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11. Dezember 1946 in New York: Kinderhilfswerk Unicef wird ins Leben gerufen!
Am 24. Juli 1957 wurde in Duisburg aus Dankbarkeit und der Einsicht, dass auch in vielen anderen Teilen der Welt Kinder in großer Not leben, die Arbeitsgruppe Duisburg ins Leben gerufen.

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Archiv 2023

UNICEF Foto des Jahres 2023

Licht durchbricht die Dunkelheit 

© Patryk Jaracz, Polen


Berlin/Köln/Duisburg, 21. Dezember 2023 - Das UNICEF Foto des Jahres 2023 zeigt einen Moment der Unbeschwertheit unter den schwarzen Wolken des Krieges, auf einer Wiese im Nordwesten der Ukraine. Begleitet von Freundinnen übt die fünfjährige Alina das Fahrradfahren. In der Nacht zuvor hat eine Drohne ein Öllager in Brand gesetzt. Das diesjährige Siegerbild des polnischen Fotografen Patryk Jaracz symbolisiert das Licht der kindlichen Widerstandskraft und Freuden, das die Dunkelheit weltweiter Kriege, Konflikte und Katastrophen durchbricht.  


Den zweiten Preis erhält der deutsche Fotograf Oliver Weiken für seine Reportage über Kinderarbeit. Sein Werk begleitet Jungen in Afghanistan, die hundert Meter und mehr in die Berge von Chinarak hineinkriechen, um Kohle aus dem Gebirge nördlich von Kabul zu fördern. Die in Russland geborene Fotografin Natalya Saprunova erhält mit ihrer Reportage über die Kinder des indigenen Volkes der Ewenken den dritten Preis. Sie dokumentiert den Wandel der Kindheit in Jakutien/Sibirien.  


„Es sind Kinder wie die fünfjährige Alina und ihre Freundinnen, die uns Hoffnung schenken und uns optimistisch in die Zukunft blicken lassen,“ sagte UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender (Ehefrau des Bundespräsidenten) bei der Preisverleihung in Berlin. „Umgeben von schlechten Nachrichten sind wir es den Kindern weltweit schuldig, alles dafür zu tun, gemeinsam gute Nachrichten zu erwirken und prekäre Lagen in annehmbare zu verwandeln. Damit Kinder überall in Frieden und Würde aufwachsen können.“ „Die UNICEF Fotos des Jahres konfrontieren uns mit der Lebenswirklichkeit von Mädchen und Jungen weltweit“, sagt Peter-Matthias Gaede, Mitglied der Jury und des Deutschen Komitees von UNICEF.


„Wir sehen auf Momente individueller Unbeschwertheit. Und auf das Gegenteil einer heilen Kindheit. Wir sehen Tapferkeit. Und Not. Wir sehen Kinder als Opfer von struktureller Gewalt, Armut und Rechtlosigkeit. Wir sehen auf Bilder, die uns nicht kalt lassen können.“ „Die Lage der Welt ist sicherlich komplexer und komplizierter geworden, als sie es noch zu Beginn dieses Wettbewerbs vor 24 Jahren war“, erklärte Prof. Klaus Honnef, Vorsitzender der Jury.


„Was bleibt mag die Tatsache sein, dass Kinder vor allem eins sind: Kinder – egal wo und unter welchen Umständen sie leben. Durch die Siegerbilder kommt die elementare Kraft und Zuversicht der Mädchen und Jungen zum Ausdruck.“  


Das Siegerbild: Unter den dunklen Wolken des Krieges
Der polnische Fotograf und Dokumentarfilmer Patryk Jaracz dokumentiert seit Beginn des Krieges in der Ukraine die Geschehnisse vor Ort. Dabei hält er solch bewegende Augenblicke wie jenen des Siegerfotos fest: Begleitet von Freundinnen übt die fünfjährige Alina das Fahrradfahren. Ein Moment der Unbeschwertheit unter den schwarzen Wolken des Unheils auf einer Wiese in der Oblast Riwne im Nordwesten der Ukraine. In der Nacht zuvor hat eine Drohne hier ein Öllager in Brand gesetzt. Nur ein Öllager in diesem Fall, kein Wohnhaus, kein Krankenhaus, keine Schule.


Nicht an jedem Tag und an jedem Ort seit dem Februar 2022 ist der Krieg in der großen Ukraine derart präsent, dass er das Licht der ukrainischen Kinder restlos auslöschen könnte. Der polnische Fotograf Patryk Jaracz zeigt das in diesem Bild. Doch zugleich thematisiert er in seiner Reportage die Verletzungen der kindlichen Psyche und an den Körpern ukrainischer Kinder. Insbesondere im Osten und Süden der Ukraine geraten Kinder und Jugendliche immer wieder ins Kreuzfeuer der Angriffe.


Ihre Häuser werden zerstört, sie werden Zeug*innen unbeschreiblicher Gewalt, müssen auf der Suche nach Sicherheit ihr Zuhause von jetzt auf gleich verlassen und verlieren Eltern, Angehörige oder Freunde. Der einsetzende Kriegswinter verschärft die Not der Kinder. Rund vier Millionen Menschen sind innerhalb der Ukraine vertrieben. Mehr als sieben Millionen Kinder in der Ukraine benötigen humanitäre Hilfe. Vielerorts ist der Präsenzunterricht aufgrund der Angriffe nicht möglich.


Der zweite Preis: In den Löchern von Chinarak
Helme, Handschuhe, Schutzbrillen haben sie nicht, wenn sie hundert Meter und mehr in die Berge von Chinarak in Afghanistan hineinkriechen. Messgeräte für giftige Gase gibt es nicht. Die Stützbalken in den Stollen sind provisorisch, die Luft ist stickig, der Boden tückisch. Und manche der Jungen, die für umgerechnet ein paar Euro am Tag Kohle aus dem Gebirge nördlich von Kabul fördern, sind gerade einmal zehn Jahre alt.


Kinderarbeit hat es in Afghanistan immer gegeben, doch seit dem Sieg der Taliban, seit dem Rückgang internationaler Hilfe, seit auch noch Missernten und Dürren über die Menschen gekommen sind, sehen sich immer mehr Familien gezwungen, schon ihre minderjährigen Söhne für das tägliche Brot schuften zu lassen. Die Kinderrechte sind in kaum einem anderen Land der Welt so fern von ihrer Verwirklichung. Mit seiner Reportage von den Jungen aus Chinarak belegt der deutsche Fotograf Oliver Weiken diesen Umstand auf eine eindrucksvolle Weise. Zugleich zeigt er die Stärke und Widerstandskraft der Kinder, die sie notgedrungen aufbringen müssen. 


Der dritte Preis: Die Kinder aus dem großen kalten Wald
Die Reportage der in Russland geborenen und in Frankreich lebenden Fotografin Natalya Saprunova dokumentiert den Wandel der Kindheit in Jakutien. Einst waren die Ewenken mit ihren Rentierherden allein in der Tundra und den Wäldern im Nordosten Sibiriens. War Moskau ohne große Bedeutung für das indigene Volk.


Dann kamen die Geologen und Prospektoren auf der Suche nach Gold, Diamanten und anderen reichlich vorhandenen Bodenschätzen. Und schließlich kamen die Holzfäller. Das Leben der Ewenken wandelt sich seither. Aus vielen Nomaden sind Sesshafte geworden, industrielle Anlagen beschneiden die Wege der Rentiere, Missionare treten gegen den alten Naturglauben an. Sieben weitere Reportagen hob die Jury mit ehrenvollen Erwähnungen hervor:

- Michael Löwa, Deutschland, Reportage: Johannes‘ Schwester hat vier Beine (Deutschland)
- Robin Hammond, Neuseeland/Großbritannien, Reportage: USA: Was geschieht bloß mit mir? (USA)
- Tommy Trenchard, Großbritannien, Reportage: Ein Weltuntergang im Kleinen (Sierra Leone)
- Justin Jin, China/Belgien, Reportage: Hochleistungskinder (China)
- Supratim Bhattacharjee, Indien, Reportage: Das Schicksal der kleinen Wasserträger (Indien)
- Atefeh Alsadat Safavi Vanani, Iran, Reportage: Die Kraft der Bücher (Iran)
- Fabio Bucciarelli, Italien, Reportage: Der Feind im eigenen Körper (Ukraine)

Eine Ausstellung mit allen prämierten Arbeiten ist bis Ende Januar 2024 im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin zu sehen. Anschließend sind sie ab dem 02. Februar 2024 für die allgemeine Öffentlichkeit im Willy-Brandt-Haus zugänglich.

UNICEF Foto des Jahres
Zum 24. Mal zeichnet UNICEF Deutschland mit dem internationalen Wettbewerb UNICEF Foto des Jahres Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalistinnen und -journalisten aus, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Nominierung durch eine*n international renommierte*n Fotografie-Expert*in.

Gaza: "Der gefährlichste Ort der Welt, um ein Kind zu sein"

UNICEF-Sprecher James Elder bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf 

© UNICEF/UNI485696/El Baba

Genf/Köln, den 19. Dezember 2023 - „Der Gaza-Streifen ist der gefährlichste Ort der Welt, um ein Kind zu sein. Und mit jedem Tag verschärft sich diese grausame Realität. In den vergangenen 48 Stunden ist das größte noch voll funktionsfähige Krankenhaus zweimal unter Beschuss geraten. Im Nasser-Krankenhaus in Khan Yunis sind nicht nur viele Kinder untergekommen, die bei Angriffen auf ihre Häuser schwer verletzt wurden, sondern auch Hunderte von Frauen und Kindern, die Schutz suchen.  


Am Wochenende hat UNICEF die Geschichte der 13-jährigen Dina geteilt. Sie wurde schwer verletzt, als ihr Haus in Khan Yunis vollständig zerstört wurde. Später wurde ihr rechtes Bein amputiert. Sie verlor ihre beiden Eltern und zwei ihrer Brüder. Aber Dina hatte die Hoffnung nicht verloren. Sie erzählte uns von ihrem Traum, Anwältin zu werden. Sie sagte: „Ich spüre eine Ungerechtigkeit. Wenn ich groß bin, werde ich Anwältin, damit ich meine Rechte und die eines jeden Kindes wahrnehmen kann.“  


Dina war unter denjenigen, die am Sonntag im Nasser-Krankenhaus getötet wurden – einen Tag, nachdem sie ihre Geschichte der Hoffnung geteilt hatte.  Wohin also sollen Kinder und ihre Familien flüchten? In Krankenhäusern sind sie nicht sicher. In Notunterkünften sind sie nicht sicher. Und bestimmt nicht in sogenannten „sicheren Zonen“. 

Lassen Sie mich erklären, warum diese sogenannten sicheren Zonen alles andere als sicher sind. Konfliktparteien sind verpflichtet, alle erdenklichen Vorkehrungen zum Schutz der Zivilbevölkerung zu treffen. In diesem Fall ist eine der Vorsichtsmaßnahmen die Evakuierung der Menschen. Das heißt, die Verlegung in sogenannte sichere Zonen. Wie die Vereinten Nationen vor mehr als einem Monat erklärt haben: Diese Zonen können weder sicher noch humanitär sein, wenn sie einseitig zu solchen erklärt werden. Außerdem muss der Ort, an den Menschen evakuiert werden, nach internationalem Recht über ausreichende Ressourcen zum Überleben verfügen – medizinische Versorgung, Lebensmittel und Wasser. 

 Das heißt, diese sogenannten sicheren Zonen sind nicht nur dann sicher, wenn sie nicht bombardiert werden, sondern wenn die genannten Ressourcen Bedingungen – Nahrung, Wasser, Medizin, Schutz – vorhanden sind. Unter den derzeitigen Bedingungen ist eine angemessene Versorgung solcher Zonen jedoch unmöglich. Dies habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen.  Es handelt sich dabei um winzige Flecken unfruchtbaren Landes oder Straßenecken oder halbfertige Gebäude – ohne Wasser, ohne Schutz vor Kälte und Regen. Und – das ist besonders kritisch – ohne sanitäre Einrichtungen.


Derzeit gibt es in Gaza im Durchschnitt eine Toilette für 700 Kinder und Familien. Ohne Toiletten haben Zehntausende Menschen keine andere Wahl, als Eimer zu verwenden oder offene Defäkation.  Und so sind diese sogenannten sicheren Zonen ohne Wasser, sanitäre Einrichtungen und Unterkünfte zu Gebieten geworden, in denen sich Krankheiten ausbreiten. 


Mehr als 100.000 Kinder leiden an Durchfallerkrankungen. Von akuten Atemwegserkrankungen sind mehr als 150.000 Menschen betroffen. Beide Zahlen dürften weit unter der traurigen Realität liegen.  In Anbetracht einer wachsenden Zahl mangelernährter Kinder im Gazastreifen werden Durchfallerkrankungen immer tödlicher.  


Mehr als 130.000 der am stärksten gefährdeten Babys und Kleinkinder im Gazastreifen im Alter von 0 bis 23 Monaten können nicht gestillt werden bzw. erhalten nicht die altersgerechte Beikost, die sie benötigen, einschließlich von Mikronährstoffen. In einem solchen Szenario – ohne ausreichende Versorgung mit sauberem Wasser, Nahrungsmitteln und sanitären Einrichtungen, die ausschließlich ein humanitärer Waffenstillstand gewährleisten kann – könnte die Zahl der Kinder, die an Krankheiten sterben, die Zahl der Kinder übertreffen, die durch Angriffe ihr Leben verlieren.  


Den Eltern ist schmerzlich bewusst, dass Krankenhäuser für ihr krankes Kind keine Option sind – zum einen, weil Krankenhäuser getroffen werden, und zum anderen, weil die Krankenhäuser mit der Zahl der Kinder und Menschen, die grausame Kriegsverletzungen erlitten haben, überfordert sind. 

Wie mir der Vater eines schwerkranken Kindes sagte: „Unsere Situation ist das reinste Elend. Ich bin überwältigt. Mein Sohn ist sehr krank. Ich habe meiner Frau gesagt, dass wir unsere Erwartungen herunterschrauben müssen. Alles, was wir haben, ist Hoffnung. Ich weiß nicht, ob wir dies überleben werden. Bitte berichten Sie dies der Welt.“ 

 

Während ich hier spreche, geht es für die Kinder in Gaza um Leben und Tod, und die Bedingungen für die Bereitstellung der humanitären Hilfe werden nicht erfüllt. Ein sofortiger und dauerhafter humanitärer Waffenstillstand ist der einzige Weg, um das Sterben und die Verletzungen von Kindern sowie die tödliche Gefahr durch Krankheiten zu beenden und die dringend benötigte lebensrettende Hilfe zu ermöglichen." 

 

UNICEF benötigt 9,3 Milliarden US-Dollar für weltweite Nothilfeprogramme für Kinder in Krisen- und Konfliktgebieten 

 Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ruft für das Jahr 2024 zur Unterstützung der humanitären Hilfe für 93,7 Millionen Kinder auf, die unter Konflikten, den Folgen des Klimawandels und Naturkatastrophen leiden  

Copyright UNICEF/UNI465838/Joseph

 

Genf/New York/Köln/Duisburg, 12. Dezember 2023 - Immer mehr Kinder weltweit sind von humanitären Krisen betroffen. Sie leiden besonders unter Konflikten, Armut, Polarisierung und den Auswirkungen der Klimakrise. Vor diesem Hintergrund ruft UNICEF zur Unterstützung von humanitären Hilfsprogrammen in Höhe von 9,3 Milliarden US-Dollar für 93,7 Millionen Kinder in 155 Ländern auf. Insgesamt plant UNICEF, im kommenden Jahr 147 Millionen Menschen weltweit mit humanitärer Hilfe zu erreichen.   „Millionen von Kindern sind von humanitären Krisen betroffen, die immer komplexer und umfangreicher werden und unsere finanziellen Mittel zunehmend überfordern," sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

„Mit einer vorhersehbaren, flexiblen Finanzierung können UNICEF und seine Partner Kinder in Notsituationen zeitnah unterstützen und sich gleichzeitig auf zukünftige Risiken vorbereiten, um das Überleben von Kindern zu sichern und ihr Leben zu verbessern.”  Der Nothilfeaufruf in Höhe von 9,3 Milliarden US-Dollar unterstreicht die Dringlichkeit, auf die Zunahme der vielfältigen Herausforderungen für Kinder zu reagieren. 


In Konfliktgebieten sind Kinder mit der harten Realität von Gewalt und Vertreibung konfrontiert. Tagtäglich sind sie der Gefahr ausgesetzt, körperlichen Schaden und seelische Traumata zu erleiden. Immer wieder besteht das Risiko, dass die Bildung und die lebenswichtige Grundversorgung der Kinder unterbrochen werden. Gleichzeitig sind Kinder in den von Gewalt betroffenen Gebieten mit den allgegenwärtigen Auswirkungen auf ihr Wohlergehen, den psychologischen Folgen von Instabilität und einem erhöhten Risiko von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt. 


Auch der Klimawandel verschlimmert das Ausmaß und die Intensität von Notsituationen. In Regionen, die besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, sind Kinder die Hauptleidtragenden. Die Folgen gefährden ihre Gesundheit, ihre Nahrungs- und Wassersicherheit und ihren Zugang zu Bildung.  Die ungleiche Verteilung und die mangelnde Flexibilität der finanziellen Mittel in einem Kontext steigender humanitärer Bedarfe stellen humanitäre Organisationen vor Herausforderungen.

 

Fünfzig Prozent der finanziellen Mittel konzentrierten sich auf nur fünf Notsituationen: Afghanistan, Ukraine und Nachbarländer, Syrien, die Unterstützung syrischer Geflüchteter in den Nachbarländern sowie Äthiopien. Für die humanitäre Reaktion auf die tragischen Folgen der Eskalation der Feindseligkeiten im Gazastreifen wurden 1,2 Milliarden US-Dollar für nur drei Monate benötigt. Es besteht die Gefahr, dass Mittel von anderen Notsituationen abgezogen werden. 


Mit den Geldern des weltweiten Nothilfeaufrufs für Kinder will UNICEF in 2024: 

- 17,3 Millionen Kinder gegen Masern impfen; 
- 7,6 Millionen Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandeln;  
- 19,3 Millionen Kindern Zugang zu formellen und informellen Bildungsangeboten ermöglichen, einschließlich frühkindlicher Bildung; 
- 26,7 Millionen Kindern, Jugendlichen und Betreuenden Zugang zu Maßnahmen zur psychischen Gesundheit und psychosozialen Hilfe ermöglichen; 
- 1,8 Millionen Haushalte mit Bargeldhilfen erreichen (einschließlich des Bereichs der sozialen Sicherung); 
- 52,4 Millionen Menschen mit ausreichendem sauberem Wasser versorgen;  14,8 Millionen Kinder und Frauen mit Maßnahmen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt sowie Hilfsangeboten erreichen;  
- 32,7 Millionen Menschen sichere und zugängliche Wege verschaffen, über die sie Fälle von sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch durch Personal von Hilfsorganisationen melden können.  

Die meisten finanziellen Mittel benötigt UNICEF im kommenden Jahr für: 
- Afghanistan - $1.44 Milliarden 
- Geflüchtete aus Syrien und weitere gefährdete Bevölkerungsgruppen  - $860 Millionen 
- Sudan - $840 Millionen 
- Demokratische Republik Kongo - $804 Millionen  
- Ukraine und Nachbarländer - $580 Millionen 
 

Zu den am stärksten unterfinanzierten Notsituationen gehören Sudan, Burkina Faso, Demokratische Republik Kongo, Myanmar, Haiti, Äthiopien, Jemen, Somalia, Südsudan und Bangladesch.  


„UNICEF und seine Partner setzten sich dafür ein, Kinder, die von humanitären Notsituationen wie den Auswirkungen von Konflikten, Klimawandel und Naturkatastrophen betroffen sind, umfassend zu unterstützen”, sagte Russell. „Kinder sollten nicht mit ihrem Leben und ihrer Zukunft bezahlen müssen. Sie brauchen weiterhin Zugang zur lebenswichtigen Grundversorgung wie Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Bildung." 


Kinderarmut in Deutschland – weiterhin dringender politischer Handlungsbedarf
Neuer UNICEF-Bericht über Kinderarmut in den reichsten Ländern der Welt
 

© UNICEF/UN045980/Gilbertson VII Photo

Genf/Berlin/Duisburg und Niederrhein, 6. Dezember 2023 - Das Risiko, dauerhaft in Armut zu leben, begleitet mehr als eine Million Kinder in Deutschland. Seit einem Jahrzehnt ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in Armut aufwachsen, nahezu unverändert hoch. Im neuen Forschungsbericht des UNICEF-Forschungsinstituts Innocenti rangiert Deutschland im unteren Mittelfeld – auf Platz 25 der insgesamt 39 untersuchten OECD- und EU-Staaten.

Vor diesem Hintergrund fordert UNICEF Deutschland die politisch Verantwortlichen auf, effektiver und nachhaltiger in Kinder und Jugendliche zu investieren. Laut der Studie lebt jedes fünfte Kind in den OECD- und EU-Ländern in Einkommensarmut, insgesamt 69 Millionen Kinder. In der Europäischen Union sind rund sechs Millionen Kinder betroffen und bei insgesamt 6,6 Millionen Kindern können materielle Grundbedürfnisse nicht gedeckt werden.

Ihre Familien können es sich zum Beispiel nicht leisten, die Wohnung ausreichend zu heizen, abgenutzte Kleidung zu ersetzen oder für genügend Lebensmittel, geschweige denn Spielzeug zu sorgen. Auch hier liegt Deutschland nur im Mittelfeld, rund 800.000 Kinder waren 2021 von dieser materiellen Form der Armut betroffen. 

 

 

Kinder, die dauerhaft oder immer wieder in Armut leben müssen, zeigen laut des Berichts mehr als doppelt so häufig soziale und emotionale Verhaltensauffälligkeiten. Viele von ihnen weisen einen geringeren Wortschatz auf und erkranken häufiger an Depressionen als Kinder, die in Wohlstand aufwachsen.

Länder, die laut Forschungsbericht im Vergleich am schlechtesten abschnitten, sind Frankreich und Großbritannien. In Frankreich stieg die Kinderarmut von 2012 bis 2021 um zehn Prozent an, in Großbritannien sogar um 20 Prozent. Kürzungen der Familienleistungen sind einer der Gründe für die Situation im Vereinigten Königreich.   

Gegenbeispiele sind Polen, Slowenien, Lettland und Litauen. Diese Länder minderten Kinderarmut im Untersuchungszeitraum um mehr als 30 Prozent. Polen hat dafür unter anderem in Familienleistungen investiert, Slowenien den Mindestlohn erhöht. 




Das Fazit des Berichts: Die Politik hat es weitgehend in der Hand, Kinderarmut effektiv zu bekämpfen.

Die aktuelle Haushaltskrise dürfe nicht dazu führen, dass bei der Bekämpfung der Kinderarmut gespart werde, sagte Sebastian Sedlmayr, Leiter Advocacy und Politik bei UNICEF Deutschland. „Wie Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, entscheidet mit über die Zukunft eines Landes. Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen appellieren wir deshalb an die Bundesregierung sowie die Länder und Kommunen, trotz der aktuellen Haushaltskrise mehr für Kinder zu tun, die in Armut leben. Neben einer effektiven Kindergrundsicherung geht es dabei um den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur für Kinder.“ 


Eine Verbesserung der Situation wünscht sich auch eine dreifache, alleinerziehende Mutter aus Beeskow in Brandenburg im Gespräch mit UNICEF. Die Stadt ist eine „Kinderfreundliche Kommune“. Damit verpflichtet sie sich zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf kommunaler Ebene. Die vierköpfige Familie lebt momentan vom Bürgergeld und ist auf Hilfe angewiesen, erzählt die Mutter: „Ich muss regelmäßig zur Lebensmittelausgabe der Tafel, damit meine Kinder gesund und ausgewogen essen können. Kein Kind sucht sich aus, in Armut aufzuwachsen. Ich hoffe nicht nur für meine, sondern für alle betroffenen Kinder, dass die Politik sie nicht weiter zurücklässt.“ 

 

 

Mehr als jedes siebte Kind in Deutschland macht sich laut des Forschungsberichts permanent oder häufig Sorgen um Geld, das Thema ist allgegenwärtig in betroffenen Familien. „Wir haben einen absoluten Not-Euro für Zeiten, wenn gar nichts mehr da ist. Das wissen meine Kinder, und es belastet sie natürlich,“ so die Mutter aus Beeskow.



in, 30. November 2023 -

Udo Lindenberg: „Bunt ist die Farbe der Wahl“  

Rocklegende präsentiert neue Peace-Weihnachtsgrußkarte für UNICEF 

Köln/Duisburg und Niederrhein, 30. November 2023 -  Mit seiner neuen Xmas-Grußkarte für UNICEF setzt Udo Lindenberg ein Zeichen für Frieden, Solidarität und Liebe auf der Welt. Zugleich erinnert er an das „dünne Eis“, auf dem sich die Welt durch Kriege und globale Krisen bewegt. 

Für seine diesjährige UNICEF-Weihnachtsgrußkarte hat Rocklegende Udo Lindenberg eines seiner bekannten Xmas-Motive neugestaltet. Es zeigt ihn beim Schlittschuhlaufen vor einem farbenfrohen Peace-Zeichen – mit einer UNICEF-blauen Strähne im Haar. „Bunt ist die Farbe der Wahl in diesen Tagen. Lasst uns an die Hand nehmen – nicht weggucken, uns gegenseitig supporten. Peace & Love statt Hass und Gewalt – 'nen anderen Weg aus all dem Chaos gibt’s nicht.“ 


Das Thema Eislaufen soll die fragile Weltlage symbolisieren. „Ganz schön dünnes Eis, auf dem wir uns bewegen – diese ganzen schwachsinnigen Kriege, die Umweltzerstörung, sozialer Unfriede, Menschenrechtsverletzungen in so vielen Ländern“, erklärt Udo Lindenberg seine Motivwahl: „Die Kiddies kriegen am meisten ab von dem endlosen Wahnsinn auf der Welt. Müssen wir ändern – gibt ja keine Alternative.“  Zum 13. Mal hat Udo Lindenberg in der Vorweihnachtszeit eine Grußkarte exklusiv für UNICEF gestaltet.


Erlöse aus dem Verkauf fließen in die weltweiten Hilfsprogramme für Kinder. Denn die Auswirkungen von Konflikten und globalen Krisen wie Klimawandel und Umweltzerstörung bedrohen die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen weltweit. Ob in der kriegszerstörten Ukraine oder im umkämpften Sudan, ob in den Flüchtlingslagern in der Demokratischen Republik Kongo oder in den Dürregebieten Somalias – eines haben die betroffenen Regionen gemeinsam: sie sind schreckliche Orte für das Aufwachsen von Kindern.    

Für die Weihnachtsaktion 2023 „Sei die gute Nachricht“ richtet UNICEF den Blick auf die erwähnten Länder: Orte, an denen Krieg herrscht und Orte, an denen Kinder unter Hunger und akuter Mangelernährung leiden. Durch die Unterstützung aller Spender*innen kann UNICEF helfen und gute Nachrichten in die Regionen bringen. Gute Nachrichten wie therapeutische Spezialnahrung, die mangelernährten Kindern Kraft gibt. Gute Nachrichten wie Impfungen, die Kinder vor Krankheiten schützen. Oder gute Nachrichten wie Winterkleidung und Generatoren, die Kindern im Kriegswinter in der Ukraine Wärme bringen.  


 #TurnTheWorldBlue: Farbe bekennen für Kinderrechte  

UNICEF-Aktion zum Internationalen Tag der Kinderrechte am 20.11

Münchnens Olympiaturm erstrahlt am Internationalen Tag der Kinderrechte in Blau. © Martin Hangen


Köln/Duisburg, 20. November 2023 - Am 20. November ist Internationaler Tag der Kinderrechte. Aus diesem Anlass erstrahlen am 20.11. um 20.11 Uhr auf Initiative von UNICEF weltweit markante Gebäude in Blau. Auch zahlreiche Städte und Gemeinden in Deutschland beteiligen sich an der Aktion. Über 70.000 Schüler*innen beschäftigen sich zudem an mehr als 900 Schulen intensiv und auf kreative Weise mit wichtigen Zukunftsfragen. 


Die Aktionen in Deutschland zum Tag der Kinderrechte sind Teil der weltweiten Kampagne von UNICEF – #TurnTheWorldBlue: Von Sydney bis Paris werden am Abend des 20. November etliche Wahrzeichen und Gebäude blau erstrahlen, um mehr Aufmerksamkeit für die Rechte, Bedürfnisse und Wünsche der jungen Generation herzustellen. Auch in Deutschland werden bekannte Bauwerke am Abend des 20.11. um 20.11 Uhr blau illuminiert sein – u.a. der Kulturpalast Dresden, die Bundeskunsthalle in Bonn oder der Münchner Olympiaturm.
 
 „2023 jung zu sein, das bedeutet tagtäglich mit Krisen, Unsicherheit und Zukunftssorgen konfrontiert zu sein. Die Auswirkungen von Kriegen und globalen Krisen wie Klimawandel und Umweltzerstörung bedrohen die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen weltweit und in Deutschland. Am Internationalen Tag der Kinderrechte heißt es deshalb dringender denn je: Farbe bekennen für die Rechte der Kinder“, erklärt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Durch Engagement, Zusammenhalt und Solidarität lässt sich viel bewegen – für die heutige junge Generation, vor allem mit ihr gemeinsam.“
 
Neben blau beleuchteten Wahrzeichen und Gebäuden wird es am 20. November in zahlreichen Städten und Gemeinden verschiedene Events und kreative Aktionen geben, um über die Kinderrechte zu informieren und sie öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen. Verbindendes Element ist hierbei die Farbe Blau als Symbol für die universell gültigen Kinderrechte. 

 
Zudem machen sich über 70.000 Schülerinnen und Schüler an mehr als 900 Schulen in ganz Deutschland mit UNICEF für ihre Rechte stark. Hierzu werden Kunstwerke (Fotos, gemalte Bilder, Videos, Audios, Gedichte etc.) von Kindern und Jugendlichen zum Thema Klimawandel gestaltet und öffentlich ausgestellt, um auf den Ernst der Lage für die junge Generation aufmerksam zu machen.


Ziel der Aktion ist neben der Aufmerksamkeit für das Thema auch die Aussicht auf Lösungen in Form von konkreten Vorsätzen für die jeweilige Stadt durch die zuständigen Entscheider*innen.

Marisol Ferreira Lopes (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Jedes Kind hat eine gute und gerechte Zukunft verdient. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass der Geburtsort eines Kindes, sein Geschlecht, die Religion, die Hautfarbe oder andere Aspekte darüber entscheiden dürfen, wie es lebt und zukünftig leben wird. Kinder müssen gehört werden!“
 
Gloria Dargatz (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Wir, die junge Generation, haben keine Zeit mehr zu verlieren und brauchen starke Rechte – jetzt! Nur so können uns Schutz, Mitspracherecht und die Wahrung unserer Freiheit garantiert werden.“
 
Ella Gottschling (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Jedes Kind hat das Recht, sich gut entwickeln und seine Welt mitgestalten zu können! Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass eine bestmögliche Grundlage für Förderung und Teilhabe geschaffen wird, damit alle Kinder die Chance auf eine gute und gerechte Zukunft haben.“

Die Kinderrechte-Sprosssen der evangelischen Grundschule Duisburg-Baerl wurden im Schaufenster des Unicef-Büros an der Ruhrortet Fabrikstraße platziert. 

„Geburtsort, Geschlecht, Hautfarbe oder Religion dürfen nicht über die Zukunft eines Kindes entscheiden.“

Fotos Harald Jeschke 

Duisburg, März 2016 -



Jedes dritte Kind weltweit lebt in Region mit sehr hoher Wasserknappheit

Neuer UNICEF-Bericht vor dem Weltklimagipfel COP28: Auswirkungen der globalen Wasserkrise auf die physische und mentale Gesundheit von Kindern

© UNICEF/UNI431639/Sokhin

New York/Köln/Duisburg, 13. November 2023 - Jedes dritte Kind weltweit – 739 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren – lebt laut einem neuen UNICEF-Bericht in Regionen, die unter hoher oder sehr hoher Wasserknappheit leiden. Durch den Klimawandel droht sich die Situation weiter zu verschärfen.  Schwindende Wasserverfügbarkeit und mangelhafte Trinkwasser- und Sanitärversorgung vergrößern das Problem und die Risiken für Kinder.


Der Report „Climate Changed Child“ wurde heute von UNICEF im Vorfeld des COP28-Klimagipfels veröffentlicht und analysiert verschiedene Ebenen der globalen Wasserkrise und ihrer Auswirkungen auf das Wohlergehen von Kindern: zum einen die Wasserknappheit, die sich unterteilen lässt in physische Knappheit von Wasser (water scarcity) und Wasserstress (water stress), der entsteht, wenn die Nachfrage nach Wasser die verfügbare Menge übersteigt. Zum anderen beleuchtet der Bericht die sogenannte Wasservulnerabilität (water vulnerability), also die Anfälligkeit einer Region oder eines Systems gegenüber Wasserknappheit. 

