Tiere und eine Wiese für mein Zelt. Den
Professor habe ich bis heute nicht gesehen. Er war so mit seinem
Wüstenluftkissenboot beschäftigt, dass er keine Zeit für mich hatte.
Ich stand alleine da, hatte Hunger und kein Geld. So suchte ich ein
paar Landsleute zusammen und machte einen Botendienst auf. Meine
Kamele sind ideal dafür. Sie sind schnell Sprinter, wendig und
passen durch jeden Stau. So schnell wie ich stellt niemand eilige
Sendungen. Meine Kunden sind jedenfalls zufrieden." |
Bäcker |
"Hopfen und Malz Gott erhalt`s," betet der Bierliebhaber. "Ach so,
das ist ein Kalauer," erkennt Bernd Siebers schnell. Selbst mit
einem Betrieb in Essen ansässig, ist er gleichzeitig auch
Obermeister der Bäckerinnung Rhein - Ruhr.
Bäcker stellen Brot, Kleingebäck, Feinbackwaren, Torten, Desserts
und Backwarensnacks her. " `Backwarensnacks' sind beispielsweise
belegte Brötchen," erklärt Siebers. "Anders als in dem Kalauer
benutzen wir Materialien wie Milch, Eier, Hefe, Gewürze und Zucker."
Duisburg, Essen, Düsseldorf, Mülheim und Oberhausen gehören zum
Innungsbezirk. 108 gehören der Innung an. Der Organisationsgrad ist
dabei sehr unterschiedlich. Sind es in Duisburg lediglich
bescheidene 35 %, beträgt er in Essen schon 70%. "Die Innung ist
eine freiwillige Interessensvertretung. Wir helfen bei Rechts- und
Ausbildungsfragen genauso wie bei der Lobby- und
Öffentlichkeitsarbeit. Wer hier Mitgliedsbeiträge spart, ist ein
Trittbrettfahrer," berichtet Siebers.
Brot, Brötchen, Bienenstich, Zwieback, Lebkuchen, Blätterteigkuchen
und Speiseeis - groß ist die Zahl der Produkte, die ein Bäcker
herstellt. Je nach Standort werden nur Backwaren verkauft oder
Gastronomie mit Kaffee und Backwarensnacks angeboten. "Der kleine
Bäckerbetrieb verschwindet allmählich," berichtet Siebers. "Die
Betriebsgrößte nimmt immer mehr zu. Der Grund dafür ist einfach. Es
muss ein gewisses Umsatzpotential vorhanden sein, um wirtschaftlich
überleben zu können. Neugründungen sind da kaum noch möglich. Im
Grunde können nur die alteingesessenen Betriebe überleben."
Berücksichtigt man dies, ist es nicht weiter verwunderlich, dass
Bäckereiketten wie Bolten, Kamps und Horsthemke immer weiter an
Bedeutung gewinnen.
Bereitschaft zur Nachtarbeit, körperliche Belastbarkeit, ein Faible
für schöne Optik, handwerkliches Geschick und preußische
Kardinalstugenden wie Pünktlichkeit, Höflichkeit, Genauigkeit,
Sauberkeit und Ordnungsliebe - sie alle machen den idealen Lehrling
aus. "Der ideale Lehrling hat auch schon ein Schülerpraktikum in
einer Bäckerei absolviert. So wissen Betrieb und Jugendliche, ob sie
zueinander passen." Die Freude am Beruf ist nach Einschätzung von
Siebers schon wichtig. "In vielen Berufen weiß ich am Ende nicht
mehr, was ich den Tag über geleistet habe. Als Bäcker sehe ich die
Früchte meiner Arbeit sofort."
Ob sich eine Ausbildung zum Bäcker überhaupt lohnt, möchte ich zum
Abschluss des Gesprächs noch wissen. "Ja, auf jeden Fall," meint
Siebers. Wir Bäcker sind stolz auf unsere Tradition. Uns Bäcker gab
es schon im alten Rom. Gegessen wird schließlich immer und überall.
Heute zeichnet das Bäckerhandwerk eine hohe Ausbildungsbereitschaft
aus. Wir haben die Ausbildungszahlen in den letzten Jahren sogar
erhöht. Ich frage mich manchmal, ob wir nicht über Bedarf ausbilden.
Wir haben aber eine soziale Verantwortung den Jugendlichen
gegenüber. Wir können sie schließlich nicht auf der Straße enden
lassen." Andreas Rüdig |
Barmixer |
Milch macht müde Männer munter. Berichtet zumindest die Werbung.
"Klassiker, aber auch Neu-Klassiker, wie etwa Martini - Cocktails
oder der Cuisine - Style (bei dem klassische Drinks mit Kräuter und
Gewürzen abgewandelt werden), laufen in Bars sehr gut," hält Kent
Steinbach, selbst Inhaber einer Bar dagegen.
Barmixer und Barkeeper arbeiten an den Bars von Restaurants, Hotels,
Diskotheken und Ferienanlagen. "Ein wichtiger Arbeitsplatz sind
inzwischen aber auch die Cocktailbars wie meiner," ergänzt
Steinbach. Sie mixen alkoholische und alkoholfreie Cocktails nach
internationalen fachlichen Richtlinien und Rezepturen sowie nach
eigenen Ideen. Dabei gehen sie auch auf individuelle Wünsche der
Gäste ein. Außerdem bereiten sie Heißgetränke zu, setzen Bowlen an,
dekorieren Getränke, stellen Beilagen wie Erdnüsse oder Oliven
bereit und servieren kleine Imbisse.
Barkellner bereiten Cocktails und Mixgetränke zu. Sie servieren die
Getränke auf Wunsch auch zusammen mit kleinen Speisen und Snacks.
Sie pflegen den Kontakt zu den Gästen, unterhalten sich mit ihnen,
erstellen die Rechnung und kassieren ab.
"Viele Barmeister machen sich selbständig. Sie können aber auch in
Einrichtungen, die über eine Bar gehobenen Niveaus verfügen, Fach-
und Führungsaufgaben übernehmen und an der Gestaltung der
betrieblichen Abläufe mitwirken. Barmeister stellen alkoholische und
alkoholfrei Misch-(Mix-)Getränke nach internationalen Richtlinien
und Rezepturen her und servieren sie. Sie sind für die
Betriebsbereitschaft und den rationellen Einsatz der Betriebsmittel
in ihrem Arbeitsbereich verantwortlich. Wenn sie nicht selbständig
sind, beraten Barmeister die Betriebsleitung hinsichtlich der
Anschaffung neuer Geräte oder der Ausweitung der Leistungspalette.
