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Jugend in DU

Am 11. Dezember 1946 in New York: Kinderhilfswerk Unicef wird ins Leben gerufen! Am 24. Juli 1957 wurde in Duisburg aus Dankbarkeit und der Einsicht, dass auch in vielen anderen Teilen der Welt Kinder in großer Not leben, die Arbeitsgruppe Duisburg ins Leben gerufen. Redaktion Harald Jeschke
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UNICEF: 2024 war eines der schlimmsten Jahre für Kinder in Konfliktsituationen

Kinder dürfen nicht „Kollateralschaden der ungebremsten Kriege der Welt“ werden

Ali (11), läuft über die Trümmer seines zerstörten Hauses in Gaza-Stadt. / © UNICEF/UNI501989/Al-Qattaa


New York/Köln/Duisburg, 28. Dezember 2024 - Die Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf Kinder weltweit haben im Jahr 2024 ein verheerendes und womöglich beispielloses Ausmaß erreicht. Dies geht aus einer UNICEF-Analyse der neuesten verfügbaren Daten und globalen Trends hervor.

Schätzungen zufolge leben mehr Kinder als je zuvor entweder in Konfliktgebieten oder sind aufgrund von Konflikten und Gewalt gewaltsam vertrieben worden. Die Rechte einer Rekordzahl von Kindern, die von Konflikten betroffen sind, werden verletzt, unter anderem, weil sie getötet und verletzt werden, die Schule abbrechen müssen, es an lebenswichtigen Impfungen fehlt oder sie an schwerer Mangelernährung leiden. Diese Zahl wird voraussichtlich noch weiter steigen.

"Konflikte sind für etwa 80 Prozent des gesamten humanitären Bedarfs weltweit verantwortlich und beeinträchtigen den Zugang zu lebensnotwendigen Grundleistungen wie sauberem Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung.

Über 473 Millionen Kinder – mehr als jedes sechste Kind weltweit – leben heute in Konfliktgebieten. Die Zahl der Konflikte ist laut Global Peace Index die höchste seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Anteil der Kinder weltweit, die in Konfliktgebieten leben, hat sich verdoppelt – von etwa zehn Prozent in den 1990er Jahren auf heute fast 19 Prozent.

Bis Ende 2023 wurden 47,2 Millionen Kinder aufgrund von Konflikten und Gewalt vertrieben. Die Trends für 2024 weisen auf einen weiteren Anstieg von Vertreibungen hin, weil sich verschiedene Konflikte weiter zuspitzen, unter anderem in Haiti, im Libanon, in Myanmar, in Palästina und im Sudan. Kinder und Jugendliche sind überproportional von Flucht und Vertreibung betroffen: Sie machen rund 30 Prozent der Weltbevölkerung aus, im Durchschnitt sind aber rund 40 Prozent der geflüchteten Menschen und 49 Prozent der im eigenen Land vertriebenen Menschen Minderjährige. In Ländern, die von Konflikten betroffen sind, ist im Durchschnitt mehr als ein Drittel der Bevölkerung arm (34,8 Prozent), verglichen mit etwas mehr als zehn Prozent in Ländern, die nicht von Konflikten betroffen sind.

„In fast jeder Hinsicht war 2024 eines der schlimmsten Jahre für Kinder in Konfliktsituationen in der 78-jährigen Geschichte von UNICEF – sowohl was die Zahl der betroffenen Kinder als auch die Auswirkungen auf ihr Leben betrifft“, sagte Catherine Russell, Exekutivdirektorin von UNICEF. „Ein Kind, das in einem Konfliktgebiet aufwächst, geht mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht zur Schule, ist mangelernährt und wird aus seinem Zuhause vertrieben – und das häufig mehrfach – in Vergleich zu einem Kind, das an einem friedlichen Ort lebt. Das darf nicht zur neuen Normalität werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass eine Generation von Kindern zum Kollateralschaden der ungebremsten Kriege in der Welt wird.“