Neben der Wasserkrise bedrohen auch andere Folgen des Klimawandels Kinder in besonderer Weise – darunter Krankheiten, Luftverschmutzung und extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren. Bereits im Mutterleib und während der gesamten Kindheit werden die Gesundheit und Entwicklung des Gehirns, der Lunge, des Immunsystems und anderer lebenswichtiger Funktionen von Kindern durch die Umwelt beeinflusst, in der sie aufwachsen. Für Kinder ist beispielsweise Luftverschmutzung gefährlicher als für Erwachsene, weil Kinder schneller atmen und sich ihr Gehirn, ihre Lunge und andere Organe noch entwickeln. Klimawandel beeinträchtigt geistige und körperliche Gesundheit von Kindern „Die Folgen des Klimawandels sind für Kinder verheerend“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

 

„Ihr Körper und Geist sind besonders anfällig für verschmutzte Luft, schlechte Ernährung oder extreme Hitze. Nicht nur ihre Welt verändert sich – Wasserquellen versiegen und beängstigende Wetterereignisse treten stärker und häufiger auf –, sondern auch ihr Wohlbefinden, da der Klimawandel ihre mentale und körperliche Gesundheit beeinflusst. Kinder fordern Veränderungen, aber ihre Bedürfnisse werden viel zu oft in den Hintergrund gedrängt.“


Kinder in Südasien sowie in der Region Mittlerer Osten und Nordafrika sind besonders stark von Wasserknappheit betroffen. Sie leben an Orten mit begrenzten Wasserressourcen und einem hohen Maß an saisonalen und jährlichen Schwankungen, einem Rückgang des Grundwasserspiegels oder einem Dürrerisiko. 436 Millionen Kinder sind doppelt gefährdet aufgrund hoher oder sehr hoher Wasserknappheit und einer niedrigen oder sehr niedrigen Trinkwasserversorgung – der sogenannten extremen Wasservulnerabilität. Unzureichendes sauberes Trinkwasser ist bei Kindern unter fünf Jahren eine der Hauptursachen für Todesfälle aufgrund vermeidbarer Krankheiten.


Der Bericht zeigt, dass die am stärksten Betroffenen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in Subsahara-Afrika, in Zentral- und Südasien sowie in Ost- und Südostasien leben. Im Jahr 2022 lebten 436 Millionen Kinder in Gebieten mit extremer Wasservulnerabilität. Zu den am stärksten betroffenen Ländern gehören Niger, Jordanien, Burkina Faso, Jemen, Tschad und Namibia. Dort sind acht von zehn Kindern dem Risiko ausgesetzt. Unter diesen Umständen sind Investitionen in sicheres Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen erste wichtige Maßnahmen, um Kinder vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.


Der Klimawandel führt dem Bericht zufolge auch zu einem erhöhten Wasserstress – dem Verhältnis zwischen der Wassernachfrage und den verfügbaren erneuerbaren Ressourcen. Bis zum Jahr 2050 werden voraussichtlich 35 Millionen mehr Kinder einem hohen oder sehr hohen Wasserstress ausgesetzt sein, wobei der Nahe Osten und Nordafrika sowie Südasien derzeit mit den größten Veränderungen konfrontiert sind. Trotz ihrer besonderen Anfälligkeit wurden Kinder in Diskussionen über den Klimawandel entweder ignoriert oder weitgehend ausgeklammert.
So werden beispielsweise nur 2,4 Prozent der Klimafinanzierung aus den wichtigsten multilateralen Klimafonds für Projekte verwendet, die auf Kinder und ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind.


Forderungen zum Weltklimagipfel COP28 Anlässlich des Weltklimagipfels COP28 fordert UNICEF die Staats- und Regierungschefs und die internationale Gemeinschaft auf, entscheidende Schritte mit und für Kinder zu unternehmen, um einen lebenswerten Planeten zu erhalten.

Die zentrale Rolle von Kindern und ihren Rechten muss im COP28-Abschlussdokument hervorgehoben und die Etablierung eines Expert*innendialogs über Kinder und Klimawandel festgehalten werden. In dem wichtigen Referenzdokument der Globalen Bestandsaufnahme (Global Stocktake) müssen Kinder und Generationengerechtigkeit eingebettet werden. 

Kinder und klimaresistente Versorgungssysteme müssen in die endgültige Entscheidung über das globale Anpassungsziel (Global Goal for Adaptation, GGA) einfließen. 

Es muss sichergestellt werden, dass der geplante „Loss and Damage“-Fonds und die Finanzierungsvereinbarungen kindgerecht sind und die Kinderrechte in den Governance- und Entscheidungsprozess des Fonds eingebettet sind.

Über die COP28 hinaus fordert UNICEF die Beteiligten auf, Maßnahmen zu ergreifen, die das Leben, die Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern schützen – unter anderem die Anpassung grundlegender sozialer Angebote, die Befähigung aller Kinder, sich für die Umwelt einzusetzen, und die Einhaltung internationaler Abkommen zu Nachhaltigkeit und Klimawandel einschließlich einer umgehenden Reduzierung der Emissionen.

„Kinder und Jugendliche haben immer wieder dringend gefordert, zur Klimakrise gehört zu werden. Und doch haben Kinder in der Klimapolitik und bei politischen Entscheidungen fast keine formelle Rolle. Sie werden bisher bei Plänen und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, zur Abmilderung seiner Folgen oder zur Finanzierung selten berücksichtigt“, sagte Russell. „Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, alle Kinder in den Mittelpunkt dringender globaler Klimaschutzmaßnahmen zu stellen.“


 Ukraine: Mehr als 600 Tage Kindheit im Krieg

Bomben, Wintereinbruch und eine ungewisse Zukunft – Kinder in der Ukraine brauchen weiter Hilfe / Geschäftsführer von UNICEF Deutschland berichtet aus Charkiw

Kinder lernen in einer einzigartigen Schule, die in einer U-Bahnstation in Charkiw eingerichtet wurde. © UNICEF/Filippov

Köln/Duisburg, 9. November 2023 -  „Kindergarten im Schutzkeller, Schulunterricht in einer U-Bahnstation – Kinder im Osten der Ukraine erleben nach mehr als 600 Tagen und Nächten eine Kindheit im permanenten Ausnahmezustand. Nun stehen sie erneut vor einem schweren Kriegswinter. Die Kinder haben in den vergangenen Monaten eine enorme Stärke gezeigt: Sie versuchen weiter zu lernen, unterstützen sich gegenseitig und hoffen darauf, endlich wieder eine Kindheit zu erleben, die diesen Namen verdient. Wir müssen jetzt weiter an der Seite der Kinder stehen“, berichtet Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, während seines Besuchs der UNICEF-Hilfsprogramme für Kinder in Charkiw, eine der am stärksten betroffenen Regionen in der Ukraine. 


Insbesondere im Osten und Süden der Ukraine geraten Kinder und Jugendliche immer wieder ins Kreuzfeuer der Angriffe. Ihre Häuser werden zerstört, sie werden Zeugen unbeschreiblicher Gewalt, müssen auf der Suche nach Sicherheit ihr Zuhause von jetzt auf gleich verlassen und verlieren Eltern, Angehörige oder Freunde. 



„Der Krieg hängt wie eine dunkle Wolke über dem Alltag der Kinder. Das Spielen im Kindergarten und das Lernen in der Schule sind hier in der Region Charkiw aufgrund der anhaltenden Angriffe so gut wie unmöglich“, sagte Schneider. „Die Jungen und Mädchen, mit denen wir gesprochen haben, berichten uns, dass sie das Zusammensein mit Gleichaltrigen in ihrer Schule und ihrem Kindergarten vermissen. Die Erfahrungen der langen Kriegsmonate hinterlassen tiefe Spuren, die sie ihr Leben lang begleiten werden. Viele leiden unter Stress und psychischen Belastungsstörungen. Umso wichtiger sind sichere, warme Orte, an denen sie lernen, spielen und Halt finden können.“

Der einsetzende Kriegswinter verschärft die Not der Kinder. Zahlreiche Familien in der Region Charkiw leben in Behausungen oder Notunterkünften, in denen sie nicht ausreichend vor der Kälte geschützt sind. Rund 5,1 Millionen Menschen sind innerhalb der Ukraine vertrieben. Mehr als sieben Millionen Kinder in der Ukraine benötigen humanitäre Hilfe. Rund zwei Drittel der Schulkinder können nicht durchgängig am Präsenzunterricht teilnehmen – in Charkiw so gut wie gar nicht. 



„Die Sorge und psychische Belastung der Kinder und Mütter, mit denen wir gesprochen haben, stehen ihnen ins Gesicht geschrieben“, so Schneider. „Kinder können nichts für die Gewalt um sie herum. Sie verdienen eine Kindheit, so wie alle Kinder weltweit, sagte mir eine Kindergärtnerin, der ich gestern in einem als Kindergarten umfunktionierten Schutzbunker begegnet bin. Wir dürfen nicht zulassen, dass ihnen die Hoffnung auf ein Aufwachsen in Frieden genommen wird.“ 

Christian Schneider besucht mit dem Team von UNICEF Ukraine vom 6. bis 11. November die UNICEF-Hilfsprogramme in Charkiw und Dnipro. Um Familien im heraufziehenden Winter zu unterstützen, hat UNICEF gemeinsam mit seinem großen Netzwerk an Partnern die Hilfe für Kinder verstärkt – beispielsweise durch die Lieferung warmer Kleidung, lebenswichtiger Medikamente sowie Materialien zur Instandsetzung der Wasserversorgung oder Anlagen, um Krankenhäuser in Frontnähe weiter mit Wärme auszustatten. Darüber hinaus sorgt UNICEF gemeinsam mit vielen Partnern und den Behörden dafür, dass Kinder weiter am Unterricht teilnehmen können und psychosoziale Hilfe erhalten, beispielsweise in einer einzigartigen, im U-Bahnsystem von Charkiw eingerichteten Metroschule und in Kinderzentren


UNICEF Deutschland: „Das Schicksal der Kinder in Gaza und Israel muss im Vordergrund stehen“

Köln/Duisburg, 6. November 2023 - Die Kinder im Nahen Osten sind die Leidtragenden des Kriegs, ausgelöst durch die grausamen Angriffe auf Israel am 7. Oktober. Die Lebensgefahr durch den anhaltenden Beschuss, die massive psychische Belastung und der extreme Versorgungsmangel führen zu einer konstanten Überforderung. Ein Ausweg aus der aktuellen Situation ist nicht in Sicht. 


Georg Graf Waldersee, Vorsitzender des Deutschen Komitees für UNICEF: „Die Kinder in Israel und Gaza haben vieles gemeinsam: Ihr bisheriges Leben ist weggebrochen. Alle leiden unter der brutalen Gewalt. Alle sind verstört. Viele trauern um Eltern, Geschwister, Freunde. Viele sind selbst verwundet. Der Verlust ihrer Bezugspersonen und ihres Zuhauses, weil es zerstört oder nicht mehr sicher ist, nimmt Kindern das Wichtigste: Sicherheit und Zuversicht. Kindheit bedeutet zu spielen, zu lernen, zu träumen und sich die Zukunft auszumalen.

Den Kindern ist all dies in dieser entsetzlichen Situation nicht ansatzweise möglich, es geht nur ums Überleben. Ihr Schicksal muss im Vordergrund stehen.“ Eine Million Kinder im Gazastreifen leidet zudem akute Not mit Blick auf die Grundversorgung, es fehlt an allen lebensnotwendigen Produkten und Diensten. Und sie haben keine Chance, die Gefahrenzone zu verlassen.


Die Hälfte der bald 1,5 Millionen Binnenvertriebenen sucht Schutz in völlig überfüllten Notunterkünften. Dort und in den Krankenhäusern herrscht ein eklatanter Mangel an Personal und Ausstattung. Die Vereinten Nationen zählen bereits mehr als 250 beschädigte Schulgebäude. Es gibt keine verlässliche Wasser- und Hygieneversorgung mehr, ein Großteil der Infrastruktur muss instandgesetzt werden.


Den bereits stark geschwächten Kindern drohen Dehydrierung und lebensgefährliche Infektionskrankheiten. Auch für zehntausende Schwangere und Stillende sind Wasser und Hygiene unerlässlich. Frauen entbinden in Notunterkünften, Wohnhäusern, auf den Straßen oder in überlasteten Gesundheitseinrichtungen. Die Vereinten Nationen erwarten einen Anstieg der Sterberate von Müttern und eine Zunahme stressbedingter Fehlgeburten, Totgeburten und Frühgeburten.


Das Leben von Neugeborenen, die auf Intensivpflege angewiesen sind, hängt von der Verfügbarkeit von Treibstoff für Inkubatoren und andere medizinische Geräte ab. Das UNICEF-Team hilft, wo immer es möglich ist Seit einem Monat fordert UNICEF die Freilassung der aus Israel entführten Kinder, einen humanitären Waffenstillstand und die Öffnung weiterer Grenzübergänge zum Gazastreifen für humanitäre Hilfsgüter.


Diese stehen in großem Umfang bereit. Seit dem 21. Oktober durften rund 450 Lkw den einzigen geöffneten Grenzübergang in Rafah passieren. Viel zu wenige, um die Mindestversorgung sicherzustellen. Im Gazastreifen unterstützt UNICEF den Wassertransport, liefert Medikamente und medizinische Hilfsgüter und bietet psychosoziale Betreuung. UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell richtete am 30. Oktober einen eindringlichen Appell an den UN-Sicherheitsrat, „den Kindern in der Region den besonderen Schutz zukommen zu lassen, auf den sie einen Anspruch haben“.

Migrationsdebatte: UNICEF fordert Perspektiven für geflüchtete Kinder 

Breiter Appell von 28 Organisationen und Stiftungen an Bund, Länder und Kommunen vor Flüchtlingsgipfel am 6.11.

Ein Junge in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen. © UNICEF/UNI423824/Zimmermann

Köln/ Berlin / Duisburg, 3. November 2023 - Vor dem Flüchtlingsgipfel von Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten am kommenden Montag (6.11.) mahnt UNICEF Deutschland, dass Kinder und Jugendliche in der aktuellen Migrationsdebatte bisher viel zu wenig berücksichtigt werden. Rund ein Drittel der nach Deutschland geflüchteten Menschen ist unter 18 Jahre alt.


Gemeinsam mit 27 weiteren Organisationen, Stiftungen und Verbänden fordert das Deutsche Komitee für UNICEF in einem heute veröffentlichten Appell Bund, Länder und Kommunen dringend auf, Perspektiven für geflüchtete Kinder und Jugendliche zu schaffen und ihre Rechte unter anderem auf angemessene Lebensbedingungen, auf Schutz vor Gewalt, auf Zugang zu Bildung und Gesundheit umzusetzen.

Diese Rechte stehen ihnen ebenso wie allen Kindern und Jugendlichen gemäß der weltweit gültigen UN-Kinderrechtskonvention zu, zu deren Umsetzung sich auch Deutschland verpflichtet hat. „Kinder brauchen eine verlässliche Lebensperspektive, ungeachtet ihres Herkunftslandes und Aufenthaltsstatus. Während die politische Debatte droht, auf Abschottung und Abschiebungen verengt zu werden und Fragen der besseren Integration eine untergeordnete Rolle spielen, leben sowohl begleitete Kinder in Sammelunterkünften als auch unbegleitete Kinder in Obhut der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe unter prekären Bedingungen mit begrenzten Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe“, heißt es in dem Appell.

„Der Flüchtlingsgipfel bietet eine Chance, die gemeinsame Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen für die Aufnahme von schutzsuchenden Kindern mit ihren Familien und von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten neu zu gestalten.“ Die unterzeichnenden Organisationen und Stiftungen fordern, eine dezentrale Unterbringung von geflüchteten Kindern und ihren Familien zu ermöglichen, den Zugang aller Kinder zur öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe sicherzustellen, für den Zugang aller Kinder zu frühkindlicher Bildung und Regelschulen zu sorgen, besondere Bedarfe frühzeitig zu identifizieren und den Zugang zur Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

 „Wir müssen den Blick auf die zu uns geflüchteten Kinder verändern: Sie stellen einen hohen Anteil unter den bei uns Schutz suchenden Menschen dar und die meisten von ihnen haben gute Aussicht und das Recht, in Deutschland zu bleiben – was für eine Chance für unser Land! “, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, in Ergänzung zum Appell. „In den geflüchteten Kindern und Jugendlichen steckt ein großes Potenzial. Sie wollen lernen und ihr Leben gestalten. Wir sollten alles dafür tun, damit sie so schnell wie möglich richtig ankommen können, die Sprache lernen, zum Kindergarten und zur Schule gehen können.“

Der Appell wird von folgenden Organisationen und Stiftungen unterstützt (in alphabetischer Reihenfolge):
 Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe - AGJ 
Ärzte der Welt e. V.
AWO Bundesverband e. V.
Berliner Netzwerk für besonders schutzbedürftige geflüchtete Menschen (BNS)
Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e. V.
Bundesnetzwerk Ombudschaft in der Jugendhilfe e. V.
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer - BAfF e. V.
Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit e. V. (Bündnis KJG)
Der Kinderschutzbund Bundesverband e. V.
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V. DGSF
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Deutscher Kitaverband - Bundesverband freier unabhängiger Träger von Kindertagesstätten e. V.
Deutsches Kinderhilfswerk e. V. Deutsches Komitee für UNICEF e. V.
Diakonie Deutschland - Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V.
djo - Deutsche Jugend in Europa Bundesverband e. V. Handicap International e. V.
Internationaler Bund (IB) Freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit e.V.
JUMEN e.V. - Juristische Menschenrechtsarbeit in Deutschland
KOK - Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e. V.
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland e. V. (LSVD) 
National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention 
Plan International Deutschland e. V.
PRO ASYL Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V.
Save the Children Deutschland e. V. Stiftung
Deutsches Forum für Kriminalprävention 
Stiftung SPI - Sozialpädagogisches Institut Berlin »Walter May«
•  terre des hommes Deutschland e. V.
World Vision Deutschland e. V.


Erste lebensrettende Hilfsgüter für Kinder erreichen den Gazastreifen

UNICEF bekräftigt Appell für einen dauerhaften Zugang, um angesichts der sich verschlechternden Lage dringende humanitäre Hilfe zu leisten

© UNICEF/UNI456240/El Baba

Amman, New York, Köln, Duisburg, 21. Oktober 2023 - Mehr als 44.000 von UNICEF bereitgestellte Trinkwasserflaschen – eine Tagesmenge für 22.000 Menschen – wurden heute im Rahmen eines Konvois aus 20 Lastwagen gemeinsam mit dem ägyptischen Roten Halbmond, der Weltgesundheitsorganisation und dem Welternährungsprogramm über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gebracht. 


„Angesichts einer Million Kinder im Gazastreifen, die mit einer kritischen Kinderschutz- und humanitären Krise konfrontiert sind, ist die Versorgung mit Wasser eine Frage von Leben und Tod. Jede Minute zählt“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Diese erste, begrenzte Wasserlieferung wird Leben retten, aber der weitere Bedarf ist dringend und immens – nicht nur an Trinkwasser, sondern auch an Nahrungsmitteln, Treibstoff, Medikamenten sowie grundlegenden Diensten. Wenn wir nicht in der Lage sind, kontinuierlich humanitäre Hilfe zu leisten, besteht die reale Gefahr, dass lebensbedrohliche Krankheiten ausbrechen."

Große Teile der Infrastruktur im Gazastreifen, einschließlich wichtiger Wasser- und Abwassersysteme, wurden in den vergangenen fast zwei Wochen zerstört. Die Wasserproduktionskapazität liegt nur bei fünf Prozent der normalen Kapazität, und den fast 2,3 Millionen Menschen im Gazastreifen stehen lediglich drei Liter Wasser pro Person pro Tag zur Verfügung. Gemäß der Minimum-Standards für die humanitäre Hilfe benötigt ein Mensch mindestens 15 Liter Wasser pro Tag zum Trinken, Kochen und Waschen.

Rund eine Million Menschen sind auf der Flucht, etwa die Hälfte davon Kinder. Viele von ihnen suchen in überfüllten Unterkünften Zuflucht, in denen der Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene extrem eingeschränkt ist – Bedingungen, die insbesondere für Kleinkinder gefährlich sind. „Jedes Kind muss geschützt werden und humanitäre Organisationen wie UNICEF müssen in der Lage sein, Kinder und Familie im Gazastreifen, die sich in einer verzweifelten Lage befinden, sicher und planbar mit humanitärer Hilfe zu erreichen“, sagte Russell.


„Vor allem müssen alle Akteure jedes Kind bedingungslos vor Schaden schützen und ihnen den besonderen Schutz gewähren, auf den sie gemäß den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts Anspruch haben.“ Weitere Hilfsgüter stehen bereit UNICEF hat am Grenzübergang Rafah zusätzliche Hilfsgüter für bis zu 250.000 Menschen bereitgestellt, die innerhalb weniger Stunden in den Gazastreifen weitertransportiert werden können.


Weitere Hilfsgüter sind auf dem Weg an die Grenze. Humanitäre Hilfsgüter müssen Kinder und Familien in Not unter Einhaltung des humanitären Völkerrechts erreichen können, ganz gleich wo sie sich befinden. Um Kinder in Gaza in dieser katastrophalen Situation und inmitten der Gewalt zu helfen, ruft UNICEF dazu auf:

- Alle Grenzübergänge zum Gazastreifen für den Transport humanitärer Hilfsgüter und Nothilfe-Teams zu öffnen;
- In dringenden medizinischen Fällen die Ausreise aus dem Gazastreifen oder die wichtige Gesundheitsversorgung vor Ort zu ermöglichen;
- Sicheren und dauerhaften Zugang zu Wasser, Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Treibstoff zu ermöglichen, der notwendig ist, um grundlegende Dienste aufrechtzuerhalten;
- Die zivile Infrastruktur wie Unterkünfte, Gesundheits-, Strom-, Wasser- und Sanitäreinrichtungen zu schützen und zu respektieren;  
- Die medizinische Versorgung zu sichern, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern und die Versorgung von Kranken und Verwundeten zu gewährleisten.


 

UNICEF zu Israel/Gaza: „Nichts rechtfertigt das Töten, Verstümmeln oder Entführen von Kindern“

New York, Köln, Duisburg, 10. Oktober 2023 - „Nichts rechtfertigt das Töten, Verstümmeln oder Entführen von Kindern – schwere Rechtsverletzungen, die UNICEF aufs Schärfste verurteilt“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell gestern Abend. Sie erinnerte daran, dass es „in diesem Krieg, wie in allen Kriegen, die Kinder sind, die zuerst und am meisten leiden.“


„Weniger als 72 Stunden nach dem Ausbruch der schrecklichen Gewalt in Israel zeigen Berichte, dass schwerwiegende Rechtsverletzungen gegen Kinder an der Tagesordnung sind. Viele Kinder wurden getötet oder verletzt, während unzählige andere der Gewalt ausgesetzt sind. UNICEF fordert die bewaffneten Gruppen oder Verantwortlichen auf, alle Kinder, die im Gazastreifen als Geiseln gehalten werden, unverzüglich und sicher freizulassen, damit sie mit ihren Familien oder Betreuungspersonen zusammengeführt werden können. Und wir rufen alle Parteien auf, Kinder gemäß dem humanitären Völkerrecht vor Schaden zu bewahren.“


Noch liegen keine genauen Zahlen über die Gesamtzahl der betroffenen Kinder vor, aber angesichts der hohen Opferzahlen ist zu befürchten, dass viele Kinder getötet oder verletzt wurden. Die psychische Gesundheit der Kinder wird umso mehr belastet, je länger die Eskalation anhält. Alle diese Kinder haben in den vergangenen Jahren bereits Kriegshandlungen miterlebt. UNICEF weist darauf hin, dass kein Kind einer solchen Gewalt ausgesetzt sein darf.


Daher ist ein umgehender Waffenstillstand von größter Bedeutung. Georg Graf Waldersee, Vorsitzender des Deutschen Komitees für UNICEF: „Nach den verheerenden Angriffen des vergangenen Wochenendes auf Israel und die zivile Bevölkerung, darunter zahlreiche Opfer unter Jugendlichen und Kindern, sind wir zutiefst erschüttert über die unvorstellbare Gewalt, die Kinder in diesem Krieg durchleiden. Obwohl Kinder keinerlei Verantwortung für bewaffnete Konflikte tragen, zahlen sie den höchsten Preis für deren Auswirkungen.

Gemeinsam mit der UNICEF-Exekutivdirektorin fordern wir, dass allen Kindern der besondere Schutz gewährt werden muss, der ihnen gemäß dem humanitären Völkerrecht zusteht.“


Humanitäre Hilfe für Kinder in Gaza
Zur Situation in Gaza sagte Russell: „Ich bin zutiefst besorgt über die Maßnahmen zur Blockierung der Stromversorgung und zur Verhinderung der Einfuhr von Lebensmitteln, Treibstoff und Wasser in den Gazastreifen, die das Leben von Kindern gefährden können. Es ist zwingend erforderlich, dass alle Parteien von weiterer Gewalt und Angriffen auf zivile Infrastrukturen Abstand nehmen.“


„Angesichts der sich rapide verschlechternden humanitären Lage muss es humanitären Organisationen möglich sein, Kinder und ihre Familien sicher mit lebensrettenden Leistungen und Hilfsgütern zu versorgen.“ Trotz der schwierigen humanitären Situation und Sicherheitslage leisten UNICEF und seine Partner in Gaza humanitäre Soforthilfe, einschließlich der Lieferung medizinischer Hilfsgüter, Treibstoff sowie psychosozialer Unterstützung.

 

 

UNICEF: Mehr als 43 Millionen Kinder innerhalb von sechs Jahren aufgrund wetterbedingter Katastrophen vertrieben 

Laut aktuellen Prognosen werden in den kommenden 30 Jahren schätzungsweise 96 Millionen Kinder allein wegen Flussübertritten zu Binnenvertriebenen 

© UNICEF/UN0570020/Hogsholt

New York/Köln/Duisburg, 6. Oktober 2023 - Laut einem aktuellen UNICEF-Bericht wurden zwischen 2016 und 2021 rund 43,1 Millionen Kinder in 44 Ländern aufgrund wetterbedingter Katastrophen innerhalb ihres Landes vertrieben. Das sind rund 20.000 Kinder pro Tag.  Der Bericht „Children Displaced in a Changing Climate” ermittelt erstmalig die weltweite Zahl der Kinder, die zwischen 2016 und 2021 aufgrund von Überschwemmungen, Stürmen, Dürren und Waldbränden ihr Zuhause verlassen mussten. Die Analyse enthält auch Prognosen für die nächsten 30 Jahre. 


In absoluten Zahlen gemessen gehören China und die Philippinen zu den Ländern, in denen die meisten Kinder innerhalb ihres Landes vertrieben wurden. Zu den Gründen zählen Wetterextreme, die hohe Anzahl Minderjähriger sowie Fortschritte beim Reporting und den Evakuierungskapazitäten. Im Verhältnis zum Anteil der Kinder an der Gesamtbevölkerung waren Kinder in kleinen Inselstaaten wie Dominica und Vanuatu am stärksten von Stürmen betroffen, in Somalia und im Südsudan von Überschwemmungen.


„Es ist schrecklich für Kinder, wenn ein gefährlicher Waldbrand, ein Sturm oder eine Überschwemmung ihr Umfeld verwüstet", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.
„Die Angsterfahrung und die Auswirkungen können besonders verheerend für Kinder sein, die keine andere Wahl haben als zu fliehen. Sie sorgen sich, ob sie in ihr Zuhause zurückkehren oder wieder zur Schule gehen können, und ob sie erneut fliehen müssen. Die Flucht mag ihnen das Leben gerettet haben, doch sie ist eine sehr erschütternde Erfahrung. So wie die Auswirkungen des Klimawandels immer größere Ausmaße annehmen, werden auch klimabedingte Fluchtbewegungen zunehmen.

Wir haben die Mittel und das Wissen, um dieser eskalierenden Herausforderung für Kinder zu begegnen, doch wir handeln viel zu langsam. Wir müssen uns verstärkt darum bemühen, bedrohte Gemeinden besser auf den Schutz von Kindern vorzubereiten und diejenigen zu unterstützen, die bereits ihr Zuhause verlassen mussten.“


Überschwemmungen und Stürme waren für 95 Prozent (40,9 Millionen) der Fälle der zwischen 2016 und 2021 registrierten Vertreibungen von Kindern verantwortlich. Dies ist zum Teil auf besseres Reporting sowie präventive Evakuierungen zurückzuführen. Mehr als 1,3 Millionen Kinder wurden wegen Dürren innerhalb ihres Landes vertrieben – auch hier gehören der Südsudan und Somalia zu den am stärksten betroffenen Ländern. Rund 810.000 Kinder wurden aufgrund von Waldbränden binnenvertrieben, insbesondere in Kanada, Israel und den USA.

Die Entscheidung, das Zuhause angesichts einer Katastrophe oder im Rahmen einer präventiven Evakuierungsmaßnahme zu verlassen, erfolgt häufig abrupt und notgedrungen, um Leben zu retten. Viele Kinder sind mit Gefahren und großen Herausforderungen konfrontiert, die mit der – oft länger andauernden – Vertreibung einhergehen. Besonders gefährdet sind Kinder in Ländern, die von mehreren Krisen gleichzeitig betroffen sind, beispielsweise einem Konflikt und Armut. Hier sind die lokalen Kapazitäten begrenzt, um den zusätzlichen Herausforderungen von Vertreibungen zu begegnen.  

So wird in Haiti die Gefahr, dass Kinder aufgrund von Katastrophen vertrieben werden, durch die vorherrschende Armut und Gewalt verstärkt. Es gibt zudem nicht genug Investitionen in Maßnahmen zur Risikominderung und Katastrophenvorsorge. In Mosambik sind die ärmsten Gemeinden unverhältnismäßig stark von extremen Wetterereignissen betroffen.

Gerade in Ländern, in denen das Risiko einer Vertreibung für Kinder besonders groß ist und Mittel zur Bewältigung von Krisen fehlen, werden dringend Maßnahmen zur Risikominderung und Anpassung an die Folgen des Klimawandels, die Katastrophenvorsorge sowie die dafür erforderlichen finanziellen Mittel benötigt. 


Basierend auf einem Risikomodell des Internal Displacement Monitoring Centre und aktuellen Klimadaten zeigt der Bericht auch, dass in den kommenden 30 Jahren rund 96 Millionen Kinder allein aufgrund von Flussübertritten vertrieben werden könnten. Im selben Zeitraum laufen rund 10 Millionen Kinder Gefahr, wegen Wirbelstürmen und 7,2 Millionen wegen Sturmfluten vertrieben zu werden*.


Da sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität extremer Wetterereignisse infolge des Klimawandels zunehmen, ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Zahlen noch höher sein werden. UNICEF arbeitet mit den Regierungen der am stärksten gefährdeten Länder zusammen, um sich auf die Risiken von Vertreibungen vorzubereiten und ihre Auswirkungen zu mindern. Gleichzeitig trägt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen dazu bei, kinderzentrierte Strategien zum Katastrophenschutz sowie zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln.  


Dabei geht es auch um die Umsetzung kontextspezifischer Maßnahmen, um Kinder vor, während und nach einer Katastrophe zu schützen. UNICEF ruft Regierungen, Mittelgeber, Partner und Akteur*innen des Privatsektors dazu auf:
• Kinder und Jugendliche vor den klimabedingten Auswirkungen von Katastrophen und Vertreibungen zu schützen und dafür zu sorgen, dass grundlegende soziale Dienste für Kinder – u.a. in den Bereichen Bildung, Gesundheitsversorgung, Ernährung, soziale Sicherung und Kinderschutz – stabiler, flexibler und integrativer gestaltet werden.

• Kinder und Jugendliche auf ein Leben in einer durch den Klimawandel veränderten Welt vorzubereiten. Dazu gehört, ihre Anpassungsfähigkeit und Resilienz zu stärken und sie in die Entwicklung von Lösungen einzubinden.


• Kinder und Jugendliche – einschließlich derer, die bereits aus ihrem Zuhause vertrieben wurden – bei allen Maßnahmen zum Katastrophen- und Klimaschutz und ihrer Finanzierung, der humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit sowie bei Investitionen in den Mittelpunkt zu stellen. 


UNICEF: Zahl der unbegleiteten Minderjährigen, die über die tödliche zentrale Mittelmeerroute nach Italien gelangen, steigt um 60 Prozent 

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die bei dem Versuch, das zentrale Mittelmeer von Nordafrika nach Europa zu überqueren, gestorben sind oder vermisst werden, hat sich diesen Sommer im Vergleich zum Vorjahressommer verdreifacht  

© UNICEF/UNI443176/Corti


Genf/Rom/Köln/Duisburg, 29. September 2023 -  Mehr als 11.600 Kinder und Jugendliche sind zwischen Januar und Mitte September 2023 ohne ihre Eltern oder andere sorgeberechtigte Personen über das zentrale Mittelmeer nach Italien gelangt. Die Zahl hat sich damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent erhöht. Zwischen Januar und Mitte September 2022 nahmen rund 7.200 unbegleitete oder von ihren Eltern getrennte Kinder und Jugendliche die gefährliche Überfahrt auf sich. 


Die italienische Insel Lampedusa ist der erste Anlaufpunkt für viele Menschen auf der Suche nach Asyl, Sicherheit und besseren Zukunftschancen in Europa. Die Zahl der Ankommenden erreichte in diesem Monat mit 4.800 Menschen an einem einzigen Tag einen Höhepunkt. Unbegleitete Kinder fahren häufig in überfüllten Schlauchbooten oder maroden Holzbooten mit, die für schlechtes Wetter untauglich sind. Manche Kinder werden im Laderaum untergebracht, andere auf Lastkähnen, die besonders schwer zu navigieren sind.