Bar-Chefs teilen das Personal ein, überwachen und beurteilen es. Bei
der Auswahl, Einstellung, Einweisung und Anweisung von Mitarbeitern
im Barbereich wirken sie ebenso mit wie bei der Erstellung der
Bar-Getränkekarte. Sie bereiten Cocktails und Mixgetränke zu und
übernehmen oft auch Bartätigkeiten bei Bankettveranstaltungen oder
Caterings. Darüber hinaus pflegen sie den Kontakt zu den Gästen und
unterhalten sich mit ihnen - insbesondere in internationalen
Hotelbars auf fremdsprachig," berichtet BerufeNet, die
berufskundliche Internetplattform der Arbeitsverwaltung, etwas
steif.
Doch wie wird man Barmixer? Der Seiteneinsteiger mit guten
Kenntnisse in der Gastronomie kann genauso in einer Bar arbeiten wie
etwa ein gelernter Restaurantfachmann; eine staatlich geregelte
Ausbildung gibt es nicht. "Es gibt allerdings eine IHK - Prüfung für
Barmixer," berichtet Steinbach. "Selbst wenn man die Prüfung nicht
macht, ist schon der Vorbereitungslehrgang Gold wert. Die Teilnehmer
lernen die Fachtheorie. Die IHK - Prüfung für Barmeister baut darauf
auf. Hier werden kaufmännische Kenntnisse vermittelt." Zuerst
Kellner, dann Barmixer, Barchef ( = Tätigkeit) und zuletzt evtl.
Barmeister ( = Qualifikation) - so könnte der Aufstieg in einer Bar
erfolgen. "Wer sich in der Bar weiterbilden möche, geht am besten
zur Barschule Rostok. Fachlich ist sie die beste und wichtigste
Bildungseinrichtung. Sie bietet auch die meisten Kurse an," betont
Steinbach.
90 Prozent der Barmixer arbeiten in Cocktailbars, also freien Bars.
Tadellose Umgangsformen, Fremdsprachenkenntnise (Englisch ist
unerläßlich), eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und eine
feine Zunge (schließlich muß man anspruchsvolle Getränke zubereiten
können) sollte man schon mitbringen, wenn man in einer Bar arbeiten
möchte. "Freitags und samstags erwirtschaften wir 60 % unseres
wöchentlichen Umsatzes. Wir arbeiten dann, wenn andere Leute frei
haben. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Wer dazu nicht bereit
ist, braucht gar nicht erst in der Gastronomie anfangen," betont
Steinbach.
Die Innenstadt und eventuell Szeneviertel sind der ideale Standort
für eine Bar. |
Binnenschifferpfarrer |
Ich bin Pfarrer beim Evangelischen Binnenschifferdienst Deutsche
Seemannsmission und kein Arzt," schimpft in diesem Augenblick Frank
Wessel, als er im "Haus der Schiffergemeinde" vor einer Tasse Kaffee
sitzt. "Und außerdem ist Madagaskar viel zu weit weg!"
Doch halt, bevor wir uns verzetteln, sei hier alles der Reihe nach
erzählt. Der Binnenschifferdienst betreut alle Binnenwasserstraßen
im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland. Ganz konkret sind
dies Rhein, Mosel, Saar und diverse Kanäle. Was alles in allem eine
Strecke von 700 km ausmacht. "Diese Strecke umfaßt 10 % des
deutschen Binnenwasserstraßennetzes," so Wessel.
"Wir sind zuständig für eine bestimmte Berufsgruppe," fährt der
sympathische Theologe fort. "Wie sagte es Johann Hinrich Wessel im
19. Jahrhundert so schön? Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen,
muß die Kirche eben zu den Menschen gehen. Viele Partikuliere und
Seeleute haben zwar eine Meldeanschrift an Land, sind aber das ganze
Jahr über an Bord. Daher fehlt ihnen die Bindung zu ihrer
Heimatlandgemeinde."
Taufen, Trauungen und Gottesdienste sind - neben Beerdigungen und
Konfirmationen - zentrale Veranstaltungen im Gemeindeleben. "Wir
haben mit der `Johann Hinrich Wichern' zwra ein Kirchenboot, das
Gottesdienststätte sein könnte. Gottesdienste finden aber in der
Regel nur bei Taufen, Trauungen oder auf Hafenfesten statt," betont
Wessel. "Unser Schwerpunkt ist die Seelsorge und Diakonie." An 4
Tagen in der Woche besuchen Wessel und seine Mitarbeiter die Binnen-
und Seeschiffe in seinem Einzugsgebiet und das das ganze Jahr über.
"Was rund 1.000 Besuche im Jahr ausmacht. Wir können genauso
Postanschrift für ausländische Schiffer sein wie verbilligte
Telefonkarten abgeben. Behördengänge oder Besuche in Krankenhäusern
kommen hinzu. Die Leute brauchen praktische Hilfe; nur Zuhören
reicht da nicht." Bei den vielen niederländischen Schiffsleuten, die
sich im Bereich der rheinischen Landeskirche aufhalten, ist eine
Zusammenarbeit und das Miteinander mit der Nederlandse Kerk an de
Ruhr selbstverständlich. "Wir sind eine mobile Kirche," betont
Wessel. "Allein schon die Spritkosten gehen ins Geld. Auch wenn es
weniger werden wird, so wird uns die rheinische Landeskirche auch in
Zukunft unterstützen. Schließlich werden Qualität und Kontinuität
auch in Zukunft wichtig sein. Fundraising und Spendenmarketing sind
nicht Sache der Binnenschiffer. Kollekten und Spenden auf
freiwilliger Basis werden aber immer dankbar entgegengenommen."
Die Binnenschiffergemeinde ist auf der Dammstraße 1 - 1b in Homberg
untergebracht. Die Telefonnummer lautet: 02066 - 99180. Unter dieser
Nummer sind auch aktuelle Termine der Gemeinde zu erfahren. Doch es
nicht nicht nur Aufenthaltsräume für das gesellige Beisammensein.
Ein Seemannsheim und 4 Gästezimmer für eine kurzfristige Hilfe
gehören ebenfalls zu dem Gebäudekomplex.
"Der Binnenschiffer ist ein Beruf mit Zukunft," schätzt Wessel die
gegenwärtige Situation ein. "Wer hier eine Ausbildung macht, bekommt
in der Regel hinterher auch einen Arbeitsplatz. Das
Binnenschiffergewerbe bekommt den Konjunkturaufschwung deutlich zu
spüren. Wir vom Binnenschifferdienst sind die einzigen, die den
Schiffern nichts verkaufen möchten. Wir möchten nur wissen, wie es
ihnen geht." Andreas Rüdig |
Buchhändler |
Schock deine Eltern und lies' ein
Buch. Ob dieser Werbespruch eine gute Einleitung für einen Bericht
über den Beruf des Buchhändlers ist? Keine Ahnung.