Rekordwert von schweren Kinderrechtsverletzungen wie Tötung und Verstümmelung

Laut den neuesten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2023 verifizierten die Vereinten Nationen einen Rekord von 32.990 schweren Kinderrechtsverletzungen gegen 22.557 Kinder und Jugendliche – die höchste Zahl seit Beginn des vom UN-Sicherheitsrates eingesetzten Überwachungsmechanismus. Auch wenn für 2024 noch nicht alle Zahlen vorliegen, rechnet UNICEF angesichts der aktuellen Entwicklungen mit einem weiteren Anstieg. So wurden beispielsweise in Gaza Tausende von Kindern getötet und verletzt, und die Vereinten Nationen verifizierten in der Ukraine in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 mehr Opfer unter Kindern als im gesamten Jahr 2023.


Die Situation für Frauen und Mädchen ist besonders besorgniserregend, da es in Konfliktgebieten zahlreiche Berichte über Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt gibt. In Haiti ist der Anteil der gemeldeten Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder in diesem Jahr um 1.000 Prozent gestiegen. In bewaffneten Konflikten sind auch Kinder mit Behinderungen in der Regel unverhältnismäßig stark Gewalt und der Verletzung ihrer Rechte ausgesetzt.


In Konfliktgebieten ist Bildung stark beeinträchtigt. Schätzungen zufolge gehen mehr als 52 Millionen Kinder in von Konflikten betroffenen Ländern nicht zur Schule. Kinder im Gazastreifen und ein erheblicher Teil der Kinder im Sudan haben mehr als ein Jahr lang keine Schule besucht, während in Ländern wie der Ukraine, der Demokratischen Republik Kongo und Syrien Schulen beschädigt, zerstört oder zweckentfremdet wurden. Dadurch können Millionen von Kindern nicht lernen. Die Zerstörung der Bildungsinfrastruktur und fehlende Sicherheit in der Nähe von Schulen haben die ohnehin schon katastrophale Bildungssituation in diesen Regionen noch verschlimmert.


Mangelernährung von Kindern in Konfliktgebieten hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Konflikte und bewaffnete Gewalt sind nach wie vor die Hauptursachen für Hunger in zahlreichen Krisengebieten, da Nahrungsmittelsysteme gestört, Menschen vertrieben und der Zugang zu humanitärer Hilfe behindert wird. So wurde beispielsweise in Nord-Darfur im Sudan die erste Hungersnot seit 2017 festgestellt. Im Jahr 2024 leiden schätzungsweise mehr als eine halbe Million Menschen in fünf von Konflikten betroffenen Ländern unter Hunger (eingestuft als „IPC-Phase 5“, der schlimmsten Form der Ernährungsunsicherheit).

Konflikte haben verheerende Auswirkungen auf den Zugang von Kindern zu lebenswichtiger Gesundheitsversorgung. Etwa 40 Prozent der nicht oder unzureichend geimpften Kinder leben in Ländern, die entweder teilweise oder vollständig von Konflikten betroffen sind. Diese Kinder sind oft am anfälligsten für Krankheitsausbrüche wie Masern und Polio, weil sie durch fehlende Sicherheit, mangelnden Zugang zu Ernährung und Gesundheitsdiensten besonders vulnerabel sind.

Auch die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern sind enorm. Das Erleben von Gewalt, Zerstörung und der Verlust von Angehörigen kann sich bei Kindern unter anderem in Reaktionen wie Depressionen, Albträumen und Schlafstörungen, aggressivem oder zurückgezogenem Verhalten, Traurigkeit und Angst äußern.

2024 ist das bisher tödlichste Jahr für humanitäre Helfer*innen, in dem weltweit 281 Mitarbeitende von Hilfsorganisationen ums Leben kamen und damit alle bisherigen Rekorde übertroffen wurden.

„Kinder in Kriegsgebieten sind mit einem täglichen Überlebenskampf konfrontiert, der sie ihrer Kindheit beraubt“, sagte Russell. „Ihre Schulen werden bombardiert, ihre Häuser zerstört und ihre Familien auseinandergerissen. Sie verlieren nicht nur ihre Sicherheit und den Zugang zu überlebensnotwendigen Dingen, sondern auch die Möglichkeit zu spielen, zu lernen und einfach nur Kinder zu sein. Die Welt lässt diese Kinder im Stich. Mit Blick auf 2025 müssen wir mehr tun, um das Blatt zu wenden und das Leben von Kindern zu retten und zu verbessern.“

UNICEF fordert alle Konfliktparteien und diejenigen, die Einfluss auf sie haben, auf, entschlossen zu handeln, um das Leid der Kinder zu beenden, die Wahrung ihrer Rechte sicherzustellen und ihren Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht nachzukommen.