Der Mangel an koordinierten und adäquaten Such- und Rettungskapazitäten in der Region sowie die unzureichende Zusammenarbeit bei der Ausschiffung der Menschen erhöhen die Gefahren, denen Kinder und Jugendliche bei der Überfahrt ausgesetzt sind. Kriege, Konflikte, Gewalt und Armut gehören zu den Hauptursachen, weswegen Kinder und Jugendliche allein ihre Heimatländer verlassen. Unbegleitete Kinder und Jugendliche sind nachweislich auf jeder Etappe ihrer Reise den Gefahren von Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt. Mädchen und Kinder aus Subsahara-Afrika sind besonders gefährdet. 


Zwischen Juni und August 2023 sind mindestens 990 Menschen bei dem Versuch, das zentrale Mittelmeer zu überqueren, gestorben oder gelten als vermisst, darunter auch Kinder. Diese Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdreifacht. Im Sommer 2022 kamen mindestens 334 Menschen ums Leben. Bei vielen Schiffsunglücken gibt es keine Überlebenden oder sie werden nicht erfasst. Die tatsächliche Zahl der ums Leben gekommenen Menschen ist daher wahrscheinlich deutlich höher.


Kinder und Jugendliche, die es nach Europa schaffen, werden zunächst an sogenannte Hotspots und von dort in Aufnahmeeinrichtungen gebracht. Dabei handelt es sich häufig um geschlossene Unterbringungen. In Italien befinden sich derzeit mehr als 21.700 unbegleitete Kinder und Jugendliche in diesen Einrichtungen; vor einem Jahr waren es 17.700.


„Das Mittelmeer ist zu einem Friedhof für Kinder und ihre Zukunft geworden. Die verheerenden Folgen für Kinder, die in Europa Asyl und Sicherheit suchen, ist das Ergebnis politischer Entscheidungen und eines nicht funktionierenden Migrationssystems“, sagte Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. „Es braucht jetzt dringend eine europaweite Lösung, um diese Kinder und Familien zu unterstützen. Und es bedarf einer nachhaltigen Aufstockung der internationalen Hilfe zur Unterstützung von Ländern, die mit multiplen Krisen konfrontiert sind, um zu verhindern, dass noch mehr Kinder Leid erfahren.“


Im Einklang mit den Verpflichtungen aus dem Völkerrecht und der UN-Kinderrechtskonvention ruft UNICEF Regierungen dazu auf, sichere und geregelte Wege der Flucht und Migration zu schaffen und dafür zu sorgen, dass Kinder nicht in geschlossenen Einrichtungen festgehalten werden. Um Kindern auf der Flucht gezielter zu helfen und sie zu schützen, müssen nationale Kinderschutzsysteme gestärkt, die Koordination von Such- und Rettungseinsätzen verbessert und eine zeitnahe Ausschiffung an sicheren Orten sichergestellt werden.

 

Die derzeitige Debatte zwischen dem Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedstaaten zur Migrations- und Asylpolitik bietet eine Gelegenheit, die wichtigsten Grundsätze des Kinderschutzes zu bekräftigen und aufrechtzuerhalten sowie politische Maßnahmen zu entwickeln, die die zahlreichen Verstöße gegen die Kinderrechte in Herkunfts-, Transit- und Ankunftsländern adressieren. UNICEF unterstützt Staaten dabei, Kinderschutzsysteme und die Basisversorgung für Kinder in den Herkunftsländern zu stärken, und die Gefahren, denen Kinder auf risikoreichen Routen ausgesetzt sind, zu verhindern und zu mindern.

 

Das Ziel ist, allen Kindern, unabhängig von ihrem Rechtsstatus oder dem ihrer Eltern, Zugang zu Hilfe und Basisversorgung zu ermöglichen. Auf Lampedusa unterstützt UNICEF Kinder mit psychologischen und psychosozialen Angeboten, stellt wichtige Informationen bereit und vermittelt Kinder und Familien bei Bedarf an spezialisierte Kinderschutz-Einrichtungen. Diese Arbeit wird von der Generaldirektion für Migration und Inneres (HOME) der Europäischen Kommission im Rahmen des Projekts PROTECT unterstützt.


UNICEF und Otto feiern 50 Jahre Ottifanten
Zum 50. Geburtstag schenkt Ottifanten-Erfinder Otto Waalkes UNICEF ein „Holladahiti“ und fünf brandneue Grußkarten-Motive mit seinen Rüsseltieren

© MIKEKRAUSwork

Köln, Duisburg, 27.September 2023 - Zum Start der Kooperation zwischen Otto Waalkes und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, erweitert der Künstler das Portfolio der UNICEF-Grußkarte durch fünf exklusive Ottifanten-Weihnachtsmotive. Bereits seit 1973 begleiten ihn die lustigen Fantasietiere durch seine Karriere.
 
   

„Als Komiker habe ich schon immer versucht den trüben Zeitgeist etwas aufzuhellen. Dabei haben mir die Ottifanten 50 Jahre lang geholfen“, sagt Otto über sich und seine treuen Begleiter. „UNICEF mit fünf Weihnachtskarten zu unterstützen – das mache ich gern.“
 
Die neuen Ottifanten-Motive zeigen die Rüsseltiere passend zum Launch der Grußkarten-Weihnachtskollektion mal als Weihnachtsmann auf einem Berg voller Geschenke, mal verschmitzt lächelnd in einer verschneiten Ostfriesland-Kulisse mit Leuchtturm.  
 
Die Erlöse aus dem Verkauf aller UNICEF-Karten fließen in die weltweiten Hilfsprogramme für Kinder. Aufgrund multipler Krisen – der Krieg in der Ukraine, Konflikte weltweit und Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels –brauchen in diesem Jahr mehr Kinder Hilfe als je zuvor. 


 

Kinder vor dem Bundeskanzleramt: „Wir wünschen uns ein geiles Leben“  
Weltkindertag 2023: UNICEF und Deutsches Kinderhilfswerk schaffen Kindern eine kreative Bühne für eine bessere Zukunft

© Paula G.Vidal


Berlin/Köln/Duisburg, 20. September 2023 - Das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland rufen zum heutigen Weltkindertag Politik und Gesellschaft dazu auf, sich mit Unterstützung der jungen Generation lautstark für die Verwirklichung der Kinderrechte einzusetzen und ihre Bedeutung für eine gute und gerechte Zukunft für alle hervorzuheben! Heute jung zu sein bedeutet, täglich mit Krisen, Unsicherheit und Zukunftssorgen konfrontiert zu sein. Zur Halbzeit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ist es deshalb umso wichtiger, das globale Versprechen einzuhalten, kein Kind zurückzulassen.
 
Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin forderten die beiden Organisationen heute in Anwesenheit von Bundesfamilienministerin Lisa Paus, zahlreichen Kindern und Jugendlichen sowie der Band Glasperlenspiel ein stärkeres politisches Engagement von Staat und Gesellschaft für eine bessere Zukunft junger Menschen.
 
Eine Schulklasse der Löcknitz-Grundschule aus Berlin präsentierte dabei einen Kinderrechte-Song, dessen Text sie gemeinsam mit Glasperlenspiel zur Melodie des Hits „Geiles Leben“ umgeschrieben hatten. Den Song nutzten die Kinder, um mit einer gemeinsamen Stimme auf ihre Anliegen und Forderungen aufmerksam zu machen. Zudem formulierten Kinder und Jugendliche des Kinder- und Jugendbeirats des Deutschen Kinderhilfswerkes und des UNICEF-JuniorBeirats ihre Gedanken zu Zukunftsthemen wie Bildung, Teilhabe und der Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz.

Bundesjugendministerin Lisa Paus: „Kinder und Jugendliche wachsen heute in belastenden Zeiten auf. Umso wichtiger ist es, ihre Probleme zu lindern, ihnen eine Stimme zu geben und dass sie mitentscheiden - vor allem wenn es um ihre Zukunft geht! Ich gratuliere allen Kindern und Jugendlichen herzlich zum Weltkindertag - mit der Botschaft: Mischt euch ein, pocht auf eure Rechte und gestaltet die Zukunft mit! Eure Perspektiven und Ideen sind in der alternden Gesellschaft unverzichtbar.


Als Bundesfamilienministerin streite ich für die UN-Kinderrechte: Alle Kinder verdienen besondere Aufmerksamkeit, Schutz und Förderung auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Ist ein Land kinderfreundlich, tut das der ganzen Gesellschaft gut. Deshalb bin überzeugt: Um hier voranzukommen, sollten die Kinderrechte auch in unserem Grundgesetz festgeschrieben werden.

Und schon jetzt schaffen wir mit der Kindergrundsicherung einen Weg, endlich die vielfache Kinderarmut in Deutschland grundlegend zu bekämpfen. Armut hindert die Jüngsten daran, zuversichtlich ins Leben zu starten. Wir wollen ein Sicherheitsnetz für Familien aufspannen. Alle Leistungen, auf die junge Menschen ein Recht haben, sollen unkompliziert ankommen. Davon können in Deutschland Millionen Kinder und Jugendliche profitieren.“

Marisol Ferreira Lopes (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Der Zugang zu Bildung ist für so viele Kinder weltweit noch immer ein unerfüllter Traum! Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich die globale Bildungssituation verbessert, indem die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass Kinder weltweit sicher lernen können.“

Gloria Dargatz (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Wir, die junge Generation, sind die Zukunft dieses Landes. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren und brauchen starke Rechte – jetzt! Nur so können uns Schutz und Mitspracherecht garantiert werden. Wir fordern daher: Kinderrechte ins Grundgesetz!“
 
Ella Gottschling (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Jedes Kind hat Rechte – egal mit welchen Voraussetzungen es auf die Welt kommt. Gemeinsam muss dafür gesorgt werden, dass eine bestmögliche Grundlage für Förderung und Teilhabe geschaffen wird, damit alle Kinder die Chance auf eine gute und gerechte Zukunft haben.“

Jonte Mai (16), Mitglied im Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Damit alle Kinder in Deutschland eine gute Zukunft haben, muss unsere Mitbestimmung gestärkt werden. Wir sind aktive Mitglieder der Gesellschaft – warum also werden wir von Wahlen ausgeschlossen? Die Zukunft unseres Landes hängt von uns ab. Gebt uns eine Chance, diese mitzugestalten!“

Ella-Marie Hönemann (13), Mitglied im Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Die Politik sollte Kinder und Jugendliche stärker in ihre Entscheidungsfindung integrieren, beispielsweise beim Thema Umweltschutz. Dazu braucht es eine gemeinsame Gesprächsebene, bei der wir uns auf Augenhöhe treffen müssen. Und zwar so schnell wie möglich, denn es geht um unsere Zukunft.“

 

Sophie Koxholt (16), Mitglied im Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Gerechte Chancen sind die Grundlange dafür, dass jedes Kind eine gute Zukunft haben kann. Alle Kinder sollten die Möglichkeit haben, ihre Ziele zu erreichen - egal, wo sie herkommen oder in welcher Familie sie aufwachsen.“

 

Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland: „Die Situation der Kinder im Blick gibt die Halbzeit der Agenda 2030 Anlass zur Sorge. Viele Fortschritte weltweit sind ins Stocken geraten. Immer noch gibt es in Deutschland zu viele Kinder, deren Rechte nicht ausreichend berücksichtigt werden. Gemeinsam mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der jungen Generation selbst müssen wir dafür sorgen, dass die Kinderrechte stärker in den Mittelpunkt unseres Handelns rücken – mit dem Augenmerk auf besonders benachteiligte Kinder. Nur wenn alle Kinder angemessen geschützt, gefördert und beteiligt werden und Chancen auf ein gutes Aufwachsen haben, können die nachhaltigen Entwicklungsziele Realität werden. Es gibt viele gute Beispiele, die zeigen, dass Kinder und Jugendliche ihre Zukunft durch eigene Ideen gestalten können.“

 

Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes: „In Sonntagsreden werden der jungen Generation vielerlei Versprechungen gemacht, im Alltag müssen wir dann insbesondere in der politischen Debatte in Deutschland eine geradezu sträfliche Vernachlässigung ihrer Belange wahrnehmen. Kinderinteressen werden systematisch ausgeblendet, obwohl sie als ein vorrangiger Gesichtspunkt ins Zentrum politischer Überlegungen und praktischen Handelns gehören. Dafür braucht es dringend die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz, eine konsequente Politik zur Überwindung der Kinderarmut in Deutschland sowie eine mehr als deutliche Stärkung der demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen.“

Bundesweite Aktionen zum Weltkindertag

Zum Weltkindertag am 20. September finden bundesweit zahlreiche Demonstrationen, Feste und andere Veranstaltungen statt, die auf die Situation der Kinder und Jugendlichen aufmerksam machen und ihre Anliegen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen.

 

UNICEF Deutschland lädt Kinder jeden Alters und ihre Familien in vielen Städten und Gemeinden dazu ein, an kreativen Mitmach-Aktionen teilzunehmen. Sie können ihren Teil zu einem Kinderrechte-Puzzle beitragen oder mit bunten Kreidebildern auf Straßen, auf Bürgersteigen und in Garageneinfahrten ihre Sorgen, Wünsche, Ideen und Vorstellungen für eine bessere Zukunft für Kinder zum Ausdruck bringen.



Um den Forderungen der jungen Generation Nachdruck zu verleihen, können Eltern, Nachbar*innen und Passant*innen Fotos der kreativen Erzeugnisse der Kinder unter dem Aktions-Hashtag #wiestarkwäredasdenn in den Sozialen Medien posten. Alle Beiträge der Kinder werden auch auf www.unicef.de/weltkindertag veröffentlicht. Dort gibt es weitere Informationen. 


Das Deutsche Kinderhilfswerk feiert den Weltkindertag mit einem großen „Kinderrechte-Spezial“ für Kinder in ganz Deutschland. Und das einen ganzen Monat lang: Auf www.kindersache.de/weltkindertag können Kinder und Jugendliche seit Anfang September mehr über ihre Rechte erfahren, thematische Unterhaltungsangebote wahrnehmen oder selbst aktiv und kreativ werden. Der Fokus liegt dabei auf partizipativen Angeboten, die sich an der Lebenswelt von Kindern orientieren, um Kinderrechte nicht nur abstrakt zu erklären, sondern erlebbar zu machen.

 

Inhaltlicher Schwerpunkt dieses „Monats der Kinderrechte“ ist das Thema Zukunft, und dabei insbesondere das Erreichen der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele („Sustainable Development Goals - SDGs“). Denn diese sind in Gefahr – und damit auch die Verwirklichung der Kinderrechte, da jedes der in der Agenda 2030 verankerten Ziele eine zentrale Bedeutung für Kinder und ihr Wohl hat. 



 

UNICEF: Rund 300.000 Kinder von schweren Überschwemmungen in Libyen betroffen

Nach den schweren Überschwemmungen in Libyen sind Kinder einem erhöhten Risiko von Krankheitsausbrüchen, Vertreibung und dem Zusammenbruch der Grundversorgung ausgesetzt / UNICEF Deutschland stellt 500.000 Euro für Hilfsmaßnahmen zur Verfügung

Copyright: UNICEF/UNI434932/AFP

New York/Tripoli/Köln/Duisburg,15. September 2023 - Von den schweren Überflutungen infolge von Sturm Daniel im Osten Libyens sind laut UNICEF rund 300.000 Kinder betroffen. Die Zahl der Kinder und Familien, die dringend humanitäre Hilfe benötigen, steigt weiter an. Zahlreiche Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen und grundlegende zivile Infrastruktur wurden stark beschädigt oder zerstört.  „Nach einer Dekade Konflikt stehen Kinder in Libyen vor einer weiteren Tragödie. Unsere Priorität ist jetzt, die lebenswichtige Hilfe auszuweiten.


Dazu gehört die Bereitstellung von Medikamenten, Trinkwasser und Hygieneartikeln. Auch psychosoziale Hilfe, Unterstützung bei der Suche nach Angehörigen und Maßnahmen, um durch Wasser übertragbare Krankheiten zu vermeiden, werden benötigt. Wir müssen eine weitere Katastrophe verhindern und dürfen jetzt keine Zeit verlieren“, sagte Michele Servadei, der Leiter von UNICEF in Libyen.


„Die Folgen von Überschwemmungen sind für Kinder oft tödlicher als die extremen Wetterereignisse selbst. Kinder sind jetzt besonders gefährdet. Sie sind einem erhöhten Risiko von Krankheitsausbrüchen, Mangel an sauberem Trinkwasser, Mangelernährung, Lernausfällen und Gewalt ausgesetzt." Servadei besucht momentan die betroffenen Gebiete. „Die Überschwemmungen haben bereits verheerende Auswirkungen auf das Leben von Kindern. Es geht jetzt darum, die Kinder und Familien schnell mit dem Nötigsten zu versorgen“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „UNICEF Deutschland stellt 500.000 Euros für die Hilfe für betroffene Kinder und ihre Familien zur Verfügung.“


Viele betroffene Gebiete sind immer noch von der Außenwelt abgeschnitten und unzugänglich. Die immensen Verwüstungen in der Hafenstadt Darna werfen die Bemühungen um ihren Wiederaufbau um Jahre zurück. Mindestens drei Krankenhäuser sind derzeit außer Betrieb und mindestens zehn Gesundheitszentren überflutet. Da die Versorgung mit sauberem Wasser stark beeinträchtigt ist, steigt das Risiko von Durchfall und Choleraausbrüchen sowie von Dehydrierung und Mangelernährung erheblich. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder von ihren Familien getrennt wurden, sind einem erhöhten Risiko von Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. 

UNICEF ist seit 1957 für Kinder in Libyen im Einsatz und hat bereits Hilfsgüter mobilisiert, darunter Medikamente für 10.000 Menschen, 1.100 Hygieneartikel, Materialien für die Wasseraufbereitung sowie Kleidung für 500 Kinder. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen benötigt mindestens 6,5 Millionen US-Dollar für die Nothilfe. Das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe wird erst nach und nach sichtbar, während die konkreten humanitären Bedarfe weiter ermittelt werden.

 

UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2023: Versprechen an Kinder für zu viele nicht erfüllt 

UNICEF Deutschland fordert mehr Investitionen in Grundschulen und umfassende Maßnahmen gegen Kinderarmut 

© UNICEF/UNI401248/Bänsch

Köln/ Berlin/Duisburg, 14. September 2023 - Obwohl die große Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland eine sichere und gesunde Kindheit erlebt, gibt es eine zunehmende Zahl von Kindern, die ins gesellschaftliche Abseits geraten und die Chancen, die ihnen zustehen, nicht nutzen können. Zu viele Kinder werden in der Schule frühzeitig abgehängt und schaffen am Ende keinen Abschluss. Das Risiko, dauerhaft in Armut zu leben, begleitet mehr als 1,3 Millionen durch ihre Kindheit.

Nach der Pandemie deutlich gesunkene, im europäischen Vergleich sehr niedrige Zufriedenheitswerte unter Jugendlichen spiegeln die Probleme der jungen Generation wider. Dies sind die zentralen Ergebnisse des neuen UNICEF-Berichts zur Lage der Kinder in Deutschland „Ein Versprechen an die Jugend“ von Prof. Dr. Hans Bertram. 

Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland: „Der Bericht weist auf drei Handlungsfelder hin: Deutschland muss in den Bildungsbereich investieren, vor allem in die unterfinanzierten Grundschulen. Denn dort werden die Weichen für die Zukunft unserer Kinder gestellt. Um belastenden Armutserfahrungen entgegenzuwirken, benötigen chronisch benachteiligte Familien verlässliche Sach- und Geldleistungen. Auch die emotionale Verfassung der jungen Menschen dürfen wir nicht ignorieren. Zufriedenheit und Zuversicht sind wichtig für Kinder, damit sie ihr Leben eigenständig gestalten können.“ 

UNICEF Deutschland erinnert die Bundesregierung an ihre Zusagen an Kinder und Familien aus dem Wahljahr 2021. „In der zweiten Hälfte der Legislaturperiode müssen sich Umfang und Tempo ihrer Bemühungen für Kinder steigern,“ ergänzte Graf Waldersee.



Der sechste Bericht von Hans Bertram für UNICEF Deutschland seit 2006 zeichnet ein umfassendes Bild der Lage der Kinder in Deutschland hinsichtlich Bildungschancen und Armutsrisiken sowie Zufriedenheit, Gesundheit und Sicherheit von Kindern im Vergleich der europäischen Länder und der Bundesländer. Zu den chronisch benachteiligten Gruppen von Kindern in Deutschland gehören vor allem jene, die mit nur einem Elternteil oder ohne Eltern aufwachsen sowie Kinder, die mehr als zwei Geschwister haben, deren erste Sprache nicht Deutsch ist oder die als Geflüchtete nach Deutschland kommen. 

„Teilhabe und individuelle Förderung – in pädagogischer, vor allem aber in finanzieller Hinsicht – sind für Familien fundamental. Denn verpasste Bildungschancen und Armutserfahrungen in der Kindheit wirken sich negativ auf den weiteren Lebensverlauf und die persönliche Resilienz aus“, so Hans Bertram.



Wesentliche Ergebnisse des UNICEF-Berichts

Der Bericht zeigt auf, dass sich bereits im Grundschulalter abzeichnet, ob Kinder unabhängig von ihrer sozioökonomischen Herkunft ihre Talente entfalten können. Doch sind die Ausgaben für den Grundschulbereich in Deutschland im internationalen Vergleich sehr niedrig. Im Jahr 2019 wurden hier nur 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts investiert. Die Zahl der jährlich rund 47.000 Schulabgänger*innen ohne Abschluss unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf.

Im Bericht wird deutlich gemacht, dass dies nicht allein ein Problem der Schulen ist, sondern die Zusammenarbeit zwischen Kindergärten, Schulen und der Nachmittagsbetreuung der Schulkinder neu entwickelt werden muss.


Die Vielfalt der heutigen Kinder und die Veränderungen ihrer Lebenswelten, etwa durch die Digitalisierung, setzt ebenfalls eine neue Kooperation zwischen Schulen, Jugendhilfe und Zivilgesellschaft voraus. Der Autor zitiert das afrikanische Sprichwort „It takes a village to raise a child“ und formuliert, dass unsere Gesellschaft ein neues „Dorf“ errichten muss.



Aktuell sind 1,3 Millionen Kinder in Deutschland vom Risiko dauerhafter Armut betroffen. Hans Bertram betont die Bedeutung von Bildungsgrad und Berufstätigkeit beider Eltern, um diesem Risiko zu entgehen. Alleinerziehende und Familien mit drei und mehr Kindern können die gemeinsame finanzielle Verantwortung für das kindliche Wohlergehen in vielen Fällen nicht allein tragen. Das Lebensalter der Kinder spielt hier eine große Rolle – je jünger die Kinder, desto schwieriger die Situation für die Eltern. Mit der Kindergrundsicherung könnte dieses von Prof. Dr. Hans Bertram in allen UNICEF-Berichten seit 2006 genannte Problem gelöst werden.



Kinderrechte in den Mittelpunkt stellen 

UNICEF Deutschland fordert erneut die im Koalitionsvertrag vereinbarte Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz, damit die Situation und die Anliegen junger Menschen in den Mittelpunkt politischen Handelns rücken. Ein solches Signal wäre aus Sicht von UNICEF auch der aktuellen Stimmungslage zuträglich: In europaweiten Umfragen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen weist Deutschland deutlich gesunkene, sehr niedrige Werte (nur 6,6 von zehn Punkten) bei der Zufriedenheit und einen der höchsten Werte beim subjektiven Unsicherheitsgefühl auf.   



Der Autor

Prof. Dr. Hans Bertram lehrte Soziologie an der Universität der Bundeswehr München und der Berliner Humboldt-Universität. Er war Vorstand und Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München. Seit 2007 ist Bertram Mitglied der Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften).



UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2023 

Eine Zusammenfassung des Berichts steht auf dieser Seite zum Download bereit.

Auf der Webseite finden Sie auch den gesamten Bericht mit dem Titel „Ein Versprechen an die Jugend“ von Prof. Dr. Hans Bertram (UNICEF Deutschland, Köln, September 2023). 



Neue UNICEF-Datenbank „Kind sein in Deutschland“ ab 18. September 2023

Aufbauend auf einem Konzept des Autors hat UNICEF die Datenbank „Kind sein in Deutschland“ entwickelt. Sie enthält ausgewählte, aktuelle und geprüfte Daten zum Wohlbefinden der Kinder in Deutschland und orientiert sich an den sechs Dimensionen kindliche Zufriedenheit, elterliche Unterstützung und Beziehungen, Bildung, Gesundheit, Risiken und Gefahren sowie materielle Situation. So lassen sich alle Aussagen nachprüfen und mögliche Verbesserungen messen.

Bislang existierte in Deutschland keine Datenbank, die das nahezu unüberschaubare Angebot an Daten einfach zugänglich bündelt. Ab 18. September 2023 finden Sie die Datenbank unter www.unicef.de/cwb-datenbank.  


 

 

 

„Jedes Kind braucht eine Zukunft!“ 

 WELTKINDERTAG AM 20. SEPTEMBER 2023
Köln/ Berlin/Duisburg, 13. September 2023 - Zum Weltkindertag am 20. September 2023 fordern UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) ein stärkeres politisches Engagement für eine gute und gerechte Zukunft junger Menschen. Zur Halbzeit bei der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung appellieren die beiden Organisationen, das globale Versprechen einzuhalten, kein Kind zurückzulassen.

Jedes Kind hat ein Recht, sich gut entwickeln und seine Welt mitgestalten zu können. 2023 jung zu sein bedeutet jedoch, tagtäglich mit Krisen, Unsicherheit und Zukunftssorgen konfrontiert zu sein. Mit der Kraft und Unterstützung der jungen Generation möchten die beiden Organisationen deshalb am 20. September 2023 darauf aufmerksam machen, wie entscheidend die Kinderrechte für eine gute und gerechte Zukunft im Sinne der Nachhaltigen Entwicklungsziele sind. 


Unter dem Motto „Jedes Kind braucht eine Zukunft!“ setzen die Organisationen gemeinsam mit engagierten jungen Menschen und im Beisein von Bundesfamilienministerin Lisa Paus vor dem Bundeskanzleramt ein lautstarkes Zeichen für die Rechte der Kinder. So werden unter anderem Kinder der Löcknitz-Grundschule Berlin mit der Unterstützung der Band Glasperlenspiel einen Kinderrechte-Song vortragen, in dem sie auf ihre Wünsche, Hoffnungen und Sorgen in Bezug auf die Zukunft eingehen. Zudem werden Kinder und Jugendliche des DKHW-Kinder- und Jugendbeirats und des UNICEF-Junior-Beirats ihre Gedanken zum Thema Zukunft formulieren. 

Zum Weltkindertag am 20. September 2023 werden bundesweit zahlreiche Initiativen mit lokalen Demonstrationen, Festen und anderen Veranstaltungen auf die Situation der Kinder und Jugendlichen aufmerksam machen und ihre Anliegen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. UNICEF Deutschland lädt Kinder jeden Alters und ihre Familien dazu ein bundesweit an kreativen Mitmach-Aktionen teilzunehmen.


Kinder und Jugendliche sind dazu eingeladen ihren Teil zu einem Kinderrechte-Puzzle beizutragen oder erneut mit bunten Kreidebildern auf Straßen, auf Bürgersteigen und in Garageneinfahrten ihre Anliegen, aber auch ihre Wünsche, Ideen und Vorstellungen für eine bessere Zukunft für Kinder zum Ausdruck zu bringen. Um den Forderungen der jungen Generation mehr Nachdruck zu verleihen, können Eltern, Nachbar*innen und Passant*innen die kreativen Erzeugnisse der Kinder fotografieren und unter dem Aktions-Hashtag #wiestarkwäredasdenn in den sozialen Medien posten.


Alle Beiträge der Kinder werden auch auf www.unicef.de/weltkindertag veröffentlicht. Zudem gibt es dort alle Informationen. 
Das Deutsche Kinderhilfswerk feiert den Weltkindertag mit einem großen „Kinderrechte-Spezial“ für Kinder in ganz Deutschland. Und das für einen ganzen Monat: Auf www.kindersache.de/weltkindertag können Kinder und Jugendliche seit Anfang September in vielen interessanten Artikeln und anschaulichen Videos Neues über ihre Rechte lernen oder ihr Wissen vertiefen.

 

Studie: Unterkünfte für geflüchtete Menschen sind nicht kindgerecht


Die neue Studie von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Institut für Menschenrechte


Köln/ Berlin/ Duisburg, 29. August 2023 - Unterkünfte für geflüchtete Menschen in Deutschland sind keine kindgerechten Orte. Dennoch verbringen Tausende geflüchtete Kinder und Jugendliche, die mit ihren Familien in Deutschland angekommen sind, viele Monate oder sogar Jahre dort. Das schränkt ihre Rechte gravierend ein und führt dazu, dass sie nicht gut in Deutschland ankommen und ihre Potenziale entfalten können – so das Fazit einer heute von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Institut für Menschenrechte gemeinsam veröffentlichten Studie. 


Die Studie „Das ist nicht das Leben. Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in Unterkünften für geflüchtete Menschen“ lässt Kinder und Jugendliche selbst zu Wort kommen und gibt dadurch einen unmittelbaren Einblick in ihre Lebensrealitäten.  Die geflüchteten Kinder und Jugendlichen erleben die häufig beengten Wohnverhältnisse als belastend und äußern ihren ausdrücklichen Wunsch nach mehr Privatsphäre. Sie beschreiben teils schlechte hygienische Bedingungen in den Unterkünften und wünschen sich mehr Spiel- und Sportmöglichkeiten.

Außerdem berichten die Kinder und Jugendlichen über ihre vielfältigen Erfahrungen mit Gewalt und Diskriminierung sowie über erhebliche Schwierigkeiten beim Zugang zu psychologischer Versorgung und zu Bildung. Nicht alle können zur Schule gehen, viele wünschen sich mehr soziale Kontakte außerhalb der Unterkunft.  Der Titel der Studie greift deshalb die Aussage eines 15-jährigen Mädchens auf, das zusammenfassend sein Leben in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen so beschreibt: „Das ist nicht das Leben. Das ist sozusagen ein Stopp für das Leben.“

UNICEF Deutschland und das Deutsche Institut für Menschenrechte leiten aus den Schilderungen der Kinder und Jugendlichen Forderungen an Bund, Länder und Kommunen ab. Dringend nötig ist unter anderem die dezentrale Unterbringung von Familien sowie der unmittelbare Zugang zu Kindergarten, Schule oder Ausbildung. 

„Wir ringen in Deutschland bei der großen Aufgabe, geflüchteten Familien Schutz zu bieten, um die Aufnahmefähigkeit unseres Landes und um die Kosten. Übersehen wird oft, dass ein hoher Anteil der in Deutschland Schutz suchenden Menschen Kinder sind“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Die meisten haben Monate oder Jahre Ausnahmezustand und eine oft lebensgefährliche Flucht hinter sich. Jedes einzelne dieser Kinder braucht die Chance auf eine Kindheit, die den Namen verdient, und einen Ort, an dem es zur Ruhe kommen kann.

Deutschland verpasst sonst die Chance, diesen Kindern das Ankommen und die Entwicklung entsprechend ihren Interessen und Talenten zu ermöglichen.“ „Laut UN-Kinderrechtskonvention haben geflüchtete Kinder und Jugendliche Anspruch auf den gleichen Schutz und die gleiche Unterstützung wie alle hier lebenden Kinder. Ihre Rechte auf Bildung, auf Gesundheit oder Privatsphäre werden jedoch seit Jahren erheblich eingeschränkt. Deutschland muss dringend seinen menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommen“, forderte Michael Windfuhr, Stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte.

Zwar sei mit großem Engagement und Einsatz durch Haupt-, Neben- und Ehrenamtliche in den Bundesländern und Kommunen in den vergangenen Jahren daran gearbeitet worden, die Bedingungen und Unterstützungsangebote für geflüchtete und migrierte Menschen in Deutschland zu verbessern. „Was fehlt, ist aber eine entschlossene und ressortübergreifend abgestimmte Politik für Kinderrechte auf allen staatlichen Ebenen“, so Windfuhr.

Defizite bereits seit Jahren bekannt
Bereits die 2014 und 2017 von UNICEF Deutschland veröffentlichten Studien „
In erster Linie Kinder“ sowie „Kindheit im Wartezustand“ haben die vollumfängliche Umsetzung der Rechte von geflüchteten Kindern in Deutschland angemahnt. 2020 kamen UNICEF Deutschland und das Deutsche Institut für Menschenrechte mit „Gewaltschutz in Unterkünften für geflüchtete Menschen. Eine kinderrechtliche Analyse“ zu dem Schluss, dass Kinder in Unterkünften für geflüchtete Menschen nicht ausreichend und flächendeckend vor Gewalt geschützt sind.

Die neue Studie „Das ist nicht das Leben“ ist nicht repräsentativ. Die qualitative Befragung von 50 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren, durchgeführt vom SINUS-Forschungsinstitut an vier Standorten in Nord, Süd, West und Ost, gibt jedoch einen seltenen, sehr wertvollen Einblick in ihre Lebenswirklichkeiten. Die Studie wurde von Anfang an partizipativ, also unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, erstellt und von einem Expert*innenbeirat begleitet.  Die Aussagen der Kinder und Jugendlichen stehen im deutlichen Kontrast zu den Rechten aus der UN-Kinderrechtskonvention, die jedem Kind und Jugendlichen zustehen. 