Es ist Mittwochnachmittag. So gegen 13 Uhr betrete ich die
Buchhandlugn Hermann in der Duisburger Innenstadt. Ich bin dort mit
Herrn Perlick verabredet. Eigentlich war vorgesehen, daß er mir
etwas über den Beruf des Buchhändlers erzählt. Der Text hätte dann
in einem Wirtschaftsjournal (den "WirtschaftsNachrichten")
veröffentlicht werden sollen.
Doch es sollte anders kommen. Als ich ankam, kam der erste
Rückschlag. Herr Perlick bedeutete mir, er sei etwas in Zeitnot;
bedingt durch einen Fall von Diebstahl müsse er zur Polizei. Nein,
nein, kein akuter Fall von Ladendiebstahl. Soweit ich es behalten
habe, sollte sich Herr Perlick eher irgendwelche Fotos ansehen.
Und sein Kollege, der an diesem Mittwochnachmittag in dem Ladenlokal
anwesen war? Seinen Namen weiß ich nicht. Er bedeutete mir
jedenfalls, daß er nicht zu einem Interview bereit ist. Man verlasse
sich eher auf die Mund - zu - Mund - Propaganda, statt auf diese
(wenn auch kostenlose) Werbung zurückzugreifen.
So geschehen am Mittwoch, dem 7. November 2007, um 13 Uhr.
Ein paar grundsätzliche Gedanken schießen mir bei der Nachbereitung
dieses misslungenen (?) Termins durch den Kopf. "Wie wird der
Buchhandel der Zukunft aussehen," lautet dabei die grundsätzlichste
Frage. Verschiedene Antworten schießen mir durch den Kopf; diese
Gedanken zu strukturieren, ist wesentlich schwieriger.
"In welcher Form wird es in Zukunft Bücher geben," lautet so eine
Frage. Meine berufliche Frage zeigt mir: Bücher, Zeitungen und
Zeitschriften gibt es immer mehr in digitalisierter Form.
Printmedien verwandeln sich in eine Kombination aus Print- und
Digitalmedien. Neugründungen erscheinen gar nicht mehr in gedruckter
Form.
Texte können so (tages-)zeitunabhängig und bedarfsgerecht aufgerufen
und gelesen werden. Ob wir irgendwann in einer bücherlosen Zeit
leben werden, sei einmal dahingestellt. Es ist für mich aber
durchaus vorstellbar, daß Hörbücher und CD - Roms noch stärker an
Bedeutung gewinnen werden. Führt eine Buchhandlugn sie nicht
verstärkt in ihrem Sortiment, schränkt sie sich viel zu sehr ein. In
meiner Phantasie sehe ich jedenfalls schon die erste Buchhandlung
nur für elektronische Bücher.
Datenbanken wie "Gedichte.com", "Poetenladen", "e - stories.de" oder
"duisburgweb" gibt es nur im Internet und also nur in elektronischer
Form. Tagesaktuelle Nachrichten, aber auch Literatur (Poesie, Prosa)
bekommt ich hier nur im Computer zu lesen. Ich brauche keinen Buch-
und Zeitschriftenhandel, um sie nutzen zu können. Wie der Buchhandel
in Zukuifnt damit umgehen wird, weiß nur er selbst.
Der Versandbuchhandel ist schon seit langer Zeit eine starke
Konkurrenz zum Buchhandel; Buchclubs kommen hinzu. Insbesondere das
Internet eröffnete sehr individuellere, direktere Vertriebswege, die
den Buchhandel fast schon überflüssig machen. Der Kontakt Kunde -
Verlag reduziert sich so auf Sekundenschnelle.
Rabattaktionen alleine werden Buchhandlungen nicht auf Dauer retten.
Autorenlesungen, modernes und klassisches Antiquariat,
literaturbezogene Vortragsveranstaltungen, Workshops in kreativem
Schreiben, ein Bringedienst für bestellte Bücher, die Präsenz im
Lokalradio, unter Umständen sogar eigene Präsentationsformen im
Internet - mir schießen viele Ideen durch den Kopf, wie
Buchhandlungen ihre Existenz sichern können. In meiner Phantasie
sehe ich Buchhändler, die kleine Werbefilme und Radiobeiträge für
"ihre" Bücher herstellen. Wie der Name schon sagt: Auch der
Buchhandel betreibt Handel. Da Klappern bekanntlich zum Geschäft
gehört, bin ich gespannt, wie in Zukunft Bücher beworben werden.
"Buchhandel
Unter Buchhandel wird im allgemeinen Sprachgebrauch der Vertrieb von
Büchern, Druckwerken und anderen Medien verstanden. Als typische
Vetriebsform gilt das Ladengeschäft, die Buchhandlung. Der fachliche
Sprachgebrauch unterscheidet den herstellenden Buchhandel
(Verlagsbuchhandel), den Buchgroßhandel (Zwischenbuchhandel) und den
Bucheinzelhandel (Sortimentsbuchhandel). Das Antiquariat wird
oftmals dem Sortiment zugerechnet. Dies stimmt jedoch eigentlich
nicht mit dem Wortgebrauch überein. Im Sortiment handelt man - im
Gegensatz zum Antiquariat - ausschließlich mit neuen Büchern.
Da Bücher nicht nur Waren, sondern auch Kulturgut sind, haben sie
eine Sonderstellung. Das unterstützen die Buchpreisbindung und der
ermäßigte Mehrwertsteuersatz auf Bücher.
Funktion des Buchhandels
Der verbreitende Buchhandel vermittelt Bücher und andere oben
genannten Erzeugnissen von den Verlagen an die Endabnehmer. Er
transportiert die Ware vom Ort der Herstellung zum Verbrauchsort.
Lagerhaltung im Zwischen- und Sortimentsbuchhandel überbrückt die
zeitliche Differenz zwischen Produktion und dem Bedarf beim
Endverbraucher. Der Buchhandel bündelt die Angebote vieler Verlage
und die vielfältige Nachfrage der Endverbraucher - und die Kontakte
zwischen Hersteller und Abnehmer, was Transport- und
Transaktionskosten senkt. Er stellt die für den Warenumschlag
notwendige Infrastruktur zur Verfügung und Dienstleistungen wie im
Sortimentsbuchhandel die Begutachtung und Selektion der Angebote der
Verlage sowie die Beratung der Endkunden. Umgekehrt liefert er den
Lieferanten aus Verlags- und Zwischenbuchhandel Informationen über
Kundenbedürfnisse und Absatzzahlen.