UNICEF ruft zu Spenden für Kinder im Krieg auf: https://www.unicef.de/spenden/kinder-im-krieg



Gesichter des Schocks, des Schmerzes und tiefer Trauer 25 Jahre UNICEF

Foto des Jahres: Unabhängige Jury zeichnet erstmals zwei Gewinnerbilder aus

© Avishag Shaar-Yashuv, Israel (l.); Samar Abu Elouf, Palästina (r.)

Berlin/Köln/Duisburg, 19. Dezember 2024 - Die beiden Gewinnerbilder des UNICEF Foto des Jahres 2024 zeigen die Hauptleidtragenden der grausamen Gewalt in Israel und Palästina – die Kinder. Auf subtile und würdevolle Weise geben die Bilder zarte Hinweise auf davongetragene Wunden innerer und äußerer Art. Erstmals in der 25-jährigen Geschichte des Wettbewerbs zeichnet die unabhängige Jury die Bilder zweier Fotografinnen mit dem ersten Preis aus.


Die Fotos von Avishag Shaar-Yashuv (Israel) und Samar Abu Elouf aus Palästina erinnern daran, dass das Schicksal von Kindern im Krieg und die resultierenden Erfahrungen, Verletzungen und Verluste sie für immer prägen werden. Den zweiten Preis erhält ein Foto des französischen Fotografen Pascal Maitre zur Viruserkrankung Mpox. Es zeigt das mit Pusteln übersäte Gesicht eines sieben Monate alten Jungen in einem Krankenhaus im Osten der Demokratischen Republik Kongo.


Die französische Fotografin Maylis Rolland bekommt den dritten Preis. Ihr Bild hält fest, wie im Universitäts-Krankenhaus der Stadt Rennes, ein kleiner frühgeborener Junge noch unter einer Atemmaske, das Gesicht seiner Mutter berührt. „Die beiden UNICEF Fotos des Jahres 2024 fordern uns auf, innezuhalten. Sie bringen uns dazu, die Perspektive zu verändern, uns in die Situation der Kinder einzufühlen. In ihre Trauer, ihre Angst, ihre Fassungslosigkeit, ihren Schmerz. Empathie und Mitgefühl machen uns stärker. Sie sind die unverzichtbaren Voraussetzungen dafür, auch in scheinbar aussichtslosen Situationen irgendwann nach Verständigung zu suchen,” erklärt UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender (Gattin des Bundespräsidenten) in ihrer Laudatio.


„Gemeinsam stehen wir an der Seite aller Kinder. Das ist die Botschaft des UNICEF Foto des Jahres 2024.” „Die diesjährige Auswahl der beiden Siegerbilder unterstreicht die Universalität des kindlichen Leids,” sagt Peter-Matthias Gaede, Mitglied der Jury und des Deutschen Komitees für UNICEF. „Dass wir erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs zwei Bilder von zwei Seiten einer Front ausgezeichnet haben, bedeutet: Nicht über Schuldfragen urteilen wir hier, denn Kinder können nicht schuldig sein. Und nicht über die Quantität des Leidens in einem Krieg richten wir. Sondern alleine danach, was er in jedem einzelnen Kind anrichten kann, wenn er das bisherige Leben in einen Abgrund stürzt.“


„Die beiden Siegerbilder strahlen etwas zwingend Ruhiges aus. Sie rauben einem gleichermaßen die Worte und regen zum Nachdenken an,” erklärte Prof. Klaus Honnef, Vorsitzender der Jury. „Selten habe ich so furchtbare Bilder von äußerlich nahezu unverwundeten Kindern gesehen. Das von den Kindern Erlebte überschreitet den Horizont des Vorstellbaren.“