„Das ist nicht das Leben“ – neue Studie zur Situation von geflüchteten Kindern in Deutschland


Wohncontainer in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen in Deutschland, fotografiert von einem Kind im Rahmen der Studie "Das ist nicht das Leben" von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Institut für Menschenrechte. © UNICEF/UNI425730/anonymous

Berlin/Köln/Duisburg, 22. August 2023 - Rund 40 Prozent der Asyl- und Schutzsuchenden in Deutschland sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Viele von ihnen leben monate-, teils jahrelang in großen Unterkünften für geflüchtete Menschen. Die neue Studie von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Institut für Menschenrechte zeigt, dass die Lebensbedingungen dort nicht kindgerecht sind und viele Kinderrechte nicht gewahrt werden.  

Die Studie lässt vor allem geflüchtete Kinder und Jugendliche selbst zu Wort kommen. Im Mittelpunkt stehen zahlreiche Interviews, die das Sinus-Institut im Rahmen einer qualitativen Befragung in vier Unterkünften für geflüchtete Menschen im Norden, Süden, Westen und Osten Deutschlands geführt hat. 

Aus dem Erleben der Kinder und Jugendlichen selbst, das teils im scharfen Kontrast zu ihren Rechten steht, leiten UNICEF Deutschland und das Deutsche Institut für Menschenrechte Forderungen an Bund, Länder und Kommunen ab – es besteht dringender Handlungsbedarf, damit Deutschland seinen Verpflichtungen aus der UN-Kinderrechtskonvention nachkommt. 

 

 

Welttag der humanitären Hilfe am 19.8. UNICEF: 110 Millionen Kinder brauchen Hilfe


In einem Kinderkrankenhaus in Wad Madani, Sudan, impft die Gesundheitshelferin Asma Hessen ein Kleinkind. Tausende Menschen haben in der Stadt Zuflucht gesucht, weil sie aufgrund des Konfliktes im Land fliehen mussten. © UNICEF/UNI424655/Mohamdeen

Köln/Duisburg, 18. August 2023 -
Aufgrund der aktuellen Vielzahl schwerer Krisen sind laut UN-Kinderhilfswerk UNICEF in diesem Jahr 110,3 Millionen Kinder weltweit dringend auf Hilfe angewiesen. Zum morgigen Welttag der humanitären Hilfe (19. August) appelliert UNICEF an Politik und Gesellschaft, Kinder und Familien in Krisenländern verstärkt zu unterstützen. 


Zahlreiche Konflikte, einschließlich des Krieges in der Ukraine, eine wachsende Ernährungsunsicherheit und die Gefahr von Hungersnöten, die Folgen des Klimawandels sowie das Wiederaufflammen von Krankheiten wie Cholera und Masern führen dazu, dass so viele Kinder und Familien in Not sind wie nie zuvor in der jüngeren Geschichte.


Kinder in diesen Ländern benötigen besonders dringend humanitäre Hilfe:

Ukraine: 
4,1 Millionen Kinder in der Ukraine benötigen humanitäre Hilfe. Der Schulstart im September stellt eine große Herausforderung dar. 3,6 Millionen Kinder sind davon betroffen, dass ihre Schule zerstört ist (Stand Mai 2023). Allein in den ersten zwölf Monaten des Krieges wurden mehr als 2.300 Bildungseinrichtungen zerstört. 


Somalia:
Das Leben von schätzungsweise 478.000 Kindern in Somalia ist durch schwere akute Mangelernährung bedroht. Zudem fehlt eine grundlegende Gesundheitsversorgung. Insgesamt sind in Somalia 5,1 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen.


Afghanistan: 
Der Bedarf an humanitärer Hilfe in Afghanistan ist auf einem Rekordhoch und steigt weiter an: 15,8 Millionen Kinder sind auf Unterstützung angewiesen. 64 Prozent der Haushalte können ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken.  


Sudan: 
Mehr als 14 Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe. Nach Angaben von UNICEF wurden mindestens 435 Kinder in dem seit vier Monaten anhaltenden Konflikt getötet und mindestens 2.025 Kinder verletzt. UNICEF hat Berichte über 2.500 schwerwiegende Verletzungen der Kinderrechte im Sudan erhalten. 


Äthiopien: 
In Äthiopien sind 16,5 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. Der anhaltende Konflikt im Zentrum des Landes hat mehr als drei Millionen Menschen vertrieben und die Schließung von 780 Schulen veranlasst, wovon etwa 900.000 Kinder betroffen sind. 

„2023 ist ein besonders düsteres Jahr für Kinder.

Weltweit brauchen mehr Kinder humanitäre Hilfe als je zuvor“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Schwere Menschenrechtsverletzungen in den Kampfzonen der Welt, dramatische Hungerkrisen, die verzweifelte Lage von Kindern, die von Gesundheitsversorgung abgeschnitten sind: Für Millionen Kinder ist der unermüdliche und oft gefährliche Einsatz der humanitären Helfer*innen die einzige Hoffnung.“  

2022 leistete UNICEF in 128 Programmländern Hilfe für Kinder in insgesamt 442 anhaltenden oder neuen humanitären Krisensituationen.

Dieses Jahr benötigt UNICEF mit Stand Juni noch immer 10,94 Milliarden US-Dollar für die weltweite Nothilfe. Bisher sind viele Programme aber nur zu wenigen Teilen finanziert. Das setzt Kinder einer großen Gefahr aus. Verstärkte Unterstützung von Politik und Gesellschaft ist dringend nötig.


Der Welttag der humanitären Hilfe am 19. August erinnert an das globale Engagement für das Überleben, das Wohlergehen und die Würde von Menschen in Not und fordert, Sicherheit für alle Helfer*innen zu gewährleisten. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto #NoMatterWhat.

 

 

Jedes zweite Kind in Europa und Zentralasien ist besonders häufig von Hitzewellen betroffen 

Kinder in dieser Region sind Hitzewellen doppelt so häufig ausgesetzt wie im weltweiten Durchschnitt / UNICEF ruft dazu auf, Kinder besser vor den Auswirkungen von Hitzewellen zu schützen  

Genf/Köln/Duisburg, 27. Juli 2023 - Jedes zweite Kind in Europa und Zentralasien ist häufig Hitzewellen ausgesetzt – das sind 92 Millionen Kinder insgesamt. Dies geht aus einer aktuellen UNICEF-Analyse der neuesten verfügbaren Daten aus 50 Ländern hervor. Demnach sind in Europa und Zentralasien etwa doppelt so viele Kinder betroffen wie im weltweiten Durchschnitt. Weltweit ist fast jedes vierte Kind häufig Hitzewellen ausgesetzt.

Laut der Analyse “Beat the heat: protecting children from heatwaves in Europe and Central Asia” sind Hitzewellen für Kinder besonders gefährlich, da sie im Vergleich zu Erwachsenen weniger in der Lage sind, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Dadurch steigt die Gefahr von schweren Gesundheitsproblemen wie Hitzschlägen. Dem Bericht zufolge beeinträchtigen Hitzewellen auch die Konzentrations- und Lernfähigkeit von Kindern und können sich somit auf ihre Bildung auswirken. Hitzewellen treffen Erwachsenen anders als Kinder. Daher ist es für Eltern und Betreuende häufig schwierig, gefährliche Situationen oder die Symptome hitzebedingter Erkrankungen bei Kindern zu erkennen. Dies gefährdet die Gesundheit von Kindern zusätzlich.

„Länder in ganz Europa und Zentralasien bekommen die Hitze infolge der Klimakrise zu spüren. Die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder leiden am meisten darunter", sagte Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. „Jedes zweite Kind in der gesamten Region ist heute häufig Hitzewellen ausgesetzt. Wir gehen davon aus, dass bis 2050 jedes Kind betroffen sein wird. Die negativen Auswirkungen auf die aktuelle und künftige Gesundheit so vieler Kinder in der Region sollten Regierungen dazu veranlassen, dringend in Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und in Anpassungsmaßnahmen zu investieren.“

In den vergangenen Jahren haben Hitzewellen in Europa und Zentralasien zugenommen und es gibt bislang keine Anzeichen dafür, dass sie weniger werden. Hitzewellen werden in der gesamten Region in den kommenden Jahren häufiger werden. Selbst in einem Szenario mit einer geschätzten Erderwärmung um 1,7 Grad wird voraussichtlich jedes Kind in Europa und Zentralasien bis 2050 häufig von Hitzewellen betroffen sein. Acht von zehn Kindern (81 Prozent) werden von langandauernden Hitzewellen und 28 Prozent von schweren Hitzewellen betroffen sein. 

Um Kinder besser zu schützen, fordert UNICEF die Regierungen in Europa und Zentralasien dazu auf:

Maßnahmen zum Schutz vor Hitzewellen und in die Anpassung an diese in nationalen Klimaschutzplänen sowie in Plänen zur Bewältigung von Katastrophen und zur Katastrophenvorsorge zu verankern und Kinder in ihr Zentrum zu stellen;
•  in die medizinische Grundversorgung zur Unterstützung der Prävention, Diagnose und Behandlung hitzebedingter Erkrankungen bei Kindern zu investieren. Dazu gehört auch die Schulung von Gesundheitshelfer*innen und Lehrer*innen; in nationale Frühwarnsysteme zu investieren, lokale Umweltbewertungen durchzuführen und Initiativen zur Vorbereitung auf Notsituationen und zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit zu unterstützen;
Dienstleistungen in den Bereichen Wasser und Hygiene, Gesundheit, Bildung, Ernährung, Sozialschutz und Kinderschutz im Hinblick auf die Folgen von Hitzewellen anzupassen; 
in Maßnahmen zu investieren, die Kinder und ihre Familien vor Hitzewellen schützen; Kinder auf ein Leben in einer durch den Klimawandel veränderten Welt vorzubereiten.

Die Forschung zeigt: Steigende Temperaturen sind eine Folge des Klimawandels. UNICEF fordert die Regierungen in Europa und Zentralasien auf, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten und die finanziellen Mittel in die Anpassung an den Klimawandel bis 2025 zu verdoppeln. 

 

 

UNICEF: Jede Stunde kommt es zu schweren Kinderrechtsverletzungen im Sudan

UNICEF hat glaubwürdige Berichte erhalten, wonach im Sudan in den vergangenen 100 Tagen mindestens 435 Kinder getötet und über 2.025 verletzt wurden – durchschnittlich mehr als ein Kind pro Stunde

© UNICEF/UNI409656/Awad

Port Sudan/New York/Köln/Duisburg, 24. Juli 2023 - Seit Beginn des gewaltsamen Konflikts im Sudan vor 100 Tagen hat UNICEF Berichte über rund 2.500 schwere Kinderrechtsverletzungen erhalten. Die tatsächliche Zahl dürfte weitaus höher liegen, da es sich hierbei lediglich um Berichte handelt, die UNICEF gemeldet wurden. Die Zahlen veranschaulichen die schweren alltäglichen Auswirkungen der Krise auf Kinder in einem Land, in dem fast 14 Millionen Mädchen und Jungen humanitäre Hilfe benötigen.

„Die Auswirkungen, die dieser Konflikt in den letzten 100 Tagen auf die Kinder im Sudan hatte, ist unfassbar", sagte Ted Chaiban, stellvertretender UNICEF-Exekutivdirektor, der diese Woche im Sudan vor Ort ist. „Eltern und Großeltern, die bereits frühere Gewaltspiralen miterlebt haben, müssen nun mit ansehen, wie ihre Kinder und Enkelkinder ähnliche grausamen Dinge erleben. Jeden Tag werden Kinder getötet, verletzt, entführt und erleben mit, wie Schulen, Krankenhäuser und die lebenswichtige Infrastruktur sowie lebensrettende Hilfsgüter, auf die sie angewiesen sind, beschädigt, zerstört oder geplündert werden."

Seit Beginn des Konflikts wurden mindestens 435 Kinder getötet und 2.025 Kinder verletzt. Darüber hinaus hat UNICEF alarmierende Berichte über eskalierende Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in Teilen des Sudan erhalten. Schätzungsweise 68 Prozent der Krankenhäuser in den am stärksten betroffenen Gebieten sind nicht länger funktionsfähig und mindestens 17 Krankenhäuser wurden Berichten zufolge bombardiert. Weitere Krankenhäuser sollen in Militärbasen umfunktioniert worden sein und auch Krankenwagen wurden Berichten zufolge wiederholt angegriffen. 

Mehr als drei Monate seit Beginn des Konflikts sind Millionen von Familien durch die Gewalt aus ihren Häusern vertrieben worden. Bereits vor Beginn des Konflikts lebten rund 3,8 Millionen Binnenvertriebene im Land, darunter 1,9 Millionen Kinder. In den vergangenen 100 Tagen mussten weitere 1,7 Millionen Kinder ihr Zuhause verlassen und sind entweder innerhalb des Landes auf der Flucht oder in den Nachbarländern. Auf der Flucht sind sie Hunger, Krankheiten und Gewalt ausgesetzt und laufen Gefahr, von ihren Familien getrennt zu werden.


Berichte über Entführungen, die Rekrutierung von Kindern in bewaffnete Gruppierungen, ethnisch motivierte Gewalt und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen nehmen ebenfalls zu – schätzungsweise 4,2 Millionen Frauen und Mädchen sind von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht.  Die aufgrund der Gewalt eingeschränkte Bewegungsfreiheit, administrative und bürokratische Hürden sowie die Verweigerung des Zugangs für humanitäre Hilfsorganisationen erschweren humanitäre Hilfslieferungen und stellen eine Gefahr für die Helfer*innen dar. Zahlreiche Lager mit humanitären Hilfsgütern wurden geplündert.

All dies führt dazu, dass mindestens 690.000 Kinder von schwerer akuter Mangelernährung bedroht sind. Rund 1,7 Millionen Kinder unter einem Jahr laufen Gefahr, wichtige Impfungen zu verpassen – dadurch drohen Krankheitsausbrüche.  


„Die vergangenen 100 Tage haben gezeigt, dass die direkten und indirekten Folgen des Konflikts verheerend für Kinder und ihre Familien sind. Wenn jetzt nicht gehandelt wird und die Konfliktparteien die Kämpfe einstellen sowie ihrer Verpflichtung nachkommen, das Völkerrecht einzuhalten, werden schwere Verletzungen der Rechte von Kindern weiter ansteigen", sagte Chaiban. „Ohne einen garantierten, sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Helfer*innen und lebensrettende Hilfsgüter und ohne dringend benötigte zusätzliche finanzielle Unterstützung bleibt die Zukunft von Millionen von Kindern in Gefahr."

Trotz der Herausforderungen hat UNICEF in den vergangenen 100 Tagen gemeinsam mit Partnern mehr als drei Millionen Kinder und Frauen mit medizinischen Hilfsgütern erreicht, 1,4 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt und 1,7 Millionen Kinder auf Mangelernährung untersucht - 82.000 schwer mangelernährte Kinder wurden behandelt. Rund 100.000 Kinder und Betreuende werden mit psychosozialer Hilfe und Schutzmaßnahmen erreicht, unter anderem durch die Einrichtung von über 400 sicheren Orten im ganzen Land.

UNICEF hat in den vergangenen 100 Tagen mehr als 5.500 Tonnen lebensrettende Hilfsgüter in den Sudan geliefert, unter anderem in Konfliktgebiete in Darfur, Kordofan und Khartum. Solange die Kämpfe andauern, werden die Bedarfe für humanitäre Hilfe jedoch weiter steigen. Viele Gemeinden bleiben von der humanitären Hilfe abgeschnitten. Bis Mitte Juli war der UNICEF-Nothilfeaufruf für Kinder im Sudan nur zu neun Prozent finanziert. UNICEF benötigt dringend 750 Millionen US-Dollar, um die lebensrettende Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Wasser, Sanitärversorgung, Bildung und Schutz für die am stärksten gefährdeten Kinder aufrechtzuerhalten und auszuweiten.

 

UNICEF: Elf Kinder sterben jede Woche bei dem Versuch, das zentrale Mittelmeer zu überqueren 

2023 kamen bislang schätzungsweise 11.600 Kinder über die gefährliche Route an den Küsten Italiens an. Die Mehrheit von ihnen war unbegleitet unterwegs oder von den Eltern getrennt.

© UNICEF/UN019996/Gilbertson VII Photo

 New York/Köln/Duisburg, 14. Juli 2023 - Laut UNICEF sind in diesem Jahr mindestens 289 Kinder und Jugendliche bei dem Versuch, das zentrale Mittelmeer von Nordafrika nach Europa zu überqueren, gestorben oder werden vermisst. Das bedeutet, dass jede Woche fast elf Kinder auf der Suche nach Sicherheit, Frieden und besseren Chancen sterben oder verschwinden. UNICEF schätzt, dass seit 2018 etwa 1.500 Kinder auf der zentralen Mittelmeerroute gestorben sind oder als vermisst gelten. Das entspricht jedem Fünften der insgesamt 8.274 Menschen, die auf dieser Route ums Leben kamen oder vermisst werden.

Dies geht aus Erhebungen des Projekts „Missing Migrants“ der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hervor. Bei vielen Schiffsunglücken, die sich bei der Überquerung des zentralen Mittelmeers ereignen, gibt es keine Überlebende oder sie werden nicht erfasst. Die tatsächliche Zahl der ums Leben gekommenen Kinder ist daher kaum zu ermitteln und wahrscheinlich noch deutlich höher. Auch in den vergangenen Monaten starben erneut Babys und Kinder auf der zentralen Mittelmeerroute, aber auch auf den anderen Routen über das Mittelmeer sowie auf der Route von Westafrika über den Atlantik – so auch bei den jüngsten Tragödien vor den Küsten Griechenlands und den Kanarischen Inseln.


„Auf der Suche nach Sicherheit, einem Wiedersehen mit ihren Familien und einer hoffnungsvolleren Zukunft steigen zu viele Kinder an den Küsten des Mittelmeers in Boote, nur um dann ihr Leben zu verlieren oder zu verschwinden“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass mehr getan werden muss, um sichere und reguläre Wege der Flucht und Migration für Kinder zu schaffen und gleichzeitig die Bemühungen zur Rettung von Menschenleben auf See zu verstärken. Letztlich braucht es größere Anstrengungen, um den Ursachen entgegenzuwirken, die dazu führen, dass Kinder ihr Leben riskieren.“

UNICEF schätzt, dass seit Beginn des Jahres 11.600 Kinder – durchschnittlich 428 Kinder pro Woche – aus Nordafrika an den italienischen Küsten ankamen. Trotz der damit verbundenen erheblichen Risiken für Kinder entspricht dies einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die meisten Kinder machen sich von Libyen und Tunesien auf den Weg, nachdem sie bereits gefährliche Reisen aus Ländern in ganz Afrika und des Nahen Ostens hinter sich haben.

Im ersten Quartal 2023 wurden 3.300 Kinder als unbegleitet oder von ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten getrennt registriert. Das entspricht 71 Prozent aller Kinder, die auf diesem Weg nach Europa kommen. Kinder, die allein unterwegs sind, sind einem größeren Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch zu werden. Insbesondere für Mädchen ist die Wahrscheinlichkeit größer vor, während oder nach der Flucht Gewalt zu erfahren.  Das zentrale Mittelmeer ist zu einer der gefährlichsten Routen für Kinder geworden.

Neben dem Risiko auf See zu sterben, sind die Kinder weiteren gravierenden Gefahren ausgesetzt. Dazu gehören auch die Androhung oder Erfahrung von Gewalt, fehlende Bildungs- oder Zukunftschancen, Razzien und Inhaftierung oder die Trennung von der Familie. Diese Risiken werden verschärft durch begrenzte sichere und reguläre Wege der Flucht und Migration für Kinder, den mangelnden Zugang zu Schutz in den Transitländern sowie durch unzureichende und langsame Such- und Rettungseinsätze.

Im Einklang mit den Verpflichtungen aus dem Völkerrecht und der UN-Kinderrechtskonvention fordert UNICEF Regierungen dazu auf, Kinder auf See sowie in den Herkunfts-, Transit- und Zielländern besser zu schützen, indem sie:
die Rechte und das Wohl von Kindern im Einklang mit den Verpflichtungen aus nationalem und internationalem Recht schützen;
sichere und reguläre Wege der Flucht und Migration für Kinder schaffen, einschließlich der Ausweitung der Familienzusammenführung und der Resettlement-Quoten;
die Koordinierung von Such- und Rettungseinsätzen verstärken sowie eine zeitnahe Ausschiffung an sicheren Orten sicherstellen;
nationale Kinderschutzsysteme stärken, um Kinder, die dem Risiko von Ausbeutung und Gewalt ausgesetzt sind, insbesondere unbegleitete Kinder, besser zu unterstützen und zu schützen;
die Perspektiven für Kinder und Jugendliche in den Herkunfts- und Transitländern verbessern, indem Konflikte und Klimarisiken bewältigt werden und der Zugang zu sozialer Absicherung sowie Lern- und Verdienstmöglichkeiten ausgebaut wird;
sicherstellen, dass Kinder Zugang zu Informationen haben, um sichere und bewusste Entscheidungen zu den Möglichkeiten und Gefahren, die mit einer Überquerung des Mittelmeers verbunden sind, treffen zu können und dafür sorgen, das alle geflüchteten und migrierten Kinder Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen wichtigen Angeboten haben.

UNICEF fordert die Europäische Union außerdem dazu auf, sicherzustellen, dass sich diese Punkte im Migrations- und Asyl-Pakt der EU widerspiegeln, der derzeit verhandelt wird. UNICEF unterstützt Länder dabei, nationale Systeme zum Kinderschutz, zu sozialer Sicherheit sowie zu Flucht und Migration zu stärken, um so Risiken für geflüchtete und migrierte Kinder vorzubeugen und zu mindern sowie dafür zu sorgen, dass alle Kinder Unterstützung erhalten, unabhängig von ihrem rechtlichen Status oder dem ihrer Eltern.

 

UN-Bericht: Wegen multiplen Krisen leiden 122 Millionen mehr Menschen unter Hunger als 2019  

Rund 735 Millionen Menschen sind derzeit von Hunger betroffen, im Vergleich mit 613 Millionen im Jahr 2019

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Rom/Ney York/Genf/Duisburg, 12. Juli 2023 - Laut einem aktuellen UN-Bericht leiden seit 2019 rund 122 Millionen mehr Menschen weltweit an Hunger. Zu den Gründen zählen die Corona-Pandemie, wiederholte Wetterschocks sowie Konflikte, einschließlich des Ukraine-Krieges. Wenn diese Trends anhalten, wird das nachhaltige Entwicklungsziel, den Hunger bis 2030 zu beenden, nicht erreicht werden. Davor warnen die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF), das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem heute erschienenen Bericht The State of Food Security and Nutrition in the World (SOFI). 

Ein Weckruf zur Bekämpfung des Hungers  Laut der aktuell veröffentlichten Ausgabe des Berichts waren im Jahr 2022 zwischen 691 und 783 Millionen Menschen von Hunger betroffen – das sind durchschnittlich 735 Millionen Menschen. Dies entspricht einem Anstieg um 122 Millionen Menschen im Vergleich zu 2019 - vor der Covid-19-Pandemie. 

Obwohl die Zahl der Hungernden weltweit zwischen 2021 und 2022 stagnierte, verschärfen sich Hungerkrisen an vielen Orten der Welt. Fortschritte bei der Bewältigung des Hungers waren in Asien und Lateinamerika zu beobachten. In Westasien, der Karibik und in allen Regionen Afrikas stieg der Hunger im Jahr 2022. Afrika ist nach wie vor die am stärksten betroffene Region: Jeder fünfte Mensch auf dem Kontinent ist von Hunger betroffen, mehr als doppelt so viele Menschen wie im weltweiten Durchschnitt.


„Es gibt Lichtblicke: Manche Regionen sind auf dem Weg, einige der Ernährungsziele bis 2030 zu erreichen. Jedoch braucht es eine intensive und sofortige globale Anstrengung, um die nachhaltigen Entwicklungsziele zu retten. Wir müssen die Widerstandsfähigkeit gegen die Krisen und Schocks stärken, die zu Ernährungsunsicherheit führen – von Konflikten bis zum Klima", sagte UN-Generalsekretär António Guterres in einer Videobotschaft bei der Vorstellung des Berichts am UN-Hauptsitz in New York.


„Zweifellos stellt die Verwirklichung des nachhaltigen Entwicklungszieles, den Hunger bis 2030 zu beenden, eine gewaltige Herausforderung dar. Tatsächlich wird prognostiziert, dass im Jahr 2030 noch immer rund 600 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein werden. Die Hauptursachen für Ernährungsunsicherheit und Unterernährung sind unsere "neue Normalität", und wir haben keine andere Wahl, als unsere Anstrengungen zu verdoppeln, um die Agrar- und Ernährungssysteme umzugestalten und sie für die Erreichung des zweiten Ziels für nachhaltige Entwicklung zu nutzen“, schreiben die Leitungen der fünf UN-Organisationen im Vorwort des diesjährigen Berichts.

(1) Mehr als Hunger
Die Lage in Bezug auf die Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit war auch im Jahr 2022 düster. Dem Bericht zufolge hatten etwa 29,6 Prozent der Weltbevölkerung, d. h. 2,4 Milliarden Menschen, keinen steten Zugang zu Nahrungsmitteln, gemessen an der Prävalenz von moderater oder schwerer Ernährungsunsicherheit. Davon waren rund 900 Millionen Menschen von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen.

Währenddessen haben sich die Möglichkeiten, sich gesund zu ernähren, weltweit verschlechtert: Mehr als 3,1 Milliarden Menschen auf der Welt - oder 42 Prozent - fehlten die finanziellen Mittel für eine gesunde Ernährung im Jahr 2021. Dies entspricht einem Anstieg von 134 Millionen Menschen im Vergleich zu 2019. Millionen Kinder unter fünf Jahren leiden weiterhin an Mangelernährung: Im Jahr 2022 waren 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren (22,3 Prozent) wachstumsverzögert, 45 Millionen (6,8 Prozent) waren akut mangelernährt und 37 Millionen (5,6 Prozent) waren übergewichtig.

Fortschritt wurde im Bereich des ausschließlichen Stillens verzeichnet: 48 Prozent der Kinder unter sechs Monaten wurden ausschließlich gestillt, was dem Ziel für 2025 nahe kommt. Nichtsdestotrotz sind weitere konzertierte Anstrengungen erforderlich, um die für 2030 gesteckten Ziele in Bezug auf Mangelernährung zu erreichen.

Neue Erkenntnisse: Die Verstädterung treibt den Wandel der Agrar- und Ernährungssysteme voran
Der Bericht befasst sich auch mit der zunehmenden Urbanisierung als einem "Megatrend", der sich darauf auswirkt, wie und was Menschen essen. Bis 2050 werden voraussichtlich fast sieben von zehn Menschen in Städten leben. Regierungen und andere Akteure, die sich im Kampf gegen den Hunger, Nahrungsunsicherheit und Mangelernährung einsetzen, sollten daher versuchen, diese Urbanisierungstrends besser zu verstehen und sie bei ihren politischen Entscheidungen berücksichtigen. Insbesondere reicht das einfache Konzept der Trennung von Stadt und Land nicht mehr aus, um zu verstehen, wie die Urbanisierung die Agrar- und Ernährungssysteme prägt.

Es ist eine komplexere Perspektive des Kontinuums von Stadt und Land erforderlich, die sowohl den Grad der Vernetzung der Menschen als auch die Art der Verbindungen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten berücksichtigt. Zum ersten Mal wird diese Entwicklung in elf Ländern systematisch dokumentiert. Der aktuelle Bericht veranschaulicht, dass der Kauf von Lebensmitteln nicht nur für städtische Haushalte, sondern auch für Haushalte, die weit entfernt von städtischen Zentren leben, eine wichtige Rolle spielt.

Die neuen Ergebnisse zeigen auch, dass der Verbrauch von stark verarbeiteten Lebensmitteln in einigen Ländern auch in stadtnahen und ländlichen Gebieten zunimmt. Leider gibt es nach wie vor räumliche Ungleichheiten. So waren mehr Menschen in ländlichen Gebieten von Nahrungsunsicherheit betroffen. Von mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit waren 33 Prozent der Erwachsenen in ländlichen Gebieten und 26 Prozent in städtischen Gebieten betroffen.


Auch im Hinblick auf Mangelernährung bei Kindern gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land: Die Prävalenz der Kinder, die an Wachstumsverzögerungen leiden, ist in ländlichen Gebieten (35,8 Prozent) höher als in städtischen Gebieten (22,4 Prozent). Akute Mangelernährung ist in ländlichen Gebieten (10,5 Prozent) häufiger als in städtischen Gebieten (7,7 Prozent). Übergewicht kommt in städtischen Gebieten (5,4 Prozent) etwas häufiger vor als in ländlichen Gebieten (3,5 Prozent). 

Der Bericht stellt heraus, dass zur wirksamen Förderung der Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit politische Interventionen, Maßnahmen und Investitionen von einem umfassenden Verständnis der komplexen und sich wandelnden Beziehungen zwischen dem ländlich-urbanen Kontinuum und den Agrar- und Ernährungssystemen geleitet sein sollten.


O-Töne
FAO-Generaldirektor QU Dongyu: „Die Erholung von der weltweiten Pandemie ist ungleichmäßig verlaufen, und der Ukraine-Krieg hat die Versorgung mit nahrhaften Lebensmitteln und gesunder Ernährung beeinträchtigt. Dies ist die 'neue Normalität', in der Klimawandel, Konflikte und wirtschaftliche Instabilität marginalisierte Menschen noch weiter in die Unsicherheit drängen. Wir können nicht so weitermachen wie bisher." 


IFAD-Präsident Alvaro Lario: „Eine Welt ohne Hunger ist möglich. Was uns fehlt, sind die Investitionen und der politische Wille, Lösungen in großem Umfang umzusetzen. Wir können den Hunger bewältigen, wenn wir dies zu einer globalen Priorität machen. Investitionen in Kleinbauern und in ihre Anpassung an den Klimawandel, den Zugang zu Produktionsmitteln und Technologien sowie in den Zugang zu Finanzmitteln für die Gründung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe können viel bewirken. Kleinerzeuger sind ein Teil der Lösung. Wenn sie richtig unterstützt werden, können sie mehr Lebensmittel produzieren, ihre Produktion diversifizieren und sowohl Märkte im städtischen als auch im ländlichen Raum beliefern - und so ländliche Gebiete und Städte mit nahrhaften und lokal angebauten Lebensmitteln versorgen."


UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell: „Mangelernährung ist eine große Bedrohung für das Überleben, das Wachstum und die Entwicklung von Kindern. Das Ausmaß der Ernährungskrise erfordert deutlichere, auf Kinder ausgerichtete Antworten. Dazu gehören der vorrangige Zugang zu nährstoffreichen und erschwinglichen Nahrungsmitteln und grundlegenden Ernährungsdienstleistungen, der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor nährstoffarmen, stark verarbeiteten Lebensmitteln und die Stärkung der Lebensmittel- und Nahrungsversorgungsketten, einschließlich angereicherter und therapeutischer Nahrung für Kinder." 

WFP- Exekutivdirektorin Cindy McCain: „Der Hunger nimmt zu, während die Ressourcen, die wir zum Schutz der am stärksten benachteiligten Menschen dringend benötigen, gefährlich knapp werden. Als humanitäre Helfer*innen stehen wir vor der größten Herausforderung, die wir je erlebt haben. Die Weltgemeinschaft muss schnell, klug und mitfühlend handeln, um den Kurs zu ändern und den Hunger zu besiegen. Wir von WFP haben uns verpflichtet, mit allen unseren Partnern - alten und neuen - zusammenzuarbeiten, um eine Welt zu schaffen, in der sich niemand mehr fragt, wann er seine nächste Mahlzeit bekommt."


WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus: „Die Zahl der Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden, ist nach wie vor inakzeptabel hoch, und bei der Verringerung von Übergewicht bei Kindern wurden keine Fortschritte erzielt. Wir brauchen gezielte öffentliche Maßnahmen, Investitionen und Aktionen, um ein gesünderes Ernährungsumfeld für alle zu schaffen." 


70 Jahre UNICEF Deutschland am 30.6.2023 „Handeln für eine menschlichere Welt“

Köln/Duisburg, 30. Juni 2023 - Anlässlich seines 70. Geburtstags dankt das Deutsche Komitee für UNICEF den Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern für ihre große Unterstützung für die Arbeit des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen. 8.000 Ehrenamtliche, zehntausende Kinder und Jugendliche, zahlreiche Unternehmen und Stiftungen, Städte, Gemeinden und Schulen treten heute gemeinsam mit UNICEF Deutschland für eine bessere Welt für Kinder ein – mit Zeit, Geld und viel Herzblut und Ideen. In den aktuellen Krisen in der Ukraine, in Afghanistan, am Horn von Afrika und im Sudan ist dieser Einsatz für Kinder lebenswichtig. 


UNICEF/UN0765149/Pedro


Zum Gründungstag erklärt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: 

“Katastrophen, große Not und großes Leid von Kindern sind bis heute Teil unserer Welt. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ist heute ebenso nötig wie zur Zeit seiner Gründung. Kriege und Krisen, Hungersnöte und Mangelernährung, Armut und auch Bildungsarmut sind andauernde Geißeln der Menschheit, unter denen Kinder besonders leiden.

Handeln mit UNICEF zur Unterstützung von Kindern in Not bedeutet Handeln für eine menschlichere Welt. Darum ermuntere ich alle, die UNICEF verbunden sind: Bleiben Sie auch weiter engagiert – und möge der Kreis der Unterstützenden von UNICEF weiter wachsen!”


Das Deutsche Komitee für UNICEF e.V. wurde am 30. Juni 1953 von engagierten Bürger*innen in Köln gegründet – aus Dankbarkeit für die humanitäre Hilfe der internationalen Gemeinschaft für Kinder im kriegszerstörten Deutschland.