Der Sortimentsbuchhandel sorgt letztlich für das Zustandekommen
eines geldwerten Handelsgeschäftes durch Übermittlung und
Durchsetzung von Forderungen. Im Gegensatz zu den meisten anderen
Handelsbranchen ist die Preissetzungsfunktion in deutschen
Buchhandel aufgrund der Buchpreisbindung auf den Produzenten des
Handelsguts - die Verlage beschränkt. Ausnahmen hiervon bilden das
Antiquariat und das Moderne Antiquariat.
Verlagsbuchhandel
Der herstellende Buchhandel umfasst alle Betriebe, die Bücher,
Noten, Bilder, Landkarten, usw. produzieren und finanzieren. Es wird
unterschieden in Allgemeinverlage, die mit ihren Erzeugnissen ein
weites Spektrum an Themen abdecken und Fachverlage, die sich auf ein
oder mehrere Sachgebiete spezialisieren. Bei fortschreitender
Konzernbildung sind viele Verlage inzwischen Imprints, d.h., sie
gehören zu einer Verlagsgruppe und veröffentlichen unter ihrem
angestammten Namen, operieren oft aber nicht mehr eigenständig. Der
Verlag besitzt die Rechte zur Produktion und zum Vertrieb der von
ihm verlegten Buchtitel. Bei der Annahme eines Manuskriptes kommt es
zum Vertrag mit dem Autor, bei dem er als Urheber das Recht zur
Vervielfältigung, Verbreitung und Nutzung gegen ein vereinbartes
Honorar an den Verlag überträgt. Im Gegenzug verpflichtet sich der,
zu drucken, zu verbreiten und zu werben. Bei der Herstellung des
Buches legt der Verlag nicht nur den Buchtitel fest, sondern er
bestimmt auch in der Verlagsherstellung die äußere Gestaltung wie
Typografie, Einband und Schutzumschlag und setzt darüber hinaus den
gebundenen Ladenpreis im Rahmen der gesetzlichen Buchpreisbindung
fest, zu dessen Einhaltung in Deutschland alle Buchhändler und
sonstigen Wiederverkäufer verpflichtet sind.
Verlagsvertreter vertreten Verlage gegenüber den Buchhandlungen.
Bestellungen laufen längst seltener über sie, da Datenaustausch auch
Lageraufträge zu Reisekonditionen an die Verlage übermittelt.
Vertreter/Repräsentanten bearbeiten Anfragen bezüglich Rücksendungen
und weisen die Buchhandlungen auf Neuheiten und aktuelle Titel, kurz
?Novi(täten) aus dem Verlagsprogramm hin; sie besuchen mindestens
zweimal im Jahr, nehmen so genannte Reiseaufträge an. Sie
präsentieren das Frühjahrsprogramm ab Januar bis Ostern (Ende der
Vertreterreise); Herbstneuheiten (Reise Juni bis Oktober/November),
für Novi bis zur Buchmesse im Oktober. Verlagsvertreter können fest
angestellte Reisende eines Verlags sein, oder selbständige
Handelsvertreter eines oder mehrerer, nicht konkurrierender Verlage.
Da sich nur wenige Buch-Konzerne systematische Marktforschung
leisten können, informieren die Vertreter beispielsweise über
Produkte von Mitwettbewerbern und helfen, Buchtitel gängig zu
formulieren. Aus wirtschaftlichen Gründen haben Sortimenter weitaus
weniger Zeit für sie als früher. Sie sind auf ihren Rat angewiesen,
z.B. holen Vertreter für jeweilige Buchhandlungen ungängige Bücher
seltener aus der im Branchenjargon sogenannten ?Omakarre, Trolley
mit den Mustern.
Fest angestellte Vertreter erledigen auch viele verwaltende
Aufgaben, die zur Verlagsauslieferung gehören, wie
Remittendenverwaltung; beziehungsweise die (Schlüssel-)Kundenbetreuer
der Verlage (vom Key Account Management) übernehmen die Rolle der
Verlagsvertreter. Selbständige / Freie brauchen gerechte Konditionen
wie Gebietsschutz, der sie bei Direktbestellungen im Verlag
beteiligt. Die AG Verlagsvertreter im Börsenverein berät weiter über
Modelle der Honorierung. Die Bedeutung des Berufs ist in der Sparte
längst rückläufig.
Zwischenbuchhandel
Zum Zwischenbuchhandel (auch: Buchgroßhandel) zählen alle
Unternehmen, die am Bestell- und Warenverkehr zwischen Verlag und
Sortimentsbuchhandel beteiligt sind. Da der Zwischenbuchhandel keine
Bücher verlegt, gehört er zum Bereich des verbreitenden Buchhandels.
Barsortiment
Barsortimente beliefern die vertraglich an sie gebundenen
Buch(einzel)händler, genannt Kommittenten, auf eigene Rechnung und
in eigenem Namen. Sie erhalten von den Verlagen einen Grosso-Rabatt
und verkaufen an die Buchhändler zum üblichen Buchhandelsrabatt und
erzielen so ihre Handelsspanne.
Die Barsortimente unterhalten eigene Lagerhallen, in deren
Hochregalen der Bestand computergesteuert in Echtzeit verwaltet und
bearbeitet wird. Bücherwagendienste mit eigenen Fahrzeugen oder
beauftragten Fremdspediteuren bringen die bestellten Bücher im
sogenannten Nachtsprungverfahren in die Buchhandlungen in der
Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Österreich. Die
Grobverteilung erfolgt mit großen LKW zu zentralen Umladestellen,
von dort aus geht es in kleineren Fahrzeugen weiter.
Buchbestellungen aus dem Ausland wickeln in den Unternehmen
integrierte Exportabteilungen ab, in der Regel per Post, Spedition
oder Paket-Schnelldienst. Der Bucheinzelhandel wird durch dieses
Vertriebssystem in der Regel innerhalb von 24 Stunden beliefert.
Somit sind die Barsortimente der Garant für ein sehr breites,
bestellbares Sortiment in jeder deutschen Buchhandlung.
Verlagsauslieferungen
Verlagsauslieferungen sind Dienstleistungsunternehmen, die für
Verlage die Lagerung, Bestellannahme, den Versand und das Factoring
übernehmen. Sie handeln im Gegensatz zum Barsortiment in der Regel
im Auftrag, im Namen und für Rechnung des Verlages, tragen also kein
eigenes Verkaufsrisiko.
Einkaufsgenossenschaften
An ihnen beteiligen sich Buchhändler zunehmend, um zu überleben. Sie
fordern höhere Rabatte, ebenso wie Barsortimente, und die eigene
Logistik immer größerer Filialisten; was das Konditionengefüge der
Verlage wanken lässt.