Israel / Palästina: Die verschiedenen Gesichter des Schocks, des Schmerzes und einer tiefen Trauer Eins der diesjährigen Gewinnerbilder wurde von der israelischen Fotografin Avishag Shaar-Yashuv aufgenommen und stammt aus der Arbeit „Portraits of the survivors“. Es zeigt den achtjährigen Stav. Der Junge ist einer der Überlebenden des Überfalls der Hamas am 7. Oktober 2023 auf die Siedlung des Moschav Netiv HaAsara. Aufgenommen wurde das Bild am 22. Oktober 2023 in einem Hotel im Kibbuz Maale HaHamisha.


Im Zuge ihrer Arbeit portraitierte die israelische Fotografin Avishag Shaar-Yashuv einige Wochen nach dem Überfall der Hamas neben Stav weitere Kinder. Sie waren nach der Vertreibung aus ihren Häusern in Hotels oder provisorischen Unterkünften untergebracht. Das zweite Gewinnerbild von Samar Abu Elouf, einer palästinensischen Fotografin, gehört zur Arbeit „Wounded children of Gaza“. Zu sehen sind die elfjährige Dareen und der fünfjährige Kinan. Ihre Eltern und 70 weitere Familienmitglieder der Geschwister kamen bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus ums Leben.


Das gemeinsame Portrait der beiden palästinensischen Kinder entstand in einem Hospital in Katar, in das sie zur medizinischen Versorgung aufgenommen worden waren. Neben Dareen und Kinan begleitete Abu Elouf im Zuge ihrer Arbeit weitere Kinder aus Gaza, die mit den Folgen physischer und psychischer Verletzungen sowie dem Verlust ihrer Familien und Freunde belastet sind.


Demokratische Republik Kongo: Ein Virus auf dem Vormarsch
Der zweite Preis geht in diesem Jahr an ein Bild aus der Reportage „Mpox“ des französischen Fotografen Pascal Maitre.

Die Reportage dokumentiert die Entwicklungen der Viruserkrankung Mpox innerhalb der Demokratischen Republik Kongo. Dort werden bereits etwa 40.000 Fälle vermutet, 8.000 wurden bereits bestätigt und über 1.000 Todesopfer erfasst. Pascal Maitre ist ins Zentrum der Infektionen gegangen und hat die Behandlung betroffener Kinder im Kavumu-Hospital in der Region Kivu, im Osten des Kongo, fotografisch begleitet. Darunter der sieben Monate alte Junge Japhet, dessen Pusteln im Gesicht mit dem antiseptischen Medikament „Gentian Violet“ behandelt werden. Gepflegt und behütet wird Japhet von seiner 19-jährigen Mutter Christevi.


Frankreich: Der schwere Weg ins Leben
Die französische Fotografin Maylis Rolland hat am Universitäts-Krankenhaus der Stadt Rennes einige Zeit lang die wunderbaren Momente eingefangen, in denen das zerbrechliche Leben winzigster Babys mit großem Aufwand an Geräten und zugleich intensiver menschlicher Zuwendung stabilisiert wird. Dabei ist auch das mit dem dritten Preis ausgezeichnete Bild.


Es zeigt den Moment, in dem der kleine Junge Gabin, nach 25 Schwangerschaftswochen geboren und noch unter einer Atemmaske, das Gesicht seiner Mutter Doriane berührt. Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation werden weltweit etwa zehn Prozent aller Kinder vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren, also drei Wochen zu früh. Je früher die Geburt, desto dramatischer wird der Eintritt ins Leben. Sieben weitere Reportagen hob die Jury mit ehrenvollen Erwähnungen hervor:

- Äthiopien/Malaysia: Wenn ein Junge nicht mehr spricht – Fotografin: Patricia Krivanek, Kanada
- Frankreich, Nepal: Kinder, die in Handys kriechen – Fotograf: Jérôme Gence,  Frankreich
- Gaza: Es ist nicht ihr Krieg – Fotograf: Saher Alghorra, Palästina
- Israel: Yael war stärker als der Terror – Fotograf: Ziv Koren, Israel
- Nigeria: Ein Tanz in das Selbstbewusstsein – Fotograf: Vincent Boisot, Frankreich
- Sambia, Argentinien: Eine Kindheit ohne Eltern – Fotograf: Valerio Bispuri, Italien
- Sudan: Die unbeachtete Tragödie – Fotograf: Ivor Prickett, Irland

Eine Ausstellung mit allen prämierten Arbeiten ist bis Ende Januar 2025 im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin zu sehen. Anschließend sind sie vom 30. Januar bis 27. April 2025 für die allgemeine Öffentlichkeit im Willy-Brandt-Haus zugänglich.