In den vergangenen 70 Jahren hat die Organisation gemeinsam mit zahllosen Unterstützer*innen maßgeblich dazu beigetragen, dass weltweit mehr Kinder überleben, zur Schule gehen und vor Ausbeutung geschützt sind als jemals zuvor. Auch im eigenen Land setzt sie sich verstärkt für die Verwirklichung der Kinderrechte für jedes Kind ein. 2022 erhielt UNICEF Deutschland die höchste Unterstützung seiner Geschichte – dank großzügiger Spenden insbesondere für die Hilfe für ukrainische Kinder. 



Einsatz für Kinder gibt Hoffnung

„Der Gründungsgedanke von UNICEF gilt bis heute: Es gibt Hoffnung, wenn wir uns für die Rechte der Kinder auf eine gute Kindheit einsetzen – auch wenn die Umstände noch so schwierig sind. Mit unserem zivilgesellschaftlichen Engagement können wir viel bewegen. UNICEF arbeitet immer für alle Kinder – unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Politik, Religion und Herkunft. Denn jedes Kind hat das Recht auf eine Kindheit, die diesen Namen verdient. Und die Zukunft beginnt mit der heutigen jungen Generation!“ erklärt der ehrenamtliche Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Georg Graf Waldersee.


Seit 1989 ist die UN-Kinderrechtskonvention, die weltweit von so gut wie allen Ländern ratifiziert wurde, die Grundlage der UNICEF-Arbeit. UNICEF Deutschland hat maßgeblich dazu beigetragen, sie bei uns bekannt zu machen – auch dank vieler ehrenamtlich Engagierter, die die Forderungen von UNICEF in ihren Städten und Gemeinden unterstützen.


Die aktuellen Schwerpunkte von UNICEF Deutschland im Überblick

Überleben unter härtesten Bedingungen sichern: Im Sudan, am Horn von Afrika oder in Ländern wie Afghanistan, Jemen und Syrien leiden Kinder unter extrem harten Lebensbedingungen. Gewalt, fehlende staatliche Unterstützung sowie schwere Dürren und Überschwemmungen – verschärft durch den Klimawandel – bedrohen die Familien existenziell. Schlecht ernährt, ohne sauberes Wasser oder medizinische Versorgung geraten Mädchen und Jungen schnell in einen lebensbedrohlichen Zustand. 


Um Millionen Kinder rechtzeitig zu versorgen und zu stärken, setzt UNICEF auf breitenwirksame und verstärkt auf klimaresiliente Ansätze. Dazu gehören innovative Lösungen zur Wasser- und Sanitärversorgung, umfassende Ernährungsprogramme inklusive frühzeitiger Prävention sowie eine bessere Katastrophenvorsorge.


Zukunft für Kinder durch Entwicklung, Bildung und Schutz: 
Weltweit können zwei Drittel der zehnjährigen Mädchen und Jungen keine einfache Geschichte lesen und verstehen. Durch Covid-19 haben viele Millionen Kinder lange Schulschließungen und psychische Belastungen erleben müssen. Die Pandemie hat zudem Armut und Ausbeutung verstärkt. Hierdurch wird die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung immer schwieriger.


Gerade benachteiligte Kinder brauchen deshalb mehr Unterstützung, damit sie gesund und geschützt aufwachsen und Fähigkeiten für ihr Leben erwerben können. Dazu gehört auch, dass sie vor ausbeuterischer Arbeit bewahrt werden. UNICEF setzt sich zudem dafür ein, dass mentale Belastungen jeglicher Art ernstgenommen und Investitionen in die psychische Gesundheit von Kindern vorangetrieben werden. 


Kinder in Deutschland beteiligen und ihre Rechte stärken
Auch in Industrieländern wie Deutschland erleben Kinder und Jugendliche große Umbrüche und Belastungen. Corona hat deutlich gezeigt: Bisher ist in Deutschland nicht sichergestellt, dass die Interessen der jungen Generation bei sie betreffenden Entscheidungen ausreichend Gewicht erhalten. In der aktuellen Situation wächst zudem die Gefahr, dass sich die Lage benachteiligter Kinder und Jugendlicher nochmals verschlechtert. 


In Deutschland setzt sich UNICEF mit vielen Partnern in Bund, Ländern und Kommunen für die Rechte und Anliegen von Kindern ein – beispielsweise für den Schutz geflüchteter Kinder oder die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz.

Unternehmen erfahren, wie sie die Kinderrechte in ihrem Handeln berücksichtigen können. Und junge Menschen erhalten Unterstützung dabei, ihren Anliegen Gehör zu verschaffen.


Das Programm UNICEF-Kinderrechteschulen unterstützt Grundschulen dabei, Kinderrechte im Schulalltag zu leben. 50 Städte und Gemeinden sind bereits Teil der Initiative Kinderfreundliche Kommunen e.V. Über 200 ehrenamtliche Gruppen unterstützen bundesweit die Arbeit von UNICEF mit Aktionen, Informationsveranstaltungen und lokalen Dialogen, darunter zahlreiche Hochschulgruppen und JuniorTeams.


1950er Jahre: Gründung aus Dankbarkeit für Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg 30. Juni 1953
Aus Dankbarkeit für die humanitäre Hilfe der internationalen Gemeinschaft für die deutschen Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg gründen engagierte Bürgerinnen und Bürger in Köln das Deutsche Komitee für UNICEF e.V. Bereits zuvor hatten Menschen sich ehrenamtlich für UNICEF engagiert, beispielsweise in Bonn mit dem Verkauf von Grußkarten aus Privaträumen heraus.

 

Am 24. Juli 1957 wurde in Duisburg aus Dankbarkeit und der Einsicht, dass auch in vielen anderen Teilen der Welt Kinder in großer Not leben, die Arbeitsgruppe ins Leben gerufen.

Mit einem bunten Mix aus Musik (Kinderchor der Kath. Grundschule Grabenstraße unter der Leitung von Sonja Obschernikat und der Frauenchor Sound&Soul Rheurdt) und Vorträgen feierte die Gruppe mit Freunden und Föderern ihr Jubiläum.

Das in Ruhrort beheimatet Unternehmeni Haniel unterstützte die Duisburger Arbeitsgruppe mit Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten.

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link - im Bild mit Unicef-Regionalleiterin Dr. Rosenow-Williams -dankte dem ehrenamtlichen Engagement der Unicef Arbeitsgruppe und wurde zum neuen Unicef-Botschafter in Duisburg. Die Anfrage hierzu gab es schon vor einem Jahr, jetrzt erfolgte die Bestätigung. "Ich freue mich sehr, Unicef-Botschafter der für Duisburg zu sein", erklärte er.

Der bisherige Leiter der Arbeitsgruppe Duisburg Harald Jeschke - Zweiter von links, hatte sich aus gesundheitlichen Gründen zurücknehmen müssen - wurde von der Unicef-Regionalleiterin Dr. Rosenow-Williams offiziell verabschiedet. - Fotos Sabine Beimel

Unicef-Vorstandsmitglied Georg Graf Waldersee - extra aus Hamburg angereist - hob die Verbundenheit Haniels zu Unicef Duisburg hervor. Seine Tante Etta Gräfin Waldersee - im Familienkreis "Präsi" genannt, wie er schmunzelnd erzählte - war die erste Unicef-Chefin in der Nachkriegszeit in Deutschland. Ihr Mann war zu der Zeit Haniel-Geschäftsführer.

Das Duisburger Unicef-Arbeitsgruppenteam hatte die 60-jährigen Aktivitäten dokumentiert und hatte die vielfältigen Aufgaben vorgestellt.


Das haben wir bewirkt

Hunderttausende Bundesbürger*innen sowie zahlreiche Unternehmen und weitere Partner haben durch Spenden sowie den Kauf von UNICEF-Grußkarten nachhaltige Verbesserungen für Kinder bewirkt und akute Not gelindert – in Entwicklungsländern und Krisengebieten sowie nach Katastrophen.


8.000 ehrenamtlich für UNICEF Engagierte, Städte, Gemeinden und Schulen treten gemeinsam mit UNICEF Deutschland für Kinder und ihre Rechte ein – gemeinsam mit der jungen Generation selbst.

Um Kinderrechte ins Bewusstsein zu bringen und strukturell zu verankern, arbeitet UNICEF Deutschland mit der Bundesregierung, Vertreter*innen des Parlaments, Landesregierungen, Kommunen sowie der Wissenschaft zusammen. Das Deutsche Komitee hat maßgeblich dazu beigetragen, die UN-Konvention für die Rechte des Kindes in Deutschland bekannt zu machen und Kindern und Jugendlichen in Medien, Politik und Gesellschaft mehr Gehör zu verschaffen.

UNICEF dankt Bundesbürgern für große Solidarität mit Kindern
Größte Spendenbereitschaft seit der Gründung vor 70 Jahren – vor allem aufgrund der Nothilfe in der Ukraine

Köln/Berlin/Duisburg, 19. Juni 2023 - Das vergangene Jahr war aus Sicht von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, sowohl ein Schreckensjahr für Kinder als auch ein Jahr der großen Solidarität. 2022 war geprägt durch den Angriffskrieg auf die Ukraine und seine furchtbaren Folgen. Auch weniger beachtete Krisen wie die verheerende Dürre am Horn von Afrika hielten an oder haben sich noch verschärft.

© UNICEF/UN0622178/Holerga


Gleichzeitig war die Hilfsbereitschaft besonders groß: Insgesamt hat UNICEF Deutschland rund 247,6 Millionen Euro aus Spenden und dem Verkauf der beliebten UNICEF-Karten erhalten – so viel wie nie zuvor seit der Gründung vor 70 Jahren. Die Menschen in Deutschland spendeten allein 103 Millionen Euro für die UNICEF-Hilfe in der Ukraine und den Nachbarländern. Das ist das Ergebnis des heute im Rahmen der Mitgliederversammlung des Deutschen Komitees für UNICEF e.V. in Berlin vorgelegten Geschäftsberichts. 


„Der Blick auf das vergangene Jahr zeigt das Schlechteste und das Beste, zu dem Menschen fähig sind“, sagte Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Der Krieg gegen die Ukraine hat unermessliches Leid über Millionen von Kindern gebracht – Mädchen und Jungen, die in Städten wie Kiew vor Bomben fliehen müssen sowie Kinder in weit entfernten Ländern, die unter den infolge des Kriegs gestiegenen Lebensmittelpreisen leiden. Gleichzeitig sind wir dankbar für die überwältigende Hilfsbereitschaft, die Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen in Deutschland gezeigt haben. Dank ihrer großzügigen Unterstützung konnte UNICEF in der Ukraine und in vielen anderen Krisengebieten sowie Entwicklungsländern verlässlich für Kinder da sein.“


Spenden aus Deutschland helfen Kindern weltweit 

UNICEF ist weltweit in über 190 Ländern im Einsatz und hilft, dass Kinder gut versorgt werden, zur Schule gehen können und vor Gewalt und Ausbeutung geschützt sind. Mit Spenden aus Deutschland konnte die weltweite Programmarbeit des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen mit rund 207,2 Millionen Euro unterstützt werden. Weitere rund vier Millionen Euro wurden für die satzungsgemäße Programm- und Kinderrechtsarbeit in Deutschland eingesetzt. Die Kosten für Verwaltung sowie Öffentlichkeitsarbeit und Werbung in Deutschland betrugen – gemäß den Kriterien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen – 12,4 Prozent.


Zu diesem Ergebnis haben fast 670.000 aktive Spenderinnen und Spender in Deutschland beigetragen. Besonders wichtig sind auch die regelmäßigen Beiträge aus mehr als 308.000 UNICEF-Patenschaften. Diese nicht zweckgebundenen Spendenbeiträge ermöglichen es UNICEF, Projekte langfristig zu planen und Kinder in Notsituationen wirksam und flexibel zu unterstützen. 


Mit Hilfe dieser Unterstützung konnte UNICEF direkt nach dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine eine Versorgungskette mit lebenswichtigen Hilfsgütern aufbauen. So wurden in 2022 4,6 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt und 500.000 Kinder und Betreuende mit Winterkleidung ausgestattet. Fünf Millionen Kinder und Frauen erhielten medizinische Hilfe. Drei Millionen Kinder und Betreuende wurden psychosozial unterstützt.


In Krisengebieten wie Afghanistan, am Horn von Afrika (Äthiopien, Kenia, Somalia) sowie Jemen, Syrien und Südsudan konnte UNICEF Kinder beispielsweise mit Trinkwasser, therapeutischer Nahrung und Impfungen versorgen. Ein weiterer Schwerpunkt waren Bildungsprogramme für Kinder, zum Beispiel in Bangladesch, Liberia, Madagaskar, Malawi und Nepal.


Engagement für Kinder und ihre Rechte 

Rund 8.000 ehrenamtlich Engagierte waren im letzten Jahr bundesweit für UNICEF aktiv. Rund um den Weltkindertag am 20. September 2022 fanden erstmals nach mehr als zwei Jahren Pandemie wieder aufmerksamkeitsstarke Aktionen für Kinder und Familien statt, die die ehrenamtlichen UNICEF-Gruppen maßgeblich mitgestalteten. UNICEF legte eine Zwischenbilanz zur Umsetzung der Kinderrechte 30 Jahre nach Inkrafttreten in Deutschland vor und machte der Regierung konkrete Vorschläge, unter anderem zur geplanten Kindergrundsicherung sowie Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut. Auch die programmatische Arbeit in Deutschland wurde weiterentwickelt – beispielsweise mit den Initiativen „Kinderrechte-Schulen“ sowie „Kinderfreundliche Kommunen“. 


70 Jahre UNICEF Deutschland 

Das Deutsche Komitee für UNICEF e.V. wurde vor fast 70 Jahren am 30. Juni 1953 von engagierten Bürgerinnen und Bürgern in Köln gegründet. Sie handelten aus Dankbarkeit für die humanitäre Hilfe, die Kinder im kriegszerstörten Deutschland erhalten hatten. Bis heute ist der Schutz von Kindern im Krieg ein zentrales Anliegen von UNICEF – von Ländern wie der Ukraine und Syrien bis hin zu den aktuellen schweren Kämpfen im Sudan. UNICEF Deutschland ist heute eine der wichtigsten Stützen der weltweiten UNICEF-Hilfe für Kinder: Unter den UNICEF-Nationalkomitees lagen die Einnahmen weltweit nur in den USA noch höher.

 

UNICEF zum Welttag gegen Kinderarbeit am 12.6.2023 

Lieferkettengesetz allein reicht im Kampf gegen Kinderarbeit nicht aus

Köln/Duisburg, 12. Juni 2023 - Trotz Verboten und Ächtung ist Kinderarbeit weiterhin ein massives Problem und betrifft schätzungsweise 160 Millionen Mädchen und Jungen weltweit. Das im Januar in Deutschland in Kraft getretene sogenannte „Lieferkettengesetz“ ist ein Meilenstein, weil es die Verantwortung von global tätigen Unternehmen einfordert. Es wird nach Einschätzung von UNICEF Deutschland aber nicht ausreichen, um Kinderarbeit abzuschaffen. Zum Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni fordert UNICEF mehr Investitionen, um deren Ursachen zu beseitigen.

© UNICEF/UN0673616/Andrianantenaina


„Ein Ende der Kinderarbeit wird es erst geben, wenn Familien nicht darauf angewiesen sind, um zu überleben“, erklärte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider. „Kinderarbeit entsteht aus Armut. Um sie zu beseitigen, müssen wir die Ursachen der Not bekämpfen und Schutzfaktoren fördern. Alle Kinder müssen verlässlich zur Schule gehen können. Es braucht aber auch menschenwürdige und angemessen bezahlte Arbeit für Eltern und soziale Absicherung für benachteiligte Familien, deren Kinder sonst von Ausbeutung bedroht sind.“ 


In erster Linie sind die jeweiligen Regierungen in den betroffenen Ländern – vor allem in Subsahara-Afrika, im südlichen Asien, in Lateinamerika und im Nahen Osten – in der Pflicht, für den Schutz der Kinder zu sorgen und internationale Übereinkommen und Konventionen, die ein Verbot von Kinderarbeit vorschreiben, auch einzuhalten. Aber auch Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle. Das im Januar in Kraft getretene deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist nach Einschätzung von UNICEF Deutschland ein Schritt in die richtige Richtung. Es verpflichtet Unternehmen unter anderem dazu, Kinderarbeit zu identifizieren, wirksame Abhilfemaßnahmen zu schaffen und die Fabriken oder Lieferanten zu befähigen, Kinderarbeit künftig auszuschließen. 


Das deutsche Gesetz hat dennoch auch Schwächen. Das reine Verbot von Kinderarbeit birgt zum Beispiel die Gefahr, dass sich das Problem lediglich verlagert. So ist es möglich, dass Kinder zu einem Arbeitgeber mit weniger strengen Vorgaben oder in den informellen Sektor wechseln. Die eigentliche Ursache der Kinderarbeit – die bedrückende Armut der Familien – bleibt in diesem Fall bestehen oder die Situation verschlimmert sich noch. 


Das ist auch der Fall, wenn Unternehmen sich aus einem Land oder einer Region zurückziehen, um nicht haften müssen, wenn Kinderarbeit in ihrer Lieferkette entdeckt wird. Dann fallen die Einkommensmöglichkeiten für Familien entweder ganz weg oder Unternehmen, die keine Einhaltung menschenrechtlicher Standards prüfen, treten an die Stelle deutscher Unternehmen. So verschlechtert sich die Arbeitssituation womöglich noch weiter. 


Grundsätzlich reicht ein Lieferkettengesetz alleine nicht aus, um Kinderarbeit abzuschaffen – schon alleine, weil sie nicht nur in Lieferketten von Produkten vorkommt, sondern vor allem im informellen Bereich, beispielsweise bei der Landwirtschaft im Familienverbund oder beim Straßenverkauf. Hinzu kommt, dass neben deutschen auch Unternehmen aus anderen Staaten dafür sorgen müssten, dass die Menschen- und Kinderrechte in ihren Lieferketten eingehalten werden.


Auch auf der aktuellen gesetzlichen Grundlage können Unternehmen aus Sicht von UNICEF viel zur Vorbeugung tun: Um die Wahrscheinlichkeit von Kinderarbeit frühzeitig zu erkennen, sollten sie Risikoanalysen vornehmen. Gemeinsam mit Partnern in den Ländern sollten sie an einer Verbesserung der Lebenssituation (Bildung, Gesundheitsversorgung, menschenwürdige Arbeit, Kinderbetreuung) arbeiten.

So werden die Systeme vor Ort gestärkt und die Unternehmen haben langfristig ein stabileres Arbeitsumfeld. Wenn Kinder von Kinderarbeit betroffen sind, müssen wirksame Abhilfemaßnahmen ergriffen werden. UNICEF unterstützt zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo oder in Indien Reintegrationsprogramme für ehemalige arbeitende Kinder, damit sie wieder zur Schule gehen können.


So setzt sich UNICEF für die Überwindung von Kinderarbeit ein
Aufklärung:
UNICEF macht regelmäßig auf die negativen Folgen von Kinderarbeit aufmerksam, zum Beispiel im Rahmen von Aufklärungsprogrammen, durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und in den sozialen Medien.

Hilfe: UNICEF hilft betroffenen Kindern und arbeitet daran, die Ursachen von Kinderarbeit zu bekämpfen – konkret zum Beispiel durch Lernprogramme speziell für arbeitende Kinder oder durch Bargeldhilfen für benachteiligte Familien.

Beratung: UNICEF arbeitet weltweit mit Regierungen und Behörden zusammen und drängt auf wirksame Gesetze zum Schutz von Kindern. Außerdem unterstützt UNICEF Unternehmen dabei, die Kinderrechte entlang ihrer Lieferketten und in ihrem ganzen Handeln umzusetzen – auch in Deutschland. Zum Beispiel geben die „Grundsätze zum Schutz und zur Förderung von Kinderrechten durch Unternehmen" Orientierung, wie sie Kinderrechte in ihren Sorgfaltsprozessen umsetzen können.


Ukraine: UNICEF hilft nach Staudamm-Katastrophe

Köln, 7. Juni 2023 - Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine ist UNICEF sehr besorgt über die Situation der Kinder und weitet seine Nothilfe in dem betroffenen Gebiet aus.  „Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms ist ein weiterer Schlag für das Wohlergehen der Kinder in der Ukraine. Die Schäden und die anschließenden Überschwemmungen haben dazu geführt, dass Tausende Kinder ihre Häuser verlassen mussten und keinen Zugang zu sauberem Wasser und Strom haben“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

© UNICEF/UN0853282/Filipov


Rund 16.000 Menschen aus 37 Städten und Dörfern im von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiet mussten bislang aufgrund der Gefahr einer vollständigen oder teilweisen Überschwemmung umgesiedelt werden. Einige Häuser wurden durch Überflutung zerstört und einige tiefer gelegene Teile der Stadt Cherson überschwemmt. An vielen dieser Orte ist die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt, da das Wasser aus dem Staudamm genutzt wurde.

UNICEF rechnet damit, dass auch die Stromversorgung beeinträchtigt wird, was zu Stromausfällen in der gesamten Region führen wird. Bewässerungssysteme, Ackerland und Wasserversorgungsnetze wurden in mehreren Gebieten zerstört. Auch Orte in nicht von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebieten stromabwärts des Staudamms wurden Berichten zufolge erheblich beeinträchtigt. UNICEF hat jedoch keinen Zugang zu diesen Gebieten und daher keine verlässlichen Informationen von dort. 

UNICEF-Nothilfe im Staudamm-Gebiet
Im von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiet ist UNICEF seit Beginn des Angriffskriegs tätig und hat nach dem Staudamm-Bruch sofort die Nothilfe ausgeweitet. UNICEF arbeitet dabei eng mit den Behörden und anderen humanitären Organisationen zusammen.

UNICEF hat 25.000 Flaschen Wasser, Hygieneartikel und über 10.000 Wasserreinigungstabletten bereitgestellt und „Spilno“-Kinderzentren an Transitstandorten eingerichtet, um Kindern psychosoziale Unterstützung und einen Ort zum Spielen mit Gleichaltrigen zu bieten.
Multidisziplinäre UNICEF-Teams, bestehend aus Mediziner*innen und Psycholog*innen, werden auch an Transitpunkten wie Bus- und Bahnhöfen aufgebaut, um Menschen auf der Flucht zu unterstützen.
Rund 3.500 betroffene Eltern und Kinder wurden mit kleinen Geldbeträgen unterstützt, damit sie sich selbst mit lebenswichtigen Gütern versorgen können. Diese Hilfe wird weiter ausgebaut. 
UNICEF arbeitet mit der Regierung und Partnern zusammen, um sowohl kurzfristige als auch längerfristige Lösungen für die Wiederherstellung der beschädigten Wasser- und Abwasserinfrastruktur umzusetzen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden können

 

Neue Leitung Presse bei UNICEF Deutschland: Vera Tellmann folgt auf Rudi Tarneden 

Köln, 6. Juni 2023 -  Vera Tellmann übernimmt ab Juni 2023 die Leitung der Presseabteilung von UNICEF Deutschland und wird damit zugleich Sprecherin der Organisation. Sie kommt von der Deutschen Welle, wo sie seit 2015 in unterschiedlichen Funktionen der externen Kommunikation tätig war - zuletzt als Head of Corporate Communications und stellvertretende Pressesprecherin. Vera Tellmann folgt auf Rudi Tarneden, der seit 1995 die Medienarbeit von UNICEF verantwortete und Anfang Juli 2023 in den Ruhestand tritt.

In ihrer neuen Aufgabe steuert Vera Tellmann die Medienarbeit von UNICEF Deutschland. Dazu gehören Informationen über Nothilfeeinsätze von UNICEF in Ländern wie der Ukraine, Afghanistan oder am Horn von Afrika, die nachhaltigen Programme für Kinder in Entwicklungs- und Krisenländern sowie die Kinderrechtsarbeit von UNICEF in Deutschland. Darüber hinaus steht Vera Tellmann Journalist*innen als Sprecherin zu aktuellen Themen zur Verfügung, gemeinsam mit den langjährigen UNICEF-Sprecherinnen Christine Kahmann (Berlin) und Ninja Charbonneau (Köln).

„Die Öffentlichkeit prägnant und verlässlich über die Situation der Kinder und die weltweite Arbeit von UNICEF zu informieren, ist für UNICEF Deutschland eine Schlüsselaufgabe. Wir freuen uns deshalb, mit Vera Tellmann eine erfahrene Medienexpertin und Führungspersönlichkeit gewonnen zu haben und wünschen ihr einen guten Start“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Rudi Tarneden danken wir für 28 Jahre hervorragender Arbeit, mit der er zu Bekanntheit und Ansehen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen in Deutschland maßgeblich beigetragen hat.“

 

UNICEF: Über 315.000 schwere Kinderrechtsverletzungen in Konflikten seit 2005

Seit 2005 wurden weltweit mindestens 120.000 Kinder in Kriegen und Konflikten getötet oder verstümmelt – rund 20 Mädchen und Jungen pro Tag 

New York / Köln / Oslo, den 5. Juni 2023 // Zwischen 2005 und 2022 haben die Vereinten Nationen rund 315.000 schwere Kinderrechtsverletzungen verifiziert – so UNICEF. Anlässlich der internationalen Konferenz zum Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten, die am Montag in Oslo (Norwegen) beginnt, ruft UNICEF die Regierungen dazu auf, bestehende internationale Gesetze und Normen zum Schutz von Kindern im Krieg umzusetzen, Täter zur Verantwortung zu ziehen und dringend benötigte Mittel zum Schutz von Kindern in Konflikten bereitzustellen.

© UNICEF/UN0642612/Al-Kheder

Kinder zahlen den höchsten Preis für die Gewalt in Kriegen und Konflikten, obwohl sie dafür keinerlei Verantwortung tragen. In mehr als 30 Konfliktsituationen in Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika wurden in den vergangenen 18 Jahren schreckliche Verbrechen gegen Kinder durch Konfliktparteien verifiziert:

Mehr als 120.000 Kinder wurden getötet oder verstümmelt;
Mindestens 105.000 Kinder wurden von Konfliktparteien rekrutiert und von Streitkräften oder bewaffneten Gruppierungen als Soldat*innen eingesetzt; 
Rund 32.500 Kinder wurden von Konfliktparteien entführt; 
Mehr als 16.000 Kinder wurden Opfer sexueller Gewalt. 

Darüber hinaus haben die Vereinten Nationen seit 2005 mehr als 16.000 Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser verifiziert. In mindestens 22.000 Fällen wurde der Zugang zu humanitärer Hilfe für Kinder verweigert. Dies sind lediglich die verifizierten Fälle – die tatsächlichen Zahlen sind wahrscheinlich weit höher. Gleichzeitig wurden Millionen Kinder aus ihren Häusern und Gemeinden vertrieben, viele haben Freunde oder Familienmitglieder verloren oder wurden von ihren Angehörigen getrennt. „Jeder Krieg ist letztlich ein Krieg gegen Kinder", erklärt UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

„Obwohl wir wissen, wie wir Kinder in Konflikten besser schützen können, tun wir noch immer nicht genug. Jahr für Jahr dokumentieren die Vereinten Nationen, auf welch grausame, tragische und leider vorhersehbare Weise das Leben von Kindern zerstört wird. Wir alle müssen dafür sorgen, dass Kinder nicht länger den Preis für Kriege zahlen, die sie nicht selbst verursacht haben.“

Wie UNICEF Kinder im Krieg schützt
UNICEF unterstützt in Kriegs- und Konfliktgebieten Maßnahmen, um u.a. die psychische Gesundheit von Kindern zu stärken, Kinder, die von ihren Familien getrennt wurden, wieder mit ihren Angehörigen zusammenzuführen sowie Programme für Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt. In 2022 hat UNICEF rund 12.500 Kinder, die bei Streitkräften oder in bewaffneten Gruppierungen eingesetzt wurden, nach ihrer Freilassung mit Programmen zu ihrer Wiedereingliederung sowie Schutzmaßnahmen erreicht.

Rund neun Millionen Kinder wurden mit Informationen erreicht, wie sie sich vor Blindgängern und Landminen schützen können. Doch die verfügbaren finanziellen Mittel zum Schutz von Kindern in Konflikten stehen in keinem Verhältnis zu den Ressourcen, die dafür benötigt werden.

Laut einer neuen Analyse von Humanitarian Funding Forecasting im Auftrag von UNICEF, Save the Children, Alliance for Child Protection in Humanitarian Action und Global Child Protection Area of Responsibility, werden allein bis 2024 rund 1,05 Milliarden US-Dollar benötigt – beispielsweise um Kinder, die von ihren Familien getrennt wurden, mit ihren Angehörigen zusammenzuführen, für psychologische Unterstützung sowie Maßnahmen, um die Rekrutierung von Kindern in bewaffnete Gruppierungen zu verhindern. Bis 2026 werden schätzungsweise 1,37 Milliarden US-Dollar benötigt. 


UNICEF ruft die Regierungen dazu auf:
Bereits bestehende internationale Gesetze und Normen zum Schutz von Kindern im Krieg umzusetzen. Dazu gehört es, Schulen, Krankenhäuser und die zivile Infrastruktur vor Angriffen zu schützen, und die Rekrutierung und den Einsatz von Kindern durch bewaffnete Gruppierungen und Streitkräfte sowie den Einsatz von explosiven Waffen in Wohngebieten zu unterbinden.
Täter zur Rechenschaft zu ziehen, wenn die Rechte von Kindern verletzt werden.
Ausreichende finanzielle Mittel zum Schutz von Kindern in Konflikten in dem Umfang und mit der Geschwindigkeit bereitzustellen, um den wachsenden Bedarfen gerecht zu werden. Dies sollte Investitionen in die humanitäre Hilfe und in Fachkräfte umfassen.

UNICEF: Lage der Kinder im Sudan verschlechtert sich jeden Tag
13,6 Millionen Kinder brauchen humanitäre Hilfe / UNICEF ruft zu Spenden auf

Köln/Duisburg, 26. Mai 2023 - Die Lage der Kinder im Sudan verschlechtert sich laut UNICEF mit jedem Tag, den die Kämpfe und die Gewalt zwischen den militärischen Fraktionen anhalten. Nach neuester Schätzung von UNICEF sind in Folge des Konflikts 13,6 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. Insbesondere die ärmsten Familien sind in einer verzweifelten Situation, Millionen Kinder sind in Gefahr.

Ein UNICEF-Team verteilt Wasserkanister in Madani, Sudan. © UNICEF/UN0844247/Altahir Aldaif

„Wir sind bestürzt über den Tod von sechs Neugeborenen, denen im Krankenhaus in Ed Daein nicht mehr geholfen werden konnte, weil die Gesundheitsversorgung unterbrochen war. Dies ist nur ein trauriges Beispiel für die Lage der Kinder und Familien. Wir rufen dringend dazu auf, die Grundversorgung der Kinder im Sudan sicherzustellen,“ erklärte Mandeep O´Brian, Leiterin von UNICEF Sudan auf Twitter.


Trotz der angespannten Situation ist Hilfe im Sudan möglich in Gebieten, in denen der Waffenstillstand eingehalten wird und ein halbwegs sicheres Umfeld für die Helfer*innen besteht.

So wurden in den vergangenen Tagen Impfstoffe und medizinische Hilfsgüter in zwölf Provinzen gebracht, um die medizinische Grundversorgung und insbesondere Impfprogramme für rund 250.000 Kinder wieder in Gang zu bringen.

Mit einem Konvoi der Vereinten Nationen wurden 20 Lastwagen mit Hilfsgütern von UNICEF und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in verschiedene Teile des Sudan gebracht. Dazu gehören Wasserkanister, Materialien zur Wasseraufbereitung und Hygieneartikel für Familien, die vor der Gewalt geflohen sind. In Süd-Darfur unterstützt UNICEF die Wasserversorgung im Hauptkrankenhaus in Nyala.
•  In El Fasher im Südwesten des Sudan und Nyala in der Provinz Darfur, die von schweren Kämpfen heimgesucht wurden, verteilt UNICEF dringend benötigte medizinische Hilfsgüter sowie lebensrettende Erdnusspaste zur Versorgung schwer mangelernährter Kinder.
In Port Sudan unterstützt UNICEF die Gesundheitseinrichtungen, damit diese die große Zahl an binnenvertriebenen Familien versorgen können. Dazu gehören auch psychosoziale Hilfeangebote für Kinder, damit sie die furchtbaren Erlebnisse verarbeiten können.
•  Ernährungsprogramme für Kinder gehen überall dort, wo es die Sicherheit erlaubt, weiter. Allerdings stellt der Nachschub an Hilfsgütern ein großes Problem dar.

Die Kämpfe der vergangenen Wochen haben die zivile Infrastruktur des Sudan schwer beschädigt. An vielen Orten ist die Wasser- und Stromversorgung nicht mehr funktionsfähig. Zahlreiche Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen wurden verwüstet. UNICEF's Priorität ist es, lebensrettende Hilfe für Kinder und Familien, die direkt von der Gewalt betroffen sind, zu leisten und die Grundversorgung der Bevölkerung im Sudan zu unterstützen. In den Nachbarländern versorgt UNICEF die ankommenden Flüchtlinge.