Bucheinzelhandel
Sortimentsbuchhandel
Buchhandlungen (Ladengeschäfte), die an Endkunden verkaufen und sie
beraten; außerdem Buchabteilungen im allgemeinen Warenhaus
(Warenhausbuchhandel) werden als Sortimentsbuchhandlungen
bezeichnet. Der Buchhändler ?sortiert aus allen lieferbaren Werken
seine individuelle Auswahl, inhaltlich (z.B. Kunstbuchhandlungen,
Fachbuchhandlungen) oder quantitativ (große oder kleine Ladenfläche
vorhanden, etc.). Der Sortimenter (d.h. Sortimentsbuchhändler)
bezieht seine Ware direkt beim Verlag oder beim Buchgroßhandel, in
der Regel von beiden. Beim Kauf erhält er den so genannten
Buchhändlerrabatt, der vom festen Ladenpreis abgezogen wird. Der
Sortimenter kauft bei seinen Lieferanten in der Regel ?fest ein,
ohne oder unter bestimmten Bedingungen auch mit Rückgaberecht
(Remission / Remittende), was an bestimmte Termine gebunden ist. In
das wissenschaftliche Sortiment wird Fachliteratur oft auch ?in
Kommission oder ?bedingt geliefert, nach strikten Vereinbarungen mit
dem liefernden Verlag.
Hauptmerkmale des Sortimentsbuchhandels sind die drei ?Bs:
* Bereithalten des gewünschten Angebots an Titeln
* Beratung durch fachkundiges Personal
* Bestellen nicht vorrätiger Titel
Die Sortimentsbreite ist das wesentliche Merkmal des allgemeinen
Sortimentbuchhandels, der, je nach Größe des Unternehmens, in
Deutschland 10.000 bis 120.000 Titel vorrätig hält, hauptsächlich in
den Bereichen Belletristik, Sachbuch und Kinderbuch, zunehmend auch
in den Bereichen Taschenbuch und Modernes Antiquariat.
Fachbuchhandlungen kennzeichnen sich eher durch die Sortimentstiefe.
Dies bedeutet, dass zu einem bestimmten (meist wissenschaftlichen)
Schwerpunktgebiet nahezu sämtliche lieferbare Literatur vorrätig
gehalten wird.
Versandbuchhandel
Versandbuchhandlungen sind in der Regel Buchhandlung ohne eigenes
Ladengeschäft. Das lieferbare Sortiment wird in Prospektbeilagen und
Werbeanzeigen in der (Fach-)Presse angeboten und durch Direktversand
von Bestandskatalogen an die Kunden beworben. Eine Sonderform des
Versandbuchhandels ist in den letzten Jahren mit dem
Online-Buchhandel durch das Internet entstanden. In beiden Fällen
erhält der Endverbraucher seine gekauften Produkte auf dem Postweg.
Traditionell boten Versandbuchhändler meist hochpreisige,
umfangreichere Werke an, wie Lexika, Werkausgaben und Wörterbücher.
Durch den zunehmenden Vertriebsweg Internet lässt sich dies aber
heute nicht mehr bestätigen.
Nahezu jede stationäre Sortimentsbuchhandlung bietet heute die
Bestellmöglichkeit über das Internet an und wird damit zur
Versandbuchhandlung. Auch Buchgemeinschaften (Buchklubs) und
internationale Zeitschriftenagenturen gehören zum Versandbuchhandel.
Die Interessen dieses Branchenzweigs werden vom Bundesverband der
Deutschen Versandbuchhändler vertreten. Dieser Verband wurde bereits
1901 in Leipzig gegründet und hat seinen Sitz in Wiesbaden. Laut
Aussage des Verbandes liegt der Anteil des Versandbuchhandels am
gesamten Buchhandelsumsatz in der Bundesrepublik Deutschland bei ca.
12%. [2] Im Jahr 2005 betrug der Gesamtumsatz des Versandbuchhandels
(ohne Buchclubs) 1,03 Milliarden Euro. Vor allem der reine
Onlinehandel legte gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 508 Mio.
Euro zu. Doch auch der traditionelle Versandhandel erlebte 2005 eine
Umsatzsteigerung von 7,2 Prozent auf 523 Mio. Euro.
Reisebuchhandel
Der Reisebuchhandel ist historisch aus dem Kolportagebuchhandel
entstanden und organisatorisch oftmals mit dem Versandbuchhandel
verbunden. Meist hochpreisige Titel, umfangreiche Lexika,
Enzyklopädien und Fachbücher werden von einem Vertreter mittels
Reisemustern an ausgewählte Personen und Firmen verkauft. Der
Vertreter erhält eine Provision auf die verkauften Werke; Lieferung
und Inkasso übernimmt die Reisebuchhandlung. Aufgrund der besonderen
Kosten erhält der Reisebuchhandel vom Verlag einen erhöhten Rabatt.
Der Reisebuchhandel verliert heute zunehmend an wirtschaftlicher
Bedeutung.
Antiquariat
Im Antiquariat fehlt grundsätzlich die Preisbindung, d. h. der
Antiquar setzt je nach Marktlage, Zustand des Werkes oder
Seltenheitswert fest, was es kostet. Antiquariate handeln stets
gebrauchte oder alte Bücher oder Restexemplare vergriffener Titel,
bei denen der Verleger den Preis aufgehoben hat. (Das muss er im
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel in einer eigenen Rubrik
anzeigen, sofern er Mitglied des Börsenvereins ist. Grundsätzlich
genügt die Kennzeichnung als ?unverbindliche Preisempfehlung über
das VLB, das Verzeichnis Lieferbarer Bücher). Man unterscheidet drei
Formen des Antiquariats:
* Das wissenschaftliche Antiquariat, das in erster Linie
vergriffene, wichtige wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften
handelt, besonders an wissenschaftliche Bibliotheken,
Wissenschaftler und Studenten.
* Das bibliophile Antiquariat, das alte, besonders wertvolle Bücher
und bibliophile Ausgaben wie Handschriften oder Inkunabeln anbietet.
* Das Moderne Antiquariat ist am verbreitetsten: Hier werden
hauptsächlich die beim Verlag liegengebliebenen Restauflagen und
Bücher mit kleineren Fehlern verkauft. Es ist in der Regel eine
eigene Abteilung im Ladengeschäft des regulären
Sortimentsbuchhandels, meist im Eingangsbereich. Es gibt auch
spezialisierte Läden, sowie Großhandlungen, die bei den Verlagen den
zu normalen Preisen unabsetzbaren ?Ramsch etc. aufkaufen.
* Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB), Prolibri.de
und Abebooks sind heute die bedeutendsten Plattformen für
Antiquariate jeder Richtung. Viele Antiquare stellen ihre Bestände
dort ins Netz.
Statistiken über die Branche sind rar (vgl. Antiquariat).