UNICEF Foto des Jahres – Wettbewerb

Mit der Auszeichnung UNICEF Foto des Jahres prämiert UNICEF Deutschland seit dem Jahr 2000 Fotos und Fotoreportagen, die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren. In diesem Jahr findet der Wettbewerb zum 25. Mal statt. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Nominierung durch eine*n international renommierte*n Fotografie-Expert*in. Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury.

Epson begleitet den Wettbewerb „UNICEF Foto des Jahres“ seit vielen Jahren. Auch in diesem Jahr wurde die Ausstellung durch Epson gedruckt.

Eine Übersicht aller ausgezeichneten Fotoreportagen finden Sie auf https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/foto-des-jahres.

25 Jahre: UNICEF Foto des Jahres 2024

Köln/Duisburg, den 11. Dezember 2024 - Am Donnerstag, den 19. Dezember 2024 stellt UNICEF Deutschland die Preisträgerinnen und Preisträger des internationalen Fotowettbewerbs auf einer Pressekonferenz in Berlin vor. Zum 25. Mal werden mit dem UNICEF Foto des Jahres herausragende Bilder und Reportagen internationaler Fotojournalistinnen und -journalisten ausgezeichnet. Erstmals in der Geschichte des UNICEF Foto des Jahres werden die Bilder zweier Fotografinnen mit dem ersten Preis gewürdigt.


© UNICEF/Soliz


Die Gewinnerbilder erinnern auf subtile und würdevolle Weise daran, dass das Schicksal von Kindern im Krieg und die resultierenden Erfahrungen, Verletzungen und Verluste sie für immer prägen werden. Die Preisträgerinnen und Preisträger des UNICEF Fotos des Jahres 2024 werden am Donnerstag, den 19. Dezember, um 11 Uhr in Berlin im Haus der Bundespressekonferenz von UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender präsentiert.


Renommierte Fotografinnen und Fotografen aus der ganzen Welt haben auch in diesem Jubiläumsjahr ihre Bilder eingereicht. Eindringlich schildern die Reportagen die Herausforderungen des Aufwachsens in einer Zeit multipler Krisen.


Syrien: „Eine Generation Kinder kennt nur Angst und Not“

Köln/Duisburg, den 9. Dezember 2024 - Angesichts der sich rasch entwickelnden Ereignisse in Syrien ruft UNICEF Deutschland dazu auf, Kinder in Syrien zu schützen. Nach fast 14 Jahren Krieg brauchen Kinder weiter Hilfe.

© UNICEF/UNI638395/Aldhaher


„Ein Kind, das 2011 in den beginnenden Krieg hinein geboren wurde, hat heute das Teenageralter erreicht. Eine ganze Generation syrischer Kinder kennt nichts als Angst und Not“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Die Kinder sehnen sich nach Frieden und einer besseren Zukunft für sich und ihr Land. Noch bleibt unsicher, wie es für die Kinder weitergehen wird. Gemeinsam müssen wir alles daran setzen, sie zu schützen und so schnell wie möglich ein stabiles Umfeld zu schaffen. Ihr Wohlergehen ist der Schlüssel für ein künftiges Zusammenleben in Frieden.“

Fast 14 Jahre Krieg in Syrien haben schreckliche Not über die Zivilbevölkerung gebracht. Vor allem die Kinder leiden unter Gewalt, Vertreibung, Hunger und Armut. Rund 16,7 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter 7,5 Millionen Kinder. Mehr als 7,2 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben, 3,4 Millionen von ihnen im Nordwesten des Landes.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden fast 14.700 Kinder seit dem Beginn des Krieges getötet oder verletzt. Dies sind allein die verifizierten Fälle, die tatsächliche Zahl ist vermutlich weitaus höher. UNICEF schätzt, dass in den vergangenen zwei Wochen mindestens 35 Kinder getötet wurden.