 

Horn von Afrika: Sieben Millionen Kinder mangelernährt

 UNICEF: Mehr als sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren mangelernährt - Hilfe für Äthiopien, Kenia und Somalia verstärken

Haria Adow hält ihren mangelernährten Sohn Mansuur Osman in einem Gesundheitszenrum in Garissa (Kenia) im Arm. UNICEF/UN0836010/Odhiambo

Nairobi/Johannesburg/Köln, den 23. Mai 2023 -  Hunger, Flucht, Dürre und Überschwemmungen sowie Unsicherheit haben am Horn von Afrika zu einer nie dagewesenen Krise geführt. Mehr als sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren sind laut UNICEF mangelernährt und benötigen dringend Unterstützung – rund 1,9 Millionen von ihnen sind so schwer mangelernährt, dass ihr Leben in Gefahr ist. UNICEF ruft anlässlich der morgigen internationalen Hilfskonferenz für Äthiopien, Kenia und Somalia dringend zu verstärkten Investitionen auf, um die Widerstandskraft von Familien in der aktuellen Situation und gegenüber zukünftiger Krisen zu verbessern. 

In den vergangenen drei Jahren, in denen die Regenfälle ausblieben und die Region von der schwersten Dürre seit 40 Jahren heimgesucht wurde, haben die ärmsten Familien ihr Vieh, ihre Ernten und damit ihre Lebensgrundlagen verloren. 


„Die Krise am Horn von Afrika ist für Kinder verheerend", sagt Mohamed Fall, UNICEF-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika. „In den vergangenen drei Jahren waren viele Familien gezwungen, extreme Maßnahmen zu ergreifen, um zu überleben. Millionen von Kindern und Familien mussten aus purer Verzweiflung ihr Zuhause auf der Suche nach Nahrung und Wasser verlassen. Diese Krise hat den Kindern alles genommen – ausreichend zu essen, ein Zuhause, sauberes Wasser und die Möglichkeit, zur Schule zu gehen."


Wetterextreme zerstören Lebensgrundlagen der Kinder

Aktuell haben Regenfälle haben erste Erleichterung gebracht, aber gleichzeitig zu Überschwemmungen geführt, da der ausgetrocknete Boden nicht in der Lage ist, große Mengen Wasser aufzunehmen. Hierdurch mussten weitere Familien ihr Zuhause verlassen. Das Krankheitsrisiko steigt, Ernten wurden zerstört und noch mehr Familien haben ihr Vieh verloren. 


In Somalia wurden durch schwere Überschwemmungen, Häuser, Ackerland und Straßen beschädigt, Vieh weggespült. Schulen und Gesundheitseinrichtungen mussten geschlossen werden. Ersten Schätzungen zufolge sind in Somalia mindestens 460.470 Menschen von den Sturzfluten und den Überschwemmungen betroffen. Schätzungsweise 219.000 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen. 22 Menschen sind bereits ums Leben gekommen. 


Die Überschwemmungen haben auch in mehreren Regionen Äthiopiens zu schweren Zerstörungen geführt und die Not der bereits stark von der Dürre betroffenen Familien weiter verschärft. Darüber hinaus steigt das Risiko von Krankheiten, unter anderem von Cholera. Der derzeitige Choleraausbruch ist einer der längsten, die jemals in Äthiopien verzeichnet wurden.


„Die Regenfälle haben zwar eine gewisse Erleichterung und Hoffnung, aber gleichzeitig auch neue Bedrohungen mit sich gebracht; die Menschen können sich nicht über Nacht erholen", sagte Fall. "Es braucht Zeit, bis Ernten wieder eingeholt werden können, Herden wieder wachsen und die Familien sich von der jahrelangen Not erholen. Weitere Unterstützung ist daher nach wie vor unerlässlich."


In Äthiopien, Kenia und Somalia leiden rund 23 Millionen Menschen unter akuter Ernährungsunsicherheit. Die Zahl der schwer mangelernährten Kinder, die im ersten Quartal dieses Jahres behandelt wurden, ist weitaus höher als im vergangenen Jahr und wird voraussichtlich weiter hoch bleiben. Auch das Risiko von geschlechtsspezifischer Gewalt, sexueller Ausbeutung und Missbrauch steigt aufgrund der Not der Menschen.


In der gesamten Region kommt es immer wieder zu größeren Ausbrüchen von Cholera, Masern, Malaria und anderen Krankheiten, die durch die extremen Wetterbedingungen und die schwachen Gesundheitssysteme noch verschlimmert werden. Die Lebensmittelpreise auf den lokalen Märkten bleiben hoch. 


„Im Jahr 2022 konnten wir dank der Unterstützung vieler Geber mehr als 30 Millionen Kinder und Mütter mit Programmen erreichen, um Mangelernährung vorzubeugen", sagte Fall. „In diesem Jahr werden weitere flexible finanzielle Mittel nicht nur dazu beitragen, dass sich die Kinder von dieser schweren Krise erholen können, sondern auch die Entwicklung widerstandsfähigerer, nachhaltiger Unterstützungs-Systeme für Kinder in der Region ermöglichen, die künftigen Klimaauswirkungen und anderen Schocks standhalten können. Angesichts der extremen Wetterzyklen, die wir heute am Horn von Afrika erleben, könnte die nächste Krise eintreten, bevor Kinder und Familien die Chance hatten, ihr Leben wiederaufzubauen."



 

100 Tage nach den Erdbeben: Millionen Kinder in der Türkei und Syrien weiter in verzweifelter Lage


Ein kleines Mädchen in einer Notunterkunft in Hatay, Türkei. © UNICEF/UN0835817/

Kiliç New York/Ankara/Damaskus/Köln, den 17. Mai 2023 - Einhundert Tage nach den t
ödlichsten Erdbeben in der jüngeren Geschichte der Türkei und Syriens kämpfen Millionen von Kindern und Familien weiter darum, ihr Leben wieder aufzubauen. 2,5 Millionen Kinder in der Türkei und 3,7 Millionen in Syrien benötigen laut UNICEF weiterhin humanitäre Hilfe. "Nach den Erdbeben haben die Kinder in beiden Ländern unvorstellbare Verluste und Trauer erlebt", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

"Die Naturkatastrophe traf Regionen, in denen viele Familien bereits besonders verletzlich waren. Die Kinder haben Angehörige und geliebte Menschen verloren, ihre Häuser, Schulen und Gemeinden wurden verwüstet und ihr ganzes Leben wurde auf den Kopf gestellt.“ Türkei: Kinder im Erdbebengebiet leiden unter Armut  In den betroffenen Regionen der Türkei war die Kinderarmut bereits vor der Naturkatastrophe hoch - etwa 40 Prozent der Haushalte lebten unterhalb der Armutsgrenze. Schätzungen zufolge könnte diese Zahl ohne nachhaltige lokale und internationale Unterstützung auf über 50 Prozent ansteigen.

Gegenwärtig sind Kinder in den stark betroffenen Gebieten gefährdet, Gewalt, Zwangsverheiratung oder Zwangsarbeit zu erfahren oder die Schule abzubrechen. Der Schulbesuch von fast vier Millionen Kindern wurde durch die Erdbebenkatastrophe unterbrochen, darunter mehr als 350.000 Kinder aus geflüchteten oder migrierten Familien. Zwar hat die Türkei in den letzten Jahren Fortschritte gemacht, diesen Risiken entgegenzuwirken. Doch die Auswirkungen der Erdbeben könnten die Bemühungen nun wieder zunichtemachen.

Syrien: Gefahr durch Krankheiten und Hunger Im Nordwesten Syriens haben die massiven Erdbeben die Not der Familien, die unter den Zerstörungen von zwölf Jahren Bürgerkrieg leiden, nochmals verschärft. Die Naturkatastrophe hat weitere Schäden an Schulen, Gesundheitseinrichtungen und anderen wichtigen Infrastrukturen angerichtet. Weil die Wasser- und Abwasserinfrastruktur teilweise zerstört wurde, sind 6,5 Millionen Menschen einem erhöhten Risiko durch Cholera und anderen durch Wasser übertragbare Krankheiten ausgesetzt.

Schätzungsweise 51.000 Kinder unter fünf Jahren leiden an akuter Mangelernährung, und 76.000 schwangere und stillende Frauen müssen wegen akuter Mangelernährung behandelt werden. Für rund 1,9 Millionen Kinder kam es zu Unterbrechungen des Schulunterrichts. Viele Schulen werden immer noch als Notunterkünfte genutzt. 100 Tage nach der Katastrophe leben viele Familien immer noch in unglaublich schwierigen Situationen und in großer Ungewissheit, wo sie die nächsten Wochen und Monate leben werden.

UNICEF: Kinder in den Mittelpunkt des Wiederaufbaus nach den Erdbeben stellen "Der Weg zurück zur Normalität ist lang, und die Familien werden unsere kontinuierliche Unterstützung benötigen", sagte Russell. "Die langfristigen Auswirkungen der Katastrophe, einschließlich der steigenden Lebensmittel- und Energiepreise in Verbindung mit dem Verlust der Lebensgrundlage und des Zugangs zu wichtigen Dienstleistungen, werden Hunderttausende von Kindern noch tiefer in die Armut treiben. Wenn diesen Kindern und Familien im Rahmen des Wiederaufbauplans nicht vorrangig finanzielle Unterstützung und grundlegende Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden, werden die Kinder weiterhin einem größeren Risiko von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt sein."

UNICEF appelliert an die internationale Gemeinschaft, bei den Wiederaufbaumaßnahmen den Bedürfnissen der Kinder Priorität einzuräumen. Ein Schwerpunkt muss dabei sein, wichtige Infrastruktur und Systeme widerstandsfähiger und integrativer wiederaufzubauen, um die am stärksten benachteiligten Kinder zu erreichen.

UNICEF hat seit den Erdbeben alles darangesetzt, die lebensrettende Soforthilfe für die betroffenen Gemeinden auszuweiten, die Schäden zu erfassen sowie den Wiederaufbau der beschädigten Infrastruktur und die Wiederherstellung der Grundversorgung anzuschieben. Es ist jedoch dringend weitere Unterstützung erforderlich, um die Krise zu bewältigen.

Um die Rechte der Kinder zu schützen und weitere Entbehrungen zu verhindern, werden Investitionen in finanzielle Unterstützung für Familien, Zugang zu hochwertiger Bildung und psychosoziale Hilfe benötigt.  
Die kontinuierliche Finanzierung von Gesundheits-, Ernährungs-, Wasser-, Sanitär- und Hygieneprogrammen ist von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder und um die Ausbrüche von Krankheiten zu verhindern.

Um den Hilfsbedarf von fast drei Millionen erdbebengeschädigten Kindern in Syrien zu decken, bittet UNICEF um 172,7 Millionen US-Dollar für die Umsetzung seines Soforthilfeplans nach der Naturkatastrophe.

Bislang sind 78,1 Millionen US-Dollar eingegangen, wobei die Bereiche Ernährung, Gesundheit und Bildung weiterhin deutlich unterfinanziert sind. In der Türkei benötigt UNICEF für die Wiederaufbauhilfe für Kinder 196 Millionen US-Dollar, wovon bislang gut die Hälfte bereitstehen.
 

 UNICEF ruft zu verstärkter internationaler Hilfe für die Kinder im Sudan auf

Kämpfe im Sudan 

EU-Flug mit lebensrettenden Hilfsgütern von UNICEF. © UNICEF/UN0840513/Lawler


New York/Köln, den 12. Mai 2023 // UNICEF verstärkt die humanitäre Hilfe für Kinder im Sudan und seinen Nachbarländern. Schätzungsweise 368.000 Kinder sind in den vergangenen Wochen innerhalb des Landes vor der anhaltenden Gewalt geflohen, rund 82.000 von ihnen in die Nachbarländer. UNICEF ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Hilfe für Kinder aus dem Sudan zu verstärken.  Laut
UNHCR haben seit dem 15. April mehr als 164.000 Menschen Zuflucht in Nachbarländern gefunden, darunter die Zentralafrikanischen Republik, Tschad, Ägypten, Äthiopien, Libyen und  der Südsudan. Mehr als 736.000 Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Bereits vor Ausbruch der jüngsten Kämpfe gab es 3,8 Millionen Vertriebene im Sudan. 


„Der brutale Konflikt im Sudan hat katastrophale Auswirkungen für Kinder“, sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Tausende haben schwere traumatische Ereignisse erlebt oder mussten auf der Suche nach Sicherheit aus ihrem Zuhause fliehen. Ihre Lage ist nach wie vor prekär. Sie brauchen dringend internationale humanitäre Hilfe.“  Viele der aufnehmenden Gemeinden sind mit mehreren Krisen gleichzeitig konfrontiert. Die Grundversorgung und die humanitären Kapazitäten sind vielerorts völlig überlastet. In der bald beginnenden Regenzeit könnte sich die humanitäre Lage und der Zugang für Hilfsorganisationen nochmals verschlechtern.


Da der anhaltende Konflikt sich auf den grenzüberschreitenden Handel und Transport auswirkt, steigen die Lebensmittelpreise auch in den Nachbarländern. Hierdurch haben viele arme Familien Probleme, ausreichend Nahrung zu beschaffen.  Humanitäre UNICEF-Hilfe im Sudan UNICEF setzt jetzt alles daran, trotz der schwierigen Situation kritische Dienste für Kinder aufrechtzuerhalten. Im Sudan beliefert UNICEF Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen mit wichtigen medizinischen Hilfsgütern und Medikamenten, um die Behandlung von Verletzten und die grundlegende Gesundheitsversorgung von Kindern zu unterstützen. Darüber hinaus unterstützt UNICEF Kinder und Familien auf der Flucht und in den aufnehmenden Gemeinden. So wird zum Beispiel therapeutische Spezialnahrung für schwer mangelernährte Kinder bereitgestellt.


UNICEF wird auch humanitäre Hilfe in den Bundesstaaten leisten, in denen jetzt viele Menschen Zuflucht suchen. In dieser Woche sind bereits UNICEF-Hilfsgüter zur Sicherstellung der Wasserversorgung sowie Hygieneartikel in Port Sudan eingetroffen, weitere Lieferungen sind für die kommenden Tage geplant. Auch in den Nachbarländern des Sudan arbeitet UNICEF eng mit Regierungen und Partnerorganisationen zusammen, um die lebenswichtige Grundversorgung der Kinder zu stärken.

Dazu gehören folgende Maßnahmen:
Die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser mit Tankwagen, Wasseraufbereitung, der Bau und die Reparatur von Bohrlöchern sowie die Lieferung von Hygieneartikeln; 
Die Unterstützung der Behandlung schwer mangelernährter Kinder sowie die Bereitstellung von Medikamenten, Impfstoffen und medizinischer Ausrüstung für die grundlegende Gesundheitsversorgung von Kindern und Familien;
Bildungsprogramme, um sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche in einem sicheren und geschützten Umfeld weiter lernen können;
Kinderschutzprogramme, einschließlich psychosozialer Hilfe sowie andere wichtige Dienste zum Schutz von Kindern, wie die Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und der Zusammenführung von Kindern, die von ihren Eltern getrennt wurden, mit ihren Familien.  

UNICEF ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Hilfe für Kinder aus dem Sudan zu verstärken, um Kinder mit lebensrettender Hilfe zu erreichen und ihr Recht auf Überleben, Entwicklung und Schutz zu gewährleisten.

UNICEF: Zwölf Millionen Kinderehen jährlich 
Globale Krisen erschweren Abschaffung von Kinderehen – neuer UNICEF-Bericht

New York/Köln/Duisburg, 3. Mai 2023 - Neuesten Schätzungen von UNICEF zufolge geht der Anteil der Mädchen in Kinderehen weltweit weiter zurück. Allerdings drohen zahlreiche Krisen, darunter Konflikte, Klimaschocks und die anhaltenden Folgen der Covid-19-Pandemie, hart erkämpfte Fortschritte zunichte zu machen. Laut einer heute (3.5.) veröffentlichten Analyse schätzt UNICEF, dass jedes Jahr zwölf Millionen Mädchen eine Kinderehe eingehen müssen.

© UNICEF/UNI371518/Chol

Derzeit leben 640 Millionen Mädchen und Frauen auf der Welt, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden.  Der Anteil der jungen Frauen in Kinderehen ist seit den letzten Schätzungen vor fünf Jahren von 21 Prozent auf 19 Prozent zurückgegangen. Jedoch müssten trotz dieses positiven Trends die Fortschritte im Kampf gegen Kinderehen 20 Mal schneller sein, um das nachhaltige Entwicklungsziel zu erreichen und bis zum Jahr 2030 diese Praxis ganz zu beenden.  

„Multiple Krisen machen die Hoffnungen und Träume von Kindern weltweit zunichte – insbesondere von Mädchen, die Schülerinnen sein sollten und nicht Bräute“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Gesundheits- und Wirtschaftskrisen, eskalierende bewaffnete Konflikte und die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels zwingen Familien dazu, vermeintliche Sicherheit in Kinderehen zu suchen. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass ihr Recht auf Bildung und ein selbstbestimmtes Leben gesichert ist.“

Afrika südlich der Sahara – das derzeit den weltweit zweitgrößten Anteil an Kinderbräuten (20 Prozent) trägt – ist beim aktuellen Fortschrittstempo mehr als 200 Jahre davon entfernt, Kinderehen zu beenden. Das starke Bevölkerungswachstum und die anhaltenden Krisen in der Region werden nach jetzigem Stand sogar zu einer steigenden Zahl von Kinderehen führen, während im Rest der Welt ein Rückgang erwartet wird. In den Regionen Lateinamerika und Karibik, Naher Osten und Nordafrika sowie Osteuropa und Zentralasien stagniert die Entwicklung weitgehend.

Für den global insgesamt positiven Trend sind hauptsächlich Fortschritte in Südasien verantwortlich. Die Region ist auf dem besten Weg, Kinderehen in rund 55 Jahren abzuschaffen, heißt es in dem UNICEF-Bericht. In der Region leben jedoch nach wie vor fast die Hälfte (45 Prozent) aller Kinderbräute. Obwohl Indien in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht hat, werden dort immer noch ein Drittel der weltweiten Kinderehen geschlossen.

Krisen verschärfen Ursachen und vermindern Schutzfaktoren Für Mädchen haben Kinderehen sowohl unmittelbare als auch lebenslange Folgen. Sie bleiben mit geringerer Wahrscheinlichkeit in der Schule und sind einem erhöhten Risiko einer frühen Schwangerschaft ausgesetzt, was wiederum das Risiko von gesundheitlichen Komplikationen und die Sterblichkeit von Kindern und Müttern erhöht. Eine Frühehe kann Mädchen auch von Familie und Freunden isolieren und sie von der Teilnahme an der Gesellschaft ausschließen, was ihre mentale Gesundheit und ihr Wohlbefinden stark beeinträchtigt.

Weltweit tragen Konflikte, klimabedingte Katastrophen und die anhaltenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie dazu bei, die tieferliegenden Ursachen von Kinderehen zu verschärfen – dazu zählen insbesondere steigende Armut, Einbrüche beim Einkommen und Schulabbrüche. Gleichzeitig fallen Schutzfaktoren weg, weil Mädchen der Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, Sozialdiensten und Unterstützung durch die Gemeinschaft erschwert wird.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen in fragilen Situationen früh verheiratetwerden, ist doppelt so hoch wie bei Mädchen im globalen Durchschnitt. Die UNICEF-Analyse warnt, dass wertvolle Errungenschaften der letzten zehn Jahre auch durch die anhaltenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bedroht oder sogar rückgängig gemacht werden. Schätzungen zufolge hat die Pandemie die Zahl der verhinderten Kinderehen seit 2020 bereits um ein Viertel reduziert.

„Wir haben bewiesen, dass Fortschritte bei der Beendigung von Kinderehen möglich sind. Es braucht unermüdliche Unterstützung für gefährdete Mädchen und Familien“, fügte Russell hinzu. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, Mädchen in der Schule zu halten und sicherzustellen, dass sie wirtschaftliche Chancen haben.“

 

#NiemalsGewalt gegen Kinder! 

Köln/Duisburg, 27. April 2023 - Zum Internationalen Tag der gewaltfreien Erziehung am 30.04. ruft UNICEF Deutschland dazu auf, eine herabwürdigende, respektlose und gewaltverharmlosende Sprache gegenüber Kindern nicht länger zu tolerieren und eine wertschätzende Kommunikation zu fördern. Eltern, Lehrende, Erziehende sowie die breite Gesellschaft werden zum Aktionstag gegen Gewalt eingeladen, überholte Erziehungssprüche positiv umzuformulieren und sie über soziale Medien zu teilen. Auch UNICEF-Pate Tobias Krell alias Checker Tobi und weitere prominente UNICEF-Unterstützer*innen schließen sich der Social Media-Aktion an. 

© UNICEF/UNI394313/Kelly 


„‚Wenn du jetzt nicht kommst, dann setzt es was.‘ oder ‚Wer nicht hören will, muss fühlen.‘ – Sätze wie diese hören Kinder jeden Tag. Sie verharmlosen Gewalt und machen eine weitverbreitete Haltung gegenüber Kindern deutlich. Eine Haltung, die respektlos ist, Kinder herabsetzt und im schlimmsten Fall Gewalt verharmlost oder sogar als notwendig beschreibt“, sagte Daniel Debray, Projektleiter der UNICEF-Kampagne #NiemalsGewalt und Vater von zwei Grundschulkindern. „Es ist wichtig zu verstehen, dass Worte Spuren hinterlassen. Ständige Drohungen, Erniedrigungen – auch das ist Gewalt. UNICEF möchte erreichen, dass jede Form von Gewalt gegen Kinder ein Ende hat und nicht länger toleriert wird.“  


© UNICEF/UN0382471/Knecht


Noch viel zu häufig bleibt alltägliche Gewalt unsichtbar oder unwidersprochen. Sie wird toleriert, als Privatsache oder als „gar nicht so schlimm" abgetan. Bei einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2020, bereits 20 Jahre nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zum Recht auf gewaltfreie Erziehung in Deutschland, stimmte noch immer jede*r zweite Befragte der Aussage zu: „Ein Klaps auf den Hintern hat noch keinem Kind geschadet“.  


Mit der Kampagne #NiemalsGewalt trägt UNICEF dazu bei, Erwachsene stärker für das Thema Gewalt an Kindern zu sensibilisieren. Denn um ein breites Umdenken zu erwirken, muss das Bewusstsein über das Ausmaß von Gewalt gegen Kinder, ihre Formen und Folgen geschärft werden – auch in Bezug auf Sprache.   #NiemalsGewalt: Social Media-Aktion am 30.04. Anlässlich des Internationalen Tages der gewaltfreien Erziehung am 30.4. möchte UNICEF mit der Kampagne #NiemalsGewalt mehr Aufmerksamkeit dafür schaffen, dass herabwürdigende, respektlose und gewaltverharmlosende Sprache Kindern schadet und endgültig verbannt gehört.

Um das zu erreichen, fordert UNICEF Erwachsene am Aktionstag gegen Gewalt in der Erziehung dazu auf, überholte Erziehungssprüche positiv umzuformulieren und über soziale Medien mit der eigenen Community zu teilen.  

Auch der frischgebackene UNICEF-Pate Tobias Krell (u.a. bekannt als „Checker Tobi“) schließt sich der Social-Media-Aktion an. „Wie wichtig der sensible Umgang mit Sprache ist, erlebe ich bei meiner Arbeit als Moderator im Kinderfernsehen jeden Tag. Sprache spielt auch beim Thema ‚Gewalt gegen Kinder‘ eine riesige Rolle – und ich finde, hier müssen wir alle gemeinsam Augen und Ohren offenhalten.
Deshalb ist es so wichtig am 30.04. so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Jedes Posting, jeder Einsatz, jeder kluge Gedanke zählt und macht einen Unterschied. Wir alle können dazu beitragen, dass Kindern mit Achtung, Respekt und auf Augenhöhe begegnet wird“, sagte Tobias Krell.

Neben ihm unterstützen auch der UNICEF-Pate Lenn Kudrjawizki, die langjährige UNICEF-Botschafterin Eva Padberg sowie weitere prominente UNICEF-Unterstützer*innen die Aktion über ihre Kanäle. Die Social Media-Kampagne wird ergänzt durch Straßenaktionen in Augsburg, Bremen, Darmstadt, Dresden, Hannover und vielen weiteren Städten in ganz Deutschland, bei denen UNICEF-Engagierte gemeinsam mit Passant*innen kreative Neuformulierungen veralteter Sprüche erarbeiten.

 

Vertrauen in Kinder-Schutzimpfungen während Pandemie in vielen Ländern gesunken

Laut UNICEF-Bericht wurden zwischen 2019 und 2021 rund 67 Millionen Kinder gar nicht oder nur unzureichend geimpft

© UNICEF/UN0679338/Hayyan

New York/Köln/Duisburg, 20. April 2023 - Das Bewusstsein für die Bedeutung von Schutzimpfungen für Kinder ist während der Corona-Pandemie in 52 von 55 untersuchten Ländern gesunken, warnt UNICEF in seinem heute weltweit veröffentlichten „Bericht zur Situation der Kinder in der Welt 2023“ zum Thema Impfungen - teilweise um bis zu 44 Prozentpunkte. Laut dem Bericht “Impfschutz: Für jedes Kind” verzeichnen die Republik Korea (Südkorea), Papua-Neuguinea, Ghana, Senegal und Japan seit Beginn der Corona-Pandemie einen Rückgang beim Bewusstsein für die Bedeutung von Routineimpfungen um mehr als ein Drittel.

China, Indien und Mexiko sind die einzigen im so genannten Vaccine Confidence Project untersuchten Länder, in denen das Bewusstsein für die Bedeutung von Impfungen unverändert blieb oder sich sogar verbesserte. In den meisten Ländern gaben vor allem Personen unter 35 Jahren sowie Frauen an, dass ihr Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder seit Beginn der Pandemie eher abgenommen habe.* 

Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder
Das Vertrauen in Impfungen – so UNICEF – schwankt immer wieder und ist stark vom Zeitgeist abhängig. Daher sind weitere Datenerhebungen und Analysen erforderlich, um festzustellen, ob die Ergebnisse auf einen langfristigen Trend hindeuten. Trotz des Vertrauensrückgangs ist die Unterstützung für Impfungen grundsätzlich weiterhin relativ groß. So waren in fast der Hälfte der 55 untersuchten Länder mehr als 80 Prozent der Befragten der Auffassung, dass es wichtig sei, Kinder zu impfen. Eine Kombination verschiedener Faktoren könnte jedoch zur Folge haben, dass eine zögerliche Haltung gegenüber Impfungen zunimmt.

Zu diesen Faktoren gehören unter anderem die Unsicherheit über den Umgang mit der Pandemie, weit verbreitete Desinformation, ein schwindendes Vertrauen in Fachwissen sowie eine scharfe politische Polarisierung. „Auf dem Höhepunkt der Pandemie haben Wissenschaftler*innen in kürzester Zeit Impfstoffe entwickelt, die unzählige Leben gerettet haben. Doch trotz dieser historischen Leistung waren Ängste und Desinformationen über Impfstoffe so weit verbreitet wie das Virus selbst“, erklärte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell anlässlich der Veröffentlichung des Reports.

„Die neuen Daten sind ein beunruhigendes Signal. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder der Pandemie zum Opfer fällt. Andernfalls könnte die nächste Welle von Todesfällen eine wachsende Zahl von Kindern betreffen, die an Masern, Diphtherie oder anderen vermeidbaren Krankheiten erkranken.“

Rückgang von Routineimpfungen für Kinder während der Corona-Pandemie
Alarmierend ist, dass das sinkende Vertrauen mit dem größten Rückgang bei Routineimpfungen von Kindern seit 30 Jahren einhergeht. Durch die Pandemie kam es in vielen Ländern zu Unterbrechungen bei Routineimpfungen, weil die Gesundheitssysteme überlastet waren und finanzielle Ressourcen umgeleitet wurden, um Menschen gegen Covid-19 zu impfen. Der Mangel an Gesundheitspersonal sowie pandemiebedingte Bewegungseinschränkungen trugen ebenfalls zu dieser Entwicklung bei. Laut UNICEF verpassten allein zwischen 2019 und 2021 rund 67 Millionen Kinder Routineimpfungen.

Die Durchimpfungsquoten sanken in 112 Ländern. Kinder, die kurz vor oder während der Pandemie geboren wurden, sind jetzt in einem Alter, in dem sie normalerweise einen Basisschutz erhalten haben sollten. Umso wichtiger ist es, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die versäumten Impfungen nachzuholen und tödliche Krankheitsausbrüche zu verhindern. So war die Zahl der Masernfälle im Jahr 2022 bereits mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Die Zahl der Kinder, die durch das Poliovirus gelähmt wurden, stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent. 

Besonders benachteiligte Kinder erhalten oft gar keinen Impfschutz
Gleichzeitig hat die Pandemie bereits bestehende Ungleichheiten verschärft. Für zahlreiche Kinder, insbesondere in den am stärksten benachteiligten Regionen, sind Impfungen immer noch nicht verfügbar, zugänglich oder erschwinglich. Schon vor der Pandemie stagnierten die Impffortschritte fast ein Jahrzehnt lang. Von den 67 Millionen Kindern, die zwischen 2019 und 2021 Routineimpfungen verpassten, erhielten 48 Millionen keine einzige Impfung (im Englischen spricht man in diesem Zusammenhang von „zero dose“).

Ende 2021 verzeichneten Indien und Nigeria (beides Länder mit hohen Geburtsraten) die größte Zahl gänzlich ungeimpfter Kinder, aber auch in Myanmar und auf den Philippinen stieg die Zahl der Kinder, die gar nicht geimpft wurden. Kinder ohne Impfschutz leben vor allem in den ärmsten und am stärksten benachteiligten Regionen, unter anderem in Kriegs- und Krisengebieten. Aktuelle Daten, die vom International Center for Equity in Health für UNICEF erhoben wurden, zeigen, dass in den ärmsten Haushalten eines von fünf Kindern nicht geimpft ist, verglichen mit einem von 20 Kindern in den wohlhabendsten Haushalten.

Sie leben häufig in schwer zugänglichen ländlichen Regionen oder Slums der großen Städte. Ihre Mütter konnten häufig nicht zur Schule gehen und haben wenig Mitspracherecht bei Familienentscheidungen. Diese Herausforderungen sind in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen am größten. Dort ist etwa eines von zehn Kindern in städtischen Gebieten und eines von sechs Kindern in ländlichen Gebieten nicht geimpft. In wohlhabenderen Ländern gibt es diese Unterschiede kaum. 

Empfehlungen von UNICEF

Damit jedes Kind Impfschutz erhält, sind verstärkte Anstrengungen erforderlich. Grundlegende Gesundheitssysteme müssen gestärkt werden und das Gesundheitspersonal, insbesondere Frauen, angemessen ausgestattet und unterstützt werden. UNICEF zufolge sind es vor allem Frauen, die Impfprogramme in den Gemeinden umsetzen. Sie werden jedoch häufig nicht angemessen bezahlt. Sie sind auch häufig nur informell beschäftigt, haben wenig Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten und sind besonders durch Unsicherheit bedroht.

Mit seinem Bericht zur Situation der Kinder in der Welt 2023 ruft UNICEF Regierungen dazu auf, ihre finanziellen Zusagen für Impfungen zu erhöhen und mit allen relevanten Akteuren zusammenzuarbeiten, um verfügbare Gelder bereitzustellen - einschließlich noch verfügbarer Mittel zur Bekämpfung der Pandemie. Impfungen, die während der Corona-Pandemie verpasst wurden, müssen nachgeholt werden, um Kinder zu schützen und Krankheitsausbrüche zu vermeiden. 

UNICEF fordert die Regierungen dazu auf:

Jedes Kind mit Impfungen zu erreichen, insbesondere diejenigen, die während der Pandemie Routineimpfungen verpasst haben;
  Die Nachfrage nach Impfungen zu stärken, unter anderem durch Maßnahmen zur Vertrauensbildung; 
  Finanzielle Mittel vorrangig für Impfungen und die grundlegende Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen;  
Die Widerstandsfähigkeit von Gesundheitssystemen zu verbessern, unter anderem durch mehr Investitionen in die Ausbildung, Ausstattung und Weiterbildung von Gesundheitshelfer*innen, Innovationen sowie lokale Impfstoffproduktion. 

„Impfungen haben Millionen von Menschenleben gerettet und tödliche Krankheitsausbrüche verhindert", sagte Catherine Russell. „Wir wissen nur zu gut, dass Krankheiten keine Landesgrenzen respektieren. Routineimpfungen und starke Gesundheitssysteme sind der beste Weg, künftige Pandemien, vermeidbare Todesfälle und Leid zu verhindern. Es ist Zeit, in nachhaltige Gesundheitssysteme für jedes Kind zu investieren und die verfügbaren finanziellen Mittel der weltweiten Impfaktion gegen Covid-19 umzuleiten, um Impfdienste zu stärken.“

Wandern gegen die Wasserkrise

UNICEF startet Wanderaktion WALK4UNICEF am Weltwassertag
Köln/Duisburg, 22. März 2023 - Der Weltwassertag am 22. März 2023 setzt in diesem Jahr den Startpunkt der deutschlandweiten Spendenaktion WALK4UNICEF. Engagierte Wanderfreund*innen haben dabei passend zum Aktionstag die Möglichkeit, durch ihre erwanderten Kilometer UNICEF-Programme für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene zu unterstützen. Die Programme dienen beispielsweise dazu, die Wasserversorgung in der besonders betroffenen Dürreregion am Horn von Afrika nachhaltig zu verbessern.

© UNICEF/UN0452999/Etges

Mehr als 20 Millionen Kinder in Kenia, Äthiopien und Somalia leiden unter der schlimmsten klimabedingten Dürre der letzten Jahrzehnte – mit gravierenden Folgen für alle Lebensbereiche von Kindern. Der fehlende nachhaltige Zugang zu ausreichend sicherem Wasser für das tägliche Leben ist eine der größten Bedrohungen für die heutige Gesellschaft. Mehr als 2 Milliarden Menschen haben keinen verlässlichen Zugang zu sauberem Wasser.