Sonderformen des Bucheinzelhandels
Bahnhofsbuchhandel
Die Bahnhofsbuchhandlung ist im Buchhandel speziell an Bedürfnissen
von Reisenden ausgerichtet und in einem Bahnhof oder Flughafen, wohl
auch Hafen angesiedelt. Gegenüber dem Sortimentsbuchhandel nimmt der
Bahnhofsbuchhandel eine Sonderstellung ein. Neben Zeitungen und
Zeitschriften wird das Angebot im Bahnhofsbuchhandel von
Taschenbüchern und Non-Book-Artikeln beherrscht.
Bücherverkaufsstellen
Als Bücherverkaufsstellen werden Verkaufsstellen bezeichnet, die
Bücher nur im Nebensortiment anbieten. Dies können beispielsweise
Schreibwarengeschäfte, Supermärkte und Fachgeschäfte sein. Der
Wareneinkauf erfolgt meist im rack-jobbing-Verfahren, das heißt,
externe Lieferanten (Verlage, Zwischenbuchhändler) organisieren die
Bestückung der Verkaufsfläche. Eine Sonderform der
Bücherverkaufsstelle stellt der Warenhausbuchhandel dar.
Standesorganisationen
Im deutschsprachigen Raum ist der Börsenverein des Deutschen
Buchhandels die Standesorganisation der Verleger und Buchhändler in
Deutschland, der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV)
nimmt dieselben Interessen in der Schweiz wahr, in Österreich der
Hauptverband des österreichischen Buchhandels.
Im Internationalen Buchhändler Verband IBF/IBV für Wissens- und
Erfahrungsaustausch sind 35 Länder oder überregionale Verbände.
(Präsident: Karl Pus, ab 10/2006 (Buchhändler in St. Pölten,
Vösendorf und Wien - erstmals ein Österreicher - in der 50-jährigen
Geschichte des Verbands.)
Buchmarkt-Forschung
Die Verlagsindustrie kann sich im allgemeinen kaum Marktforschung
leisten. Bekanntester Buch- und Leseforscher war Ludwig Muth, vor
seiner Pensionierung im Freiburger Herder-Verlag tätig und im
Börsenverein des Deutschen Buchhandels engagiert, mit langfristiger
Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach. Mit die
wichtigste Frage für verlagsinterne kleine Forschung: wie teuer darf
ein Buch sein, um auf dem Markt zu bestehen? Stets geht es unter
anderem um die anderen Waren, gegen die sich Buchgeschenke
durchsetzen müssen. Allgemein lässt sich etwa fragen: Bringen
Jubiläen den Theatern oder Verlagen zusätzliche Zuschauer und Leser
oder fehlen die dann anderswo? Das hat die für die Marktforschung
charakteristischen wirtschaftlichen, letztlich existenziellen
Seiten. Während auf das Fernsehen bezogen: Rundfunkgebühren zahlt
man meist ohnehin. Hier erkundigt sich äußerst langfristig die der
Buchmarktforschung ganz nah verwandte Leseforschung, ob andere
Medien das Lesen fördern oder eher kürzen. - Je älter Kinder werden,
desto weniger lesen sie in den USA: wenn Eltern das unterlassen. Die
sind nach Bibliothekaren die wichtigste Anlaufstelle für auf
Buchempfehlungen sehr angewiesene Kinder und Jugendliche. (Nur 21
Prozent der Eltern in den USA lesen regelmäßig Bücher; 16 Prozent
bis 17-Jährige lesen täglich, bei bis zu Achtjährigen: noch 44
Prozent).
Neben dem Zeitbudget kann es sein, dass beispielsweise ein Kinofilm
dazu verleitet, auch das verfilmte Buch zu kaufen. (Das Beispiel
Jubiläumsautor und die entsprechende Werbung bringt den jeweiligen
Verlagen ein Plus, im Theater kaum.) Ein Buch Markt-Forum mit
Trendtag will die Lücke Marktforschung schließen: 360°-Radar zu
Marktveränderungen, Konsumentenverhalten, Überblick neue
Anforderungen Produktqualität.
Studien: Buchkauf
Jeder Bundesbürger kauft durchschnittlich vier Bücher pro Jahr,
Frauen etwas mehr; 20- bis 29-Jährige - unabhängig davon - holen am
meisten Bücher und auch Informationen aus dem Internet. Von 1.331
befragten Personen hatten 882 im Jahr 2005 ein Buch gekauft; ihre
wichtigsten Impulsgeber, meist mehrere zugleich: Buchhandel - 77
Prozent; redaktionelle Buchbesprechungen und Werbung - 50 Prozent;
persönliche Buchempfehlungen von Familienmitgliedern, Freunden oder
Kollegen - 35 Prozent; Buchabteilungen in Waren- und Kaufhäusern
oder Verbrauchermärkten - 20 Prozent; Online-Buchhandel - 13
Prozent; Bahnhofsbuchhandel: 6 Prozent. Es würden wohl noch mehr
Informationen über Bücher gewünscht, d.h. Verkaufsmaterialien wären
zu prüfen, optimieren, erweitern.
Während der Fußballweltmeisterschaft ging der Umsatz im Buchhandel
zurück (außer im Segment Ballsport). Nach dem kühlen August (Lese-
etc. Wetter) hatte das Jahr (verglichen mit 2005) wieder 2,2 Prozent
plus geabt: Hörbücher hatten 23,1 Prozent, Taschenbücher und
Hardcover 9,8 bzw. 8,3 Prozent Umsatzsteigerung. Auch Reise,
Literatur und Sachbuch/Ratgeber gingen gut; Geisteswissenschaften,
Kunst und Musik dagegen schlecht.
Relativ zur Preisentwicklung geben die privaten Kunden in den
Buchhandlungen heute rund 10 % weniger aus als vor zehn Jahren.
Mundpropaganda stärkt kommerziellen Erfolg von Buch-Neuerscheinungen
erwartungsgemäß. Fallstudien führen den Verkaufserfolg bis zu 45
Prozent zurück, belegt Jonathan Beck, Ökonom am Wissenschaftszentrum
Berlin für Sozialforschung (WZB), mit einem eigens entwickelten
Modell. - Einer der vier untersuchten Titel hat Becks Berechnungen
zufolge überhaupt nicht von persönlicher Weiterempfehlung
profitiert. Andere gehen auf geschätzte 13 und 45 Prozent der
Gesamtverkäufe des betreffenden Titels darauf zurück.
Für seine Fallstudien hat der Wissenschaftler wöchentliche
Verkaufszahlen für vier Romane in anonymisierter Form ausgewertet.