Rund 85 Prozent der Familien kommen angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage kaum über die Runden. Viele Eltern in Syrien wissen nicht, wie sie die Mittel aufbringen können, um ihre Kinder zu ernähren. Schätzungsweise 650.000 syrische Kinder leiden an chronischer Mangelernährung.

Der Krieg hat zudem zu einer schweren Bildungskrise geführt. Eine von drei Schulen wird als Notunterkunft genutzt oder wurde zerstört oder beschädigt. Mehr als 2,4 Millionen Kinder in Syrien besuchen keine Schule.

UNICEF ruft dazu auf, humanitären Organisationen sicheren und ungehinderten Zugang zu Kindern in Not zu gewähren. UNICEF steht bereit, in der aktuellen Lage die dringend benötigte humanitäre Hilfe rasch auszuweiten.

UNICEF ist seit den 1970er-Jahren für Kinder in Syrien im Einsatz und hat seit 2011 sehr umfangreiche Not- und Übergangshilfe in Syrien und den Nachbarländern geleistet. Im ersten Halbjahr 2024 hat UNICEF beispielsweise mehr als eine Million Kinder in Syrien mit grundlegenden Gesundheitsprogrammen erreicht. Mehr als eine Million Kinder wurden auf schwere Mangelernährung untersucht und mit Nahrungsmitteln, Mikronährstoffpräparaten und Beratungsdiensten versorgt. Rund 600.000 Kinder erhielten Zugang zu Bildungsangeboten und mehr als 14 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

UNICEF steht bereit, um in der aktuell unsicheren Lage die dringend benötigte humanitäre Hilfe auszuweiten.

UNICEF Deutschland ruft zu Spenden für Kinder in Syrien auf: www.unicef.de/syrien.


2050: Wie Demografie, Klima und Technologie die Kindheit verändern

Neuer UNICEF-Bericht „Zur Lage der Kinder in der Welt“ / Aufruf zum Handeln und bundesweite Aktionen zum Internationalen Tag der Kinderrechte

© UNICEF/UNI552921/Elfatih

New York/Köln/Duisburg, 20. November 2024 - Die Zukunft der Kindheit hängt in der Schwebe, wenn die Kinderrechte in einer sich rapide verändernden Welt nicht dringend besser geschützt und umgesetzt werden. Davor warnt UNICEF in einem am heutigen Internationalen Tag der Kinderrechte veröffentlichten neuen Bericht.

In der diesjährigen Ausgabe des Reports „Zur Lage der Kinder in der Welt“ mit dem Titel „The Future of Childhood in a Changing World“ richtet das UN-Kinderhilfswerk UNICEF den Blick in das Jahr 2050. Anhand von Projektionen untersucht der Report, wie sich die drei Megatrends demografischer Wandel, Klima- und Umweltkrise sowie technologische Entwicklungen auf Kinder auswirken werden.

„Kinder erleben unzählige Krisen, von Klimawandel bis hin zu Online-Gefahren, und diese werden sich in den kommenden Jahren noch verschärfen“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Die Projektionen in diesem Bericht zeigen, dass die Entscheidungen, die die Staats- und Regierungschefs heute treffen – oder nicht treffen –, die Welt prägen, die die Kinder erben werden. Um für 2050 eine bessere Zukunft zu erschaffen braucht es mehr als nur Vorstellungskraft, es braucht Taten. Jahrzehnte des Fortschritts, besonders für Mädchen, sind in Gefahr.“

Die Klimakrise hat bereits heute gravierende Auswirkungen; 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dem Bericht zufolge werden Klima- und Umweltkrisen im Jahrzehnt 2050 bis 2059 voraussichtlich noch weiter zunehmen. Im Vergleich zu den 2000er Jahren werden, wenn sich aktuelle Trends fortsetzen, achtmal so viele Kinder extremen Hitzewellen, dreimal so viele Kinder extremen Flussüberschwemmungen und fast doppelt so viele Kinder extremen Waldbränden ausgesetzt sein.