Der Klimawandel und seine Folgen verschärfen die Lage weiter: Bis 2030 wird voraussichtlich die Hälfte der Weltbevölkerung von Wassermangel betroffen sein. In den Ländern am Horn von Afrika sind die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt spürbar. Mehrere aufeinanderfolgende Trockenperioden in den letzten Jahren haben zu einer massiven Wasserkrise geführt. 

„Klimabedingte Katastrophen wie die Dürre am Horn von Afrika zerstören den Zugang zu sicherem Wasser und vertreiben tausende Familien aus ihren Häusern und Gemeinden. Besonders Kinder sind gefährdet. Die Wasserkrise bedroht ihre Gesundheit, ihr Überleben, ihre Bildung und ihr Wohlbefinden. Für viele von ihnen ist die UNICEF-Hilfe überlebenswichtig“, so Jacob Kipkeny, Spezialist im Bereich Wasser und Gesundheit bei UNICEF Kenia.  

Durch jede erwanderte WALK4UNICEF-Spende kann konkret geholfen werden:
Für 30 Wanderkilometer (1 Euro pro Kilometer) kann UNICEF 108 Stück Seife zum Händewaschen zur Verfügung stellen.
Eine Spende von 54 Euro unterstützt eine geflüchtete Familie mit einem Basishygiene-Set.
Für 301 Euro kann UNICEF eine Handpumpe für einen Brunnen beschaffen und somit die weiten, oft gefährlichen Wege zum Wasserholen verkürzen.

 

UNICEF setzt sich am Horn von Afrika und in vielen anderen Regionen der Welt dafür ein, den Zugang zu Wasser für die Familien nachhaltig und langfristig zu verbessern, um sie so widerstandsfähiger zu machen. Wassersysteme müssen so angepasst werden, dass sie den Auswirkungen des Klimawandels standhalten – zum Beispiel durch den Bau tieferer Brunnen, Grundwasseranalysen oder die Reparatur und Ausweitung von bestehenden Wasserleitungen.

Durch eine Großspende von 100.000 Euro kann ein solarbetriebenes Wassersystem finanziert werden, das rund 1.000 Schulkindern und insgesamt 2.000 Menschen einer Gemeinde den Zugang zu Wasser nachhaltig und kostengünstig ermöglicht.


Deutschlandweit laden regionale UNICEF-Gruppen zum Auftakt der Wanderaktion am Weltwassertag und in den kommenden Monaten zu gemeinsamen Wanderungen ein. Daneben kann jede*r Interessierte unabhängig an der Aktion WALK4UNICEF teilnehmen und jederzeit allein oder in einer größeren Gruppe eine individuelle Wanderaktion starten. Jetzt hier anmelden. 

Den Umfang der Wanderroute sowie die Höhe der Spende legt dabei jede*r Teilnehmer*in selbst fest. Damit alle Wander*innen rechtzeitig mit blauen Schnürsenkeln ausgestattet werden können, ist die Angabe der Teilnehmer*innenzahl und des Zeitpunktes der individuellen Wanderaktion notwendig.  
 

UNICEF zum Weltwassertag und Beginn der Weltwasserkonferenz der UN am 22. März
Dreifache Wasserkrise gefährdet das Leben von 190 Millionen Kindern

New York/ Köln/Duisburg, 20. März 2023 - Vor der am Mittwoch (22. März) beginnenden Weltwasserkonferenz der Vereinten Nationen warnt UNICEF vor den lebensbedrohlichen Gefahren für Kinder durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitärversorgung und den Klimawandel. Täglich sterben weltweit mehr als 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene verursacht werden.

© UNICEF/UN0607653/Rich

190 Millionen Kinder in zehn afrikanischen Ländern sind laut einer neuen UNICEF-Analyse durch eine dreifache Wasserkrise besonders gefährdet. Bei ihnen kommen eine unzureichende Versorgung mit Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene (WASH), eine hohe Last an durch schmutziges Wasser verursachte Krankheiten und hohe Risiken durch den Klimawandel zusammen. Die dreifache Bedrohung ist der Analyse zufolge am akutesten in Benin, Burkina Faso, Kamerun, Tschad, Côte d'Ivoire, Guinea, Mali, Niger, Nigeria und Somalia.

Damit gehört West- und Zentralafrika zu den Regionen mit der größten Wasser- und Klima-Unsicherheit der Welt. Viele der am schlimmsten betroffenen Länder, insbesondere in der Sahelzone, leiden unter Instabilität und bewaffneten Konflikten, was den Zugang von Kindern zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zusätzlich erschwert.

„Afrika steht vor einer Wasserkatastrophe“
"Während klima- und wasserbedingte Schocks weltweit zunehmen, verschärfen sich die Risiken für Kinder nirgendwo sonst auf der Welt so stark wie in Afrika“, sagte UNICEF-Programmdirektor Sanjay Wijesekera. „Verheerende Stürme, Überschwemmungen und historische Dürren zerstören bereits jetzt Einrichtungen und Häuser, kontaminieren Wasserquellen, verursachen Hungerkrisen und verbreiten Krankheiten. Aber so herausfordernd die gegenwärtigen Bedingungen auch sind, ohne massive Gegenmaßnahmen könnte die Zukunft noch viel düsterer aussehen.“

Für den Bericht hat UNICEF analysiert, welchen Zugang weltweit Haushalte zur Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung haben, wie viele Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten sterben, die im Zusammenhang mit verschmutztem Wasser stehen, und wie hoch die Klima- und Umweltgefahren sind. Dadurch wird sichtbar, in welchen Ländern und Regionen Kinder am stärksten gefährdet sind und wo dringend in Lösungen investiert werden muss, um unnötige Todesfälle zu vermeiden.

In den zehn Hotspot-Ländern hat fast ein Drittel der Kinder zu Hause keinen Zugang zu wenigstens einer Basis-Versorgung mit sauberem Wasser, und zwei Drittel haben nicht einmal einfache sanitäre Einrichtungen. Ein Viertel der Kinder hat keine andere Wahl, als die freie Natur als Toilette zu benutzen. Auch die Hygiene ist eingeschränkt, da drei Viertel der Kinder sich zu Hause die Hände nicht mit Wasser und Seife waschen können.

In der Folge tragen diese Länder auch die größte Last an Todesfällen bei Kindern aufgrund von Krankheiten wie Durchfallerkrankungen, die durch unzureichende Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene verursacht werden. Beispielsweise waren sechs der zehn Hotspot-Länder im vergangenen Jahr mit Cholera-Ausbrüchen konfrontiert. 

Klimawandel und Konflikte verschärfen Wasserkrise
Diese Hotspots gehören zu den Ländern mit besonders hohem Risiko, Klima- und Umweltbedrohungen ausgesetzt zu sein. Die Temperaturen steigen in Teilen West- und Zentralafrikas noch schneller an als im globalen Durchschnitt. Auch der Grundwasserspiegel sinkt, was einige Gemeinden dazu zwingt, doppelt so tiefe Brunnen zu graben wie noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig sind die Regenfälle unregelmäßiger und intensiver geworden, was zu Überschwemmungen führt, die die knappen Wasservorräte verseuchen.

Alle zehn Hotspot-Länder werden außerdem von der OECD als fragil oder extrem fragil eingestuft. Die Belastungen durch bewaffnete Konflikte drohen in einigen Ländern, bisherige Fortschritte bei sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zunichte zu machen. Beispielsweise haben in Burkina Faso Angriffe auf Wasseranlagen als Taktik zur Vertreibung von Menschen zugenommen. 2022 wurden 58 Wasserstellen angegriffen, im Vergleich zu 21 im Jahr 2021 und drei im Jahr 2020. Infolgedessen verloren mehr als 830.000 Menschen – mehr als die Hälfte davon Kinder – im letzten Jahr den Zugang zu sauberem Trinkwasser.

UNICEF-Forderungen zur UN-Wasserkonferenz
Die neue Analyse erfolgt im Vorfeld der UN-Wasserkonferenz 2023, die vom 22. bis 24. März in New York stattfindet. Weltweit führende Politiker*innen, relevante Organisationen und andere Teilnehmende werden zum ersten Mal seit 46 Jahren in diesem Rahmen zusammenkommen, um die Fortschritte beim Ziel des Zugangs zu Wasser und sanitären Einrichtungen für alle zu überprüfen. Auf der Konferenz fordert UNICEF:
Schnelle Erhöhung der Investitionen in die Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung, auch aus den für Klimaschutz vorgesehenen Mitteln.
Stärkung der Klima-Resilienz sowohl im Sektor der Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung als auch in Städten und Gemeinden.
Priorisierung der am stärksten durch die Wasserkrise gefährdete Gemeinschaften in den politischen Richtlinien und Hilfsprogrammen.
Ausweitung von effektiven und zuverlässigen Systemen, bessere Koordination und größere Kapazitäten zur Bereitstellung von Wasser- und Sanitärversorgung.
Investitionen in die globale Initiative zur rascheren Umsetzung von SDG6, dem Entwicklungsziel der Vereinten Nationen für sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen, das bis 2030 erreicht werden soll.

„Investitionen in klimaverträgliche Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste sind nicht nur eine Frage des Schutzes der Gesundheit von Kindern heute, sondern auch der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft für kommende Generationen", sagte Wijesekera.

 

Syrien: UNICEF warnt vor drohender Ernährungskrise 
12. Jahrestag des Bürgerkriegs in Syrien


© UNICEF/UN0781266/Al-Asadi

Damaskus/Amman/Köln/Duisburg, 15. März 2023 - Nach zwölf Jahren Bürgerkrieg und den jüngsten verheerenden Erdbeben sind Millionen von Kindern in Syrien einem erhöhten Risiko von Mangelernährung ausgesetzt, warnt UNICEF.


Der Konflikt in Syrien geht heute in sein 13. Jahr und die Gewalt hält in mehreren Teilen des Landes, insbesondere im Nordwesten, unvermindert an. Nach wie vor kommt es zu schwerwiegenden Kinderrechtsverletzungen. Seit Beginn des Krieges wurden nach UN-Angaben fast 13.000 Kinder getötet oder verletzt. Kinder leben weiterhin in Angst vor Angriffen und Vertreibung, und die Zahl der mangelernährten Kinder nimmt zu.


Schätzungen zufolge sind in Syrien mehr als 609.900 Kinder unter fünf Jahren durch chronische Mangelernährung in ihrem Wachstum beeinträchtigt. Dies führt zu irreversiblen körperlichen und kognitiven Schäden bei den betroffenen Kindern und hat negative Folgen für ihre Lernfähigkeit, ihre Produktivität sowie ihr späteres Einkommen im Erwachsenenalter.


Auch die akute Mangelernährung bei Kindern nimmt zu. Die Zahl der 6-59 Monate alten Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden, stieg 2022 um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wenn Kinder an akuter Mangelernährung leiden, wird ihr Immunsystem geschwächt. Betroffene Kinder haben ein elfmal höheres Risiko an Infektionskrankheiten zu sterben als gesunde Kinder.


Steigende Preise und unzureichende Einkommen bedeuten, dass Millionen syrischer Familien in einer beispiellosen Wirtschaftskrise um ihr Überleben kämpfen. Nahezu 90 Prozent der Menschen in Syrien leben heute in Armut.


Bereits vor den tödlichen Erdbeben, die Syrien im Februar 2023 erschütterten, benötigten mehr als 3,75 Millionen Kinder im ganzen Land Ernährungshilfen, während landesweit fast sieben Millionen Kinder dringend humanitäre Hilfe benötigten.


"Die Kinder in Syrien können nicht länger warten. Nach jahrelangen Konflikten und zwei katastrophalen Erdbeben hängt ihre Zukunft am seidenen Faden", sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika.


Durch die Erdbeben wurden zahlreiche Häuser zerstört und viele Kinder haben aufgrund möglicher Nachbeben Angst, nach Hause zurückzukehren. Viele Familien sind nun obdachlos und leben unter beengten Verhältnissen in Notunterkünften und Lagern.


Bereits vor der Naturkatastrophe war die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen nicht funktionstüchtig. Viele Familien waren gezwungen, Behandlungen hinauszuzögern oder lange Reisen auf sich zu nehmen, sofern sie es sich leisten konnten. Schätzungen zufolge gibt es in Syrien nur noch 20.000 Ärzt*innen.

Der jüngste Choleraausbruch und die Auswirkungen der Erdbeben üben zusätzlichen Druck auf die überlasteten öffentlichen Gesundheitsdienste und die Gesundheitsversorgung im Land aus. Es wird erwartet, dass sich der Zugang zu grundlegenden Gesundheits- und Ernährungsdiensten im Jahr 2023 weiter verschlechtern wird.


"Wir müssen auf die Bedarfe der Kinder reagieren, egal wo sie in Syrien leben, und die Systeme unterstützen, die die dringend benötigten Dienstleistungen für Kinder gewährleisten", sagte Adele Khodr. In ganz Syrien setzt sich UNICEF dafür ein, Mangelernährung bei Kindern frühzeitig zu erkennen, und arbeitet mit Partnern zusammen, um lebensrettende Behandlungen für schwer akut mangelernährte Kinder bereitzustellen und weiter auszubauen.


Zur Prävention von Mangelernährung werden Mikronährstoffergänzungen, eine regelmäßige Überprüfung der Entwicklung der Kinder sowie Unterstützung beim Stillen und altersgerechter Beikost angeboten. UNICEF stellt zudem wichtige Gesundheitsdienste und -materialien sowie Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen bereit.


Schon vor den Erdbeben war der UNICEF-Nothilfeaufruf für die Kinder in Syrien deutlich unterfinanziert, da nur ein Bruchteil der 328,5 Millionen US-Dollar zugesichert war. Mit der zusätzlichen Belastung durch die verheerende Naturkatastrophe ist der Bedarf an Hilfe noch dringlicher geworden. 172,7 Millionen US-Dollar werden benötigt, um 5,4 Millionen Menschen (darunter 2,6 Millionen Kinder), die von dem Erdbeben betroffen sind, lebensrettende Unterstützung zukommen zu lassen.


Erdbeben: UNICEF und WHO starten Cholera-Impfkampagne im Nordwesten Syriens 

Im letzten halben Jahr wurden in Idlib und Aleppo mehr als 50.000 Cholera-Verdachtsfälle gemeldet.

Ein Junge wird gegen Cholera geimpft. UNICEF führt bereits seit dem Ausbruch der Cholera im September 2022 Impfungen in Syrien durch. © UNICEF/UN0755743/Nader

Kairo(Amman/Köln/Duisburg, 8. März 2023 - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF führen in den Erdbebengebieten im Nordwesten Syriens in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden, der Syria Immunization Group (SIG) und der Global Alliance for Vaccines (GAVI) eine Impfkampagne gegen Cholera durch. Im Rahmen der Kampagne werden 1,7 Millionen Dosen Cholera-Impfstoff eingesetzt. Sie sollen betroffene Kinder und ihre Familien schützen - insbesondere in den am stärksten vom Erdbeben betroffenen Gebieten.

Hier ist die Gefahr, sich mit Cholera zu infizieren aufgrund von fehlendem Zugang zu sauberem Wasser und der Enge in Notunterkünften besonders hoch. Dazu zählen die Bezirke Sarmada, Maaret Tamsrin, Dana und Atmeh in Idlib und der Bezirk A'zaz im Norden Aleppos. Rund 1400 Teams aus Gesundheitsfachkräften und freiwilligen Helfer*innen werden die zehntägige Kampagne durchführen und von Haus zu Haus gehen, um Familien zu impfen. Auch obdachlose Familien sollen erreicht werden, die in Zeltlagern, auf öffentlichen Märkten und in Schulen leben.  


"Die WHO warnt vor einer Zunahme von Krankheiten, die durchs Wasser übertragen werden. Eine Gefahr für die über 2,1 Millionen Syrer, die im Nordwesten des Landes durch das Erdbeben betroffen sind. Das Risiko ist nach dem verheerenden Erdbeben erheblich gestiegen, insbesondere in den überfüllten Lagern und Sammelunterkünften", sagt Dr. Richard Brennan, WHO-Regionaldirektor für Nothilfe für den östlichen Mittelmeerraum.


"Die WHO und ihre Partner müssen jetzt handeln, um weitere Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern. Da die Cholera-Impfstoffe oral verabreicht werden, muss unbedingt sichergestellt werden, dass die Zielgruppen vor Beginn des Ramadan erreicht werden, da die meisten Erwachsenen in dieser Zeit fasten werden". "Nach jahrelangen Konflikten und zwei katastrophalen Erdbeben mögen die Gefahren, die unhygienische Bedingungen und verschmutztes Wasser für Kinder darstellen, weniger gravierend erscheinen, aber wir wissen, dass die Auswirkungen katastrophal sein können", sagte Maddalena Bertolotti, stellvertretende UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika.


"Diese Impfkampagne ist von entscheidender Bedeutung, da sie Kindern und ihren Familien den dringend benötigten Schutz bringt und dazu beiträgt, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, die Millionen Menschen gefährden kann." Seit dem Ausbruch der Cholera in Syrien im September 2022 wurden in den Gouvernements Idlib und Aleppo mehr als 50 000 Verdachtsfälle gemeldet – 18 % davon aus Lagern für Binnengeflüchtete.  

In der Woche des Erdbebens gingen die gemeldeten Fälle um 63 % zurück, was auf ein Stopp der Meldungen und Berichterstattung zurückzuführen ist. Nachdem die Überprüfung wieder aufgenommen wurde, wurden 1.784 neue Fälle gemeldet. Nach dem Erdbeben ist es dringend erforderlich, die Dokumentation von Verdachtsfällen sowie die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten sicherzustellen. UNICEF leitet die Impfstoffbeschaffung, die Einhaltung der Kühlkette und die Organisation der Impfstofflieferung, um die Sicherheit der Impfstoffe sicherzustellen.

UNICEF ist ebenfalls daran beteiligt, soziale Mobilisierungsmaßnahmen für die Kampagne zu planen und durchzuführen, um bei den Familien ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig es ist, den Impfstoff zu nehmen. Die WHO leitet die operative Cholera-Bekämpfung, indem sie eine Cholera-Task-Force einrichtet und die Maßnahmen in den verschiedenen Bereichen koordiniert, darunter Überwachung und Laboratorien, Fallmanagement, Infektionsprävention und –bekämpfung und Engagement der Bevölkerung. Die verheerenden Erdbeben, die am 06. Februar die Türkei und Syrien erschütterten, haben im Nordwesten Syriens über 4540 Todesopfer und fast 9000 Verletzte gefordert.


Rund 90 000 Syrer wurden allein im Nordwesten obdachlos, viele von ihnen fanden Zuflucht in überfüllten Lagern und Sammelunterkünften. Durch die Katastrophe wurde der Zugang zu sicherem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene unterbrochen, wodurch die Bevölkerung einem erhöhten Risiko von durch Wasser übertragenen Krankheiten, einschließlich Cholera, ausgesetzt ist.
 

Mangelernährung bei Müttern steigt  in Krisenländern um 25 Prozent 

Aktueller UNICEF-Report zum Weltfrauentag am 8. März
New York/Köln/Duisburg, 7. März 2023 - Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März ruft UNICEF dringend dazu auf, die Ernährungssituation von Mädchen und Frauen zu verbessern. Ein heute weltweit veröffentlichter Report des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen zeigt, dass die Zahl werdender und stillender Mütter, die an akuter Mangelernährung leiden, in zwölf Ländern seit 2020 um 25 Prozent gestiegen ist. In diesen Ländern, die am stärksten von der globalen Nahrungsmittel- und Ernährungskrise betroffen sind, sind 6,9 Millionen der Frauen und Mädchen im Jugendalter akut mangelernährt – 2020 waren es noch 5,5 Millionen.

© UNICEF/UN0791792/Mojtba Moawia Mahmoud

Afghanistan, Burkina Faso, Tschad, Äthiopien, Kenia, Mali, Niger, Nigeria, Somalia, Südsudan, Sudan und Jemen bilden das Epizentrum einer globalen Ernährungskrise, die durch den Krieg in der Ukraine sowie durch anhaltende Dürren, Konflikte und Instabilität in einigen Ländern weiter verschärft wurde. Der UNICEF-Bericht „Unterernährt und übersehen: Die globale Ernährungskrise von heranwachsenden Mädchen und Frauen“ warnt, dass sich die Ernährungssituation für heranwachsende Mädchen und Frauen aufgrund der multiplen Krisen sowie der anhaltenden Geschlechterungleichheit weiter verschlechtert.

Bereits in den vergangenen beiden Jahrzehnten gab es nur wenige Fortschritte in diesem Bereich. "Wegen der weltweiten Hungerkrise stürzen Millionen Mütter und Kinder in Hunger und schwere Mangelernährung", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. "Wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht gegensteuert, könnten die Folgen über Generationen hinweg andauern."


Dem Bericht zufolge leiden mehr als eine Milliarde heranwachsender Mädchen und Frauen an Unterernährung (einschließlich Untergewicht und Wachstumsverzögerungen), fehlenden Mikronährstoffen sowie Anämie. Dies hat verheerende Folgen für ihre Gesundheit und ihr Leben. Wenn Mädchen und Frauen unzureichend ernährt sind, hat dies weitreichende Konsequenzen. Ihr Immunsystem wird geschwächt und ihre kognitive Entwicklung beeinträchtigt. Sie sind einem erhöhten Risiko lebensbedrohlicher Komplikationen ausgesetzt, beispielsweise während der Schwangerschaft und bei der Geburt.

Dies kann gefährliche und irreversible Folgen für das Überleben, das Wachstum sowie die Lernchancen und das spätere Einkommen ihrer Kinder haben. Weltweit leiden 51 Millionen Kinder unter zwei Jahren an Wachstumsverzögerungen, d.h. sie sind aufgrund von Mangelernährung zu klein für ihr Alter. Während der Schwangerschaft und in den ersten sechs Lebensmonaten hängen Kinder vollständig von der Ernährung ihrer Mütter ab. Gerade dieser Zeitraum ist entscheidend für die weitere Entwicklung von Kindern. 

"Um Unterernährung bei Kindern zu verhindern, müssen wir auch etwas gegen die Mangelernährung von heranwachsenden Mädchen und Frauen tun", sagte Russell. Heranwachsende Mädchen und Frauen in Südasien und Sub-Sahara Afrika sind am stärksten von der Ernährungskrise betroffen: zwei von drei heranwachsenden Mädchen und Frauen weltweit leiden dort an Untergewicht, drei von fünf an Anämie. Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen und Frauen aus den ärmsten Familien untergewichtig sind, doppelt so hoch wie bei denjenigen aus den wohlhabendsten Familien.

Laut dem Bericht beeinträchtigen globale Krisen den Zugang von Frauen zu nahrhaften Lebensmitteln unverhältnismäßig. Im Jahr 2021 waren 126 Millionen mehr Frauen als Männer von Ernährungsunsicherheit betroffen – 2019 waren es noch 49 Millionen. Damit hat sich die geschlechtsspezifische Kluft im Hinblick auf die Ernährungsunsicherheit mehr als verdoppelt. UNICEF verstärkt seine Bemühungen in den am stärksten betroffenen Ländern, um schwerer Mangelernährung von Kindern und Frauen vorzubeugen sowie sie frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln. Der aktuelle Bericht ruft dazu auf, die Ernährungs-, Gesundheits- und sozialen Schutzsysteme für heranwachsende Mädchen und Frauen umzugestalten.

Dazu gehört es:
Den Zugang von Mädchen und Frauen zu nahrhafter, sicherer und erschwinglicher Nahrung zu priorisieren und sie durch Werbebeschränkungen, durch leicht verständliche Label und durch Steuern vor hoch verarbeiteten Lebensmitteln zu schützen.


Rechtlich verbindliche Maßnahmen zu vereinbaren, um Lebensmittel wie Mehl, Speiseöl und Salz mit Nährstoffen anzureichern und somit Mikronährstoffmangel und Anämie bei Mädchen und Frauen zu verringern.


Sicherzustellen, dass heranwachsende Mädchen und Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen freien Zugang zu grundlegenden Ernährungsdiensten haben, sowohl vor und während der Schwangerschaft und der Stillzeit. Dazu gehört auch ein besserer Zugang zu Mikronährstoffen während der Schwangerschaft.


Soziale Schutzprogramme für die am stärksten gefährdeten Mädchen und Frauen auszuweiten, einschließlich von Bargeldhilfen und Gutscheinen, um ihren Zugang zu einer nahrhaften und ausgewogenen Ernährung zu verbessern.

Die Beendigung geschlechtsdiskriminierender und sozialer Normen – wie Kinderheirat und die ungleiche Verteilung von Nahrung, Haushaltsressourcen, Einkommen und Hausarbeit – zu beschleunigen.

„Wenn Mädchen und Frauen keinen Zugang zu ausgewogener Ernährung haben, verschärft dies die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern weiter", sagte Russell. "Ihre Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten verringern sich. Das Risiko lebensbedrohlicher Komplikationen, auch während der Schwangerschaft und bei der Geburt, steigt, und die Wahrscheinlichkeit, ein unterernährtes Kind zur Welt zu bringen, nimmt zu. Wir wissen, was nötig ist, um lebensrettende Ernährungsdienste für die Frauen und Kinder bereitzustellen, die sie am dringendsten benötigen. Dazu braucht es politischen Willen und die nötigen Ressourcen. Wir dürfen keine Zeit verlieren."  

Vier Wochen nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien UNICEF:
Krankheiten durch schmutziges Wasser Gefahr Nr. 1 für Kinder


Verteilung von Hygienepaketen an obdachlose Familien in A´zaz in Nordwestsyrien am 1.3.2023
Foto: UNICEF/Joe English

Köln/Duisburg, 3. März 2023 - Knapp vier Wochen nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien sind in den betroffenen Gebieten laut UNICEF mehrere Millionen Kinder akut von Krankheiten und Kälte bedroht. Insbesondere verschmutztes Wasser und unzureichende Hygiene in überfüllten Notunterkünften können zu lebensgefährlichen Durchfallerkrankungen führen. Nach zwölf Jahren Bürgerkrieg sind die Kinder in Syrien laut UNICEF einer verheerenden Kombination von Gefahren ausgesetzt und brauchen langfristige Hilfe.

Vier Wochen nach der Katastrophe verstärkt UNICEF die Hilfe zur Grundversorgung von 4,9 Millionen Kindern auf beiden Seiten der Grenze weiter. Angesichts des enormen Ausmaßes der Zerstörungen an Wohngebäuden und kritischer Infrastruktur muss alles getan werden, um eine weitere Tragödie durch Krankheiten und Kälte zu verhindern.


„In Syrien hat das Erdbeben Tod und Zerstörung über eine durch zwölf Jahre Krieg traumatisierte Generation von Kindern gebracht. Zusammen mit seinen Partnern leistet UNICEF jetzt akute Nothilfe. Aber wir müssen diesen Kindern und ihren Familien auch langfristig beistehen“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „UNICEF ruft zusammen mit den Vereinten Nationen mit Nachdruck dazu auf, den Zugang zu den Hilfebedürftigen überall zuverlässig sicherzustellen. Schon vor dem Beben waren 70 Prozent der Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen.“

Eine erste Bestandaufnahme ergab starke Schäden an der kritischen Wasserinfrastruktur in den syrischen Provinzen Lattakia, Idlib, Hama und Aleppo. Zahlreiche Wasserwerke, Wassertürme, Leitungen und Reservoirs wurden beschädigt oder zerstört. Wo noch Wasser fließt, ist dieses zum Teil verschmutzt, weil die Klärwerke nicht mehr richtig funktionieren. Im Nordwesten Syriens war die Cholera bereits vor dem Beben verbreitet. Seit letztem Jahr wurden dort 50.000 Cholera-Verdachtsfälle registriert, fast die Hälfte davon Kinder.

Als Reaktion organisiert UNICEF im syrischen Erdbebengebiet aktuell die Wasserversorgung für hunderttausende Menschen in Notunterkünften, zum Teil mit Tankwagen. Weiter werden Kanister, Hygieneartikel sowie Tabletten und weitere Materialien zur Wasserreinigung zur Verfügung gestellt und der Ernährungszustand der Kinder laufend überwacht. Bislang wurden hierdurch 400.000 Menschen erreicht.

Nach der Öffnung zusätzlicher Grenzübergänge von der Türkei in die nicht von der Regierung kontrollierten Gebiete in Syrien haben die Vereinten Nationen seit dem 9. Februar 523 Lastwagentransporte dorthin geschickt. UNICEF hat Hilfsgüter für die humanitäre Versorgung von 1,8 Millionen Menschen nach Nordwestsyrien gebracht. In der Türkei, wo über eine Million Menschen in Notunterkünften leben, unterstützt UNICEF die Behörden bei der Versorgung der Kinder mit warmer Kleidung und Hygieneartikeln.

Bislang wurden 285.000 Menschen erreicht, darunter 148.000 Kinder. UNICEF beschafft auch Impfstoffe gegen Tetanus, Diphtherie, Tollwut, Masern, Mumps und Röteln sowie technisches Gerät und Materialien für die notwendige Kühlkette. Weiter wird der Aufbau mobiler Teams zur psychosozialen Hilfe vorangetrieben.

Jedes Kind braucht eine Zukunft!

Deutsches Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland geben Motto zum Weltkindertag 2023 bekannt

Weltkindertag 2022: UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk setzten mit einer gemeinsamen Aktion vor dem Reichstag zusammen mit Kindern und Jugendlichen ein Zeichen für Kinderrechte. © UNICEF/Zimmermann


Köln/Duisburg, den 21. Februar 2023 - Der diesjährige Weltkindertag am 20. September steht unter dem Motto „Jedes Kind braucht eine Zukunft!“. UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk fordern mit diesem Motto ein stärkeres politisches Engagement für eine gerechte und lebenswerte Zukunft junger Menschen. Zur Halbzeit bei der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung appellieren die beiden Organisationen, das globale Versprechen einzuhalten, kein Kind zurückzulassen.

Das Erreichen der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele („Sustainable Development Goals“, SDGs) ist in Gefahr – und damit auch die Verwirklichung der Kinderrechte, denn jedes der in der Agenda 2030 verankerten Ziele hat eine zentrale Bedeutung für Kinder und ihr Wohl. Bereits vor der COVID-19-Pandemie zeichnete sich ab, dass die bisherigen Fortschritte nicht ausreichen, um die Agenda 2030 zu verwirklichen. Die Folgen von Konflikten – insbesondere die gravierenden Auswirkungen des Ukraine-Krieges –, von Klimawandel, Pandemie sowie der Wirtschafts- und Energiekrise gefährden das Erreichen der SDGs nun zusätzlich und bedrohen die Entwicklungschancen zahlreicher Kinder und Jugendlicher weltweit und in Deutschland. 

„Wie weit die Welt bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele bisher gekommen ist, lässt sich daran ablesen, wie es Kindern heute geht. Mehr Kinder als je zuvor leiden an Hunger oder wachsen in Armut auf. Gleichzeitig haben weniger junge Menschen Zugang zu guter Bildung oder medizinischer Versorgung. Die Zeit drängt. Wir müssen jetzt deutlich mehr Anstrengungen und Investitionen in ihre Bildung, Entwicklung und ihren Schutz geben – in Deutschland und jeder Region der Erde“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. 


„Als Kinderrechtsorganisation müssen wir insbesondere in der politischen Debatte in Deutschland eine geradezu sträfliche Vernachlässigung der Belange junger Menschen wahrnehmen. Kinderinteressen werden systematisch ausgeblendet, obwohl sie als ein vorrangiger Gesichtspunkt ins Zentrum politischen Handelns gehören. Dafür braucht es dringend die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz, eine aktive Politik zur Überwindung der Kinderarmut in Deutschland sowie eine deutliche Stärkung der demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen“, sagt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Zum Weltkindertag am 20. September 2023 werden bundesweit zahlreiche Initiativen mit lokalen Demonstrationen, Festen und anderen Veranstaltungen auf die Situation der Kinder und ihre Zukunft aufmerksam machen. Parallel zum Weltkindertag ziehen die Vereinten Nationen am 19. und 20. September 2023 beim zweiten SDG-Gipfel in New York eine Halbzeitbilanz der bisherigen Umsetzung der Agenda 2030. Dabei wird es auch darum gehen, wie die Umsetzung der SDGs in der zweiten Halbzeit beschleunigt werden kann. 


UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk ermutigen die Bundesregierung, sich weiter für die Umsetzung der SDGs stark zu machen. Aus Sicht der Organisationen muss die Politik Kinder sowie ihre Rechte dabei mehr als bisher in den Mittelpunkt stellen und vor allem Mädchen und Jungen stärken, die strukturell benachteiligt sind, wie Kinder in ärmeren Haushalten, geflüchtete und migrierte Kinder oder auch Kinder mit Behinderung.

Einen wichtigen Beitrag dazu können unter anderem die Einführung der geplanten Kindergrundsicherung, der Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ und die Umsetzung der feministischen Entwicklungs- und Außenpolitik leisten. Um langfristig stabile und zukunftsfähige Gesellschaften zu entwickeln, sollten zudem alle Kinder von klein auf beteiligt und darin bestärkt werden, ihre Meinung zu Gehör zu bringen.  