Datenbasis ist das Handelspanel Buch der Media Control GfK
INTERNATIONAL, das auch dem monatlichen Newsletter "Branchen-Monitor
BUCH des Börsenvereins des deutschen Buchhandels zugrunde liegt. Die
von Beck entwickelte Berechnungsmethode lässt sich auch auf neue
Filme oder CDs anwenden. Für die Verlage könnte die neue Methode
unmittelbaren Nutzen haben, zum Beispiel um Werbemaßnahmen besser
auswerten oder den Erfolg von Neuauflagen genauer bestimmen zu
können.
Weihnachten 2006: 57 Prozent der Deutschen freuen sich im Advent auf
einen Roman oder Krimi. 15 Prozent wollen Koch- und Backbücher bzw.
klassische Weihnachtsgeschichten; 13 Prozent nichts besonderes.
Verglichen mit dem angelsächsischen Raum schreitet die
Monopolisierung im deutschsprachigen Sortiments- und
Verlagsbuchhandel langsamer voran. In England, wo die
Buchpreisbindung schon gefallen und der Kampf um die Rabatte
verstärkt ist, musste z. B. die Wettbewerbskommission über die
Übernahme der Waterstones-Kette durch Ottokar's entscheiden - das
dramatischste Kapitel des bisherigen Konzentrationsprozesses (Bbl.
30. Januar 2006). Buchhandelsketten wie Hugendubel, Weltbild Plus
oder Thalia; und Verlagskonzerne wie Bertelsmann mit Random House
und seinen zahlreichen Imprints, prägen jedoch auch hier zunehmend
die Branche. Ein Beispiel war die Diskussion um finanzielle
Forderungen der Buchhandelskette Thalia an Verlage (Unterstützungen
bei Ladenmiete etc.) gewesen. Die Thalia-Muttergesellschaft Douglas
(Parfümeriekette) hatte (Börsenblatt-Newsletter, 19. Januar 2006)
Fehler eingeräumt, nachdem der Vorstand des Börsenvereins beschloss,
?künftig aggressives Marktverhalten im Lichte der eigenen Regeln der
Buchbranche zu bewerten und bis zu den Grenzen der Buchpreisbindung
zu prüfen, wie weit Marktteilnehmer in ihrer Politik gegenüber
Branchenkollegen gehen dürfen. Die Kette hatte von rund 100 Verlagen
eine Kostenbeteiligung für Umbauten und Neueröffnungen von Filialen
gefordert, ?war sicherlich etwas zu scharf formuliert (Vorstandschef
Kreke gegenüber dpa).
2007 setzen Thalia und DBH dreimal mehr als grosse Publikumsverlage
um und prägen den Markt (noch deutlich weniger grosse Ketten etwa in
England, wo ihn 30 Zentraleinkäufer zu 80 Prozent prägen). Die
größten zehn Filialisten haben hierzulande zusammen knapp 23 Prozent
des Buchhandels, was bis 2010 laut Börsenverein auf 29 Prozent
steigt.
Bestseller, im Fachjargon ?Spitzentitel, werden immer mehr
gefördert. Neben Welt-Bestsellern, die sich global gut verkaufen,
haben viele nur in einigen Ländern Erfolg: Marketing spielt
entscheidend mit (bis hin zu dem nationalen Geschmack angepasstem
Cover, dazu passenden Spielen, Kleidung, Merchandising) etc.). Ein
Großteil der Verlagseinnahmen kommt aus Lizenzen auch für andere
Medien, besonders das Kino, besonders deutliches Beispiel: der
Diogenes-Verlag, wo eigentlich nur Bücher bekannter Autoren
erscheinen, aus denen dann Filme werden können.
Die privatwirtschaftlich organisierten Verlage achten immer mehr auf
Wirtschaftlichkeit/Zahlen; ein kulturelles Engagement, das die
Bedürfnisse vieler Leser verfehlt, geht längst zurück. Die
profilierten Verlagsprogramme sind eher vorbei. Heute erscheinen im
ehemals Groschenroman-Verlag auch Übersetzungen, die in den USA in
wissenschaftlichen Verlagen heraus kamen. Bei Suhrkamp wäre eine
Biografie eines Bergsteigers früher undenkbar gewesen. Großes Lob im
Januar 2006, Börsenblatt-Newsletter am 19.: ?Es sagt viel über die
fortgeschrittene Kommerzialisierung der Branche, wenn sich Teile der
Literaturkritik heute mehr um die Vermarktungskünste der Verlage
sorgen als um deren zunehmenden Bestsellerwahn und den damit
verbundenen Substanzverlust. Dazu die ?FAZ über Kommentare zur
Trennung des Verlags von Geschäftsführer Georg Rieppel: ?Als
kritischer Beobachter der Branche kann man doch heilfroh sein, wenn
man einmal nicht von greller Spitzentitelwerbung mit beigelegten CDs
und Gimmicks behelligt, mit aus der Luft gegriffenen
Startauflagezahlen veralbert und mit der Nase auf die Relevanz
irgendeines Popkultjungstars gestoßen wird. Sondern wenn man selbst
ganz genau hinschauen muß, um die Perlen im Programm zu entdecken?
In der ?Zeit analysiert Ulrich Greiner zum selben Thema: Die
Diskussion ?verstellt den Blick dafür, dass Suhrkamp mit dem Fundus
seiner Autoren, die ein ganzes Jahrhundert des Geistes verkörpern,
sorgsam umgeht. Das ist beispielhaft. Auch riskiert der Verlag immer
wieder literarisch Neues, wenngleich er es oft nicht hinreichend
sichtbar macht. Seit Unselds Tod hat er seinen Rhythmus nicht
wiedergefunden. Daher kommt es, dass die Ab- und Zugänge seiner
Geschäftsführer mehr debattiert werden als seine Bücher. Dass sich
dies bald umkehre, ist dringend zu hoffen.
Börsenblatt-Newsletter, 26. Januar 2006: Die Konzentration in der
Verlags- und Buchhandelsbranche hat sich im vergangenen Jahr
deutlich beschleunigt: 138 Übernahmen und Beteiligungen 47 Prozent
mehr als im Vorjahr zählt der aktuelle Transaktionsmonitor
Verlagswesen 2005 der Unternehmensberatungsfirma
CrossMediaConsulting.
Dabei verzeichneten alle Marktsegmente mit Ausnahme der Buchverlage
mehr Transaktionen als im Vorjahr. Die meisten Bewegungen gab es im
Bereich Fachinformationen (42), gefolgt vom Buchhandel (22) und den
Special/General Interest-Verlagen (15).
Im Buchhandel hat sich die Zahl der Transaktionen 2005 gegenüber dem
Vorjahr verdreifacht. Dies ist auch ein klares Anzeichen für die
rasche Zunahme der Konzentration in dem noch immer recht
fragmentierten Markt, so die Analyse der Studie. Die größten Deals
waren der Kauf von Gondrom durch Thalia, die Übernahme der
Wohlthat-Filialen durch Weltbild sowie der Kauf der Buchhandlung
Schmorl & von Seefeld durch Hugendubel.