Wie sich diese Klimagefahren auf Kinder auswirken, hängt von ihrem Alter, ihrer Gesundheit, ihrer sozioökonomischen Lage und ihrem Zugang zu Ressourcen ab. So hat beispielsweise ein Kind mit Zugang zu klimaresilienten Unterkünften, Klimaanlagen, Gesundheitsversorgung, Bildung und sauberem Wasser eine größere Chance, Klimaschocks zu überleben, als ein Kind ohne Zugang. Der Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit gezielter Umweltmaßnahmen, um alle Kinder zu schützen und die Risiken, denen sie ausgesetzt sind, zu mindern.

Die demografische Entwicklung bringt ebenfalls große Herausforderungen mit sich. In den 2050er Jahren werden Subsahara-Afrika und Südasien voraussichtlich die zahlenmäßig größten Kinderpopulationen haben. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen wird in allen Regionen der Welt voraussichtlich sinken, in Afrika mit 40 Prozent (rund 50 Prozent in den 2000er Jahren) aber weiterhin hoch bleiben.

In Ostasien und Westeuropa wird der Anteil der Kinder der Projektion zufolge von zuvor 29 beziehungsweise 20 Prozent der Bevölkerung in den 2000er Jahren auf unter 17 Prozent sinken. Diese Veränderungen bedeuten für manche Länder die Herausforderungen, sehr viele Kinder mit Grunddiensten versorgen zu müssen, während andere die Bedürfnisse von Kindern und einer wachsenden älteren Bevölkerung ausbalancieren müssen.

Bahnbrechende neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) bieten Kindern sowohl Chancen als auch Gefahren. Bereits jetzt interagieren viele Kinder mit KI, die in Apps, Spielzeugen, virtuellen Assistenten, Spielen und Lernsoftware eingebettet ist. Aber die digitale Kluft bleibt groß. Im Jahr 2024 waren über 95 Prozent der Menschen in Ländern mit hohem Einkommen mit dem Internet verbunden, verglichen mit nur knapp 26 Prozent in Ländern mit niedrigem Einkommen. Vielen jungen Menschen fehlen die nötigen digitalen Kompetenzen, die sie für bessere Bildung und Berufsaussichten brauchen.

Positive Trends/ Drei Zukunftsszenarien
Der Bericht enthält jedoch auch gute Nachrichten. Wie Kindheit im Jahr 2050 wirklich aussehen wird, hängt von vielen Faktoren ab. Im UNICEF-Bericht werden drei mögliche Zukunftsszenarien vorgestellt. Im schlechtesten Fall, dass sich die Entwicklung verlangsamt, steigt zum Beispiel die Gefahr von regionalen Rivalitäten und Konflikten. Im besten Szenario einer beschleunigten Entwicklung könnten nahezu alle Kinder eine Grundschul- und weiterführende Bildung erhalten.

Im mittleren Szenario, wenn aktuelle Trends sich fortsetzen, steigt die Lebenserwartung, während die Kindersterblichkeit weiter sinkt. In den 2050er Jahren erhalten dann fast 96 Prozent der Kinder weltweit mindestens eine Grundschulbildung, verglichen mit 80 Prozent in den 2000er Jahren. Aber die Klimarisiken steigen stark, und ein größerer Teil der Kinder und Jugendlichen (23 Prozent statt elf Prozent) wird dann in Ländern mit niedrigem Einkommen aufwachsen.

Der UNICEF-Bericht unterstreicht, wie wichtig es ist, die in der UN-Kinderrechtskonvention dargelegten Kinderrechte in allen Strategien, Richtlinien und Maßnahmen in den Mittelpunkt zu stellen, um eine gute Zukunft zu sichern. Insbesondere fordert UNICEF Investitionen in Bildung und Gesundheit von Kindern, Klimaschutz und –anpassung sowie Internetzugang und digitale Kompetenzen für alle Kinder.