 

UNICEF: Kommunen entlasten, damit geflüchtete Kinder Schutz erhalten

Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender UNICEF  zum Flüchtlingsgipfel im Bundesinnenministerium


Köln/Berlin/Duisburg, 16. Februar 2023 - „Bei der Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten in Deutschland geraten die Kommunen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Die Lage ist ohne Zweifel für alle Beteiligten herausfordernd. Geflüchtete Kinder und Jugendliche, die in Deutschland Schutz vor Kriegen, Konflikten oder anderen Krisen suchen, haben besonders darunter zu leiden.

Mit Sorge beobachten wir, dass der Mangel an angemessenem Wohnraum und geschulten Betreuerinnen und Betreuern dazu führt, dass geflüchtete Kinder mit ihren Familien über längere Zeiträume in Einrichtungen leben müssen, die nicht kindgerecht und sicher sind. Dies betrifft zunehmend auch unbegleitete geflüchtete Kinder, da einige Bundesländer bereits im letzten Jahr Standards bei ihrer Unterbringung und Versorgung abgesenkt haben. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass geflüchtete Kinder nicht ausreichend geschützt und Opfer von Gewalt werden können. 

Unter keinen Umständen darf der erhöhte Unterbringungsbedarf dazu führen, dass das Wohl von Kindern und Jugendlichen gefährdet wird. Wir appellieren deshalb an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des heutigen Spitzentreffens, gemeinsam Lösungen im Sinne schutzbedürftiger Kinder zu erarbeiten, die die Städte und Gemeinden entlasten. 

Gerade in der aktuellen Situation müssen sowohl in bestehenden als auch in neuen Einrichtungen kinderrechtliche Standards zum Schutz von Mädchen und Jungen eingehalten werden, um sie von Anfang an vor Gewalt oder Missbrauch zu schützen. In allen Unterkünften muss es kinderfreundliche Orte geben, in denen die Kinder spielen und lernen können und geschulte Ansprechpersonen haben. Es sind ausreichend Mittel für Personal bereitzustellen, das unter anderem zu Kinderschutz und psychologischer erster Hilfe geschult ist. Abweichungen von Standards bei der Aufnahme von unbegleiteten geflüchteten Kindern und Jugendlichen müssen zeitlich strikt begrenzt werden und dürfen nicht zur Regel werden.“ 

 

Kindheit unter Beschuss: 365 Tage Aufwachsen im Ausnahmezustand 

Gewalt, Vertreibung, traumatische Erfahrungen und fehlende Bildung gefährden eine ganze Generation ukrainischer Kinder

Berlin/Köln/Duisburg, den 15. Februar 2023 - Laut UNICEF zahlen Kinder für den Krieg in der Ukraine den höchsten Preis. Durch die schweren Angriffe auf die zivile Infrastruktur im ganzen Land, massive Kämpfe und den harten Winter hat sich die Not der Mädchen und Jungen in den vergangenen Monaten nochmals verschärft. Bombardierungen, Gewalt und Angst, zerstörte Schulen und Vertreibung prägen ihren Alltag. Der Krieg beraubt sie ihrer Stabilität und Sicherheit und zerstört ihre Kindheit. UNICEF ruft zu weiterer Unterstützung für die Kinder und jungen Menschen auf. Der Krieg darf ihnen nicht ihre Zukunftschancen nehmen.

„Seit fast 365 Tagen leben Kinder und Jugendliche in der Ukraine im permanenten Ausnahmezustand. Jeden Abend gehen sie in der Angst zu Bett, dass Raketen ihr Zuhause treffen. Viele Kinder haben Angehörige oder Freunde verloren, haben schreckliche Angriffe miterlebt, mussten fliehen und in einer fremden Umgebung Fuß fassen“, sagte Murat Sahin, Leiter von UNICEF Ukraine.

„Die Kinder und jungen Menschen dürfen nicht einem weiteren Jahr ihrer Kindheit beraubt werden. Sie benötigen weiter unsere Unterstützung. Mehr als alles andere brauchen sie endlich Frieden.“ Zwischen Februar 2022 und Januar 2023 wurden in der Ukraine mindestens 438 Kinder durch Kriegshandlungen getötet und 842 verletzt. Mehr als 2.300 Bildungseinrichtungen und mehr als 1.000 Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört. Dies sind lediglich die verifizierten Fälle. Überall finden sich Blindgänger und Landminen und bringen Kinder weiter in Gefahr. 

Innerhalb des Landes sind rund 3,3 Millionen Kinder und Jugendliche auf humanitäre Unterstützung angewiesen. Durch die Angriffe auf die Stromversorgung haben schätzungsweise 16 Millionen Menschen zeitweise keinen sicheren Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen. Die fortdauernden Angriffe haben zudem für mehr als fünf Millionen Kinder zu großen Beeinträchtigungen beim Lernen geführt. Der Online-Unterricht – für rund zwei Millionen Kinder die einzige Möglichkeit, um weiter zu lernen – ist häufig kaum möglich. Jeden Tag, den der Krieg weitergeht, wächst auch die psychische Belastung der Kinder.

UNICEF schätzt mit aller Vorsicht, dass etwa 1,5 Millionen Kinder in der Ukraine ein hohes Risiko haben, an Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen zu erkranken. Gleichzeitig haben viele Familien ihre Lebensgrundlagen verloren und sind in Armut gestürzt. Für die 5,9 Millionen Menschen, die innerhalb des Landes vertrieben wurden, darunter viele Kinder, ist die Situation besonders schwierig. 

365 Tage Hoffnung
„Wir dürfen nicht zulassen, dass die Kinder und jungen Menschen in der Ukraine zu einer verlorenen Generation werden“, sagte Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Trotz des grausamen Krieges zeigen sie eine unglaubliche Kraft. Sie versuchen weiter zu lernen, selbst im Winter, ohne Heizung und mit nur wenig Strom. Und sie unterstützen sich gegenseitig.

UNICEF setzt alles daran, die Grundversorgung der Kinder sicherzustellen. Die Menschen in Deutschland und die Bundesregierung unterstützen diese Hilfe mit großer Solidarität. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Die sechzehnjährige Mariia, die zwei Wochen nach Kriegsbeginn aus Charkiw ins Landesinnere geflohen ist, sagt nach fast 365 Tagen Krieg: "Der Krieg hat mir gezeigt, wie unvorhersehbar das Leben ist. Aber solange ich da bin, werde ich immer an einen Sinn hinter allem glauben."


UNICEF-Hilfe in der Ukraine im Jahr 2022
UNICEF arbeitet seit vielen Jahren in der Ukraine. Nach dem 24. Februar 2022 konnte UNICEF die humanitäre Hilfe gemeinsam mit einem großen Netzwerk von Partnern stark ausweiten und die Grundversorgung der Kinder stabilisieren, beispielsweise in den Bereichen Gesundheit, Wasserversorgung und Bildung.


Spenden aus Deutschland in Höhe von insgesamt 103 Mio. Euro haben zu dieser schnellen Hilfe maßgeblich beigetragen. Beispiele der UNICEF-Hilfe in der Ukraine:

Rund fünf Millionen Menschen haben Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten in von UNICEF-unterstützten Gesundheitseinrichtungen und über mobile Teams erhalten;
Rund drei Millionen Kinder und Betreuer*innen wurden mit psychosozialer Unterstützung erreicht u.a. in sogenannten „Spilno“-Kinderzentren und durch mobile Teams;

Rund 4,6 Millionen Menschen haben Zugang zu sauberem Wasser erhalten; 

Mehr als 1,4 Millionen Kindern haben Zugang zu formellen oder informellen Bildungsangeboten erhalten;
Mehr als 309.100 besonders schutzbedürftige Familien erhielten Bargeldhilfen;
500.000 Kinder und Betreuende wurden mit Winterkleidung ausgestattet. In diesem Jahr benötigt UNICEF 1,1 Milliarden US-Dollar, um Kinder aus der Ukraine zu unterstützen.


 

Kindheit unter Beschuss: 365 Tage Aufwachsen im Ausnahmezustand 


© UNICEF/UN0695294/Filippov

Erdbeben Türkei/Syrien: UNICEF hilft den Kindern im Erdbebengebiet

Spendenkonto: UNICEF  Bank für Sozialwirtschaft Köln
IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00 BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Erdbeben Türkei/Syrien
 

© UNICEF/UN0777983/al Sayed/AFP

Genf/Köln/Duisburg, den 7. Februar 2023 - “Das stärkste Erdbeben in der Region in fast 100 Jahren kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für viele besonders verletzliche Kinder. Tausende Häuser wurden zerstört, wodurch Familien obdachlos wurden und nun den Elementen ausgesetzt wurden – dies zu einer Jahreszeit, in der die Temperaturen regelmäßig unter den Gefrierpunkt fallen und Schnee und Eisregen an der Tagesordnung sind.

Vertriebene Familien im Nordwesten Syriens und syrische Flüchtlingsfamilien, die in der Türkei in informellen Siedlungen leben, gehören zu den am stärksten gefährdeten Menschen, da die Temperaturen in der Nacht weiterhin unter den Gefrierpunkt sinken. 

Im Nordwesten Syriens herrschte bereits vor den Erdbeben eine akute Notsituation. Familien haben mit einem anhaltenden Choleraausbruch und starken Regen- und Schneefällen zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht des seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden Konflikts ist dieses Erdbeben schier unerträglich.  

Wir haben zwar noch keine verifizierten Zahlen, aber wir wissen, dass zahlreiche Schulen, Krankenhäuser und andere medizinische und pädagogische Einrichtungen durch die Beben beschädigt oder zerstört wurden – mit gravierenden Auswirkungen für Kinder.  

UNICEF-Hilfe nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien
In Syrien liegt der unmittelbare Schwerpunkt der UNICEF-Arbeit darauf sicherzustellen, dass betroffene Kinder und Familien Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen haben – dies ist entscheidend, um durch Wasser übertragbare Krankheiten zu verhindern. 

Im Bereich Kinderschutz liegt unser Fokus darauf, Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden oder unbegleitet sind zu identifizieren und sie mit ihren Familien zusammenzuführen. 

Auch die psychologische Erstversorgung von Kindern ist jetzt besonders wichtig. Die Schulen in der Türkei und in Teilen Syriens wurden für die nächste Woche geschlossen, viele dienen vorübergehend als Unterkünfte für betroffene und Kinder und Familien. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Kinder so schnell wie möglich wieder in ihre Klassenzimmer zurückkehren können, sobald diese sicher genug sind, um den Kindern inmitten des Chaos ein wenig Normalität und Halt zu geben. 

Im Hinblick auf die medizinische Versorgung gibt es in Damaskus nur wenige medizinische Hilfsgüter und Trauma-Kits. UNICEF versucht, unmittelbare Lücken bei allen Hilfsgütern (einschließlich medizinischer Hilfsgüter) über unsere nächstgelegenen Lagerhäuser im Libanon und in Jordanien zu schließen. Wir haben bereits Hilfsgüter für Operationssäle sowie hochproteinreiche Kekse beschafft.

Binnenvertriebene Menschen in Syrien benötigen dringend Nahrungsmittel und Zugang zu medizinischer Hilfe, insbesondere Kinder unter zwei Jahren und Schwangere, damit sich ihr Ernährungszustand nicht verschlechtert. UNICEF koordiniert seine Maßnahmen im Ernährungsbereich mit weiteren UN-Organisationen und -Partnern, mobilisiert lebenswichtige Nahrungsmittellieferungen aus der gesamten Region und stellt mit Hilfe von mobilen Teams wichtige Gesundheits- und Ernährungsdienste zur Verfügung.  

In der Türkei konzentriert sich die internationale Hilfe derzeit auf Such- und Rettungsmaßnahmen. UNICEF stimmt sich mit der Regierung und der Leitung der Behörden für Katastrophen- und Notfallmanagement über den sich abzeichnenden Bedarf im Zusammenhang mit den allgemeinen humanitären Maßnahmen ab. Unsere Unterstützung wird Hygienesets, Decken und Winterkleidung umfassen.“

 

Erdbeben Türkei/Syrien: UNICEF ruft dringend zu Spenden auf

Spendenkonto: UNICEF  Bank für Sozialwirtschaft Köln
IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00 BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Erdbeben Türkei/Syrien


© UNICEF/UN0777947/AFP

Köln/Duisburg, den 6. Februar 2023 - UNICEF ruft dringend zu Spenden nach dem tödlichen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet auf. Berichte über dramatisch steigende Opferzahlen nach dem schweren Beben in der Nacht zum heutigen Montag lassen das Schlimmste befürchten. Weil sich die Menschen in der Nacht in ihren Häusern aufhielten, waren sie besonders durch einstürzende Gebäudeteile gefährdet.

Die Naturkatastrophe trifft insbesondere auf der syrischen Seite Millionen Menschen, die nach zwölf Jahren Bürgerkrieg ausgezehrt sind und häufig alles verloren haben. Die Schockwellen des Bebens der Stärke 7,6 trafen heute Nacht mehrere syrische Städte – darunter Aleppo, Idlib, Homs, Hamah und Lattakia. Mehrere Nachbeben sowie Kälte und Schnee erschweren die Situation zusätzlich und bedrohen besonders die Kinder.

Zusammen mit seinen Partnern untersucht UNICEF das Ausmaß der Schäden sowie den Bedarf der Hilfe und unterstützt erste Hilfsmaßnahmen in Syrien. Partner berichten von schweren Zerstörungen an Schulen, Gesundheitseinrichtungen sowie Wasserleitungen und Wassertanks.

UNICEF organisiert Hilfe für die Familien in Syrien sowohl aus dem Land selbst sowie grenzüberschreitend von der Türkei aus.

 

Kinder und Jugendliche dürfen nicht unter Einsparungen leiden!
Aufruf von 29 Stadtoberhäuptern Kinderfreundlicher Kommunen

Berlin/Duisburg, den 1. Februar 2023 - 29 Stadtoberhäupter aus ganz Deutschland warnen angesichts des Drucks auf die kommunalen Haushalte vor den negativen Folgen möglicher Einsparungen auf Kinder und Jugendliche insbesondere bei nicht ausreichend gesetzlich abgesicherten Leistungen.

Dazu zählten beispielsweise Beratungsstellen, Jugendclubs oder Bibliotheken. Solche sozialen und kulturellen Angebote seien insbesondere für benachteiligte Kinder Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe und einem gleichberechtigten Aufwachsen.


In einem gemeinsamen Appell rufen die (Ober-)Bürgermeisterinnen und (Ober-)Bürgermeister gemeinsam dazu auf, die Kinderrechte trotz Inflation und Energiekrise jederzeit zu gewährleisten. Die Unterzeichnenden vertreten Kommunen, die sich das Ziel gesetzt haben, den Kinderrechten auf allen Ebenen Nachdruck zu verleihen. Sie weisen darauf hin, dass bereits während der Corona-Pandemie die spezifischen Interessen von Kindern und Jugendlichen wenig berücksichtigt wurden: „Kinder und Jugendliche mussten deutlich weiterreichende Einschnitte in ihre Rechte und ihre Lebenswelt hinnehmen als die Mehrheit der Erwachsenen.

Familien waren durch die Schließungen der Schulen, Kitas sowie Angebote der Kinder- und Jugendhilfe auf sich allein gestellt und teilweise sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Das betraf insbesondere ärmere Familien. Neben der aktuellen finanziellen Notlage für viele Familien beobachten wir, dass Kinder und Jugendlichen auch heute noch unter den Folgen dieser Maßnahmen leiden.“


Die Stadtoberhäupter appellieren an Bund und Länder die Pflicht aller politischen Ebenen zur Umsetzung der Kinderrechte durch deren Aufnahme ins Grundgesetz klarzustellen. 

Kommunen müssen unterstützt werden auch in schwierigen Zeiten die Umsetzung der Kinderrechte und die Berücksichtigung des Kindeswohls zu gewährleisten. Insbesondere die für Kinder wichtigen sogenannten „freiwilligen Leistungen“ müssen verbindlich geregelt werden.


Schließlich muss eine bedarfsgerechte Kindergrundsicherung schnell vorangebracht und das Existenzminimum für Familien neu berechneten werden.

Den Aufruf unterstützen die Oberbürgermeister_innen und Bürgermeister_innen von Algermissen, Bad Pyrmont, Beeskow, Berlin-Marzahn-Hellersdorf und -Pankow, Bernau, Brühl, Eltville, Hanau, Harsum, Hemmoor, Hohenhameln, Köln, Landshut, Maintal, Nauen, Nordhausen, Oestrich-Winkel, Papenburg, Puchheim, Regensburg, Remchingen, Senftenberg, Taunusstein, Weilerswist, Witzenhausen, Wolfsburg und Zeven. 

Diese Städte und Gemeinden sind Teil des Programms
„Kinderfreundliche Kommunen“, das von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk getragen wird. Dieses wurde 2012 in Deutschland ins Leben gerufen und basiert auf den internationalen Erfahrungen aus der Child Friendly Cities Initiative (CFCI). Diese setzt sich seit 1996 international dafür ein, die Kinderrechte auf kommunaler Ebene zu verwirklichen. In Deutschland haben sich bereits fast 50 Kommunen der Initiative angeschlossen. Die Initiative wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

 

Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärken

UNICEF-Neujahrsgespräch in Schloss Bellevue rückt Aufwachsen in Krisenzeiten in den Mittelpunkt

© UNICEF/UN0755480/Kanaplev


Köln/Berlin/Duisburg, 26. Januar 2023 - Die seelischen Belastungen, denen Mädchen und Jungen in unserer durch Krisen geprägten Zeit ausgesetzt sind, werden laut UNICEF bislang zu wenig beachtet. Gleichzeitig finden junge Menschen mit psychischen Problemen nach wie vor nicht genügend Unterstützung.

Beim traditionellen Neujahrsgespräch in Schloss Bellevue „Aufwachsen in Krisenzeiten – Wie können wir Kinder und Jugendliche stärken?“ ruft UNICEF Deutschland dazu auf, die Sorgen und Ängste von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen und ihre mentale Gesundheit zu stärken.


„Aus vielen Gesprächen mit jungen Menschen hier in Deutschland weiß ich, wie klar Kinder und Jugendliche die Probleme der Gegenwart sehen. Viele von ihnen sind durch die Vielzahl der Krisen verunsichert und fragen sich, was das für ihren zukünftigen Lebensweg bedeutet“, erklärte Gastgeberin und UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender.

„Für manche kann dies eine starke psychische Belastung sein. Junge Menschen brauchen all unsere Unterstützung, damit sie den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sind. Dazu gehört auch, mehr für ihre psychische Gesundheit zu tun und dem psychischen Leid von Kindern und Jugendlichen endlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“

Für die Lebensqualität und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen spielen Zuversicht und eine stabile mentale Gesundheit eine entscheidende Rolle. Der Umgang und die Erziehung in der Familie, Erfahrungen im privaten Umfeld oder in der Schule, Belastungen durch Gewalt oder Missbrauch haben jedoch maßgeblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden junger Menschen – ebenso wie das Erleben globaler Krisen. 

Aktuelle Krisen hinterlassen Spuren in der Psyche von Kindern und Jugendlichen
Wichtige Hinweise darauf, welche Auswirkungen die aktuellen Umbrüche auf die Psyche der Heranwachsenden in Deutschland haben, gibt zum Beispiel die sogenannten COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. 

- Danach zeigten fast 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland schon vor der Covid-19-Pandemie psychische Auffälligkeiten, etwa 15 Prozent von ihnen hatten Angstsymptome und zehn Prozent depressive Symptome. 

- Etwa ein Jahr nach Beginn der Pandemie litt fast jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten. Auch Angstsymptome und psychosomatische Beschwerden waren verstärkt zu beobachten. 

- Bis Herbst 2022 ging der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten oder Angstsymptomen zwar wieder zurück, doch noch immer zeigte jedes vierte Kind psychische Auffälligkeiten.


- Gleichzeitig traten im vergangenen Jahr neue Krisen in den Vordergrund: Etwa die Hälfte der Kinder und Jugendlichen äußerten im Herbst 2022 Ängste und Zukunftssorgen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, der Inflation sowie der Energie- und Klimakrise.  

Mehr Anstrengungen nötig, um die mentale Gesundheit junger Menschen zu stärken
„Kaum lässt der Druck nach, den die Corona-Pandemie besonders auf Kinder ausübte, lösen die aktuellen Krisen neue Ängste bei ihnen aus“, so Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender von UNICEF Deutschland. „Es ist besorgniserregend, wenn ein beträchtlicher Teil der Mädchen und Jungen in unserem Land sagt, dass sie unter psychischen Belastungen leiden. Denn das hat oft Auswirkungen auf ihre gesamte Entwicklung. Die psychische Gesundheit junger Menschen zu fördern, ist keine Option, sondern ein Muss. Es ist ein notwendiger Beitrag für ihr Wohlbefinden, ihre Leistungsfähigkeit und ihre Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft.“

Nach Einschätzung von UNICEF muss der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen weltweit, aber auch in Deutschland, deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn ungeachtet der großen Zahl Betroffener ist mentale Gesundheit für viele Menschen noch immer ein Tabu-Thema und der gesellschaftliche Umgang mit psychischer Gesundheit und Erkrankungen von Missverständnissen und Stigmata geprägt. 

Zudem besteht trotz einiger Fortschritte in den vergangenen Jahren in Deutschland weiterhin eine Lücke zwischen dem Bedarf an Hilfsangeboten und den für den Bereich der psychischen Gesundheit zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen. So sind die Wartezeiten bei Fachärzt*innen oder Beratungsstellen besonders in ländlichen Regionen oft lang. Hinzu kommt, dass Mädchen und Jungen, die besonders benachteiligt oder gefährdet sind, wie zum Beispiel geflüchtete Kinder, oft keine ausreichende Begleitung und Unterstützung erfahren. 

Notwendig sind laut UNICEF mehr niedrigschwellige Angebote beispielsweise in Kindergärten und Schulen, die dazu beitragen können, größeren Krisen schon früh aktiv vorzubeugen. Gleichzeitig muss das Versorgungsnetz für Kinder und Jugendliche mit psychischen Belastungen und Störungen nachhaltig ausgebaut werden.

 

UNICEF: Bildung von fünf Millionen ukrainischen Kindern in Gefahr

Kinder in der Ukraine und in Aufnahmeländern brauchen Lernmöglichkeiten / Aufruf zum Internationalen Tag der Bildung am 24. Januar

Der elfjährige Timofy in Bucha macht seine Hausaufgaben bei Kerzenlicht. Ohne elektrischen Strom ist in der Ukraine auch online-Lernen nicht möglich. (UNICEF UN0755379 Aleksey Filipow 2022)

Kiew, New York, Köln, Duisburg, 24. Januar 2023 - Der Krieg in der Ukraine hat für mehr als fünf Millionen Kindern zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Bildung geführt, warnt UNICEF anlässlich des Internationalen Tags der Bildung.  Zwei Jahre Covid-19-Pandemie hatten bereits erhebliche Lernverluste bedeutet. Im Osten des Landes leiden ukrainische Kinder seit acht Jahren unter Krieg und Gewalt. Verstärkte internationale Unterstützung ist nötig, um sicherzustellen, dass die Kinder nicht weiter zurückfallen.

"Schulen und frühkindliche Bildungseinrichtungen geben Kindern ein entscheidendes Gefühl von Struktur und Sicherheit. Verpasste Lernchancen können lebenslange Folgen haben", sagte Afshan Khan, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. „Es ist nicht möglich, die Bildung von Kindern einfach auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und darauf zurückzukommen, wenn andere Prioritäten erledigt sind, ohne die Zukunft einer ganzen Generation zu riskieren."

Der anhaltende Einsatz von Explosionswaffen –auch in bewohnten Gebieten – hat dazu geführt, dass Tausende von Schulen, Vorschulen und anderen Bildungseinrichtungen im ganzen Land beschädigt oder zerstört wurden. Gleichzeitig zögern viele Eltern und Betreuer, ihre Kinder aus Sicherheitsgründen in die Schule zu schicken.

UNICEF arbeitet eng mit der ukrainischen Regierung zusammen, damit Kinder wieder lernen können – in Klassenzimmern, wenn diese als sicher gelten, und durch Online- oder gemeindebasierte Bildungsalternativen, wenn Präsenzunterricht nicht möglich ist. Mehr als 1,9 Millionen Kinder hatten Zugang zu Online-Lernangeboten und 1,3 Millionen Kinder nahmen an einer Kombination aus Präsenz- und Online-Unterricht teil.

Stromausfälle unterbrechen Online-Unterricht
Die jüngsten Angriffe auf die Elektrizitäts- und andere Energieinfrastrukturen haben jedoch dazu geführt, dass fast alle Kinder in der Ukraine keine dauerhafte Stromversorgung mehr haben. Dies bedeutet, dass die Teilnahme am online-Unterricht unsicher und oft nicht möglich ist. Auch die Situation außerhalb der Ukraine ist besorgniserregend: Schätzungsweise zwei von drei geflüchteten Kindern nehmen derzeit nicht am Unterricht im Rahmen der Bildungssysteme der Aufnahmeländer teil.

Dazu tragen zum einen begrenzte Kapazitäten bei, aber zum anderen auch die Tatsache, dass sich viele geflüchtete Familien zu Beginn der Krise und während des Sommers für das Online-Lernangebot entschieden haben, da sie hofften, schnell nach Hause zurückkehren zu können.


Die Angriffe auf Schulen müssen enden

UNICEF fordert ein Ende der Angriffe auf Bildungseinrichtungen und andere zivile Einrichtungen, einschließlich der Energieinfrastruktur, auf die Kinder und Familien angewiesen sind. Zudem ist verstärkte Unterstützung nötig, um sicherzustellen, dass Kinder Zugang zu Lernmaterialien haben. Gleichzeitig müssen der Wiederaufbauplan der Ukraine und Anstrengungen für die Sanierung und Wiedereröffnung von Schulen und Vorschulen unterstützt werden.  

In den Aufnahmeländern fordert UNICEF, dass der Integration geflüchteter ukrainischer Kinder in die nationalen Bildungssysteme auf allen Ebenen, insbesondere in der frühkindlichen Bildung und der Grundschulbildung, Priorität eingeräumt wird. Hierzu werden qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer, Lernmaterialien und Räumlichkeiten für Präsenzunterricht benötigt.


Es ist wichtig, dass die zuständigen Behörden rechtliche und administrative Hindernisse, die den Zugang der Kinder zu formaler Bildung behindern, identifizieren und schnellstmöglich beseitigen. Geflüchtete Familien brauchen klare und leicht zugängliche Informationen. Wo der Zugang zum Bildungssystem nicht sofort gewährleistet werden kann, ruft UNICEF dazu auf, insbesondere für Kinder im Sekundarschulalter alternative Angebote zum Lernen zu schaffen.

 

Weltweite Kindersterblichkeit
Alle 4,4 Sekunden starb ein Kind oder Jugendlicher Weltweit außerdem 1,9 Millionen Totgeburten

New York/Genf/Köln/Duisburg, 10. Januar 2023 - Nach den aktuellen, heute veröffentlichten Schätzungen der Vereinten Nationen zur Kindersterblichkeit starben 2021 rund fünf Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Hinzu kommen 2,1 Millionen Todesfälle von Kindern und jungen Menschen zwischen fünf und 24 Jahren. 

© UNICEF/UN0688716/Dejongh New York/Genf/Köln, den 1

Im gleichen Zeitraum gab es 1,9 Millionen Totgeburten. Tragischerweise hätten viele dieser Todesfälle durch einen gleichberechtigten Zugang und hochwertige Gesundheitsversorgung für Mütter, Neugeborene, Kinder und Jugendliche vermieden werden können.


"Jeden Tag erleiden viel zu viele Eltern das Trauma, ihre Kinder zu verlieren, manchmal noch vor ihrem ersten Atemzug", sagte Vidhya Ganesh, UNICEF-Direktorin für Datenanalyse, Planung und Monitoring. "Solche weit verbreiteten, verhinderbaren Tragödien dürfen wir niemals als unvermeidlich akzeptieren. Fortschritte sind möglich: dafür braucht es einen stärkeren politischen Willen und gezielte Investitionen in einen gerechten Zugang zu medizinischer Grundversorgung für alle Frauen und Kinder."


Laut zwei neuer UN-Berichte, die heute veröffentlicht wurden, gibt es auch positive Entwicklungen: Die weltweite Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren ist seit Anfang des Jahrhunderts um 50 Prozent gesunken, während die Sterblichkeitsrate älterer Kinder und Jugendlicher um 36 Prozent und die Totgeburtenrate um 35 Prozent zurückging. Dies lässt sich auf verstärkte Investitionen in die grundlegende Gesundheitsversorgung von Frauen, Kindern und Jugendlichen zurückführen.


Allerdings sind diese Fortschritte seit 2010 deutlich zurückgegangen: 54 Länder werden das nachhaltige Entwicklungsziel in Bezug auf die Senkung der Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren nicht erreichen. Ohne zeitnahe Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitsdienste werden bis 2030 schätzungsweise 59 Millionen Kinder und Jugendliche sterben und rund 16 Millionen Babys tot zur Welt kommen, warnen die UN-Organisationen.


"Es ist zutiefst ungerecht, dass die Überlebenschancen eines Kindes allein durch seinen Geburtsort bestimmt werden können und dass es beim Zugang zu lebensrettenden Gesundheitsdiensten so große Ungleichheiten gibt", sagte Dr. Anshu Banerjee, Direktorin für die Gesundheit von Müttern, Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). "Kinder weltweit benötigen starke grundlegende Gesundheitssysteme, die ihren Bedürfnissen und denen ihrer Familien gerecht werden, damit sie – ganz gleich wo sie geboren werden – den besten Start und Hoffnung für die Zukunft haben."


Laut Vereinten Nationen sind die Überlebenschancen von Kindern nach wie vor sehr unterschiedlich, je nachdem, wo sie zur Welt kommen. Sub-Sahara-Afrika und Südasien sind besonders von Kindersterblichkeit betroffen. Obwohl Länder in Sub-Sahara-Afrika nur 29 Prozent der weltweiten Lebendgeburten verzeichneten, ereigneten sich im Jahr 2021 56 Prozent aller Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren in dieser Region und 26 Prozent in Südasien. Kinder, die in Sub-Sahara-Afrika zur Welt kommen, sind weltweit dem höchsten Risiko ausgesetzt, im Kindesalter zu sterben – das Risiko ist für sie 15 Mal höher als für Kinder in Europa und Nordamerika.


In beiden Regionen ist zudem die Totgeburtenrate besonders hoch: 77 Prozent aller Totgeburten im Jahr 2021 ereigneten sich in Sub-Sahara-Afrika und in Südasien. Nahezu die Hälfte der Totgeburten gab es in Sub-Sahara-Afrika. Das Risiko einer Frau, eine Totgeburt zu erleiden, ist in Afrika südlich der Sahara siebenmal höher als in Europa und Nordamerika.


"Hinter diesen Zahlen stehen Millionen von Kindern und Familien, denen ihr Grundrecht auf Gesundheit verwehrt wird", sagte Juan Pablo Uribe, Globaler Direktor für Gesundheit, Ernährung und Bevölkerung der Weltbank und Direktor der Globalen Finanzierungsfazilität. "Wir brauchen politischen Willen und Führungsstärke für eine nachhaltige Finanzierung der grundlegenden Gesundheitsversorgung – dies ist eine der besten Investitionen, die Länder und Entwicklungspartner tätigen können."


Nach wie vor ist der Zugang zu und die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung für Kinder weltweit eine Frage von Leben und Tod. Die meisten Todesfälle bei Kindern ereignen sich in den ersten fünf Jahren, die Hälfte dieser Kinder überlebt nicht einmal den ersten Monat.

Frühgeburten und Komplikationen während der Geburt gehören zu den häufigsten Todesursachen. Auch mehr als 40 Prozent der Totgeburten ereignen sich während der Geburt – die meisten dieser Todesfälle könnten verhindert werden, wenn Frauen Zugang zu angemessener Versorgung während der Schwangerschaft und der Geburt hätten. Für Kinder, die die ersten 28 Tage überleben, stellen Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung, Durchfall und Malaria die größte Gefahr dar.


Obwohl COVID-19 die Kindersterblichkeit nicht direkt erhöht hat – die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu sterben, ist bei Kindern geringer als bei Erwachsenen –, könnte die Pandemie dazu beigetragen haben, das Überleben von Kindern zukünftig stärker zu gefährden. Laut den beiden aktuellen Berichten könnte dies auf die Unterbrechung von Impfkampagnen, Ernährungsdiensten und dem Zugang zur medizinischen Grundversorgung zurückzuführen sein und die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder über Jahre hinweg gefährden.

Darüber hinaus hat die Pandemie zum größten Rückgang von Impfungen seit drei Jahrzehnten geführt – dadurch sind die am meisten gefährdeten Neugeborenen und Kinder einem größeren Risiko ausgesetzt sind, an vermeidbaren Krankheiten zu sterben.


Die Berichte weisen zudem auf Datenlücken hin, die die Wirkung von Maßnahmen und Programmen zur Verbesserung des Überlebens und des Wohlergehens von Kindern beeinträchtigen könnten.


"Die neuen Schätzungen verdeutlichen die bemerkenswerten weltweiten Fortschritte, die seit 2000 in Bezug auf die Senkung der Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren erzielt wurden", sagte John Wilmoth, Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung.

"Trotz dieser Fortschritte muss noch mehr getan werden, um die anhaltend großen Unterschiede im Hinblick auf das Überleben von Kindern in einzelnen Ländern und Regionen zu adressieren, insbesondere in Sub-Sahara-Afrika. Nur durch den verbesserten Zugang zu qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung, insbesondere rund um die Geburt, werden wir in der Lage sein, diese Ungleichheiten zu verringern und dem vermeidbaren Tod von Neugeborenen und Kindern weltweit ein Ende zu setzen."