Die 84 Seiten umfassende Studie Transaktionsmonitor Verlagswesen
2005 ist am 19. Januar erschienen und enthält eine detaillierte
Dokumentation aller 138 registrierter Transaktionen. Die Studie ist
bei CrossMediaConsulting zu beziehen und kostet 289 Euro (PDF-Datei)
bzw. 310 Euro (Print-Dokument).
Börsenblatt-Newsletter, 15. Februar 2006: Das spiegelt sich auch bei
der Vermietung von Einzelhandelsflächen in 1a-Lage, wo
bonitätsstarke Filialunternehmen neun Prozent bezogen. Nun sind die
Buchhändler hinter Young Fashion (35 Prozent) und Textilien (19
Prozent) die drittstärkste Mietergruppe. Etwa die Hälfte der
gesamten untersuchten Vermietungen entfällt auf die Größenklasse bis
250 Quadratmeter. Immer häufiger müssen Traditionsbuchhandlungen
aufgeben, im wohl unvermeidlichen Konzentrationsprozess, wie die des
- weil er mit seinem Team zu Thalia wechselte - zurückgetretenen
Vorstehers des Börsenvereins. Begründet hatte er das mit
Familiennachfolgeproblemen in der eigenen Buchhandlung, de facto ist
hier wie in allen anderen Fällen jedoch nicht die das Wirken
anonymer Konzententrationskräfte oder das Walten unwilliger Erben
ausschlaggebend gewesen, sondern letztlich die mangelnde Fähigkeit,
sich an die Gegebenheiten des Marktes anzupassen. Die
Kaufentscheidungen der Kunden sind in letzter Konsequenz der Maßstab
für Erfolg oder Mißerfolg in einer Branche, die in der Vergangenheit
gerne den kaufmännischen Aspekt Ihres Tätigkeitsfeldes ausblendete,
sich diesen Luxus aber immer weniger leisten kann.
Bbl. newsletter 6/2006: ?Die Branchenkonzentration im verbreitenden
Buchhandel ist neu justiert im LD-Konzentrations-Index (LKI)
aufgrund der Firmendaten und der neuen Schätzung des
Branchenumsatzes durch den Börsenverein. /Der LKI misst fortlaufend
den Anteil der zehn größten Buchhandelsunternehmen am Umsatz des
deutschen Sortimentsbuchhandels, der liegt aktuell bei 28,1 Prozent.
Nach den vorherigen Zahlen war der LKI von einem Wert um 30 Prozent
ausgegangen.
Um den Umsatzanteil der großen Player fortlaufend und zeitnah zu
bestimmen, wird einerseits der Umsatz der zehn Größten aufgrund
deren Neueröffnungen und Übernahmen (und gelegentlich Schließungen),
andererseits der Branchenumsatz aufgrund des kumulierten
LD-Umsatztests fortgeschrieben. In den letzten zwölf Monaten habe
sich bei der Fortschreibung der Umsätze der Großen eine leichte
Überhöhung ergeben, die jetzt korrigiert sei, heißt es in
Langendorfs Dienst.
Der niederländische Medienkonzern VNU, mit einem Gesamtumsatz 2005
von 3,46 Milliarden Euro der sechstgrößte Fachverlagskonzern der
Welt, wird voraussichtlich von einem Private Equity-Konsortium
geschluckt. (Übernahmeangebot: 7,5 Milliarden Euro mit dem
Wertverlust des Dollars attraktiver geworden, da der größte Teil des
Konzernumsatzes in Dollar erwirtschaftet.) (Wall Street Journal/Bbl.Online,
4. Mai 2006).
Hin und Her? Tim Waterstones Versuch, die von ihm gegründete und
nach ihm benannte Buchhandelskette Waterstones zurückzukaufen, ist
im dritten Anlauf erneut gescheitert (Angebot von zweihundertachtzig
Millionen Pfund, der Gründer hatte sich unter anderem gegen die
kartellrechtlich umstrittene Fusionierung mit Ottakars
ausgesprochen, jetzt wohl zu wenig offeriert, laut Wikipedia
Englisch wurde die Kette vor paar Jahren für dreihundert
zwischendurch nochmals verkauft?). (Bbl. Online, 4. Mai 2006). Tim
Waterstone war zwischendurch Chairman und wurde wie ein anderer
hoher Manager wegen Unstimmigkeiten mit der Unternehmensphilosophie
suspendiert.
Zwei Präsentationen für Buchhändler über Kundengewinnung sind
online. (Domnitz, CEO der American Booksellers Association (ABA),
?You and Them: Measuring Yourself Against the Competition. / Henk
Kraima, Foundation for the Collective Promotion of the Dutch Book,
?10 Ways to attract customers to your bookshop):
www.ibf-booksellers.org
Wenn Verlage großen Buchhandelsketten immer höhere Rabatte gewähren,
machen sie sich von ihnen abhängig: das untermauert die
Aufforderung, auch den anderen überlebensfähige zu geben.
Buchmärkte international
Infos hierzu fallen unter (internationale) Buchmessen ab, staatliche
Subventionierungen prägen den Buchmarkt mehr oder weniger, nur ein
Beispiel: die Buchmesse Kairo, zweitgrößte der Welt für den
arabischen/nordafrikanischen Raum, ist bisher staatlich. Hier
basieren etwa Übersetzungen, wie die ins Arabische, auf englischen
und französischen Texten, weitere wichtige Sprachen sind Spanisch
und zur Zeit der Sowjetunion Russisch. Selten sind Übertragungen aus
anderen europäischen Sprachen sowie aus dem Japanischen,
Chinesischen, Persisch, Türkisch und Hebräisch. So liegen Werke von
Jürgen Habermas lediglich in einer schlechten Übertragung aus dem
Französischen vor, erschienen in Syrien. Einige Werke von Friederich
Nietzsche, ebenfalls aus dem Französischen, wurden in Marokko
verlegt. In Syrien erschien ?Der Antichrist in einer Übersetzung aus
dem Italienischen. (?Über den Kulturtransfer auf steinigen Routen,
Neue Zürcher Zeitung. 3/2006)," berichtet die Internetenzyklopädie
Wikipedia.
"Oh Gott, schon wieder Wikipedia," könnte man jetzt stöhnen. Ja und
nein. Dieser Artikel hat für mich den Vorteil, daß er kurz und knapp
die wesentlichsten Entwicklungen auf dem Buchmarkt zusammenfaßt;
besser könnte ich es auch nicht. Andreas Rüdig |
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