Bundesweiter Aktionstag in Deutschland: Kinderrechte und Demokratie
Rund um den heutigen Internationalen Tag der Kinderrechte – dem Tag, an dem vor 35 Jahren die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet wurde – finden weltweit zahlreiche Aktionen für Kinderrechte statt. Als Zeichen für Kinder und ihre Rechte werden beispielsweise bekannte Gebäude blau angestrahlt.

Bei den vielfältigen Aktionen in Deutschland steht das Motto „Kinderrechte leben. Demokratie stärken.“ im Fokus. Denn die konsequente Verwirklichung der Kinderrechte ist nicht nur entscheidend für das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen, sondern auch ein unverzichtbarer Beitrag zur Stärkung unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.

Im Rahmen einer bundesweiten Mitmachaktion machen sich über eine Viertelmillion Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland mit UNICEF für ihre Rechte stark. Gemeinsam füllen sie die Aktionsbotschaft „Du gehörst dazu" an ihrer Schule mit Leben und setzen in ihrer Stadt ein Zeichen für Vielfalt und Zusammenhalt. Ehrenamtlich für UNICEF engagierte Menschen machen in allen Teilen des Landes auf die Kinderrechte aufmerksam und führen vor Ort Gespräche mit Entscheider*innen aus Politik und Wirtschaft.

UNICEF: Durchschnittlich 16 Kinder pro Woche in der Ukraine getötet oder verletzt

1.000 Tage Krieg in der Ukraine - Familien leiden unter harten Bedingungen vor drittem Winter - UNICEF ruft vor dem beginnenden Kriegswinter dringend zu Spenden auf: www.unicef.de/ukraine

Sofia in der Region Charkiw mit einem Winterhilfe-Paket von UNICEF (Archivbild November 2023). Den Kindern in der Ukraine steht ein weiterer schwerer Kriegswinter bevor. © UNICEF/UNI497964/Filippov

New York/Kiew/Köln/Duisburg, 18. November 2024 - Seit August 2024 mussten rund 170.000 Menschen ihre Häuser im Osten des Landes verlassen, viele wurden aus Gebieten evakuiert, in denen heftige Kämpfe stattfanden. Insgesamt sind fast 3,6 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine vertrieben. Über 6,75 Millionen haben außerhalb des Landes Zuflucht gesucht. In Europa sind neun von zehn geflüchteten Menschen aus der Ukraine Frauen und Kinder.

In den Frontgebieten brauchen fast drei Millionen Menschen dringend Wärme, sauberes Wasser und medizinische Versorgung. Schulen und Krankenhäuser sind immer wieder Ziel von Angriffen. In den letzten tausend Tagen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 1.496 Bildungseinrichtungen und 662 Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine beschädigt oder zerstört. Rund 1,7 Millionen Kinder haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, und 3,4 Millionen haben keinen Zugang zu zentralisierten Sanitäreinrichtungen, was ihr Krankheitsrisiko erhöht.

„Schulen, Krankenhäuser und zivile Infrastruktur sind nicht nur Gebäude; sie sind Lebensadern und Symbole der Hoffnung für die Erholung und Widerstandsfähigkeit der Kinder“, sagte Russell. „Die Kinder der Ukraine müssen vor dem anhaltenden Horror dieses Krieges geschützt werden. Die Welt kann nicht schweigen, während sie leiden.“

UNICEF fordert weiterhin, das humanitäre Völkerrecht durch den Schutz von Kindern und der für ihr Überleben entscheidenden Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Die sofortige Beendigung des Einsatzes explosiver Waffen in besiedelten Gebieten und aller schweren Übergriffe gegen Kinder muss oberste Priorität haben.

Trotz der großen Herausforderungen bleiben UNICEF und seine Partner vor Ort im Einsatz und helfen Kindern und Familien unter anderem durch psychosoziale Unterstützung, Bildung und grundlegende Dienstleistungen wie Wasser- und Sanitärversorgung. Der Nothilfe-Aufruf für Kinder in der Ukraine und für aus der Ukraine geflüchtete Kinder in den Nachbarländern in 2024 ist noch um 30 Prozent unterfinanziert.